Marine groundet (erneut) alle SeaLynx-Hubschrauber

Die SeaLynx-Bordhubschrauber der Deutschen Marine müssen vorerst am Boden bleiben. Der Flugbetrieb werde aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres ausgesetzt, teilte die Marine am (heutigen) Donnerstag mit. Grund sind technische Probleme in den Triebwerken der Helikopter.

Nach den Angaben der Marine wurde im Triebwerköl der Maschinen eine Zunahme an metallischen Ablagerungen festgestellt. Ursache sei ein Bauteil im Triebwerk,  das nicht den Spezifikationen entspricht und damit einen höheren metallischen Abrieb erzeugt. Damit sei im schlimmsten Fall ein Triebwerksausfall während des Fluges möglich. Unklar sei, welche Triebwerke der 22 Maschinen betroffen seien, deshalb würden alle Hubschrauber vorerst nicht starten.

Die weiteren Schritte, in der Sprache der Marine:

Die systembetreuende Industrie wurde aufgefordert, im Rahmen einer Analyse das damit verbundene Risiko zu bewerten und erforderliche Maßnahmen zur Mangelabstellung festzulegen, um die uneingeschränkte Einsatzbereitschaft des Waffensystems Sea Lynx schnellstmöglich wiederherzustellen.

Die Marine wird noch eine Weile auf die betagten SeaLynx als Hubschrauber für die U-Boot-Jagd, aber auch für andere Aufgaben als Bordhubschrauber angewiesen sein: Ein Ersatz durch den SeaTiger, eine Variante des NH90 von Airbus, ist frühestens ab 2025 vorgesehen.

In den vergangenen Jahren hatten die SeaLynx immer wieder am Boden bleiben müssen oder nur eingeschränkt genutzt werden können. So war nach der Entdeckung von Rissen am Heckausleger die ganze Flotte 2014 gegroundet worden und durfte erst 2015 wieder zu einem eingeschränkten Flugbetrieb starten – der dauerte dann ganze 28 Monate. Wie der Klarstand der Hubschrauber aussieht, ist ja inzwischen Geheimsache, aber das ist derzeit egal, weil keiner fliegen darf.

Nachtrag: Augen geradeaus! liegen jetzt etwas genauere Informationen zu dem problematischen Bauteil vor. Es handelt sich um eine Federscheibe, die einen Vorspanndruck auf das obere Lager der Königswelle ausübt. (Ich gebe das mal wieder, ohne diese Technik zu kennen). Die Federscheibe wurde offensichtlich mit einer falschen Lagemarkierung fehlerhaft gefertigt und deshalb auch falsch eingebaut. Betroffen können alle Triebwerke des Typs GEM-Mk-1017 sein – aber in welchen Triebwerken diese fehlerhafte Federscheibe tatsächlich eingebaut ist, muss erst überprüft werden.

(Archivbild Mai 2019: Der Flugdeckoffizier gibt mit seinen Paddles die Signale, während sich die Besatzung des Bordhubschraubers Sea Lynx und die sogenannten Lascher auf den Start vom Flugdeck der Fregatte F 220 Hamburg vorbereiten – Marcel Kroencke/Bundeswehr)