Sicherheitshalber der Podcast Folge 45: Taiwan: Kriegsgefahr zwischen China und den USA? | Zehn Jahre Aussetzung der Wehrpflicht

11 Antworten auf “Sicherheitshalber der Podcast Folge 45: Taiwan: Kriegsgefahr zwischen China und den USA? | Zehn Jahre Aussetzung der Wehrpflicht”

1. Zum Thema Taiwan würde ich gerne noch etwas hinzufügen.
   Der Staat Taiwan besteht nämlich nicht nur aus der namensgleichen Insel Taiwan.
   Unter den übrigen Besitzungen des Staates Taiwan ist auch die 150km² große Insel Kinmen nur 2km vor der Küste von der Volksrepublik China.

   Aufgrund der geographischen Nähe zum Festland, der geringen Größe und kleineren Bevölkerung (140.000) ist die Lage hier besonders kritisch.
   Die Befürchtungen gehen in die Richtung, dass die Volksrepublik China Kinmen wie eine Art Probelauf nutzen wird, noch bevor man sich der taiwanesischen Hauptinsel zuwenden wird.

   Wer noch ein bisschen mehr zu dem Thema hören möchte, dem empfehle ich diesen DW News Beitrag (Auslandsrundfunk des ÖRR) von September 2020.
   https://youtu.be/VkuNWDG3yNM

   @T.W.
   Ich hoffe, dass Ihr Blog trotz meiner Erwähnungen Taiwans keine Repressalien erfahren muss und Sie sich nicht beim chinesischen Staat auf Mandarin entschuldigen werden müssen.
   Ich wünsche eine angenehme, wohlverdiente Sommerpause.

2. Ich war freudig überrascht meine alte Regiments-Kommandörin zu hören.
   Und endlich war mal gut erklärt ob wieder Wehrpflicht oder nicht.

3. War nett mal wieder von dir zu hören, Steffi. Und wie zu erwarten nicht „gestreamlinete“ Antworten.

   Insgesamt zwei interessante Themen. Bei der Diskussion über die Allg. Wehrpflicht hat vllt ein bisschen die Kontraposition gefehlt.

4. In diesem Zusammenhang lesenswert, was Admiral James Stavridis (ret.) in seinem Buch „2034“ als zukünftigen militärischen Konflikt der USA und VR China beschreibt. Und welche Rolle Indien in diesem Zusammenhang spielt. Die Eroberung Taiwans ist eine Möglichkeit der VR. Abhalten werden die VR China vorerst wirtschaftliche, politische und militärische Gründe. Die USA erarbeiten dazu eine neue Strategie, die auch das Beschaffungsprogramm der Streitkräfte beeinflußt. Es geht u.a. um die Frage der Cyber/Hyperwaffen sowie insbesondere der Marine und der Ausrichtung und Dimensionierung ihrer Flotte.

5. Ein Aspekt bzgl. Pro-Wehrpflicht hat gefehlt, denke ich:
   Es ging doch auch darum, die Kluft zwischen Bevölkerung und Bundeswehr zu überwinden, die (scheinbar) nach dem Ende der Wehrpflicht immer größer wird, weil keiner mehr weiß, „wie es in der Bundeswehr ist“.
   Sage nicht, dass die erneute Einführung der Wehrpflicht eine Lösung ist, aber das Problem muss meiner Meinung nach angegangen werden.

6. Um mal die Nerd-Quote aufrecht zu erhalten, hier ein interessantes Video zum Thema China:

   https://www.youtube.com/watch?v=3stlX2jDzao

   Es handelt sich um das Intro aus dem PC-Strategiespiel Dynasty General (im original People’s General) von SSI. Das Spiel von 1998 hat als Hintergrund eine Eskalation der „Taiwan Frage“ und einen anschließenden (konventionellen) dritten Weltkrieg Chinas gegen den Rest der Welt. (2 Jahre vor Tom Clancy und 10 Jahre vor Larry Bond)

   Manche Zitate aus dem Intro könnte man auch heute noch in den Nachrichten erwarten, andere … eher weniger.

   Was es auch besonders interessant macht, ist, dass es (nach meiner Vermutung) das erste „Mainstream“ Medienprodukt war, in dem die wiedervereinigte Bundesrepublik Kriegsteilnehmer wird. (Und nicht nur mit ein paar ECR Tornados. Aber die gibts auch.)

   War auch spielerisch ein ordentliches Ding. Ein besonderer Höhepunkt war natürlich als Russland mit der NATO den Landkrieg gegen China in Wolgograd gedreht hat. Ja, wirklich.

   https://de.wikipedia.org/wiki/Dynasty_General

7. Chinas zunehmend aggressives Verhalten im chinesischen Meer geht mit dem Wachsen und der Modernisierung der Streitkräfte, insbesondere der Flotte, einher. Wie auch bei der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas haben der Westen und Russland einen erheblich Teil dazu beigetragen.
   Wir alle, die wir in China gefertigte Produkte kaufen bzw. gekauft haben, haben dazu beigetragen die chinesische Regierung stark zu machen. Getreu dem Motto: „Geiz ist geil“. Geiz ist nie „geil“ und im Zusammenhang mit China könnte er auch fatal sein.
   Hätte die Ukraine nicht den damals noch nicht fertiggestellten Flugzeugträger Warjag an die Chinesen verkauft, dann hätten die Chinesen niemals so schnell eigene Fluzeugträger bauen können.
   Die Chinesen habe schon immer gern russische Militärtechnik abgekupfert und weiterentwickelt und mit zunehmendem Rechtum haben sie auch im „Westen“ eingekauft.
   Mit moderner Technologie haben sie in den letzten 20 Jahre sukzessive ihre alten Zerstörer durch moderne Lenkwaffenzerstörer ausgetauscht. Im Zeitraum 1998 bis 2019 hat die Volksmarine ihren Bestand an Fregatten durch 42 moderne(re) Mehrzweckfregatten ersetzt. Die größte Gefahr für Taiwan, aber natürlich auch für Südkorea, Japan, die Philippinen und andere Anrainer am Südchinesischen Meer stellt die rapide ausgebaute Flotte an Landungsschiffen dar. Davon hat die Volksmarine inzwischeen 43, inklusive dreier Amphious Assault Ships. Keine andere Nation legt für ihre Marine soviele Neubauten auf Kiel wie die Chinesen. Solange wie die Volksmarine keine Landungsschiffe hatte, solange waren Angriffsdrohungen gegen Taiwan leere Drohungen.
   Ich bin kein Experte für marine Kriegsführung, aber die Stärke der taiwanesischen Streitkräfte ist ja bekannt. Spätestens von dem Zeitpunkt an, wo die Transportkapazität bei den Landungsschiffen groß genug ist, um eine adequate Invasionsstreitmacht nach Taiwan zu schicken, spätestens dann müssen wir davon ausgehen, das es diese Invasion geben wird. Allerdings ist die chinesische Regierung auch nicht blöd. In Peking hofft man darauf, die Menschen in Taiwan so zu entnerven, dass die am Ende freiwillig klein beigeben und sich Peking unterwerfen. Sie dürften dann das Schicksal der Bürger Hongkongs teilen.
   Aufhalten kann man das nur durch eine Anerkennung Taiwans als unabhängigen Staat. So das die Republik Taiwan dem Südostasien Pakt beitreten kann. Die chinesische Regierung würde dann zwar vor Wut schäumen aber es würde der ständigen Erpressung einen Riegel vorschieben und einen offenen Angriff würde es sicher auch verhindern.

8. @Schlammstapfer
   Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufknüpfen.
   Wladimir Iljitsch Lenin (zugeschrieben, aber umstritten)

   Die Chinesen wären auch bei Luftfahrt noch nicht so weit hätte Airbus sich dort nicht niedergelassen.

   https://www.welt.de/print-welt/article182703/Airbus-Fertigung-in-China-stoesst-auf-Kritik.html

   https://www.spiegel.de/wirtschaft/flugzeugbauer-wirtschaftskrieger-warnt-airbus-vor-china-geschaeft-a-388796.html

   FRA ist da eher sensibilisiert, immerhin gibt es dort die École de guerre économique

   https://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89cole_de_guerre_%C3%A9conomique

9. Ich hätte mir zur Frage der Wehrpflicht (pro/contra) eher einen Heeresoffizier gewünscht. Denn meines Erachtens, und so wurde es auch von der Frau Oberstarzt geäußert, wird da die Meinung gerade in Hinblick auf LV/BV abweichen. Der SanDst hat da eher eine Sondermeinung, die nicht zwingend kongruent mit der Rest-Bundeswehr ist.

   Außerdem bildet doch bitte auch eine Gegenmeinung ab: Auch drei mal zu sagen, dass es keine sicherheitspolitischen Argumente für eine Wehrpflicht gibt, überzeugt doch niemanden. Das war leider nicht so gut.

   Vielleicht wiegen die Argumente letztendlich nicht die Preisschilder auf, aber da habt ihr es euch sehr einfach gemacht.

10. Wobei ich mal steil behaupten würde, dass das Heer nicht den „Rest der Bundeswehr“ darstellt, sondern den Hauptträger des Gefechts in der Dimension Land – und auch da ficht es sich ein wenig dünn ohne die Enabler aus Luft, See, Cyber, Logistik und Sanität. Aber dies wurde ja schon an anderer Stelle hinreichend ausführlich besprochen. :-))

    Schönen Urlaub an TW!

11. @Thomas Melber.
    Gut zusammengefasst. Die Airbus A330 MRTT ist zur Zeit eines der modernsten Tankflugzeuge der der Welt. Zur Zeit hat die chinesische Luftwaffe nur zehn Tanker, die auf der alten russischen Tu-16 N basieren. Dank der Hilfe von Airbus, wird die chinesische Luftwaffe vermutlich schon in weniger als zehn Jahren auch über eine moderne Tankerflotte verfügen und unsere Geopolitiker werden sich wieder verwundert die Augen reiben.

Kommentare sind geschlossen.