Afghanistan-Sammler: Evakuierung aus Kabul

Zur weiter laufenden Evakuierungsoperation aus der afghanischen Hauptstadt Kabul (zunächst mal) ein Sammler mit den laufenden Meldungen; eine Zusammenfassung später:

• Am North Gate des Flughafens Kabul kam es am frühen Montagmorgen (06.43 Uhr afghanischer Zeit) zu einem Schusswechsel, an dem auch Bundeswehrsoldaten beteiligt waren. Dabei kam ein afghanischer Soldat ums Leben, der zu den Sicherungskräften des Flughafens gehörte, drei weitere wurden nach Angaben der Bundeswehr verwundet. Offensichtlich waren von außerhalb des Flughafens Schüsse auf die Soldaten am Tor abgegeben worden; Soldaten der Bundeswehr und der US-Streitkräfte erwiderten das Feuer. Die genaueren Umstände sind noch unklar.

• Nach einer Übersicht des Verteidigungsministeriums wurden bis zum Montagmorgen rund 2.700 Personen von den deutschen A400M ausgeflogen. Inzwischen startete eine weitere Maschine mit rund 200 Menschen an Bord von Kabul nach Taschkent.

• In einem Interview mit dem britischen Sender Sky TV erklärte ein Vertreter der Taliban in Doha, aus deren Sicht müsse es bei einem Ende der Evakuierungsoperationen am 31. August bleiben:

It’s a red line. President Biden announced that on 31 August they would withdraw all their military forces. So if they extend it that means they are extending occupation while there is no need for that.

Ob die Bemühungen mehrerer westlicher Staaten Erfolg haben, dieses Enddatum zu verschieben, bleibt vorerst offen. Ein tatsächlicher Abzug unter anderem der mehr als 6.000 US-Soldaten sowie der Streitkräfte zahlreicher anderer Staaten zum 31. August würde unter anderem bedeuten, dass die Evakuierungsoperationen bereits einige Tage zuvor eingestellt werden müssen – um auch die eingesetzten Soldaten aus Kabul ausfliegen zu können.

• Mit Hilfe des Kommandos Spezialkräfte (KSK) wurde nach mehreren Medienberichten eine Münchner Familie in den gesicherten Bereich des Flughafens gebracht. Laut Spiegel hatten die deutschen Soldaten mit der afghanischstämmigen Familie einen Treffpunkt ausgemacht und konnten sie außerhalb eines Flughafenzugangs in Empfang nehmen. Allerdings handelte es sich offensichtlich nicht um eine Aktion der deutschen Spezialkräfte im Stadtgebiet, sondern in unmittelbarer Nähe des Airports selbst.

• Am (gestrigen) Sonntag wurden die in Kabul eingesetzten Fallschirmjäger erstmals gegen frische Kräfte ausgetauscht – zuvor hatten sie unter anderem am Nordtor des Flughafens unter schwierigen Umständen die Sicherung aufrechterhalten.

Nachtrag: Eine Zahl aus der US-Regierung, die erstmal für sich steht:

From August 22 at 3:00 AM EDT to August 23 at 3:00 AM EDT, 28 U.S. military flights (25 C-17s and 3 C-130s) evacuated approximately 10,400 people from Kabul. In addition, 61 coalition aircraft evacuated approximately 5,900 people.

Update: Derzeit sind am Flughafen Kabul rund 300 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Das teilte Ministeriumssprecher Oberst Arne Collatz in der Bundespressekonferenz mit, wenn auch etwas um die Ecke: Auf die Frage nach dem Frauenanteil in dieser Mission teilte er mit, dass derzeit neun Frauen dort eingesetzt seien, alles Kampftruppe, was einem Anteil von drei Prozent entspreche.

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(Foto: FallschirmjäŠger verlassen einen Airbus A400M am Flughafen Taschkent nach einem Einsatz in Kabul am 22.08.2021 – Marc Tessensohn/Bundeswehr)