Coronavirus-Pandemie & Bundeswehr: Deutlicher Anstieg der Infektionen in der Truppe
Die Zahl der bestätigten Infektionen mit Covid-19 unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, darauf hatte ich schon mehrfach hingewiesen, ist zwar nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Dennoch ist sie ein Indikator für die Entwicklung insgesamt – und in den vergangenen Tagen ist diese Zahl deutlich gestiegen.
Für die Statistik die Angaben des Sanitätsdienstes:
Montag 14. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 540 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2382, davon kumuliert genesene Fälle: 1842
Dienstag 15. September
Soldatinnen und Soldaten: 573 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2440, davon kumuliert genesene Fälle: 1867
Mittwoch 16. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 603 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2508, davon kumuliert genesene Fälle: 1905
Donnerstag 17. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 642 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2581, davon kumuliert genesene Fälle: 1939
Der Trend ist erkennbar.
Nachtrag: Dieser Eintrag hat zu heftigen Kommentaren geführt, die mit der Bundeswehr wenig zu tun haben – aber sehr viel mit der jeweiligen Einschätzung, wie diese Infektion bezeichnet werden darf. Ich habe deshalb die Debatte hier abgeregelt; dafür werde ich dann auch wieder per E-Mail beschimpft.
Ich denke nicht daran, diesen Streit hier die Kommentare bestimmen zu lassen, deshalb habe ich sie geschlossen. Um die Breite der Meinungen dazu deutlich zu machen, stelle ich aber zwei sehr unterschiedliche Ansichten aus den Mails hier kommentarlos gegenüber:
Die in meinen Augen völlig unsinnige Kritik an Ihrer Formulierung besteht darin, dass man sich – um ein anderes Beispiel zu wählen – „nur“ mit HIV infizieren kann, aber an AIDS erkrankt. Von daher war Ihre Formulierung „Infektionen mit Covid-19“ unscharf. Natürlich spielt das in der Praxis überhaupt keine Rolle – wer keine Symptome hat, kann sie später noch bekommen (präsymptomatisch) – dann wäre er gerade jetzt besonders ansteckend. Aber das weiß man halt erst nach einigen Tagen. Außerdem dürften die meisten PCR-Tests ja sowieso auf Initiative eines Soldaten durchgeführt werden, der sich krank fühlt. Und dass Krankheitsverläufe sowieso von Husten bis Herzstillstand verlaufen können – geschenkt.
Wie schon von „Eisensoldat“ bemerkt, wird da auch nicht bei der WHO oder dem RKI unterschieden:
„In Einklang mit den internationalen Standards der WHO wertet das RKI alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig vom Vorhandensein oder der Ausprägung der klinischen Symptomatik als COVID-19-Fälle. In den folgenden Darstellungen sind unter „COVID-19-Fälle“ somit sowohl akute SARS-CoV-2-Infektionen als auch COVID-19-Erkrankungen zusammengefasst.“
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html/
Also COVID-19-Fälle…
dagegen:
Wenn Sie Ihren Lesern auf Hinweise hin so reagieren, wie soll man das interpretieren? Fragen Sie halt bei Prof Drosten oder Prof Kekule nach, falls Ihnen diese Namen etwas sagen. Sie reihen sich in die Liste der Journalisten ein, die den Unterschied zwischen der Krankheit und dem Virus nicht kennen. Ich bin jedenfalls über Ihre Kommentare in dem Blog-Eintrag zu den Corona-Fall-Zahlen sehr enttäuscht. Kommentator Fux hätte m.E. eine Entschuldigung für Ihren grenzwertigen Kommentar verdient, der Ihn in die Ecke der Corona-Leugner schiebt. Denn seine Ausführungen sind völlig korrekt. Jeder vom Fach kann über Ihre Reaktion nur den Kopf schütteln. Ich werde weiterhin ein Leser Ihres Blogs bleiben aber Ihr Ansehen hat ehrheblich bei mir gelitten.
Es ging lediglich darum die Krankheit Covid-19 nicht als Infektion zu nennen, so wie Sie und viele unwissenden Journalisten es derweil tun. Damit reihen Sie sich nur in den „Qualitäts-Journalismus“ ein, den man von dem ein oder anderen deutschen Verlagshaus kennt. Oder sind Sie Querdenker? Dann halte ich meine Klappe und kehre Ihrem Blog sehr gerne den Rücken.
Zitat aus Ihrem Blog:
Die Zahl der bestätigten Infektionen mit Covid-19 unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, darauf hatte ich schon mehrfach hingewiesen, ist zwar nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Dennoch ist sie ein Indikator für die Entwicklung insgesamt – und in den vergangenen Tagen ist diese Zahl deutlich gestiegen.
Ersetzen Sie einfach Covid-19 durch neuartiges Coronavirus oder Coronavirus oder SARS-CoV-2 und alles passt. Eine recherche zum Thema würde vielleicht helfen.
Kurze Frage: gibt es eigentlich auch Zahlen zur Polizei? Hatte ich bisher nicht gefunden.
[Mag sein, dass es die gibt – aber zum einen werden die ja, wenn überhaupt, auf Landesebene erhoben, zum anderen ist das hier nicht das Thema… T.W.]
Es ist für mich ein Rätsel, wie man auch nach unzähligen Monaten in der Pandemie-Berichterstattung/ Veröffentlichungen – sogar bei Angaben eines Sanitätsdienstes, dem eine Fachlichkeit hierzu doch zu unterstellen sein sollte – noch immer nicht sauber zwischen Zahlen zu einer Infektion mit einem „Corona“-Virus SARS-Cov2 und Zahlen zu einer erfolgten Erkrankung Covid-19 bzw. Genesung von einer Erkrankung unterscheiden kann.
Man kann sich nicht mit Covid-19 infizieren, somit gibt es auch keine „bestätigten Infektionen mit Covid-19 unter Soldatinnen und Soldaten“.
Zudem hat eine Infektion mit SARS-Cov2 („Corona-Virus“) nicht zwingend eine Erkrankung an Covid-19 zur Folge.
Ein wenig mehr Sauberkeit bei den Begrifflichkeiten insbesondere beim kumulierenden Zusammenrechnen von „Äpfeln und Birnen“ wäre durchaus wünschenswert.
[Das PIZ Sanitätsdienst redet nur von „Fallzahlen“, die möglicherweise unscharfe Formulierung, die Sie bemängeln, kommt von mir, und die Debatte „infiziert ist nicht erkrankt“ kommt i.d.R. kurz vor „Corona ist wie die Grippe“ und diese Debatte darf dann gerne anderswo geführt werden. T.W.]
Meine Frage mag evtl. etwas morbide anmuten, aber gab es auch coronabedingte Todesfälle?
Davon ab, lassen sich auch andere Länder in die Karten schauen, wie einsatzbereit sie aufgrund der Pandemie sind?
[1. gibt es meines Wissens keine entsprechenden Todesfälle, sonst hätte ich das sicherlich in die Berichterstattung aufnehmen und 2. würde mich auch interessieren, wo Sie finden, wie einsatzbereit die Bundeswehr aufgrund der Pandemie ist, verraten Sie mir die Quelle? T.W.]
Sergej, fragen Sie doch einfach beim amerikanischen und russischen Verteidigungsministerium nach, wie die ihre Einsatzbereitschaft – öffentlich – einschätzen. Dann wissen Sie, was Freund und Feind dazu zu sagen hat. Fragen kostet ja nix ;-)
Mich würde interessieren, ob schon Hilfeleistungen für die zivile Seite verkleinert oder abgebrochen werden mussten wegen Corona-Infektion. Außerdem wie man im Bendlerblock gedenkt im nächsten Quartal die Einsätze, einsatznahen Verpflichtungen, Grundbetrieb UND Einsatz gegen Covid-19 (mit steigender Tendenz: Nachverfolgung und Impfzentren) zu stemmen.
@Sergej Fährlich
„Davon ab, lassen sich auch andere Länder in die Karten schauen, wie einsatzbereit sie aufgrund der Pandemie sind?“
Ja, diese Bewertungen gibt es, sie sind aber i.d.R. VS Vertraulich oder höher.
@TW:
Gerade weil „infiziert“ eben nicht „erkrankt“ bedeutet, wäre es aus meiner Sicht dann journalistische Aufgabe, diese schwammig veröffentlichten Fallzahlen des PIZ San einmal zu hinterfragen.
Dass bei rapide ansteigenden Infektionszahlen im Land dies auch um Soldaten keinen Bogen macht, ist nicht verwunderlich, sondern selbst bei aller Vorsicht fast unausweichlich. Soldaten haben wie der Rest der Bevölkerung Familien mit Sozialkontakten, Partner mit Arbeitskollegen, Kinder in der Schule oder Kita, fahren mit dem ÖPNV oder der Bahn, pendeln dabei zum Teil mehr und länger als Otto Normalbürger quer durch die Republik oder kaufen im Supermarkt ein, sei es am Wohnort, im rotierenden Home Office oder am Dienstort. Sie sind – wie allseits bekannt – nur noch selten auf Wochen und Monate „kaserniert“.
Interessant wäre daher z.B. – und da könnte der Sanitätsdienstes sicher aufschlussreiche Studien erstellen, tut dies vermutlich sogar – aus welchen Bereichen (Truppe oder Stabsdiener?) infizieren sich hauptsächlich Soldaten? Wohnen diese mehrheitlich in der Kaserne oder sind es eher Tagespendler oder im Home Office Beschäftigte? In welchen Altersbändern folgt auf eine Infektion bei Soldaten eine Erkrankung? In welchen Altersbändern verläuft diese Erkrankung mit eher leichten oder eher schweren Symptomen? Welche Rolle spielt dabei die – im Vergleich zum Rest der Bevölkerung – gerade im unteren Altersband überdurchschnittlich höhere körperliche Fitness? Welche Rückschlüsse kann man bei einer Erkrankung nach einer erfolgten Infektion durch die bestehende regelmäßige gesundheitliche Begutachtung von Soldaten hinsichtlich Vorerkrankungen oder Genesung ziehen?
Die Aussagekraft von reinen Fallzahlen und diese noch irgendwie kumuliert ist dahingehend doch recht dünn.
Das hat rein überhaupt nichts mit „Corona ist wie Grippe“ zu tun.
Daher zum letzten Satz Ihrer [Kommentierung]: Ich schätze Ihren Blog, Ihre Kompetenz und Ihre Arbeit rund um die Bundeswehr und Sicherheitspolitik sehr. Der durchschimmernde Vorwurf, bei kritischer Nachfrage gleich in Richtung „Corona-Leugner“ geschoben zu werden, passt nicht zu Ihnen.
Die Bw hat ca 6000 inf kulminiert bei ca 180000 soldaten. Hochgerechnet auf 82 mio, komme ich auf ca 1,2 mio gesamt. Das rki zählt insgesamt ca 1,4 mio auf 82 mio gesamtbevölkerung. Also doch schon ähnlich.
@Fux: Es ist sehr aufwendig, solche Statistiken zu erstellen, und noch schwerer, sie zu pflegen.
Woher das Personal nehmen, und vor allem :
Wozu?
Es gibt seitens Gesundheitsamt die Kontaktverfolgung durch Containment Scouts.
Allerdings ist es mittlerweile oftmals unmöglich, die „Quelle“ der Ansteckung zu ermitteln.
Dafür gibt es zu viele Infizierte.
Selbst bei Herrn Spahn ist es nicht möglich gewesen – und bei Ihm hat man sicherlich alles versucht.
Sollten Sie mir das Ziel Ihrer Fragen mitteilen können, dann ist es evtl möglich, Ihnen bei der Beantwortung zu helfen.
Wundert mich nicht. Leider hat sich die Leitung einzelner Dienststellen der Bundeswehr in dieser Frage nicht wirklich im Sinne der Entscheidungen der Bundesregierung verhalten. An einzelnen Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr fühlte sich die Führung tatsächlich dazu veranlasst, in den vergangenen Wochen zwanghaft eine Vollpräsenz durchsetzen. Ich weiß nicht, wie oft ich davor gewarnt habe. Jedoch bin ich bei Vorgesetzten nur auf taube Ohren gestoßen. Im ganzen Sommer wurde alles runtergefahren und jetzt, wo die Zahlen explodiert sind, waren die Hörsäle durchgehend voll besetzt. Hunderte Lehrgangsteilnehmer, die jedes Wochenende durch die ganze Republik pendeln. Und das alles ohne Grund. Homeoffice ging davor ja auch über Monate. Wenn man nun über Wochen den ganzen Tag zusammensitzt, dann bringen 1,5m Abstand auch nicht viel.
Da wäre dann die Frage eher berechtigt, ob die Bundeswehr nicht überproportional zur Erhöhung der Infektionszahlen deutschlandweit beigetragen hat.
Zumindest nach Ihrer Darstellung wurden mancherorts die Regeln viel zu lasch ausgelegt.
Freunde von mir haben schon seit Monaten keine Präsenzlehrgänge (Privatwirtschaft) mehr gehabt und selbst bei Auffrischungslehrgängen, die für die Sicherheit bei der Arbeit wichtig sind und vor der Pandemie wichtig waren (oft aus Versicherungsgründen), wurden ausgesetzt bis Sommer 2021.
Naja, warum soll es bei der Bw anders sein, als beim Rest der Bevölkerung? Ich verstehe die Maßnahmen auch nicht. Nahezu alles wird runtergefahren, aber arbeiten gehen, das darf man. Denn zur Arbeit kommt der Virus ja nicht….
Und bei den Städten, Gemeinden und Landkreisen, die Ausgangssperren haben – nun ja, da ist der Virus auch nur nach 20:00 Uhr gefährlich.
Furchtbares Rumgemurkse auf viel zu kurze Sicht gefahren, so wird das nix mit der Eindämmung. Und wird die Einsätze der Kameraden auf absehbare Zeit erhalten.
Covid-19 ist die Erkrankung ausgelöst durch das Coronavirus SARS-CoV2. Somit ist eine Infektion mit Covid-19 genaugenommen falsch. Man kann sich nicht mit einer Krankheit infizieren. Sehrwohl aber mit dem Virus. Somit hat Fux schon recht mit der Differenzierung zwischen Krankheit und Virus. Das scheint vielen aber immer noch nicht klar zu sein. Die Aussage Infektion mit Covid-19 wie in diesem Artikel ist somit in der Tat falsch. Sehr geehrter Herr Wiegold das ist keine bösgemeinte Kritik sondern ein Hinweis auf präzise Formulierung. Kann man auch auf Wikipedia oder anderen Info-Seiten lesen.
@ Fux „Gerade weil „infiziert“ eben nicht „erkrankt“ bedeutet, wäre es aus meiner Sicht dann journalistische Aufgabe, diese schwammig veröffentlichten Fallzahlen des PIZ San einmal zu hinterfragen.“
Nur dass diese Unterscheidung für die Dienstfähigkeit vor Ort zunächst mal wenig Unterschied macht … wer positiv ist, ist in Absonderung, egal ob mit oder ohne Symptome. Für den Einzelnen macht es natürlich einen Unterschied, ob er keine bis leicht Symptome hat oder ob er in stationäre Behandlung muss bzw. gar intensivpflichtig ist. Diese Informationen liegen bestimmt vor, nur muss man wirklich alles publizieren??? Ich denke, dass dies nicht der Fall ist … und es gab schwere Fälle (https://www.bundeswehr.de/de/organisation/sanitaetsdienst/aktuelles-im-sanitaetsdienst/meldungen-aus-sanitaetsdienst/coronavirus-auf-intensivstation-konnte-ich-nichts-ausschliessen-4357970) sehr sehenswert…
Zu der Frage wie gezählt wird; das RKI sagt auf seiner Seite ganz klar, dass im Einklang mit international gängiger Praxis alle Personen mit nachgewiesenem Virus im Körper als Fälle gezählt werden. Ich weiss nicht wie das bei der Bw gehandhabt wird, aber ich denke/hoffe, dass das genauso gemacht wird,,,
Eisensoldat
P.S: dass jemand die Zahlen hinterfragt, zumindest wenn es um Vergleiche (Gesamtbevölkerung- Bundeswehr, oder DEU – ITA) geht, hat meiner Meinung nach nichts mit leugnen oder „Grippeanalogien“ zu tun..
Zu der langsam unsäglichen Debatte „warum keine saubere Definition Infektionen/Erkrankungen hier?“ mal der Hinweis:
Ich bekomme vom Sanitätsdienst die Mitteilung nach dem Muster
Coronakrise
hier: Fallzahlen Bw – Stand: 18.12.2020
Sehr geehrter Herr Wiegold,
hier die Zahlen mit Stand 07:00 Uhr: Soldatinnen und Soldaten: 681 tagesaktuell bestätigte Fälle, kumuliert: 2637, davon kumuliert genesene Fälle: 1956.
Mir jetzt vorzuwerfen, ich würde da nicht genügend differenzieren, ist ziemlich sinnlos. Ich habe diese Differenzierung nicht. Übrigens schon seit neun Monaten nicht, so lange veröffentliche ich nämlich diese Zahlen.
Natürlich spielt das den Coronaleugnern in die Hände, die ja immer darauf abheben müssen, dass die Infektionszahlen scheißegal sind (bei überfüllten Intensivstationen sind die Zahlen dann nicht mehr so kreativ zu interpretieren, dann ist es die Grippesaison).
Ich würde mal vorschlagen, ihr besorgt euch diese Zahlen selbst, wenn euch die Differenzierung so wichtig ist. Vermutlich ist es keinem aufgefallen, aber schon die hier veröffentlichen Zahlen gibt’s sonst meines Wissens nicht bei anderen Medien. Wenn das aber nur dazu führt, dass das hier für Propagandazwecke genutzt werden soll, dann gibt’s diese Meldungen künftig nur noch ohne Kommentierung.
/edit: Dazu ein Nachtrag oben.