Bundeswehr stockt Corona-Kontingent auf: Mehr Hilfe und eigene Impfzentren
Die Bundeswehr stockt ihr Kontingent an Soldatinnen und Soldaten für die Unterstützung von Ländern und Kommunen in der Coronavirus-Pandemie um 5.000 auf. Damit stellten sich die Streitkräfte unter anderem auf Hilfe bei der Verteilung eines Impfstoffs und den Betrieb von Impfzentren ein, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Bereits angelaufene Planungen, das Hilfe-Kontingent um 10.000 Soldaten aufzustocken, wurden zunächst zurückgestellt.
Seit März hält die Bundeswehr 15.000 Soldatinnen und Soldaten in verschiedenen Bereitschaftsstufen vor, die für den Hilfseinsatz auf Antrag ziviler Behörden bereitstehen. Derzeit sind rund 4.600 davon im Einsatz, hinzu kommt Personal für den Schichtdienst. Dieses Kontingent werde nun auf 20.000 aufgestockt, sagte Kramp-Karrenbauer am (heutigen) Sonntag in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin, wie das Ministerium vor Ausstrahlung der Sendung via Twitter mitteilte:
In einer von der ARD über soziale Medien verbreiteten zusätzlichen Aufzeichnung mit weiteren Fragen an die Ministerin erläuterte Kramp-Karrenbauer, mit dem zusätzlich abgestellten Personal stelle sich die Bundeswehr auf eine länger andauernde Pandemie-Lage ein – aber auch darauf, dass wir gefragt sind, wenn es um das Impfen geht. Die Streitkräfte bereiteten sich unter anderem darauf vor, zentral angelieferten Impfstoff an die Bundesländer zu verteilen, aber auch auf den Betrieb eigener Impfzentren.
Nach den Worten von Kramp-Karrenbauer plant die Bundeswehr derzeit 26 zum Teil mobile Impfzentren. Über den Eigenbedarf der Truppe hinaus könnten sie zur Unterstützung der Länder zum Beispiel dort eingesetzt werden, wo in dünnbesiedelten Gebieten stationäre Impfzentren wenig sinnvoll seien.
Aktuell leisten die Streitkräfte mit 4.600 Soldatinnen und Soldaten im direkten Unterstützungseinsatz, weiteren 500 Soldaten aus dem Sanitätsdienst und rund 2.200 Soldaten als so genannten Schichtwechselpersonal und in den Führungsstäben in fast 500 Hilfeleistungsfällen Amtshilfe für die zivilen Behörden.
Den größten Anteil hat seit einigen Wochen die Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Zunehmend wird neben diesen so genannten helfenden Händen aber auch medizinisches Personal für den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen angefordert, bis hin zu Ärzten und Pflegern für zivile Krankenhäuser.
Allerdings verzichtete die Verteidigungsministerin darauf, das Hilfskontingent um 10.000 Soldatinnen und Soldaten zu erhöhen, wie in der Bundeswehr bereits geplant wurde. Generalinspekteur Eberhard Zorn entschied, die vom Inspekteur der Streitkräftebasis und so genannten Nationalen Territorialen Befehlshaber, Generalleutnant Martin Schelleis, beabsichtigte Aufstockung des Corona-Kontingents auf 25.000 zunähchst zurückzustellen. Dafür hatten vor allem Truppenteile bereitstehen sollen, die derzeit noch für die NATO Response Force (NRF) in Bereitschaft sind, deren Verpflichtung aber zum Jahresende ausläuft.
(Archivbild September 2020: Unterstützung von Bundeswehrsoldaten bei der Nachverfolgung von Infektionen im Gesundheitsamt im Landratsamt Würzburg – Oliver Schmidt/Bundeswehr)
Soll die NRF nicht verlängert werden ?
Oder für welche Kräfte wurde von einer Verlängerung des Auftrages nachgedacht ?
[Meinen Sie die geplante Verlängerung EUBG, wie es in Meldungen hieß? T.W.]
Ich bin gespannt ob es auch direkt eine Impfflicht gegen COVID19 für Soldaten geben wird.
@Insider: Wird bestimmt kommen
@Insider: Das wird mit Sicherheit passieren, Soldatinnen und Soldaten gelten als Risikogruppe. Aus diesem Grund gibt es bereits eine Pflicht, an der Grippeschutzimpfung teilzunehmen.
Viele Teile der aktuellen VJTF/NRF-Verbände bereiten sich derzeit auf Einsätze unmittelbar im Anschluss an die Stand-down Phase vor. Unter anderem eFP. Deswegen stehen auch diese Teile nur bedingt zur Verfügung. Man darf nicht vergessen, dass durch die vielen Einsätze und deren Rotation einiges an Personal bindet.
Desweiteren sind aus den sonst zur Verfügung stehenden Einheiten bereits grob alle abgerufen, die zur Verfügung stehen, ohne alle anderen Vorhaben/Grundbetrieb einzuschränken.
Ich denke da wird es bei einigen Soldaten zunächst eine vornehme Zurückhaltung gegenüber einem brandneuen Impfstoff geben. Zumal er bestimmt nicht direkt für alle verfügbar sein wird. Und bei der Grippeimpfung wird auch längst nicht jeder geimpft obwohl die Pflicht besteht.
@JSS: Ich bin zwar schon ein paar Tage raus, und lasse mich gerne auf einen aktuellsten Stand bringen, aber eine Impfpflicht gibt es – entgegen anders lautender Gerüchte – nicht. Diese Diskussion gab es schon damals bei der ‚Schweinegrippe‘. Evtl. sogar hier bei AG?
Es gibt allerdings Einsatzausschlussgründe. Und eine fehlende Impfung ist ein solcher Grund.
Davon abgesehen, wieso sollte der gemeine Soldat einer Risikogruppe angehören? Klar steigt der Altersschnitt seit 30 Jahren jedes Jahr an, aber soweit sind wir dann doch noch nicht, dass alle Soldaten pauschal Risikogruppe sind.
@O Punkt Der 30 j Soldat ist nicht Risikogruppe, kann aber wenn er infiziert ist Virenschleuder sein und andere anstecken ohne es zu merken. Oma und Opa und die Freundin mit chronischen Astma usw. Daher!
@Dante:
Ich mag die Diskussion jetzt nicht weiter in die Länge ziehen, aber Ihre Beschreibung von Risikogruppe trifft auch auf Steuerberater, Versicherungsmakler und Fleischereifachverkäufer zu. Und sowieso alle Menschen.
Kleine Info: Die US-Firma Moderna hat auch einen Impfstoff entwickelt.
Vorteil : Dieser kann im normalen Kühlschrank haltbar gemacht werden.
Das macht es einfacher, zu impfen.
@opunkt
Sie haben Recht, Impfpflicht gibt es nicht, aber eine Duldungspflicht gem $ 17 SG. Eine Weigerung kann disziplinar gewuerdigt werden, habe ich in 35 Jahren nicht einmal erlebt, diese Wuerdigung.
Vom Einsatz ausgeschlossen, habe ich einige erlebt, mit Auswirkungen auf Foerderung und Verwendung.
An der Stelle mal ein Dankeschön an die unterstützende Truppe. Als Kontaktperson konnte ich eigene Erfahrungen mit engagierten und stringent vorgehenden Soldaten machen, was zur Folge hatte, dass ich innerhalb von 1 Stunde die Anordnung zur Quarantäne und einen Test-Termin vorliegen hatte. Besser geht es nicht.