„Flagge zeigen für Werte, Interessen und Partner“: Marine schickt Fregatte ins Südchinesische Meer (Update)
Im vergangenen Jahr hatte es Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einer Grundsatzrede angekündigt, jetzt wird es konkret: Die Bundeswehr wird in diesem Jahr die Fregatte Bayern in den Indo-Pazifik und damit auch ins Südchinesische Meer schicken. Damit will Deutschland den sicherheitspolitischen Aspekt seiner im September 2020 verabschiedeten Indo-Pazifik-Leitlinien unterstreichen.
Die Begründung für dieses Vorhaben hatte die Verteidigungsministerin in ihrer Rede im November vor der Bundeswehr-Universität Hamburg erläutert:
Ich freue mich, dass die Bundesregierung umfassende Leitlinien zum Indo-Pazifik beschlossen hat, die auch die Sicherheits- und Verteidigungspolitik umfasst. Die strategische Bedeutung der Region wird damit voll anerkannt. Eine stärkere verteidigungs- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit füllt den für uns so wichtigen Multilateralismus mit Leben und stärkt die Partnerschaft zu Freunden in Australien, Japan, Südkorea oder Singapur.
Deutschland wird präsenter, etwa durch mehr Verbindungsoffiziere und im kommenden Jahr, so Corona das zulässt, durch ein Schiff der Deutschen Marine. Wir werden Flagge zeigen für unsere Werte, Interessen und Partner.
Von hohen Beamten aus Auswärtigem Amt und Verteidigungsministerium hieß es am (heutigen) Dienstag, inzwischen sei die Planung für diese Schifffahrt konkreter geworden: Eine Fregatte der Deutschen Marine soll Anfang August auslaufen und bis Ende Februar kommenden Jahres durch das Mittelmeer in den Indischen Ozean, nach Australien und dann nach Ostasien fahren. Vorgesehen sind dabei unter anderem Beteiligungen an der NATO-Operation Sea Guardian im Mittelmeer, der EU-Antipirateriemission Atalanta am Horn von Afrika und an der Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea.
Update 3. März: In einem Vortrag vor der Hermann-Ehlers-Akademie in Kiel sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn, die Bayern sei für diese Fahrt ausgewählt worden. Dabei spielten vor allem die Werftliegezeiten und Instandhaltungsplanungen der Marine eine Rolle. Zorn betonte zugleich, die Präsenz und der Kontakt eines deutschen Kriegsschiffs habe für die Partnernationen in der Region einen hohen Stellenwert. Der O-Ton aus dem Vortrag:
Bei der Durchquerung des Südchinesischen Meeres, wo China weitgehende Territorialansprüche auch aufgrund von unbewohnten oder künstlich errichteten Inseln anmeldet, sollen allerdings offensichtlich Konflikte mit der Regierung in Peking vermieden werden. Eine Durchquerung der Zwölf-Seemeilen-Zone Chinas in diesem Gebiet sei nicht beabsichtigt, hieß es aus Außen- und Verteidigungsministerium. Deutschland sehe allerdings den Schiedsspruch zum Internationalen Seerechtsabkommen vom Juli 2016 als gültig an, der den umfassenden Gebietsanspruch Chinas auf die Gewässer zurückgewiesen hatte – eine Entscheidung, die wiederum China nicht anerkennt.
Der derzeit letzte Hafenbesuch eines deutschen Kriegsschiffs in China war der Besuch der Fregatte Mecklenburg-Vorpommern vom 10. bis 15. Juni 2002 in Quingdao.
(Hinweis: Mit dem deutschen Engagement im Indopazifik haben wir uns in Folge 36 des Podcasts Sicherheitshalber beschäftigt)
(Archivbild 2018: Die Fregatte Bayern in der Ägäis – NATO Photo by WO FRAN Christian Valverde)
Das wird die Chinesen aber mächtig beeindrucken, dass Deutschland ihnen ein schwimmendes Freilichtmuseum zu Besuch schickt. Ohnehin klingt unser Ruf wie Donnerhall in der Welt angesichts der Entschlossenheit, mit der Deutschland in den vergangenen Jahren seinen Partnern durch militärische Unterstützung zur Seite stand und dabei weder Risiken noch Opfer scheute.
Gibt’s eine Info, ob F123 oder F124 dafür vorgesehen ist?
[Ja, aber noch nicht öffentlich. T.W.]
Was ist denn die Eskalationsstufe, wenn die Fregatte festgesetzt ist anderweitig „belästigt“ wird? Energischer Protest? Oder wird dann nach Mama (USA) gerufen?
Was soll die Bw da? Unser Handel wird nicht eingeschränkt, egal wie sich die Lage dort entwickelt.
In dem Zusammenhang würde ich mal schauen, welche Rüstungsgüter die deutsche Industrie 1. mit Sicherheit und 2. eventuell nach Australien verkauft. (1.: Boxer, LKW, 2.: Lynx? Und sonst?)
Da ist etwas Begleitmusik sicher hilfreich.
Hoffentlich schafft es die Fregatte ohne Pannen bis ins Südchinesische Meer. Und mit voller Kampfbeladung.
Japan, Australien und Co. können die „German Naval Firepower Tour“ gar nicht erwarten. Die chinesischen Streitkräfte werden mit hoher Wahrscheinlichkeit in höchste Verteidigungsbereitschaft versetzt werden.
Das wird spannend. Vermutlich mit Hafenbesuch in Shanghai ;-) Wir haben die nähere Einflusszone nicht im Griff bzw. Instrumente dafür, glauben aber die Amerikaner mit einer Fregatte beeindrucken zu wollen. Tolle Wurst.
„Vorgesehen sind dabei unter anderem Beteiligungen an der NATO-Operation Sea Guardian im Mittelmeer, der EU-Antipirateriemission Atalanta am Horn von Afrika und an der Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea.“
Das würde mich wundern, wenn das nicht auf die F222 oder F223 hinausläuft. Und bei der Fahrtzeit kann man auch gleich das wechselne Besatzungskonzept testen.
@Schnallendorf
Sollte man da als Verkaufsshow nicht lieber mit dem Boxer einmal quer durch Australien fahren? So würden es zumindest HSE24 oder ähnliche Sender machen.
„Das würde mich wundern, wenn das nicht auf die F222 oder F223 hinausläuft. Und bei der Fahrtzeit kann man auch gleich das wechselne Besatzungskonzept testen.“
Es besteht für F125 noch keine Einsatzbereitschaft. Ist jemanden bekannt, wann genau diese für F222 hergestellt sein soll?
Weiter kann ich mir nicht vorstellen, dass eine der ersten Einsätze (und das wäre es dann für F222) quasi einmal um den Erdball führen würde. Zudem ist die Auslegung der F125 zwar geeignet für einige der genannten „Zusatzmissionen“ auf dem Weg, für den Hauptzweck (Show of Force im südchinesischen Meer) aber denkbar ungeeignet).
Zudem hatte ich den Kommentar von @TW so verstanden, dass es entweder F123 oder F124 werden..
@Stoerfang: da Herr Söder gute Presse braucht, tippe ich auf die Bayern. Bezüglich der materiellen Einsatzbereitschaftslage (Schwuppps, da ist doch was kaputt) kann sich das natürlich auch wieder ändern ;-)
@Stoerfang
Egal, welche Fregatte es wird. Es bleibt eine Verschwendung von wertvollen Mangelresourcen. Das macht weder militärisch noch politisch Sinn.
Die oben verlinkten „Indo-Pazifischen Leitlinien der Bundesregierung“ haben bisherige Kommentatoren nur übersehen, was sein kann, oder sind anderer Auffassung, was sein darf?
Die DEU Fregatte ist multinational eingebunden:
„Sea Guardian im Mittelmeer, der EU-Antipirateriemission Atalanta am Horn von Afrika und an der Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea“, sie setzt das bekannte „mehr Verantwortung übernehmen“ um.
Aussagen wie „Hafenbesuch Shanghai, German Naval Firepower Tour, Mama USA rufen“ reichen nicht mal zum Stammtisch-Gespräch.
Im Auszug die BR mit obigen Leitlinien:
„Mit dem Aufstieg Asiens gewinnt das Gebiet auch wirtschaftlich und politisch an Bedeutung. Gleichzeitig nimmt die strategische Konkurrenz über den Einfluss in der Region zu. Der Indo-Pazifik wird zum Schlüssel für die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert.
Geopolitische Machtverschiebungen im Indo-Pazifik haben auch unmittelbare Auswirkungen auf Deutschland: Die Volkswirtschaften im europäischen und im indo-pazifischen Raum sind durch globale Lieferketten eng miteinander vernetzt (Fett KPK). Wichtige Handelsrouten führen durch den Indischen Ozean, das Südchinesische Meer und den Pazifik …“
Dass niemand dem zustimmen muss, steht außer Frage. Gegendarstellungen eigener Auffassungen dürfen aber durchaus gern argumentativ AA/BMVg, die das Papier abstimmten, widerlegen.
Prognose. Die https://www.behoerden-spiegel.de/2020/10/05/flugzeugtraegerverband-um-die-hms-queen-elizabeth-formiert-sich/ wird nach IOC die erste bedeutende Reise in asiatische Gewässer bestreiten.
In der Strikegroup findet sich eine NLD Fregatte. Was spricht dagegen, dass diese zeitlich von einer DEU Fregatte abgelöst wird?
Ein Einsatz sinnloser als der Andere erst Mittelmeer da haben wir schon gelacht und jetzt Südchinesische Meer. Ich würde ja nichts dazu sagen wenn genügend Schiffe bei der Marine vorhanden wären, so ist es aber nur reine Show.
M.E. ist praktisch egal, mit welchem Schiff die Mission durchgeführt wird, solange sie überhaupt stattfindet. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Schiffstypen sind in der Öffentlichkeit kein Thema, die Nachricht ist, daß Deutschland gemeinsam mit seinen Verbündeten die Anrainer gegen die chiesischen Hegemoniespielchen unterstützt. Oder halt nicht.
PS: Ich traue dem Hausherrn durchaus zu, daß er das Bild der „Bayern“ nicht zufällig ausgewählt hat.
Wird auch kommuniziert (Taschenkarte – ?) was unsere Werte und Interessen sind?
@Pio-Fritz: Da zeigt sich, dass der Weg vom Pio-Fritz bis zum Diplomaten doch recht weit Weg weit ist. Die Test-Boxer sind lange genug durch Australien gefahren, die endgültigen Modelle fürs australische Heer werden bereits produziert und in Betrieb genommen. Australien investiert aber noch weit mehr in die Rüstung. So kann man lesen:
„Under the Naval Shipbuilding Plan, the Government will invest up to $183 billion in naval shipbuilding between now and the 2050s.“
https://asiapacificdefencereporter.com/government-plans-75-billion-for-maritime-capabilities/
Ich glaube es ist operativ ziemlich egal welche deutsche Fregatte da durch die Gegend fährt. Sie fährt den deutschen Flaggenstock durch den Ozean, das ist ihr Auftrag, sonst nichts. Die Chinesen werden sich nicht in die Hosen machen wegen dem Schiff, egal welche Klasse die Deutschen schicken;-))
„Vorgesehen sind dabei unter anderem Beteiligungen an der NATO-Operation Sea Guardian im Mittelmeer, der EU-Antipirateriemission Atalanta am Horn von Afrika und an der Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea.“
Aha. Zu letzterem gibts auch ein Mandat? Wie heißt die Mission/der Einsatz denn? Ist ja spannend…
Es war nicht nur die Fregatte Mecklenburg-Vorpommern 2002 in Quingtao, sondern mit dabei während DESEX 2002 auch die Fregatte Rheinland-Pfalz (F209).
Das Ganze ist gar keine so dumme Idee, wie hier manche tun – nur wird es durch die Inkonsequenz, in der die Handschrift des Außenministers zu erkennen ist*, zur Makulatur. Denn das Signal verpufft, falls von China widerrechtlich beanspruchte Gewässer nicht durchfahren werden. Und Australien ist auch nicht geholfen.
Dieses Vorhaben hat allenfalls einen Sinn, wenn man dergleichen in regelmäßigen Abständen wiederholt und sich dabei an Chinas Schmerzgrenze herantastet. Nur befürchte ich, dass die kommende Bundesregierung die gegenwärtige an Mutlosigkeit noch übertreffen könnte.
*) Angesichts seiner bisherigen Statements.
Aus dem Bericht über die Materielle Einsatzbereitschaft II/2020, Teil 1, S. 16 (Auszug):
„Unverändert ist die Marine auch im vergangenen Betrachtungszeitraum stark gefordert gewesen und konnte ihren Ausbildungs-, Übungs- und Einsatzbetrieb im Wesentlichen sicherstellen. Nichtsdestotrotz liegt die Einsatzbelastung weiterhin oberhalb des ursprünglich technisch ausgelegten Nutzungsprofils der schwimmenden und fliegenden Fähigkeitsträger und führt zu einem überproportionalen materiellen Verschleiß. Zusammen mit den bereits mehrfach angesprochenen Herausforderungen bei der Bereitstellung von Ersatzteilen und begrenzten Instandsetzungskapazitäten sowie dem häufig nicht fristgerechten Abschluss von Instandsetzungen schlägt sich dies auch weiterhin negativ auf die Ausprägung der materiellen Einsatzbereitschaft nieder.
Zudem muss eine höhere Abnutzung durch intensivere Einsatz- bzw. Fahrtätigkeit entweder durch geringere Nutzung im Folgejahr oder eine häufigere Instandsetzungsfolge kompensiert werden. Da Letzteres angesichts der Kapazitäten kaum möglich ist, sind bei der Kräfteplanung zurzeit die Möglichkeiten zur Gestellung von Ersatzeinheiten bei Ausfällen oder Verschiebungen von Instandsetzungen stark eingeschränkt.“
Meine Fragen:
1) Was soll das mit Blick auf Einsatzbelastung, Ausbildung, Fähigkeitserhalt, Arbeitszeitverordnung, Zusatzkosten?
2) Wo war übrigens die Bundesregierung beim gescheiterten U-Boot-Deal mit Australien? Überzeugen deutsche Waffenschmieden durch Qualität oder schauen potentielle Abnehmer auf die Präsenz einer antiquierten deutschen Fregatte und sagen sich – wow, na dann kaufen wir mal deutsch -?
„Wir werden Flagge zeigen für unsere Werte, Interessen und Partner. … Eine Durchquerung der Zwölf-Seemeilen-Zone Chinas in diesem Gebiet sei nicht beabsichtigt, hieß es aus den beiden Ministerien.“
Flagge zeigen? Die mit dem weissen Kreuz auf weissem Grund???
Ein schlechter Witz.
Und was soll eigentlich immer dieses Geschwafel von Werten und Interessen? Sind Werte nicht internalisierte Interessen, für die man bereit ist Opfer zu erbringen? Was sind also Deutschland die Rechte der Uiguren oder der Shanghaier wert, bzw. wie viel in EUR und Exportvolumen ausgedrückt? Unglaubwürdig!
„Der derzeit letzte Hafenbesuch eines deutschen Kriegsschiffs in China war, wenn ich nichts übersehen habe, der Besuch der Fregatte Mecklenburg-Vorpommern vom 10. bis 15. Juni 2002 in Quingdao.“
Stimmt. Ich meine, das lief damals 2002 noch als DESEX (Destroyers Exercise) und die Fregatte Rheinland-Pfalz war auch mit dabei.
Ist denn bekannt, ob die Sea Lynx mit fahren dürfen?
Moin,
ich finde das Maß an Häme mit dem hier umsich gekippt wird reichlich irritierend. Es entsteht der Eindruck, als wären für manche Kommentatoren nur ausreichend robuste und vor Waffen strotzende Einsätze, gute Einsätze und überhaupt die Bundeswehr nur eine Verkaufsplattform für die Rüstungsindustrie.
Haben sie sich mit dem Engagement im Indopazifik und den dort gesetzten Zielen auseinandergesetzt? Was genau stört sie an dem ersten Endsenden einer Fregatte und damit erstem Präsenz zeigen?
Cheers
Flip
Hat alles eher symbolischen Wert. Hat aber sicher einen guten Trainigseffekt den die Marine gebrauchen kann. Ich denke auch dass es erstmal eine f123 oder 124 werden wird. Eine Besatzungsrotation wird man da aber auch durchführen müssen. Ich denke die F125 wird, wenn soweit einsatzbereit, erstmal als Dauergast im Mittelmeer stationiert werden.
Da wird Horst Köhler vielleicht leise einen resignierten Seufzer ausstoßen, dass heutzutage im politischen Berlin zumindest keiner mehr irritiert über diesen Einsatz sein wird.
Natürlich ist das primär ein minimal invasives Symbol und kein rohes Muskelspiel. Ansonsten müssten wir jetzt von der homöopathischen Dioktrin reden („umso verdünnter das Wirkmittel, desto stärker die Wirkkraft“). SCNR.
Die Mission wird ja dann doch etwas länger dauern und Manschaftswechsel erfordern. Kann mir jemand ,insofern es nicht OT ist, wie eine solche Personalrotation erfolgt? Kann man sich dass so vorstellen dass Crew 1, 3 Monate durchgehend auf dem Schiff bleibt, dann durch Crew 2 ersetzt wird und in einen etwa 1 monatigen Urlaub geht um die Überstunden auszugleichen um dann wieder Crew 2 nach 3 Monaten abzulösen? Oder ist dass zu einfach gedacht?
@Flip
was mich stört ist das unsere strapazierte Marine Flagge zeigen muss/soll. Die ersten Planungen zu der Mission gabe es bereits 2019 siehe Link: https://www.pivotarea.eu/2019/11/26/fregatte-in-den-indo-pazifik/. Und da wir jetzt ein Schiff dafür haben kann die Show beginnen.
@Pham Nuwen
Daran musste ich auch denken. Aber warten wir’s ab, in Deutschland findet sich bestimmt wieder jemand, der sich berufen fühlt die Bundesregierung anzuzeigen. Vielleicht gibt sich ja am Ende der Herr Mützenich dazu her, schließlich hat er die Pläne bereits verurteilt.
[Als Service mache ich es mal mit spitzen Klammern zu einem echten Blockquote ;-) T.W.]
@Schnallendorf sagt: 02.03.2021 um 23:38 Uhr
Sehr interessant, danke. Aber denken Sie wirklich, der Besuch eines mehr als 20 Jahre alten Schiffes verleitet die australische Marine dazu, Teile des geplanten Investitionsbudget in deutschen Werften auszugeben? Ich bin da skeptisch.
In zu erwartenden Konfliktszenarien setzen Angreifer auf eine Kombination aus klassischen Kampfeinsätzen aus wirtschaftlichem Druck, Computerangriffen bis hin zu Propaganda in den Medien und sozialen Netzwerken. Eine solche Bedrohung liegt fast vor unserer Haustür, wenn man dem europäischen Gedanken folgt. Dafür ist die Bundeswehr noch lange nicht gewappnet.
Da könnten wir getrost darauf verzichten, uns in Konfliktzonen zu engagieren, welche weder im Verantwortungs-, noch wirklich im Interessenbereich liegen. Unsere Reputation ist bei den meisten europäischen Verbündeten schon gesunken, da nach vollmundigen Versprechungen die Realisierung meist ausblieb. Also bitte, was wollen wir da?
@Dante
Ich denke nicht, das es einen Crewwechsel geben wird. Ist bei F123/124 auch überhaupt nicht möglich, da jede Fregatte nur ein Besatzung hat.
Die Wechselbesatzungen für die F125er sind die einzigen, die in der Einsatzflottille 2 momentan vorhanden sind.
August bis Februar ist jetzt auch nicht ein unbedingt viel größerer Zeitraum als das halbes Jahr, was früher für die Einsätze normal war. Und das ging/geht mit den Fregatten immer.
Aber wer weiß, was die Führung sich da noch tolles einfallen lässt.
@Dante um 10:54:
Bin zwar seit knapp 5 Jahren im Ruhestand, glaube aber, dass die Marine bei einem ca. sechsmonatigen Einsatz keine Besatzungsrotation durchführen wird.
Schon vor mehr als 40 Jahren, sind solch lange Auslandsausbildungsreisen für die Marineangehörigen Routine. Einzelne Besatzungsmitglieder werden schon mal aus dienstlichen oder persönlichen Gründen ausgetauscht, aber ansonsten waren gerade solche „Einsätze“ wegen der (vor Corona!) interessanten Hafenaufenthalte in fernen Regionen bei der Crew so beliebt, dass manche dafür sogar die Verpflichtungszeit verlängert haben, um dabeisein zu können.
Ob das in Zeiten der Soldatenarbeitszeitverordnung und für den Fall, dass man der Besatzung keine adäquate Betreuungskommunikation (insb. WLAN!) zur Verfügung stellen kann, auch heute noch so gilt, kann ich mit Sicherheit nicht konstatieren.
Der Sinn dieser Entsendung wurde im gemeinsamen (BMVg & GI) „Positionspapier: Gedanken zur Bundeswehr der Zukunft“ formuliert.
Ich versuche, ironiefrei zu zitieren
„Die Rolle als Wertepartner. Wir setzen uns konsequent für die regelbasierte internationale Ordnung ein, in NATO und EU und Kooperation mit unseren Verbündeten und Wertepartnern weltweit – zum Beispiel durch …. Hafenbesuche in Japan und Australien.“
Ich empfehle den Kommentatoren, die von „ISt nicht unser Interessensbereich“ reden mal einen Blick in die Jahresberichte des Marinekommandos des vergangenen Jahrzehntes zu werfen. Da wird an eindeutigen Fakten erklärt, was für lebenswichtige Interessen Deutschland an freien Handelsrouten in Asien hat!
Und wie wäre es dann noch gleich mit einem Blick ins Mittelmeer? Denn auch an dortige Großmachtsfantasien von „blauen Vaterländern“ sendet man dadurch ein Signal (egal wie überzogen die Ansprüche der Gegenseite sind).
Und dann erfüllen wir mit einem Schiff auch noch Bündnisverpflichtungen in drei supranationalen Organisationen, nämlich der NATO Operation Sea Guardian, der EU Operation Atalanta und der UN Operation zwischen Nord- und Südkorea, bringen uns also wie von unseren internationalen Partnern gefordert, mehr in diese ein.
Und letztlich dient diese eine Fahrt dieses einen deutsches Schiffes sogar der Durchsetzung des UN Seerechtsübereinkommens. Und vielleicht sogar seiner Anerkennung als Völkergewohnheitsrecht. Aber das ist nur meine blauäugige Laiensichtweise von der ich nicht sicher bin, dass sie korrekt ist ;-).
Also, auf Marine! Ihr bekommt das hin! Das Material und das Personal kann das! Egal ob nun mit oder ohne unnötigen Besatzungswechsel. Was da allein für coole Häfen bei rumkommen! Ganz abgesehen von den Kameraden aus aller Herren Länder, die man trifft, Schiffe, mit denen man zusammen übt, Empfänge, die an Bord gegeben werden und so weiter und so fort.
Die Verschwendung von äußerst knappen Resourcen die dadurch entsteht, dass man einerseits vollmundig vom Eintreten für die eigenen Werte schwafelt, aber gleichzeitig in der Wirtschaftspolitik völlig vor China einknickt und dann nicht einmal beim „Flagge zeigen“ das moralische Rückgrat hat, die von China ILLEGAL beantspruchten Seegebiete auch zu durchfahren, um echte Solidarität zu zeigen.
Flagge zeigen bedeutet, ein Signal zu senden, dass man bereit ist, die eigenen Werte/Interessen notfalls auch militärisch zu verteidigen. Wenn man aber schon bei der entsprechenden Demonstration vor Feigheit kneifft, bevor irgendwlche Schüsse gefallen sind, verkehrt sich der demonstrative Effekt ins Gegenteil und man entwertet den eigenen Beitrag weitestgehend.
@SeLaLu
Bei allem Verständnis für berechtigte Kritik, es tut gut, hier noch ein bisschen Optimismus zu erleben.
Den Interessenbereich @Tango09, hat die Bundesregierung in ihrem letztjährigen Papier „im September 2020 verabschiedeten Indo-Pazifik-Leitlinien“ dargelegt, ist oben im Link abrufbar.
(Siehe auch gestern 22:56 Uhr)
140 Tage und mehr Abwesenheit jedes Jahr war zu meiner Zeit noch normal. Ob das gut ist, sei dahingestellt, dennoch war das so. Wobei wir „Nordholzer“ ja insofern noch privilegiert waren, dass wir ca. alle drei Monate den HA500 aufgrund der dünnen Personaldecke durchgetauscht haben, nach dem Motto „lieber häufiger aber dafür kürzer am Stück“.
Es ist also üblich mit nachversorgung in Friedenszeiten mit 250 Leuten auf einer 150 Meter Insel für ein halbes Jahrzu sitzen ohne psychische Probleme zu kriegen? Dafür muss man tatsächlich gemacht sein. Allerdings saßen die Matrosen in früheren Zeiten wesendlich länger auf kleineren Holzschiffen fest. Und das alles ohne Mikrowelle und Tiefkühlpizza. Ist halt Ansichtssache.
Ein Schiff auf die andere Seite der Welt zu schicken, ist Symbolpolitik.
Das dürfte die Chinesen nicht beeindrucken…
Im Ernstfall Kanonenfutter.
@ SeLaLu sagt:
03.03.2021 um 14:04 Uhr
„Was da allein für coole Häfen bei rumkommen! Ganz abgesehen von den Kameraden aus aller Herren Länder, die man trifft, Schiffe, mit denen man zusammen übt, Empfänge, die an Bord gegeben werden und so weiter und so fort.“
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/marine/aktuelles/gesundheitsvorsorge-berlin-heimkehr-mit-rekord-2381728
Wollen wir mal hoffen, dass da nicht eine weitere Rekordfahrt für den längsten Zeitraum ohne Landgang aufgestellt wird. Noch ist die Pandemie weltweit aktiv…
@MFG: wir reden aber schon von knapp 200 Tagen allein bei dieser Fahrt und noch ist bei der Marine üblich, dass die Besatzungen nach einer Werft ein Ausbildungsprogramm mit mehreren mehrwöchigen Fahrten absolvieren. Die Besatzung wird wohl in diesem Jahr kaum zu Hause sein. Ich weiß nicht, ob das in den politischen Kreisen so bewusst ist. Vielleicht kann der Hausherr ja erfragen, wieviel Abwesenheit die Armen von jetzt bis zum Ende der Fahrt haben werden, sobald der Name des Schiffes bekannt gegeben wird.
@Dante um 15:14:
Früher waren unsere „Inseln“ nicht mal 150 m lang und die Besatzungsstärke war doppelt so groß. Trotzdem gab es bei den Matrosen auf den reizvollen Seefahrten in ferne Länder fast keine psychischen Probleme.
Das war aber zu Zeiten, wo es noch kein Internet gab, man Briefe aus den Häfen schrieb und dort manchmal empfing und wo es üblich war alle paar Wochen mal übers Festnetz für wenige Minuten anzurufen.
Ob heutige Matrosen und Matrosinnen damit klar kommen, kann ich nicht aus beurteilen.
Bin aber sicher, dass viele die Rolle „Botschafter in Blau“ genießen werden, wenn man sie nicht wegen Corona an Bord isoliert, wie jüngst auf Fregatte HAMBURG.
Erinnert sei an die Teilnahme dreier chinesischer Marineeinheiten an einem Manöver mit der (um größere Einheiten ergänzte)Baltischen Flotte im Sommer 2017 („Chinesen vor Fehmarn“ https://augengeradeaus.net/2017/07/chinesen-vor-fehmarn/), zeitgleich dazu ein ebenfalls aus drei Schiffen bestehender Verband im Schwarzen Meer und an einem gemeinsamen Manöver mit russ. Flotteneinheiten im Mittelmeer 2015. Das waren militärische und politische Machtprojektionen in den „maritimen Hinterhof“ der NATO, was die Ostsee betrifft. Jetzt revanchiert man sich gewissermaßen. Es ist ein strategisches Signal, dass DEU als Teil der westlichen Allianz willens und (begrenzt) in der Lage ist, sich zu beteiligen, es ist mehr als Symbolpolitik.
In China wird man sich in die Hosen machen. Nicht vor Angst, sondern vor Lachen.
China baut jedes Jahr mehr Kriegsschiffe als die gesamte Bundeswehr besitzt, die Gorch Fock eingeschlossen. Da grübelt man auch nicht nach, ob es nun bei einer 7.500-Tonnen-„Fregatte“ vielleicht 10 oder doch besser 20 VLS-Zellen sein sollen, oder doch bloß 8 Harpoon-Starter, da baut man gleich vom Fleck weg 64 VLS-Zellen ein. Von so Dingen wie Lenkwaffenkreuzern und Flugzeugträgern ganz zu schweigen. Sie haben sogar Marineflieger. und Seefernaufklärer. Na, vielleicht will sich die deutsche Marine das einfach einmal ansehen, um nicht zu vergessen, wie sowas aussieht.
Liegen dort in der Ecke nicht auch die Malediven auf dem Weg? Da kann man doch für die Besatzung quasi als Motivation doch auch ne Woche als Gastbesuch einplanen. Babehose raus und schön Flatrate an der Cocktailbar.
Es ist doch nichts neues, dass deutsche Kriegsschiffe nach Asien fahren.
Anfang der 2000er Jahre kam das vor, wurde dann nur länger nicht gemacht, wohl aus einer mangelnden Verfügbarkeit heraus.
Stichwort: DESEX (Destroyer Excercise)
Sicherlich wird niemand in Ehrfurcht erstarren, dennoch sagt man dass ein gelungener Hafenbesuch mehrere Monate Diplomatie ersetzen kann.