Anti-Terror-Einsatz in Mali: 13 französische Soldaten tot nach Hubschrauberunglück (Neufassung)
Bei einem Hubschrauberunglück während eines Einsatzes in Frankreichs Anti-Terror-Operation Barkhane sind 13 französische Soldaten im Norden Malis ums Leben gekommen. Es war das schwerste Unglück der französischen Streitkräfte in der Region seit Beginn ihrer Intervention 2013.
Nach Angaben des französischen Generalstabs* starben die 13 Soldaten, sechs Offiziere, sechs Unteroffiziere und ein Hauptgefreiter, am (gestrigen) Montagabend beim Absturz eines Tiger-Kampfhubschraubers und eines Cougar-Transporthubschraubers* aus niedriger Höhe. Zuvor waren die beiden Maschinen nach bisherigen Erkenntnissen kollidiert.
Die Hubschrauber hatten Geleitschutz für eine Bodenoperation französischer Kommandosoldaten gegeben, die seit mehreren Tagen eine Gruppe bewaffneter Jihadisten am Boden verfolgten, teilte der Generalstab mit. Sie seien dann mit Hubschraubern und einem Mirage-Kampfjet unterstützt worden:
Ein Cougar-Hubschrauber mit sechs Kommandosoldaten der Gebirgsjäger und einem Einsatzleiter an Bord wurde eingesetzt, um alle Ressourcen zu koordinieren und gleichzeitig einzugreifen, um die „sofortige Extraktion“ eines Elements vom Boden zu gewährleisten.
Gegen 19:40 Uhr, während des Manövers zur Vorbereitung auf den feindlichen Einsatz, kollidierten der Cougar-Hubschrauber und ein Tiger und stürzten eng beeinander ab. Keiner der Soldaten an Bord überlebte.
(Übersetzt mithilfe von www.DeepL.com/Translator)
In der Region im Grenzgebiet zu Niger sind französische Soldaten regelmäßig zur Bekämpfung islamistischer Terrorgruppen aktiv, so zum Beispiel im Juni dieses Jahres. In einer Videoreportage hatte der französische Sender France24 schon 2016 gezeigt, wie diese Operationen ablaufen.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bestätigte am (heutigen) Dienstag den Tod der sechs Offiziere, sechs Unteroffiziere und eines Caporal-Chef (etwa:Hauptgefreiter) und kondolierte den Familien. Bei einer Operation gegen Jihadisten sei es zu einem Unfall mit zwei Hubschraubern gekommen, erklärte Macron, ohne Einzelheiten zu nennen.
Nachtrag: In den französischen Meldungen ist als Ortsangabe Liptako malien genannt, ein Begriff, der sich außerhalb des französischen Sprachraums praktisch nicht findet. Es handelt sich um die Grenzregion von Mali, Burkina Faso und Niger, und den Wikipedia-Eintrag dazu gibt es auch nur auf französisch: Liptako Gourma – zur damit verbunden Regionalbehörde allerdings auch was auf Englisch: Liptako-Gourma Authority
*In ersten Meldungen war vom Zusammenstoß eines Tiger mit einem NH90-Transporthubschrauber die Rede; das ist jetzt korrigiert. Die Mitteilung des französischen Generalstabs im Original:
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(Archivbild 2016: Französischer Tiger-Kampfhubschrauber in Mali – defense.gouv.fr)
Wer ein stärkeres Engagement Deutschlands möchte muß auch mit vermehrten Zwischenfällen (durch Feindeinwirkung oder durch Unfälle) rechnen. Unsere Politiker sollten sich darüber klar werden, wie sie dann damit umgehen werden.
Ich habe den Eindruck, man ist immer ganz überrascht und verstört, daß es zu Verlusten kommen kann.
RIP
camerades
@Thomas Melber sagt:26.11.2019 um 12:32 Uhr
Woher entnehmen Sie, das „man“ überrascht und verstört ist, wenn es zu Verlusten kommt? Und im Satz vorher sprechen Sie über „unsere“, d.h. deutsche, Politiker?
Ich entnehme dem Bericht lediglich, das 13 französische Kameraden während eines Einsatzes bei einer Hubschrauberkollision gestorben sind. Wie das genau geschah, wird mit Sicherheit noch untersucht. Das ist zwar schlimm und bedauerlich, aber das Problem mit „friendly fire“, und dazu zähle ich diesen Vorfall auch, ist ja kein neues.
Oder wollen Sie uns die Binse „passt auf, wer viel macht, kann viel erleben“ näher bringen?
@ Thomas Melber:
„Wer ein stärkeres Engagement Deutschlands möchte muß auch mit vermehrten Zwischenfällen (durch Feindeinwirkung oder durch Unfälle) rechnen. Unsere Politiker sollten sich darüber klar werden, wie sie dann damit umgehen werden.
Ich habe den Eindruck, man ist immer ganz überrascht und verstört, daß es zu Verlusten kommen kann.“
mehr fällt Ihnen da jetzt nicht ein?
13 französische Soldaten sind im Einsatz für Ihr Land ums Leben gekommen. Ich verneige mich in Trauer, mein Mitgefühl gehört den Familien, Freunden und Bekannten sowie den trauernden französischen Kameraden!
@Pio-Fritz
Das sollte man den Politikern nahe bringen, die Soldaten in Einsätze schicken. Jetzt wohl auch verstärkt („Syria, anyone?“ „mehr Mali?“).
@Super08
Sicher stehen uns die Kameraden und ihre Angehörigen näher als die 24 Soldaten der FAMa, die neulich gefallen sind.
Ein solcher Einsatzunfall/-vorfall ist doch nun in keinster Weise geeignet sicherheitspolitische oder strategische Rückschlüsse zu ziehen – egal ob die Ursachen taktischer (Fremdeinwirkung), technischer oder menschlicher Natur sind. Murphy applies.Und es steckt imho auch nichts heldenhaftes in diesem Unfall. Von daher empfehle ich einigen Kommentatoren hier eine Diät in Sachen Pathetik. Je eher die „Profis“ in Deutschland mit dieser imho rein medialen RIP-Bigotterie
aufhören desto mehr werden sich die Politiker von dieser Illusion des unverwundbaren deutschen Soldaten verabschieden müssen. Und dann schau`n mer mal.
Bedauerlich und dumm gelaufen.
Mehr kann man daraus nicht ableiten.
Der Einsatz gefährlicher Geräte bedingt nun mal auch größere Risiken.
Das ist kein Alleinstellungsmerkmal des Militärs.
Jenseits des schlimmen Unfalls: auf dem vom Hausherrn eingestellten Bild des französischen Tigers ist zu sehen, dass im Cockpitbereich Zusatzpanzerungen angebracht wurden. Ist denn Ähnliches auch für unsere „Tiger Kampfhubschrauber“ angedacht – sollte es mal wieder in einen Einsatz gehen ?
Gudrun sagt:
27.11.19 um 8:30 Uhr
Soldatin/Soldat sein ist das eine, sie aber in solche Gebiete zu schicken, ist das andere. Man sieht es ja auch in Afghanistan, was es gebracht hat, traumatisierte Soldatinnen und Soldaten Tote, Verletzte.
In Mali ist es noch schlimmer, dort ist der Hass und die Gewaltbereitschaft viel viel höher. Ein Menschenleben ist da nicht viel wert. Sollen doch die Politiker ein halbes Jahr in den Einsatz, erst dann würde sich was ändern. Erfahren tut eh fast keiner etwas, was in diesen Ländern wirklich mit unseren Soldaten passiert. Ein winziger Abschnitt in einer Zeitung für 13 Tote, Juwelenräuber bekommen eine halbe Seite. Mein Schwiegersohn hat drei kleine Kinder, 3 Jahre, 1 Jahr und sieben Monate und einen 7 Monate alten Jungen. Unser Schwiegersohn war schon in vielen Einsätzen, und nun soll er auch nach Mali. Ist das nicht traurig. Hört auf mit solchen Einsätzen, die nur Leben kosten. Ich finde die Bundeswehr wichtig und gut.
@Gudrun Schindler: wie kommen Sie darauf, dass in Mali der Hass und die Gewaltbereitschaft viel höher ist als in Afghanistan? Bezüglich Ihres Schwiegersohnes können Sie ganz beruhigt sein. Die Bundeswehrsoldaten in Mali sind keiner besonderen Gefährdung ausgesetzt, und die Gefahr dass er traumatisiert wird, geht gegen Null. Grund: die Bundeswehrsoldaten haben das richtige robuste Mandat, sind sehr gut ausgestattet und ausgebildet.
Natürlich kann immer ein schrecklicher Unfall passieren, wie bei Menaka vorgestern, aber das passiert ja leider auch in Deutschland immer mal wieder….
@Gudrun Schindler
Die Frage ist natürlich, ob diese Einsätze es wert sind, ob diese und andere „Einsätze“ mehr Leben retten oder anderes bewahren und schützen das diese Risiken und Menschenleben wert sind.
Bei gefährlichen Militäreinsätzen muss man leider immer wieder mit solchen schrecklichen Nachrichten rechnen. Kann jemand eine Einschätzung liefern, was das für den Einsatz insgesamt bedeutet? Zwei Hubschrauber, Kommandokräfte der Gebirgsjäger… Klingt nach einem großen Verlust von „High Value Assets“, und das in einem Einsatz, wo genau diese Ressourcen ohnehin schon sehr knapp sind, und wo es auch schon Verluste gab. Gerade dieses Jahr hat ja gezeigt, dass man den Jihadisten kaum beikommt, und dass sie den lokalen Sicherheitskräften starke Verluste zufügen. Selbst wenn die Europäer mehr tun wollten – kommen wir hier nicht schlicht an die Grenze des Möglichen? Ganz unabhängig von der Frage, ob es hier wirklich eine umfassende politische Strategie gibt, wovon man ja mal wieder nicht ausgehen kann.
@Felix
Zwei französische Militärhubschrauber gingen nach einem Zusammenstoß in der Luft verloren. Es starben 13 Soldaten auf dem Weg zum Einatz in Verfolgung einer Gruppe bewaffneter Jihadisten, sechs davon waren Spezialkräfte der Gebirgsjäger.
Trennung.
EU-Europa zählt > 500 Mio Einwohner, Gesamteuropa > 750 Mio Köpfe.
Wie kommen Sie auf die Frage „- kommen wir hier nicht schlicht an die Grenze des Möglichen“?
Der Verlust an Menschenleben unserer französischen Partner ist tragisch. Die französische Operationsführung wird aber in keinster Weise berührt, die europäische ohnehin nicht, da die EU sich bei BARKHANE abwesend sieht.
Das wird sich ausweislich der heutigen Rede der Kanzlerin in der Generaldebatte des BT offenbar, und hoffentlich, ändern.
@ Thomas Melber:
»Unsere Politiker sollten sich darüber klar werden, wie sie dann damit umgehen werden.«
Nein, unsere Politiker sollten sich darüber klar werden, ob sie das verantworten wollen.
»Damit umgehen« müssen die Hinterbliebenen der Toten.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Wie ich darauf komme? Vielleicht weil ein eklatanter Mangel an funktionierenden Hubschraubern nebst erfahrenen Besatzungen immer wieder als eines der drängendsten Probleme der Bundeswehr, dann aber auch europäischer (plus kanadischer) Streitkräfte insgesamt benannt wird – gerade mit Blick auf Mali, wo – so wird es mir Zivilist gerne erzählt – von Jahr zu Jahr sich verschiedene Länder abmühen überhaupt halbwegs ausreichende Kapazitäten für das riesige, schwer zugängliche Land bereitzustellen. Und in der Tiger-Chose hängen wir ja alle gemeinsam drin. Und ich weiß nicht wieviele Spezialkräfte der Gebirgsjäger es in Frankreich gibt, aber meine Erinnerung an bald 20 Jahre Afghanistan sagt mir, dass solche Abstürze zu den empfindlichsten Verlusten gehören, die westliche Streitkräfte in diesen Einsätzen einzustecken haben.
Und die 750 Mio Köpfe helfen nicht wirklich. Wir könnten auch das europäische BIP referieren, das sich ja auch nicht in militärische Fähigkeiten übersetzt. Also nochmal. Unter der Annahme, dass solche Unfälle (oder auch Abschüsse) nicht gänzlich zu vermeiden sind, dass die Öffentlichkeit Verluste an Menschenleben nicht endlos goutiert, und dass die Jihadisten weiter so aggressiv und effektiv sind wie bisher – kann Frankreich oder ggf Europa insgesamt da noch lange gegenhalten?
Eventuell muss sich Europa weiter nördlich auch engagieren.
Libyen: Beobachter und die USA befürchten, Wladimir Putin wolle nun in Nordafrika seine Syrien-Strategie wiederholen und versuchen, Warlord Khalifa Haftar gegen die international anerkannte Regierung in Tripolis zum Sieg zu verhelfen. Söldner der russische „Gruppe Wagner“ kämpfen an Haftars Seite . Bei einem Sieg wüchse Putins Einfluss, er bekäme neben dem syrischen Tartus auch libysche Mittelmeerhäfen unter seine Kontrolle und könnte Europa mit dem Reizthema Flüchtlinge erpressen.
Unter dem Stichwort Berlin-Prozess Libyen ist Europa unter deutscher Führung sogar sehr aktiv.
https://www.dw.com/de/deutschlands-diplomatischer-libyen-vorstoß/a-50406990
Es zeichnet sich die Ordungsmacht Nordafrika mit Sitz Auswärtiges Amt Berlin ab.
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8090/
Es wird also noch in 2019 einen Libyen-Gipfel geben, bei dem Diplomatie und Ökonomisches im Zentrum stehen.
Es wird geunkt.
Nämlich, dass nach deutscher Absage zur EMASOH Ops am Golf, nunmehr zur Beruhigung des belasteten DEU – FRA Verhältnisses die KSK-Variante für Mali/den Sahel gezogen wird, was ja durchaus auch zur Kernaussage der IBuK in München passte.
[Wo wird geunkt? Bisschen präziser wäre hilfreich. T.W.]
@T.W.
Twitter, Prof Massala und andere.
[Na, wenn ich dem Carlo Masala erzähle, dass er als Quelle für „es wird geunkt“ herhalten muss… Bisschen sachlicher ginge es schon. Und geunkt wird dann halt woanders. T.W.]