„Flagge zeigen für Werte, Interessen und Partner“: Marine schickt Fregatte ins Südchinesische Meer (Update)
Im vergangenen Jahr hatte es Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einer Grundsatzrede angekündigt, jetzt wird es konkret: Die Bundeswehr wird in diesem Jahr die Fregatte Bayern in den Indo-Pazifik und damit auch ins Südchinesische Meer schicken. Damit will Deutschland den sicherheitspolitischen Aspekt seiner im September 2020 verabschiedeten Indo-Pazifik-Leitlinien unterstreichen.
Die Begründung für dieses Vorhaben hatte die Verteidigungsministerin in ihrer Rede im November vor der Bundeswehr-Universität Hamburg erläutert:
Ich freue mich, dass die Bundesregierung umfassende Leitlinien zum Indo-Pazifik beschlossen hat, die auch die Sicherheits- und Verteidigungspolitik umfasst. Die strategische Bedeutung der Region wird damit voll anerkannt. Eine stärkere verteidigungs- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit füllt den für uns so wichtigen Multilateralismus mit Leben und stärkt die Partnerschaft zu Freunden in Australien, Japan, Südkorea oder Singapur.
Deutschland wird präsenter, etwa durch mehr Verbindungsoffiziere und im kommenden Jahr, so Corona das zulässt, durch ein Schiff der Deutschen Marine. Wir werden Flagge zeigen für unsere Werte, Interessen und Partner.
Von hohen Beamten aus Auswärtigem Amt und Verteidigungsministerium hieß es am (heutigen) Dienstag, inzwischen sei die Planung für diese Schifffahrt konkreter geworden: Eine Fregatte der Deutschen Marine soll Anfang August auslaufen und bis Ende Februar kommenden Jahres durch das Mittelmeer in den Indischen Ozean, nach Australien und dann nach Ostasien fahren. Vorgesehen sind dabei unter anderem Beteiligungen an der NATO-Operation Sea Guardian im Mittelmeer, der EU-Antipirateriemission Atalanta am Horn von Afrika und an der Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea.
Update 3. März: In einem Vortrag vor der Hermann-Ehlers-Akademie in Kiel sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn, die Bayern sei für diese Fahrt ausgewählt worden. Dabei spielten vor allem die Werftliegezeiten und Instandhaltungsplanungen der Marine eine Rolle. Zorn betonte zugleich, die Präsenz und der Kontakt eines deutschen Kriegsschiffs habe für die Partnernationen in der Region einen hohen Stellenwert. Der O-Ton aus dem Vortrag:
Bei der Durchquerung des Südchinesischen Meeres, wo China weitgehende Territorialansprüche auch aufgrund von unbewohnten oder künstlich errichteten Inseln anmeldet, sollen allerdings offensichtlich Konflikte mit der Regierung in Peking vermieden werden. Eine Durchquerung der Zwölf-Seemeilen-Zone Chinas in diesem Gebiet sei nicht beabsichtigt, hieß es aus Außen- und Verteidigungsministerium. Deutschland sehe allerdings den Schiedsspruch zum Internationalen Seerechtsabkommen vom Juli 2016 als gültig an, der den umfassenden Gebietsanspruch Chinas auf die Gewässer zurückgewiesen hatte – eine Entscheidung, die wiederum China nicht anerkennt.
Der derzeit letzte Hafenbesuch eines deutschen Kriegsschiffs in China war der Besuch der Fregatte Mecklenburg-Vorpommern vom 10. bis 15. Juni 2002 in Quingdao.
(Hinweis: Mit dem deutschen Engagement im Indopazifik haben wir uns in Folge 36 des Podcasts Sicherheitshalber beschäftigt)
(Archivbild 2018: Die Fregatte Bayern in der Ägäis – NATO Photo by WO FRAN Christian Valverde)
@Lucky.Sailor
So zu den Zeiten, in denen Fernschreiben mit drei Wochen alten Zeitungsberichten Nachrichten aus der Zukunft waren?
@MFG um 22:33:
Auf Zerstörer BAYERN Anfang der 90er haben die Funker täglich Nachrichten aus dem Äther (Netz gab’s noch nicht!) geholt und für die Besatzung an Bord ausgehängt. Wer wollte, konnte sich also tagespolitisch informiert halten.
Cut!
Was mir auffällt in diesem Thread, ist die Häme über diese Seefahrt unter dem Aspekt der Einsatzfähigkeit und Durchhaltefähigkeit der Marine. Wenn schon viele Foristen mit militärischem Hintergrund so über eine Teilstreitkraft „herziehen“, wie sieht es dann im Rest der Bevölkerung aus?
Verschließt der Inspekteur Marine hier die Augen vor den Realitäten? Hauptsache coole Sprüche wie „Wir sind Marine“?
@Lucky.Sailor
Die Sinnhaftigkeit bzw. die Notwendigkeit des Einsatzes wird eben nicht plausibel vermittelt, wobei da auch Grundsatzarbeit („China als aggressiver, expansiver Wettbewerber“) geleistet werden muß. Zumal wir ja eh nichts bewirken werden, dazu müßte man schon tatsächlich Nadelstiche anbringen. Nur: unsere Wirtschaft würde das nicht goutieren.
Davon ab: wir fahren nach Asien während zu Hause „die Hütte brennt“? Unabhängig davon wie man zur chinesischen Politik steht gibt es dort Staaten, die deutlich näher dran sind. DEU ist „raumfremd“.
Nicht vergessen sollte man auch, daß eben die Staaten, die sich an China reiben (und vice versa) gerade eben ein großes Freihandelsabkommen gezeichnet haben (Regional Comprehensive Economic Partnership – RCEP).
@Lucky.Sailor sagt: 04.03.2021 um 6:35 Uhr
„Was mir auffällt in diesem Thread, ist die Häme über diese Seefahrt unter dem Aspekt der Einsatzfähigkeit und Durchhaltefähigkeit der Marine. Wenn schon viele Foristen mit militärischem Hintergrund so über eine Teilstreitkraft „herziehen“, wie sieht es dann im Rest der Bevölkerung aus?“
Als Häme würde ich das nicht bezeichnen, eher als der Realität ins Auge geblickt. Was die Bevölkerung bei freundlichem Desinteresse mitbekommt? Nicht viel, ich denke, wenn dort das Stichwort marine fällt, dann komt gleich das Thema „Gorch Fock“. Und das ist nicht positiv besetzt.
@Thomas Melber:
Also wo „brennt“ denn hier „die Hütte“.
Was die maritime Lage im NATO-Gebiet betrifft, zündelt nur unser Partner Türkei!
„Raumfremd“ gilt bestenfalls für Landstreitkräfte (z.B. in AFG!), die Marine war schon immer auf allen Weltmeeren „Zuhause“.
Um das Bild (pun intended) mit der Bebilderung aufzugreifen: In anderen Medien gings schon in die richtige Richtung. Die Planungen liefen schon länger, nun scheinen alle nötigen Ampeln auf grün zu stehen und das Vorhaben kann publik gemacht werden.
@ Dante, Thema Besatzungstausch: Wie schon erwähnt wird das Mehrbesatzungskonzept nur auf F125 angewandt, die allerdings noch keine Einsätze allein fahren dürfen. Für ein DESEX (wie zuletzt MVP+RHL 2002) oder einen EAV (Einsatzausbildungsverband, m.W. zuletzt 2014 BER, HES, KAR) reichen offenbar die Ressourcen oder der politische Wille nicht aus, sodass die F125 ausscheiden. Die in Frage kommenden Klassen* F123 und F124 haben eine Besatzung und tauschen nicht, ggf. wird Schlüsselpersonal bei Ausfall nachgeführt.
Angesichts der spektakulären Hafenplanung wird es aber eher zu viele Interessent:innen in der Marine(-Reserve) geben, die sich heranziehen oder kommandieren lassen wollen, um mitzufahren. Das Personal sollte also nicht das Problem sein.
Stichwort SAZV und Co: Das läuft so gut wie alles über finanzielle Abgeltung, von den Pflicht-FvD abgesehen. Und da nur die Seetage FvD generieren, die nicht in mandatiertem Einsatz gefahren werden, dürfte die Motivation für die zahlreichen en-route-Einsatzunterstellungen nicht zuletzt die Minimierung der Anrechnungsfälle sein.
Und abschließend noch zu den Mythen und Legenden rund um Medienversorgung etc.: Die allermeisten Einheiten haben mittlerweile ausreichend SatCom-Kapazitäten an Bord, um auch die sog. Betreuungskommunikation umfassend sicherstellen zu können. Bord-WLAN ist auch meistens vorhanden, sodass die Besatzung heutzutage insb. für Messenger ihre privaten Endgeräte nutzen kann, fürs Telefonieren gibts VoIP-Telefonie via SatCom.
All dieser Annehmlichkeiten zum Trotz ist Dienst auf seegehenden Einheiten immer noch etwas für Leute, die das wollen.
* F122 nicht, da LUB Ende des Jahres aus der Fahrbereitschaft genommen werden soll, so zumindest der aktuelle Stand.
@Lucky.Sailor:
Wenn man die Jahreabschlussinterviews, welche die Inspekteure der Marine in den letzten zwanzig Jahren z.B. dem Medium Wehrtechnik gegeben haben, Revue passieren lässt, so kommt man zu dem Schluss, dass trotz, sagen wir, Korvettendisaster, F124-Disaster, F 125-Disaster, Sea-Lynx-Disaster, U-Boot-Disaster usw. stets mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen und glänzenden Blicks ein kommendes, goldenes Zeitalter (Lieblingsvokabeln: Fahigkeitsgewinn, Aufwuchs, Trendwende, Verstetigung, Ertüchtigung, modernst, erfolgreich, weltweit…) heraufbeschworen wurde, dessen Eintritt aber Jahr für Jahr hinausgeschoben werden musste. Insofern leben die Herrschaften tatsächlich in zwei Welten: in der verdrängten, frugalen Realität und gleichzeitig, viel lieber, im ministerialen Traumland. Das gilt darüber hinaus für die meisten Inspekteure aller Teilstreitkräfte gleichermaßen, vielleicht von Karl Müllner abgesehen, wobei dessen Laufbahn nach dem Erwähnen einer eher unangenehmen Wahrheit eine jähe Wendung aufs Altenteil genommen hat – für die anderen nicht gerade motivierend, der Politik reinen Wein einzuschenken.
Ich denke, man sollte sich erstmal um wichtigere Dinge kümmern als um welche, die eh nix bewirken. Ich glaube kaum, das sich die Chinesen davon beeindrucken lassen, wenn wir da mit einer Fregatte auftauchen, ausser das man über diese herzlich lacht.
(Von der 124 er Klasse mal abgesehen, die im Notfall auch potent sein können, wenn bewaffnet.) Und die F 125…scheint ja immer noch nicht einsatzfähig zu sein obwohl schon lange übernommen, zumindest 2.
Dennoch sollten wir unsere Marine erstmal auf einen Stand bringen, der der heutigen Zeit gerecht wird. Lange genug wird ja drüber geredet. Und das sieht ja nicht danach aus. Ergo ist das für mich reiner Aktionismus, der vollkommen unnütz ist. Gut gemeint, aber sinnfrei wie Aghanistan
@Luky.sailor und Yeoman
danke und BZ!
Cheers
Flip
Der GI war gestern zu Gast bei der Herrmann Ehlers Akademie:
https://www.youtube.com/watch?v=OhvvM6bshis
Dort ließ er verlauten, dass die Bayern (F123 Klasse) den Auftrag wahrnimmt.
Ein Uboot zu IRINI…
Insgesamt recht kurzweilig die Fragestunde. Leider etwas marinelastig – aber die Akademie ist eben auch in Kiel.
[Oh, hm, sollte ich genau an der Stelle unaufmerksam gewesen sein? Dass er konkret die ‚Bayern‘ genannt hat, habe ich gar nicht mitbekommen…? Peinlich. Wenn Sie die genaue Zeitangabe hätten, das wäre gut, schon als Nachtrag oben. Danke, T.W.]
@T.Wiegold
1:23:10 die Frage
1:25:05 die Bayern
[Vielen Dank; habe den O-Ton oben als Update eingefügt. Es war die erste öffentliche Information, dass die Bayern dafür ausgewählt wurde. T.W.]
Die BAYERN soll es nun machen – GUT SO ! (Ein Besuch in Qingdao pünktlich zum Oktoberfest mit (ex-)bayrischem Tsingtao-Bier – würde ich unseren Seelords natürlich gönnen – und wäre natürlich ein schöner Medien-Event, ggf. auch für T.W. ?
Asche auf mein Haupt, da hat die Marineführung wohl noch mal neu gewürfelt. Auch wenn es einigen Säbelrasslern unter den Vorkommentatoren nicht gefällt: nicht gleich mit einer F124 (das war mein wenige Wochen alter letzter Stand, daher meine Andeutung oben) aufzuschlagen, ist keine schlechte Geste.
Betrachtet man diese Fahrt vor den Ausführungen des GenInsp, wird es nicht die letzte Südostasien-Fahrt gewesen sein.
Wenn man bedenkt, was in den USA zur China Strategy debattiert wird, steht Bier trinken wohl weniger an.
So wie ich den Beitrag des Scowcroft Centre überblicke, dann spitzt sich das auf ein Endgame zu und die Frage, wie weit die US Allierte bereit sind zu gehen.
THE LONGER TELEGRAM
Toward a new American China strategy
https://www.atlanticcouncil.org/content-series/atlantic-council-strategy-paper-series/the-longer-telegram/
@Rolf Müller:
Gewiss wird sich Peking nicht von einer deutschen Fregatte beeindrucken lassen. Die Bundesregierung muss aber derzeit einen Spagat wagen: in großem Umfang abhängig von den guten Handelsbeziehungen mit der VR möchte man sich mit den Chinesen keinen Ärger einhandeln; gleichzeitig ist es an der Zeit, vor dem Hintergrund der schlappen Wehrfähigkeit Deutschlands, die Beziehungen zu den USA nach der desolaten Trumpära wieder auf einen guten Stand zu bringen.
Da bietet es sich an, als solidarischen und preisgünstigen Minimalbeitrag eine eher betagte Fregatte im Indopazifischen Raum mit anderen westlichen Marinen schippern zu lassen.
Hinter den Kulissen trägt Deutschland ohnehin indirekt zur militärischen Stärkung der Region bei – Australien kauft bei Rheinmetall und Lürssen ein, ebenso wie auch andere Länder der Region deutsche Rüstungsgüter erwerben oder erworben haben.
Ich wäre dafür, wieder Zerstörer einzusetzen! Das würde einmal die Schiffszahl an Überwasserkampfschiffen erhöhen ohne das man in Schwierigkeiten kommt, falls man mehrere Einsätze zeitgleich fahren sollte. Mit nur 10 Fregatten, 5 Korvetten und mit nur 6 U-Booten wirds eng, alle Aufgaben adäquat zu erfüllen Hätte man: 4-6 Zerstörer (Hobarth-Klasse), 15 Fregatten, 18 Korvetten, 8 Flugkörperschnellboote (Skjold-Klasse), 2 Hubschrauberträger (Mistral-Klasse mit der Modifikation das man 10-15 F-35B aufnehmen kann), 14 U-Boote (8 212A-Klasse, 6 218SG-Klasse mit VLS Zellen und gut 100m länge), 9 EGV, 2-3 Schiffe der Rotterdam-Klasse, sehe die Sache wesentlich besser aus.
[Pardon, das ist jetzt die Aussage „wäre die Marine größer, dann wäre die Marine größer“. Bitte nicht. T.W.]
Die Frage aller Fragen ist doch, ob wir uns trotzdem trauen die Taiwan Strait,
im Rahmen der Innocent Passage, mit weitsichtbarer, grosser Bundesdienstflagge ohne Vorankündigung zu durchfahren.
Das wäre das klare Signal an China und die verbündeten Nation in der Region und würde den Aufwand für den Törn mehr als rechtfertigen.
Make my day Fregatte BAYERN
@allexm78 sagt: 05.03.2021 um 22:07 Uhr
Sie übersehen, das wir hier nicht bei „Wünsch dir was“ sind, sondern bei „So ist es“. Und die Bundeswehr, inkl. der Marine, hat ganz andere Probleme, als noch mehr fahrende Einheiten in der Marine, für die es keine Besatzungen gibt.
@Seaking sagt: 06.03.2021 um 12:18 Uhr
„Die Frage aller Fragen ist doch, ob wir uns trotzdem trauen die Taiwan Strait,
im Rahmen der Innocent Passage, mit weitsichtbarer, grosser Bundesdienstflagge ohne Vorankündigung zu durchfahren.“
Die Frage ist doch ganz eindeutige beantwortet. Nämlich mit einem eindeutigen NEIN. Ein Zitat aus dem Artikel des Hausherrn:
„Bei der Durchquerung des Südchinesischen Meeres, wo China weitgehende Territorialansprüche auch aufgrund von unbewohnten oder künstlich errichteten Inseln anmeldet, sollen allerdings offensichtlich Konflikte mit der Regierung in Peking vermieden werden. Eine Durchquerung der Zwölf-Seemeilen-Zone Chinas in diesem Gebiet sei nicht beabsichtigt, hieß es aus Außen- und Verteidigungsministerium.“
@allexm78:
Schöne, schimmernde Wehr, vermutlich nicht ganz ernst gemeint, gleichwohl hätten Wilhelm zwo und Tirpitz ihre Freude daran – endlich wieder Kanonenboote am Jangtsekiang; allerdings gebe ich zu bedenken, dass bei einer wie bisher sparsam dimensionierten Einsatzfähigkeit dieser Flotte die erforderlichen Werftliegeplätze an unseren Küsten nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stünden!
Im Ernst: der derzeitige Umfang der Marine würde schon passen, wenn zwei Drittel der Einheiten stets verfügbar wären.
@IISS_org
„The UK’s Carrier Strike Group will embark on a first operational deployment, to the Indo-Pacific, in the second quarter of 2021“.
Begleitet durch eine NLD/U.S. Fregatte: „The Netherlands and the United States are also each contributing an escort“.
Eine spätere Einbindung einer DEU Einheit, z.B. die Bayern, in Ablösung der „HNLMS Evertsen (F803)“, die NLD-seits bereits gemeinsam mit der HMS Queen Elizabeth-Carrier Strike Group (QE CSG) übt, wird betrachtet?
https://www.iiss.org/blogs/military-balance/2021/02/uk-carrier-strike-group-deployment
https://mobile.twitter.com/IISS_org/status/1368258837489258501/photo/1
Die genauen Seeräume für das QE CSG deployment sind nicht genannt. Dass die Briten jedoch die Seegebiete der „first/second island chain“ meiden, ist insbesondere angesichts historischer Verbindung zu Hongkong, eher nicht wahrscheinlich. Siehe: https://www.thedrive.com/the-war-zone/39610/this-is-the-pentagons-27-billion-master-plan-to-deter-china-in-the-pacific?xid=twittershare
@KPK
Sollte die CSG dann in – diplomatisch – vermintes Gebiet fahren müßten wir entweder mitfahren oder uns vorher trennen. Dann doch lieber als Einzelfahrer.
Davon ab: weshalb sollten wir uns amerikanische Befindlichkeiten immer zu eigen machen? Wenn die USA ein Problem mit China haben ist es zunächst einmal ihr Problem und nicht eines der NATO oder ein deutsches.
Wir haben ja bisher noch nicht einmal Taiwan anerkannt.
@Thomas Melber
Die Antworten finden Sie in https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/regionaleschwerpunkte/asien/indo-pazifik-leitlinien/2380340 die ich absolut teile.
Die diplomatische Anerkennung Taiwans ist ein Thema für sich.
@KPK
Ob wir uns tatsächlich direkt und offen am „containment“ Chinas beteiligen? Salbungsvolle Worte des AA, aber die haben auch leicht reden.
Als Beispiel:
https://www.volkswagenag.com/de/news/stories/2019/02/powerhouse-for-the-mobility-of-tomorrow.html#
@KPK (Nachtrag)
Welche nennenswerten geopolitischen / weltwirtschaftlichen Optionen – außer den Focus auf die USA – blieben uns dann noch? China – negativ; Rußland – negativ; Iran – negativ. Alles Staaten, mit denen wir sehr gut im Geschäft waren und die wirklich Potential haben.
Indien? OK. Die USA? Na ja, sehr verläßlich mit ihrem Zoll- und Sanktionsregime uns und der EU gegenüber 😎
Die USA spielen Machtpoker in ihrem Interesse, auch gegen die EU und insbesondere gegen uns als stärksten europäischen Player. Dabei gilt für die USA immer diese Hierarchie:
1. Sicherheit der USA
2. eigene wirtschaftliche Interessen
3. „Demokratie“ / „American way of life“
Wir lassen uns mit 3. leider allzu gerne instrumentalisieren, vielleicht weil wir 1. und 2. eher wenig betrachten und eigene deutsche Interessen ja eher „bäh“ sind. Wenn, dann müssen es mindestens europäische Interessen sein, unter denen wir unsere natürlich allzu gerne und oft unterordnen, NS2 mag da eine Ausnahme sein.
Es ist ja nichts dagegen einzuwenden wenn eine deutsche Fregatte in den Indischen Ozean fährt. Bereits im Jahr 1980 und dann noch einmal im Jahr 1984 sind nicht nur ein einzelnes deutsches Kriegsschiff, sondern sogar jeweils ein Verband der Deutenschen Marine in den Indischen Ozean gefahren und das sogar trotz der damals großen Spannungen im Kalten Krieg und der damit verbundenen Zwänge der Marine. Von daher ok, kann man machen, warum auch nicht? Es ist aber auch nichts wirklich Spektakuläres was dadurch stattfindet. Man zeigt eben die Deutsche Flagge und das ist auch in Ordnung. Mehr sollte man dem aber auch nicht beimessen.
@Pete
Aber wenn es flankiert wird durch:
„INTERNES PAPIER – Verteidigungsministerium warnt vor neuen Bedrohungen durch Russland und China“
wobei im Artikel (WELT Online von heute) nicht klar wird, in wie weit China tatsächlich eine konkrete und nicht nur eine latente Bedrohung ist. Allerdings ist es tatsächlich so, daß man schon seit einigen Jahren insbesondere China als „Herausforderung“ betrachtet, vor allem im Bereich „ausländische (fremde) Nachrichtendienste“ (FND).
@Thomas Melber
+1
Genau so ist es leider.
Trump hat es allen ganz offen gezeigt, aber das war schon mindestens seit W. Bush so und wahrscheinlich schon bei allen Präsidenten so seit dem 2. WK.
@all
Wenn man eine Fregatte in ein hochsensibles Gebiet fahren lassen möchte, muss man auch mit Reaktionen rechnen und bereit sein (oder auch nicht bereit sein) auf diese Reaktionen wiederum zu reagieren.
Ich traue den Chinesen folgendes zu:
Eine einzelne deutsche Fregatte hält Kurs auf die Formosastraße (Taiwanstraße).
Die Chinesen haben im Vorfeld über inoffizielle Kanäle (die gibt es) klar gemacht, dass man dies nicht dulden wird.
Es wird die Fregatte nicht angefunkt und kein Lichtsignal gegeben.
Stattdessen lässt China zwei oder drei Fregatten oder Typ 056 Korvetten auffahren und versuchen die deutsche Fregatte zu blockieren oder im Notfall auch zu rammen.
Was macht der deutsche Kapitän dann? Er wird mit Sicherheit ausweichen.
Der chinesische Kapitän hat die Order auf keinen Fall Waffen einzusetzen, aber er darf sein Schiff beschädigt in seinen Heimathafen einfahren lassen.
Nach dem ganzen Vorfall wird es große politische und diplomatische Aufregung geben.
China wird dann aber von Antriebsproblemen und Kommunikationsproblemen reden und schon ist man in einer hybriden Kriegsführung mit China und da kann eine Demokratie nicht mithalten.
Am Ende wird China am längeren Hebel sitzen und die Sache aussitzen können.
[Ich verstehe ja die Lust am Spekulieren, aber hatte ich nicht oben geschrieben, dass die Straße von Taiwan ausdrücklich nicht auf der Fahrtroute liegen soll? T.W.]
@Thomas Melber sagt:
@Pete
Aber wenn es flankiert wird durch:
„INTERNES PAPIER – Verteidigungsministerium warnt vor neuen Bedrohungen durch Russland und China“
Ich bleibe bei meiner persönlichen Bewertung, ich mag ja falsch liegen, dass eine deutsche Fregatte nicht so beeindruckend für China ist als dass China sich deswegen zu viele Gedanken darüber macht.
@Pete
In Asien geht es eben auch um „face saving“. Sollte Peking „provoziert“ werden müßte es gegenhalten um nicht als Papiertiger zu gelten. Nun, wir sind Provokationen ja unverdächtig – siehe nicht geplante Durchfahrt durch die „Taiwan Strait“.
Wenn China uns ausmanövrieren möchte könnte es uns ja ganz offiziell zu einem Flottenbesuch unter der Gewährung „freier Durchfahrt“ (weil: kürzer) einladen, dabei Begleitung – äh, Begrüßung – durch Einheiten der PLAN 😎
@T.W.
„Ich verstehe ja die Lust am Spekulieren“
Ging mir um die Kommentare, die ein passieren der Gewässer als notwendig erachten und ein Einsatz dort verbunden mit einem nicht-passieren für sinnlos.
(Bsp. „Denn das Signal verpufft, falls von China widerrechtlich beanspruchte Gewässer nicht durchfahren werden.“ oder
„und dann nicht einmal beim „Flagge zeigen“ das moralische Rückgrat hat, die von China ILLEGAL beantspruchten Seegebiete auch zu durchfahren,“ oder
„Das wäre das klare Signal an China und die verbündeten Nation in der Region und würde den Aufwand für den Törn mehr als rechtfertigen.“)
Diesen Kommentaren wollte ich versuchen zu erklären, wieso die Marineführung diesen Weg absichtlich nicht eingeschlagen hat.
Man muss sich halt mal immer ausmalen was der Gegner machen könnte oder wozu er bereit sein könnte.
Die Krim und Ost-Ukraine hat uns ja hoffentlich allen gezeigt, dass man mit den großen Playern auf der Welt nicht so umspringen kann wie mit dem Irak, Afghanistan, Serbien (Kosovo), Libyen oder Syrien.
Da muss man als strategischer Planer manchmal eben einen anderen Weg finden.
In Bezug auf China wird das wahrscheinlich der wirtschaftliche Bereich werden und eben der indirekte militärische Weg. Rüstungsgüter für die Konkurrenten von China, mögliche Militärbündnisse.
@Thomas Melber
„Wenn China uns ausmanövrieren möchte könnte es uns ja ganz offiziell zu einem Flottenbesuch unter der Gewährung „freier Durchfahrt“ (weil: kürzer) einladen, dabei Begleitung – äh, Begrüßung – durch Einheiten der PLAN …“
Wen die PLAN jetzt mitgelesen hat und das macht, dann sind Sie der Schuldige :-))
@Tom Cruise
Die Marineführung hat dazu vielleicht eine Meinung (i doubt it) aber das wird weit oberhalb von ihr entschieden.
Eine Beteiligung an FONOPS macht nur Sinn, wenn man sie wie die Amerikaner durchführt, nämlich unter Verletzung der angeblichen Hoheitsgewässer. Franzosen und Briten führen auch (angebliche) FONOPS Fahrten im südchinesischen Meer durch, bleiben aber außerhalb der 12nm. Damit bestätigt man die 12nm Grenze auch noch. Dies wird über kurz oder lang zur Berufung auf völkerrechtliches Gewohnheitsrecht durch die Chinesen führen. Also mir ist lieber Deutschland hält sich ganz raus, als diesen Unsinn mitzumachen. Den amerikanischen Weg werden wir wohl nicht mehr zu Lebzeiten erleben.
Vor dem Hintergrund der Reise, ein Blick auf CHN cruise missile, ballistic missile und Bomber-Reichweiten bis jenseits Guam.
https://mobile.twitter.com/MichaelShurkin/status/1368900715779944448/photo/1
Für die NZZ folgen Frankreich, die Niederlande und Deutschland einer gemeinsamen Strategie für die Region des Indo-Pazifik. Die o.g. deutschen Leitlinien für den Seeraum werden dabei betrachtet.
https://www.nzz.ch/amp/international/deutschland-europa-und-der-indo-pazifik-ld.1602230?__twitter_impression=true
Auffällig dabei die Aussage „Frankreich versteht sich auch als pazifische Nation“.
Die Inselgruppen von Mayotte, La Réunion, Terres australes et antarctiques, Neukaledonien,
Wallis und Futuna, Französisch Polynesien und die Clippertoninsel mögen dies aus Pariser Sicht nahe legen. Die deutsch-typische euro-zentristische und kontinentale Sichtweise reagiert mit Unglauben. Dass französisches Handeln/nicht Handeln DEU Interessen dabei über die EU berührt, wird vergessen?
Entscheidend bleibt aber die U.S. Seemacht für das Sicherheitsempfinden der meist kleineren Entitäten des Raumes. Letztlich müssen Betroffene sich entscheiden, entscheiden für ein Leben mit der Pax Americana wie seit 1945 oder sich sukzessive einer chinesischen Dominanz unterzuordnen.
und Partner“:
Klartext: Die US-Regierung hat gepfiffen, Deutschland solle helfen, Druck auf China aufzubauen, um US-Interessen mit Gewalt durchzuseten, und die AKK-Marionette folgt.
[Gleich beim allerersten Kommentar hier klare Positionierung, das schreit nach Respekt! T.W.]
Washington und Peking vereinbarten erste unmittelbare Gespräche (gem DLF) – in Alaska – immerhin mit Antony Blinken als Kopf der U.S. Delegation.
Die „Blinken-Doktrin“ ist Thema? Er dreht das Trump’sche „America First“ zurück und setzt wieder auf Zusammenarbeit im Bündnis.
Dennoch, bzw. gerade deshalb unterstreicht die Navy die U.S. Position freier Schifffahrt, zum dritten Mal in kurzem Zeitraum.
@kiddaaron
The @USNavy sent its third warship in a little over a month through the Taiwan Strait on Wednesday, just a day after @INDOPACOM’s commander warned legislators about China’s intent of overtaking Taiwan.
https://www.stripes.com/news/pacific/navy-warship-sails-taiwan-strait-after-head-of-indo-pacific-command-warns-of-island-s-takeover-1.665339
@akk die Einzige dazu mit klarer Positionierung?
„Wir hören irritierend martialische Töne aus #China und sogar Aufrufe zur „Kampfbereitschaft“. Ich sehe es so: Wir arbeiten mit China zusammen, wo wir können und wir halten dagegen, wo wir müssen“.
(Tagesschau.de)
Statt „Ahio“ wohl eher „Ni hao“. *scnr*
@ Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
Kampfbereitschaft ist doch ein Wesensmerkmal von Streitkräften.
Damit hat sich AKK wieder ein Eigentor geschossen.
Eine Bundeswehr, die von Einsatzbereitschaft und Kampfbereitschaft so weit weg ist, wie kaum andere vergleichbare Armeen, echot durch AKK substanzlos Presseberichte.
Fühlen wir uns durch die Schweiz bedroht?
Schweizer Armee – die Bundesverfassung und das Militärgesetz der Schweiz fordern:
„Verteidigung ist der Kernauftrag der Armee. Die Armee soll das Territorium der Schweiz sichern und verteidigen. Dazu setzt die Schweiz auf die abschreckende Wirkung der ständigen Kampfbereitschaft der Schweizer Armee.“
Wenn wir mal in DEU tatsächliche Kampfbereitschaft hätten!
@dieandereMeinung
Ich sehe kein Eigentor. Im Gegenteil, sie stellt ihre Ambition an sich selbst und die Streitkräfte heraus. Dass weitere Anstrengungen erforderlich sind, ein Combat Ready-Status ununterbrochener Arbeit bedarf, muss so klar wie selbstverständlich sein.
Den Zustand „Ziel erreicht gibt es nicht“.
Ich erwarte allerdings Klarheit im Laufe des Frühjahrs über die multinationale Einbindung der „Bayern“ während der Reise mit anderen Flottenverbänden, s.o. „NATO-Operation Sea Guardian im Mittelmeer, der EU-Antipirateriemission Atalanta am Horn von Afrika und (an der) Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea“.
Insbesondere in koreanischen Gewässern wird erhöhte Einsatzbereitschaft gefordert sein.
Nicht zuletzt sei daran erinnert, dass die Carrier Strike Group um die HMS Queen Elizabeth im Frühjahr ihr erstes Deployment in den Indo-Pazifik absolvieren wird, Gelegenheit zur Ablösung der dabei inbegriffenen NLD Fregatte Zr. Ms. Evertsen (F805) bietet sich an.
Ich bin generell bass erstaunt, dass bei zahlreichen Stellungnahmen hier und in sonstigen Fäden die nationale Brille bemüht wird, wo man andererseits groß in Multilateralismus macht.
Die Bw in Gänze, von ResTrTle sowie KdoTerrAufgBw abgesehen, ist auf die eine oder andere Manier integriert, assigniert, bi-/multinational unterstellt.
Wer ein deutsches Schiff, einen Verband des Heeres/der SKB oder der Luftwaffe im Einsatz, in einsatzgleichen Verpflichtungen usw. betrachtet darf sich die Frage beantworten, „mit wem, welche Unterstellungsverhältnisse, wer führt“?
@ Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
Ich möchte unser Thema an dieser Stelle nicht zu breit auswalzen.
Zur Multinationalität: stimmt!
Ich verstehe nur nicht das kindliche Erstaunen, dass Präsident Xi Jinping seine Streitkräfte in „Kampfbereitschaft“ versetzt.
„ Xi fordert von Chinas Militär ständige „Kampfbereitschaft“ (FAZ 10.03.21)
Ja, was den sonst erwarten wir von Streitkräften? Murmeln zählen ganz sicher nicht.
Ja, was erwarten wir denn von Streitkräften, gerade wenn diese zu einem „unfreundlichem Nachbaren“ gehören oder in einem anderen geografischen Raum eine Bedrohung darstellen.
Es ist, ob es uns gefällt oder nicht, bei den strategischen Wettbewerbern, wir wir sie gern nennen, offensichtlich klarer als bei uns. Wir schaffen mit einer erheblichen Steigerung des Verteidigungshaushaltes nur eine marginale Steigerung der Einsatzbereitschaft.
Ja, wir auf der politischen Ebene sagen „Einsatzbereitschaft“ „strategischer Wettbewerber“, andere Nationen sprechen von Bedrohung und Kampfbereitschaft.
Um nicht nur bei den Großen zu bleiben:
Ich erwähnte schon die Schweiz, nehmen wir doch mal Schweden:
Schweden angesichts deutlich gestiegener militärischer Aktivitäten in der Ostsee (unfreundlicher Nachbar) seine Armee auch zwischenzeitlich in „Kampfbereitschaft“ versetzt.
Zufall oder nicht, unsere zögerliche deutsche Wortwahl spiegelt unseren tatsächlichen Output der Bundeswehr wieder.
Manchmal muß man die Dinge beim Namen nennen. Deutsche Ankündigungs- und Symbolpolitik beeindruckt niemanden.
Echte Kampfbereitschaft schon, doch da davon sind wir weit weg. In unserer politischen Sprache und in den Streitkräften.
Ich denke, wir sind im Grunde dicht beieinander. Zur Fregatte selbst kann ich nichts sagen, daher stoppe ich an dieser Stelle, damit es nicht OT wird.
Vereinfachte Übersicht zu tatsächlichen/beanspruchten Grenzen im Südchinesischen Meer.
https://mobile.twitter.com/RonaldJHElzenga/status/1322938510257623054/photo/2
Die britische Regierung hat heute ein neues außen- und sicherheitspolitisches Grundlagendokument veröffentlicht:
https://www.gov.uk/government/publications/global-britain-in-a-competitive-age-the-integrated-review-of-security-defence-development-and-foreign-policy
Darin wird unter anderem der Fokus auf den Indo-Pazifik gelegt, auch wegen vorheriger Papiere aus Frankreich und Deutschland.
Der Gesamtansatz erzeugte wohl nicht überall Applaus:
https://www.ft.com/content/4a002266-21ee-495e-83c6-7baeebffdd52
Sinnvoller wäre wohl eher eine sinnvolle Arbeitsteilung. Zumal mit dem Blick auf verfügbare Mittel. Alle Europäer (inkl. GBR) sind mit der Verteidigung Europas schon mehr als genug beschäftigt.
Die Kräfte weiter aufzusplitten, um global präsent zu sein ist keine sinnvolle Strategie.
Genau genommen ist es gar keine Strategie, da Zweck, Ziel und Mittel nicht zusammen passen.
Aber die Bayern produziert bestimmt ein paar schöne Bilder.