Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr: Notfall-Kontingent nach Portugal, Zahl der Schnelltester steigt, Truppenfriseure schließen (Update)

Die Bundeswehr schickt ein Team von Ärzten und medizinischem Personal nach Portugal, das aus der Krisenreserve für internationale Einsätze kommt. Die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die in Alten- und Pflegeheimen Schnelltests durchführen, ist auf gut 2.200 gestiegen. Der Überblick zum Wochenbeginn:

Am kommenden Mittwoch sollen 26 Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr in Richtung Portugal starten, um dem von der Pandemie besonders hart getroffenen Land zu helfen. Die Regierung in Lissabon hatte Deutschland zunächst um ein Feldlazarett gebeten. In der vergangenen Woche hatte ein Untersuchungsteam des Sanitätsdienstes die Lage in Portugal erkundet, die endgültige formale Entscheidung über die Entsendung des Medizinteams soll bis zum Mittwoch fallen. Dabei sind weniger Ärzte zur direkten Behandlung von Patienten gefragt: Die Soldaten sollen mit ihrer Hygieneexpertise in einem, möglicherweise auch in zwei portugiesischen Krankenhäusern unterstützen.

Die Ärzte und Sanitäter, die zu diesem Team gehören, haben bereits zumindest die erste Impfung gegen das Virus erhalten: Sie arbeiten überwiegend in Bundeswehrkrankenhäusern und wurden deshalb in erster Priorität geimpft. Bei der Zusammenstellung greift die Bundeswehr nach Informationen von Augen geradeaus! auf eine nationale Notfallreserve zurück: Die Offiziere, Feldwebel und Unteroffiziere des Sanitätsdienstes gehören zum so genannten Kräftedispositiv Nationale Krisenvorsorge. Die insgesamt rund 2.900 Soldatinnen und Soldaten werden für mögliche Aktionen zum Schutz deutscher Staatsbürger in Krisensituationen im Ausland in Bereitschaft gehalten, zum Beispiel für eine militärische Evakuierungsoperation.

Bereits am vergangenen Wochenende wurde das Team in Leer beim Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst zusammengezogen. Nach derzeitiger Planung soll der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner, die schnelle Eingreiftruppe nach Portugal begleiten.

Baumgärtner hatte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview mit dem Bundeswehrverband darauf verwiesen, dass die Streitkräfte bislang kein eigenes Impfstoffkontingent hätten und damit die zivilen Vorgaben für Impfungen auch für Soldaten gelten:

Das bedeutet, dass auch innerhalb der Bundeswehr jetzt zunächst Hochrisikopatienten und vor allem das an vorderster Front eingesetzte und gefährdete medizinische Personal zur Impfung anstehen. Dies betrifft in erster Linie meine Krankenhäuser, die truppenärztlichen Einrichtungen, das Personal, das in der Amtshilfe in Krankenhäusern und Alten- und Pflegeeinrichtungen eingesetzt ist.

Zugleich sprach sich der Inspekteur dafür aus, vor allem für die Soldaten, die in einen Auslandseinsatz gehen, möglichst schnell eine vorrangige Impfung vorzusehen:

Ich halte es für dringend erforderlich, dass wir die Möglichkeit erhalten, die Soldatinnen und Soldaten, die in den nächsten Wochen und Monaten in die Auslandseinsätze gehen, vorher zu impfen. Wir haben zwar bisher keine Infektionen in die Einsätze eingeschleppt, es zeigt sich aber, dass in den besonderen Lebens- und Arbeitsumständen im Einsatz der Schutz vor einer Infektion nicht so strikt umgesetzt werden kann, wie dies in Deutschland möglich wäre. Gleichzeitig ist die medizinische Versorgungsmöglichkeit in den Einsatzgebieten deutlich eingeschränkt. Das Infektionsgeschehen wäre umso schwieriger zu kontrollieren, wenn auch in den Einsatzgebieten zunehmend mutierte Viren auftreten sollten. Deshalb sollte für die Kontingentsoldaten der Einsatzkontingente eine höhere Priorisierung festgelegt werden.

Update: Unterdessen steigt die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die in Alten- und Pflegeheimen für Schnelltests auf das Virus eingesetzt werden, stetig leicht an. Am (heutigen) Montag waren es 3.149, nachdem Ende vergangener Woche diese Zahl noch um 1.000 niedriger gelegen hatte.

Weiterhin sind die meisten Soldaten, die in der Pandemie zivile Behörden unterstützen, in den kommunalen Gesundheitsämtern eingesetzt: Gut 5.300 sind dort aktiv. Hinzu kommen knapp 2.400 Soldatinnen und Soldaten, die bei Impfungen unterstützen, und gut 1.000, die in Alten und Pflegeheimen helfen (ohne Schnelltests).

Insgesamt sind derzeit mehr als 17.000 Soldatinnen und Soldaten in der Amtshilfe in der Pandemie gebunden; in dieser Zahl sind auch diejenigen eingerechnet, die als so genanntes Schichtwechselpersonal bereitstehen oder die Amtshilfe in den Führungsstäben organisieren. Damit rückt die Bundeswehr näher an die Ausschöpfung des Pandemie-Kontingentes von 20.000 Soldatinnen und Soldaten heran – deshalb wird inzwischen auch geplant, das Kontingent (erneut) um 5.000 Soldaten auf dann 25.000 aufzustocken.

Für die Truppe wird es derweil schwieriger, die Vorgaben des Haar- und Barterlasses einzuhalten: Seit dem (heutigen) Montag sind die Frisiersalons in den Kasernen geschlossen, bislang hatten sie, ausschließlich für Soldaten, geöffnet bleiben dürfen. Die Schließung gilt zunächst für die nächsten Wochen.

(Aktuelle Zahlen zur Infektionslage in der Bundeswehr werden nachgetragen)