Neuer US-Verteidigungsminister will auch über Truppenstationierung in Deutschland reden
Der neue US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat bei seinem ersten Telefongespräch mit der deutschen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Bereitschaft betont, über die Truppenstationierungen der USA in Deutschland zu reden. Deutschland sei ein großartiger Gastgeber, und er sei daran interessiert, über die künftige Stärke der US-Truppen im Land im Gespräch zu bleiben, sagte Austin nach Angaben des Pentagon.
Die Mitteilung des US-Verteidigungsministeriums zu dem Telefonat:
Secretary of Defense Lloyd J. Austin III spoke by phone with German Minister of Defence Annegret Kramp-Karrenbauer to reinforce the value the United States places on the bilateral defense relationship with one of our closest NATO Allies.
Secretary Austin and Minister Kramp-Karrenbauer exchanged views on areas for stronger U.S.-Germany cooperation on global challenges, including COVID-19, force posture in Afghanistan and Iraq, and combatting the malign influence of our shared strategic rivals.
Secretary Austin expressed his gratitude to Germany for continuing to serve as a great host for U.S. forces, and expressed his desire for a continued dialogue on U.S. force posture in Germany.
Secretary Austin noted the importance of Germany to the NATO Alliance and expressed his desire for continued consultation.
Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte darauf gedrungen, dass fast 12.000 von rund 36.000 in Deutschland stationierten US-Truppen entweder innerhalb Europas verlegt oder in die USA zurückkehren sollten. Sein damaliger Verteidigungsminister Mark Esper hatte im Juli vergangenen Jahres dafür einen Plan festgelegt und sich dabei große Mühe gegeben, dass als militärische Erfordernis und nicht als die von Trump geforderte Bestrafung Deutschlands darzustellen.
Praktisch hat allerdings der im vergangenen Jahr vorgelegte Plan bisher noch kaum konkrete Auswirkungen gehabt, zumal einige Entscheidungen wie die Verlegung des US-Europakommandos nach Belgien von der nötigen Infrastruktur abhängig sind. Außerdem hatte der US-Kongress im Gesetz zu den Verteidigungsausgaben die Truppenreduzierung von einer Überprüfung abhängig gemacht.
Andererseits, es kommt auf das genaue Wording an: Austin sprach laut Pentagon von a continued dialogue on U.S. force posture in Germany – das schließt ja Truppenreduzierungen oder -abzug nicht aus. Aber man redet drüber.
Das deutsche Verteidigungsministerium machte selbst keine Angaben zu dem Gespräch und verbreitete nur die Tweets Kramp-Karrenbauers dazu:
(Archivbild 23. Januar: Secretary of Defense Lloyd J. Austin III speaks with the United Kingdom’s Secretary of State for Defense Ben Wallace – DoD photo by Lisa Ferdinando)
„He started his stellar military career in Aschaffenburg.“
Ja, dieser Satz zeigt auf biographische Art und Weise, wie sich das Verhältnis der USA zur Welt verändert hat und noch verändern wird.
Denn wie lange werden die Entscheidungsträger in den USA noch geprägt sein von dieser positiven, ersten Erfahrung mit der Welt da Draußen außerhalb der USA: Das beschauliche Westdeutschland mit seinen freundlichen Einwohnern, seiner friedlichen Beschaulichkeit und seinem wohlschmeckendem Bier.
Eine Erfahrung, die die Entscheidungsträger zudem mit hunderttausenden (ehemaligen) GIs aller Altergruppen teilen.
Bereits jetzt ist für die Veteranen und Soldaten U40 die Welt da draußen geprägt von den staubigen, heißen und feindseligen Orten in West- und Zentralasien. Und das wird sich in den nächsten Jahren ja nicht grundlegend ändern.
So weit ich mich erinnere, war es auffällig, dass damals die US Air Force Abfangjäger aus GB zur Bestrafung Deutschlands nicht zu uns verlegt hat.
Dass sich das defensive Lagebild der NATO geändert hat und es zur Truppenreduzierung kommen kann steht immer noch im Raum.
Auch die Verlegung eines Headquarters nach Benelux war eher fragwürdig, da teuer und auf den ersten Blick sinnfrei.
Die gesamte Planung der USA ist ja bei genauerem Blick auf die Notwendigkeiten nicht wirklich überzeugend:
https://mwi.usma.edu/rethinking-atlantic-resolve-an-alternative-model-for-deterrence-in-europe/
Jedoch liegt dies vorallem an der bruchstückhaften Planung der NATO.
Einen wirklich stimmigen Vorschlag Deutschlands kann ich dabei auch nicht wirklich erkennen.