Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr: Hotspot Berlin (m. Nachtrag)

Berlin wird einer der aktuellen Hotspots in der Coronavirus-Pandemie – fünf innerstädtische Bezirke gelten nach den Infektionszahlen als Risikogebiet. Die Bundeshauptstadt wird deshalb auch zunehmend zum Schwerpunkt der Bundeswehr-Unterstützung; die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die in den Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung von Infektionsketten helfen, soll weiter aufgestockt werden. Der Überblick:

• Bundesweit unterstützen derzeit rund 670 Soldaten 73 Gesundheitsämter mit der Verfolgung von Infektionsketten. Allein in Berlin sind 240 Soldatinnen und Soldaten mit dieser Aufgabe betraut; ihre Zahl soll in dieser Woche auf 260 aufgestockt werden.

Bislang haben elf der zwölf Bezirke der Hauptstadt die Unterstützung der Bundeswehr angefordert. Lediglich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, eine der fünf Verwaltungseinheiten, die die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner übersteigen, bleibt bei seiner Ablehnung. In der vergangenen Woche hatte die Bezirksverordnetenversammlung Anträge von SPD und CDU auf Anforderung der Bundeswehr nicht abgestimmt, sondern zur weiteren Beratung in den Sozialausschuss verwiesen.

• Weitere rund 330 Soldaten unterstützen weiterhin mobile Teststationen – übrigens auch in Berlin am Flughafen Tegel, am Zentralen Omnibusbahnhof und am Hauptbahnhof.

• In den Auslandseinsätzen der Bundeswehr ist erneut Mali der Schwerpunkt bei den Pandemie-Auswirkungen. Am (gestrigen) Montag flog die Luftwaffe sieben Soldaten aus dem westafrikanischen Land aus: Bei der EU-Trainingsmission Mali und im Hauptquartier der UN-Mission MINUSMA in der Hauptstadt Bamako wurde jeweils ein deutscher Soldat positiv auf das Virus getestet. Fünf weitere deutsche Angehörige der EU-Mission gelten als Verdachtsfall und sollen in Deutschland getestet werden. In Bamako bleiben 14 Soldaten, die mit dem infizierten MINUSMA-Angehörigen Kontakt hatten, vorerst in isolierter Unterbringung.

• Die Infektionszahlen in der Bundeswehr bleiben auf unverändert (relativ) niedrigem Niveau – die Angaben des Sanitätsdienstes:

28. September
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 671,
Soldatinnen und Soldaten: 63 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 623, davon kumuliert genesene Fälle: 560

2. Oktober
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 699,
Soldatinnen und Soldaten: 61 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 649, davon kumuliert genesene Fälle: 588

4. Oktober
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 708,
Soldatinnen und Soldaten: 64 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 660, davon kumuliert genesene Fälle: 596

Nachtrag 6. Oktober: Die Bezirksbürgermeisterin des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, hat einen weiteren Grund für die Ablehnung von Bundeswehr-Unterstützung genannt. Via Twitter erklärte sie am Dienstag:

Formal stimmt das; allerdings war bislang in der aktuellen Pandemie nicht davon die Rede, dass die Bundeswehr ihre Unterstützungsleistungen den Ländern und Kommunen in Rechnung stellt. Ich bemühe mich um Klärung dieser Frage.

(Archivbild Juni 2020: Bundeswehrsoldaten bei der Unterstützung des Gesundheitsamts im Berliner Bezirk Mitte – Bezirksamt Mitte)