Coronaviraus-Pandemie & Bundeswehr: Bald 2.000 Soldaten für Schnelltests
Angesichts der wiederholten Angebote von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Soldaten für Coronavirus-Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen einzusetzen, ist die Zahl der Soldatinnen und Soldaten mit dieser Aufgabe auf bald 2.000 gestiegen. Insgesamt sind derzeit mehr als 15.500 Soldaten zur Unterstützung in der Pandemie eingesetzt.
Die Ministerin hatte bereits vor zwei Wochen angekündigt, dass bis zu 10.000 Soldaten für die Schnelltests eingesetzt werden könnten; das Kanzleramt hatte parallel die Kommunen auf diese Möglichkeit hingewiesen. Die Soldatinnen und Soldaten, nicht medizinisch geschultes Personal, sollen nach Einweisung die Tests vornehmen, um die Infektionslage in den Heimen zu entspannen. Sie sollen nach drei Wochen durch Freiwillige abgelöst werden, die die Bundesagentur für diese Arbeit derzeit anwirbt.
Bis zum (heutigen) Mittwoch hatten Kommunen in elf Bundesländern davon Gebrauch gemacht, 1.820 Soldaten wurden bislang dafür eingesetzt. Unter anderem um die Akzeptanz der Städte und Kreise für dieses Angebot zu erhöhen, beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch, auf die vorgesehene Kostenerstattung für Amtshilfe des Bundes zu verzichten. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer vor der Bundespressekonferenz dazu:
Dann hat das Kabinett dem Antrag des Verteidigungsministeriums zugestimmt, dass die Bundeswehr – und auch andere Bundesbehörden – auf die Erstattung der Auslagen für Hilfeleistungen, die ihr im Wege der Amtshilfe bei der Bekämpfung der Coronapandemie entstanden sind, verzichten können. Das erlaubt die Bundeshaushaltsordnung, sofern ein dringliches Bundesinteresse vorliegt.
Die Pandemie wirkt sich spürbar in allen Bereichen des öffentlichen Lebens aus. Es liegt daher im Interesse Deutschlands, die hiermit verbundenen Schäden zu begrenzen und das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Das ist derzeit nur durch eine personelle Unterstützung durch Bundesbehörden und Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe möglich. Diese Regelung gilt rückwirkend vom 1. März 2020 und ist bis zum 31. Dezember 2021 begrenzt. Der Beschluss schafft damit eine gute Grundlage für ein einheitliches Vorgehen der amtshilfeleistenden Bundesbehörden und verbessert die Planungssicherheit für die Länder und Kommunen.
In welcher finanziellen Höhe sich dieser Beschluss auf die Bundeswehr auswirkt, konnte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zunächst nicht beziffern.
Von den mehr als 15.500 in der Amtshilfe derzeit eingesetzten Soldatinnen und Soldaten – rund 10.300 in Amtshilfeaufgaben, knapp 650 aus dem Sanitätsdienst und fast 4.800 als so genanntes Schichtwechselpersonal und in der Führungsorganisation – unterstützen weiterhin die meisten die kommunalen Gesundheitsämter. Fast 5.500 sind in diesen Behörden im Einsatz. Weitere gut 2.300 Soldaten arbeiten in Impfzentren und mobilen Impfteams; gut 1.000 in 250 Alten- und Pflegeheimen in der Betreuung außerhalb der Schnelltests und fast 720 in Krankenhäusern.
Die Infektionsfälle in der Bundeswehr selbst bleiben auf ungefähr gleichem Niveau. Allerdings gibt es inzwischen Probleme angesichts der weiterhin durchgeführten Präsenz-Lehrgänge für Soldatinnen und Soldaten, die Ansteckung begünstigen. Nach neun positiven Virustestergebnissen fuhr die Schule Strategische Aufklärung in Flensburg auf einen Notbetrieb herunter; am Mittwoch wurde ein Lehrgang von 147 auf 14 Teilnehmer reduziert.
Auch aus anderen Ausbildungseinrichtungen der Streitkräfte berichten Teilnehmer immer wieder, dass sie zu Präsenz-Lehrgängen verpflichtet sind, obwohl die Abstandsregeln dabei nur ungenügend eingehalten werden können und zudem die Teilnehmer am Wochenende nach Hause fahren. In Einzelfällen sollen Lehrgänge wie Sprachkurse in einer Ausbildungseinrichtung als Präsenzunterricht durchgeführt werden, während eine andere Einrichtung den gleichen Kurs online anbietet.
Die aktuellen Infektionszahlen unter den Soldatinnen und Soldaten nach Angaben des Sanitätsdienstes:
25. Januar
Soldatinnen und Soldaten: 493 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 3886, davon kumuliert genesene Fälle: 3392, Tote kumuliert: 1
27. Januar
Soldatinnen und Soldaten: 527 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4000, davon kumuliert genesene Fälle: 3472, Tote kumuliert: 1
(Foto: Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer bei einem Coronavirus-Schnelltest während ihres Besuchs beim Kommando Territoriale Aufgaben in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin am 25.01.2021 – Torsten Kraatz/Bundeswehr)
Es wäre geboten gewesen, schon viel früher im Kabinett für Klarheit zu sorgen, dass die Hilfe der Bundeswehr für die Länder und Kommunen kostenfrei bleibt.
Dies hätte vermutlich für mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die Pandemie gesorgt.
Das Festhalten an Präsenzunterrichten ist nicht risikolos. Vielmehr geht es aber auch und gerade darum, mit dem Risiko umzugehen.
Corona ist kein Ebola. Eine Infektion ist und bleibt kein „Todesurteil“. Junge und sportliche Soldatinnen und Soldaten sind anders zu behandeln als die Sitz-Tanzgruppe im Altenheim.
Im Zweifel wird ein Lehrgang unterbrochen und nach einer Quarantäne fortgesetzt.
Gleichzeitig Bw-Mediziner zur Unterstützung nach Portugal?
„… Germany sent military medics to the country to evaluate how they can help“.
https://mobile.reuters.com/article/amp/idUSKBN29W2TV?__twitter_impression=true
Demnach jedenfalls sind Kapazitäten verfügbar, über den nationalen Bedarf hinaus?
@Florian Krimwiede: Wenn Sie selbst mal jemanden gesehen haben, der sehr sportlich ist, und erst nach mehreren Monaten Training ein funktionierendes Gedächtnis wiedererlang hat, dann sehen Sie es nicht so locker.
Hier mal was zur Info: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Corona-Folgeschaeden-bei-leichtem-Krankheitsverlauf,coronavirus2394.html
@ Nurso
Es geht bei der Aussage von Florian Krimwiede nicht um Verharmlosung sondern um eine angemessenes Risikomanagement.
Militärische Ausbildung ist immer gefährlich auch ohne Corona. Insofern geht es darum, mit den bestehenden Risiken verantwortungsvoll umzugehen.
@Florian Krimwiede sagt: 27.01.2021 um 21:04 Uhr
„Dies hätte vermutlich für mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die Pandemie gesorgt.“
Das ist nicht Ihr Ernst oder? Die Bundeswehr muss von vorneherein auf Kostenersatz verzichten, damit die zuständigen Stellen (Länder und Kommunen) entschlossen die Pandemie bekämpfen?
Ich wusste gar nicht, das der deutsche Staat in seiner Gesamtheit so arm ist, das es an den paar Euro fuffzig liegt. Wenn das tatsächlich so ist, wie Sie behaupten, dann müsste es jetzt jede Menge freie Planstellen im Bereich der Zivil-/Katastrophenschützer und Gesundheitsämter geben. Die müsste man alle entlassen haben, wegen Nichteignung und groben Verstößen gegen eindeutige Gesetze und Erlasse.
Die Hilfe ist faktisch eben nicht kostenfrei.
Die anfordernden Behörden zahlen weiterhin Kosten für Unterkunft und Verpflegung.
Und manches Hotel sieht hier eben auch die Chance, Verluste wieder reinzuholen.
Dazu noch die Schutzausstattung.
Ja, die Soldaten kosten keinen Stundensatz, sollen aber eh nur 3 Wochen bei den Abstrichen helfen dürfen…
Danach sogenannte Freiwillige über die BA….
[Hm, ich verstehe die gestrige Kabinettsentscheidung so, dass eben nicht mehr diese Sachkosten in Rechnung gestellt werden? T.W.]
@ Florian Krimwiede.
Erläutern Sie doch bitte kurz, wer in der Bundesrepublik Deutschland Amtshilfeanträge nach Artikel 35 GG stellen kann und wer Alten- und Pflegeheime betreibt.
Im Weiteren darf ich Sie zitieren:
„Corona ist kein Ebola. Eine Infektion ist und bleibt kein „Todesurteil“. Junge und sportliche Soldatinnen und Soldaten sind anders zu behandeln als die Sitz-Tanzgruppe im Altenheim.“
Dazu mein Truppenartz:
„Wer so argumentiert hat immer noch nicht begriffen, dass die Übertragung des Virus von Soldat A auf Soldat B (beide bleiben weitgehend symptomfrei) am Standort XY, Voraussetzung für den 4 Wochen später eintretenden Tod der Oma in Recklinghausen sein kann. Der Einzelnachweis der vollständigen Infektionsketten gelingt relativ selten, was auch sein Gutes hat. Denn ein Großteil der Beteiligten hätte mit den 100%ig nachweisbaren Folgen im konkreten Fall große Probleme, psychisch fertig zu werden.
Wir müssen uns aber bewusst machen, dass alle Todesfälle und schwere Verläufe in „relativ harmlosen Übertragungen“ zwischen jungen Leuten ihren Ursprung haben. Offensichtlich ist das immer noch nicht allen so klar.“
Die Suche nach Schuldigen hat begonnen.
Es gibt im einigen Bereichen offenbar ein Interesse daran, der Bundeswehr den schwarzen Peter zuzuschieben. Bürokratie, Kostenerstattung, Zeitverzug, etc. sind alles nicht belegbare Behauptungen. Das Amtshilfeverfahren ist gesetzlich klar geregelt, die Zeit von Antrag bis Einsatz dauert nur Stunden bis wenige Tage (auch am Wochenende), die Kostenerstattung war nie ein Thema. 15.000 Soldaten sind eingesetzt, weitere x-1000 stehen bereit, mehr können in wenigen Tagen verfügbar gemacht werden. Kurzum, die Bundeswehr befindet sich im größten „Einsatz“ ihrer Geschichte. Und das alles vollkommen geräuschlos, reaktionsschnell und gut organisiert. Ich bin ja normalerweise ein harter Kritiker des Systems Bundeswehr, aber im Corona-Fall hat sich wieder gezeigt: es geht doch!
Die wirklichen Schwächen sind anderswo erkennbar: Corona ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, wird aber weitgehend nicht so wahrgenommen. Gibt es wirklich keine anderen personellen Ressourcen? Gibt es wirklich keine arbeitswilligen, arbeitsfähigen, derzeit beschäftigungslosen und vom Staat unterstützten Menschen, die in Altenheimen, Gesundheitszentren, etc. aushelfen könnten? Hat irgendjemand im Verlauf des letzten Jahres versucht, diese Ressourcen zu erschließen?
Und dann: der Mangel an Geschlossenheit und die politischen Spielchen der Bundes- und Landespolitiker verhindern eine entschlossene, effektive Antwort auf die Pandemie. Wären die Ministerpräsidenten im Oktober der Kanzlerin in einen harten Lockdown gefolgt, hätten sie in den letzten Monaten viele Leben retten können.
Und zum Schluss: eine Reihe von „Lockerungs-Ministerpräsidenten“ hat es noch immer nicht gelernt. Kaum flaut die 2. Welle etwas ab, wird schon wieder über schnelle Lockerungen philosophiert. Dabei ist „50“ die Obergrenze der seriösen flächendeckenden Kontaktverfolgung, „51“ bedeutet, dass dies nicht mehr überall möglich ist. Folgerung: Lockerungen können erst dann infrage kommen wenn wir stabil deutlich unter 50 angekommen sind.
Wir.dienen.Deutschland.
[Ich erneuere, wie so oft bei diesem Thema, meine Bitte: Eine grundsätzliche, globalgalaktische Debatte über Corona bitte nicht hier, das sprengt den Rahmen – sondern bitte beim Bezug zu Bundeswehr bleiben. Danke. T.W.]
@Franziska Müller sagt: 28.01.2021 um 9:03 Uhr
„Militärische Ausbildung ist immer gefährlich auch ohne Corona. Insofern geht es darum, mit den bestehenden Risiken verantwortungsvoll umzugehen.“
Vollkommen richtig.
Diejenigen, die das Risiko von Covid überbetonen und am besten die Bw schon im Frühling letzten Jahres komplett und für 12-15 Monaten still legen wollten, sind genauso überzogen, wie diejenigen, die das Risiko von Covid leugnen.
Eine verantwortungsvolle Risikoabwägung und angemessene Fortsetzung des Dienstes ist der richtige Weg.
@Franziska Müller : Es mag ja sein, dass die Bundeswehr angemessenes Risikomanagement betreibt.
Aber warum findet denn sonst nirgends Präsenzunterricht statt?
Und Phase 1 des Risikomanagements sollte doch die Identifizierung und Gewichtung von Risiken sein.
Dazu dann die Wahrscheinlichkeit und die Folgen (Ausfall).
Wenn aber der Ausfall lediglich mit 2 Wochen Quarantäne ohne sonstige Einschränkungen bewertet wird, dann warne ich davor.
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, wer kommt für den Schaden auf?
Sollte Ihre Lunge nur noch 60% Leistung haben, dann viel Spaß mit der Bw-Karriere. Und der Jobsuche nach der Reha.
Aber der Risikomanager der Bw ist da ja gerne behilflich.
Die Argumentation von einigen Foristen ist nur schwer nachvollziehbar.
Die fehlende Entschlossenheit von einigen Ländern im Kampf gegen die Pandemie wird man im Nachgang zweifellos feststellen. Es wäre nur plausibel, wenn die Länder ihr Verhalten auch mit der lange Zeit unklaren Entscheidung zur Kostenübernahme bzgl. der Bundeswehr begründen werden.
Es ist bei Streitkräften leider nicht möglich, den Betrieb vollständig einzustellen. Insofern ist es nur richtig, wenn der Betrieb nach einer Risikoabschätzung fortgesetzt wird. Alles andere wäre ein Armutszeugnis.
Die abstrakte Gefahr für Angehörige von Soldatinnen und Soldaten kann nicht dafür herhalten, vollständig auf praktische Ausbildung in den Streitkräften zu verzichten.
@Sailor 1995 sagt: 28.01.2021 um 10:21 Uhr
Ich denke nicht, das man der Bundeswehr den Schwarzen Peter zuschieben will. Ich bin auch nicht der Auffassung, das man überhaupt „Schuldige“ sucht. Wofür überhaupt? Alleine nur im europäischen Bereich verglichen stehen wir als DEU doch gut da.
Natürlich hätten sich die zuständigen Stellen mehr Sanität der Bundeswehr in den Hilfeleistungen gewünscht, aber die ist nun mal nicht in dem dann benötigten Umfang da. Aber das ist eben das was geht, die Bundewehr hilft mit den ihr zu Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten (Fähigkeiten). Sie ist keine Katastrophenschutzorganisation des Bundes. Wenn man das beachtet, dann hat die Bundeswehr hervorragend reagiert, da bin ich bei Ihnen.
Ansonsten kann man nur hoffen, das die sog. „lessons identified and learned“ auch entsprechend für die Zukunft umgesetzt werden und die zivile zuständige Seite entsprechend Konzepte entwirft und Vorbereitungen trifft.
„im Frühling letzten Jahres komplett und für 12-15 Monaten still legen wollten“
Völlig falsch @Koffer.
Viele haben folgendes gefordert:
Eine Kasernierung von einzelnen Truppenteilen (oder gleich Standorten) über mehrere Wochen. Nach mehreren Wochen hätte man dann die Kasernierung aufheben können und anderen Truppenteilen/Standorten die Kasernierung befehlen können.
Keine Wochenendheimfahrt für die Soldaten und alle am Standort, auch Ortsansässige, bleiben in der Kaserne.
Dies über mehrere Wochen durchgezogen um so auszuschließen, dass einzelne symptomfreie infizierte Soldaten deutschlandweite und familienweite Überträger werden. Dies über mehrere Wochen, damit sich der Aufwand (und den verbundenen Einschränkungen für Soldat und Angehörige) auch lohnt mit der Kasernierung. Denn nach 2-3 Wochen sind die kasernierten Soldaten coronafrei und voll einsatzbereit.
Das könnte man momentan immer noch durchziehen – unangebracht sind da ganz andere Maßnahmen, die momentan so laufen. (Präsenzlehrgänge mit Powerpointfolien)
Natürlich hätte man dies nicht bei jedem Standort und nicht bei jeder Einheit so machen können. Muss und musste man aber auch nicht.
Damals ging es eher um die Einsatzfähigkeit von Einheiten – heute weiß man, dass es eher um die Nicht-Verbreitung von Corona geht.
Heute sind Schutzmasken (FFP2) nicht mehr das Problem, „damals“ waren sie und nicht verfübare Schnelltests ein Problem.
„Junge und sportliche Soldatinnen und Soldaten sind anders zu behandeln als die Sitz-Tanzgruppe im Altenheim.“
Wäre dem so, würde man die Infizierten in den Auslandseinsätzen nur Isolieren und die Coronainfektion aussitzen und nach 2 Wochen läuft der Dienst wieder normal im Ausland.
Man fliegt sie aber vorsorglich aus, weil das zwar junge und sportliche Soldaten sind, aber eben trotzdem jeder ein mittleren, schweren oder sogar tödlichen Verlauf erleiden könnte.
Die Wahrscheinlichkeit ist zwar viel geringer als bei der Tanzgruppe, aber auch nicht SO niedrig wie das einige denken.
An Corona in Deutschland zu sterben ist wahrscheinlicher als durch einen Verkehrsunfall!
Selbst wenn man nur die „jüngeren“ Menschen vergleicht (bis 40-45) – ist es fast genau so wahrscheinlich wie durch einen Verkehrsunfall zu sterben.
Die Folgeschäden und länger andauerende Verläufe fallen bisher bei vielen Kommentaren komplett unter den Tisch.
@Nurso sagt: 28.01.2021 um 10:58 Uhr
„Aber warum findet denn sonst nirgends Präsenzunterricht statt?“
Das ist doch gar nicht richtig! Die Bundespolizei z.B. führt ihre Ausbildung (wo notwendig) ja auch in Präsenzform fort!
Sie beziehen sich in Ihrer pauschalen Aussage vermutlich auf normale Schüler und Studenten, richtig?
Aber das ist mit der Bw ja gar nicht vergleichbar. Aufgrund der Systematik der Ausbildung der Bundeswehr können wir nicht so einfach (und einfach ist es ja auch bei normalen Schülern/Studenten nicht) Lehrgänge ausfallen bzw. schieben.
Außerdem, was hat dass den Überhaupt mit dem Thema dieses Blogeintrags und Diskussionsfadens zu tun? Hier geht es doch um eine ganz andere Frage.
@Luftikus sagt: 28.01.2021 um 12:08 Uhr
Zu Ihrem Beitrag ließe sich vieles entgegen und einiges erwidern, aber da das OT ist, lasse ich es.
Im Übrigen verweise ich auf den sehr treffenden Kommentar von @Anja Drexler sagt: 28.01.2021 um 11:19 Uhr
Aktuell zum Thema:
@Anja Drexler sagt: 28.01.2021 um 11:19 Uhr
„Die fehlende Entschlossenheit von einigen Ländern im Kampf gegen die Pandemie wird man im Nachgang zweifellos feststellen. Es wäre nur plausibel, wenn die Länder ihr Verhalten auch mit der lange Zeit unklaren Entscheidung zur Kostenübernahme bzgl. der Bundeswehr begründen werden.“
Wieso wäre das Verhalten einiger Länder plausibel mit der lange Zeit unklaren Kostenübernahme der Bundeswehr zu begründen?
Die Ausgangslage ist doch ganz klar geregelt und heißt: Amtshilfe gegen Kostenübernahme, und es gab ja nicht nur Amtshilfe von der Bundeswehr, auch wenn das hier im Blog manchmal von einigen Kommentatoren so dargestellt wird. Die Bundeswehr ist nun bisher die einzige Institution, die auf Kostenersatz verzichtet. Wo Sie da die Plausibilität in der von Ihnen geschriebenen Argumentation sehen, verstehen wahrscheinlich nur Sie selber.
Der Politiker, der so argumentiert, gibt doch von vorneherein zu, das er/sie gar nicht ohne fremde Hilfe in der Lage gewesen wäre, die Pandemie zu bekämpfen. Quasi ein verbaler Harakiri.
@Koffer : Ich beziehe mich auf das LKA in Rlp sowie auf die Feuerwehren in Rlp.
@ Luftikus
Es ist unwahr, dass jeder infizierte Soldat ausgeflogen wird.
Ich selbst wurde aus Mali aufgrund einer Corona-Infektion nach Deutschland mit dem Medevac-Airbus ausgeflogen. Keine Symptome. Keine Probleme.
Anschließend 5 Tage Isolationsstation im BwZK Koblenz und erneute 14 Tage isolierte Unterbringung im Hotel. Nach knapp 3 Wochen war ich wieder in Mali.
5 Tage Isolation in Mali wären in Mali noch notwendig gewesen, dann wäre der Spuk bei mir vorbei. Im Gegenzug habe fast 3 Wochen Isolation in Deutschland bekommen.
Ich könnte namentliche Beispiele nennen, wo nicht jeder Einzelne nach Deutschland geflogen wurde, weil er infiziert wurde. Es gab und gibt Fälle von Isolation aufgrund einer Infektion im Einsatzland.
Zur Vereinfachung und zur Klarstellung: Corona kann und darf nicht unterschätzt aber auch nicht übertrieben werden.
I C H habe es selbst erlebt.
@ Pio-Fritz
Es ist schon beachtlich, mit welchem Absolutismus Sie gelegentlich vortragen.
Es ist lebensnah anzunehmen, dass noch mehr Bundesländer und viel früher die Hilfe der Bundeswehr in Anspruch genommen hätten, wenn klar gewesen wäre, die Unterstützung wäre nicht mit weiteren Kosten verbunden.
Die Bundeswehr ist nie an die Kapazitätsgrenze der möglichen Unterstützung gekommen. Warum nur?
Die Finanzen der Bundesländer sind viel angespannter als die des Bundes.
Wir werden es erleben, wenn die Pandemie und deren Herausforderungen im Nachgang genau beleuchtet werden.
@Nurso sagt: 28.01.2021 um 14:13 Uhr
„@Koffer : Ich beziehe mich auf das LKA in Rlp sowie auf die Feuerwehren in Rlp.“
Ja, daran erkennen Sie, dass unterschiedliche Organisation mit unterschiedlichen Strukturen und unterschiedlichen Aufträgen und unterschiedlichen Bedürfnissen zu differenzierten Entscheidungen kommen.
Und – Achtung Trommelwirbel – das ist auch innerhalb der Bundeswehr so. Für die Universitäten wurden anderen Entscheidungen getroffen als für Laufbahnlehrgängen in der Infanterie. Und selbst innerhalb von Ausbildungseinrichtungen wurden differenzierte Entscheidungen getroffen (siehe Unterschied LGAI/LGAN/BLS vs. Module an der FüAk).
Das stimmt mich übrigens sehr hoffnungsvoll. Keine undifferenzierte Entscheidung von oben für alle, sondern Richtlinien und Vorgaben von oben (hier BReg –> BMVg –> GI/Insp –> etc.) und tatsächliche Umsetzung gem. den konkreten Bedingungen vor Ort.
Mustergültig im Rahmen von Auftragstaktik…
@Koffer: Ja klar. Mein Punkt ist aber der, dass diese Entscheidung gem Auftragstaktik aber die grundlegendsten Regeln missachtet.
Abstand-Maske-Hygiene.
Das ist mein Bezug auf den Topic.
Und auch auf die Berichte hier. U. A. Sportgruppen trotz Corona.
Wenn schon Unterricht / Sport, warum nicht nach Hygiene – Konzept?
Sollte es so kommen, dass die Bundeswehr Altenheime testet, aber die eigenen Lehrgangsteilnehmer nicht, ist das doch schwer verständlich, oder? (Sie verzeihen mir den Ausflug ins zivile).
Warum beispielsweise keine Luftreinigungsanlage?
Gibt es alles zu kaufen.
Worauf ich hinaus will : Wenn ich als Arbeitgeber etwas verlange, muss ich auch die Konsequenzen sehen und tragen.
@Nurso sagt: 28.01.2021 um 20:24 Uhr
„dass diese Entscheidung gem Auftragstaktik aber die grundlegendsten Regeln missachtet.
Abstand-Maske-Hygiene.“
Naja, da gibt es ja ausreichend Belege um diese Behauptung leicht zu wiederlegen.
„U. A. Sportgruppen trotz Corona.“
Natürlich. Sport ist ja Kern zahlreicher soldatischer Verwendungesreihen. Von daher nicht optional.
„Sollte es so kommen, dass die Bundeswehr Altenheime testet, aber die eigenen Lehrgangsteilnehmer nicht, ist das doch schwer verständlich, oder?“
Nope. Es wird dort getestet wo es notwendig ist auch innerhalb der Bw. Aber nicht überall in der Bw ist es notwendig.
„Warum beispielsweise keine Luftreinigungsanlage?
Gibt es alles zu kaufen.“
Die Antwort darauf ist einfach: weil es nicht notwendig ist. Die Bw hat in den letzten 10 Monaten gezeigt, dass sie durch ortsangemessene Maßnahmen ausreichend Schutz ihrer Soldaten gewährleistet.
@Svenja Renken sagt:28.01.2021 um 18:00 Uhr
Das ist kein Absolutismus, sondern 20 Jahre Erfahrung genau in dem Geschäft Katastrophenschutz und Zivil-Militärische-Zusammenarbeit, um die es hier geht.
Und sagen wir es mal so, die Bundesländer nehmen die Hilfe der Bundeswehr nicht in Anspruch, das tun die einzelnen Landkreise, und kreisfreien Städte, ausgenommen natürlich die drei Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin, wo das identisch ist. Und in den einzelnen Landkreisen ist die Anzahl der Soldaten im Vergleich zu Hochwasser, Schneekatastrophe oder Waldbrand etc. überschaubar. Das besondere an dieser Lage ist, das sie bundesweit gleichzeitig auftritt. Und den anfordernden Stellen ist immer klar, dass das anfordern von Bundeswehr theoretisch Geld kostet, abgerechnet wurde bisher nicht. Ebenso kostet es dem Landkreis/der Stadt Geld, wenn THW, Feuerwehr, Rotes Kreuz und wen es da alles noch so gibt angefordert werden. Und die rechnen alle ab.
Ansonsten ist alles wie immer, auch wenn sich das profan anhört. Jetzt wird Panik geschoben, weil der Kanzlerin die Infektionszahlen vor allem in den Alten- und Pflegeheimen nicht gefallen. Und dann werden Soldaten regelrecht aufgedrängelt, die streng genommen keiner so richtig braucht. Das können auch andere., die ja jetzt im Schnellverfahren gesucht werden. Alles nur um Aktion und Handlungsfähigkeit zu zeigen.
Und im Nachgang wird festgestellt werden, was wir alle im Prinzip schon wissen: Das die verantwortlichen Stellen für eine Pandemie weder Konzepte noch Vorbereitungen getroffen haben. Wäre meiner Meinung nach auch so passiert, wenn der Bund die Führung haben würde. Also keine Erscheinung des Förderalismus, wie hier auch schon bemängelt wurde.
„Es ist unwahr, dass jeder infizierte Soldat ausgeflogen wird.“
Wurde überhaupt nicht behauptet.
Wenn man aber die jungen Menschen (Soldaten) und die alten Menschen (Tanzgruppe Altenheim) unterschiedlich behandeln würde bei einer Coronainfektion würde man Null (0) Soldaten aus dem Auslandseinsatz ausfliegen und dort isolieren in der Unterbringung.
Die Bundeswehr versucht aber wo eben möglich jeden (!) Soldaten mit Coronainfektion auszufliegen.
Da wird eben von ganz oben nicht der Unterschied gemacht ob der Soldat jung und/oder sportlich ist oder nicht.
-Trennung-
Es wird aber immer so getan, als würden Soldaten wegen des jüngeren Altersdurchschnitt und der (vermeintlichen) besseren Sportlichkeit bei einer (im Einzelfall manchmal unwahrscheinlichen) Infektion besser „durch kommen“ und am Ende nichts oder nicht viel passieren wird.
Jeder Soldat ist aber Bürger und wandelt täglich durch die Gegend und ist ein Verbreiter (bis Corona erkannt wurde und die Isolation beginnt) und auch kann jeder Soldat eine unerkannte Vorerkrankung habe, Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht wirklich geringer im Vergleich zu anderen Personen aus der gleichen Altersguppe. (Piloten vielleicht ausgenommen, weil die tiefere Medizinchecks regelmäßiger bekommen)
Daher finde ich die häufigen Stimmen zum Thema „Militärische Ausbildung ist immer gefährlich auch ohne Corona“ wirklich sehr komisch.
In vielen anderen Bereichen wurde innerhalb der militärischen Ausbildung gaaaanz viel gefährliches abgeschafft oder verboten und das schon lange vor Corona und einzig und allein wegen dem Thema Sicherheit + Gesundheitsschutz der Soldaten.
Den gleichen Maßstab wünschte ich mir auch bei Corona, ist aber momentan leider nicht der Fall (siehe Berichte über einige Präsenzunterrichte usw.)
Das war es aber auch von mir zu diesem OT.
Verzeihung Herr Wiegold.
Ich beziehe mich auf folgendes Zitat von Hr Wiegold :“Auch aus anderen Ausbildungseinrichtungen der Streitkräfte berichten Teilnehmer immer wieder, dass sie zu Präsenz-Lehrgängen verpflichtet sind, obwohl die Abstandsregeln dabei nur ungenügend eingehalten werden.
können und zudem die Teilnehmer am Wochenende nach Hause fahren. “
Sie sprachen von Gegenbeweisen-also hat hier T. W. falsch berichtet?
Zum Thema Sportgruppe : Bitte zeigen Sie mir hier das Hygiene Konzept auf, das selbst in der 3. FUSSBALL-BUNDESLIGA EINGEHALTEN WIRD.
Amateure sind ausgeschlossen. Aber ich verstehe, Soldaten sind ja anders…
Sie schreiben, es Sei in der Bw nicht überall notwendig, zu testen.
Wer entscheidet dies und auf welcher Grundlage (Gesetz?).
Der Uffz vor Ort, und wenn ja, auf welcher Grundlage?
R-Wert, 7-Tage-Inzidenz <50, Todesfälle, Mutationen???
Nennen Sie mir bitte die Entscheidungsmatrix. Selbst wenn Sie vor Ort getroffen wird, Kriterien muss es geben.
@ Luftikus
Ich habe es live und in Farbe erlebt, dass einzelne Soldaten nicht aus Mali ausgeflogen worden sind.
Vielleicht kommt der Medevac-Airbus erst bei einer Anzahl > 1 Soldaten?
Es wäre problemlos möglich, dies mit Dienstgrad, Name und Verwendung zu belegen.
Alle Repatriierungen, die ich mitbekam, betrafen immer mindestens 3 Soldatinnen und Soldaten.
Insofern ist die Aussage nicht richtig, dass immer und jeder ausgeflogen wird.
Die beiden die Einzelfälle darstellenden Soldaten verblieben definitiv im Einsatzland.
@Nurso sagt: 28.01.2021 um 22:54 Uhr
„Sie sprachen von Gegenbeweisen-also hat hier T. W. falsch berichtet?“
Sie machen hier einen klassischen Fehler. Sie schließen aus Belegen für Verstöße, dass immer Verstoßen wird.
Aber es läuft nun mal genau umgedreht: Ja, es werden auch (hin und wieder) Fehler gemacht. Aber nein, das ist kein Beleg für einen Fehler in der Strategie der Bw.
Die geringe Anzahl von Erkrankungen in den letzten 10 Monaten innerhalb der Bw bei gleichzeitiger Umsetzung der (kontinuierlich) angepassten Hygienebestimmungen ist der Beleg dafür, dass es funktioniert.
Das ist der Unterschied zwischen induktivem und deduktiven Schluss…
„Aber ich verstehe, Soldaten sind ja anders…“
Jepp.
„Sie schreiben, es Sei in der Bw nicht überall notwendig, zu testen.
Wer entscheidet dies und auf welcher Grundlage (Gesetz?).
Der Uffz vor Ort, und wenn ja, auf welcher Grundlage?“
Führer oder Truppenführer vor Ort (Disziplinarvorgesetzter oder höherer Disziplinarvorgesetzter) nach Beratung durch den Truppenarzt und die öffentlich rechtliche Aufsicht und unter Anwenden der Vorgaben des BMVg und des zuständigen Generalarztes.
Wie wird der Einsatz der Bundeswehr im Inneren überhaupt gerechtfertigt ? Unter Artikel 35 GG fällt er ja nicht .
[Ne schwache Behauptung statt eines starken Belegs… Ihre falsche Behauptung „unter Artikel 35 GG fällt er ja nicht“ ist nach den sehr umfangreichen Debatten über die Amtshilfe hier äußerst merkwürdig. So nicht. T.W.]
Nachdem die portugiesische Regierung am vergangenen Wochenende direkt bei AKK um Hilfe gebeten hatte:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-bundeswehr-schickt-hilfsfluege-nach-portugal-a-1a7e8f89-bde7-49a7-8d5d-a3e39b99be22
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/portugal-corona-bundeswehr-hilfsfluege-101.html
Ein Team von 27 Ärzten und Sanitätern der Bundeswehr sowie Hilfsflüge mit Feldkrankenbetten und mobilen Beatmungsgeräten sollen geschickt geschickt werden.
Ein fact finding team hatte zuvor die Lage in Portugal geprüft.
[Nach meinen Recherchen ist das zwar geplant, aber noch nicht endgültig entschieden, auch wenn es vermutlich so kommen wird. T.W.]