DroneWatch: Letzte von fünf NATO-Überwachungsdrohnen in Europa eingetroffen

Der fliegende Teil des neuen Bodenüberwachungssystems der NATO ist komplett: Auf der Luftwaffenbasis Sigonella auf Sizilien traf die fünfte der Riesendrohnen ein, die künftig als Alliance Ground Surveillance (AGS) den Bündnismitgliedern Aufklärungsergebnisse liefern sollen. Neben dem schon seit Jahrzehnten existierenden Airborne Warning and Control System (AWACS) für die Luftaufklärung ist es das zweite vom Bündnis gemeinsam betriebene System.

Die fünfte Drohne, die wie die zuvor bereits ausgelieferten auf dem von den US-Streitkräften verwendeten Muster Global Hawk des US-Herstellers Northrop Grumman basiert, landete am (heutigen) Donnerstag nach rund 20-stündigen Flug in Italien, wie die NATO mitteilte. Die erste der unbemannten Maschinen war am 21. November vergangenen Jahres dort angekommen – einige Jahre später als erwartet: Nach dem Roll-out der ersten AGS-Drohne 2015 war eigentlich eine Einsatzbereitschaft der ersten Maschinen für 2017 erwartet worden.

Deutschland ist an dem neuen Überwachungssystem, das mit seinen Sensoren Bewegungen am Boden und auf See bei allen Wetterlagen und auch über längere Zeit sicherstellen soll, sowohl finanziell als auch mit Personal am Betrieb beteiligt. Die Bundeswehr gab dafür – nach den 2015 vom Parlament gebilligten Zahlen – rund eine halbe Milliarde Euro aus. In Sigonella stellt die Luftwaffe nach der U.S. Air Force das meiste Personal für AGS, langfristig sollen dort rund 120 deutsche Soldaten den Betrieb sicherstellen, aus den USA rund 150.

Die technischen Daten, die die NATO für die Phoenix getauften Drohnen veröffentlichte:

General characteristics of the NATO RQ-4D remotely piloted aircraft:
Primary function: High-altitude, long-endurance intelligence, surveillance and reconnaissance
Power plant: Rolls Royce-North American AE 3007H turbofan
Thrust: 7,600 lbs
Wingspan: 130.9 ft / 39.8 m
Length: 47.6 ft / 14.5 m
Height: 15.3 ft / 4.7 m
Weight: 14,950 lbs / 6,781 kg
Maximum take-off weight: 32,250 lbs / 14,628 kg
Fuel capacity: 17,300 lbs / 7,847 kg
Payload: 3,000 lbs / 1,360 kg
Speed: 310 knots / 357 mph / 575 kph
Range: 8,700 nautical miles / 10,112 miles / 16,113 km
Ceiling: 60,000 ft / 18,288 m

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte im Mai 2012 die deutsche Beteiligung an der AGS-Beschaffung gebilligt, die der NATO-Gipfel ebenfalls im Mai jenes Jahres in Chicago beschlossen hatte.  (Übrigens trotz der schlechten Erfahrungen, die Verteidigungsministerium und Bundeswehr mit der auch auf dem Global Hawk basierenden, für Deutschland beschafften Drohne EuroHawk gemacht hatte.)

Da hatte das System bereits eine lange Vorgeschichte: Bereits 1996 (zeitgleich mit der IFOR-Mission in Bosnien) erklärte die NATO, das Programm vorantreiben zu wollenschon 2004 war es ein Schritt vorwärts2005 war es auf gutem Weg; und beim NATO-Gipfel 2012 wurde der Beschaffungsvertrag unterzeichnet – mit der Aussicht, dass AGS 2017 fully operational sein sollte.

Seit dem 12. Juni dieses Jahres sind die ersten AGS-Drohnen für zwölf Stunden pro Woche in der Luft, die Anfangsbefähigung des Systems (Initial Operating Capability, IOC) soll noch in diesem Jahr erreicht werden. Die Kontrolle über den Einsatz haben, wie auch bei den AWACS-Flugzeugen, nicht die beteiligten Nationen, sondern die NATO – das Air Command des Bündnisses in Ramstein unter der Kontrolle des militärischen NATO-Oberbefehlshabers.

Zur vollständigen Einsatzbereitschaft des Bodenüberwachungssystems gehört natürlich auch die Zulassung für den – zumindest europäischen – Luftraum. Da werden die Details interessant, die festlegen, wie das Bündnis die unbemannten Flugzeuge mit der Spannweite eines Passagierjets einsetzen darf. Bereits jetzt fliegen von Sigonella aus die Global Hawk-Drohnen der US-Streitkräfte quer über den Kontinent, auch über Deutschland, zum Beispiel ins Baltikum, um die russische Exklave Kaliningrad im Auge zu behalten. Für den Überflug gibt’s Korridore und Genehmigungen, aber die NATO möchte ja vielleicht ihre Maschinen etwas flexibler einsetzen.

(Archivbild Januar 2020: NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor einer der AGS-Drohnen in Sigonella – Foto NATO)