Langsam wieder anfahren: Die Merkposten-Liste
Eigentlich sind drei Wochen Urlaub nicht genug, eigentlich ist nicht wirklich was Wichtiges passiert in den vergangenen drei Wochen… Jetzt fahre ich den Betrieb hier langsam wieder hoch, mus mich erst mal wieder orientieren – aber habe zwischendurch ein paar Dinge auf die Liste der Merkposten gesetzt. Die sehr wahrscheinlich unvollständig ist:
• 4. Juli: Die neue Wehrbeauftragte Eva Högl stößt eine Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht an, die allerdings auch in ihrer Partei, der SPD nicht so begeistert aufgenommen wird. Verteidigungsministerin und (Noch)CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer nutzt das für die Wiederbelebung der Debatte über ein allgemeines Dienstjahr (dazu mehr unter dem Datum 23. Juli)
• 5. Juli: Sommerinterview von Kramp-Karrenbauer in der ARD, u.a. zu KSK und Rechtsextremismus in der Bundeswehr
https://www.tagesschau.de/inland/sommerinterview-akk-101.html
• 6. Juli: Die Debatte über einen Abzug von US-Truppen aus Deutschland köchelt auf kleiner Flamme weiter. Unter anderem mit der Antwort auf Anfrage Linksfraktion im Bundestag: Deutschland hat für Einrichtungen der US-Streitkräfte etwa eine Milliarde Euro gezahlt – in zehn Jahren
• 8. Juli: Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft macht Kramp-Karrenbauer Vorschläge für weitere gemeinsame Verteidigungs/Rüstungsprojekte der Europäischen Union. Dabei tauchen auch Lazarettzüge auf
https://de.wikipedia.org/wiki/Krankentransportzug
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KrTrspKpSchiene_(Territorialheer).JPG
• 14. Juli: Rede von Kramp-Karrenbauer vor Europaparlament
• 14. Juli: Afghanistan: Statement From Chief Pentagon Spokesperson Jonathan Hoffman on 135 Days Since the Signing of the U.S.-Taliban Agreement
• 15. Juli: Eurofighter der Luftwaffe sind zum gemeinsamen Training mit britischen Typhoon-Kampfjets in Litauen eingetroffen, wo die Briten derzeit das Baltic Air Policing (BAP) für die Baltischen Staaten stellen. Die interessante Frage, die sich daraus ergibt, ist allerdings: Bleibt es bei dem geplanten gemeinsamen BAP-Einsatz später im Jahr, wenn die Luftwaffe diese Aufgabe in Estland übernimmt, oder verzichten die Briten auf das angedachte gemeinsame Projekt?
• 17. Juli: Bei der Bundeswehr gibt es einen Fehlbestand von 60.000 Schuss Munition – in den vergangenen zehn Jahren.
(Randbemerkung: Die öffentliche Debatte darüber vergisst ein wenig, dass beim KSK, im Vergleich zur gesamten Truppe ein sehr kleiner Teil der Bundeswehr, im Vergleich ziemlich hohe Fehlbestände festgestellt wurden – mit anderen Worten: Der Fehlbestand in den gesamten Streitkräften, auf die zehn Jahre gerechnet, zeigt erst recht, wie viel problematischer der Fehlbestand beim KSK ist)
• 17. Juli: Die Oberndorfer Waffenfirma Heckler&Koch hat einen neuen Mehrheitsgesellschafter – die Compagnie de Développement de l’Eau (CDE) S.A., Luxemburg des Franzosen Nicolas Walewski hat vom Bundeswirtschaftsministerium die Genehmigung für die Übernahme der Mehrheitsanteile bekommen.
Vom Spiegel gibt es derweil eine weitere Meldung zu Mängeln bei einem H&K-Produkt
• 17. Juli: Kramp-Karrenbauer besucht die osteuropäischen Visegrad-Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) und macht dabei den Vorschlag, an die Stelle der bisherigen NATO-Quote (zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts) die in das Bündnis eingebrachten Fähigkeiten als Messlatte zu nehmen – Deutschland solle dabei zehn Prozent der NATO-Fähigkeiten stellen
• 17. Juli: Ein weiterer Fall mutmaßlicher Extremisten in der Bundeswehr – diesmal die türkischen Grauen Wölfe
https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/graue-woelfe-bundeswehr-101.html
• 19. Juli: Beim Absturz eines NH90-Hubschraubers der niederländischen Marine in der Karibik kommen zwei der vier Besatzungsmitglieder ums Leben, die ganze NH90-Flotte des Landes wird gegroundet.
https://www.defensie.nl/actueel/nieuws/2020/07/20/vliegprogramma-nh90-helikopters-opgeschort
• 20. Juli: Immer öfter meldet die Luftwaffe Sicherheitslandungen der betagten CH53-Hubschrauber. Nach einer Statistik des Verteidigungsministeriums für den Grünen-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner, so berichtet die Süddeutsche Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) gab es allein zwischen Juni 2019 und Juni 2020 24 solcher Sicherheitslandungen, davon zwei Mal im Auslandseinsatz
• 22. Juli: Heeresinspekteur Alfons Mais kündigt an, dass die als Konsequenz rechtsextremistischer Umtriebe geplante Auflösung der 2. Kommandokompanie des Kommandos Spezialkräfte (KSK) zum 1. August beginnen soll
• 23. Juli: Kramp-Karrenbauer stellt das Konzept eines freiwilligen Wehrdienstes für den Heimatschutz vor – sechs Monate militärische Ausbildung und weitere sechs Monate Reservedienst, auf sechs Jahre verteilt
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/-dein-jahr-fuer-deutschland-freiwillig-die-heimat-schuetzen-348578
• 23. Juli: Das NDR-Fernsehmagazin Panorama erhebt Vorwürfe gegen den Kopf der Social Media Division im Verteidigungsministerium, Oberstleutnant Marcel Bohnert: Er habe auf seinen Social Media-Profilen mehrfach rechtsradikale (rechtsextreme?) Inhalte mit einem Like versehen.
Das ganze Thema ist noch lange nicht durch, erstmal dazu hier nur die Betrachtung des Bendlerbloggers dazu:
http://bendler-blog.de/2020/07/23/in-der-oeffentlichen-arena/
• Was fehlt: die Personalstärke der Bundeswehr für den Monat Juni, die hat das Verteidigungsministerium bislang noch nicht veröffentlicht. Und der Blick auf diverse internationale sicherheitspolitische Entwicklungen, zum Beispiel die sehr interessanten Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu den wirklichen Lehren aus Anlass des 75-jährigen Endes des Zweiten Weltkriegs
Einiges von den Punkten dieser Liste wird hier sicherlich noch vertieft Thema werden.
(Allerdings auch die Bitte, jetzt nicht hier die emotionale Debatte über den Fall Bohnert zu starten.)
Man stelle sich einmal vor, ein deutsches Staatsoberhaupt würde so daherreden wie Vladimir Putin. Die Welt stünde Kopf, und völlig zu Recht. Mich interessiert jetzt nurmehr die Frage, ob er diesen Quark wirklich glaubt, oder ihn bloß benutzt, um sich das nach Identität sehnende russische Volk gefügig zu machen.
P.S.: Willkommen zurück!
Als reine Ergänzung bzw. Sichtweise der „andere Seite“ (also des NDRs bzw. Panoramas, der im bendlerblog ja durchaus kritisiert wird) wäre dieser Link vielleicht ja interessant: https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Bundeswehr-Bohnert-Schraege-Vorwuerfe-gegen-Panorama,bundeswehr2326.html
Im übrigen: Hoffentlich war der Urlaub erholsam!
@ T.W.
Willkommen zurück.
@“17. Juli: Bei der Bundeswehr gibt es einen Fehlbestand von 60.000 Schuss Munition – in den vergangenen zehn Jahren.
(Randbemerkung: Die öffentliche Debatte darüber vergisst ein wenig, dass beim KSK, im Vergleich zur gesamten Truppe ein sehr kleiner Teil der Bundeswehr, im Vergleich ziemlich hohe Fehlbestände festgestellt wurden – mit anderen Worten: Der Fehlbestand in den gesamten Streitkräften, auf die zehn Jahre gerechnet, zeigt erst recht, wie viel problematischer der Fehlbestand beim KSK ist)“
Hier vergleichen Sie Äpfel mit Birnen. Die 60.000 beziehen sich auf Zahlen der Truppe, von der die Truppe gemäß gängigen Kontrollen weiß das diese fehlen. Gemäß dieser gängigen Kontrollen fehlten bis vor kurzem beim KSK keine einzige Patrone, erst der Waffen- und Munitionsfund in Sachsen hat zum tieferen Reinschauen in die Bücher geführt und diesen Fehl- bzw. Überbestand beim KSK offenbart.
Ich bin mir sicher, würde man dieses Prozedere auf die gesamte Truppe anwenden, dann würde sich auch da die Zahl 60.000 ändern.
Vereinfacht gesagt, ja die Situation beim KSK ist „schlimm“, aber ob es im Vergleich zur Truppe schlimmer oder besser ist, kann man aufgrund dieser einzelnen Meldung nicht sagen, da hier nicht „gleiche Werte“ verglichen werden.
Hallo Herr Wiegold ich hoffe Sie hatten einen schönen Urlaub !
@ Wa-Ge
Zitat:
„Gemäß dieser gängigen Kontrollen fehlten bis vor kurzem beim KSK keine einzige Patrone, erst der Waffen- und Munitionsfund in Sachsen hat zum tieferen Reinschauen in die Bücher geführt und diesen Fehl- bzw. Überbestand beim KSK offenbart.“
Das ist ja der eigentliche Skandal im Skandal !
Wieso kann beim KSK ein Fehlbestand von 85000 Schuss Munition und von 60 kg Plastiksprengstoff erst durch eine staatsanwaltliche Ermittlung aufgedeckt werden ?
Haben die routinemäßigen bw-internen Prüfungen, wie Zählappelle beim Übergabe des Hauptlagerbestand beim Chefwechsel, bzw. Wechsel des Nachschuboffiziers, regelmäßige Bestandsprüfungen alle 2 Jahre nach Bundeshaushaltsordung ( „§ 78“) versagt ?, wurden sie nicht ordentlich durchgeführt ? wurden sie aufgrund der ach so speziellen Verbandsstruktur überhaupt nicht gemacht ? wurde aufgrund der langen personellen Standzeiten in dem Verband und der engen personellen Verbundenheit zwischen Verantwortlichen und Aufsichtführenden diese Kontrollen überhaupt durchgeführt ?
Zitat: „Vereinfacht gesagt, ja die Situation beim KSK ist „schlimm“, aber ob es im Vergleich zur Truppe schlimmer oder besser ist, kann man aufgrund dieser einzelnen Meldung nicht sagen, da hier nicht „gleiche Werte“ verglichen werden.“
Das KSK sind rund 1000 Soldaten, die gesamte Bw hat 180 000 Soldaten, sagen wir mal 60000 Soldaten gemeinhin in Kampfverbänden. Glauben Sie, dass man in den restlichen Kampfverbängen 60 mal 85000 Schuss gleich 5,1 Mio Schuss als Fehlbestände finden würde, wenn man mit der gleichen Intensität suchen würde wie im KSK ?
Da ich dies für ziemlich unwahrscheinlich halte, stimmt der zitierte Satz einfach nicht, das man nicht sagen kann ob es im Vergleich zur restlichen Truppe schlimmer oder besser ist als beim KSK. Er ist schlicht eine Relativierung der katastrophalen Verhältnisse beim KSK !
Welcome back!
Zum Thema Personal(stärke) vielleicht noch die Ergänzung, dass die Auswahlkonferenzen für den Statuswechsel zum Berufssoldaten in diesem Jahr coronabedingt entfallen. (zumindest auf Ebene der Feldwebel)
Das ist sicherlich ein herber Schlag für die Betroffenen.
@ Georg sagt: 27.07.2020 um 14:27 Uhr
Wo nehmen Sie die Zahl her das beim KSK 80.000 Schuss fehlen? Haben Sie sich die Zahl ausgedacht? Soweit man das nachlesen konnte wurde beim KSK ein Fehl von ca. 40.000 Schuss bei gleichzeitigem Überbestand von ca. 30.000 Schuss festgestellt, wobei man noch prüft welche Gründe für das Fehl vorliegen. Die Bundeswehr stellt dazu selbst mehrere Szenairen vor die gerade untersucht werden (Fehlbuchungen, Verlust, Zurücklassen im Einsatz oder eben auch Diebstahl).
Was Ihre Frage im Verhältnis zur Gesamtbundeswehr angeht. So ist die Antwort nein, ich bin nicht der Meinung dass es in allen Verbänden ein solches Fehl geben wird. Aber es wird Standorte geben wo es um ähnliche Stückzahlen geht, ein Diebstahl ist ja öffentlich geworden. Der Diebstahl in Seedorf, und nein bevor der Verdacht wieder aufkommt, es war kein Verschulden eines Fallschirmjägers, der Schuldige wurde ermittelt, da ich jedoch nicht weiß ob dies öffentlich kommuniziert wurde wer der Schuldige war, gehe ich hier nicht weiter ins Detail.
@Wa-Ge
Interessant zu wissen wäre ob bei den abgängigen 60k Schuß die 20k aus Seedorf (Diebstahl) mit inkludiert sind.
Die Lazarettzüge als Leuchtturm der europäischen Verteidigung in der deutschen Ratspräsidentschaft gingen medial und politisch leider viel zu schnell wieder unter.
Bezeichnend mit welchen Ideen die Leitung des BMVg mittlerweile glaubt die Debatte rundum „ability-to-act“ prägen zu können.
Die Fragezeichen in vielen europäischen Hauptstädten waren wohl deutlich größer als in Berlin.
Willkommen zurück – auch wenn die drei Wochen nicht genug waren, hoffe ich dass Sie sich dennoch erholen konnten. Vor ein paar Tagen (23.7 mein ich) gab es bei der Zeit eine Meldung über neue Verdachtsfälle bei Soldaten im Zusammenhang mit rechten Chatgruppen (Artikelüberschrift: Soldaten die den Umsturz planen). Hab das Thema dann aber sonst nirgendwo gefunden. Waren dass dann doch eine ältere/bereits bekannte Geschichte? Falls doch neu reiht sich das ja dann u.U. mit anderen Sachverhalten mit ein
[War nach meiner Erinnerung keine bereits bekannte Geschichte, stand aber nur bei Zeit Online, weil deren Eigenrecherche, und ging dann im medialen Getöse der Causa Bohnert unter. Aus meiner Sicht eine falsche Gewichtung… T.W.]
Wilkommen zurück Herr Wiegold! Hoffe sie hatten eine halbwegs erholsame Zeit und aus 150 Patches wurden nicht 1500 ;)
Chinesisch-Indisches Grenzgebiet: Kleinere Scharmützel zwischen den Atommächten. All dies im Schatten eines möglichen/befürchteten/herbeigeredeten (?) pivot Chinas im Indischen Ozean.
Griechisch-türkische Hoheisgewässer: Hat wohl jeder mitbekommen, die Chefin hat nen Krieg in letzter Minute verhindert.
Libyen: Ägypten bringt sich durch carte blanche des Parlaments zum Einmarsch auf Seiten General Haftars unter Zugzwang. Selbst die abgezogen geglaubte Wagnergroup ist hyperaktiv. Warum? Die von der Türkei unterstützte Regierung im Westen des Landes konnte sich in kürzester Zeit bis Sirte vorkämpfen. Haftar steht auf den Hinterbeinen, Sisi in Kairo zog eine Rote Linie.
P.S: Der säkulare Diktator/General in Kairo, welcher Islamisten wegsperrt unterstützt Assad gegen Erdogan, einen Islamisten, der säkulare Generäle wegsperrt. Möglicher Flächenbrand?
Nun zumindest gerierte sich der Muezzin in der Hagia Sophia mit Schwert in der rechten Hand (Djihad) und Erdogan betete mit freiem Platz zu seiner Linken wie zu seiner Rechten (Khalif).
Brandneu.
@MarioZambeli
„The White House
Colonel Douglas Macgregor, United States Army (Retired), of Pennsylvania, to be Ambassador Extraordinary and Plenipotentiary of the United States of America to the Federal Republic of Germany“.
Da kommt erneut ein Hardliner und Foxnews-Kommentator mit beeindruckender mil Karriere (1), der nach dem Abgang von Bolton auf der Kandidatenliste zum nationalen Sicherheitsberater stand. Die Thematik 2% – Ziel vs fähigkeitsorientierter DEU Verteidigungsbeiträge, kann er beurteilen. Einfacher dürfte es in Berlin nicht werden.
https://t.co/XGri8qdWUz?amp=1
(1)
Macgregor was the top planner for General Wesley Clark, the military commander of NATO, for the attack on Yugoslavia.
Macgregor was the „squadron operations officer who essentially directed the Battle of 73 Easting“ during the Gulf War.
@Georg
Von allen Vorwürfen ist dieser Sachverhalt derjenige, der mich am wenigsten beunruhigt. Denn er hat das größte Potential einer harmlosen Erklärung.
Und die gemessene Reaktion der Bundeswehrführung – wohingegen manche Journalisten bereits rotieren und Hausdurchsuchungen in großem Stil fordern – zeigt mir, dass man sich auf der Hardthöhe dessen bewusst ist.
Führte man eine komplette Revision durch, würden noch ganz andere Sachen in ganz anderen Größenordnungen verschwinden – und andere wieder auftauchen, die man schon vergessen hatte.
Und zwar nicht, weil irgendjemand sie gestohlen hätte, sondern weil die Digitalisierung der Verwaltung auf Bundesebene in den Nullerjahren ein unfassbares Chaos ausgelöst hat.
Ich weiß aus eigener Anschauung aus einer früheren Tätigkeit, dass im Deutschen Bundestag mal über 300 Bürostühle zum Anschaffungspreis von gut 1 Million DM verschwanden. Die füllten einen Lagerraum von der Größe einer Turnhalle und waren eines Tages einfach nicht mehr auffindbar – bis sie sich Jahre später in den Beständen der VEBEG wieder materialisierten. Und aus meiner Wehrpflichtzeit könnte ich Ihnen noch ganz andere Geschichten erzählen.
Natürlich muss im Umgang mit sicherheitsempfindlichem Material wie Sprengstoffen eine Kultur der Achtsamkeit und Genauigkeit herrschen. Aber was tut’s? Menschen machen Fehler und vernachlässigen ihre Pflichten.
Wir leben nun einmal in einer Welt, in der selbst Bahnangestellte lieber auf ihrem Handy spielen, als aufzupassen, dass zwei Züge auf eingleisiger Strecke nicht frontal ineinanderkrachen.
Nachtrag: Was genau ist der Grund für das Grounding der niederländischen NH90?
Hey! Das Leiden hat ein Ende! Großes Hallo in die Runde! Willkommen zurück Herr Wiegold! Wünsche gut geurlaubt zu haben!
Ansonsten habe ich leider noch keinen Text. Es fühlt sich aber wunderbar vertraut an.
Von den aufgeführten Sachen hab ich auch was mitbekommen. (Wegen des Bezugs)
@T.W.: Willkommen zurück. Hoffe, der erhoffte Erholungseffekt hat sich eingestellt.
@Muck
Der vor Aruba in die See gestürzte NH90 war Teil des Patrouillenschiffes Zr.Ms. Groningen.
Mit Unterstützung eines Hubschrauber- und Taucherteams der Küstenwache wurde der Bordhubschrauber-Unfall der Groningen untersucht und die Bergung der NH90 versucht, erfolglos, die Maschine ist inzwischen gesunken. Der Flugschreiber (Black Box) wurde jedoch geborgen, Auswertungen liegen noch nicht vor.
Die zwei tödlich verunglückten Besatzungsmitglieder wurden inzwischen in den NLD den Familien übergeben und beerdigt.
https://www.defensie.nl/actueel/nieuws/2020/07/25/defensie-draagt-lichamen-christine-en-erwin-over-aan-families (Mit Video)
Sehr geehrter Herr Wiegold, der DBWV Link zur Auflösung der 2. Kompanie des KSK geht leider ins Leere. Bitte diesen einmal austauschen:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/2-kompanie-des-ksk-wird-kommende-woche-aufgeloest
[Danke, der Beitrag wurde bei denen wohl intern verschoben. Link gefixt. T.W.]
Guten Morgen,
das Thema: „Kramp-Karrenbauer stellt das Konzept eines freiwilligen Wehrdienstes für den Heimatschutz vor – sechs Monate militärische Ausbildung und weitere sechs Monate Reservedienst, auf sechs Jahre verteilt“
An sich , so finde ich , eine gute Sache. ABER. Die restlichen 5 Monate Reservedienst ableisten innerhalb von 6 Jahren. Das gestaltet sich nach meiner Meinung schwierig. In den 14 Jahren Jahren, in den ich als Resi meinen “ Dienst “ geleistet habe, waren meine diversen Arbeitgeber über das Thema “ Reservedienst “ nicht gerade erfreut. Quasi wurde das Thema Reservedienst im Keim erstickt und man kann sich ja Urlaub nehmen. Das gleiche war übrigens auch, als ich mit dem Gedanken spielte, ins THW einzusteigen. Oh Gott….die Büchse der Pandora bei den Arbeitgebern geöffnet.Da brauchte man überhaupt nicht ins Personalbüro gehen, wenn man so ein Anliegen hatte.
Viele Vorschläge über „Wehr/Reservedienst“. Aber es hadert doch an den Arbeitgebern und deren Verständnis. Was sehr schade ist.
In der Bundespressekonferenz vom 27.07.2020 war Oberstleutnant Bohnert Thema. Das Verteidigungsministerium hat erneut klar gestellt, dass der gemein hin als „Leiter Social Media BMVg“ wahrgenommene Stabsoffizier keine Leitungsfunktion inne hatte. Wer im BMVg hätte bemerken müssen, dass Bohnert, der nur als Referent einer Unterabteilung tätig gewesen sein soll den irreführenden Titel als Leiter führte, konnte der Pressesprecher nicht sagen.
Aus dem Protokoll der Bundespressekonferenz ( Video bei Jung und Naiv: https://www.youtube.com/watch?v=8QXEcZ1mYkY&feature=youtu.be&t=2254 ):
[Pardon, Daniel, es ist ziemlich sinnfrei, lange Textausschnitte hier als Kommentar zu posten, wenn das Textprotokoll ebenfalls verfügbar ist:
https://www.jungundnaiv.de/2020/07/27/bundesregierung-fuer-desinteressierte-bpk-vom-27-juli-2020/
Habe deshalb das überlange Zitat gestrichen.
Abgesehen davon: die Frage, ob ‚Head of social media‘ ein amtlicher Titel im BMVg ist und deshalb eine Amtsanmaßung vorlag, wie ein anderer Fragesteller mutmaßte, wollen wir doch in diesem Zusammenhang nicht zum Kern der Debatte machen. T.W.]
@TW: Danke für die Einordnung. Ich hatte das eigentlich zunächst auch so gesehen, dann aber wieder etwas gezweifelt da es dann von gar niemanden aufgegriffen worden ist. Die taz oder Sueddeutsche hatten in der Vergangenheit ja auch ganz gut Recherche betrieben in diesem Themenbereich und ich hätte eigentlich erwartet dass man zumindest da noch drauf eingeht. Naja – vielleicht kommt da ja noch was.
Natürlich fehlen der Bw viele „Schuss“ Munition, denn jede abgefeuerte Patrone impliziert den Schuss.
@muck
Immer wieder witzig, wie versucht wird fehlende Munition zu relativieren.
Verschwundene Munition ist etwas vollkommen anderes als Bürostühle oder andere „normale“ Nichtverbrauchsgüter (NVG).
Wenn in einem Krankenhaus aus dem Inventar Betten oder Beamtungsgeräte fehlen, dann ist das schlimm und das darf nicht passieren.
Wenn aber aus der Kühlkammer im Keller 2 Verstorbene (Leichen) fehlen und man nicht weiß wo die abgeblieben sind (weil schlechte Buchführung), dann ist das eine ganz andere Hausnummer.
So ähnlich verhält es sich mit Munition und Waffen(teilen).
Die Geschichte mit den Lazarettzügen ist tatsächlich spannend: Ein gemeinsames Projekt mit hohem Nutzen und geringen Risiko und überschaubaren Kosten.
Und wenn man möchte, leben Krankentransportkompanien (Schiene) wieder in der Reserve auf. Spätestens dann sind alle glücklich.
@ Panzerfahrer sagt: 28.07.2020 um 10:17 Uhr
Der Beitrag von @muck sollte nicht als relativierend sondern im Falle dem Zutreffen, dass es sich um einen Buchungsfehler handelt, als erklärend verstanden werden. Denn, sollte es sich um einen Buchungsfehler handeln, ist der entstandene Schaden dann nur PR-technischer Natur. Ein Buchungsfehler ist dann eben ein Buchungsfehler, egal ob da Stühle oder Munition oder Kampfpanzer falsch verbucht wurden, an den potentiellen Ausübung der „physischen Gewalt“ an der falsch verbuchten Sache änder sich nichts, diese ist dann ja nie in „falsche Hände“ geraten. Und da täglich mehrere hundert Munitionsbuchungen durchgeführt werden, aber nur sporadisch Stühle von A nach B gekarrt werden, ist statistisch gesehen der Buchungsfehler bei der Munition sogar wahrscheinlicher als bei Stühlen.
Anders sieht die Sache natürlich aus, wenn die Munition tatsächlich entwendet wurde. Dann gibt es mehrere Probleme.
1. Man hat Diebe in den eigenen Reihen (schlimm genug)
2. Die Tagtäglichen Maßnahmen reichen nicht aus um feststellen zu können, dass man Diebe in den eigenen Reihen hat
Und genau der zweite Punkt wäre dann, konsequenterweise zu Ende gedacht, Grund genug für die Annahme, dass dieses Problem nicht nur in Calw sondern auch an anderen Standorten aufgetreten sein könnte (wichtig Konjunktiv). Denn Gelegenheit macht ja bekannterweise Diebe. Dann müsste man Konsequenterweise jeden Standort durchleuchten, denn in Calw wurde es ja nur deswegen entdeckt, weil man ganz ganz genau nachgeprüft hat.
Aber noch sind wir ja nicht soweit und solange die Bundeswehr kein Ergebnis der Untersuchung hat, sind das alles nur Spekulationen und Schauermärchen.
@Franz S Es ist von der Sache her sicher ein guter Vorschlag, aber es ist vielleicht nicht das Signal, das die Partner erwartet hatten. Naja, immerhin besser als der Flugzeugträger.
Was AKKs Vorschlag zu den Nato-Kapazitäten angeht: natürlich ist es sinniger in Kapazitäten zu denken. Aber erstens gibt es doch schon sowas wie von den Mitgliedsstaaten bereitzustellende Kapazitäten. Und zweitens vermute ich hinter den 10% gleich die nächste nebelgranate. Ich meine: Kann jemand ungefähr sagen wie ehrgeizig oder unehrgeizig diese Größe ist?
Ich habe heute gelesen, dass die Fregatte Hamburg ins Mittelmeer entsandt wird zwecks Embargodurchsetzung. Da wäre ja mal die Frage wann nun die Baden-Württemberg bereit ist, in den Einsatz zu gehen. Wäre ja ein Heimspiel gewissermaßen.
[Hinweis: Die Hamburg trage ich gleich noch als gesonderten Eintrag fürs Archiv nach. T.W.]
@Wa-Ge sagt: 28.07.2020 um 14:38 Uhr
Bei den Buchbeständen bin ich bei Ihnen. Hier kann ein physisches Fehl nur bei Diebstählen in größeren Umfang, wie z.B. in Seedorf, entstehen.
Daneben wird es jedoch eine relativ hohe Dunkelziffer geben, die ordnungsgemäß als verbraucht verbucht wurde, nach der Ausgabe aber nicht verschossen wurde. Und damit sind noch nicht mal die „Souvenirjäger“ gemeint.
Ich denke da an meine Zeiten vom Mannschafter bis zum Zugführer zurück, wo man auf den Schießbahnen rund um Bergen-Hohne oder Munster alles Mögliche vom MG-Gurt mit Leuchtspur über Üb-/ scharfe Munition 20 mm vom Marder bis hin zur 105mm Granate des Leopard 1 finden konnte. Über letztere bin ich beim Erkunden buchstäblich gefallen.
Die Platz-Feuerwerker waren allerdings leicht genervt, wenn man mit so etwas ankam.
Das waren jetzt die Fälle von „Schusseligkeit im Felde“. Wenn man das absichtlich macht, bekommt man seinen Vorrat auch zusammen und kann diesen anderweitig verwenden. Und das, ohne das es auffällt.
@Wa-Ge
Sie haben meinen Einwand nicht verstanden:
Ein Buchungsfehler (oder mehrere) darf bei Munition nicht passieren und wenn doch, dann muss er sehr schnell auffallen und wieder korrigiert werden.
Ein Buchungsfehler bei normalen Gütern sollte prinzipiell auch nicht passieren, aber wenn doch, dann ist es eben nicht so schlimm.
Genau deshalb gibt es bei Waffen und Munition eben viel strengere Vorgaben als bei den restlichen Nichtverbrauchsgütern, damit bei Fehlern diese schnell auffallen oder überhaupt auffallen.
Ein Buchungsfehler ist eben nicht statistisch wahrscheinlicher nur weil die Buchungen häufiger durchgeführt werden (Munition).
Das wäre nur der Fall, wenn das Prozedere und die Wachsamkeit bei beiden Gütern (Stühle versus Munition) die gleiche wäre.
Ist sie aber nicht und darf sie auch nie sein.
Die Schlussfolgerung mit Calw und dem Rest der Bundeswehr ist auch nicht richtig.
Wenn bei anderen Einheiten jetzt bei genauerer Überprüfung auch diese Buchungsfehler auffallen würden, dann hätten die Kontrollinstanzen (regelmäßige oder stichprobenartige Überprüfung) versagt.
Das wären dann aber bei jedem einzelnen Verband oder Einheit voneinander unterschiedliche Kontrollinstanzen und allein deshalb schon unrealistisch. Gerade das KSK hat aber diese Ausnahmestellung, dass eben nicht der „normale“ Weg beschritten wird (wurde in den Vorgängerfäden genügend erklärt) und der Verdacht geäußert wurde, dass die Kontrollinstanz eben beim KSK keine Kontrolle durchgeführt hat, „weil Profis“ und „den vertrauen wir“.
Das fällt einem jetzt auf die Füße.
P.S.
Ein Buchungsfehler ist weit schwerwiegender (faktisch, nicht nur rechtlich), als hier oft dargestellt wird.
Jeder Soldat, der Zugang zu der falsch gebuchten Munition hat, kann diese entwenden und es fällt nicht auf. Einen Panzer kann man nur schwer unbemerkt aus der Kaserne entwenden, aber Munition problemlos im Kofferraum des Privat PKW am Freitag.
Die Nachverfolgbarkeit, wer diese Munition gestohlen hat, ist fast unmöglich bei einer Falschbuchung und damit auch das Wiederauffinden.
Wenn die Munition jetzt physisch noch da ist, hatte die Bundeswehr einfach nur Glück.
Das ist nicht nur ein PR-technischer Schaden, sondern die Vorstufe zu großem Unglück.
@T.W – welcome back.
@ Georg
Ich bin auf ihre Beiträge gespannt wenn die offiziellen Ergebnisse rund um den Munitionsverlust im KSK vermutlich nach der Sommerpause offengelegt werden.
Den Ausführungen von Muck kann ich nur beipflichten… SASPF lässt grüßen.
Zu glauben das im KSK keine Kontrolle über Munition und Kampfmittel herrscht dürfte ein Irrglaube sein. Persönlich hoffe ich das die Ergebnisse schnellstmöglich vorliegen, und das nicht allein für das KSK sondern vielmehr im Interesse der gesamten Bundeswehr.
Hier muss Transparenz geschaffen werden, auch wenn sich rausstellen sollte das man zu schnell geschossen hat.
@ Fritz und Muck
Die Hoffnung auf Buchungsfehler bei der fehlenden Munition beim KSK ist eine trügerische Hoffnung. Da ist selbst beim SASPF-System ein Buchungsfehler bei der Munition unwahrscheinlich.
Wie kommen die Schwierigkeiten bei den verschiedenen SASPF Untersystemen zu stande ? Ich selbst konnte in meiner aktiven Dienstzeit noch die Vorbereitung und die Einführung des Programms „IH-Planer“ beim LogABw erleben und das Ausbildungplanungsprogramm für Schulen.
Die Schwierigkeit lag darin zu definieren, was ist ein „Equipment“ ? Ist es das gesamte Radargerät, sind es die Hauptbaugruppen, Sender, Empfänger, Antenne, Energieversorgung usw., oder sind es Baugruppen bis auf Platinenebene oder beim Flugzeug die „LRU“, die „Line Replaceable Units“, also die Baugruppen die an der komplexen Avionik eines Kampfflugzeuges einzeln ausgetauscht werden können. Für jede dieser Baugruppen musste ein Instandhaltungsplan mit verschiedenen Rückführungsebenen entworfen werden und im Programm IH-Planer als Ablauf hinterlegt werden.
Man kann nachvollziehen, dass manche Referate sich die Arbeit vereinfacht haben und größere Einheiten als „Equipment“ definiert haben mit entsprechenden Problemen mit dem Instandhaltungsplan, der Ersatzteildefinition und der Ersatzteilbevorratung, soweit eine bw-eigene Instandsetzung noch betrieben wurde.
Ganz anders ist es jedoch bei dem Teilprogromm SASPF für die Nachschubbuchführung, für die Anforderung, die Ausgabe und den Nachweis von STAN und Vorratsartikel, das Buchführungsprogramm das als letztes der SASPF Teilprogramme von 2010 bis 2012 eingeführt wurde.
Eine Patrone 7,62 x 51 mm ist ein Stück, ist ein EACH, da gibt es nichts daran zu rütteln. Wenn ich also eine Lieferung von 100 000 Schuss 7,62mm mit VersNr bekomme, dann wird die im Bestand eingebucht und jede Anforderung, egal auf welchen Formblatt wird entsprechend ausgebucht. Ausgeben ohne vorhergehende Buchung ist nicht möglich, also kann es auch ohne kriminelle Handlungen keinen buchhalterischen Fehlbestand geben.
Ich bin genauso wie Sie auf die Ergebnisse der Untersuchung gespannt, der „Strohhalm“ Buchungsfehler wird meiner Meinung nach nicht funktionieren als Erklärung für die Fehlbestände.
Oh weh, das Thema Buchung/Fehlbuchung von Munition hatten wir doch in den vorherigen Einträgen zur Genüge? Es scheint, großer Erkenntnisgewinn ist derzeit vor weiteren Informationen kaum zu erwarten…
@Franz S:
Ob ein oder mehrere (?) Lazarettzüge wirklich so zentral und wichtig für die europäische Verteidigung sind, daran kann man aus meiner Sicht durchaus zweifeln.
Katastrophenschutz ist keine Aufgabe des BMVg und im Rahmen der Bündnisverteidigung ist derlei wahrlich nicht das drängendste Problem. Die Ministerin wollte die Züge ja aber auch in gemeinsamen Einsätzen verwenden? Die Bahnlinien in der Sahelzone scheinen mir jedoch begrenzt.
Will das BMVg derlei zeitnah national beschaffen? Oder über EDA, PESCO, OCCAR, u.ä.?
Wie in vielen anderen Fällen sind die deutschen Vorschläge zur GSVP eigentlich immer auf Logistik, Sanität oder Cyber begrenzt.
Kriege haben halt so einen kinetischen Aspekt, aber ein Lazarettzug ist halt politisch bequemer als Flugzeuge, Schiffe, Hubschrauber, Panzer, Kanonen, Munition, etc.
Bzgl. Social Media/Bohnert gibt es eine hervorragende Analyse/Hintergrundrecherche bei der WELT von Don Alphonso.
Ich glaube, die sollte man in der Gänze gelesen haben um die Nachricht hinter der Meldung zu verstehen.
Eigentlich ein ÖRR/Panorama-Skandal.
Und Nein, dies ist keine Werbung für das Nehmen der Bezahlschranke. Dafür sind alle alt genug hier im Forum.
[Ich teile diese Meinung ausdrücklich nicht – das dort betriebene Bashing mit der Ansicht, alle nicht genehmen Journalisten seien nur verkappte Linksextremisten, ist schon … problematisch. Werbung für diese Art von Kommentar, eine Analyse ist es wohl kaum, muss hier nicht sein. Aber gut, ich lasse es mal stehen – wenn allerdings so was für eine erwartbare Schlammschlacht genutzt wird, regele ich sehr hart ab. T.W.]
@Panzerfahrer & Georg
Ich relativiere nicht, indem ich angesichts eines Szenarios, das vielfältig erklärt werden kann, der Vollständigkeit halber eine gemeinhin vernachlässigte Möglichkeit in Erinnerung bringe. Was keineswegs unangebracht ist. In diesem Sinne empfehle ich angelegentlich den Gebrauch von Schneidwaren der Marken Ockham und Hanlon:
Diejenige Erklärung ist wahrscheinlich die zutreffendste, die mit der geringsten Anzahl an Variablen auskommt.
außerdem
Erkläre nicht durch Böswilligkeit, was durch Inkompetenz hinreichend erklärt werden kann.
Manchmal habe ich den Eindruck, wir sind unserem eigenen Nimbus deutscher Penibilität und Gesetzestreue erlegen. In Wahrheit wurschtelt sich der deutsche Staatsapparat genauso kreativ durch seine Geschäfte wie alle anderen auch. Das ist nicht schön, aber jedenfalls bis zu einem gewissen Grade unvermeidbar.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Danke, ich weiß von dem Absturz. Aber selbst bei unklarer Absturzursache vor dem Hintergrund einer noch nicht geborgenen Blackbox muss nicht unbedingt ein Startverbot verhängt werden, es sei denn, die Behörden hätten einen konkreten Verdacht. Doch müsste ein technisches Problem nicht mindestens die weltweite NFH-Flotte betreffen? Haben die überlebenden Crew-Mitglieder vielleicht Hinweise gegeben, die auf Fehler in der Technik deuten?
@Nur mal so
Ich bin ganz bei Ihnen. Aber selbst mancher Feuerwehrmann/manche Feuerwehrfrau kann von solchen Geschichten erzählen. Es ist schade, dass in diesem Land kein gesellschaftliches Klima herrscht, das ein solches Verhalten seitens der Arbeitgeber sanktionieren würde.
Meines Erachtens nach hat die Regierung hier dringend steuernd einzugreifen und die Arbeitgeber notfalls zur Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu zwingen. Denn gleichzeitig erwarten die Unternehmen ja, dass die BOS zur Verfügung stehen, wenn sie selbst auf ihre Dienste angewiesen sind (im Falle der Streitkräfte doch zumindest in dem Maße, was die Bundeswehr v.a. in den vergangenen Wochen und Monaten geleistet hat).
Wenn es notwendig ist, die Unternehmen besser finanziell zu kompensieren, bin ich gerne bereit, ein paar Euro Steuern mehr zu zahlen – Hauptsache man lässt jene in Ruhe, die sich dem Dienst an der Gemeinschaft verschrieben haben.
@T.W.: Don Alphonso schreibt meines Wissens ausschließlich seine klar gekennzeichnete Meinung. Die ist aber in der Tat in meiner Erfahrung immerhin oft mit einiger Kenntnis von der Materie und den dahinterliegenden Tatsachen geprägt. Und die Qualität von Journalismus steht mitunter durchaus auch hinter einer politischen Agenda (in die eine, wie in die andere Richtung) zurück. Das weiß eigentlich jeder, der mal die taz neben die FAZ legt und parallel die jeweilige Berichterstattung zum gleichen Ereignis liest. Leider. Ich beispielsweise lese genau aus diesem Grund beide, um nicht unnötig in die eine oder andere Filterblase zu rutschen.
Ich hoffe mal, dass es nicht als „Bashing“ oder Schlammschlacht gewertet wird, wenn ich aus subjektiver Sicht eines Nachrichtennachfragers durchaus beklage, dass es heutzutage statt schlichter Informationen immer häufiger eine Art „kommentierende“ Berichterstattung gibt, die den Eindruck erweckt, dass man beim Lesen und Denken quasi „betreut“ werden müsste. HaJo Friedrichs berühmte Äußerung, die er dem Spiegel gegenüber im Interview gab, gilt heute leider in vielen Redaktionsstuben nur noch wenig:
Solange es anscheinend mehr drauf ankommt, zuerst zu berichten und dem ganzen noch ein bestimmtes Narrativ zu verpassen, statt darauf, zutreffend und ohne unterschwellige Wertung zu informieren; solange muss man das auch kritisieren. Wobei natürlich auch wir alle als Nachrichtenkonsumenten, die derartigen Journalismus vielleicht stark nachfragen und mit Klicks belohnen, mittelbar auch selbst mit Verantwortung dafür tragen, wenn diese Angebote verstärkt reüssieren.
[Ich stimme Ihnen ja zu; und ich versuche zumindest, die Information und nicht die Agenda an erste Stelle zu setzen. Aber das führt hier zu einer Meta-Debatte, die den Rahmen von Augen geradeaus! sprengen würde. T.W.]
Aus gegebenem Anlass: Keine drei Tage ist die Kommentarfunktion wieder geöffnet, und schon kommen die Aussagen, in denen ein anderer Kommentator nicht nur kritisiert wird (völlig in Ordnung), sondern auch persönlich beschimpft wird. Nee, Leute. Kritik immer, persönlicher Anwürfe finden nicht statt.
@muck
Die Blackbox wurde geborgen und unterliegt derzeit der Auswertungbin den NLD, hatte ich doch zuvor dargestellt.
Das Startverbot aller NLD NH-90 hat die Entsprechung des DEU GenFluSi verhängt und Ministerin Ank Bijleveld-Schouten gegenüber dem Parlament vertreten. Alle 20 NLD Maschinen haben seit 20.07.20 bis zur Klärung der Lage Startverbot. Aussagen der überlebenden zwei Crewmitglieder sind öffentlich derzeit nicht bekannt, was verständlich ist, bevor Klarheit herrscht.
Weshalb in DEU nicht reagiert wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es gibt jetzt ein offizielles Video von der Rettung der französischen Gazelle-Crew, die im Rahmen der Operation Barkhane am 13.06.2019 in Mali von Insurgenten abgeschossen wurde (übrigens mit einem lausigen RPK, also einer zum LMG verlängerten, mehr brauchte es nicht): https://www.francetvinfo.fr/replay-magazine/france-2/13h15/video-operation-barkhane-oh-p-ils-se-sont-crashes-images-et-recit-exclusifs-du-sauvetage-de-l-equipage-de-la-gazelle_4042649.html#xtor=EPR-502-%5Bnewslettervideo%5D-20200712-%5Bvideo1%5D
Das Video wurde von dem 2. Tiger des Paares aufgenommen, der die Rettung aus der Luft gedeckt hat. Wer schon immer mal wissen wollte, wie man 3 Verletzte gemeinsam mit einem Eurocopter Tiger ausfliegt – der ja bekannlich keinen Frachtraum hat – einfach mal ansehen.
Was ich mich frage: Ob das die Bundeswehr im Notfall genauso machen würde? Das gezeigte Ad-hoc Verfahren ist ja wohl nicht so ganz vorschriftenkonform.
Noch mal, aus gegebenem Anlass: Die Schlammschlacht mit Publizisten, die von sehr weit rechtsaußen (um es zurückhaltend formulieren) jetzt die ganzen Linksextremisten „entlarven“, findet hier nicht statt, dafür gibt es genügend Webseiten, die so was gerne aufgreifen.
@causa „Ponorama“
Willkommen zurück an Deck.
Aber, ich erwarte trotz der hohen emotionalen Lage, eine faire und sachliche Aufarbeitung journalistischer Profis. Denn so, wie die Panorama Redaktion investigativ gearbeitet hat, ist es nicht im Sinne von Journalisten, die ihr Handwerk gelernt haben. Die Person Marcel Bohnert so in „die öffentliche Arena“ zu stellen (siehe Bendler Block oder der Artikel der Neuen Züricher vom 24.7. des Berlin Korrespondenten Jonas Herrmann) halte ich für äußerst gefährlich, wenn man im Vorfeld nicht alles lückenlos aufklärt. Auch er hat Fehler gemacht, vielleicht durch Unwissenheit/Naivität. Deshalb Aufklärung auf beiden Ebenen (PresseInfoStab und durch Profis, wo ich sicherlich auch sie dazu zähle, Herr Wiegold).
@Navy:
Hoffentlich versendet sich das alles wieder ganz schnell.
Hat denn Trump nicht mittlerweile irgendeinen Aufreger fabriziert?
Hallo zusammen,
vielleicht habe ich es übersehen, aber die Diskussion um die folgende Meldung habe ich vermisst:
https://www.flugrevue.de/militaer/keine-modernisierung-marineflieger-mustern-die-p-3c-orion-2025-aus/
„Man habe deshalb nach sorgfältiger Abwägung entschieden, das Modernisierungsvorhaben vorzeitig zu beenden. Die bei zwei Maschinen noch ausstehende Erneuerung der Tragflächen soll dem Vernehmen nach jedoch trotzdem erfolgen.“(!)
Die Zeit bis zum Marine Airborne Warning System auf A320-Basis muss also überbrückt werden. Ich finde, gerade aufgrund der in Corona-Zeiten reichlich verfügbaren (und im Gegensatz zu den Fähnchenhändler-P-3s auch gepflegten) Zivil-Turboprops ist die Lösung vom Rheinland Air Service mit der RAS 72 Sea Eagle auf ATR-72-Basis gar nicht mal so schlecht…
[Das Thema wurde hier umfassend debattiert. Und wir fangen bitte nicht wieder ganz am Anfang an.
https://augengeradeaus.net/2020/06/aus-fuer-jester-bundeswehr-stoppt-modernisierung-der-seeaufklaerer-neues-flugzeug-gesucht/
T.W.]
Und Mali?
@Rita_Katz
#Mali-based #JNIM claimed a suicide raid on a French military camp in #Gossi #Timbuktu, in its first official claim since the death of longstanding and influential #AQIM leader #Droukdel in early Jun. Officials claim one soldier was killed in the attack.
Und zu #Takuba, nichts.
@Memoria
Der strategische Verwundetentransport wird eine der schwierigsten Herausforderungen bei einer Bündnisverteidigung (Artikel 5) sein. Durch die erheblichen Fortschritte bei der präklinischen Versorgung bei vielen Streitkräften ist die Überlebensrate Verwundeter glücklicherweise erheblich verbessert worden. Die Qualität der sanitätsdienstlichen Versorgung hängt aber von der gesamten Rettungskette einschließlich des strategischen Verwundetentransports ab. Die Verfahren und Kapazitäten aus den Einsätzen des internationalen Krisenmanagements mit der Abstützung auf den Lufttransport sind bei den möglichen Verwundetenzahlen etwa bei einer Major Joint Operation im östlichen Bündnisgebiet wohl kaum ausreichend. Die Entfernungen lassen einen Straßentransport praktisch nicht zu. Die zu Zeiten des kalten Krieges vorgehaltenen, kurzfristig aktivierbaren Fähigkeiten wie Krankentransportzüge und -schiffe (Seebäderschiffe nach Hegoland) und Rüstsätze existieren nicht
Ich bin etwas erstaunt darüber, dass der Standort Immendingen im Bezug auf „Dein Jahr für Deutschland“ auf der Übersichtskarte aufgelistet wird. Die Kaserne sowie StOÜbPl und BwDLZ wurden doch geschlossen und von der Daimler AG übernommen oder liege ich da falsch? Kann mir das bitte jemand erklären?
Prof. Sönke Neitzel stellt in der Verbandszeitschrift anhand derzeitiger Diskussionen zu KSK und Bohnert und Tradition und auch Macgregor die Frage nach Sinn und Zweck deutscher Streitkräfte.
Titel im Interview: „Die Bundeswehr wird nicht als Kampftruppe anerkannt“
Einige Aussagen:
– Warum bilden wir über Jahre Kommandosoldaten mit großem Aufwand aus, wenn wir nicht bereit sind, sie ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen?
– Deutschland unterhält mit vielen Milliarden eine Armee, hat aber unausgesprochen beschlossen, sie nicht einzusetzen. Dann brauchen wir kein Gefechtsübungszentrum und auch keine neuen Eurofighter.
– Dass die Bundeswehr der Speerspitze des Heeres im Einsatz 14 Jahre lang keine marktverfügbaren Hubschrauber bereitstellte, kann nur politisch gewollt gewesen sein (1) und ist ein weiteres Beispiel für die Dissonanz des deutschen Afghanistanengagements. Kampfeinsätze, wie sie etliche Soldaten berufsbedingt bejahten passten nicht zur „Zivilmacht“ Deutschland, weder zur Kanzlerin, zu den Verteidigungsministern, noch zum damaligen Generalinspekteur.
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/news/soenke-neitzel-im-interview-die-bundeswehr-wird-nicht-als-kampftruppe-anerkannt/
Wird #Macgregor dann also aus berufenem und unverdächtigem deutschem Historiker-Munde bestätigt?
Das Jagen von Taliban, al-qaida au Magreb, Boko Haram etc. wird natürlich nicht Thema/Auftrag werden. Eine Beteiligung bei Op TAKUBA gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat Große Sahara“ darf es in Berliner Selbstverständnis auf keinen Fall geben. Frankreich hat bei der älteren Op Barkane bisher 38 Mann verloren. Zu soviel Trauerfeiern mit Bundesdienstflagge auf dem Sarg will keine IBuK, und eine Kanzlerin kurz vor Schließung ihrer Biografie schon lange nicht.
Warum? Parallel müssten Zinksärge ausgelagert werden und das ungeschriebene Gesetz von der Soft Power Deutschland, dem GG quasi übergestülpt, bräche auseinander.
Daher bleiben wir Übungsweltmeister. Das „Wer anderes will, soll zur Légion gehen“ von AKK fasst die unangefochten gültige politische Geisteshaltung prägnant zusammen. Heuss sagte bei vergleichbarer Grundauffassung mit starker Ironie „Dann siegt mal schön“. Tja dann, wozu Streitkräfte?
Alle sehen sich beruhigt, jedenfalls die ohnehin nicht wirklich interessierte Masse der Bevölkerung und die stillschweigende BT Einheitsmeinung der zzt 709 Abgeordneten auch. Zum Kampfeinsatz muss keiner seine Zustimmung bemühen, sich in keinem Wahlkreis rechtfertigen.
Ein unangefochten geliebter Meinungsbrei, von Gysi bis Gauland! Toll!
(1) Fett durch mich.
@KPK aufgreifend
Herr Neitzel erwarb meinerseits große Sympathie für seine Äußerung, dass das deutsche Kaiserreich nicht das Land „Mordor“ gewesen wäre, wo die „Orks“ herkämen.
Sein Beitrag zum Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege nahm mich dagegen nicht so mit.
Bisher dachte ich immer, die vornehmste Aufgabe des Soldatenden der Bundeswehr wäre die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland gegen jedweden Feind von außen. Damit verbindet sich für mich eine ausschließlich abschreckende Wirkung. Deterence!
Wer mehr verlangt, sollte das gut begründen. Nicht nur einfordern,
Halb-OT bzw. Erinnerung für Herrn Wiegold: Was ist eigentlich aus dem Eurofighter-Zusammenstoß geworden? Ich hab als letzten Stand im Hinterkopf, dass GenFlusi im Frühjahr einen Bericht vorlegen wollte. Danach hab ich da nichts mehr von gehört. Hat man das klammheimlich wegen Corona hinten runter fallen lassen? Mutmaßlicher Pilotenfehler macht sich in der Presse natürlich nicht so gut, andererseits sind da mehr als 100 Millionen Euro Steuergeld vom Himmel gefallen…
@Bundesbürger
Karlsruhe hat Auslandseinsätze im 94er Urteil LV/BV nicht nachgeordnet.
Die Bewertung „vornehmste“ Aufgabe ist absichtsvoll diffamierend gegenüber allen Einsätzen seit Belet Huen/Somalia https://augengeradeaus.net/2018/05/somalia-vor-25-jahren-der-erste-bewaffnete-auslandseinsatz-der-bundeswehr/ oder wie meinen?
Eine Auseinandersetzung mit Inhalten von Neitzel käme besser. Er hat nicht abstrakt gefordert, sondern durchaus die Sinnfrage deutscher Streitkräfte im Hier und Jetzt gestellt und Antworten gesucht, die 2020 zu fordern sind.
Seine Behauptung von politisch gewollter Nichtausstattung mit HubSchr für ISAF erzielt keinen Aufschrei? Unglaublich, nicht die Behauptung, vielmehr dass niemand Fragen stellt.
Weiter gedacht sagt er nämlich, Großkoalitionäre, mit annehmbar stillem oppositionellen Beifall, alimentieren die Streitkräfte nur soweit, dass strukturelle Nichteinsetzbarkeit zu Kriegshandlungen gegeben ist und gerade eben PSO noch machbar bleiben.
Seine Gedanken zum Traditionserlass bleiben ohne Resonanz, ist das Thema durch, weil Erlass ist gleich Befehl? Wegtreten!
Zitat:
„Zur Wahrheit gehört jedoch, dass Wehrmachtangehörige noch immer eine Rolle spielen, wenn auch eine untergeordnete. Das betrifft vornehmlich die Kampftruppe des Heeres. Es ist der Bundeswehr nicht durchgängig gelungen, den Unterschied zwischen Tradition und Geschichte zu vermitteln, so dass Geschichte mitunter für Tradition gehalten wird. Gerade in der Kampftruppe wird, was der Traditionserlass gerade nicht zulässt, zwischen soldatischem Handwerk und politisch-historischem Kontext differenziert. Natürlich nicht offiziell, aber hinter vorgehaltener Hand eben schon. Es gibt gewiss Panzersoldaten, die die Leistungen von Tiger-Kommandanten des Zweiten Weltkrieges nicht nur für Geschichte, sondern als Teil ihrer soldatischen Tradition auffassen – …“
So ist es. Der Erlass lässt solche Männer im Stich und treibt sie höchstens in obskure Foren und Denkmuster, siehe 2./KdoKp KSK.
@Simon
Für den Absturz der zwei EF war ein Pilotenfehler ursächlich. Habe ich vor etlichen Wochen in der Presse gelesen. Quelle habe ich jetzt auf die Schnelle nicht im Kopf/ zur Hand. Kann gern nochmal suchen.
Doch schnell gefunden.
Wenn ich den Link hier reinstellen darf:
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Eurofighter-Absturz-Offenbar-Pilotenfehler,eurofighter248.html