Strukturen für die ‚Bundeswehr der Zukunft‘: Viel Unruhe, wenig Klarheit
Über weitgehende Umstrukturierungen der Bundeswehr sind nach Darstellung von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bislang noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen worden. Es gebe dazu noch kein fertiges Papier und schon gar keines, das sie bereits unterzeichnet hätte, sagte die Ministerin nach Angaben von Teilnehmern am (heutigen) Mittwoch vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestages. Allerdings kursieren seit Tagen Hinweise auf einen weitgehenden Umbau, mit dem unter anderem die Streitkräftebasis und der Sanitätsdienst in anderen Bereichen aufgehen sollen.
Hintergrund ist die Ankündigung von Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn vom Februar, aufgrund gewandelter Anforderungen unter anderem durch die Bedrohungslage die Bundeswehr der Zukunft neu aufzustellen:
Wir erlassen im Mai 2021 Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft und legen damit konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung der Streitkräfte hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, Strukturen und Einsatzbereitschaft vor.
Diese Eckpunkt soll es nach den Worten der Ministerin vor dem Ausschuss in der zweiten Maihälfte geben, ein nach den militärischen Vorarbeiten abgestimmtes Papier auf politischer Ebene gebe es bislang nicht. Ungeachtet dessen sickern natürlich Details dieser Planungen durch, unter anderem in einer Meldung der Deutschen-Presseagentur am (heutigen) Mittwoch. Danach zeichnet sich ab:
• Künftig soll es vier Teilstreitkräfte geben: Neben Heer, Luftwaffe und Marine der Bereich Cyber- und Informationsraum (der damit vielleicht nicht formal, aber inhaltlich zur Teilstreitkraft aufgewertet würde)
• Die Streitkräftebasis und der Zentrale Sanitätsdienst werden im Wesentlichen in diesen vier Teilstreitkräften aufgehen
• Analog zum Einsatzführungskommando soll es ein Territoriales Führungskommando mit einem Nationalen Befehlshaber geben (da es bereits ein Kommando Territoriale Aufgaben und darüber einen Nationalen Territorialen Befehlshaber gibt, nämlich den Inspekteur der Streitkräftebasis, ist dann natürlich die Frage, was wo integriert wird)
Die ganze Umstrukturierung soll ohne Verringerung an Dienstposten funktionieren, aber im Interesse einer schnelleren Einsatzfähigkeit der Bundeswehr die Zahl der Stäbe und damit auch der Schnittstellen verringern. Ob das tatsächlich so funktioniert, wird natürlich auch davon abhängen, wie nötige neue Schnittstellen organisiert werden.
So wird bei einer Integration von Teilen des Sanitätsdienstes ins Heer geklärt werden müssen, wie die Versorgung Verwundeter an eine andere Organisationseinheit funktioniert – das Heer wird kaum ein Feldlazarett betreiben wollen und können (das natürlich nicht mehr so heißt, sondern Role 2). Ähnliches gilt für die Logistik.
Unklar ist bislang, inwieweit die geplanten Strukturveränderungen noch vor der Bundestagswahl eingeleitet werden oder gegebenenfalls erst von einer neuen Bundesregierung umgesetzt werden. Auch werden die Bundestagsabgeordneten, die sich – wie zu hören ist, quer durch alle Fraktionen – bislang unzureichend informiert fühlen, bei Grundzügen der Bundeswehrstruktur zumindest beteiligt werden.
Öffentlich kam entsprechende Kritik aus den Koalitionsfraktionen, von der verteidigungspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Siemtje Möller:
Zu den möglichen Veränderungen im Organisationsaufbau der Bundeswehr und der angedachten Auflösung der Organisationsbereiche Sanität und Streitkräftebasis haben uns allerdings anstatt echter Informationen nur alarmistische Signale und eine große Unruhe in den zahlreichen Standorten erreicht. Die Gerüchte und Halbinformationen verunsichern die Streitkräfte. Erklärungen werden unabgesprochen lanciert und wieder gelöscht, das ist in Anbetracht der Auswirkungen auf die persönliche, berufliche Situation von 60.000 Soldatinnen und Soldaten, von denen ein Großteil jeden Tag bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und in der medizinischen Versorgung in den Einsatzgebieten eingesetzt ist, unangemessen.
Eine umfängliche und gewissenhafte Umstrukturierung lässt sich zudem weder während einer Pandemie noch kurz vor der Bundestagswahl zufriedenstellend abschließen. Die Bundeswehr würde so, in einer durch den Abzug aus Afghanistan bestimmten Umbruchsphase, zusätzlich destabilisiert.
Denn mit der Umstrukturierung wird sich natürlich auch die Frage nach den Standorten stellen – auch wenn das Verteidigungsministerium versichert, dass bei den erwogenen Plänen keine Standortentscheidungen beabsichtigt seien. Ob das mit einer Verschiebung zum Beispiel von großen Teilen der Logistiktruppe zum Heer funktioniert, wird sich noch zeigen müssen.
Nachtrag: Eine überraschend deutliche Aussage kommt von außerhalb der Bundeswehr, nämlich vom Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands, der unter anderem bemängelt:
Das Vorhaben einer Eingliederung in die Teilstreitkräfte zeigt zudem auch ein Bild der Spitze des Ministeriums vom freien Beruf Arzt, das einen schon ratlos zurücklässt. Ärztinnen und Ärzte im Dienst der Bundeswehr müssen sich in jeder Situation hier in Deutschland und erst recht im Einsatz darauf verlassen können, dass sie ihre medizinischen Entscheidungen auch und gerade innerhalb einer Befehlskette nur unter der Befehlsgewalt eines Arztes treffen können und am Ende auch verantworten müssen. Alles andere gefährdet die ärztliche Unabhängigkeit, die wiederum Voraussetzung für das Vertrauen der Soldatinnen und Soldaten ist, dass gerade im Einsatz alles medizinisch Mögliche für Leib und Leben getan wird.
(wird ggf. ergänzt)
(Archivbild Mai 2017: Sanitäter der allgemeinen und notfallmedizinischen Versorgung (Role 1) behandeln einen Verwundeten im Rahmen der Übung Red Griffin/Colibri 50 – Jane Schmidt/Bundeswehr)
@Voodoo
Auch Spannend, dass sich der Insp SKB zurückhält. Genau wie Baumgärtner bleiben ja beide in ihrer Funktion – nur eben ohne OrgBer. Der eine als InspSan und der andere als Nationaler Territorialer Befehlshaber (obwohl der Name wohl weichen wird).
Anscheinend kann einer aber mit den Entscheidungen besser Leben….
@derNeueHier sagt: 10.05.2021 um 22:07 Uhr
„Frage: wieso gibt es den weißen San dienst überhaupt? Kann denn ein Soldat nicht ganz normal zum Hausartzt gehen oder in ein Ziviles Krankenhaus und der San dienst beschränkt sich auf die im Einsatz (oder bei LvBv) verwundeten auf die Erstversorgung?“
Ja, aber wer hält dann die Sanität in Übung? Damit Ärzte und Sanitäter im Einsatz und Krieg wissen was sie tun, müssen sie halt am echten Menschen üben, arbeiten und Fähigkeit erhalten.
Das ist nicht strittig. Die Frage ist nur in welcher Struktur und welcher Auftrag die Priorität ist und was sich daraus ableitet. Die weiße von der grünen oder die grüne von der weiße Sanität.
„[Auch diese Frage wurde hier schon sehr ausführlich debattiert… vielleicht nachlesen? Ansonsten bin ich sicher, dass sehr schnell eine Antwort hier kommt. T.W.]“
@T.W. Ich hoffe ich konnte Ihre Erwartungshaltung erfüllen :)
@Jas sagt: 10.05.2021 um 23:38 Uhr
„Auch Spannend, dass sich der Insp SKB zurückhält. Genau wie Baumgärtner bleiben ja beide in ihrer Funktion – nur eben ohne OrgBer. Der eine als InspSan und der andere als Nationaler Territorialer Befehlshaber (obwohl der Name wohl weichen wird).“
1. Warum meinen Sie, dass die Bezeichnung sich ändern wird?
2. Ich denke, der InspSKB hat mehr zu verlieren. Der InspSan kann eskalieren, denn er (oder sein Nachfolger, wenn er so weiter macht) behält ja vermutlich auf jeden Fallen den „echten“ zentralen Sanitätsdienst (also die BwKrhs, die ZSanInst etc.), aber die Frage, die sich mit Blick auf die unverändert notwendigen zentralen militärischen Dienststellen (also z.B. das LogKdo) ergibt, ist wer die führt, dass kann man z.B. dem StvGI übertragen. Oder eben auch im doppelten Hut jemand anderem… Da ist es vielleicht klüger sachlich im Hintergrund zu arbeiten und nicht polemisch öffentlich?
Andere Option: vielleicht ist der InspSKB auch einfach davon überzeugt, dass gewissen Schritte notwendig oder zumindest unabänderlich sind? Jenseits der zentralen Logistik (die glaube ich jeder akzeptiert), gibt es ja nur wenige Bereiche, die wirklich emotional an der SKB hängen…
Auf Grund der vorherrschenden Realitäten – absehbarer Ausrüstungs- und Personallücken – wurde im Heer das Konzept der gekaderten und teilgekaderten Verbände wiederentdeckt.
Dies betrifft auch die Kampftruppe aber nicht aktive Einsatz-, Führungs- und Kampfunterstützung wird priorisiert.
Das Hemd ist kurz und zugleich ist man an die NATO-Planungsziele und sonstiger Zusagen gebunden. Somit bleibt nur der Kunstgriff Kampftruppe auf´s Papier zu bringen. Reale Einsatz- und Durchhaltefähigkeit muss dem geopfert werden.
Panzer machen halt mehr her als Tanklaster und Funkmasten. Da spielt es auch keine Rolle das im Ernstfall keiner kommt um die Panzer zu betanken, mit Munition zu versorgen oder ausreichende technische Führungsfähigkeit auf dem Gefechtsfeld sicherstellt.
Ist das seriös? Auf keinen Fall!
Leider wieder einmal deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik wie immer.
Was soll denn der Nationale Befehlshaber machen? Bzw. welche Kompetenzen gehen von den Teilstreitkräften auf diesen über? In der Presse (und auch hier im Blog) kann man lesen, das Heer möchte wieder eigenständig agieren können.
Welche Truppe führt der Nationale Befehlhaber und zu welchen Anlässen?
@BMVg_Bundeswehr
Ministerin @akk äußert sich zu den Eckpunkten zur #Bundeswehr der Zukunft. „Wenn Sie die Truppe fragen, was sie braucht, dann ist das mehr Truppe und weniger Stäbe, einsatzbereites Material und schnellere Verfahren – genau das sind die Punkte, an denen derzeit gearbeitet wird.“
Bei derart viel Erkenntnis sollte Vernünftiges erreichbar sein:
„Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.
https://twitter.com/i/status/1392100020644679682 Video AKK.
@Koffer
Mit einem Augenzwinkern: Weil wir das immer machen…. auch wenn nur temporär (Ich guck da mal nach Hammelburg….)
Mit vollem Ernst: Wie ja dem ein oder anderen Bericht zu entnehmen soll es parallel zum Einsatzführungskommando der Bundeswehr ein – Achtung Phantasietitel – „Territoriales Führungskommando“ (Im Kern das heutige Kommando Territoriale Aufgaben) geben und damit wäre er eben „Befehlshaber Territoriales Führungskommando“…. Aber Schmuck am Nachthemd.
@sputo.di.rospo
Das interessiert mich im neuen Konzept auch. Was ich mir vorstellen könnte:
1. Alles was nicht verlegt, oder nicht direkt an der Front wirkt. Die Front ist dabei im Gegensatz zu 1989 aber eben 1000km weiter im Osten. Daher Heimatschutzeinheiten, bestimmte Reserven, Verbindungsorganisationen, Universitäten und (Aus)Bildungseinrichtungen deren Betreib auch im Szenar LV/BV aufrechtzuerhalten ist. Die BwKhs sofern weiter im Betrieb. Eigentlich alles was „hier bleibt“ und eben nicht vorne wirkt (z.B. EloKA) oder direkt unterstützt. (z.B. PrüfGrp usw…)
Das macht im LV/BV Szenar zwar Sinn, aber auch ich frage mich, wie man es vorher regelt. Spitze wäre, wenn wirklich die TSKs zu einem sehr hohen Anteil aus Manöverelementen bestehen und möglichst keine „Klötze“ am Bein haben. Klötze sind Institutionen mit Massenhaft „F“ Dienstposten, die keine reelle oder planerische Aufgabe haben. Denn die müssen verwaltet…äh geführt werden und das muss dann eben das „Back End“ leisten während das „Front End“ Dinge tut.
Nachtrag:
Der Hausherr hat das Video in seinem Twitter Feed verlinkt – aber es lohnt sich es nochmal hier zu posten:
https://twitter.com/BMVg_Bundeswehr/status/1392100020644679682?s=20
Ich mag die Ministerin. Das ist wirklich das Echo der Truppe – schon seit Jahren und Jahrzehnten. Und ihre Wortwahl ist weise überlegt:
Natürlich schafft keiner „den Sanitätsdienst“ ab. Es gibt aber eben derzeit 4(!) Sanitätsdienste in der Bundeswehr: 1 Zentralen Sanitätsdienst und die Sanitätsdienste der TSKs. Alle werden sie von einem Flagoffizier geführt Da der ZSan selbst weiß, dass er die SanDst in den TSK nicht abschaffen kann – bleibt bei der Binnenoptimierung eben dann der ZSan übrig.
Und damit endet auch hoffentlich das schon doch merkwürdige WirrWarr der Führungs- und Fachverantwortung im Sanitätsdienst. Denn hier gibt es keine klassische Pyramidenhierachie. Obwohl sich der Sanitätsdienst der Bundeswehr einen eigenen (!) FüSK San mit 3 Referaten leistet, und jeweils in den Abteilungen vertreten ist, war bisher die oberste fachliche Entität das Kommando San. Und der funkt auch immer an die Sanitätsdienste der TSK – bis zu einem gewissen grad, manchmal haben aber auch die das letzte Wort in bestimmten Fachlichkeiten etc… Und – da durch den InspSan geführt, hat das KdoSan schon auch ein paar „Blüten“ produziert. Z.B. das „Dauerleitkommando“ für alle Einsätze – Etwas, was jedem, der schonmal in einer Division oder Brigade in „Leitfunktion“ war, oder im Einsatzführungskommando saß, immer wieder schlaflose Nächte bereitet hat. Aber Richtlininenkompetenz hat der InspSan und nicht das Ministerium. Gelinde gesagt, war der InspSan der einzige Insp, der das BMVg eigentlich nie verlassen hat…
Aber im LV/BV ist die halbe Kommandostruktur des ZSan eben nutz- und wirkungslos, weil arbeitslos. Und ich möchte betonen – die Struktur und die Prozesse sind es, nicht etwa die Menschen – die sind wirklich klasse. Aber hochausgebildetes Fachpersonal in niederen Verwaltungstätigkeiten ist auch keine effiziente Ressourcennutzung. Entlang solcher Linien wird eben optimiert.
@sputo.di.rospo sagt: 11.05.2021 um 11:31 Uhr
„Was soll denn der Nationale Befehlshaber machen? Bzw. welche Kompetenzen gehen von den Teilstreitkräften auf diesen über? In der Presse (und auch hier im Blog) kann man lesen, das Heer möchte wieder eigenständig agieren können.“
Das Heer möchte eigenständig operieren können.
„Welche Truppe führt der Nationale Befehlhaber und zu welchen Anlässen?“
Wir werden abwarten müssen, wo die Reform die Trennlinien zieht, aber ziemlich sicher ist Territorialverteidigung und Heimatschutz im Szenario LV/BV und den Bw-Beitrag zum Katastrophenschutz im Frieden.
Wo sich die zentrale Logistik zukünftig wiederfinden wird bleibt abzuwarten.
@Jas sagt: 11.05.2021 um 17:41 Uhr
Volltreffer.
Die BM trifft den Nagel auf den Kopf. Kommunikativ auch klug argumentiert. Sowohl in Bezug auf den ZSan, als auch auf die Frage warum jetzt und nicht noch warten.
Ich frage mich nur, warum sie dafür zwei Wochen gebraucht hat, dass hätte sie doch auch schon offensiv gleich nach dem Scoop des Businessinsiders genau so sagen können (es ist ja in der Tat nichts Neues, genau diese Fakten liegen ja schon seit den beiden Reformvorschlägen von FüAk und der AG Generale seit dem letzten Jahr auf dem Tisch).
Irgendwie habe ich mit Blick auf den Verlauf der Diskussion (nicht nur hier) so langsam den Eindruck „die Sanität“ ist aus der Sicht einiger der Kern der Bundeswehr.
Die O-Töne der Ministerin sind politisch und fachlich sehr interessant.
Dann kommen also nächste Woche sehr konkrete Vorschläge, denn offene Fragen kann es bei einem reinen Umsetzungsproblem ja nicht geben.
Zudem bleibt es – unabhängig von der Finanzierung (?) – beim gleichen Personalumfang und der gleichen Stationierung, da es eh nur ne Mini-Reform gibt. Aber die ändert dann aber richtig viel und löst die Probleme der Truppe?
Toll!!!
Nach 16 Jahren wurde der Stein der Weisen gefunden! Oder die Quadratur des Kreises?
Ein Blick nach Israel (good luck guys!) zeigt die Messlatte: das Sicherheitskabinett gab der Armee Handlungsfreiheit. Hierzulande wäre eine solche Anweisung nicht möglich. Keiner in der deutschen Armee wüsste, was man machen soll. Vielleicht noch ein paar Vorlagen schreiben?
Alles, was das ändert, ist zu begrüßen.
Der NatTerrBefH – diese Funktion gibt es ja schon – wird vielleicht den deutschen „rückwärtigen Raum“ verantworten, dort insbesondere Logistik (RSOM, Depotorganisation, ortsfeste San-Versorgung, ggf. Feldersatz, Instandsetzung) und Absicherung. Vielleicht ein deutsches JSEC, welches auch der SKB „untersteht“ (ist ja auch ein NATO Kommando).
Also eigentlich das was die SKB ja jetzt schon im Tagesdienst tut und wofür sie eben auch Kräfte braucht, z.B. FJg.
Aktuell führt er (indirekt) die Kräfte CoVid-19, außer San.
Nota: bei den Korps gibt es noch eine Joint Logistics Support Group (JLSG ). Ich finde es gibt da zu viele Akteure und damit Schnittstellen, ich bin aber auch kein 4er.
RSOM = Reception, Staging, Onward Movement
Der von @derNeueHier angesproche Punkt „was macht der weiße SanDst?“ ist nicht neu, aber immer noch unbefriedigend gelöst. (Finde ich)
Hier wird nämlich der Kern der Einsatzfähigkeit thematisiert! Das ärztliche Curriculum in der Bundeswehr scheint nicht besonders bekannt zu sein. (Ergänzungen von SanStOffz oder Florian Helm etc willkommen!)
Also, womit habe ich Probleme:
1. Wir leisten uns ein komplettes KdoRegSanEinr, das die Parallelstruktur der truppenärztlichen Realversorgung betreibt. Und eigentlich auch die Role 1 Komponenten stellen sollte, aber dazu kommt man vor lauter Realversorgung nicht.
„Weißer SanDst übt für den Einsatz“ stimmt im Falle der Truppenärzte aber überhaupt nicht! Marschblasen und Montagsunlust in der AGA-Kompanie oder chronischer Rückenschmerz im Stab (haben wohl doch ein Rückgrat, scnr) hilft mir für Notfallmedizin nunmal wenig.
Alle relevanten Fähigkeiten, die der Truppenarzt zuvor im BwKrhs erworben haben sollte (Anästhesie, Chirurgie, Radiologie) liegen während der Truppenarztzeit brach und verkümmern.
Hier leisten wir uns eine riesengroße Verschwendung von Hochwertressourcen (nicht nur die Ärzte, auch das Assistenz- und Pflegepersonal).
Zudem ist der Truppenarzt bei der Ärzteschaft nicht wirklich beliebt (da mit Ortswechsel und „Verkümmerung“ verbunden). Bestenfalls kommen die Beschlängelten danach zurück in die Krankenhäuser, schlimmstenfalls wird es eine Verwendung im Personalamt, dann irgendwas im Kdo oder BMVg.
Aus den beschriebenen Gründen kann man diese Leute nicht mehr als vollwertigen (=im Einsatz brauchbaren) Militärarzt bezeichnen. Man darf die Frage stellen, welchen prozentualen Anteil der Leute man als Truppenarzt bzw Stabstäter einsetzen muss, und wie man das optimieren könnte.
Auch die Krankenhäuser müssten von der gedanklichen Ausrichtung weg von der Ebene 4 mit allen Extras (Psycho, Dermatologie, Geriatrie, insbesondere der Versorgung zahlungskräftiger Patienten mit Privatliquidation!) und „grün“ ausgerichtet werden. Den Rest kann man an die exzellenten BG Kliniken abgeben.
Danach ist auch das ausgebildete Personal für große Übungen mit dem Heer vorhanden, unabhängig von der Führungsstruktur. Zur Ausbildung kann man das KdoSanDstBw mitsamt Krankenhäusern etc nutzen, für die Einsätze und Großübungen dann das KdoSanEinsUstg. RegSan kann weg.
So, ab in die Deckung. 🙂
@Stöber
Die Truppenärzte sind doch recht gut. Sie haben wohl Ihre Erfahrung aus der Zeit, als es noch die gezogenen jungen Stabsärzte gab 😎
Wobei das immerhin eine entsprechende Masse auch körperlich belastbarer Mediziner ergeben hat.
Thomas Melber sagt: 11.05.2021 um 22:16 Uhr
„Also eigentlich das was die SKB ja jetzt schon im Tagesdienst tut und wofür sie eben auch Kräfte braucht, z.B. FJg.“
Ja, das fiel mir sinngleich auch dazu ein.
Der Ansatz von @JAS wäre für mich auch nachvollziehbar, allerdings finde ich dafür die Begrifflichkeit „Nationaler Befehlshaber“ überdimensioniert.
Das ist irgendwie schon ein Begriff mit „Schwerkraft“. Wenn der sich neben den Befehlhaber EinsFüKdoBw stellen soll, führt der dann alle nationalen Kräfte im Inland? Das wäre wohl zu viel des Guten. Sich ein Führungskommando leisten, dass im Frieden „nur“ Amthilfe der Bw führt wäre auf Dauer unsinnig. Ich kann mir noch vorstellen, dass dieser NatBefH alle die Kräfte „führt“ die nicht unter den mandatierten Einsatz fallen. Also das was seit geraumer Zeit als sog. Sonderstrukturen ausgeplant wird: Trident Juncture, VJTF, EUBG, usw. usw.
@Thomas Melber:
Meine Erfahrungen sind tagesaktuell.
Ich hatte auch nicht gesagt, dass die Truppenärzte in der Funktion als Truppenarzt schlecht wären (das können sie recht gut), sondern als Notfallmediziner.
Wer nicht noch nebenbei Rettung fährt, der kann seine diesbezüglichen Fähigkeiten nur durch den Dienstalltag als „Hausarzt des Soldaten“ de facto nicht erhalten. Wir ziehen aber nicht mit Hausärzten in die DCSU oder Role 2, oder?
Dass auch Ärzte schnell wieder aus der Übungkommen fällt den Nichtmedizinern/Nichtheilberuflern halt normalerweise nicht auf. Unser Alltag ist diesbezüglich zum Glück ereignisarm.
Es ist allerdings fast so, als wenn man einen KSK’ler fordert und einen kurzsichtigen S6 bekommt. Mit dem G36 schießen können beide… nur anders.
Wie wird das eigentlich mit weltweiten Einsätzen funktionieren, wenn AFAIK die San und SKB im Heer aufgehen sollen?
Speziell wenn es Einsätze der Luftwaffe und Marine sind und entsprechende Dienste in größerem – weitreichenden Ausmaßen benötigt werden?
CIR muss IMHO direkt dem GI unterstehen, sonst erwarte ich nicht, das eine funktionierende und zuverlässige Kommunikation in der BW möglich sein wird
@ Stöber: „Auch die Krankenhäuser müssten von der gedanklichen Ausrichtung weg von der Ebene 4 mit allen Extras (Psycho, Dermatologie, Geriatrie, insbesondere der Versorgung zahlungskräftiger Patienten mit Privatliquidation!) und „grün“ ausgerichtet werden. Den Rest kann man an die exzellenten BG Kliniken abgeben.“
In Anbetracht der Tatsache, dass außer dem BwZKrhs Koblenz alle Krankenhäuser auch mit den von Ihnen benannten Fachrichtungen im Landesbettenplan stehen können wir da nicht so einfach „aussteigen“. Übrigens: Das mit den zahlungskräftigen Privatpatienten kommt an der Stelle immer und ist schlicht und ergreifend falsch … Planbetten sind für SGB V und Private gleichermaßen zu verwenden, aber egal, das führt hier zu weit …
By the Way … kein BwKrhs hat eine Geriatrie, auch keine Kinderheilkunde und (leider bis jetzt) auch keine Gynäkologie … Der Verzicht auf die Psychiatrie ist auch nicht wirklich zielführend, da gerade die Psychotraumtologie im zivilen ein Trauerspiel ist (Gott sei Dank – so Terrorgeschichten mit PTBS sind in Deutschland glücklicherweise selten).
Und junge Truppenärzte können wahrlich mehr als Pflaster kleben und Marschblasen verarzten, eben weil das Patientenklientel auch an den Standorten ein anderes geworden ist. Auch hier ist in erster Linie Innere Medizin und Unfallchrirgie gefragt. Und eine Fachkunde Notfallmedizin inklusive entsprechender Inübunghaltung haben die auch fast alle …
Das Outsourcen der Truppenärztlichen Versorgung in den zivilen Bereich mag zwar auf kurze Sicht verlockend sein, aber am Ende des Tages will das mit allen Konsequenzen auch niemand (Verlust der gestaffelten Krankschreibung, Einführung Karenztage etc.).
Laut Businessinsider (Link aus bekannten Gründen nicht) soll der Zentrale Sanitätsdienst in einen (offenbar für die medizinische Fachaufsicht zuständigen) Stab im BMVg, eine Struktur für schnelle Einsätze und in Sanitätsbataillone im Heer überführt werden.
Zur Streitkräftebasis wird berichtet, dass das Kommando Territoriale Aufgaben zum Nationalen Befehlshaber aufgewertet werden und die Inlandsaufgaben der Streitkräfte steuern soll. Man darf gespannt sein, ob damit auch eine Zuständigkeit für den territorialen Teil der SKB wie Truppenübungsplätze etc. einhergeht.
Eine der besten Neuigkeiten überhaupt betrifft aber das BAAINBw: Wie von den Inspekteuren gefordert, soll das Nutzungsmanagement von der Beschaffungsbehörde an die Teilstreitkräfte übergehen. Indem die Nutzer selber also direkt zuständig werden, darf man sich neue Impulse in Sachen Einsatzbereitschaft erhoffen.
@muck
„Man darf gespannt sein, ob damit auch eine Zuständigkeit für den territorialen Teil der SKB wie Truppenübungsplätze etc. einhergeht.“
Die TrÜbPl haben auch eine Bedeutung als Sammelraum / „staging area“. Ansonsten haben wir natürlich quasi eine „Resterampe“ von Dienststellen, die zwar ihre Berechtigung haben, die aber operativ-taktisch wenig Mehrwert bieten, aber natürlich dennoch geführt werden müssen, manches Mal aber im Tagesdienst in ihrer Existenz einfach übersehen werden.
Nur um hier mal die geistigen Höhenflüge aus dem Begriff „nationaler territorialer Befehlshaber“ herauszunehmen. Den gibt es momentan auch schon, er tritt nur nicht so auffällig in Erscheinung. Im Prinzip führt im Tagesgeschäft das Kommando Territoriale Aufgaben die entsprechenden Truppenteile, die meistens bei den Landeskommandos aufgehängt sind. Nur im Falle einer Katastrophe oder Großschadenereignis kommt der nationale territoriale Befehlshaber momentan zum Zuge. Um diese Aufgaben zu bewältigen, hat er Zugriff auf alle Einheiten der Bundeswehr im Inland, die nicht gerade durch Vorbereitung oder Nachbereitung eines Einsatzes oder einsatzgleichen Verpflichtung gebunden sind. Um die Einheiten schnell verfügbar zu haben, gibt es drei militärische Alarmierungsstufen (KATAL I-III), die je nach Lageentwicklung ausgerufen werden. Zudem melden alle Einheiten wöchentlich ihre Stärken (inkl. Material) an die jeweiligen Landeskommandos.
Das ist der momentane Zustand.
Alles andere wäre eine Aufgabenerweiterung und eine Rückkehr in die territorialen Strukturen von vor 2006. Das bräuchte wieder Personal und Material, das wie wir alle wissen, knapp ist.
@ muck
„Struktur für schnelle Einsätze“ hört sich nach dem Erhalt des Kdo SES an, was ja eigentlich für diese Fälle geschaffen wurde. Der Rest ist ebenfalls sehr zu begrüßen, insbesondere die Neuigkeiten zum BAAINBw. Jedoch glaube ich das alles erst, wenn ich die Weisung mit Unterschrift sehe… ;-)
@Pio-Fritz
In Ergänzung: der Insp SKB ist „double hatted“, er ist eben auch NatTerrBefH und in dieser Eigenschaft derzeit sehr prominent bei der Bewältigung der CoVid-19 Lage.
Grundsätzlich werden die Aufgaben kein zusätzliches Personal erfordern, der Stab SKB kann bei verringerten Aufgaben sicher ausgedünnt werden bzw. wäre bei Auflösung der SKB ja frei (der Stab hat sich übrigens erst vor kurzem in eine J-Struktur umgegliedert).
Das MN HQ in Ulm wird vielleicht zum Heer gehen. Allerdings sollte m.M.n. das KdoTA auch von Aufgaben entlastet werden, so z.B. von den Sportfördergruppen. Hier einmal die Darstellung, was nach einer möglichen Auflösung der SKB untergebracht werden müßte (Stand Juli 2017):
https://de.wikipedia.org/wiki/Gliederung_der_Streitkr%C3%A4ftebasis_(Bundeswehr)
@ThoDan sagt: 12.05.2021 um 12:10 Uhr
„Wie wird das eigentlich mit weltweiten Einsätzen funktionieren, wenn AFAIK die San und SKB im Heer aufgehen sollen?“
Hoffentlich gut.
„Speziell wenn es Einsätze der Luftwaffe und Marine sind und entsprechende Dienste in größerem – weitreichenden Ausmaßen benötigt werden?
Echte Marine Einsätze (also so mit Schiff und so) und die Lw-spezifischen Sanitätsanteile im Einsatz werden schon jetzt mit den Marine und Lw-eigenen Sanitätskräften bewältigt.
Und ein Lazarett bleibt ein Lazarett, dass kann das Heer auch für andere betreiben.
„CIR muss IMHO direkt dem GI unterstehen, sonst erwarte ich nicht, das eine funktionierende und zuverlässige Kommunikation in der BW möglich sein wird“
Tut es doch.
@Pio-Fritz sagt: 12.05.2021 um 16:38 Uhr
„Nur um hier mal die geistigen Höhenflüge aus dem Begriff „nationaler territorialer Befehlshaber“ herauszunehmen. Den gibt es momentan auch schon, er tritt nur nicht so auffällig in Erscheinung.“
Nun haben allerdings die bisher vorgenommen Untersuchungen und die Äußerungen u.a. vom GI ja deutlich gemacht, dass die Rolle des nationalen territorialen Befehlshabers in LV/BV neu definiert werde soll. Oder wenn man ehrlich ist erstmal richtig ausgefüllt werden soll, denn bisher ist seine Rolle (und die ihn unterstützenden Stäbe) ja im Kern nur auf den Friedensdienst ausgerichtet.
Also: nein, das was Sie beschreiben solle es wohl zukünftig nicht nur sein.
@Pio-Fritz
Die Funktion des Nationalen Territorialen Befehlshabers liegt beim Inspekteur SKB (GenLt Schelleis), nicht beim Kommandeur des Kommando Territoriale Aufgaben (GenMaj Breuer).
Aber wie man dem Artikel auf Business Insider entnehmen kann, ist ja anscheinend angedacht, mit Auflösung der SKB und Aufwertung des Kommando TA, dies zu ändern.
@ACE:
Die Privatliquidation (also das Nutzen der Krankenhausinfrastruktur für die Behandlungen eigener Privatpatienten) ist nicht umsonst ein Dauerthema, weil es letztlich nur zur Bauchpinselei und Bereicherung einiger Weniger dient und dem Militär nicht hilft. Solche Steckenpferdchen der Ober- und Chefärzte sollten sofort verboten werden. Aber ja, das ist ein Randthema.
„Geriatrie“ war zu salopp ausgedrückt, sorry. Gemeint war der ganze Themenkomplex der alters- und lifestylebedingten Erkrankungen. Brauchst im Feld auch nicht und für daheim übernehmen die zivilen Ärzte das gerne.
Für die spezielle Psychologie muss man eine Lösung finden, aber dann streng auf unseren Bedarf fokussiert.
Unfallchirurgie am Standort? Wie kommen Sie denn zu solchen Vorstellungen? Das Aufregendste zum Thema Notfallmedizin, was dem Truppenarzt (vormals z. B. Anästhesist aus dem BwKrhs) im Standortalltag begegnet, ist das Vierteljährliche Abstauben des Beatmungsbeutels oder mal eine Allergiespritze nach nem Wespenstich.
Nochmal: Das ist keine Inübunghaltung!
Ich schicke einen ausgebildeten Luftfahrzeugtechniker vom Eurofighter ja auch nicht für vier Jahre zur StOV, weil die ja auch irgendwie was mit Technik zu tun haben.
Die Notfaller-Zuschläge (immerhin einige hundert Euro monatlich) wollte Baumgärtner himself ja den ganzen Stabstätern, insbesondere im Kommando, streichen. Eben weil sie für den gedachten Zweck nicht mehr geeignet erscheinen. Was ist denn daraus geworden? Vermutlich eingebremst worden.
Es bleibt zu hoffen, dass mit der beabsichtigten Auflösung der SKB und Aufwertung des Kommando Territoriale Aufgaben auch eine örtliche Verlagerung dessen nach Bonn einhergeht.
So könnte die dringend notwendige engere Verzahnung mit dem Bundesamt für Katastrophenschutz (auch unter LV/ BV Gesichtspunkten „kurze Wege“) deutlich besser erfolgen.
Die jetzt bereits jammernde Lokalpolitik am Rhein wäre beruhigt, das Rot-Rot-Grüne Berlin würde um ein paar ungeliebte militärische Dienstposten „entlastet“ und das Planungsamt (wenn man es denn noch braucht) könnte aus dem Provisorium in Köpenick in der Julius-Leber-Kaserne zusammengeführt werden.
Win-Win-Win für alle.
@ Koffer
„Nun haben allerdings die bisher vorgenommen Untersuchungen und die Äußerungen u.a. vom GI ja deutlich gemacht, dass die Rolle des nationalen territorialen Befehlshabers in LV/BV neu definiert werde soll.“
Spannend und sicher notwendig, um solche Konstrukte wie NRF / VJTF ordentlich zum laufen zu bekommen. Ich denke in die Richtung wird es gehen. Operatives Führungskommando LV/BV. Joint, analog zum EinsFüKdoBw. Frage wäre dann auch, ob der dann auch NatRKM/EvakOp’s übernimmt. Liegt ja bisher auch beim EinsFüKdoBw.
[Ein „nationaler territorialer Befehlshaber“, der die VJTF im Rahmen der Bündnisverteidigung befehligt. Merkt ihr selbst, oder? T.W.]
Zu
Voodoo sagt:12.05.2021 um 16:58 Uhr
@ muck
„Struktur für schnelle Einsätze“ hört sich nach dem Erhalt des Kdo SES an, was ja eigentlich für diese Fälle geschaffen wurde. Der Rest ist ebenfalls sehr zu begrüßen, insbesondere die Neuigkeiten zum BAAINBw. Jedoch glaube ich das alles erst, wenn ich die Weisung mit Unterschrift sehe… ;-)
Das Kdo SES ist zwar als Kdo betitelt, ist aber in der selben Ebene wie die SanRgter. Auch die müssen den Dienstweg über KdoSanEinsUstg zum KdoSanDst zum EinsFüKdo. Ob das für schnelle Einsätze dienlich ist, kann ja jeder für sich bewerten.
Und zu…. „was ja eigentlich für diese Fälle geschaffen“…..nicht nur eigentlich… Sie halten Kräfte und Mittel vor.
Hallo Herr Wiegold,
nein, ich mein das analog zum Aufgabenportfolio des BefH EinsFüKdoBw .. nur eben für LV/BV.
Beim NatBefH würden dann die unterschiedlichen TSK-Fäden für die LV/BV-Konstrukte zusammenlaufen. So wie derzeit bei den (Folge)Kontingentausplanungen der mandatierten Einsätze im EinsFüKdoBw..
Meines Wissens nach gäbe es da momentan für LV/BV eine organisatorisch noch zu schließende Lücke.. im Sinne eines eigenen Führungskommandos unter eben einem NatBefH.
Der führt dann natürlich nicht (im Ernstfall) die VJTF/NRF. Das macht ein Nato-HQ. Aber der ist quasi der BefH der deutschen (nationalen) Anteils an der VJTF/NRF. Bzw ist dies bis zu einem zu bestimmenden Zeitpunkt.
Egal was demnächst vorgelegt werden wird- ich erkenne bislang nur Verschiebungen von Stabsstellen aus einer in die nächste Ebene.
Kdr Terr Aufg bekommt seinen nächsten Stern, die Herren Insp SKB/ San behalten ihre sowie in der Summe auch ihren Unterbau.
Wo hier EB und Truppe gestärkt werden soll, erschließt sich mir nicht.
An Strukturen zu schrauben ist deutscher Offizierssport.
Und wer wagt sich an die eigentlichen Übel?-
Bürokratie, Mindset, Kriegsbild, handwerkliche Defizite auf allen Ebenen, stringente Ausbildung, Formulierung nationaler Sicherheitsinteressen?-
man kann auch besser werden ohne 25 Mio- Vorlagen und Kästchenkunde.
@ sputo.di.rospo sagt: 12.05.2021 um 20:54 Uhr
„Aber der ist quasi der BefH der deutschen (nationalen) Anteils an der VJTF/NRF. Bzw ist dies bis zu einem zu bestimmenden Zeitpunkt.“
Das ist nicht das was ich bisher gehört und gelesen habe.
Ich denke es geht eher um die Rolle des nat Pendent zum JSEC, also die Kombination von Logistik und operativem Schutz rückwärtiger Räume inkl. Heimatschutz.
@ Fux sagt: 12.05.2021 um 18:19 Uhr
„Die jetzt bereits jammernde Lokalpolitik am Rhein wäre beruhigt“
In der Tat. Das wäre eine gute Kompensation für den Verlust des KdoSKB, aber ich könnte mir vorstellen, dass es den NatTerrBefH in die Nähe der IBuK zieht…
Guten Morgen zusammen,
ich habe jetzt diesen Beitrag und alle Kommentare gelesen.
Ich bin seit 16 Jahren aus dem aktiven Dienst raus, bitte deswegen meine Ideen auch entsprechend einordnen.
Ausbildung der Truppenärzte (Soldaten) an den Bundeswehrkrankenhäusern mit einem Praktikum (alle zwei oder drei Jahre) in einem Bundeswehrstandort. Es wurde ja erwähnt dass es für die ärztliche Fortbildung schlimm ist nicht an Patienten mit verschiedenen Verletzungen zu arbeiten. Gleiches sollte aber auch für die Arbeit im grünen Bereich gelten
Ich will Ärzte die sich im ihrem Fahrbereich auskennen. Also Einsatz im Krankenhaus
Ich will Ärzte die sich um Kleinigkeiten kümmern können. Also Einsatz bei der Truppe.
Ich will Ärzte denen ich vertrauen kann. Also Einsatz bei der Truppe.
Werferfehler
Es gibt anscheinend sehr viel Unklarheit und Halbwissen (auch im BMVg) darüber, wie die Streitkräftebasis überhaupt aussieht und was sie wirklich macht. Vermutlich ist das auch der Grund warum sie jetzt als einziger Organisationsbereich zerschlagen wird, obwohl sie seit Bestehen ihre Aufträge geräuschlos und skandalfrei erledigt hat.
Wie schon von anderen angesprochen ist der NatTerrBefh zugleich Inspekteur der Streitkräftebasis und sitzt in Bonn. Er hat während der Pandemie aus allen OrgBer 25.000 Soldaten „eingesammelt“, bereitgestellt und geführt. Das tägliche „doing“ wird in der Tat im KdoTerrAufg in Berlin erledigt, das als einzige Kompetenz Amtshilfe hat und das auch gut macht (siehe auch Borkenkäfer, Waldbrand, Fluten, etc.).
BTW, daneben wurde in Berlin vor Kurzem auf Weisung des BMVg ein ( völlig unnötiges und dienstpostenfressendes) Landeskommando Berlin aufgestellt, dessen Aufgaben bis dato vom KdoTerrAufg nebenher erledigt wurden.
Dass die Sanität für die Pandemie eine überflüssige Parallelstruktur aufgestellt hat, um ein paar Hundert medizinisches Fachpersonal zu führen hat niemand verstanden, hat ihr aber offensichtlich auch nicht geschadet.
Was macht der NatTerrBefh/InspSKB sonst noch? Er ist verantwortlich für den Aufmarsch und die Verlegung eigener Kräfte, z.B. VJTF/NRF ins Ausland (dann übernimmt die NATO) und für den Transit Verbündeter durch Deutschland im Sinne Host Nation Support. Hinzu kommen im Falle LV/BV Force Protection, Objektschutz, Heimatschutz, territoriale Verteidigung, theoretisch Maritime, Air, Land, Cyber, usw. . Die im Frieden unterstellten Kräfte und Dienststellen wurden ja per Wiki-Link schon aufgezeigt.
Das also soll jetzt alles sehr schnell zerlegt und wieder neu aufgebaut oder umverteilt werden? Herzlichen Glückwunsch!
Man hört zudem (nicht nur Business Insider), dass AKK und GI den NatTerrBefh nach Berlin verlegen und das neue territoriale Kommando in Berlin (im Grunde etwa die Hälfte des KdoSKB in Bonn) auf Grundlage des Kdo TerrAufg aufbauen will. Wenn das so ist wird das kosten, weil in Berlin weder qualifiziertes Personal noch Infrastruktur zur Verfügung steht. Da die Bonner Politik sich offenbar nicht interessiert (bleibt ja auch noch genug Bw in Bonn) und die Berliner Landespolitik zwar die Bundeswehr ablehnt, aber die Menschen und die Kaufkraft gerne akzeptiert, wird das wohl auch so kommen.
@Koffer
Was ist dann der Vorteil diese Sanverbaende wieder ins Heer einzugliedern?
@Eric Hagen:
Sehr treffende Zusammenfassung.
Bin aber mal gespannt was nächste wirklich verkündet wird, zumal die Ministerin mit ihren letzten Äußerungen und das BMVg auf offiziellem Kanal (https://mobile.twitter.com/BMVg_Bundeswehr/status/1392358544243056647) die Erwartungshaltung nochmal erhöhen.
Das Umsetzungsproblem muss dann nur noch umgesetzt werden – oder so.
@Koffer sagt: 12.05.2021 um 17:21 Uhr
„Nun haben allerdings die bisher vorgenommen Untersuchungen und die Äußerungen u.a. vom GI ja deutlich gemacht, dass die Rolle des nationalen territorialen Befehlshabers in LV/BV neu definiert werde soll. Oder wenn man ehrlich ist erstmal richtig ausgefüllt werden soll, denn bisher ist seine Rolle (und die ihn unterstützenden Stäbe) ja im Kern nur auf den Friedensdienst ausgerichtet.
Also: nein, das was Sie beschreiben solle es wohl zukünftig nicht nur sein.“
Da sind wir einer Meinung, nichts anderes habe ich geschrieben, außer den derzeitigen Ist-Zustand beschrieben. Und natürlich müsste man die Aufgaben des NatTerrBefH erweitern und entsprechend definieren. Das stellt mit Sicherheit auch kein großes Problem dar. Papier ist geduldig und in den Stäben und im Ministerium gibt es mehr als genug davon. Es wird aber nicht ausreichen, einfach den einen oder anderen Stab „umzuswitchen“. Das muss dann auch entsprechend mit Truppenteilen hinterlegt werden sowie mit Ausrüstung für Reservisteneinheiten, die man dann zwangsläufig braucht. Was wir bestimmt nicht brauchen, sind weitere handlungsunfähige hohle Strukturen, die nur auf dem Papier gut aussehen. Davon haben wir schon mehr als genug.
Und daran fehlt es schon jetzt in der stark abgespeckten Struktur der RSU-Kompanien, die weder eigene Fahrzeuge noch eigene Waffen haben, sondern sich diese bei sog. „Patenverbänden“ leihen müssen. Die Ausrüstung ist dann in dem Patenverband für die Zeit nicht verfügbar, man reibt sich nur noch verwundert die Augen. Nicht umsonst denkt man darüber nach, das Projekt „RSU-Regiment“ in Bayern wieder einzustampfen. Neben den materiellen Problemen bekommt man es personell einfach nicht hin. Man (die verteidigungspolitische und militärische Führung) hat in 2006 ganze Arbeit geleistet und die vorhanden territorialen Strukturen der Reserve gründlich zerschlagen. Das kann man nicht per Fingerschnipps wieder reaktivieren.
Irgendwie fehlt bisher – zumindest für mich – eine zukunftsgerichtete Ausrichtung der Struktur.
Ist die strukturelle Neuordnung der Dimension Land eher aus einem Blick zurück geprägt oder von einer stringenten Ableitung aus einem Kriegsbild und den Plänen der Verbündeten?
Bisher gab es keine Hinweis zu Zweiterem.
Bei Partnern gibt es dazu – ja auch laut der Ministerin – umfassende Überlegungen und bei uns gibt es – ebenfalls nach ihren Angaben – lediglich ein Umsetzungsproblem.
Wieviel in der aktuellen Umbruchphase selbst in den USA noch unklar ist zeigt der folgende Artikel:
https://www.armyupress.army.mil/Journals/Military-Review/English-Edition-Archives/January-February-2021/Skates-Multi-Domain-Ops/
Noch ziemlich viele Fragezeichen – wenige Tage vor der Verkündigung einer neuen Struktur.
@Memoria
In wenigen Tagen wird keine neue Struktur verkündet.
Die IBuK nennt Eckpunkte, mehr nicht.
@BMVg_Bundeswehr 12. Mai
„#MehrTruppeWagen: Ministerin @akk möchte die #Bundeswehr für die Zukunft ausrichten. Dazu werden gerade Eckpunkte erarbeitet. Fakt ist: Notwendige Entscheidungen – nur weil Wahljahr ist – nicht zu treffen, sei unverantwortlich“.
„Es werden Vorschläge gemacht …“. https://twitter.com/i/status/1392100020644679682 am Ende des Videos.
@Sailor 1995 sagt: 13.05.2021 um 9:07 Uhr
„Es gibt anscheinend sehr viel Unklarheit und Halbwissen (auch im BMVg) darüber, wie die Streitkräftebasis überhaupt aussieht und was sie wirklich macht. Vermutlich ist das auch der Grund warum sie jetzt als einziger Organisationsbereich zerschlagen wird, obwohl sie seit Bestehen ihre Aufträge geräuschlos und skandalfrei erledigt hat.“
Die SKB hat in der Tat mehr oder weniger gut bisher ihre Aufträge erfüllt.
Aber die Zeiten haben sich nunmal geändert. Die SKB war ausgerichtet auf die Einsätze. Für LV/BV ist sie ungeeignet. Deswegen muss sie jetzt (hoffentlich) daran glauben.
@ThoDan sagt: 13.05.2021 um 9:23 Uhr
„Was ist dann der Vorteil diese Sanverbaende wieder ins Heer einzugliedern?“
Lesen Sie bitte die in der Zwischenzeit dutzenden, erläuternden Kommentare.
@Pio-Fritz sagt: 13.05.2021 um 11:29 Uhr
Ich stimme Ihnen zu, der Wiederaufbau der zerschlagenen Heimatschutzverbände wird viele Jahre dauern und ist mit immensen Herausforderungen verbunden.
Die Schaffung der Führungsstrukturen alleine löst das sicherlich noch nicht. Aber es ist ja zumindest mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Und drängender als der Aspekt Heimatschutz ist ja der Aspekt logistische Drehscheibe etc., dafür müsste die SKB bzw. das KdoTA auch jetzt schon angepackt werden. Und wenn das eine jetzt schon sein muss und das andere nach und nach auch angepackt werden muss, dann schadet es auf jeden Fall nicht, wenn man beides gleich angeht. Besser einmal die Reformschmerzen, als zweimal.
@KPK:
Soweit durchaus klar.
Auch Eckpunkte zur Zukunft der Bundeswehr sollten jedoch sauber durchdacht sein.
Der bisherige Verlauf gab da aber wenig Anlass zur Hoffnung. Auch die Äußerungen der Ministerin sind da noch ziemlich unscharf oder gar widersprüchlich.
Nächste Woche gibt es dann vielleicht mehr dazu.
@Memoria
„Auch Eckpunkte zur Zukunft der Bundeswehr sollten jedoch sauber durchdacht sein.“
Nun warten wir doch ab, oder unterstellen Sie (und andere) es würde nicht alles abgewogen werden?
Alle, die wir auf AG kräftig vom Wohnzimmer aus kommentieren sollten zugestehen, weder verfügen wir über den tieferen militärischen Background zu nötiger Entscheidungsfindung noch gar den politischen. Dass eine eventuell allumfassende Neustrukturierung deutscher Streitkräfte auch im Kanzleramt eine Meinung finden wird, sollte klar sein. Nur welche bei einer scheidenden Regierungschefin?
Andererseits bin ich mir sicher, gleich was wie begründet wird, die Pessimisten mit dem stets halb leeren Glas werden die Eckpunkte genüsslich zerreden.
Es wird halt wieder einmal dazu führen, dass Bonn ein Stück weit weniger funktionsfähige Strukturen bekommt, und in Berlin wieder irgendwas aus politischen Gründen aus dem Boden gestampft wird, mehr oder weniger planlos. Über den tieferen Sinn dieser Bundeswehr-typischen Reformen, braucht man wirklich nicht mehr spekulieren. Die schon ein wenig „kruden und sperrigen “Wortschöpfungen wie „Kommando Cyber und Informationsraum“, oder „Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr“, sind das Resultat verzweifelter Versuche, den durch zahllose Reformen auseinandergerissenen „Personalkörper“ der riesigen Nach-Wende-Bundeswehr von 1990, irgendwie doch noch einigermaßen passend, neu zusammenzustellen. Auch die SKB trägt Züge des einstigen „Tante Emma“ Ladens Streitkräfteamt, nur eben in größerer Form. Unter vorgehaltener Hand hieß es immer: SKA = Schreikrämpfeamt (wohl weil dort in den Fluren, aufgrund der Vielzahl von exotischen Verwendung, nicht selten Schreie zu hören waren). Was soll man sagen: In den letzten 20 Jahren hat sich nichts wirklich geändert bei der BW.
@Koffer
Gibt es denn schon eine Evaluierung zu DEFENDER EUROPE 2020 (DEF20)? LI/LL wurden zwar bereits Mitte letzten Jahres zusammengestellt, aber wurden diese abschließend ausgewertet und bewertet?
Aus meiner Sicht verlief die Übung, dafür, daß so etwas in diesem Rahmen das erste Mal nach langer Zeit durchgeführt wurde, doch recht problemlos. Wobei es immer Optimierungsbedarf gibt.
Natürlich ist der zeitliche Vorlauf wenn es heiß wird deutlich abzukürzen, aber die erforderlichen Prozeßschritte und Schnittstellen für ein solches Unterfangen hat man ja jetzt identifiziert, hoffentlich.
Gefehlt hat m.E.n. die Komponente „Absicherung“, und man hätte vielleicht auch parallel „Feindeinwirkung“ simulieren können, ggf. in einer Command post exercise (CPX); aber das wäre für das erste Mal wohl etwas zu viel gewesen.
Schade jedenfalls, daß DEF20 nicht so durchgeführt werden konnte wie geplant.
@Thomas Melber sagt: 14.05.2021 um 10:25 Uhr
„Aus meiner Sicht verlief die Übung, dafür, daß so etwas in diesem Rahmen das erste Mal nach langer Zeit durchgeführt wurde, doch recht problemlos. Wobei es immer Optimierungsbedarf gibt.“
Wenn es wirklich recht problemlos verlief und auch perspektivisch alles i.O. wäre für LV/BV, warum sollte der GI, dann der BM empfehlen, dass das bisherige Grütze ist?
Nur weil eine Verlegeübung gut gelaufen ist (wenn das denn tatsächlich so war), heisst doch nicht, dass die bisherige Struktur auch für einen Krieg geeignet ist.
@Koffer:
Eine nun angekündigte Minimal-Reform (siehe Aussagen der Ministerin) wird die umfassende und tiefgreifende Kriegsunfähigkeit der Bundeswehr auch nicht ansatzweise verändern.
Die Einordnung der SKB und von ZSan in die Strukturen ist ja nicht wirklich „kriegsentscheidend“.
Es geht in der Leitung des BMVg vorallem darum, dass die Ministerin (und damit ihr Umfeld) ihre „Jobs“ behalten.
Dafür wird nun kurz vor der Wahl viel Staub aufgewirbelt (Struktur, Beschaffung) – jedoch könnte dabei das Gegenteil des Erhofften heraus kommen.
Kriegstauglichkeit spielt dabei gar keine Rolle.
@Koffer sagt 14.05.2021 um 11:06 Uhr
„Wenn es wirklich recht problemlos verlief und auch perspektivisch alles i.O. wäre für LV/BV, warum sollte der GI, dann der BM empfehlen, dass das bisherige Grütze ist?“
Mir ist klar, dass Sie das rhetorisch gemeint haben, aber Sie stellen für mich die zentrale Frage: warum tun der GI und die BM das?
Und meine zweite Frage wäre: was wird durch diese Reform zukünftig besser?
Aber vielleicht wird sich ja nächste Woche alles aufklären, wenn wir die Endversion der Eckpunkte sehen und nicht nur auf Gerüchte und leaked info angewiesen sind.
@Koffer
den Vorteil Sanverbände für Einsätze ins Heer und nicht in Marine oder Luftwaffe zu integrieren oder direkt der BW Führung erschließt sich mir nicht
@ThoDan
Sie könnten genauso gut fragen: Warum haben Flughäfen Feuerwachen, obwohl die zugehörigen Städte doch schon Feuerwehren unterhalten? Im V-Fall liegt die Hauptlast der Kämpfe auf den Landstreitkräften. Und damit auch der größte Bedarf an Sanitätskräften.
@Memoria sagt: 14.05.2021 um 12:36 Uhr
„Eine nun angekündigte Minimal-Reform (siehe Aussagen der Ministerin) wird die umfassende und tiefgreifende Kriegsunfähigkeit der Bundeswehr auch nicht ansatzweise verändern.“
1. Die Aussagen der Ministerin über die Reichweite der Reform sind sicherlich auch der politischen Kommunikation geschuldet.
2. Wenn es um Truppenkörper geht (also das was die Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten gemeinhin mit einer „großen Reform“ verbunden hat), dann ändert sich ja in der Tat fast nichts. Ein paar hundert DP, mehr nicht.
Aber mEn wird sich auf der Führungsebene einiges ändern auch, weil ja eine BMVg-interne Änderung vermutlich so oder so kurz nach der Regierungsbildung folgen wird. Auch damit wird man die operative Führungsfähigkeit des GI und damit der IBuK erhöhen.
„Die Einordnung der SKB und von ZSan in die Strukturen ist ja nicht wirklich „kriegsentscheidend“.“
Definitiv muss es mehr sein als das. Da haben Sie absolut recht! Neben der Verbesserung der Führungsstrukturen müssen auch die Division und Brigaden weiter gestärkt werden und das notwendige Material muss rangeschafft werden.
Aber das eine schließt ja das andere nicht aus ;)
Mir sind drei kleine Schritte, tatsächlich getane Schritte lieber als ein großer, aber nicht umgesetzter Plan.
@Sailor 1995 sagt: 14.05.2021 um 13:06 Uhr
„Mir ist klar, dass Sie das rhetorisch gemeint haben“
;)
„aber Sie stellen für mich die zentrale Frage: warum tun der GI und die BM das?“
Gute Frage. Beim GI scheint es ziemlich klar, ihm geht es um die Führungsfähigkeit. Das war schon seit längerem sein Anliegen schon lange bevor er politische Probleme bekam. Man kann daher mEn nach ausschließen, dass er das tut um einen Befreiungsschlag zu machen und von seinen KSK Problemen abzulenken. Ich denke, da sprechen alle Zeitlinien gegen.
Warum macht er es jetzt? Ich denke, weil er jetzt mit einer BM zusammen arbeitet, die auf ihre Berater vertraut und die beratungsfähig ist. Ob das ein neuer BM nach der Wahl auch so sein wird, ist ein Risiko, welches ich an seiner Stelle nicht eingehen würde.
Warum es die BM macht? Ich denke hier ist es eine Kombination von zwei Faktoren:
1. Tut sie es aus Überzeugung um die Bw wieder stärker zu machen.. Das nehme ich ihr wirklich ab, alles was sie bisher getan hat, hat auch immer min. eine Facette inhaltlicher Überzeugung aufgewiesen.
2. Sicherlich will sie sich rechtzeitig vor den Koalitionsverhandlungen als Gestalterin beweisen, nachdem sie in den letzten Monaten ja durch KSK und G36 mehrfach schlechte Presse hatte.
„Und meine zweite Frage wäre: was wird durch diese Reform zukünftig besser?“
Dazu habe ich meine Auffassung direkt weiter oben ggü. Memoria bereits kund getan. Es wird sicherlich nicht alles/umfassend besser. Ich sehe das eher als eine Facette.
@ThoDan sagt: 14.05.2021 um 13:40 Uhr
„den Vorteil Sanverbände für Einsätze ins Heer und nicht in Marine oder Luftwaffe zu integrieren“
Die Sanitätsverbände über die wir sprechen (die Lazarettregimenter o.ä.) sind operativ der Domäne Land zuzuordnen, d.h. in einem LV/BV Szenario dienen sie der Landkriegsführung. Das gleiche gilt für „typische“ Einsatzszenare in VN/NATO/EU Einsätzen. Da sind es fast immer auch landbasierte Einsätze, denn die Einsätze VN/EU/NATO, die luft- oder marinebasiert sind, haben bereits ihre eigenen Sanitätskräfte.
Aber das hatten wir doch bereits. Sie müssen doch einfach nur den diesbezüglichen Kommentar, der bereits weiter oben steht lesen.
„oder direkt der BW Führung erschließt sich mir nicht“
Operativ-taktische Elemente gehören niemals direkt unter die strategische Führung. Da gibt es keinerlei Vorteile und zahllose Nachteile.