Marine & Gebirgsjäger üben Landzielbeschuss von See in Nord-Norwegen

Erstmals haben Schiffe der Deutschen Marine gemeinsam mit Gebirgsjägern des Heeres den Beschuss von Landzielen mit Schiffsartillerie geübt. Die Gebirgsjäger wiesen bei der Übung im Norden Norwegens den Schiffsbesatzungen die Ziele zu – die Geschütze feuerten allein auf der Basis der von Land übermittelten Koordinaten.

Der so genannte Naval Gunfire Support war in den vergangenen Tagen erstmals seit Jahren Teil der regelmäßigen Missile Firing Exercise der Marine, bei der üblicherweise nur Lenkflugkörper verschossen werden. In diesem Jahr nutzten die Fregatten Mecklenburg-Vorpommern und Lübeck sowie die Korvette Erfurt im Testgebiet Andøya erstmals auch ihre Geschütze für das Schießen auf Landziele, wie die Marine am (heutigen) Dienstag mitteilte*:

„Das besondere in diesem Jahr war, dass wir auch das sogenannte Landzielschießen, den Naval Gunfire Support, geübt haben“, erklärt Kapitän zur See Michael Sauerborn, Abteilungsleiter Operationen im Stab der Einsatzflottille 2 und Test Director für die Missile Firing Exercise (MFE) 2020. „Das ist eine Fähigkeit, die die Schiffe haben, die wir aber selten in Schießgebieten üben können.“
Für diesen Übungsanteil haben Besatzungen der Marineschiffe mit Artilleriebeobachtern der Gebirgsjägerbrigade 23 des Heeres zusammengearbeitet. Zwar besuchen diese sogenannten Spotter schon seit mehreren Jahren Lehrgänge an der Marineoperationsschule, aber der praktische Anteil dieser Ausbildung für die streitkräftegemeinsame Feuerunterstützung hatte bislang nur mit Artillerie an Land stattgefunden. Zur MFE gehörte nun erstmalig seit langem ein Programm mit echten Schiffsgeschützen. Deren Feuer haben die Gebirgsjäger aus sicheren Beobachtungspositionen in ihr Ziel gelenkt; die Schiffe haben rein auf deren Anweisungen ihre Geschütze ausgerichtet.

Die Insel Andøya in Nord-Norwegen (Markierung)

Die gemeinsame Übung mit dem Heer hatte die Marine zwar angekündigt*, aber dieses Detail der Missile Firing Exercise war wohl ein bisschen (auch mir) untergegangen:

Ebenfalls werden „Mecklenburg-Vorpommern“, „Lübeck“ und „Erfurt“ im Schießgebiet den Naval Gunfire Support, das Artillerie-Landzielschießen üben. Dabei unterstützen Marineschiffe an Land kämpfende Soldaten mit ihren Bordgeschützen. Das Heer schickt Soldaten für die sogenannte Joint Fire Support Coordination. Gemeinsam üben beide Teilstreitkräfte hier die taktische Feuerunterstützung.

Eine interessante Frage am Rande, der ich mal nachgehen müsste: Der Beschuss von Landzielen wurde ausschließlich mit den Geschützen der Schiffe trainiert – aber bei der Ausstattung der Korvetten mit dem Flugkörper RBS15 Mk3 spielte ja auch eine Rolle, dass diese Hauptbewaffnung der Korvetten auch gegen Landziele eingesetzt werden kann. Das allerdings wurde bislang wohl nicht geübt…?

*Fürs Archiv die beiden Marine-Webseiten als pdf:
20200908 Missile Firing Exercise 2020 beendet
20200825 Flugkörperschießen vor Norwegen

(Foto: Spotter der Gebirgsjäger an Land in Nord-Norwegen – Marcus Mohr/Bundeswehr)