Übung Defender Europe 20: Ein bisschen geht doch noch
Die größte Verlegeübung von US-Streitkräften nach Europa seit einem Vierteljahrhundert, Defender Europe 20, war im März wegen der Coronavirus-Pandemie faktisch gestoppt worden. Ein bisschen was findet aber dennoch statt, wenn auch ohne Bundeswehr: Nach einer Teilübung in Polen werden im Juli US-Soldaten auf dem deutschen Truppenübungsplatz Bergen erwartet.
Die U.S. Army Europe hatte nach dem Aussetzen der Übung mitgeteilt, dass die bereits nach Europa verlegten Soldaten einen Teil der Übung weitgehend planmäßig durchführen würden – zum Beispiel auf dem polnischen Übungsplatz Drawsko Pomorskie (Foto oben). Allerdings findet dieser Teil, die Exercise Allied Spirit, nur mit US- und polnischen Soldaten statt – die Beteiligung deutscher Soldaten, für die Flussquerung insbesondere die M3-Amphibien-Einheit aus Minden, wurde wie alle Auslandsübungen der Bundeswehr abgesagt.
Eine weitere Übung der US-Truppen wird es im Juli in Bergen geben, wie der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber am (heutigen) Donnerstag dem Verteidigungsausschuss mitteilte:
USAREUR [U.S. Army Europe] beabsichtigt, nach vorausgehender 14-tägiger Quarantäne in den USA, voraussichtlich ab 10. Juli 2020, die Verlegung von etwa 600 US-Soldatinnen und Soldaten aus den USA nach Deutschland. Nach einer Vorbereitungsphase sind anschließend in einem Zeitfenster von etwa drei Wochen verschiedene Übungsvorhaben auf dem Truppenübungsplatz Bergen/Munster geplant. Die Truppe soll dabei durch etwa 400 weitere Soldatinnen und Soldaten aus in Deutschland stationierten USAREUR-Einheiten unterstützt werden. Im Anschluss an die Übung ist die Rückverlegung des Personals bis zum 15. August 2020 in die USA und die sukzessive Rückverlegung des Materials in die Ursprungsdepots der US Army in Europa vorgesehen.
Die Bundeswehr nimmt nicht an dieser Übung teil, ist aber darauf eingestellt, notwendige Unterstützungsleistungen im Rahmen des Host Nation Support zu erbringen.
Die Bundeswehr hatte ihre ursprünglich vorgesehene Beteiligung an der Übung in Bergen auch schon im März unter Hinweis auf die Viruspandemie abgesagt.
Die U.S. Army Europe machte zu den Plänen für Juli, über die zuerst dpa berichtet hatte, nur recht knappe Angaben:
Planning efforts for the second phase of DEFENDER-Europe 20 are ongoing. We are currently planning for a battalion-level exercise at Bergen-Hohne Training Area, Germany, which is tentatively scheduled to occur later this summer.
(Foto: An M2 Bradley Infantry Fighting Vehicle crosses a bridge built by both the 2nd and 5th Polish Engineer Regiments at Drawsko Pomorskie Training Area, Poland, June 8, 2020. Exercise Allied Spirit, a DEFENDER-Europe 20 linked exercise, originally scheduled for May, takes place at Drawsko Pomorskie Training Area, Poland, June 15-19, 2020 – U.S. Army National Guard photo by Sgt. Anna Churco)
„(…) wie alle Auslandsübungen der Bundeswehr abgesagt“
Wurden denn tatsächlich alle Bundeswehrübungen im Ausland abgesagt? BaltOps startet doch auch diese Woche, des Weiteren scheint die efp-Battlegroup in Litauen ihren Übungsbetrieb wieder aufgenommen zu haben. Beides natürlich unter Coronabedingungen.
[Die Aussage wurde neulich irgendwo getroffen; muss noch mal die Quelle nachsehen – aber die beiden Beispiele sprechen nicht dagegen: BALTOPS ist ohne Hafenaufenthalt, eFP ist ja an sich keine Übung, sondern die NATO-Battlegroup ist in Litauen stationiert und macht ihre Übungen in dem Rahmen. Gemeint sind offensichtlich Verlegungen zur Übung im Ausland. T.W.]
Gut so, dass Bergen genutzt werden wird.
Angesichts von Größe, Unterbringungs- Übungs- und Schießmöglichkeiten in Divisionsgröße verschwinden dort sowohl 600 als auch 400 Soldaten on Top in der Heide.
Bergen eignet sich vorzüglich für PzTr, PzGrenTr, AufklTr und Artillerie, sowohl schießende als auch aufklärende.
Anzunehmen ist daher, dass Teile eines ABCT (Armored Brigade Combat) oder Stryker Brigade Combat Team (SBCT) den Platz nutzen werden.
Schade, dass vom Heer niemand dabei ist. Das DEU/NLD PzBtl 414 liegt am Platz, Entfernung zur nächst gelegenen Schießbahn ca 3 km.
Ergibt das eigentlich Sinn, mit Einschränkungen wie Abstandhalten Manöver abzuhalten? Oder stellt der Corona-Hintergrund vielleicht sogar einen Mehrwert dar im Sinne von ‚adapt and overcome‘? Wie sehen das Leser mit militärischer Führungserfahrung?
@muck
Nach außen hin wird (in der Bw) ein Einhalten der Hygienemaßnahmen verkauft – endet aber darin mit Maske essen zu empfangen und anschließend mit 5 weiteren Soldaten am gleichen Tisch dieses zu sich zu nehmen.
Von zum Beispiel einem Dixi für 100 Sdt auf einer Schießbahn mal ganz abgesehen..