Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Übersicht 20. Mai
Der Fokus auf die Coronavirus-Pandemie und die Hilfeleistungen der Bundeswehr hat deutlich nachgelassen – aber eine Übersicht ist mal wieder nötig; hier die vom 20. Mai 2020:
• Die bestätigten Infektionen unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Inland haben sich auf niedrigem Niveau eingependelt. Die Zahlen der vergangenen Tage:
15. Mai:
56 begründete Verdachtsfälle
366 Fälle insgesamt, davon 29 tagesaktuell bestätigte Fälle
18. Mai:
45 begründete Verdachtsfälle
364 Fälle insgesamt, davon 25 tagesaktuell bestätigte Fälle
19. Mai:
39 begründete Verdachtsfälle,
366 Fälle insgesamt, davon 25 tagesaktuell bestätigte Fälle
20. Mai:
38 begründete Verdachtsfälle,
369 Fälle insgesamt, davon 28 tagesaktuell bestätigte Fälle
In den Auslandseinsätzen gibt es weiterhin keine bestätigten Fälle.
• Die Zahl der Amtshilfeanträge insgesamt ist weiter leicht angestiegen und liegt jetzt bei etwas über 580, gebilligt wurden 299. Davon laufen derzeit 154 Unterstützungsleistungen, weitere 23 sind in Planung. Außerhalb der Bundeswehrkrankenhäuser sind dafür rund 710 Soldaten im Einsatz.
Schwerpunkte sind weiterhin Unterstützung in Alten- und Pflegeheimen und die Hilfe für Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Derzeit unterstützen Soldatinnen und Soldaten in 35 solcher Heime und in 22 Gesundheitsämtern in mehreren Bundesländern.
#FürEuchGemeinsamStark Nach der Theorie folgt die Praxis und damit der Einsatz der MTS-Soldaten im Gesundheitsamt für den Landkreis Vorpommern-Rügen in Stralsund. Als Kontaktpersonen-Ermittler helfen sie mögliche #COVID19 Infektionen und deren Infektionsketten ausfindig zu machen pic.twitter.com/wa0p4EUxnQ
— Deutsche Marine (@deutschemarine) May 20, 2020
Hinzu kommt der Einsatz von Soldaten in derzeit acht Einrichtungen für Geflüchtete, zum Teil auch mit infizierten und isolierten Bewohnern (siehe Foto oben).
• Angesichts der aktuell geringeren Auswirkungen der Pandemie laufen die Planungen für eine vorsichtige Rückkehr zur Normalität auch für den Dienst- und Ausbildungsbetrieb der Bundeswehr. Für das Einsatzkontingent Unterstützung Corona soll in nächster Zeit die Bereitschaftszeit der rund 15.000 Soldaten (zusätzlich zu den 17.000 des Sanitätsdienstes) heraufgesetzt werden: Wenn die Folgen der Viruspandemie nicht doch noch heftiger werden, könnten rund 3.000 Soldaten in einer Bereitschaft von zwei bis fünf Tagen bleiben; die übrigen 12.000 würden auf eine Bereitschaftszeit von zwei Wochen übergehen.
• Vielleicht sichtbarstes Zeichen eines Übergangs dessen, was als Normalität gilt: Zunehmend fordern Länder Amtshilfe der Bundeswehr für ein ganz anderes Problem an, nämlich die Bekämpfung des Borkenkäfers.
Im Einsatz gegen den #Borkenkäfer. Auch dieses Jahr helfen die #Soldaten|innen der #Bundeswehr im Rahmen der #Amtshilfe. Ausgerüstet mit Schälmessern sind sie auf der Jagd nach dem Borkenkäfer im #Hunsrück, #Eifel und dem #Westerwald. https://t.co/UIzC3VWD4n pic.twitter.com/dwfwfrp0ke
— Bundeswehr (@bundeswehrInfo) May 19, 2020
(Foto: Eine Soldatin und ein Soldat befüllen am 8. Mai 2020 Waschmaschinen in der Isolierstation einer Unterkunft für Geflüchtete in Althütte-Sechselberg – Jonas Weber/Bundeswehr)
Wenn ich bei der Borkenkäferhilfe schon lese „Auch dieses Jahr helfen…“, dann ist das keine einmalige Aktion und wiederholt sich. Anscheinend sind die Landesforsten nicht in der Lage oder Willens, innerhalb von zwei Jahren genügend eigenes Personal zu generieren. Denn so wie es aussieht, braucht man für diese Tätigkeit keine spezielle Ausbildung.
Auch der Einsatz in den Altenheimen und Flüchtlingsunterkünften erschließt sich mir nicht, warum das ausgerechnet Soldaten sein müssen. Schließlich gibt es beim DRK etc. extra aufgestellte und aus Steuermitteln finanzierte Betreuungszüge, die neben der Errichtung und dem Betrieb von Notunterkünften auch so etwas können. Oder man greift auf zivile Dienstleister zurück.
Für mich drängt sich der Eindruck auf, die betroffenen Landkreise und Ämter machen es sich einfach und nehmen die kostengünstigste Alternative – die Bundeswehr, die wahrscheinlich mal wieder nicht abrechnet. Und sich medial aufdrängelt.
Ich habe Respekt vor den Kameraden/-innen, die das machen, aber ich bin nicht Soldat geworden, um in irgendwelchen Einrichtungen Hiwi-Jobs bei der Reinigung zu verrichten.
Wenn die Station eh schon isoliert ist brauche ich doch keine zusätzliche Amtshilfe zum Wäschewaschen. Dann kann die BW auch bei mir vorbei kommen und Geschirr abwaschen.
@ pio fritz Zumal viele Leute arbeitslos geworden sind die sowas für den halben Preis machen um nicht beim Amt betteln zu müssen.
@Pio-Fritz:
1+ Danke! Danke! Danke!
Definitive Solidarität meinerseits für Pio-Fritz. Hier kann die Bw auch nur ein nicht tragfähiges System künstlich beatmen.
Aber wer das für die Hälfte macht, muss wohl auch beim Amt betteln gehen, zwecks Aufstockung.
@Pio-Fritz
DRK… die wollen Kohle dafür. Und die Chefs der DRK Helfer wollen Lohnersatzleistung.
Die Bundeswehr ist eh da und der Soldat bekommt seinen Sold egal was er/sie/es getan hat. Macht gute Presse und kostet nix….
Die Landesforsten brauchen eben keine Kurzzeit Minijobber weil die Soldaten es umsonst tun… Beim THW sagen wir da immer „Staat stellt Staat keine Rechnung aus.“
Da gibt es noch viele viele Möglichkeiten Soldaten zu bespassen… Wenn die BW ihr Personal selber braucht wird sie die Amtshilfe Gesuche schon ablehnen.
@küstengang Aber es ist doch KRANK leute nur der bespassung wegen zu bespassen. Im Sinne “ die sind eh da“ da können sie auch fremde Wäsche waschen. Merkt es niemand??
@Küstengang01 sagt: 20.05.2020 um 19:21 Uhr
„DRK… die wollen Kohle dafür. Und die Chefs der DRK Helfer wollen Lohnersatzleistung. “
Genau das schrieb ich ja, Bw als kostengünstigste Lösung, die sich auch noch medial aufgedrängelt hat. Und dann werden Bataillonsübungen wegen Corona-Gefährdung vom GI persönlich abgesagt, aber Soldaten in die Altenheime geschickt. Das ist doch total Gaga.
„Die Landesforsten brauchen eben keine Kurzzeit Minijobber weil die Soldaten es umsonst tun… Beim THW sagen wir da immer „Staat stellt Staat keine Rechnung aus.“ “
Da kenne ich das THW aber ganz anders. Gerade nach den Hochwasserkatastrophen 2006 und 2013 hat das THW seine Leistungen mit den Landkreisen abgerechnet. Da gab es sogar Gerichtsprozesse drum, bezahlen mussten die Landkreise trotzdem. Denn auch dem THW-Helfer stehen Lohnersatz etc. zu. Und das ist im THW-Etat nicht in entsprechender Höhe eingepreist. Das ist im Katatsrophenfall, den wir momentan ja nicht haben, eben so, wer die Musik bestellt muss auch bezahlen. Nur die Bw spielt umsonst, deshalb ist sie ja auch so beliebt bei den Katastrophenstäben der Landkreise. Genau das gleiche passiert dann eben bei Amtshilfe.
Und die Landesforsten – die Aufräumarbeiten der letzten Orkane und durch Borkenkäferbefall dauern noch Jahre, da kann die Bw doch keine Dauerlösung sein.
Ich persönlich würde als junger Soldat gleich wieder kündigen, wenn ich da im Wald für Wochen oder Monate Bäume schälen sollte. Das ist ja auch eine typische soldatische Aufgabe, ich wollte ja auch unbedingt Waldarbeiter werden./sarc Oder man ist so abgestumpft, das man für seinen Sold auch gebrauchte Kondome nach Farben sortiert…
Weiß man das denn, dass die Landesforsten die Bundeswehr für diesen „Einsatz“ nicht bezahlen?
Wenn dem so ist (keine Rechnung):
Das Problem ist eher, dass einige Bundesländer hier auf Kosten des Bundes ihre Behörden / Anstalten des öffentlichen Rechts finanzieren lassen.
Andere Anstalten des öffentlichen Rechts machen dies nicht und wirtschaften wie ein Unternehmen und machen jedes Jahr Verluste und da droht dann die komplette Privatisierung der nicht hoheitlichen Bereiche.
Finde ich auch ein starkes Stück, unabhängig welche Kräfte hier Amtshilfe leisten müssen.
Wie schon beschrieben, dafür muss man dann kurzfristig Stellen ausschreiben und 100 Mann über ein Bundesland verteilt ist auch keine unmögliche Aufgabe.
(Freiwillig Ökologisches Jahr und ähnliche Konstrukte gibt es auch genau für diese Maßnahmen)
@Pio-Fritz am 20.05.2020 um 10:59 Uhr
Ich kann Ihnen da in jeder Hinsicht nur zustimmen!
Daß die Bundeswehr bei großen Hochwassern wie an Oder, Elbe oder Donau hilft, keine Fra-ge. Gleiches gilt für großflächige Waldbrände. Auch in der Flüchtlingskrise 2015 war es selbstverständlich richtig, daß da „helfende Hände“ der Bundeswehr mit angepackt haben.
Aber schon bei den Schneeräumaktionen der Vergangenheit wie zuletzt Anfang 2019 in Bay-ern hatte ich den fatalen Eindruck, daß hier Soldaten bereitwillig „verheizt“ wurden, um Be-hörden und vor allem Immobilienbesitzern die Kosten für die durchaus auch anderweitig bereitzustellenden Arbeitskräfte zu ersparen. Vergleichbares gilt für Soldaten, die in Forsten mit Borkenkäferbefall arbeiten. Das ist übrigens wirklich nicht neu, schon 1990 habe ich – damals in einem VBK in NRW – erlebt, daß eine Waldbesitzerin mit juristischen Mitteln durchsetzen konnte, daß ihre Parzellen – laut Gutachten seit Jahren vernachlässigt und nicht ordentlich beförstert – nach dem Orkan Lothar von Soldaten aufgeräumt werden mußten.
Zum Einsatz der Bundeswehr in der aktuellen SARS-CoV-19-Krise läßt sich vieles sagen. Sicher war es richtig, in der Anfangsphase Soldaten einzusetzen, um Teststationen aufzubauen und zu betreiben, Behelfskrankenhäuser – die zum großen Glück bislang nicht gebraucht wurden! – einzurichten, oder in dem großen LKW-Stau an der polnischen Grenze die LKW-Fahrer mit Verpflegung zu versorgen usw. Ich kann auch grade noch nachvollziehen, daß Soldaten in Gesundheitsämter helfen Infektionsketten nachzuvollziehen. Daß man dazu lieber auf Personal mit Sicherheitsüberprüfung zurückgreift – handelt es sich doch um personenbezogene Daten – ist ein Argument.
Aber beim Wäschewaschen in Seniorenheimen oder ähnlichen Hilfstätigkeiten endet mein Verständnis abrupt und nachhaltig – so wichtig diese Tätigkeiten auch sein mögen. Dafür las-sen sich mit Sicherheit andere Menschen finden, die man dann allerdings bezahlen muß! Na und?
Soldaten sind auf jeden Fall nicht die Hilfsarbeiter der Nation, so befriedigend die Tätigkeiten auch für einzelne Soldaten nicht zuletzt als willkommene Abwechslung sein mögen.
Soldaten sind der wesentliche Bestandteil der Streitkräfte unseres Landes, die natürlich auch außerhalb ihres genuinen Auftrags in unserem Land helfen, wenn Not am Mann ist, aber auch nur dann und soweit.
Sonst sollte man lieber das THW aufstocken oder ein ziviles Katastrophenschutz-Korps aufstellen.
@T.W.
Hallo Herr Wiegold,
kann es ein, das mit der Anzeige der Komentare irgendetwas nicht stimmt? Mir wird z.B. gerade der Kommentar von Küstengang01 nicht angezeigt. Ähnliches habe ich diese Woche schon mehrfach beobachtet, inkl. eigener Kommentare.
[Prüfe ich. T.W.]
@T.W.
das wirkt so, als ob die älteren freigegebenen Kommentare beim nächsten Schwung dann verschwinden
[So, möglichen Fehler gefunden, hat mit dem Block-Verschieben von Spamkommentaren zu tun. Hoffe das tritt jetzt nicht wieder auf, sonst gerne Hinweis. T.W.]
@Pio-Fritz
Diese ungewöhnlichen Unterstützungsmassnahmen fingen ja bereits seit MItte März an. Bsp. in WHV ein Einkaufsdienst durch Soldaten und Bw-Lkws. Dieser „Service“ wurde von der Einsatzflottille „angeboten“. Und dann nachträglich über einen Hilfeleistungsantrag formalisiert.
Das ist alles gewünscht. Durchschnittsbürger findets gut und (er)kennt die rechtlichen Hintergründe nicht. Man erklärt sie ihm aber auch nicht. Weder die Regierung noch die Medien. Die durch Kurzarbeit betroffenen Fuhrunternehmen, die sicherlich gerne ihren Verdienstausfall etwas kompensieren würden, wissen nicht um die Rechtslage.