Coronavirus-Pandemie & Bundeswehr: ‚Berlin‘ bleibt im Hafen, neue Infektions-Höchstzahl in der Truppe
Die zunehmende Zahl der Coronavirus-Infektionen wirkt sich wie auf die Gesellschaft insgesamt auch auf die Bundeswehr aus: Erstmals konnte ein Schiff der Deutschen Marine nicht wie geplant auslaufen. Die Anforderungen der Kommunen an Unterstützung der Bundeswehr steigen; ebenso auch die Zahl der Infektionen in der Truppe selbst.
Der Einsatzgruppenversorger Berlin (Foto oben) konnte am (gestrigen) Montag nicht wie vorgesehen aus Wilhelmshaven auslaufen. Das Schiff hatte in einer zweiwöchigen Übung zusammen mit den Marinefliegern die Basis für Decklandungsübungen für Piloten der Seaking-Hubschrauber bereitstellen sollen. Nach Angaben der Marine war jedoch ein Soldat positiv auf das Virus getestet worden, daraufhin wurde für 21 Kontaktpersonen aus der Mannschaft isolierte Unterbringung befohlen. Das Versorgungsschiff war damit nicht mehr einsatzbereit, das Auslaufen wurde abgesagt.
Es ist nicht der erste bestätigte Infektionsfall in der Marine, bereits seit Monaten waren immer wieder auf einzelnen Einheiten Infektionen festgestellt worden. Insgesamt verzeichnet die Teilstreitkraft derzeit 28 bestätigte Coronavirus-Fälle auch auch verschiedenen Schiffen. Aber es ist das erste Mal, dass eine geplante Seefahrt kurzfristig gestoppt werden musste.
Insgesamt hat die Bundeswehr inzwischen fast 300 bestätigte Infektionsfälle unter Soldatinnen und Soldaten ermittelt. Die Angaben des Sanitätsdienstes für die vergangenen Tage:
Dienstag 27. Oktober
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 1096,
Soldatinnen und Soldaten: 292 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 982, davon kumuliert genesene Fälle: 690
Montag 26. Oktober
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 1045,
Soldatinnen und Soldaten: 267 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 945, davon kumuliert genesene Fälle: 678
und zum Vergleich noch mal die Zahlen aus der Vorwoche:
Montag 19. Oktober
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 865,
Soldatinnen und Soldaten: 143 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 782, davon kumuliert genesene Fälle: 639
Die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die in den Gesundheitsämtern der Kommunen zur Nachverfolgung von Infektionsketten eingesetzt werden, steigt unterdessen ebenfalls stetig. Von den derzeit 260 Unterstützungsleistungen der Bundeswehr sind 180 Hilfen für die Gesundheitsämter, mit knapp 2.300 Soldaten. Weitere rund 400 sollen hinzukommen. Die Zahl der Soldaten, die in Testzentren für Reiserückkehrer eingesetzt sind, soll ebenfalls steigen, von derzeit knapp 300 auf über 400.
Hinzu kommen weiterhin Hilfen für Alten- und Pflegeheime und Infrastrukturunterstützung für Kommunen wie die Einlagerung von Material. Insgesamt hat die Bundeswehr inzwischen knapp 3.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz in der Pandemie, weitere 600 werden derzeit für weitere Hilfemaßnahmen eingeplant.
(weiter ggf. nach Entwicklung)
(Archivbild 2011: Der Einsatzgruppenversorger Berlin mit einem Seaking-Hubschrauber in der Ostsee, links im Bild der Tanker Spessart – Helwin Scharn)
Das ist zwar ärgerlich aber war erwartbar. Wieso sollte eine Einheit davon verschont bleiben? Genausowenig wie Schule, KiTa, Altenheim oder einzelne Unternehmen. Bei Infektionsfall wird geschlossen.
Jetzt könnte man lakonisch fragen, ob die Seaking denn alters und dem technischen Zustand bedingt überhaupt da wären.
@T.W.
„Insgesamt hat die Bundeswehr inzwischen fast 300 bestätigte Infektionsfälle unter Soldatinnen und Soldaten ermittelt.“
Wissen wie die Bundeswehr den Begriff „bestätigter Infektionsfall“ definiert?
Gem. dem gültigen Infektionsschutzgesetz ist Infektion wie folgt definiert:
„Infektion: die Aufnahme eines Krankheitserregers und seine nachfolgende Entwicklung oder Vermehrung im menschlichen Organismus“
http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__2.html
Der Begriff „Vermehrung“ ist m.E. für die Erhaltung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ausgesprochen wichtig, da nur eine solche Vermehrung den Fakt der „Infektion“ darstellt. Wenn man allerdings nur einen positiven Test zum Kriterium macht ist bereits jetzt absehbar, dass in der kommenden Wintersaison kaum eine Einheit nicht wenigstens einen „PCR-positiv-Fall“ haben wird und somit „geschlossen“ werden muss.
In dem Zusammenhang erinnere ich an mehrere Profifußballer, die trotz erster positiver PCR-Testung nach erweiterter Infektions-Prüfung und Dioagnose durch einen Arzt dennoch spielen durften.
Im Kern frage ich: Ist die Anzahl der „bestätigten Infektionsfälle“ der Bundeswehr lediglich auf einen positiven PCR-Test zurück zu führen, oder hat die Bundeswehr, wie bei den Profifußballern geschehen, zur Bestätigung der „Infektion“ eine weitere Diagnose dieser „Fälle“ durchgeführt?
[Fällt Ihnen aber früh auf. Seit März stehen hier regelmäßig die Zahlen der bestätigten Infektionen unter den Soldatinnen und Soldaten, und nach mehr als sechs Monaten „fragen Sie im Kern“. T.W.]
@T.W. „Fällt Ihnen aber früh auf. Seit März stehen hier regelmäßig die Zahlen der bestätigten Infektionen unter den Soldatinnen und Soldaten, und nach mehr als sechs Monaten „fragen Sie im Kern“. T.W.]“
– Bis vor Kurzem habe ich den Begriff einfach so akzeptiert, ohne diese Frage mir selbst stellen zu können. Erst durch solche Beispiele wie bei den Profifussballern wurde ich aufmerksam.
– Haben Sie denn eine Antwort? Ich nicht.