Extremisten in der Bundeswehr: Mehr Blick nach rechts, mehr Verdachstsfälle, mehr Meldungen
Der Militärische Abschirmdienst (MAD) ist im vergangenen Jahr mehr Verdachtsfällen auf Rechtsextremismus in der Bundeswehr nachgegangen als in den Vorjahren. Hauptgrund dafür war eine Anpassung der Arbeitsweise des Nachrichtendienstes und ein höheres Meldeaufkommen aus der Truppe. 46 Soldaten wurden 2019 wegen rechtsextremistischer Verfehlungen aus der Bundeswehr entlassen.
Diese Zahlen gehen aus dem ersten Jahresbericht der Koordinierungsstelle für Extremismusverdachtsfälle hervor, die im vergangenen Jahr im Verteidigungsministerium eingerichtet wurde. Der Bericht, der sowohl der Leitung des Ministeriums als auch Parlament und Öffentlichkeit einen Überblick über Fälle von Extremismusverdacht in der Bundeswehr geben soll, wurde am (gestrigen) Montag an den Verteidigungsausschuss übergeben.
2019 ging der MAD insgesamt 743 Extremismusverdachtsfällen nach, von denen 482 im vergangenen Jahr neu hinzugekommen waren. Bis zum Jahresende wurde dabei bei 38 Personen fehlende Verfassungstreue festgestellt, 14 wurden als erkannte Extremisten eingestuft.
Dabei zeigte sich ein deutliches Übergewicht rechtsextremistischer Tendenzen: 592 der 743 Verdachtsfälle kamen aus diesem Bereich, außerdem in 34 Fällen aus der Zugehörigkeit zur so genannten Reichsbürgerszene. Beim Verdacht auf fehlende Verfassungstreue spielte ebenfalls mit 27 Fällen der rechtsextremistische Bereich die Hauptrolle, acht Soldaten wurden als erkannte Extremisten gezählt.
Deutlich geringer waren diese Zahlen dagegen im Bereich Islamismus (69 Verdachtsfälle, vier Personen mit fehlender Verfassungstreue und vier erkannte Extremisten), im Ausländerextremismus (37 Verdachtsfälle, drei Personen mit fehlender Verfassungstreue, kein erkannter Extremist) und im Bereich Linksextremismus (elf Verdachtsfälle, eine Person mit fehlender Verfassungstreue, kein erkannter Extremist). Generell seien Angehörige des Geschäftsbereich BMVg in den letzten Jahren nur selten durch Bezüge zum Linksextremismus aufgefallen, heißt es in dem Bericht.
Grundlage für einen Rechtsextremismusverdacht, dem der MAD nachgeht, sind den Angaben zufolge vor allem ausländer- bzw. fremdenfeindliche Aussagen in sozialen Medien. Hinzu kämen klassische Propagandadelikte wie Abspielen der Musik rechtsextremistischer Interpreten innerhalb militärischer Liegenschaften, der Besitz von Propagandamaterial und die Teilnahme an rechtsextremistischen Veranstaltungen. Dagegen sei die Zahl der Mitglieder von rechtsextremistischen Gruppierungen und Organisationen stabil und auf niedrigem Niveau geblieben.
Die erkannten oder vermuteten Rechtsextremisten seien dabei nicht in bestimmten Regionen zu finden, sondern vor allem in Standorten und Einheiten mit vielen jungen Mannschaftsdienstgraden und Unteroffizieren, heißt es in dem Bericht. Demgegenüber ist die Zahl der Rechtsextremisten und rechtsextremistischen Verdachtsfälle an Standorten mit überwiegend lebensälteren Bundeswehrangehörigen und höheren Dienstgraden sehr gering.
Das Bundesamt für das Personalwesen der Bundeswehr (BAPersBw) entließ nach dem Bericht der Koordinierungsstelle im vergangenen Jahr 49 Personen wegen extremistischer Verfehlungen aus der Bundeswehr – auch hier mit einem deutlichen Übergewicht beim Rechtsextremismus: In 46 Fällen (sechs Offiziere, 14 Unteroffiziere und 26 Mannschafter) waren es rechtsextremistische Verfehlungen, dagegen zwei Fälle aus dem islamistischen Spektrum (ein Unteroffizier, ein Mannschafter) und ein Unteroffizier aus dem linksextremistischen Bereich. Dabei habe es sich nicht nur um erkannte Extremisten im Sinne des Paragrafen 4 Bundesverfassungsschutzgesetz gehandelt, sondern auch Fälle mit Anhaltspunkten für extremistische Bestrebungen und fehlende Verfassungstreue.
Bei extremistischen Betätigungen liegt regelmäßig der Verdacht einer schuldhaften Verletzung der Pflicht aus Paragraf 8 Soldatengesetz, dem aktiven Eintreten für die freiheitlich demokratische Grundordnung, vor, heißt es in dem Bericht. Anspruch und Ziel der Bundeswehr sei es, Personen mit fehlender Verfassungstreue konsequent zu entfernen – und gleichzeitig zu verhindern, dass Personen, die nicht fest auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen, Zutritt in die Bundeswehr bekommen und hier an Waffen ausgebildet werden.
Eine Besonderheit beim Verdacht auf Extremismus ist der Umgang mit Reservisten – denn so lange sie nicht Dienst leisten, ist dafür nicht der MAD, sondern das Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig. Eine AG Reservisten im MAD koordiniert deshalb die entsprechende Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz. Durch die Kooperation konnten im vergangenen Jahr 773 Reservisten und Reservistinnen dauerhaft von der Dienstleistungspflicht zurückgestellt werden, heißt es in dem Bericht. Im Klartext: Sie durften nicht als Soldaten dienen. In dem Bericht wird allerdings diese Zahl nicht nach Rechtsextremismus und anderen Bereichen aufgeschlüsselt.
(Randbemerkung: Die Zahl der Personen, die Kraft Gesetzes oder aufgrund freiwilliger schriftlicher Verpflichtung zum Reservistendienst in einem Spannungs- oder Verteidigungsfall herangezogen werden könnten, betrug im Berichtszeitraum ca. 940.000 – diese Angabe in dem Bericht hat mich dann doch überrascht; auch wenn sie weit unter der nach Reservistengesetz möglichen theoretischen Gesamtzahl von neun Millionen Personen liegt.)
Nachtrag 4. März: Der Bericht ist hier auf der Webseite des Verteidigungsministeriums verfügbar.
(Und für die langfristige Archivierung auch hier:
20200302_bericht-_bundeswehr_extremismus-2019)
Zur Randbemerkung.
Gehört das zum Artikel oder ist das ein Fehler??
[Verstehe die Frage jetzt nicht – inhaltlich hat das ja mit dem Thema nicht direkt zu tun, aber die Zahl, die da genannt wird, fand ich schon recht interessant – und hätte diese Zahl so nicht erwartet. Deshalb meine Randbemerkung. T.W.]
Hinsichtlich der Bearbeitung von extremistischen Reservisten halte ich eine Gesetzesaenderung fuer notwendig, um das BAMAD ins Spiel zu bringen. So werden Reservisten von gaenzlich militaerfremden Beamten im BfV bearbeitet, die im worst case „erlaubt“ von „nicht erlaubt“ nicht unterscheiden koennen, weil ihnen der link zur Truppe fehlt. Allerdings wird hier eine Trennschaerfe zwischen beordertem Reservisten und Ehemaligem zu ziehen sein.
Was vor 10 Jahren noch rechts war ist heute Rechtsextrem es wird nur noch links Akzeptiert . Nur mal zum Nachdenken.
[Ja, gerne geäußerte Falschbehauptung. Nazi-Sprüche waren auch vor zehn Jahren rechtsextremistisch. T.W.]
@T.W.@All
„Grundlage für einen Rechtsextremismusverdacht, dem der MAD nachgeht, sind den Angaben zufolge vor allem ausländer- bzw. fremdenfeindliche Aussagen in sozialen Medien…und die Teilnahme an rechtsextremistischen Veranstaltungen…“
Meine Fragen an den Autor, aber auch an die Soldaten ist:
Weiß man in der Truppe, was man sagen darf und was nicht?
Weiß man an welchen Veranstaltungen man teilnehmen darf und an welchen nicht?
Die Frage mag banal klingen, ist sie aber in meinen Augen nicht. Wo ist die Grenze zwischen erlaubten Aussagen (z.B. auch bei Ironie,Satire,Scherz) und verbotenen Aussagen? Wer entscheidet darüber? Gibt es einen Kriterienkatalog? Und darf ein Soldat in zivil und in der Freizeit beispielsweise an einer Pegida-Demonstration teilnehmen oder nicht?
Über die Zahlen und Ergebnisse gem. MAD-Bericht will ich gar nicht spekulieren, nehme sie als „ISSO“ hin, sind meiner Meinung nach auch plausibel.
Mit der Bewertung des „braunen Sumpfes“ Bundeswehr in der Öffentlichkeit habe ich meine Probleme.
Mich würde mal wirklich interessieren, was bei einer qualitativ gleichwertigen Prüfung der Mitarbeiter von Siemens, der Bahn, Mercedes usw. herauskommen würde. Da würden wir wahrscheinlich erstaunt die Augen aufreißen.
Natürlich ist das Risiko solcher Personen im Umfeld Bundeswehr anders einzuschätzen. Aber wir haben doch ein gesellschaftliches Problem! Aus all den Berichten zu folgern, die gibt es ja nur da, ist doch totaler Unsinn.
Fakt ist doch, dass die Bw also eine der wenigen Institutionen überhaupt systematisch und qualifiziert prüft. UND, das sage ich immer wieder, eine der wenigen Institutionen, die entsprechend handelt. Disziplinarvorgesetzte benutzen im Fall dann die ganze Härte der Möglichkeiten bis hin zur Entlassung.
Wenn auf der Betriebsfeier von XXXX mal wieder zur späten Stunde jemand „Heil Hitler“ ruft, Lieder gesungen werden, Sprüche fallen, wie „sowas wie Dich hätte man früher vergast“ usw, dann passiert nächsten Tag: nichts.
Bei der Bundeswehr beginnend die Ermittlungen mit allen Folgen. Das ist auch gut und richtig, aber eben in der BRD sonst fast nicht der Fall.
@Schlapphut5:
Da würde eine Verbindungszelle des MAD zum BfV m.E. reichen, die für den Datenaustausch hinsichtlich Reservisten sorgen kann. Eventuell könnten auch die LKdos in solchen Fällen mit eingebunden werden, da die ja die Reservistenverwaltung in der Fläche besorgen.
[Äh, genau eine solche Verbindungszelle gibt es doch, siehe Text oben… T.W.]
@ Flieger
Kann man nicht vergleichen, denn bei Siemens und Co. gibt es keinen Diensteid (Gelöbnis), welche das tapfere Verteidigen unserer FDGO verlangt (… Recht und Freiheit des deutschen Volkes).
@All
Allerdings halte ich die Zahlen, obwohl in meinen Augen jeder Verdachtsfall einer Zuviel ist, nicht für besonders aufregend. Man geht im Zivilen von etwa 2-3% Rechtsradikal/-extremen Personen aus, bei der Bw sind es grade mal 5,4 PROMILLE!
Linksextreme werden sich nicht zur Bundeswehr verirren, also bleiben Konservativ/liberale Menschen, welche in der Masse dorthin gehe. Viele davon haben Meinungen, die von Andersdenkenden gerne in Diskussionen schon mal mit dem Totschlagargument „Rechts“ belegt werden. Die Tatsache, dass noch nicht mal 10% der Gemeldeten aus der Truppe entfernt werden läßt auf einiges schließen.
Ich denke, der MAD macht hier eine gute Arbeit. Es liegt auch an den Kameraden nicht weg zu hören, sondern diejenigen zur Rede zu stellen und wenn möglich auf den richtigen Pfad zu bringen.
Wo das nichts bringt, ist die Meldung berechtigt.
@pete
Die Bundeswehr wird niemanden rauswerfen, weil er mal einen Witz bei facebook liked. Was ist ihre Vorstellung davon? Wenn durch die aussagen, die gemacht werden eine eindeutig extremistische Haltung deutlich wird, wollen sie dann wirklich dagegen argumentieren mit: aber er hat ja nur erlaubte Worte benutzt? Wir erwarten von unseren Soldaten Verfassungstreue. Ein Lippenbekenntnis und das vermeiden bestimmter Worte oder Aussagen reicht nicht, wenn jemand gleichzeitig die fdgo abschaffen will. Und eine BW unter Sollstärke schmeißt niemanden zum Spaß raus.
@sanjäger
Ich habe nur eine ernst gemeinte Frage gestellt, die ich selbst nicht beantworten kann. Sie haben keine Antwort darauf gegeben. Das ist ok, aber meine Frage bleibt unbeantwortet.
@Pete
ernstgemeinte Antwort:
Die Vorgabe „erlaubter Aussagen“ würde dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform“ zentral widersprechen. Deshalb kann es keinen Katalog geben. Das gilt im Prinzip auch für eine Liste der verbotenen Aussagen mit Ausnahme der im Strafgesetzbuch ausdrücklich aufgeführten Tatbestände z. B. in §86 und §86a.
Alle Dienstgrade, besonders jedoch die Vorgesetzten sind aufgerufen ein Beispiel in Haltung und Pflichterfüllung zu geben und sich so zu verhalten, dass der Dienstherr weiter auf ihre Verfassungstreue vertrauen kann. Das ist notwendige Voraussetzung für den Status Soldat.
Wer in zivil und nach Dienst auf eine (angemeldete) Pegida-Demonstration geht, nimmt sein Recht als Bürger dieses Staates wahr. Wen die Situation eskaliert und er sich Anweisungen der Polizei oder Ordnungsbehörden widersetzt, Hass-Parolen, etc. skandiert, Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten begeht, dann kann dieses Verhalten disziplinar und/oder strafrechtlich gewürdigt werden. Darüber entscheiden letztendlich ordentliche Gerichte.
So viele rechtsextreme Fälle, so wenige mit islamistischem Hintergrund.
Nur leider fehlt die Einordnung, wie viele muslimische Soldaten wir denn haben.
Mitte 2018 waren das 1600.
Und schon sind relativ zur Anzahl in den Streitkräften (1600/70=23) jeder 23. muslimische Soldat islamistischer Verdachtsfall und jeder 243. nicht muslimische Soldat (170000/700=243) rechtsextremer Verdachtsfall.
Der Bericht verfälscht damit aus meiner Sicht das Bild erheblich.
[Ohne jetzt auf Ihre Aussage einzugehen: Den Beleg für die Zahl 1.600 bitte nachliefern. T.W.]
@ [Ohne jetzt auf Ihre Aussage einzugehen: Den Beleg für die Zahl 1.600 bitte nachliefern. T.W.]
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/menschen/muslime-der-bundeswehr-gebete-nach-dienstschluss
Hier sind es 12/2019 „rund 3000“: https://www.hz.de/politik/_muslimische-soldaten-werden-alleine-gelassen_-41703619.html
Meine Meinung: Es fehlen im Bericht Bezugsgrößen, um die dort genannten Zahlen vernünftig einordnen zu können. Eine angemessene Einordnung geling daher nicht einmal den Verfassern des Berichts.
[3.000 scheint mir doch schon mehr als 1.600. Und die Zahl von Rechtsextremisten in der Bundeswehr ist also eine Frage der Bezugsgröße? Interessanter Ansatz. T.W.]
@ Escrimador
Zitat:
„Meine Meinung: Es fehlen im Bericht Bezugsgrößen, um die dort genannten Zahlen vernünftig einordnen zu können. Eine angemessene Einordnung geling daher nicht einmal den Verfassern des Berichts.“
Abgesehen davon, dass Sie die Zahlen des Berichts in ihrer Bedeutung schon wieder relativieren wollen mit ihrer Aussage, was meinen Sie eigentlich mit diesen Satz ?
@ TW: „Und die Zahl von Rechtsextremisten in der Bundeswehr ist also eine Frage der Bezugsgröße?“
Habe ich das irgendwo geschrieben? Es geht um die Einordnung der Zahl.
Natürlich kann man „Mehr Blick nach rechts“ auch so deuten, dass man mehr suchen muss, um Rechtsextreme bei den 170.000 zu finden, als Islamisten bei den 3000.
Interessant wie auch der MAD das Dienstgradgefälle und Lebensreife als Persönliche Merkmale attestiert.
Da wären wir wieder bei dem Thema überarbeitete Chefs in Kompanien und Mangel an PolBil wie ritualisierte Erziehung der vom Dienstgrad wie Alter niedrigeren und Jüngeren Kameraden.
Da spielt ja als moderierende, wenn nicht gar größtenteils mediierende Variable, der soziale Hintergrund, als prä-organistationale Sozialisierung (Bildung, Ausbildung, Eltern, soz. Milieus) mit in den Effekt/Merkmal „Verfassungs(un)treu“?
@ Escrimador
Wer sagt Ihnen denn, das islamistische Extremisten innerhalb der Bw Muslime sein müssen ? Die würden bestimmt nicht zu einem Feldimam gehen !
@ Georg 04.03.2020 um 14:00 Uhr
„Abgesehen davon, dass Sie die Zahlen des Berichts in ihrer Bedeutung schon wieder relativieren wollen mit ihrer Aussage, was meinen Sie eigentlich mit diesen Satz ?“
„Bedeutung“ und „relativieren“!
Dass diese Zahlen relativ zur Gesamtstärke zu sehen sind und dass sie erst dadurch Bedeutung erlangen scheint Ihnen unverständlich. Ich mag es aber auch nicht weiter erklären. Man scheint hier schnell in der rechten Ecke zu stehen.
Es lebe die Innere Führung.
@ Georg 04.03.2020 um 14:25 Uhr
„Wer sagt Ihnen denn, das islamistische Extremisten innerhalb der Bw Muslime sein müssen ?“
Tut mir leid: Nach Ihrer Logik kann man dann auch fragen, wie man darauf kommt, dass Rechtsextremisten eine rechte Gesinnung haben müssten.
Unbestätigte Verdachtsfälle darf man wohl kaum betrachten.
Dann bleiben ca. 20 erkannte Rechtsextreme, grob gerechnet auf 200.000 Soldaten, also 1 Soldat von 10.000.
Rechnet man 30.000 Rechtsradikale (BfV: 24.100 für 2018) auf 60 Mio Bürger folgt 1Bürger von 2000.
Die Bw ist damit nicht mehr ein Abbild der Gesellschaft. Es ist ihr gelungen, deutlich weniger Rechtsradikale aufzunehmen, als es nach dem Bevölkerungsschnitt zu erwarten gewesen wäre.
Wird’s jetzt verständlich?
@Georg
„Wer sagt Ihnen denn, das islamistische Extremisten innerhalb der Bw Muslime sein müssen ? Die würden bestimmt nicht zu einem Feldimam gehen“.
Die Chancen das ein Christ, Jude, Atheist oder selbst Scientologe ein „islamistischer EXTREMIST“ ist, strebt wohl gegen Null. Sollte sich jemand fuer das Toeten von Unglaeubigen interessieren (wird reden ja hier von Extremisten und nicht von sehr Glaeubigen die 5 Mal am Tag beten und einmal im Jahr fuer 4 Wochen fasten!!!) wird er aller Voraussicht nach konvertieren!
@ Escrimador
Zitat:
„Das Bundesamt für das Personalwesen der Bundeswehr (BAPersBw) entließ nach dem Bericht der Koordinierungsstelle im vergangenen Jahr 49 Personen wegen extremistischer Verfehlungen aus der Bundeswehr – auch hier mit einem deutlichen Übergewicht beim Rechtsextremismus: In 46 Fällen (sechs Offiziere, 14 Unteroffiziere und 26 Mannschafter) waren es rechtsextremistische Verfehlungen, dagegen zwei Fälle aus dem islamistischen Spektrum (ein Unteroffizier, ein Mannschafter) und ein Unteroffizier aus dem linksextremistischen Bereich. Dabei habe es sich nicht nur um erkannte Extremisten im Sinne des Paragrafen 4 Bundesverfassungsschutzgesetz gehandelt, sondern auch Fälle mit Anhaltspunkten für extremistische Bestrebungen und fehlende Verfassungstreue.“
Also der Vergleich 46 entlassene Soldaten wegen Rechtsextremismus bei 184 000 – (3000 Muslimen) = 181 000 Soldaten zu 2 Entlassungen bei 3000 muslimischen Soldaten fällt in Relation zur Gesamtanzahl der vorhandenen Soldaten zu ungunsten der muslimischen Extremisten aus !
Da haben Sie recht.
Trotzdem haben wir aufgrund der absoluten Anzahl der Fälle kein islamistisches Extremistenproblem bei der Bw, sondern ein Problem mit rechtsradikalen bis rechtsextremistischen Soldaten bei der Bw. Auch wenn es nur 0,25 Promille der Gesamtanzahl der Soldaten sind, ist jeder Einzelne einer zuviel für die Bw!
Besonders bedenklich ist es, dass die sich die rechtsextremistischen Fälle in und um Spezialeinheiten wie KSK u.ä. häuften!
Ist es nicht egal, ob es rechte, linke, muslimische, christliche, etc. Radikale/Extremisten sind!?
Keine der Richtungen ist zu tolerieren und alle haben in unser BW oder unserem Rechtsstaat eine Existenberechtigung!
Georg 05.03.2020 um 13:40 Uhr
„ist jeder Einzelne einer zuviel für die Bw!“
Hab ich was anderes behauptet?
Sie haben aber auch schon gehört, dass es 100%ige Sicherheit nicht gibt-eben auch bei der Aufnahme von Rechtsradikalen. Und der Anteil ist in der Bw geringer als in der Bevölkerung.
Übrigens (vergaßen Sie wohl nur zu erwähnen): Auch jeder Islamist ist einer zuviel.
Die Häufung beim KSK ist bedenklich, scheint mir aber logisch: Wer in besonderem Maße bereit ist, sein Leben für sein Land zu geben, hat möglicherweise eine übersteigerte Bindung an dieses Land, die nicht unbedingt im Sinne des GG wertebasiert ist.
@ Escrimador
Zitat:
„Die Häufung beim KSK ist bedenklich, scheint mir aber logisch: Wer in besonderem Maße bereit ist, sein Leben für sein Land zu geben, hat möglicherweise eine übersteigerte Bindung an dieses Land, die nicht unbedingt im Sinne des GG wertebasiert ist.“
Was ist das denn für eine Blasphemie ?
Diese Soldaten haben keine übersteigerte Bindung an unser Land, sondern wollen nicht verstehen wie man in Deutschland (in der Zivilgesellschaft und in Friedenszeiten wohlgemerkt !) unterschiedliche weltanschauliche Standpunkte klärt.
Durch Diskussion und Austausch von Argumenten auf dem Boden unserer Verfassung, aber nicht dadurch dass man seinen politischen oder gesellschaftlichen Gegner in das Fadenkreuz einer Waffe nimmt !
Panorama hat mehrere Fälle recherchiert von offen völkisch bis nationalsozialistisch eingestellten Soldaten, die dennoch weiterhin in der Bundeswehr dienen. Hintergrund ist neben dem Personalmangel der Streitkräfte eine oftmals verharmlosende (oder gar eine ebenfalls rechtsradikale/-extremistische) Einstellung der Vorgesetzten. Ein aktiver Heeresoffizier schätzt die Zahl rechtsextremer Soldaten auf 15-20%.
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2020/Bundeswehr-Rechtsextreme-bleiben-Informant-muss-gehen,mad102.html
Passend dazu neue Zahlen vom KSK: Gegen 20 Soldaten wurde ermittelt, bei 9 Soldaten wurde der Verdacht bestätigt und nur bei einem Soldaten hat sich der Verdacht als unbegründet herausgestellt.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-geheimdienst-mad-enttarnt-neun-rechtsextreme-soldaten-beim-ksk-a-72803ae1-72bb-4e04-90a7-b80993e1eeee
Man muss anscheinend nur genau genug hinschauen…
@pete
wenn man das nicht weiß, dann ist man vielleicht falsch in der Truppe.
Ich meine doch mich zu erinnern, dass dem Soldaten in Deuschland eine gewisse Mündigkeit unterstellt wird. Das heißt aber auch: „Ich hab nicht gewusst,…“, ist keine Ausrede.
@Georg @K.B. @Karl Mohr
+1
Aus der Panorama-Berichterstattung lässt sich zudem mitnehmen:
Rechtsextreme „Kameraden“ nie auf dem Dienstweg melden. Immer direkt und am besten anonym an den MAD, um persönliche Nachteile zu vermeiden.
Und – das halte ich für bedauernswert – weil auch der Weg über den MAD offensichtlich nicht sehr wirksam ist, muss man die Personen und ihre Aussagen veröffentlichen, um sie über politischen Druck aus der Bundeswehr zu entfernen.
@ Georg 05.03.2020 um 18:39 Uhr
„Blasphemie“?
Ja, mag für Sie alles religiös, also eine Glaubensangelegenheit sein.
Ich schrieb bewusst „übersteigerte Bindung“ und „die nicht unbedingt im Sinne des GG wertebasiert ist“. Sie dürfen also annehmen, dass ich das nicht gutheiße.
Ihr Nichteingehen darauf, dass auch jeder Islamist einer zu viel ist und Ihr alarmistisch panischer Einwurf, die Rechtsextremen in der Bw würden den politischen oder gesellschaftlichen Gegner in das Fadenkreuz einer Waffe nehmen reicht mir, um zu erkennen, dass Sie das Thema nicht sachlich angehen können.
K.B. 06.03.2020 um 1:06 Uhr
Zu den verlinkten Quellen:
Es wäre ja immer schön, wenn wenigstens einfache Angaben stimmig wären.
Wurde Patrick J. nun nicht verlängert, wie Panorama schreibt, oder vorzeitig entlassen, wie er selbst behauptet?
Und was ist bei dem Spiegel-Bericht mit den 10 Verdachtsfällen, zu denen nichts weiter angegeben ist? Vermutlich wird da noch ermittelt und dann gilt zunächst die Unschuldsvermutung-auch bei möglicherweise Rechten, oder?
Ein wenig kann ich die Frage von Pete 03.03.2020 um 12:06 Uhr verstehen.
Wer stolz darauf ist, dass sich Völkerrecht weiterentwickelt, muss vielleicht anerkennen, dass jene, die diese Entwicklung besonders vorantreiben, Einstellungen für rechtsradikal halten, die vor 10 Jahren noch durchaus akzeptiert waren.
Damit will ich Rassismus und fehlende Grundgesetztreue nicht rechtfertigen oder entschuldigen (Das sollte ich nicht extra erwähnen müssen).
Aber: Wer deutscher Staatsbürger ist legt z.B. das GG, nicht die Bundeskanzlerin fest.
[Äh, nein. Jetzt zu versuchen, Entwicklungen im Völkerrecht mit Extremismus zu verknüpfen – das beenden wir umgehend und sofort. Und die Festlegungen des Strafrechts bzw. bestimmter extremistischer Delikte haben sich auch in den vergangenen zehn Jahren nicht verändert. Also bitte Schluss damit, ehe ich das beenden muss. T.W.]
@ Escrimador
Zitat:
„Ihr Nichteingehen darauf, dass auch jeder Islamist einer zu viel ist und Ihr alarmistisch panischer Einwurf, die Rechtsextremen in der Bw würden den politischen oder gesellschaftlichen Gegner in das Fadenkreuz einer Waffe nehmen reicht mir, um zu erkennen, dass Sie das Thema nicht sachlich angehen können.“
Ich weiß nicht was Sie mir unterstellen wollen, ich unterstelle Ihnen, dass sie die Gefahr der Rechtsextremisten in der Bw relativieren und damit verharmlosen wollen (siehe „Prepper“-Szene, Hanibal-Netzwer, Verein „Uniter“, jüngste Festnahmen landesweit in DEU (16 Personen), „Todeslisten“ des Rechtsextremen OLt Franco A.).
Natürlich ist auch jeder islamistische Soldat in der Bw einer zuviel und gehört aus dem Dienstverhältnis entfernt! Die reelle Gefahr durch islamistische Soldaten in der Bw ist jedoch weitaus geringer als die Gefahr durch rechtsextremistische Soldaten der Bw.
Zu der gesamtstaatlichen Realität in Deutschland gehört aber auch:
Der Verfassungsschutz stuft momentan ca. 600 Islamisten in DEU als Gefährder ein, hingegen nur 42 Rechtsextreme als Gefährder. Nun könnten Sie sagen, da sieht man wieder die Gefahr des Rechtsradikalismus wird in Deutschland überschätzt.
Gleichzeitig gab es in Deutschland in den letzten 20 Jahren über 240 Morde mit rechtsextremistischen Hintergrund. Wieviel Morde gab es mit islamistischen Hintergrund ?
Jeder Gefährder bindet laut Aussage der Verwaltung ca. 30 Personen im Staatsdienst mit deren 24 Stunden Überwachung. Daran sieht man, dass die rechtsextremistischen Dezernate in Verfassungsschutz, Landeskriminalämter und Polizei immer noch unterbesetzt sind oder die rechtsextemistische Gefahr in Sicherheitskreisen immer noch unterschätzt wird.
@ K.B. 06.03.2020 um 8:13 Uhr
“ weil auch der Weg über den MAD offensichtlich nicht sehr wirksam ist“
Da gebe ich Ihnen wohl recht. Warum der MAD, wenn er einem zuständigen Vorgesetzten Beweise für die rechtsradikale Gesinnung eines Soldaten vorgelegt hat und dieser keine geeigneten Maßnahmen trifft, nicht wegen eines eben dadurch begründeten Verdacht gegen diesen Vorgesetzten ermittelt ist mir völlig unverständlich.
Wer Rechtsextreme deckt ist doch wahrscheinlich selbst rechtsextrem. Die angebliche „Hilflosigkeit“ des MAD wirkt seltsam.
@K.B:
Da wird langsam an den richtigen Stellen gebohrt…
Und Respekt vor den beiden Offizieren, das sind hiermit Vorbilder!
Und ja, unabhängige Meldestellen wären empfehlenswert auch im Sinne der Chefs, welche dann stärker auftreten müssen/können.
Des Weiteren muss diese latente Grundhaltung weg, extremistische Fälle unter den Unterführern sei Führungsschwäche. Im Gegenteil, es muss klar gestellt werden, der Umgang damit ist Führungsstärke!
Georg 06.03.2020 um 11:16 Uhr
„jüngste Festnahmen landesweit in DEU (16 Personen)“
Tatsächlich? Da wurden 16 Soldaten festgenommen und ich habe es nicht mitbekommen?
Wenn sie von gesamtstaatlich reden, warum nicht gleich von weltweit? Da siehts dann wieder andersrum übel aus.
Ich wüßte nicht, wo es Rechte verharmlost, wenn man statt nur einem Ausschnitt das Gesamtbild des Extremismus betrachtet, aber bleiben Sie ruhig aufgeregt.
@ Escrimador
Wer relativieren will, der relativiert !
Lesen Sie die oben angegebenen Verlinkung auf Panoramo und Spiegel. Da ist von dem KSK ausschließlich die Rede.
@Georg sagt: 06.03.2020 um 18:27 Uhr
„Wer relativieren will, der relativiert !“
Das könnte man kontern mit „wer übertreiben will, der übertreibt“.
Beides sind wahre Aussagen, haben aber mit differenzierten Betrachtung der realen Welt wenig zu tun.
@ Koffer
Nichtsdestotrotz wieviel islamistische Soldaten sind vom MAD identifiziert worden und vom Dienst entfernt worden und wieviel rechtsextreme Soldaten sind vom Dienst suspendiert und entlassen worden ?
Also aus meiner Sicht haben wir in der Bw kein islamistisches Extremismus Problem sondern ein Problem mit Rechtsextremisten.
Und bitte sagen Sie jetzt nicht, dass die Bw kein Problem mit Rechtsextremisten hat. Das wäre wiederum eine Untertreibung der aktuellen Lage !
@Georg sagt: 07.03.2020 um 18:00 Uhr
„Also aus meiner Sicht haben wir in der Bw kein islamistisches Extremismus Problem sondern ein Problem mit Rechtsextremisten.
Und bitte sagen Sie jetzt nicht, dass die Bw kein Problem mit Rechtsextremisten hat. Das wäre wiederum eine Untertreibung der aktuellen Lage !“
Die Frage ist hier was ein „Problem“ ist.
Wenn man den Maßstab anlegt „jeder Extremist ist einer zu viel“, dann haben wir sowohl ein Problem mit Islamisten wie mit Rechtsextremen.
Wenn man den Maßstab anlegt „wir sind besser als der Rest der Bevölkerung“, dann haben wir kein Problem. Weder mit Islamisten noch mit Rechtsextremen.
Wenn man den Maßstab anlegt „jedes Vertuschen oder nicht ausreichen aktive untersuchen eines Vorfalls ist symptomatisch für die gesamte Bundeswehr“, dann haben wir ein Problem.
Wenn man den Maßstab anlegt „die 99,9% richtiges Verhalten von Vorgesetzten sind der Maßstab und nicht die 0,1% Fehlverhalten“, dann haben wir kein Problem.
@ Koffer sagt: 08.03.2020 um 0:59 Uhr
„Wenn man den Maßstab anlegt „wir sind besser als der Rest der Bevölkerung“, dann haben wir kein Problem. Weder mit Islamisten noch mit Rechtsextremen.“
Und genau das ist das Problem, weswegen die Bundeswehr ein Problem hat. Leider.
Es werden die Zahlen der überführten Rechtsextremen (im zweistelligen Bereich) genommen und auf die ~180.000 bezogen. Im Ergebnis kommt man dann auf „5,4 PROMILLE“ oder ähnliche Werte und hält sich für besser als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Probleme? Nicht bei uns.
Aber kaum guckt man genauer hin, wie beim KSK, schon tauchen da reihenweise Rechtsextreme auf. Und diese Häufung von Soldaten, denen mindestens eine ausreichende Verfassungstreue fehlt, will vorher niemand bemerkt haben?
Auch die Statistik spricht doch dagegen, dass die Bundeswehr weniger Probleme hat als der Bevölkerungsdurchschnitt. Wenn AfD-Wähler in Thüringen mehrheitlich männlich, eher jünger und eher einfach gebildet sind, dann wäre es doch überraschend, wenn bei den Pionieren in Gera oder den Panzergrenadieren in Bad Salzungen deutlich weniger völkisches Gedankengut vorherrschte als im Rest der Bevölkerung.
Link: https://www.tagesschau.de/inland/wer-waehlte-was-in-thueringen-101.html
BTW: Da Sie ja gerne auf Zahlen verweisen, haben Sie doch bestimmt eine Quelle für die 0,1% Fehlverhalten…
@Escrimador:
Die Diskussion um vorzeitige Entlassung vs Nicht-Verlängerung von Patrick J. wurde hier an anderer Stelle bereits geführt.
Ich denke, wir haben ein Extremismusproblem in der Gesellschaft und dadurch auch in der BW.
Die Extremisten verteilen sich selbstverständlich in unterschiedlichen Gruppen. Die BW ist für Rechtsextremisten reizvoller als für Linksextreme und Islamisten.
In einer Moschegemeinschaft und am Hambacher First/G20-Demo wird man aber weniger Rechtsextreme aber mehr Islamisten respektive Linksextreme vorfinden.
Daher hat die BW verglichen mit den anderen Milieus eher ein Problem mit Rechtsextremen. Zugespitzt wird die Lage zudem durch die Tatsache, dass man in der Truppe Umgang mit Waffe lernt.
Bemüht man die Theorie zur sozialen Identitätsbildung erkennt man durchaus in manchen Bereichen Truppe z.B Dienstgradgruppen und Truppengattung „rechts“ als gewisse Prototypikalität.
Ich denke da sollten wir ehrlich sein.
@K.B. sagt: 08.03.2020 um 12:54 Uhr
„Und genau das ist das Problem, weswegen die Bundeswehr ein Problem hat. Leider.“
Ich befürchte, Sie haben meinen Beitrag als ganzes nicht zur Kenntnis genommen. Ich referiere auf meine dortige Aussage „Die Frage ist hier was ein „Problem“ ist.“.
Ich lehne sowohl Alarmismus und Übertreibung wie auch Negation und Kleinreden ab. Beides erfolgt mir in diesem Kontext zu häufig.
Etwas mehr Gelassenheit und konsequentes Abarbeiten von erkannten Mängeln halte ich für viel wichtiger, als eine Diskussion um Worthülsen.
@Koffer: Eben. Konsequent abarbeiten. 1+
@Koffer:
„Ich lehne sowohl Alarmismus und Übertreibung wie auch Negation und Kleinreden ab. Beides erfolgt mir in diesem Kontext zu häufig.“
Dann habe ich Ihre kritische Antwort auf Jens Claussens Kommentar (03.03.2020 um 15:57 Uhr) mit Hinweis auf nur „5,4 PROMILLE“ rechtsradikal/-extremen Personen in der Bundeswehr überlesen? ;-)
Wo beginnt bei Ihnen Alarmismus und Übertreibung? Ist der Panorama-Bericht alarmistisch und übertrieben?
Ich denke, wir beide sind da vielleicht auch nicht die richtigen Bewerter. Unsere Namen werden kaum auf rechtsextremen Todeslisten stehen. Wir müssen zudem wenig Angst haben, durch Zufall ins Fadenkreuz rechtsextremer Terroranschläge zu geraten, weil wir eine andere Hautfarbe haben.
„Etwas mehr Gelassenheit und konsequentes Abarbeiten von erkannten Mängeln halte ich für viel wichtiger, als eine Diskussion um Worthülsen.“
Hm.
1. Wie geschrieben: Gelassenheit ist eine Frage des Standpunktes… Können und wollen sich nicht alle Bürger Deutschlands leisten. Und die sollen sich ja auch verteidigt fühlen.
2. Das konsequente Abarbeiten funktionierte in der Vergangenheit ja ganz hervorragend…
3. Es geht hier nicht um Worthülsen. Es geht um den Kern der Verteidigung von Recht und Freiheit des deutschen Volkes.
Ich kann akzeptieren, dass Sie das anders einschätzen. Aber für mich ist diese Einschätzung Teil des Problems.
@K.B. sagt: 08.03.2020 um 17:35 Uhr
„Wo beginnt bei Ihnen Alarmismus und Übertreibung? Ist der Panorama-Bericht alarmistisch und übertrieben?“
Nahezu jeder Bericht den ich jemals von Panorama gesehen empfand ich als alarmistisch. Ob übertrieben, dass sei dann wieder dahin gestellt. Panorama würde sich ja nie die Blöße geben bei der reinen Faktendarstellung zu mogeln. Ich teile halt nur nicht Bewertungen bzw. den aus meiner Sicht alarmistischen Unterton für angemessen. Ist ja öffentlich-rechtliches Fernsehen und sollte solche marktschreierische Rhetorik eigentlich nicht benötigen.
Aber naja. Mein Geschmack muss ja nicht derjenige anderer Zuschauer sein, von daher bin ich bereit mich zurück zulehnen und umzuschalten :)
„Ich denke, wir beide sind da vielleicht auch nicht die richtigen Bewerter.“
Das sehe ich anders. Ich bin Staatsbürger und Vorgesetzter. Und mit beiden „Funktionen“ habe ich das Recht bzw. die Pflicht vorwürfe gegen die Streitkräfte zum bewerten.
„2. Das konsequente Abarbeiten funktionierte in der Vergangenheit ja ganz hervorragend…“
In der Tat. Zumeist tat es das und wo nicht, muss(te) halt nachgesteuert werden. Dafür gibt es Dienstaufsicht, Nachrichtendienste, Staatsanwaltstaften und Gerichte.
„Es geht um den Kern der Verteidigung von Recht und Freiheit des deutschen Volkes.“
Ich sehe nicht wodurch das hier eingeschränkt wäre.
@ K.B. 08.03.2020 um 12:54 Uhr
„Wenn AfD-Wähler in Thüringen mehrheitlich männlich, eher jünger und eher einfach gebildet sind, dann wäre es doch überraschend, wenn bei den Pionieren in Gera oder den Panzergrenadieren in Bad Salzungen deutlich weniger völkisches Gedankengut vorherrschte als im Rest der Bevölkerung.“
Ist Ihnen mal aufgefallen, dass viele Ihrer vermeintlich Rechtsextremen sich mit ihrem Leben für die Sicherheit in Ländern einsetzen, deren Bevölkerung sie ja, Ihrer Meinung nach, als Rechtsextreme für minderwertig halten müssten?
„Es werden die Zahlen der überführten Rechtsextremen (im zweistelligen Bereich) genommen und auf die ~180.000 bezogen. Im Ergebnis kommt man dann auf „5,4 PROMILLE“ oder ähnliche Werte und hält sich für besser als der Durchschnitt der Bevölkerung.“
Promille bedeutet „von tausend“. Selbst wenn Sie die größte zweistellige Zahl, 99, ins Verhältnis zu 180.000 setzen kommen Sie nur auf 0,55 Promille. Wenn das trotz des Unterschiedes um den Faktor 10 für Sie noch „ähnlich“ ist haben Sie ein anderes Zahlenverständnis als ich.
@ Escrimador
Ihre Rechnerei finde ich etwas verwirrend und widersprüchlich.
„Und schon sind relativ zur Anzahl in den Streitkräften (1600/70=23) jeder 23. muslimische Soldat islamistischer Verdachtsfall und jeder 243. nicht muslimische Soldat (170000/700=243) rechtsextremer Verdachtsfall.“
Okay, das kann man als groben Überschlag mal so stehen lassen (abgesehen von den Anmerkungen von Herrn Wiegold zu den Muslimen).
„Dann bleiben ca. 20 erkannte Rechtsextreme, grob gerechnet auf 200.000 Soldaten, also 1 Soldat von 10.000.
Rechnet man 30.000 Rechtsradikale (BfV: 24.100 für 2018) auf 60 Mio Bürger folgt 1Bürger von 2000.“
Hier verwechseln Sie erstmal Rechtsextreme mit Rechtradikalen. Und die 60 Mio Bürger erscheinen mit auch etwas zu gering angesetzt ;) Aber nehmen wir mal an, die 24.100 des BfV beziehen sich auf Rechtsextreme (so ist die Zahl gem. Wikipedia zu verstehen), dann entnehme ich Ihren Rechnungen, dass in der Bundeswehr jeder 243. Mensch ein rechtsextremer Verdachtsfall ist und bezogen auf die Gesamtgesellschaft wird nur jeder 2000. Mensch verdächtigt rechtsextrem zu sein.
Da widerlegen Sie sich doch selbst.
Das vor diesem Hintergrund Foristen wie @K.B. und @Georg Sätze wie „Dann bleiben ca. 20 erkannte Rechtsextreme, grob gerechnet auf 200.000 Soldaten, also 1 Soldat von 10.000.“ für relativierende Rechenakrobatik halten, kann ich schon nachvollziehen.
@Escrimador sagt: 09.03.2020 um 10:14 Uhr
„Ist Ihnen mal aufgefallen, dass viele Ihrer vermeintlich Rechtsextremen sich mit ihrem Leben für die Sicherheit in Ländern einsetzen, deren Bevölkerung sie ja, Ihrer Meinung nach, als Rechtsextreme für minderwertig halten müssten?“
Das darf man wohl unter „Kollateralnutzen“ verbuchen…
1. Das macht das Entfernen der Rechtsextremen durch Kameraden und Vorgesetzte ja so schwierig. Das können im Dienst motivierte, leistungsfähige, kameradschaftliche Soldaten sein. Soldaten, auf die man sich verlassen kann, wenn es darum geht in Polen Schwimmbrücken zu bauen, in Mali auf Patrouille zu fahren oder deutsche Staatsbürger auch am Ende der Welt zu befreien (wie beim KSK).
Nur leider können wir uns als Bürger nicht darauf verlassen, dass diese Soldaten ohne wenn und aber zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen.
2. Das was Sie ansprechen ist doch einer der Gründe für die Krise der Inneren Führung. Wenn der Krieg keinen Sinn hat (oder dieser nicht gesehen wird), dann sucht man sich halt andere Orientierungen: Die Flucht in die Kampfgemeinschaft – in der politische Orientierungen keine Rolle spielen.
3. Wer sagt, dass Afghanen oder Malier von (rechtsextremen) deutschen Soldaten nicht als minderwertig angesehen werden?
Nach dem Abzug der Niederländer aus Srebrenica blieben Graffitis zurück wie “My ass is like a local. It’s got the same smell.“ Klar, darf man nicht überinterpretieren, muss man aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen.
https://srebrenicagenocide1995.wordpress.com/2008/06/27/dutch-graffiti-in-srebrenica-sickening-legacy-of-the-united-nations-in-srebrenica/
„Selbst wenn Sie die größte zweistellige Zahl, 99, ins Verhältnis zu 180.000 setzen kommen Sie nur auf 0,55 Promille.“
Die „5,4 PROMILLE“ hatte Jens Claussen in die Runde geworfen. Führt außerdem am Thema vorbei…
Für mich ist ein anderer Zahlenvergleich wichtiger:
Die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Universität Bielefeld kommt zum Ergebnis, dass sich 2-3% der Befragten klar rechtsextrem äußern.
Das heißt (bei 2,5%) für die ~180.000 Soldaten nicht weniger als 4500 Personen! Und davon wurden ganze 46 entlassen.
Es gibt also einen Faktor 100 zwischen den entfernten Rechtsextremisten und den statistisch vorhandenen.
Dieses Delta sollte uns zu denken geben.
https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie
@Koffer sagt: 08.03.2020 um 18:53 Uhr:
Durch diese Zahlen wird vielleicht deutlich, warum ich meine Zweifel habe am bisherigen Erfolg des „konsequenten Abarbeitens“.
Sie bewerten dieses Thema aus Ihrer Perspektive als Staatsbürger und Soldat – und erkennen keine Gefahr für die FDGO. Das kann ich nachvollziehen.
Nur sollten wir bei diesem Thema vielleicht einmal die Perspektive wechseln. Und dieser fehlende Perspektivwechsel ist – wie geschrieben – Teil des Problems. (BTW: „Alte, weiße Männer“ haben damit häufig ein Problem, wobei dieser Ausdruck hier nicht als Kampfbegriff, sondern zu analytischen Zwecken verwendet wird.)
@K.B. sagt: 09.03.2020 um 21:43 Uhr
„Durch diese Zahlen wird vielleicht deutlich, warum ich meine Zweifel habe am bisherigen Erfolg des „konsequenten Abarbeitens“.“
Ich sehe nicht, dass hier über Fakten gesprochen wird. Vielmehr werden hier Hoch- oder Nidrigrechnungen vorgenommen, welche amS alle gleichermaßen spekulativen und nichtssagenden Charakter haben.
@K.B: Vielleicht sollte man wahrnehmen, auch ihrer seits, dass die BW auch gerne Rekruten aus allen gesellschaftlichen Schichten und jeden nicht extremistischen Milieus hätte.
Und wenn man jetzt ständig vermittelt, die BW wäre durch und durch Rechts und man würde da absichtlich nichts gegen tun, dann schreckt das ab.
Seit Aussetzung der Wehrpflicht hat sich einiges geändert und jeder Soldat will verhindern, dass die BW zum Closed Shop wird.
Daher erhalten Sie von @Koffer eine derartige Einwandsbehandlung.
Entweder das linke und linksliberale wie teils auch sozialdemokratische Milieu machen die BW zum Schmuddelkind und wir leiden eines Tages tatsächlich an einer Selbsterfüllenden Prophezeiung.
ODER die „Rezzo Schlauchs“ packen sich mal am Kragen und fragen sich, was sie der Gesellschaft zurück geben können. Und das für verdammt gutes Geld.
hagion pneuma 09.03.2020 um 17:28 Uhr
Dann gehts mir wie Ihnen Mit Rechts-Extremen und -Radikalen? Denn Sie bemängeln, dass ich da falsch unterscheide und bringen dann Wikipedia als Beleg, dass beides dasselbe ist?
Nein, mir gehts nicht so. Die Zahl der Verdachtsfälle müssen Sie schon anders bewerten als die BfV Zahl der Rechtsextremen.
Folglich widerlege ich mich auch nicht selbst. Aber was wollte ich eigentlich zeigen? Dass man nicht nur ein paar ausgesuchte Zahlen sondern ggf. auch Zahlen drumrum braucht, um vernünftig einordnen zu können.
K.B. 09.03.2020 um 21:43 Uhr
„kommt zum Ergebnis, dass sich 2-3% der Befragten“
Und aus dieser Befragung der Bevölkerung rechnen Sie hoch, wieviele Rechtsradikale es in der Bw gibt?
Noch besser wirds, wenn Sie Ihre Zahlen selbst schätzen-oder raten.
Dazu:
Escrimador 04.03.2020 um 16:13 Uhr
Die Bw ist damit nicht mehr ein Abbild der Gesellschaft. Es ist ihr gelungen, deutlich weniger Rechtsradikale aufzunehmen, als es nach dem Bevölkerungsschnitt zu erwarten gewesen wäre.