Bundeswehr verliert erneut Heron-Drohne am Hindukusch
Die Bundeswehr hat im Einsatz in Afghanistan erneut eine unbewaffnete Aufklärungsdrohne des Typs Heron verloren. Das unbemannte Flugsystem ging östlich von Mazar-e-Scharif nieder, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr mit. Grund sei vermutlich ein technischer Defekt, Menschen seien dabei nicht zu Schaden gekommen.
Die Heron absolvierte bei der Rückkehr von einem Aufklärungsflug am (heutigen) Montagmorgen 20 Minuten vor der Landung in Mazar-e-Scharif eine Notlandung. Im Unterschied zu einem Absturz habe der Pilot die Drohne unter Kontrolle gehabt und diese Notlandung noch steuern können, erläuterte ein Bundeswehrsprecher.
Die Heron ging zwar in unwegsamem Gelände nieder, dennoch konnten Soldaten der NATO-geführten Resolute Support Mission Teile der Drohne bergen. Dabei wurde nach Bundeswehrangaben nicht bergefähiges Material zerstört – eine Umschreibung dafür, dass die Maschine vermutlich ein Totalverlust ist.
Die Bundeswehr hatte in Afghanistan drei der israelischen Aufklärungsdrohnen im Einsatz, also jetzt noch zwei, die geleast wurden und – mit Ausnahme des eigentlichen militärischen Einsatzes bei Aufklärungs- und Überwachungsflügen – von Airbus betrieben werden.
Es ist mindestens der vierte Verlust einer Heron-Drohne im Bundeswehreinsatz am Hindukusch; die bisherigen Fälle:
• 17. März 201o: Aufgrund eines Bedienungsfehlers rast eine bereits gelandete Heron am Boden in eine geparkte Transall, das unbemannte Flugsystem ist ein Totalverlust.
• 19. Dezember 2010: Das Fluggerät geriet knapp 70 Kilometer westlich von Kunduz außer Kontrolle und stürzte ab. Ursache war vermutlich ein Motorausfall durch Ölverlust.
Einen Tag später versuchten Bundeswehrspezialisten zusammen mit einem Chinook-Hubschrauber der U.S. Army, diese abgestürzte Drohne zu bergen. Dabei wäre fast der Transporthubschrauber abgestürzt; die Überreste der Heron wurden durch Beschuss eines Apache-Kampfhubschraubers zerstört, wie das Bundeswehr-Kontingent meldete:
Das UAV konnte nicht zurückgeführt werden, da bei dem Versuch es als Außenlast zu transportieren, es erneut zu einem Absturz kam, da das UAV zuviel Auftrieb produzierte, obwohl die äußeren Flügelflächen schon abgenommen waren. Aus diesem Grund konnte nur noch der nun mittlerweile sehr stark beschädigte Motor geborgen werden. Die Reste des UAV wurden dann noch mit LFK und Bordkanone (BMK) einer AH 64 zerstört.
• 8. November 2013: Nach dem Abbruch der Verbindung zur Bodenstation prallte eine Heron in der Provinz Badakshan östlich von Mazar-e-Scharif gegen einen Berg; eine Bergung der Trümmer wurde auf Grund der geografischen Gegebenheiten an der Absturzstelle sowie des Zustandes der Drohne nicht in Betracht gezogen.
(Archivbild Februar 2013: Aufklärungsdrohne Heron beim Start vom Flugplatz in Mazar-e Sharif – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Man müsste mal die gesamten durch die Drohnen geleisteten Flugstunden seit Beginn deren Einsatzes ins Verhältnis z den jetzt vier Abstürzen/Notlandungen stellen, damit eine halbwegs fundierte Aussage bekommt. So kann man nicht sagen, ob das gut -schlecht-Banane ist Da bleibt einem nur ein Zucken mit der Schulter .
[Kurze Suche in der Suchmaschine Ihrer Wahl: Im Dezember 2018 wurden 40.000 Flugstunden gemeldet, dürfte seitdem also noch einiges mehr sein. T.W.]
interessant wären dann noch Vergleichstatistiken zu anderen Nationen, vulgo verliert die BW überproportional viele Drohnen, deutlich weniger oder liegt man im Durchschnitt.
Das ist doch eine einfache Rechnung !
4 Drohnen Heron 1 im Einsatz bei 40000 Flugstunden macht ca. 10000 Flugstunden bis zum durchschnittlichen Absturz.
In der Konsequenz bedeutet dies, diese Drohnen brauchen keine Grundüberholung (außer dem Rotax 914 F- Motor nach 2000 Betriebsstunden siehe: https://www.flyrotax.com/produkte/detail/rotax-914-ul-f.html), müssen nicht ausgesondert werden, sondern gehen nach durchschnittlich ca. 10000 h im Einsatz verlustig, wegen Absturz oder Bedienfehler.
Wird die havarierte Drohne durch Heron classic ersetzt oder folgt ersatz durch Heron Tp?
Wiki Ende Mai 2019 >50.000h
Keine Toten/Verletzten.
@Georg Sarkasmus ist was feines. Die Drohnen brauchen keine Generalüberholung weil sie statistisch gesehen eh vorher runter fallen. So kann man es auch sehen.
@ Dante
Gestatten Sie mir den kleinen Sarkasmus, weil im Parallel-Faden über die Zulassungsvoraussetzung für die Triton ja die Meinung vertreten wird, wir brauchen keine zivilen Sicherheitskriterien für die Zulassung dieser Riesendrohnen.
Wobei mir der Unterschied zwischen einer Heron 1 (Motorsegler) und einer Triton klar ist ! Aber trotzdem, auf den Kopf fallen sollte einem so ein Ding trotzdem nicht.
Wie sieht es mit einer Ersatzbeschaffung im Rahmen des EBS aus?
[So wie ich das verstehe, ist das nicht nötig – mit Airbus sind vertraglich bestimmte Verfügbarkeiten/Flugstunden vereinbart, und die müssen dann eine neue Kiste aus Israel holen. Wo die Kosten am Ende landen, ist da dann ja noch eine andere Frage. Beschafft im eigentlichen Sinne hat die Bundeswehr diese Drohnen ja nicht. T.W.]
Hier sieht man ganz deutlich wo Deutschland in Bezug auf Drohen steht! Ganz am Anfang .
Wenn eine Drohne im Einsatz verloren geht,dürfte so was nicht zur Meldung werden schon gar nicht wenn niemand verletzt oder getötet wird!! Dafür sind Drohnen da, da nimmt man einfach die nächste und der Einsatz geht weiter.
@Georg Dass hat mit zulassungsvoraussetzungen nichts zu tun. Die Frage ist nur nach welcher Anzahl von Flugstunden was warum passiert. Heute ist es ein Berg, morgen eine Mädchenschule. Dass macht die ausländischen Soldaten nicht unbedingt beliebter.
https://augengeradeaus.net/2019/07/dronewatch-die-uebersicht-ueber-die-bundeswehr-drohnen/
[Ah, danke, mein Archiv ist offensichtlich besser als meine Erinnerung… T.W.]
@Georg
Die Heron wird alle 900 Flugstunden kpl zerlegt fuer ein Overhaul. Der Rotax wird auch schon vorher getauscht, der geht viel frueher wieder an IAI zum overhaul. Dazwischen kommen kleinere Inspektionen und Oelservices.
Die Heron ist alles in Allem eine sehr zuverlaessige Aufklaerungsdrohne.
@ Swen
Danke für die Info. Klingt sehr vernünftig, weil nach 900 Stunden sollte man schon alles sehr genau nachschauen, ob irgendwo Ermüdungs- und Verschleißerscheinungen auftreten. Das man den Rotax früher tauscht, von mir aus, aber Rotax hat genügend Erfahrungen mit seiner Motorserie, der würde auch 2000 h halten bis zur Generalüberholung.
@Georg
Ich muss gestehen, mir ist nicht ganz klar, warum dieser Vorfall oder die obige Aufstellung Ihnen zu solchen Sorgen Anlass gibt. Relativ zu den Einsatzflugstunden verliert die Bundeswehr eher einen UH Tiger als eine Heron 1.
Abgesehen davon bestand doch nur bei zweien der vier Vorfälle eine theoretische Gefährdung am Boden. Eine kontrollierte Notlandung oder eine Bodenkollision sprechen in meinen Augen nicht für schärfere Zulassungskriterien – zumal nicht letztere Unfallart, die im kommerziellen Flugverkehr sogar ziemlich häufig ist.
Auch bin ich nicht sicher, ob ich solche Vergleiche überhaupt anstellen würde.
Die Triton ist eine überaus hochfliegende strahlgetriebene Drohne mit entsprechenden Leistungsreserven, die Heron 1 hingegen ein Motorsegler ohne Leistungsreserven, dessen Betrieb angesichts des afghanischen Reliefs alles andere als leicht sein dürfte.
Ich meine, es ist doch ein Unterschied, ob ich meine Triton bequem aus Jagel starte, ins Einsatzgebiet jette und dort in 60.000 Fuß kreise, oder ob ich meine langsame Heron 1 ins Einsatzgebiet verlegen und mich mit meinem Rasenmähermotor aus der Gefahrenzone quälen muss, um dann kaum halb so hoch zu kommen.
Insbesondere in Ländern wie Afghanistan, denn „hoch fliegen“ ist nicht dasselbe wie „über Bergen hoch fliegen“.
Nicht zuletzt nehme ich an, dass die „Performance“ der Herons anders aussähe, wenn es sich nicht um eine nur andeutungsweise in die Luftwaffe integrierte, auf die Industrie abgestützte Zwischenlösung handelte, sondern um eigenes, entsprechend intensiv beübtes Material.
@ muck
Zitat: „Ich meine, es ist doch ein Unterschied, ob ich meine Triton bequem aus Jagel starte, ins Einsatzgebiet jette und dort in 60.000 Fuß kreise, oder ob ich meine langsame Heron 1 ins Einsatzgebiet verlegen und mich mit meinem Rasenmähermotor aus der Gefahrenzone quälen muss, um dann kaum halb so hoch zu kommen.“
Ich mache mir ja auch nicht wegen dem Heron Einsatz in AFG sorgen, sondern wegen dem Überflug der AGS Phoenix über Deutschland und Mitteleuropa von Signonella in Sizilien nach Litauen.
Die Phoenix wiegt vollbeladen 14 to. Bei einem Triebwerksausfall oder einem Steuerungsverlust, fällt die irgendjemanden in DEU auf den Kopf. Diese großen Drohnen (HALE) sind nicht wie ein Airliner konstruiert, da ist nicht doppelter Redundanz kalkuliert worden. Wenn ein Subsystem ausfällt, dann fällt es eben aus. Also wenn die Satellitenverbindung zur Steuerung ausfällt, dann fliegt die Drohne eben autonom auf dem vorbestimmten Kurs und in den vorbestimmten Höhe weiter.
Wenn das einzige Triebwerk ausfällt, dann geht der Vogel in der Größe eine Boing 737 eben in den Gleitflug über und kann hoffentlich noch in einer unbewohnten Gegend notgelandet werden.
Und wenn die Zelle beim Durchqueren des Jetstreams mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h ein Strukturversagen erleidet, z.B. weil ein Flügel abgerissen wird, dann fallen eben 14 to Material aus 11 km Höhe wie ein Stein zu Boden.
Das sind meine Bedenken, nicht ob eine Heron-1 in AFG abstürzt.
Zitat: „Nicht zuletzt nehme ich an, dass die „Performance“ der Herons anders aussähe, wenn es sich nicht um eine nur andeutungsweise in die Luftwaffe integrierte, auf die Industrie abgestützte Zwischenlösung handelte, sondern um eigenes, entsprechend intensiv beübtes Material.“
Da wage ich zu widersprechen. Das die Unfallstatistik der Heron so glimpflich ausschaut, ist eindeutig der Industrieunterstützung zu verdanken. Außerdem wird ein weltweit erprobtes, in Stückzahlen von über 100000 Einheiten fliegendes Triebwerk eingesetzt.
Das Beispiel Tiger UH ist genau das entgegengesetzte Beispiel. Bei weltweit vielleicht einigen Hundert produzierten und eingesetzten Tiger Hubschraubern, schafft es ja noch nicht mal die Industrie ihre eigenen qualifizierten Mechaniker so auszubilden, dass sie keine fatalen Fehler bei den Wartungsarbeiten machen.
Georg Zitat: „Also wenn die Satellitenverbindung zur Steuerung ausfällt, dann fliegt die Drohne eben autonom auf dem vorbestimmten Kurs und in den vorbestimmten Höhe weiter.“
Nur bedingt. Der Flieger hat 5 verschiebene Telemetrie/Commandkanäle (Ku-Satcom, UHF-Satcom, INMARSAT und 2 Line of Sight: UHF LoS und CDL) – Redundance bzgl. Verbindung ist durchaus sehr gut und muss nur ausreichend beherrscht werden/ im jeweiligen Operationsgebiet entsprechend der Abdeckung priorisiert werden.
@ Dan Dutcher
Sehr gut !
Dann darf es auch keinen Drohnenverlust durch Abriss der Steuerung geben, wobei Wikipedia sagt, die Drohne fliegt ihren vorbestimmten Kurs, ausser der Operater schwenkt die Optik oder gibt eine Kursänderung ein. Das bedeutet so wie ich das lese, bei totalen Kommunikationsverlust wird der vorher programmierte Kurs abgeflogen und ansonsten nur vom vorbestimmten Kurs abgewichen und zwar dahin wo der Operator die Abweichung vorgibt.
Zu so einem Kommentar mit Anmerkung Hr. Wiegolt:
[quote]
Wie sieht es mit einer Ersatzbeschaffung im Rahmen des EBS aus?
[So wie ich das verstehe, ist das nicht nötig – mit Airbus sind vertraglich bestimmte Verfügbarkeiten/Flugstunden vereinbart, und die müssen dann eine neue Kiste aus Israel holen. Wo die Kosten am Ende landen, ist da dann ja noch eine andere Frage. Beschafft im eigentlichen Sinne hat die Bundeswehr diese Drohnen ja nicht. T.W.]
[/quote]
Wenn die Bw für Flugsunden zahlt, wovon ich ausgehe, würde ich auch davon ausgehen dass es die Frage von Airbus ist, wie das System – das benötigt wird um die Flugstunden zu providen – zur Verfügung zu stellen.
Klar, kann die Bw mit eigenen Mitteln und coolen ERP System und so viel besser, wenn denn die Regelungen und Prozesse nicht Sonetten wie sie sind… (geht mit EBS vielleicht schneller, ja)
Kurz: ich könnte mir vorstellen, dass Airbus das auch macht. Was übrigens auch den „Preis“ relativiert, den die Bw so wiederkehrend zahlt (Risiko hätte ja Airbus).
P.S.: danke @Hr.Wiegold, dass es die Suchfunktion im Blog gibt und dass Sie so so fleißig dokumentieren ;-)
@Georg.
Grundsätzlich haben Sie ja recht. Nur ist es eben im realen Leben ein wenig anders.
Jemand, der nicht vom Fach ist, kann es aber leicht wie folgt auffassen:
Drohnen sind aufgrund ihrer Satellitenverbindung (seidener Faden) unsicher. Wenn die abbricht, macht der Flieger komische Sachen und die Menschen am Boden müssen um ihre Sicherheit fürchten. So ist es nicht!
Sie sprachen selber in diesem Kontext von Redundanzen.
Ihr Vergleich hinkt ein wenig. Es klingt für mich wie „Verliert ne 747 ihren Triebwerksschub folgt unweigerlich eine Notlandung.“ Ist auch richtig. Nur fehlt der Zusatz, dass dieser Schub vierfach redundant ist und eine Lost Link Route ein Sicherheitsnetz ist, um den Flieger durch den Piloten wieder übernehmen zu können.
Die Global Hawk Lost Link Routen sind „ge6dofd“. Die können durch den Operator nicht (fehl)programmiert werden, sondern werden in einem aufwändigen Prozess im Vorfeld validiert. Daher ist das Operationsgebiet ja auch so unflexibel -> „Man muss sich immer in der Nähe von asphaltierten Straßen aufhalten“ ;-)
Heron ist bisschen anders, definitiv mehr „room for fuckup“ as we‘ve seen before.
Ist bei dieser Notlandung aber völlig unerheblich gewesen.
@ Dan Dutcher
Soweit stimme ich ihren Beitrag ja zu, aber
Zitat: „Ihr Vergleich hinkt ein wenig. Es klingt für mich wie „Verliert ne 747 ihren Triebwerksschub folgt unweigerlich eine Notlandung.“ Ist auch richtig. Nur fehlt der Zusatz, dass dieser Schub vierfach redundant ist und eine Lost Link Route ein Sicherheitsnetz ist, um den Flieger durch den Piloten wieder übernehmen zu können.“
Das mag ja für einen Steuerungsverlust aufgrund von Verbindungsabbruch stimmen, jedoch nicht für ein Triebwerks- oder Strukturversagen einer großen Drohne !
Die Global Hawk, Phönix, Triton, RQ4B (HALE-Drohnen) haben aber nur ein Triebwerk. Dieser Schub ist eben nicht wie bei der 747 vierfach redundant, sondern falls das Triebwerk streikt, folgt die Notlandung unausweichlich. Hoffentlich kann man dann das offene Meer noch über die Gleitphase erreichen, bei gleichzeitiger „Alarmstufe Rot“ für den zivilen Luftverkehr und die zivilen Fluglotsen in Europa.
@Georg
Ich gestehe, dass das 747-Triebwerkbeispiel in Bezug auf den Link unglücklich gewählt ist – da haben Sie recht. Das eine Triebwerk in den HALEs ist ein Problem.
Im Hinblick auf die Linkredundanz bleibe ich bei meiner Aussage. Sie haben mir ja auch mittlerweile zugestimmt ;-)
Strukturversagen? Bitte um Erklärung.
@ Dan Dutcher
Mit welchen Festigkeitswerten (Lastvielfachen) wurden die großen HALE-Drohnen konstruiert ? Mit den Vorgaben der CS 25 für große Flugzeuge, oder mit einem niedrigeren Wert, damit die Drohne leichter wird ?