Neues Werbevideo aus Afghanistan: Gut ausgerüstet im Propagandakrieg

Das Bild oben ist ein Screenshot aus einem Werbevideo für eine bewaffnete Einheit. Und auf den ersten Blick scheint es sich nicht so sehr von den üblichen Werbevideos zu unterscheiden, die Streitkräfte beim Training zeigen…

… aber nur so lange nicht das ganze Bild zu sehen ist. Denn das Logo rechts unten offenbart die Herkunft: Hier haben die Taliban in Afghanistan, das so genannte Islamische Emirat Afghanistan, ihr neues Video veröffentlicht, dass in diesen Tagen über soziale Netzwerke wie Twitter verbreitet wird.

Das 41 Minuten lange Video, für westliche Zuschauer angesichts der Musik und der immer wieder dazwischen geschnittenen islamistischen Belehrungen nicht so einfach konsumierbar, folgt einem Trend der Kommunikation der Taliban in jüngster Zeit: Die Kämpfer werden nicht mehr wie früher als die zwar märtyrerhaft entschlossenen, aber schlecht ausgerüsteten Gotteskrieger dargestellt. Sondern mit all‘ der persönlichen Ausrüstung, die auch Soldaten der internationalen Truppe am Hindukusch so haben – von der Pistole als Zweitwaffe über modern aussehende Sturmgewehre bis zur Splitterschutzbrille im Set, wie er auch bei der Bundeswehr ausgegeben wird. Im Training nach modernen Standards wie zum Beispiel beweglichen Schießzielen.

Das Image ist natürlich gewollt und unterscheidet sich auffällig von der Optik, mit der die Taliban und andere Aufständische noch vor ein paar Jahren unterwegs waren. Der Bendler-Blogger und ich hatten das vor fünf Jahren auf der re:publica in Berlin gezeigt:

Damals die abgegriffene Kalaschnikow und die RPG-7 als Standardwaffe der Kämpfer (in den Videos teilweise beim Islamischen Staat, aber die Bilder aus Afghanistan sahen kaum anders aus). Der optische Gegensatz zu den – als modern ausgerüstet dargestellten – Einheiten im aktuellen Video könnte größer kaum sein.

Das Video ist Teil des Propagandakrieges, ergänzend zur aktuellen politischen wie auch militärischen Lage. In Doha verhandeln die Taliban mit der afghanischen Regierung, während ein Abkommen mit den USA vom März eine Waffenruhe zwischen den Aufständischen und den internationalen Truppen vorsieht. Allerdings nehmen die Angriffe auf afghanische Sicherheitskräfte wieder zu und treffen zum Teil auch die Zivilbevölkerung, wie täglich Meldungen aus dem Land zeigen.

Die USA wollen ihre Truppen in den nächsten Monaten weiter deutlich reduzieren – auch wenn es wohl nicht, wie von Präsident Donald Trump per Twitter gefordert, einen vollständigen Abzug bis Weihnachten geben wird. Offen ist auch, wie es sich auswirkt, dass die US-Truppen dann doch gegen die Taliban vorgehen, um afghanische Truppen oder Einrichtungen zu schützen.

(Ich habe natürlich überlegt, ob ich das Video per Link auffindbar mache. Aber die Zielgruppe wird es längst kennen, ebenso die Profis. Und mal sehen, ob Twitter diesen Link stehen lässt.)

(Fotos oben: Screenshots aus dem Video)