Die Kaperung der ‚Taipan‘ 2010: Jesters Video

Taipan_highjack_screenshot

Fast genau vier Jahre ist es her, dass somalische Piraten das deutsche Containerschiff Taipan angriffen und in ihre Gewalt brachten. Nur für ein paar Stunden an jenem Ostermontag, 5. April 2010 – dann stürmten Soldaten der niederländischen Fregatte Tromp das Schiff und nahmen zehn Piraten fest. Sie wurden im Oktober 2012 nach einem langwierigen Prozess vom Landgericht Hamburg zu Haftstrafen verurteilt.

Die Rolle der Niederländer bei der Befreiung der Taipan wurde immer wieder geschildert – vielleicht auch deshalb, weil die niederländische Marine sehr bald nach diesem Einsatz ein Video der Aktion veröffentlichte (siehe unten). Die Rolle der Deutschen Marine blieb dagegen in der öffentlichen Wahrnehmung immer im Hintergrund, obwohl ein Seefernaufklärer vom Typ Orion P-3C aus Nordholz, Funkrufname Jester, bei der Aktion eine entscheidende Rolle spielte: Die Besatzung des Flugzeugs beobachtete (und meldete) nicht nur den Piratenangriff in Echtzeit, sondern blieb bis zur Befreiungsaktion on station und lieferte so dem niederländischen Boardingteam wertvolle Informationen.

Das Videomaterial dieses Angriffs hat die Deutsche Marine nun, vier Jahre später, in einer nicht eingestuften Fassung veröffentlicht:

(Direktlink: http://youtu.be/aSNvtsOlFuw)

Bei diesem Einsatz gingen die deutschen Flieger bis ans Limit: Ich dachte, die fliegen nur noch mit Dampf, sagte mir später der damalige Kommandant der Tromp, Hans Lodder. Jester reizte die mögliche Flugzeit bis an die Grenze aus – die Maschine musste ja auch noch nach der Aktion auf dem Indischen Ozean zu ihrer Basis nach Djibouti zurückkehren.

Dass es verfügbares Videomaterial aus dem deutschen Aufklärungsflugzeug gibt, habe ich erst Mitte März mitbekommen – als die Bilder erstmals in der ARD-Dokumentation Entführung auf hoher See gezeigt wurden. Warum die Deutsche Marine es, im Gegensatz zu den Niederländern, nicht von sich aus veröffentlicht hat? Da ist die Rede von Beweismaterial für den Prozess in Hamburg (na ja, das war das niederländische Material streng genommen auch, außerdem ist der seit 2012 vorbei…), und vor dem ARD-Kollegen hatte offensichtlich keiner gefragt. Wie auch, es wusste ja keiner, dass es das Material gibt… Jedenfalls hat die Bundeswehr es jetzt nicht nur freigegeben, sondern auch mir auf meine Anfrage zur Verfügung gestellt.

Zur Abrundung gehört natürlich das Boarding-Video der Niederländer:

(Direktlink: http://youtu.be/IcqZKBJMNhI)