Leise endet der Einsatz: Deutschland verabschiedet sich faktisch aus EU-Antipirateriemission
Seit ziemlich genau zwölf Jahren ist die Europäische Union mit einer Marinemission vor der Küste Somalias aktiv, um die Piraterie aus dem ostafrikanischen Land einzudämmen – und die Bundeswehr war seit Beginn, teilweise mit mehreren Schiffen, daran beteiligt. Zum Januar 2021 beendet Deutschland faktisch seine Beteiligung an der EU-Mission Atalanta, bleibt aber formal – und mit Stabsoffizieren im Hauptquartier – Teil des Einsatzes.
Hintergrund für den Schritt, die Mitarbeit in dieser Mission faktisch zu beenden, ist die – lange angekündigte – Ausweitung der Aufgaben durch die EU: Die Marineeinheiten am Horn von Afrika sollen künftig nicht nur gegen Piraterie, sondern auch gegen Drogenschmuggel und mögliche Verstöße gegen ein UN-Waffenembargo vorgehen. Formal wurde das mit einem Beschluss des EU-Ministerrats vom (gestrigen) Dienstag wirksam, der am (heutigen) Mittwoch im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurde. Der Kern der Änderung:
Die Gemeinsame Aktion 2008/851/GASP wird wie folgt geändert:
1. Artikel 1 Absatz 3 erhält folgende Fassung:
„(3) Darüber hinaus trägt die Operation Atalanta im Rahmen ihrer sekundären exekutiven Aufgaben zur Anwendung des Waffenembargos der Vereinten Nationen gegen Somalia gemäß der Resolution 2182 (2014) des VN-Sicherheitsrats und zur Bekämpfung des Handels mit Suchtstoffen vor der Küste Somalias im Rahmen des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen und des Übereinkommens der Vereinten Nationen vom 20. Dezember 1988 gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtstoffen und psychotropen Stoffen bei.
(4) Außerdem überwacht Atalanta als sekundäre nicht-exekutive Aufgabe gemäß den Resolutionen 2498 (2019) und 2500 (2019) des VN-Sicherheitsrates und im Einklang mit dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 20. Dezember 1988 gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtstoffen und psychotropen Stoffen den Handel mit Suchtstoffen, den Waffenhandel, die illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei sowie den illegalen Handel mit Holzkohle vor der Küste Somalias.
Also deutlich mehr als Pirateriebekämpfung – und damit ein Problem für die Bundeswehr: Das vom Bundestag zuletzt im Mai verlängerte Mandat für die Beteiligung der Deutschen Marine an Atalanta ist da eindeutig begrenzt:
Für die beteiligten Kräfte der Bundeswehr ergeben sich folgende Aufgaben:
a) Schutz für die vom Welternährungsprogramm oder von der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) gecharterten Schiffe, unter anderem durch die Präsenz bewaffneter Kräfte an Bord dieser Schiffe;
b) Auf Grundlage einer Einzelfallbewertung der Erfordernisse, Schutz von zivilen Schiffen in den Gebieten, in denen der Einsatz stattfindet;
c) Überwachung der Gebiete vor und an der Küste Somalias einschließlich der Hoheitsgewässer und inneren Gewässer Somalias, die Gefahren für maritime Tätigkeiten, insbesondere den Seeverkehr, bergen;
d) Durchführung der erforderlichen Maßnahmen einschließlich des Einsatzes von Gewalt zur Abschreckung, Verhütung und Beendigung von Piraterie oder seeräuberischen Handlungen, die im Operationsgebiet begangen werden bzw. begangen werden könnten;
e) Aufgreifen, Ingewahrsamnahme und Überstellen von Personen, die im Sinne der Artikel 101 und 103 des Seerechtsübereinkommens der VN im Verdacht stehen, Piraterie oder seeräuberische Handlungen begehen zu wollen, diese zu begehen oder begangen zu haben, sowie Beschlagnahme der Schiffe der Piraten oder Seeräuber, der Ausrüstung und der erbeuteten Güter und Schiffe.
Allerdings war auch der Bundesregierung schon länger bewusst, dass die EU die Aufgaben der Mission ausweiten will. In der Begründung für das im Mai verabschiedete Mandat (Bundestagsdrucksache 19/18866) wird das sogar ausdrücklich erwähnt:
Die Strategische Überprüfung von ATALANTA wird derzeit durch die EU vorgenommen. Eine Fortsetzung der Operation über 2020 hinaus halten die EU-Mitgliedstaaten wie die regionalen Anrainerstaaten für sinnvoll und erforderlich. Der Primärauftrag Sicherung der Transporte des WFP und von AMISOM und Piraterie-Bekämpfung soll weiter sichergestellt werden. Zusätzlich wird derzeit eine mögliche Anpassung der Sekundäraufgaben mit dem Ziel der Erstellung eines Lagebilds über andere große Herausforderungen für die Stabilität der Region (Waffen-, Drogen- und Holzkohleschmuggel, Menschenhandel bzw. -schmuggel) geprüft. Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium der Verteidigung stehen einer solch moderaten Anpassung im juristisch möglichen Rahmen aufgeschlossen gegenüber.
Nun ist es eine müßige Frage, ob aus deutscher Sicht die Anpassung der EU nicht moderat genug war oder ob der juristisch mögliche Rahmen überschritten wurde. Tatsache ist, und darüber hatte das Verteidigungsministerium nach einem Bericht der Welt (Link aus bekannten Gründen nicht) bereits vergangene Woche einige Bundestagsabgeordnete mündlich informiert, dass die deutsche Beteiligung vor Ort mit Jahresbeginn 2021 endet.
Nun ist das aktuell nicht ganz so schwer: Bereits seit 2016 schickt die Deutsche Marine kein Schiff mehr in diesen Einsatz, sondern nur zeitweise in den so genannten Zwischenmonsunzeiten einen Seefernaufklärer – und derzeit ist keine Orion P-3C der Marineflieger in dieser Mission. Die Unterstützergruppe in Djibouti, die gerade noch dem deutschen Botschafter einen Weihnachtsbaum überreicht hatte, kann zusammenpacken und nach mehr als zwölf Jahren diesen Standort aufgeben.
Formal bleibt die Bundeswehr ja in dieser Mission, zumindest bis zum Auslaufen des derzeitigen Mandats Ende Mai kommenden Jahres. Damit bleiben auch deutsche Stabsoffiziere im Operations Headquarters in Rota in Spanien (das wurde im Zuge des Brexit von Northwood bei London dorthin verlegt). Und wenn ein deutsches Kriegsschiff die Region passiert, zum Beispiel auf dem Weg zu dem wiederholt angekündigten Engagement im Indopazifik, wird es vorübergehend Atalanta unterstellt. Wenn auch, das machte das Verteidigungsministerium deutlich, eindeutig mit dem nationalen Caveat, ausschließlich in der Pirateriebekämpfung eingesetzt zu werden.
Aber faktisch endet ziemlich geräuschlos ein Bundeswehreinsatz, der zu Beginn dringend gewünscht wurde: 2008 war die Hochzeit der somalischen Piraten vor den Küsten Ostafrikas, und sie waren auch nach dem Start von Atalanta noch Jahre eine reale Gefahr für die Handelsschiffahrt am Horn von Afrika. Vorfälle wie die Kaperung des deutschen Containerfrachters Hansa Stavanger (die mit US-Unterstützung von der deutschen GSG9 befreit werden sollte) oder des ebenfalls deutschen Containerschiffs Taipan führten damals auch der deutschen Öffentlichkeit vor Augen, wie verwundbar die internationalen Seewege sind.
Über die zwölf Jahre dieses Einsatzes wäre noch viel mehr zu berichten, vom – deutschen politischen – Streit über die Erlaubnis für die Mission, auch an Land zu wirken, aber nur 2.000 Meter von der mittleren Wasserlinie, über die Einrichtung eines Kontrollkorridors vor Jemen, über die Kooperation mit Russen, Chinesen, Japanern… und viele andere Einzelheiten mehr. Allein hier auf Augen geradeaus! umfassen die Meldungen dazu 38 Seiten – wer das (zumindest seit 2010) nachlesen will, hier entlang: https://augengeradeaus.net/category/piraterie/.
Die Piraterie vor Somalia scheint nach diesen Jahren weitgehend eingedämmt, von Rekordzahlen zu Beginn des Jahrzehnts ist es auf ein kaum wahrnehmbares Maß zurückgegangen. Allerdings, auch das gehört dazu: Endgültig vorbei ist die Gefahr nicht und wird es vermutlich auch nicht bleiben, so lange die Bürgerkriegssituation in dem ostafrikanischen Land unverändert bleibt oder sogar noch schlimmer wird. Und erst Anfang des Monats beobachteten die EU-Streitkräfte wieder einen Angriff auf ein Handelsschiff.
Nachgetragene Bemerkung: Ich habe das jetzt ausschließlich unter dem Aspekt beleuchtet, dass der deutsche Einsatz in der Antipirateriemission nach zwölf Jahren zu Ende geht. Was dann voraussichtlich im kommenden Jahr eine nähere Betrachtung Wert ist: Warum steigt Deutschland aus einer EU-Mission aus, die einvernehmlich ein stärkeres militärisches Engagement der Europäischen Union, noch dazu weitgehend auf der Gundlage von UN-Beschlüssen, vorsieht?
Fürs Archiv: Die Veröffentlichung aus dem EU-Amtsblatt vom 23.12.2020, deutsche Fassung:
20201223_EU-Amtsblatt_Atalanta_Mandat
(Archivbild 14. Dezember 201o: Die Fregatte Hamburg zerstört herrenlose Boote, die vor der Küste Somalias schwimmen, damit sie nicht von Piraten genutzt werden können – Christian Laudan/Bundeswehr)
Paßt ins Bild, keine Einsatzkräfte mehr, aber ein paar Stabsoffiziere.
Der Einsatz endet also mit ähnlich seltsamen rechtlichen Diskussionen wie er begonnen hatte:
https://de.reuters.com/article/deutschland-bundeswehr-piraten-idDEKOE54826520080625
Aber auch am Ende passt es wieder nicht zum eigenen Anspruch (früher, entschiedener, substantieller).
Tja. Leider ist auch ein Teil des Materials aus diesem Einsatz nicht mehr öffentlich auffindbar – wie das Video (das es mal auf Youtube gab…) zu diesem Vorfall:
https://augengeradeaus.net/2011/09/die-koln-gegen-piraten-direkt-vor-der-kuste/
“ Warum steigt Deutschland aus einer EU-Mission aus, die einvernehmlich ein stärkeres militärisches Engagement der Europäischen Union, noch dazu weitgehend auf der Gundlage von UN-Beschlüssen, vorsieht?“
Eine Frage, die sich unsere europäischen Freunde sicher auch stellen werden. Vor allem, weil gerade die deutschen Parteien ständig nach einer eigenständigen europäischen Sicherheitspolitik rufen.
@T.Wiegold Habe vermutlich das Video gefunden, welches Sie vermissen. https://www.youtube.com/watch?v=xzSphdtgQeQ
[Vielen Dank, genau das meinte ich. T.W.]
@Memoria
Es stellen sich einfach praktische Fragen die für Deutschland so nicht mal eben zu lösen sind:
Illegale Fischerei:
Illegal wo (Hoheitsgewässer, EWZ, Hohe See) ?
von wem? (Jurisdiktion in der “Strafverfolgung” / gleiche Rechtslage)
An wen übergebe ich dann die Personen, Güter und Unterlagen?
Bei Drogenhandel wird’s dann wirklich praktisch:
Wie kontrollieren? Die Bundeswehr verfügt bei weitem nicht über die Möglichkeiten und Ausbildung des Zolls und des BKA. Lohnt für diesen Einsatz dies alles nachzusteuern? Gemeinsamer Einsatz mit dem Zoll? (Juristisch dann auch nicht mal eben so möglich)
Soll man dann mit einem Team große Containerschiffe voller Tabletten “kontrollieren”? Der heutige Drogenschmuggel läuft eher mit prozessierten Drogen als mit großen weißen Pulverpäckchen.
Wohin leite ich die Schiffe um und wer macht dann gegebenenfalls die echte Kontrolle – wem leistet man dann also internationale Amtshilfe?
Unterm Strich KANN die deutsche Marine das einfach nicht derzeit.
Lohnt sich diese (vermeintliche) Lücke zu schließen?
Macht man weiter mit, aber mit 50% DEU Caveat auf die Aufträge der Mission?
Da macht ein sauberer Schlussstrich schon Sinn meiner Meinung nach.
Es gibt andere Missionen die derzeit die DEU Interessen stärker beeinflussen und beeinträchtigen. Beim begrenzten Leistungsvermögen der Marine finde ich das alles nachvollziehbar.
Die verbliebenen 7 Orions sind eine sehr dünne Ressource. Diese nun mehr auf ASW in Europa konzentrieren zu können ist sicherlich willkommen bevor 2025 die Klappe fällt, zumal Lybien ja auch noch immer da ist…
@Jas:
Und wie lösen dies die anderen EU-Staaten? Wenn es grundlegende Bedenken geben würde, dann sollte Deutschland sein Veto nutzen.
Wie oben gezeigt ist schon vor Beginn von ATALANTA genug behauptet worden, was rechtlich und tatsächlich vorgeblich nicht möglich ist.
Es scheint mir eher ein mögliches neues strittiges Thema in der Koalition zu sein. Andernfalls mal wieder eine handwerkliche Peinlichkeit der wesentlichen Ministerien.
Auch wenn hier einige versuchen, etwas zu beschönigen: Deutschland ist sicherheitspolitisch und militärisch „out“.
Gut so, und ich wünsche den Kameraden die seit 12 Jahren in regelmäßigen Abständen in einem 5 Sterne Hotel in Dschibuti ihren Einsatz verrichten mussten alles gute für die kommenden Aufgaben. Hoffentlich werden neue Aufgaben ähnlich weich gefedert, nicht das nochmal ein Marineflieger in nem Container oder gar Feldbett schlaffen muss. SARC OFF.
Ganz ehrlich,in 12 Jahren am HOA ist festzustellen das es die BW an einem strategisch wichtigen Standort, an dem selbst Japan es geschafft hat eine eigene militärische Infrastruktur aufzubauen , genauso geräuschlos abzieht wie sie gekommen ist.
Dschibuti wäre weiterhin wichtig, aber strategisches Denken und Handeln scheint nicht im Fokus zu liegen. Die Marine alleinig für ein weiteres Engagement am HOA zu betrachten zeigt die Ideenlosigkeit.
Da stellt sich mir die Frage, ist es wirklich die Aufgabe der bundesdeutschen Außenpolitik, und damit der Bundeswehr, sich um Hochseefischereirechte am Horn von Afrika zu kümmern? Oder um Schmuggelrouten von irgendwelchen Drogen in so einem von Bürgerkrieg zerrissenen Land wie Somalia?
Wenn man da nicht intervenieren möchte àla Afghanistan, und die selben Fehler nochmal machen möchte, dann lässt man einfach die Finger davon. Die eliminieren sich einfach gegenseitig und gut ist. Das ist jetzt nicht besonders weihnachtlich und christlich, Spart aber unnützes Blut europäischer Soldaten in einer Gegend, in der sie nichts verloren haben und schon gar nichts gewinnen können.
Ich sehe das völlig pragmatisch. Die Piraterie ist nahezu nicht mehr existent, die Seewege offen und gefahrlos passierbar. Mehr interessiert mich da nicht.
@Fritz
Sie hatten scheinbar nie die Gelegenheit, in einem der beiden großen Hotels in Djibouti ihren Einsatz zu verbringen. Schade drum, aber sie haben auch nichts verpasst. 5 Sterne in Djibouti sind nicht vergleichbar mit 5 Sternen in Europa. Qualität und Quantität sind nur wenig besser, als in einem deutschen Feldlager. Ganz von den hygienischen Zuständen abgesehen. Der Djibouti Express war jedem garantiert. Aber grundsätzlich haben sie recht, schade dass man kein eigenes Lager in den zwölf Jahren hinbekommen hat. Am bloßen Willen hat es nie gelegen. Man hat von deutscher Seite mehrfach versucht in den Liegenschaften der Amerikaner bzw. Franzosen unterzukommen. Dies war aber von der Republik Djibouti nie gewollt!
@Fritz sagt: 23.12.2020 um 22:43 Uhr
„Dschibuti wäre weiterhin wichtig, aber strategisches Denken und Handeln scheint nicht im Fokus zu liegen. Die Marine alleinig für ein weiteres Engagement am HOA zu betrachten zeigt die Ideenlosigkeit.“
Ich finde, Ihr Vorschlag zeigt die nationale Engstirnigkeit des Denkens. Djibouti war schon immer ein französischer Stützpunkt und wird es auch weiterhin bleiben. Damit ist die EU hinreichend vertreten. Warum sich Deutschland über sein bisheriges Engagement hinaus dort engagieren soll, erschließt sich mir nicht.
Es wird Zeit, europäisch zu denken.
@ Pio Fritz.
Dschibuti und das Horn von Afrika ist mit dem Zugang zum Roten Meer im Norden und somit zum Suez Kanal und dem Golf von Aden / Indischer Ozean im Osten eine der wichtigsten Seefahrt und Handelsrouten. Diese Passage wird an Bedeutung nicht verlieren und Dschibuti bietet einen Idealen Standort um in der Region eigenen Interessen nachzukommen/ oder im Bündnis. Für ein Land welches starke Handelsbeziehungen mit China pflegt und insgesamt auf den Export eigener Güter angewiesen ist sicherlich nicht unerheblich.
Die USA, FRA, und seit einigen Jahren auch China haben große Stützpunkte und selbst Länder wie Italien oder Japan halten sich die Möglichkeit offen am HOA aktiv werden zu können da eigene Camps aufgebaut wurden.
Im letzten Jahr wurde bekannt das RUS versucht in der Region einen Hafen mit Militärischer Liegenschaft zu errichten. Der Sudan oder Somalia / Puntland waren mögliche Standorte. Auch die Türkei richtet sich in Dschibuti ein. Mir geht es nicht um ein Liegenschaft ähnlich FRA oder den USA mit dem Camp Ein Lager mit Zugang zum Airfield und ein belastbares MOU mit Dschibuti wäre möglich gewesen. Was nicht zu verstehen ist, ist die Tatsache das DEU / die BW, sich 12 Jahre für 4,5 Millionen € jährlich in einem 5 Sterne Hotel einmietet und den Übergang zu einer eigene Mil. Infrastruktur nach so einer langen Zeit nicht forciert wurde. Möglichkeiten und Gründe diesen Schritt zu gehen gab es zu genüge. Welche Möglichkeiten Dschibuti aus Militärischer Sicht bietet ist nochmal ein ganz anderes Thema, ein Blick auf FRA lohnt. Ich bin sicher das wir in naher Zukunft erneut am Horn aktiven werden müssen, das Drama mit FRA und den USA als mögliche Unterstützter geht dann erneut los. Die BW ist auch dahingehend eine nicht Lernende Organisation.
@Fritz sagt: 26.12.2020 um 18:08 Uhr
Irgendwie lesen Sie weder den Artikel noch die anderen Kommentare vollständig oder ignorieren diese. Die Piraterie ist soweit eingedämmt, das sie nahezu nicht mehr existent ist. Also kein Grund und kein Problem. Und Frankreich sowie die USA sind bestimmt nicht die „Unterstützer“ DEU am Horn von Afrika, eher ist es umgekehrt. Zudem lauten die Absprachen in der EU dahingehend, das Afrika im Schwerpunkt FRA liegt, DEU unterstützt. Man wird aus Paris schon fragen, sollte man uns brauchen.
DEU braucht bestimmt als allerletztes eine Auslandsbasis gerade in Afrika. Warum nicht in der Straße von Malakka? Dort ist Piraterie schon seit Jahrzehnten ein Problem.
Auch China, Korea und Japan haben vitales Interesse an offenen Seewegen und können ihr Schärflein dazu beitragen. Tun sie ja auch. USA sind da, EU mit FRA als Spitze auch.
Diese deutschen kolonialen Allmachtsfantasien ko…. mich mittlerweile nur noch an.
@ Pio Fritz
Es geht um keine Kolonialen Allmachtsfantasien. Das wird OT. Auch muss ich nicht das letzte Wort in der Sache haben. Meine Erfahrungen reichen bis ins Jahr 2009 zurück ,und ich glaube in Dschibuti genügend Zeit verbracht zu haben um beurteilen zu können wie wichtig dieser Standort ist und bleiben wird. Dabei dann von Allmachtsfantasien zu sprechen ist am Thema vorbei. Aufgrund solcher Bewertungen fangen wir oftmals wieder bei null an, obwohl man schon weiter sein könnte. Gerne auch im Bündnis, dazu muss man aber mehr machen als sich im 5 Sterne Palast zu verstecken und die Bar leer trinken.Wie gesagt, Nationen wie Italien und Japan haben es vorgemacht.
Und was ihre Bewertung zur Unterstützung DEU durch FRA oder die USA angeht, da kann ich Ihnen versichern das ohne diese Nationen nichts geht…. weder in Ostafrika oder sonst wo in Afrika… ein Blick zum NatRKM lohnt.
Was ihre Hinweise auf FRA als EU Partner in Afrika angeht oder gar die USA, zeigt mir das sie scheinbar keine Erfahrungen mit benannten Nationen haben. Ich kann ihnen versichern das es einem Spießrutenlauf nahekommt wenn es um Ustg geht, und wenn es mal schnell gehen soll…. vergessen sie es.
@ TDK
Ich habe beide Hotels erleben müssen, das Kempinski und das Sheraton. Sie haben völlig Recht, es war sehr hart sehen zu müssen wie sich bereits um 1600 am Pool zur Ausbildung – einarmiges Reißen – gesammelt wurde…ganz zu schweigen vom Wochenende und den Veranstaltungen im Kempinski. Ich habe mich geschämt , und wenn sie Teil der Geschichte – Marineflieger in DJI – waren , wissen sie auch sicherlich wie sehr man sich am Hotel festgekrallt hat. Aber gut, es gibt immer einen der es macht, und einen der es zulässt. Hoffe das die Kameraden den schlimmen Durchfall mittlerweile verkraftet haben.
@Fritz
Der RUS Stützpunkt im Sudan/Rotes Meer ist vertraglich Fakt, zunächst mit bescheidenem Start im nov20: Logistik und Instandsetzung, auch für RUS Kontingente in LIB und CAF, einschließlich Söldner-Abstellungen.
https://www.dw.com/de/russische-marine-im-sudan-geopolitik-und-gold/a-55788351
Rohstoffförderung im Sudan und die Fähigkeit im Konfliktfall den Bab-al Mandab zu sperren, dürften wesentliche Absicht sein. Dazu bedarf es aber des Ausbaus zu vollwertiger Basis.
Derzeit sollen 4 Kriegsschiffe betreut werden können, mit bis zu 300 Soldaten.
Ob DEU dort einen Stützpunkt „braucht“ sollte doch bitte im EU-Kontext beurteilt werden, wenn schon von EU-„Armee“ der 28 gefaselt wird. Dass Brüssel im Raum Rotes Meer/Arabisches Meer dauerhaft Flagge zu zeigen hat, steht für mich außer Frage. Die CHN/RUS Präsenz legt das nicht nur nahe, sondern fordert das geradezu heraus,
Die Indo-Pazifik Leitlinien des AA von 09/20 geben Hinweise.
> Offene Seewege: Mehr als 90 Prozent des weltweiten Außenhandels werden auf dem Seeweg abgewickelt, davon ein Großteil über den Indischen und Pazifischen Ozean. … Eine Beeinträchtigung dieser Seehandelswege und damit der Lieferketten von und nach Europa hätte gravierende Folgen für Wohlstand und Versorgung unserer Bevölkerung. …“
Unausgesprochen ist ausgedrückt, solche Seewege müssen ggf militärisch geschützt werden.
Die Ereignisse der letzten Woche, nämlich Treffer gegen ziviles Handelsschiff durch Iran/HOUTHI -Sea Based IED nördlich Bab-al Mandab sind Beleg genug.
https://www.diepresse.com/5913356/bericht-iranische-seemine-in-rotem-meer-gefunden
@Fritz sagt: 27.12.2020 um 12:52 Uhr
„Und was ihre Bewertung zur Unterstützung DEU durch FRA oder die USA angeht, da kann ich Ihnen versichern das ohne diese Nationen nichts geht…. “
Wir reden aneinander vorbei. Mir geht es um die Aufgabe, Ihnen um die Durchführung und das Leben vor Ort.
Sie betonen immer wieder, das Djibouti so strategisch wichtig sei und wertvoll, bringen aber kein Argument, warum das gerade für Deutschland so ist. Frei Seewege, geschenkt, ist erledigt. Was noch? Warum muss es ausgerechnet die Bundeswehr sein, die dann diesen Auftrag durchführt? Das können auch andere.
@ Pio Fritz
Zu 12 Jahren Dschibuti und weit mehr als 70 Millionen Euro die allein nur für die Unterbringung zu Buche schlagen dürften geht es mir um folgendes.
Zum Standort und seiner günstigen Lage habe ich schon etwas geschrieben. Mir geht es um die Tatsache das es Möglichkeiten gab sich entweder abgestützt auf FRA, oder aber US Infrastruktur, ein eigenes DEU Lager, mit Zugang zum Flugfeld zu sichern, so wie es Japan sehr schnell umgesetzt hat.
FRA nutzt DJI seit jeher um in der Klimazonen heiß und trocken mit eigenen Teilen zu üben, auch weil dort die FRA TRF (schnelle Eingreiftruppe) für Ostafrika stationiert ist. Für US ist es der Main HUB und mit dem Camp Lemonier die größte Basis in Afrika.
Eine Kooperation mit DJI und FRA hätte mit einem kleinen DEU Anteil viele Möglichkeiten für Ausbildung und Übung mit sich gebracht, und zusätzlich eine eigene Infrastruktur.
Im Bereich NatRKM ist DJI der Ausgangspunkt für den Einsatzraum HOA, gerade wegen der bereits sehr hohen Internationalen Präsenz und der damit Verbundenen notwendigen Zusammenarbeit in diesem Aufgabenspektrum.
Das HOA und die Anrainerstaaten waren in der Vergangenheit bereits Einsatzraum und werden es in der Zukunft wieder sein.
Es geht mir nicht um einen großen DEU Footprint.
Wenn aber nach 12 Jahren und einem nicht geringen finanziellen Aufwand nicht mal eine Cold/Warm Base übrig bleibt, ist mir das zu kurz gedacht. Auch weil DJI für die Region als stabil bezeichnet werden kann und somit langfristige Planungen erlaubt.
Fritz sagt:
27.12.2020 um 12:52 Uhr
Glücklicherweise durfte ich auch beide Hotelanlagen erleben.
1600Uhr entspricht aber nicht der Wahrheit. Vor 1900 habe ich diese Beobachtungen nie erleben dürfen.
Und ja, auch ich habe mich für das Verhalten einiger deutscher Soldaten geschämt. Nur ist dies leider keine Besonderheit welche einzige allein die deutsche Soldaten in Djibouti betraf. Das gleiche Verhalten durfte ich auch in diversen Feldlagern mit deutscher Beteiligung weltweit erleben. Scheinbar ein deutsches Problem, welches man nur mit striktem Alkoholverbot in den Griff bekommen kann. Für mich hat Alkohol im Einsatz überhaupt nichts verloren.
Das sich der Großteil der Flieger und das Unterstützungspersonal am Hotel festgehalten hat, ist mir bewusst. Trotz allem versuchte man, seit 2014, von Seiten der militärischen Führung die deutschen Kräfte ins amerikanische bzw. französische Feldlager zu verlegen.
Die scheiterte aber mehrfach am Veto der djiboutischen Regierung.
@Fritz sagt: 27.12.2020 um 19:01 Uhr
Ich denke, wir beenden diese Diskussion. Sie hätten gerne für die Unterkunftskosten ein eigenes Camp gehabt, das aus irgendwelchen Gründen nicht gebaut/gewollt wurde/war. Geschenkt. Warum man etwas langfristiges am Horn von Afrika braucht, können Sie nicht erklären. Schon gar nicht, wo für DEU da der „nationale mehrwert“ ist.
Ich möchte Sie in Ihrer Nostalgie nicht weiter stören.
@ Pio Fritz
So belassen wir es, ist lediglich meine Sicht der Dinge.
@ Pio-Fritz
Zitat:
„DEU braucht bestimmt als allerletztes eine Auslandsbasis gerade in Afrika. Warum nicht in der Straße von Malakka? Dort ist Piraterie schon seit Jahrzehnten ein Problem.
Auch China, Korea und Japan haben vitales Interesse an offenen Seewegen und können ihr Schärflein dazu beitragen. Tun sie ja auch. USA sind da, EU mit FRA als Spitze auch.
Diese deutschen kolonialen Allmachtsfantasien ko…. mich mittlerweile nur noch an.“
Also irgendwo ist das Zitat des ehemaligen Bundespräsindenten zur Sicherung der Handelswege über See und der Text des Weißbuches 2006 (Exportintertessen Deutschlands auf Basis sicherer Handelswege) an Ihnen vorbeigegangen. Und was China für eine 5000 Mann Festung in Djibuti gebaut hat um seine Kolonialinteressen in Afrika abzusichern stört Sie nicht ?
Also die Flüchtlinge für Europa und die Bodenschätze Afrikas für China, oder wie stellen Sie sich das vor ?
@ JAS:
Ich war selbst einige Zeit im OHQ in ROTA, und habe den Prozess in der Entstehung ziemlich intensiv begleitet….
Zuerst, im OHQ sind nicht nur StOffz’e, sondern auch PUO’s und ein PolAd. Diese fallen gerne mal hinten runter…
Aber zum inhaltlichen: Die Mandantserweiterung wurde 2019 und 2020 sehr intensiv, unter direkter Einbindung aller Resorts durchgekaut, und wie üblich, auch in allen Wörtern und der Bedeutung dieser.
Es war von Anfang an ALLEN Nationen klar, dass kein (also, das eine…) Schiff von ATALANTA je einen Drogenschmuggler oder Holzkohleschmuggler hochnehmen wird.
Von praktischen auswirkungen mal ganz abgesehen: Wo soll man als Fregatte mit hunderten Tonnen von Holzkohle hin? Wie AK47 über Bord werfen geht wohl kaum…
Ebenso bei der Fischerei: Dass wir als DEU Marine die Netzweite von Fischernetzen kontrollieren würden und dafür eine F125 abstellen? Wohl kaum.
Worum ging es also:
ATALANTA ist nicht alleine da unten, es gibt am HoA noch andere Player und Task forces, sowie viele Binationale Vorhaben. Von der US -dominierten Task Force bin hin zu ausbildungsvorhaben und EU-Missionen.
Die Mandantserweiterung hätte eher den Vorteil der „Tauschware“ gehabt.
Bleiben wir beim Beispiel Drogenhandel:
Angenommen, die ATALANTA- ORION (egal, ob von ESP oder DEU kommend) beobachtet ein verdächtiges Schiff, welches Drogen (oder Waffen) an Bord hat.
Mit dem alten Mandat war selbst die Informationsweitergabe an, z.B., CTF151 nur sehr eingeschränkt möglich.
auch und gerade auf vielen regionalen Konferenzen und Vorhaben wurde ATALANTA immer gelobt, aber auch gebeten, „mehr zu tun“. Weniger kinetisch, sondern gerne mit Aufklärungergebnissen oder Ausbildungshilfe.
Hier wäre die Brücke zur Fischerei:
KEI’N Kriegsschiff der Nationen ist Soezialist im Bereich Fischereikontrolle. Trotzdem wird ATALANTA seit Jahren immer wieder (ob zu Recht oder Unrecht, sei hier nicht das Thema) vorgeworfen, sie schütze die westlichen Fischereiflotten vor Somalia.
Hier wäre ein denkbarer Ansatz mit dem erweiterten Mandat, z.B. einen Beobachter der lokalen Behörden (soweit vorhanden etc etc) mitzunhmen, und an Basisdingen ggf. auszubilden.
Alles Dinge, die mit dem „alten“ Mandat nicht möglich waren.
@ JAS:
llegale Fischerei:
Siehe oben. Betrifft eher die TCN, welche schwimmende Einheiten stellen. Und da ist DEU nun wirklich nicht mehr dabei…
Bei Drogenhandel wird’s dann wirklich praktisch:
Unterm Strich KANN die deutsche Marine das einfach nicht derzeit.
RICHTIG: Aber „Bilder“ sind eine begehrte Tauschware in der Community am HoA…
Und DAS konnte unsere Orion ziemlich gut!
FAZIT:
ja, zuerst sollte man als Nation (DEU) selber festlegen, was man will und was einem im Rahmen der Sicherheitspolitik wirklich wichtig ist.
Und dann entsprechend handeln.
Ob das Bild, was DEU am Ende der Ratspräsidentschaft nun gen Brüssel/EEAS sendet, das Richtige ist?
Und da ist der Frage von Trevor Faith kaum was hinzu zu fügen…
Frohes neues!
Täusche ich mich sehr, wenn ich annehme, dass mit den (eben noch mit viel Aufwand in den sozialen Medien abgefeierten) 125er Fregatten gerade jetzt die Boote (zumindest zwei) zur Verfügung stehen, die im Hinblick auf solche Aufträge konzipiert wurden? Gibt es irgendwelche formellen Hürden für deren Einsatz?
@Georg sagt: 28.12.2020 um 14:43 Uhr
„Und was China für eine 5000 Mann Festung in Djibuti gebaut hat um seine Kolonialinteressen in Afrika abzusichern stört Sie nicht ?
Also die Flüchtlinge für Europa und die Bodenschätze Afrikas für China, oder wie stellen Sie sich das vor ?“
Nana, wer wird so polemisch werden, so kurz vor Jahresende? Wir beide kommentieren doch schon einige Zeit hier im Blog, Sie sollten meine Einstellung doch einschätzen können.
Das Engagement Chinas finde ich nicht gut, aber nachvollziehbar. Die übliche chinesische Vorgehensweise,
sieht man ja bei den südostasiatischen Nachbarn, insbesondere Laos. Ist legitim aber menschenverachtend.
Und die Flüchtlinge? Wie wir alle wissen, sind die meisten Flüchtlinge Binnenflüchtlinge oder flüchten ins Nachbarland. Einige versuchen es nach Europa. Und weil Humanität hier so ausgeprägt ist, werden auch reine Wirtschaftsflüchtlinge erstmal aufgenommen und nicht interniert, wie es wohl in China passieren würde.
Und was freie Seewege angeht, der Artikel ist da doch eindeutig, das Horn von Afrika ist frei, Mission erfüllt, Piraterie nahezu Null. Die Karte zieht nicht mehr.
Niemand hindert uns daran, genauso oder ähnlich wie China vorzugehen, nur das wird nicht passieren. Und die EU ist doch mit FRA und ITA, die auch noch historische Wurzeln in der Region haben, gut repräsentiert. Muss DEU da auch noch rumspringen? Ich denke nicht.
@Schwertfisch:
Vielen Dank für die sehr hilfreiche Einordnung des Themas.
Offenbar haben wir uns da (mal wieder) auf dem Brüsseler Parkett verstolpert.
@Schwertfisch
Zudem: was ist aus den Ambitionen auf einen ständigen Sitz im WSR geworden? CHN und RUS haben uns ja erstmal hämisch verabschiedet 😎
@Memoria sagt: 28.12.2020 um 19:21 Uhr
„Offenbar haben wir uns da (mal wieder) auf dem Brüsseler Parkett verstolpert.“
Haben wir das wirklich?
Oder haben wir diesmal vielleicht einfach nur unsere nationalen Interessen durchgesetzt und uns nicht von anderen über den Tisch ziehen lassen?
Nur mal so in den Raum geworfen…
@Koffer:
Der Ablauf macht aber nicht gerade einen gut sortierten Eindruck und auch im Bundestag war man ja wohl etwas überrascht. Man kann den Einsatz ja beenden, jedoch würde noch vor einem halben Jahr dessen Bedeutung hervorgehoben:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/atalanta-1747850
Will Deutschland nun nicht mehr oder hat sich die Bundesregierung eher zwischen Beschlüssen in Brüssel (unter deutscher Ratspräsidentschaft), der Lage der Koalition, der Parlamentsbeteiligung, etc verheddert?
Seine Interessen kann man deutlich eleganter vertreten. So sieht es auch bei den Partnern nicht gerade überzeugend aus.
@Schwertfisch
Deckt sich mit meinen Erfahrungen – bin da bei ihnen.
P3C (in den Monaten wo es ging) abstellen um ggf Bilder als “Tauschware” anbieten ist nett – aber muss man sich eben leisten können. Was genau ist der Benefit für DEU davon? Andere Militärs mögen zwar das DEU Engagement- aber das bringt politisch selten Punkte.
@Memoria
Andere Nationen? Die Force ist seit Jahren winzigst. Kleine Nationen profilieren sich mit ihren Vessel Protection Teams auf den WFP Dampfern (gut so!) und die Führung liegt seit dem Intermezzo der Bayern bei den “üblichen Verdächtigen” mit Kompensationsinteressen in der EU oder nationalen Interessen in der Region.
Wirklich “machen” tut da keiner was. Piraterie ist eingedämmt, WFP wird geschützt – der Rest Lippenbekenntnisse und politische Signale.
Wenn man Piraterie nochmal angehen möchte dann eher im Golf von Guinea – aber auch das “lohnt” wohl derzeit nicht. Aber vielleicht ringt man sich dort zu weiterer Ertüchtigung und Ausbildung der doch Maritim potenteren Anrainer durch – dann “macht” man auch wieder was.
@Memoria sagt: 29.12.2020 um 10:39 Uhr
„Der Ablauf macht aber nicht gerade einen gut sortierten Eindruck“
Ist das so?
Auf EU Ebene wird auf Betreiben national interessierter Nationen ein Mandat ausgeweitet.
DEU hat keine Interessen über die Pirateriebekämpfung hinaus und fährt sein Engagement folgerichtig runter.
Ich sehe da nichts unsortiertes.
„und auch im Bundestag war man ja wohl etwas überrascht.“
Vielleicht weil der BT nicht in den Regierungsverhandlungen in Brüssel dabei ist? Deswegen ist Außen- und Sicherheitspolitik ja nun mal Exekutivhandeln, egal wie häufig man in Sonntagsreden den Begriff Parlamentsarmee in den Raum wirft…
„Man kann den Einsatz ja beenden, jedoch würde noch vor einem halben Jahr dessen Bedeutung hervorgehoben:“
Da war das Mandat ja auch noch erweitert.
„Will Deutschland nun nicht mehr“
„Seine Interessen kann man deutlich eleganter vertreten. So sieht es auch bei den Partnern nicht gerade überzeugend aus.“
Wieso? Wissen Sie was man den Partnern im Review-Prozess der letzten Monate signalisiert hat?
@Jas sagt: 29.12.2020 um 11:40 Uhr
+1
@Koffer:
Ich weiß ja schon, dass sie die ganze Parlamentsbeteiligung kritisch sehen, aber im Ergebnis braucht man eben ein neues Mandat und das war bereits im Sommer absehbar. Wirklich gut vorbereitet war der Kurswechsel wohl nicht
Pirateriebekämpfung bleibt ja auch weiterhin in deutschem Interesse, durch die Ausweitung des Auftrages (im Gegensatz zum Mandat) beendet man nun de facto den Einsatz.
Sie sehen dahinter eine sehr gute Form der deutschen Interessenvertretung.
Ich habe eher den Eindruck, dass man keine klare Linie findet.
Sei’s drum.
Es wird sicher bald auf EU-Ebene ganz andere Diskussionen um relevantere Einsätze geben (Welt.de, „So gefährlich ist es für die Bundeswehr in der Wüste Westafrika“). In Mali steht die Umsetzung der Entscheidungen aus diesem Jahr und etwaige neue Entscheidungen an.
Mal sehen wie Deutschland dann seine Interessen vertritt – und was die dort überhaupt sind.
Hinsichtlich der CHN und RUS mil/ökonomischen Schwerpunktsetzung im Großraum Horn v. Afrika führt an gemeinsamer Interessenvertretung der EU kein Weg vorbei, um DEU, FRA, ITA- Präsenz geht in keinster Weise. Die EU als handelnder strategischer Akteur in Konkurrenz zu Anderen im Indo-Pazifik muss sich zeigen. Handelt die EU nicht, wird sie BEhandelt.
Erleichterung für Gemeinsamkeit deutet sich an.
Die Indo-Pazifik Leitlinien des AA von 09/20 geben Hinweise.
> Offene Seewege: Mehr als 90 Prozent des weltweiten Außenhandels werden auf dem Seeweg abgewickelt, davon ein Großteil über den Indischen und Pazifischen Ozean. … Eine Beeinträchtigung dieser Seehandelswege und damit der Lieferketten von und nach Europa hätte gravierende Folgen für Wohlstand und Versorgung unserer Bevölkerung. …“
Die Ereignisse der letzten Woche, nämlich Treffer gegen ziviles Handelsschiff durch Iran/HOUTHI -Sea Based IED nördlich Bab-al Mandab sind Warnung genug.
@esutde
„Mit der Entwicklung und Präsentation der European Union Global Strategy (EU-GS) wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der die Zusammenarbeit zwischen Brüssel und den Mitgliedstaaten der #EU im Bereich Verteidigung auf ein neues Niveau gehoben hat“.
https://t.co/PhwyLdmwyW?amp=1
@Memoria sagt: 29.12.2020 um 14:31 Uhr
„Ich weiß ja schon, dass sie die ganze Parlamentsbeteiligung kritisch sehen, aber im Ergebnis braucht man eben ein neues Mandat und das war bereits im Sommer absehbar. Wirklich gut vorbereitet war der Kurswechsel wohl nicht“
Die Frage ist doch, ob der Kurswechsel in der EU mit Zustimmung DEU erfolgte oder ob hier nationale Interessen anderer Partner ausschlaggebend waren und ob deswegen der DEU „Kurswechsel“ unvorbereitet oder aber vielleicht eher „folgerichtig“ war?!
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 29.12.2020 um 14:47 Uhr
„> Offene Seewege: Mehr als 90 Prozent des weltweiten Außenhandels werden auf dem Seeweg abgewickelt, davon ein Großteil über den Indischen und Pazifischen Ozean. … Eine Beeinträchtigung dieser Seehandelswege und damit der Lieferketten von und nach Europa hätte gravierende Folgen für Wohlstand und Versorgung unserer Bevölkerung. …““
Offensichtlich geht es aber doch im neuen EU-Mandat nicht mehr nur um offene Seewege, sondern vielmehr um eine übergreifende, regionale Sicherheitsmission mit Bekämpfung Waffenschmuggel und Drogenschmuggel inkl.
@Koffer
„… sondern vielmehr um eine übergreifende, regionale Sicherheitsmission mit Bekämpfung Waffenschmuggel und Drogenschmuggel inkl.“
In der Tat, was für mich unbedingt zusammen betrachtet werden muss.
Jedwede kriminelle Aktivität, besonders im Umfeld labiler Staaten am Arabischen Golf/Golf von Aden, zeigen erfahrungsgemäß Gemeinsamkeiten von Kriminalität/staatlichen Potentaten.
An welcher Stelle im Jemen, in Somalia (Puntland inklusive), neuerlich auch wieder Eritrea/Äthiopien kann gut und böse getrennt werden?
Größter Profiteur in der unübersichtlichen Sicherheitslage ist Dschibuti: Wer zahlt bekommt Gewünschtes.
Will die EU auf von ihr intensiv genutzten Schifffahrtsrouten ihr/unser Interesse garantieren, muss dies gezeigt werden.
Ich hoffe im Gesamtzusammenhang sehr auf Joe Biden, dass der Abzug von 700 U.S. Ausbildern und SOF unbekannter Größe in Somalia zurückgeführt wird.
Mal ganz blöde gefragt, warum lese ich hier mehrmals, dass die deutsche Marine nicht dazu in der Lage sei, einen Beitrag zur Eindämmung des Schmuggels in der Region zu leisten? Jetzt mal unabhängig davon, ob freie Kapazitäten bestehen?
Was übersehe ich?
Was braucht man dazu mehr, als Seeraumüberwachung aus der Luft und (je nach Größe des zu überwachenden Gebietes) 1+x Dickschiffe als schwimmende Basen für Boardingteams, um verdächtige Wasserfahrzeuge zu kontrollieren?
@Koffer:
„Die Frage ist doch, ob der Kurswechsel in der EU mit Zustimmung DEU erfolgte“.
In der GSVP gilt kein Mehrheitsprinzip, also hat Deutschland zugestimmt.
@muck sagt: 29.12.2020 um 16:55 Uhr
„Mal ganz blöde gefragt, warum lese ich hier mehrmals, dass die deutsche Marine nicht dazu in der Lage sei, einen Beitrag zur Eindämmung des Schmuggels in der Region zu leisten? Jetzt mal unabhängig davon, ob freie Kapazitäten bestehen?“
1. Warum sollte sie? Wo sind die vordringlichen (!) DEU Interessen in der Eindämmung des Schmuggels? DEU hat damals einer Anti-Pirateriemission zugestimmt und die Piraterie wurde erfolgreich unterdrück.
2. Natürlich könnte DEU das, die Frage ist nur von welchem anderen Auftrag man dafür Ressourcen abziehen müsste. Angesichts des aktuellen Mangels an fliegenden und an seegehenden Einheiten will DEU vielleicht Schwerpunkte jenseits des Drogenschmuggels am HoA bilden?
„Was übersehe ich?
Was braucht man dazu mehr, als Seeraumüberwachung aus der Luft und (je nach Größe des zu überwachenden Gebietes) 1+x Dickschiffe als schwimmende Basen für Boardingteams, um verdächtige Wasserfahrzeuge zu kontrollieren?“
Zählen Sie bitte die fliegenden und die seegehenden Einheiten die DEU derzeit zur Verfügung hat.
@Memoria sagt: 29.12.2020 um 17:17 Uhr
[Koffer]„Die Frage ist doch, ob der Kurswechsel in der EU mit Zustimmung DEU erfolgte“.
„In der GSVP gilt kein Mehrheitsprinzip, also hat Deutschland zugestimmt.“
Natürlich gilt die Einstimmigkeit. Wie in der NATO auch. Aber vielleicht reduziert DEU ja genau deswegen jetzt den Beitrag? Andere wollten mehr. Jetzt müssen diese Nationen liefern. DEU blockiert nicht, was nicht seinem Wunsch entspricht, aber es lässt sich vielleicht auch nicht in Dinge hineinzwingen, die es nicht als prioritär für seine Interessen sieht?
Sowohl in der EU, als auch in der NATO, läuft das nunmal so.
Und wenn DEU es jetzt auch endlich mal richtig gespielt hat, wäre das doch eine frohe Botschaft, oder?
@Koffer:
Dann hoffen wir mal dass dahinter wirklich ein abgewogener Plan steckt.
@muck
Sie sehen das planerische/theoretische. Was sie nicht sehen ist das praktische – und da hapert es eben.
Obwohl oben schon angerissen
Illegale Fischerei:
Jetzt schicken sie also ein Boardingteam auf einen Trawler/Kutter/etc und wollen nun was machen? Papiere sehen? Die sie wie prüfen? Weil “offizielle” Lizenzen wer ausgibt? Wo is das überhaupt? Wem “gehört” dieses Gewässer eigentlich und ist das “unbestritten” ? Welches “Fass” macht man hier ggf auf?
1000 Stolpersteine- und für was genau am Ende? Das eine die Marine in fremden Gewässern Fischereiaufsichtsbehörde spielt?
Drogenschmuggel:
Jetzt schicken sie also ein Boardingteam auf einen Frachter/Container/etc und wollen nun was machen? Papiere sehen? Die sie wie prüfen? In welchem Rechtssystem? Herkunftsland? Ziel Land? Durch Sie? Und was prüfen sie an der Ladung? Harte Drogen? Gefälschte Medikamente? Irgendwelche Substanzen? Das analysiert dann das Boardingteam vor Ort? Oder wer? Wohin leiten sie welches Schiff unter welcher Flagge um?
Das kriegt das geordnete Europa ja selbst nicht in den Griff. Mit hochgerüsteten Beamten und Zolleinheiten. Jetzt soll ich HG Schmidt und OB Müller losschicken um “mal eben so” auf Drogenjagd zu gehen? Ich bitte sie… Keine Ausbildung, keine Ausrüstung und irgendwie auch nicht deren eigentlicher Auftrag. Abschreckung? Wenn sie Soldaten einen “Auftrag” geben, den die wissentlich garnicht ausführen können(dürfen) dann verlieren sie die Menschen. Die sind doch nicht doof.
Die Frage ist eher? Für wen ist wo Illegale Fischerei und Drogenschmuggel ein Problem? Beides dürfte DEU Wirtschaftsinteressen nicht wirklich berühren. Sollte man nicht lieber die “betroffenen” Länder ertüchtigen selbst dagegen vorzugehen?
@Memoria
Joa und dieses Einstimmigkeitprinzip erfordert eben auch, Dingen zuzustimmen um dann eben NICHT mitzumachen. Sonst würde man parlamentarisch gar nichts auf die Kette bekommen
Die Reaktionen auf meine Frage verwundern mich.
Ich schrieb doch ausdrücklich, dass es mir darum ging, ob die Bundeswehr prinzipiell effektive Mittel zur Schmuggelbekämpfung besitzt – nicht, ob sie gerade zur Verfügung stehen.
Ob etwa ein Seeraumüberwachungsflugzeug für diese Aufgabe geeignet ist, gilt doch unabhängig davon, ob die „Orion“ gerade zur Reparatur im Hangar steht oder nicht genügend Crews verfügbar sind.
Für diese Frage ist es auch irrelevant, ob eine Beteiligung bei einem Einsatz gegen Drogen- und Waffenschmuggel in der Region in deutschem Interesse wäre, was man übrigens ganz vortrefflich (und sicherlich nicht: abschließend) erörtern kann.
@muck sagt: 31.12.2020 um 1:53 Uhr
1. Ja, die Bw hätte Mittel, mit denen sie gegen Schmuggel vorgehen könnte.
2. Jain, diese sind zwar für bestimmte Operationen hinreichend, aber mit Blick auf z.B. Drogenschmuggel nicht immer effektiv, vor allem aber nicht effizient (warum wird weiter oben von einem anderen Kommentator erläutert).
Aber meine Gegenfrage war ja: Warum sollte sie? Natürlich könnte DEU da mitmachen. Aber wenn das nationale Interesse an anderer Stelle größer ist und wir Ressourcen priorisieren müssen…
@muck
Ich sage ‚mal: teils, teils. Zunächst ist Schmuggelbekämpfung Polizeiarbeit – hierfür gibt es bei uns ja das Zollkriminalamt bzw. die Zollfahndung. Denn man muß schon wissen wonach man wo suchen muß.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zollkriminalamt
Bei einem konkreten Verdacht kann die Bw natürlich unterstützen, aber wie schon vor Libyen gesehen ist die praktische Umsetzung außer bei sehr kleinen Schiffen mit Stückgut nicht möglich. Durchsuchungen finden i.d.R. im Hafen statt.
Wäre es nicht grundsätzlich an der Zeit, die Sinnhaftigkeit des „Krieges gegen die Drogen“ zu überdenken?
Bislang konnte weder eine Knappheit noch eine Reduzierung der Schäden erreicht werden.