Coronavirus-Pandemie & Bundeswehr: Jetzt wird anders gezählt

Weiterhin sind Tausende von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in der Coronavirus-Pandemie zur Unterstützung ziviler Behörden eingesetzt. Am (gestrigen) Dienstag hatte ich hier die Zahl von rund 4.200 Soldaten genannt – und am (heutigen) Mittwoch lautet die offizielle Zahl auf einmal 5.350. Sind da über Nacht mehr als 1.100 Soldaten neu hinzugekommen? Mitnichten – Bundeswehr und Verteidigungsministerium haben nur einfach mal schnell die nach außen kommunizierte Zählweise geändert.

Die Zahl von mehr als 5.000 war in den vergangenen Tagen mehrfach aufgetaucht. Am Mittwoch wurde sie dann in der Bundespressekonferenz quasi regierungsamtlich, wie Fregattenkapitän Christina Routsi für das Verteidigungsministerium mitteilte:

Frage: Ich weiß nicht, ob das Gesundheitsministerium meine Frage beantworten kann. Wenn nicht, dann vielleicht das Verteidigungsministerium.
Wie viele Soldaten sind mittlerweile eingesetzt? Die letzte Zahl, die ich gesehen habe, betrug, so meine ich, 5000. Aber die Zahl scheint täglich zu steigen.

Routsi: Vielen Dank für die Frage. Im Moment sind über 5.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, nämlich 5.350, und zwar in 1.025 gebilligten Hilfeleistungen. Wir sind sehr breit aufgestellt in ganz Deutschland.

Zusatzfrage: Können Sie präzisieren, wo sie eingesetzt sind? Denn offenbar sind sie ja nicht nur zur Kontaktverfolgung eingesetzt, sondern auch für andere Arbeiten.

Routsi: Das kann ich gern tun. Schwerpunktmäßig sind wir natürlich in den Gesundheitsämtern unterwegs, sind aber auch in die Testung von Reiserückkehrern eingebunden und bieten natürlich auch Beratung an. Unser Sanitätsdienst tauscht sich mit anderen ärztlichen Bereichen aus. Wir bieten aber auch infrastrukturelle Möglichkeiten an, Lagerflächen, um medizinisches Material sicher lagern zu können.

Was bei dieser Zahl leider fehlt, ist die Aufschlüsselung. So sind derzeit 4.250 Soldatinnen und Soldaten in Unterstützungsleistungen aktiv, davon 3.727 in 247 Gesundheitsämtern. Die Gesamtzahl setzt sich zusammen aus nicht-medizinischem Personal, rund 3.900 Soldaten als so genannte helfende Hände, und 350 Soldaten aus dem Sanitätsdienst.

So weit so gut – aber in manchen Bereichen ist die Bundeswehr bei der Amtshilfe im Schichtdienst aktiv: Eine Aufgabe wird also am Tag von mehreren verschiedenen Soldaten wahrgenommen. Dieses so genannte Schichtwechselpersonal summiert sich auf rund 1.100 Soldatinnen und Soldaten. Das aufgeschlagen auf die 4.250 ergibt die genannte Gesamtzahl von den deutlich mehr als 5.000.

Natürlich ist es legitim, so zu rechnen – wenn es offengelegt wird. So ist zum Beispiel nicht klar, ob der Inspekteur der Streitkräftebasis, Martin Schelleis, bei seinem Besuch eines Altenheimes vor einer Woche die Zahl mit oder ohne Schichtwechselpersonal genannt hat: Da sprach er von 3.200 Soldaten im Einsatz. Und es macht schon einen Unterschied, ob die Bundeswehr innerhalb einer Woche 1.000 oder doch 2.000 Soldaten zusätzlich zur Unterstützung der Pandemie abkommandieren musste.