DroneWatch: Bundeswehr baut Drohnen-Kompetenz aus, eine Mio. Euro für Startup-Förderung
Die Bundeswehr will die Nutzung von Drohnen-Technologien in den Streitkräften besser fördern und mehr eigene Kompetenz dafür aufbauen. Nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages im vergangenen Jahr bis zu eine Million Euro für Unterstützung von Start-ups im Bereich unbemannter Luftfahrzeuge bewilligt hatte, soll ein Drone Innovation Hub Technologien für Drohnen fördern. Parallel wird ein Kompetenzzentrum für unbemannte fliegende Systeme geschaffen.
Die Planungen, die sich offensichtlich zunächst ausschließlich auf unbemannte Systeme im Luftraum, nicht aber an Land oder auf und unter Wasser beziehen, nannte das Verteidigungsministerium auf eine Frage des FDP-Abgeordneten Marcus Faber. Aus der Antwort vom Dezember, die jetzt bekannt wurde:
Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung ist der Aufbau eines Drone Innovation Hub (DIH) beabsichtigt. Der DIH soll als wichtiger Impulsgeber das Technologiefeld Drohnen in der Dimension Luft beobachten sowie Ideen und Technologien initiieren bzw. fördern. Des Weiteren soll der DIH als Schnittstelle und Impulsgeber in Zusammenarbeit mit Innovationsakteuren und Bedarfsträgern relevante Technologien und Entwicklungen für das Gesamtsystem Drohne und deren Anwendungen identifizieren und bewerten. Er soll damit als Mittler zwischen dem Innovationsmanagement im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung sowie der hochinnovativen Start-up-Szene einen substanziellen Beitrag zur Förderung und Nutzbarmachung von Drohnentechnologien für die Zukunfts- und Fähigkeitsentwicklung der Bundeswehr leisten.
In einer ersten Stufe des DIH soll eine Schnittstelle zwischen der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) und der Gründer- und Start-up-Szene geschaffen werden. Der Fokus dieser zentralen Ansprechstelle liegt zunächst lokal auf dem Raum Manching/Ingolstadt. Die Ausplanung der konkreten Umsetzung des DIH —neben der ersten auch der zweiten Stufe —erfolgt entlang eines in Erstellung befindlichen Feinkonzeptes und einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Eine ministerielle Billigung des Konzepts und eine abschließende Standortentscheidung sind bis zum 2. Quartal 2021 geplant.
Parallel wird als Komplementärfunktion zum DIH das Kompetenzzentrum für unbemannte fliegende Systeme bei der WTD 61 eingerichtet. Es ist eine Einrichtung, mit der u.a. die Bundeswehr-interne Koordinierung der Forschungsaktivitäten und die Einbindung der entsprechenden Akteure in ein Netzwerk vorangetrieben werden.
Hinsichtlich langfristiger Fördermaßnahmen ist anzumerken, dass das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr mit seinen Dienststellen in seinem Aufgabengebiet „Wehrtechnische Forschung und Technologie“ technologische Entwicklungen auch im zivilen Sektor beobachtet und bewertet, hierbei zunehmend auch in sogenannten Start-ups. Dabei sollen neue Technologien für die Bundeswehr künftig nutzbar gemacht werden. Diese Aktivitäten haben jedoch nicht die Zielsetzung langfristiger Fördermaßnahmen, sondern dienen ausschließlich der Nutzbarmachung von Technologien zur Deckung des Bedarfs der Streitkräfte.
Interessant dabei auch der Hinweis, warum diese Förderung aus dem Verteidigungshaushalt kommt:
Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sind Fördermaßnahmen im Luftfahrtbereich grundsätzlich mit Zivilklauseln versehen.
Allgemeine Förderprogramme für die Start-up-Branche sind themenneutral aufgestellt und ebenfalls auf den zivilen Bereich fokussiert.
Die Drohnenkompetenz und die Verbindung zur Startup-Szene, die das Ministerium anstrebt, wurden unter anderem durch die Entscheidung des Haushaltsausschusses in seiner Bereinigungssitzung Ende November vergangenen Jahres möglich. Da wurde die zusätzliche Million im Kapitel Wehrtechnische Forschung und Technologie festgelegt – auch wenn das gegenüber den in der Sitzung ebenfalls bewilligten fast 250 Millionen Euro für die Entwicklung der Eurodrohne untergegangen ist.
Organisatorisch hatte das Ministerium im vergangenen Jahr auch die Weichen für eine bessere Betreuung dieses Themas gestellt: In der Ministeriums-Abteilung Ausrüstung wurde das Referat IV 6 für die Themen Drohnen; RPAS [Remotely Piloted Air Systems]; Luft- und Raumgestützte Aufklärungssysteme eingerichtet.
(Archivbild 2013: Eine Mikado-Drohne der Bundeswehr in Mazar-e Sharif in Afghanistan)
Gefahr besteht denke ich aber dass viel Geld für langwierige ausschreibungen und für Technik ausgegeben wird, die man für die hälfte des Preises im besseren Hobbybaselladen kriegt.
Das neue Kompetenzzentrum braucht dringend einen Brigadegeneral an der Spitze. Früher wäre es eine Fachabteilung geworden, heute ein Kompetenzzentrum.
Die Idee wirkt doch eher wie „Schmuck am Nachthemd“.
Kompetenzzentrum, eine Million Euro,Innovation Hub vor 10 Jahren hätte ich die Arme hochgerissen und mich für die Bundeswehr gefreut. Heute im Jahre 2021 klingt das total lachhaft. Die 1 Million sollten sie der Firma EMT Penzberg geben, da ist nämlich noch Kompetenz vorhanden.
@Birgitt Schmidt @Kurt
Und ich dachte, es ginge nur mir so. Ein Dezernat im AHEntw, und gut is‘.
Früher: unaufgeregte Sacharbeit. Und Erfolg.
Heute: Innovation-Hub und Verantwortungsdiffusion. Für den Misserfolg ist keiner verantwortlich.
Getreu dem Motto: „Schlechte Ideen müssen auch noch teuer sein.“
Was spricht denn dagegen, bei der WTD61 ein nationales Kompetenzzentrum für Unmanned Aerial Systems (UAS) einzurichten? Schließlich steigt ja die militärische Bedeutung der Drohnen stetig an. Dem organisatorisch Rechnung zu tragen ist doch gut.
Und der Versuch durch den dort den integrierten Innovation-Hub auch mehr Dynamik in die Forschung zu bekommen ist doch auch verständlich.
Hoffnungsweise nimmt man aber auch alle Drohnen der Bundeswehr ins Visier und schaut über den Münchner Großraum hinaus. Beispielsweise um auch im fernen Warnemünde die Drohnen der Korvetten zu optimieren.
Immerhin ist das Thema wegen der Zivilklausel recht abgegrenzt. Wenn z.B. die Cyberagentur etwas mit Cyber machen will, gibt es bekannterweise den Beißreflex der Sicherheitsbehörden, dass man das bereits mache.
@Birgit Schmitt: Es handelt sich um das Dezernat 470 ( neudeutsch Geschäftsfeld), also unterhalb einer Abteilung.
@Roland Klaasen: Das Team arbeitet schon seit 2014 unaufgeregt und sehr erfolgreich.
@Thomas Melber: Mit dem AHEntw und vielen anderen, die im Bereich Drohnen aktiv sind (BMVg, BAAINBw, LufABw, Marine, Sanität, KSK, …) arbeiten die schon genau so lange gut zusammen.
Es gibt bereits sehr viel Interessenten aus der Startup Szene, die an einer Zusammenarbeit mit der Bundeswehr interessiert sind und das auch schon tun. Das DIH wird das besser kanalisieren.
Eine Million Euro, Dr. Evil, sind sie verrückt geworden? Wer hat soviel Geld?
Also erst einmal die Drohnenabwehr ist doch Prio 1, oder? Unsere Soldaten müssen geschützt werden. Siehe den Konflikt in Armenien.
“ In einer ersten Stufe des DIH soll eine Schnittstelle zwischen der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) und der Gründer- und Start-up-Szene geschaffen werden. Der Fokus dieser zentralen Ansprechstelle liegt zunächst lokal auf dem Raum Manching/Ingolstadt.”
Das Start-Up, welches hier gefördert wird, heißt nicht zufällig ADS?
Lieber Aufbau statt Ausbau.
@ Tom: Nein! Airbus DS unterstützt selbst Start-Ups mit ihrem Drone Center bei der Durchführung von Flugversuchen. Daneben ist in der Region auch die Stadt Ingolstadt mit ihrem Gründerzentrum BrigkAir aktiv. Dort entsteht gerade ein Ökosystem und die Bundeswehr ist von Anfang an dabei.
@Tom
Ob das andere Mitbewerber mitmachen? Schließlich handelt es sich um Bundesmittel, und die WTD sollte doch neutral und ergebnisoffen arbeiten.
Ich habe auch zweimal hingelesen, ob das nun ein Witz ist oder nicht.
Ja, da gebe ich eineigen Co-Kommentatoren (m/w/d) Recht, dass das Ganze früher mit einer Fachabteilung abgefrühstückt worden wäre und dass man das heute auch noch machen könnte.
Auch die Finanzierung von 1 Mio ist für die Entwicklung eines grundsätzlich marktverfügbaren Produktes ziemlich viel, aber wenn wir das Projekt als Einstieg in eine „Deutsche DARPA“ sehen, finde ich die Idee ziemlich gut und die 1 Mio eher zu wenig.
Ob es sinnvoll ist, hier einem Militär die Führung zu geben – womöglich noch einem „Einsterner“, der durch 30 Jahre Bundeswehr sicher schon ein wenig zu ministerial denkt – mag bezweifelt werden.
Auf jeden Fall muss das „Kompetenzzentrum“ binnen 4 Monaten Erfolge zeigen, sonst wird das wieder eine Kopfgeburt und die 1 Mio sind dann tatsächlich rausgeschmissenes Geld.
Insbesondere vor dem Hintergrund von FCAS, bei dem Deutschland die Führung im Bereich „Remote Carrier“ innehat, ist die Gründung des Kompetenzzentrums sehr zu begrüßen.
Warum?
Das ist vielleicht DIE Möglichkeit, zumindest in den Pfeiler „Remote Carrier“ etwas Konkurrenz reinzubringen, und das Principal-Agent-Problem, was sich aus dem Setzen von Airbus als nationalem Industriechampion ergibt, anzugehen.
Denn derzeit laufen die FCAS-Initiativen mit Start Ups alle über Airbus, wenn ich das richtig sehe. Das heißt: Airbus entscheidet (natürlich im Sinne von Airbus), welche Firmen mit welchen Vorschlägen und Fähigkeiten zu welchen Konditionen integriert werden – und nicht das BMVg oder die Bundeswehr.
Von daher kann das neue Kompetenzzentrum (oder wie auch immer man es nennen will), hier die Abhängigkeit von Airbus reduzieren und den Aufbau eines vielfältigeren Ökosystems unterstützen.
https://www.airbus.com/newsroom/press-releases/en/2020/12/innovations-for-fcas-airbus-concludes-cooperative-pilot-phase-with-startup-companies-in-germany.html#media-list-document-document-all_ml_0