Lürssen-Werft soll Gorch Fock fertig sanieren
Fürs Archiv: Das Segelschulschiff der Deutschen Marine, die Gorch Fock, soll nach Problemen mit Sanierung und massiver Steigerung der Reparaturkosten nun in einer Werft der Lürssen-Gruppe wieder seetauglich gemacht werden. Nach der Übernahme der insolventen Elsflether Werft, die den Auftrag zur Sanierung der Dreimastbark hatte, durch Lürssen soll das Schiff auf einer Werft des Unternehmens in Berne endgültig saniert werden. Das Verteidigungsministerium bleibt bei dem Ziel, die Sanierung bis Herbst 2020 abzuschließen.
Die Lürssen-Werftgruppe teilte am (heutigen) Mittwoch mit:
Wir freuen uns, mit der bereits am vergangenen Freitag erfolgten Genehmigung des Bundeskartellamtes und des am Sonntag unterzeichneten Kaufvertrages nun auch mit der Zustimmung des Öffentlichen Auftraggebers zur Übernahme des Vertrages zur Sanierung der GORCH FOCK den Erwerb der Elsflether Werft erfolgreich abgeschlossen zu haben. Mit der Akquisition der Werft als Ergänzung zu unserem Reparatur-Portfolio kleinerer Marine-Einheiten erfolgt auch die Übernahme und Integration der mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unsere Werftengruppe. Zum weiteren Vorgehen bei der Sanierung des Segelschulschiffes, das heute (30. Oktober 2019) zum Lürssen-Standort Berne verholt wird, werden wir in den kommenden Wochen weiterführende intensive Gespräche mit dem Kunden zum Übernahmevertrag führen. Wir bedanken uns für das Vertrauen des Gläubigerausschusses und bitten um Verständnis, zur Akquisition wie zur Sanierung der GORCH FOCK keine weiteren Auskünfte geben zu können.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums bleibt es bei dem im Juni von der damaligen Ministerin Ursula von der Leyen angekündigten Ziel, das Segelschiff bis zum Herbst kommenden Jahres und im Kostenrahmen von 135 Millionen Euro wieder einsatzfähig zu machen.
Das ziemlich lange und komplizierte Was bisher geschah bei der Sanierung des Schiffes, deren Kosten von zunächst angenommenen zehn Millionen Euro auf die nunmehr erwarteten 135 Millionen stiegen, hier zum Nachlesen.
(Archivbild 2006: Gorch Fock in der Nordsee – Kerstin Niebuhr/Bundeswehr)
Auch wenn sich bei diesem Schiff die Geister scheiden, ich freue mich darüber, dass sie in Dienst bleiben wird und weiterhin zur Ausbildung genutzt werden kann.
Bevor ich zur Marine ging, fuhr ich 3 Jahre auf Handelsschiffen zur See. So manches Wetter habe ich überstanden, aber nie tatsächlich so nah die Wucht der Elemente erleben können, wie auf der Gorch Fock. Der Respekt, den ich den Elementen zollte, wenn ich zur See gefahren, hat dafür gesorgt, dass ich meine Soldaten immer heile nach Hause bringen durfte. Und das ist es, was junge Offizieranwärter nur hier im wahrsten Sinne des Wortes erfahren können – den Respekt vor dem Element, in dem sie später Truppen führen und diese zumutbaren Gefahren aussetzen müssen.
Moin!
Irgendwo muss mal eine Grenze sein.
Kosten von geplant 10 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro.Was soll der ganze Zinnober um dieses schwimmende Millionengrab Gorch-Fock????? Es gibt nur eines: Stillegen und Abwracken. Was will die Bundesmarine mit diesem schwimmenden Fass ohne Boden?????? Ach ja, ich vergaß :wegen der Seefahrer-Tradition. Offiziersanwärter kann man auch anderweitig Ausbilden. Da braucht man kein Millionengrab. Dann wäre auch Geld da für das Heer. Denn das Heer kann das Geld dringender gebrauchen. Oder will man auf dem Land ein Schiff einsetzen???? Und noch etwas:Wer glaubt, das die 135 Mio. nicht übersteigt werden, der glaubt auch an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen. Denn eines ist sicher:Richtig Rechnen kann KEIN Politiker. Aber der Steuerzahler hat’s ja.
Stuffz u.ehem Panzerjäger -Veteran
Horst Rosendahl
Man kann wirklich nur ungläubig staunen und die nächste Verschiebung abwarten…
Was für eine vertane Chance, in einen Neubau zu investieren.
30.10.2019 um 22:21 Uhr StuffzRo sagt: „Ach ja, ich vergaß :wegen der Seefahrer-Tradition. “
Nein, es hat eben nichts oder nur wenig mit Tradion zu tun.
„Offiziersanwärter kann man auch anderweitig Ausbilden. “
Für später zur See fahrende Offiziere ist der Törn auf der Fock eine sehr gute Erfahrung. Ich verstehe Sie aber, für jemanden aus der Schlammzone kann das schon fern sein.
Trennug
30.10.2019 um 23:56 Uhr Der Realist sagt: Was für eine vertane Chance, in einen Neubau zu investieren.“
Wo sollte es denn im Zuge dieses Falles eine Chance dazu gegeben haben?
@CeMoi sagt: 30.10.2019 um 17:50 Uhr
„Auch wenn sich bei diesem Schiff die Geister scheiden, ich freue mich darüber, dass sie in Dienst bleiben wird und weiterhin zur Ausbildung genutzt werden kann.“
+1
@StuffzRo sagt: 30.10.2019 um 22:21 Uhr
„Kosten von geplant 10 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro.“
Ihnen ist schon klar, dass sie hier gerade Äpfel mit Birnen vergleichen? Die 10 Mio. waren für etwas ganz anderes geplant als die 135 Mio. jetzt.
Solche Vergleiche scheinen jetzt nicht für die sachliche Auseinandersetzung mit einem Thema nützlich, sondern lediglich für ein „ich will mich jetzt auch mal aufregen dürfen“, oder?
„Denn das Heer kann das Geld dringender gebrauchen. Oder will man auf dem Land ein Schiff einsetzen????“
Und schon wieder. Äpfel mit Birnen.
„Und noch etwas:Wer glaubt, das die 135 Mio. nicht übersteigt werden, der glaubt auch an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen.“
Hm. Wir werden sehen. Durch die öffentliche und parlamentarische Aufmerksamkeit zu diesem Thema sehe ich die Chancen für ein einigermaßen im Plan bleiben doch recht hoch…
@CeMoi: Well said!
Mit Lürssen hat es endlich einen stabilen Partner auf der anderen Seite.
Am Rande: Mein wirklich gutes Praktikum durfte ich in Vegesack in der Lehrwerkstatt absolvieren – während der Werftliegezeit.
@Edgar Lefgrün
Ich bin vor vierzig Jahren als Seekadett auf der GF gefahren und fand die Erfahrung in den (nur) 5 Wochen auf See schon toll, aber nicht prägend.
Tausende Offizieranwärter, die sich für weniger als 12 Jahre verpflichtet hatten, wurden GAR NICHT auf der GF ausgebildet, waren aber später, wenn sie doch noch als Berufssoldaten wurden keine schlechteren Marineoffiziere als ich. Insofern wird die angeblich unverzichtbare seemännische Grundausbildung auf einem Großsegler völlig überhöht, vmtl. um die exorbitanten Kosten der „Instandsetzung“ irgendwie vor dem Parlament zu rechtfertigen. Auch als „Botschafter in Blau“ kann man den Nimbus des deutschen Segelschulschiffs nur schwerlich aufrechterhalten, nachdem die Bark nun schon 5 Jahre keine Auslandshäfen mehr gesehen hat.
Angesichts der durch nichts zu rechtfertigenden Kostenexplosion auf 135 Mio. bin auch ich der Meinung, dass es günstigere Alternativen, wie z.B. die derzeitige Ausbildung auf intakten Großseglern gibt, um jungen Menschen erste Seebeine wachsen zu lassen.
Zudem bin ich (wie @Der Realist) davon überzeugt, dass man auch mit dem neuen Werfteigner Lürssen weder den Kostenrahmen von 135 Mio. einhalten wird (falls man nicht mauschelt) noch dass das Schiff im Oktober 2020 schon wieder für die neue Offiziercrew zur Verfügung steht (dabei kann man nicht mauscheln).
Die verschleuderten Steuergelder hätte man lieber in vernünftige Ausbildungsmöglichkeiten für die Wechselbesatzungen der Fregatten Klasse 125 stecken sollen, um das Mehrbesatzungskonzept bestmöglich umzusetzen.
@Koffer
Was ist denn für sie „einigermaßen im Plan bleiben“
10 % mehr vielleicht?
15 % mehr vielleicht?
Noch einmal zusätzlich 13,5 Millionen Euro oder 20,25 Millionen Euro finde ich bei einer enormen Steigerung auf 135 Millionen Euro einfach nicht mehr okay!
Das Ziel müsste sein die veranschlagten 135 Millionen Euro zu unterschreiten. Dann kommt man noch mit 2 blauen Augen und gebrochenen Armen aus der Sache raus.
Wie man dieses Thema um die Gorch Fock noch relativieren kann, ist mir unbegreiflich.
Da muss ich mich dann auch nicht wundern über die Aussagen mancher Kommentatoren in anderen Themen.
@ Edgar Lefgrün
Ziemlich am Anfang des ganzen GF Debakels.
Man hätte der Gorch Fock einen festen Platz in Wilhelmshaven gönnen und einen Neubau für weniger Geld beauftragen können.
also panzer bassieren auf schiffen und wurden uns doch die marine gegeben wenn man schon tradition sagen will, die gorch ist nun mal eine art Aushängeschild der Marine deswegen retten aber bitte zum letzten mal und dann wirklich einen neuen neubau.
die vertahne chance war eben wenn die gorch nicht mehr kommt müsste ein neues schiff her war ja im gespräch das das günstiger und schneller ginge aber dann war da dieser vertrag………die kosten Explosion war sicher dazu gedacht die werft zu sanieren würde fast wetten das die nun evtl. billiger wird oder wirklich bei den 135mio bleiben
@Lucky.Sailor sagt: 31.10.2019 um 15:21 Uhr
„Die verschleuderten Steuergelder hätte man lieber in vernünftige Ausbildungsmöglichkeiten für die Wechselbesatzungen der Fregatten Klasse 125 stecken sollen, um das Mehrbesatzungskonzept bestmöglich umzusetzen.“
Ich persönlich kann mir keine bessere Investition in die Zukunft der Marine vorstellen, als eine Investition in die Führerausbildung.
Die 125er werden schon lange (!) verschrottet sein, wenn die letzten Crews der jetzt generalüberholten GF2 dereinst in (vermutlich 60 (!) Jahren) in Pension gehen werden.
Wenn man wählen muss, sollte man mEn immer in die Menschen investieren.
@DagobertDuck sagt: 31.10.2019 um 15:40 Uhr
„Was ist denn für sie „einigermaßen im Plan bleiben“
10 % mehr vielleicht?“
Spekulation. Ich persönliche spekuliere auf weniger als 10%. Aber wir werden sehen…
Allen, die jetzt einem Neubau das Wort reden, weil es angeblich billiger und nachhaltiger in der Beschaffung ist, möchte ich folgendes entgegenhalten:
Ein Neubau hat immer unter Berücksichtigung aktueller Sicherheitsstandards und Vorschriften zu erfolgen. Die Anwendung dieser Standards führt mEn zu a) deutlich höheren Beschaffungskosten als allgemein angenommen und b) schränkt aufgrund der Anwendung derselben die Möglichkeiten einer Ausbildung erheblich ein. Nicht so bei Indiensthaltung eines Schiffes nach modernisiertem Standard des Jahres 1958. Darüber hinaus sind die Dauer eines Beschaffungsvorhabens allen damit vertrauten durchaus bewußt. Eben schnell einmal ein Schiff bauen lassen ist eben nicht. In der Regel vergehen von Beginn der Planung bis zur Indienststellung 10 bis 15 Jahre – wenn alles nach Plan läuft. Ob das Projekt dann auch noch im Rahmen der veranschlagten Zeiten und Gelder bleibt, ist aus den bisherigen Erfahrungswerten maritimer Beschaffungsvorhaben deutlich anzuzweifeln.
Daraus ergibt sich für mich: Wenn die Führung an dem Ausbildungs- und Repräsentationsmittel Segelschulschiff festhalten möchte, kann es nur eine Instandsetzung sein. Das drüber hinaus ein Neubau geplant und die Beschaffung eingeleitet werden kann, ist unbenommen.
Die „Gorch Fock besser abwracken“ Diskussion ist doch jetzt „Hätte, hätte, Fahrradkette“. BW hat nach Übernahme der Elsflether Werft durch Lürssen nun keinen Anlass mehr, Willen und Fähigkeit zur Vertragserfüllung zu bezweifeln, und die Entscheidung die GF nun fertig zu bauen (wird ja offenbar ein Quasi-Neubau, mit auch fast komplett neuem Rumpf und nur noch einigen Spolien der Bisher-GF zu Traditionszwecken) wurde ja von bekanntermassen noch unter UvdL vor Monaten getroffen.
Ja, Neubau wäre wohl aus jetziger Sicht weit günstiger und sinnvoller gewesen. Aber der finanzielle Schaden für die BW wenn man den Vertrag nun frei kündigen würde dürfte ziemlich gross werden. Der Drops ist gelutscht.
Hoffen wir, dass BMVG und BAAINBW aus dem vorherigen desaströsen Projektmanagement lernen, Lürssen das Projekt zu einem doch noch guten Ende führt und die Marine dann, wenn der Kahn wieder flott ist, ein gutes Ausbildungskonzept aufsetzt.
@Koffer 31.10 um 16:50
1. Auf der GF findet keine „Führerausbildung“ statt. Wer selbst drauf gefahren ist weiß das!
2. Die seemännische Grundausbildung kann man auch anders organisieren, was nicht nur günstiger ist, wie man momentan sieht.
3. Wenn jetzt die Wechsel-Crews der F125 „Gammeldienst“ schieben müssen, weil anspruchsvolle Ausbildungsanlagen fehlen, dann führt das HEUTE zu Frust und Demotivation mit negativer Wirkung auf die Personalenlage, die ohnehin schon kritisch ist. Da hilft auch kein angenommener positiver Langzeiteffekt Offizierausbildung IN FERNER ZUKUNFT.
4. Wir sprechen uns wieder, wenn die Sanierung GF doch noch länger dauert bzw. nochmals teurer wird.
Bei aller Nostalgie, die ich verstehen kann… Wenn man ein wenig recherchiert, wieviele europäische Nationen auf Großsegler zur Basisausbildung setzen, kommen nicht viele zusammen.
Ich denke, man kann das Grundhandwerk, also das Segeln an sich, auch auf kleineren Schiffen lernen. Teamwork und Kameradschaft sowieso.
Die Frage ist doch heute:
Wäre es nicht sinnvoller, diese Grundausbildung als NATO- oder EU-Projekt zu gestalten? Immerhin geht es doch beim Thema Führung nicht nur um das Führen der Mannschaft, sondern auch ganz besonders um die Interaktion mit den Partnernationen in der EU oder NATO.
Wenn man also gemeinsam mehrere kleinere Segelschiffe und auch moderne Trainingseinheiten betreiben würde, könnte das den Zusammenhalt innerhalb der EU und NATO von der Basis an verbessern.
Guten Tag, ich würde gerne einmal einen anderen Weg vorschlagen- den bis jetzt meines Wissens noch noch Niemand auf dem Schirm hat. In Stralsund liegt die echte Gorch Fock (1) und wird als Museumsschiff genutzt , auch hier sind noch weitgehende Reparaturen notwendig, der Sanierungsbedarf liegt jedoch laut Wikipedia bei einer Restsumme von 7 Millionen Euro- jetzt mein Denkanstoß: Schiffe tauschen- Gorch Fock 2 als Museumsschiff nutzen, Gorch Fock 1 als Schulschiff! Natürlich müsste man sich mit dem privaten Eigentümer einigen- aber es ist wie gesagt nur ein Denkanstoß…
Bitte nicht gleich niederschreien, danke.
Ergänzung: Quelle: Wikipedia
Im September 2018 berichtete die Stralsunder Ostsee-Zeitung von Kaufplänen der Stadt. Inklusive der notwendigen Sanierung müssten nach dem Bericht der Zeitung fast acht Millionen Euro aufgebracht werden. Am 8. November 2018 sprach sich die Stralsunder Bürgerschaft dafür aus, das Schiff zu kaufen. Die Stadt geht von einem Kaufpreis von 950.000 Euro aus.[10] Die im Jahr 2015 erneuerte Schwimmfähigkeitsbescheinigung läuft im Jahr 2020 ab.
Streiche: Käufer Stralsund/ Setze: BUND😉
Sollte der youtube Link erlaubt sein..hier lang:
https://youtu.be/WvUvC1x6OJU
die GF mit Wasser unter dem Kiel bei der Verlegung zu Lürssen
@Dirk Wisotzky sagt: 01.11.2019 um 11:31 Uhr
Die Ideen wurden hier schon alle diskutiert, schauen Sie sich bitte einfach mal die alten Fäden zur Gorch Fock an. Der Zug ist weg, und zwar schon lange. Diese Entscheidungen (GF sanieren, Neubau, GF 1 oder mehrere kleinere Segler) hätte man zu einem Zeitpunkt treffen können und müssen, als die Ministerin bei der Kostensteigerungsvorlage auf damals noch 70 Mill. vorsätzlich getäuscht wurde. Personelle Konsequenzen daraus – keine.
Jetzt geht es nur noch darum, das Ganze möglichst geräuschlos abzuwickeln. Man hört auch nichts mehr von den Bestechungsvorwürfen, den Fall bearbeitet die Staatsanwaltschaft Osnabrück. Von daher ist die Diskussion, die sich hier entwickelt völlig sinnlos.
@Dirk Wisotzky:
Diese 7 Millionen Euro sind allein für den Erhalt des Schwimmfähigkeitszeugnisses notwendig. Für die Wiederaufnahme einer Ausbildung wäre auch bei der Gorch Fock I ein dreistelliger Millionenbetrag fällig. Es weiß zum Beispiel niemand, wie es um die Masten und Rahen, die ein wesentlicher Kostentreiber der Gorch Fock II waren, bestellt ist. Zudem fanden Über die letzten 60 Jahre beständig Modernisierungen an der Gorch Fock II statt, von denen zumindest ein Teil auch umgesetzt werden müsste.
Eine Diskussion ob die Gorch Fock II nicht doch abgewrackt gehört, ist an dieser Stelle überflüssig. Die Entscheidung sie zu Erhalt fiel schon im Frühjahr. Die einzige Neuigkeit an dieser Stelle ist, dass sich jetzt Fa. Lürssen darum kümmert.
@Lucky.Sailor sagt: 01.11.2019 um 7:52 Uhr
„1. Auf der GF findet keine „Führerausbildung“ statt. Wer selbst drauf gefahren ist weiß das!“
Offensichtlich haben Sie und ich entweder ein inhaltlich unterschiedliches Verständnis von Führerausbildung oder definieren den Begriff anders.
Die Führerausbildung (oder bei GF ist es ja schon seit längerem auch die Unterführerausbildung) ist nach meinem Verständnis (und dem des Heeres) nicht nur ein konkreter für Führungstätigkeit befähigender Ausbildungsabschnitt, sondern die Gesamtheit der fachlichen, berufsethischen und charakterlichen Bildung, Formung und Prägung von Offizieren (bzw. Unteroffizieren).
Die Führerausbildung umfasste damit auch eigentlich „Führungstätigkeit-fremde“ Abschnitte, sofern sie wichtige und/oder prägende Aufgaben für das Gesamt-„projekt“ haben.
Die Zeit auf der GF ist daher nach meinem Verständnis sehr wohl teil der Führerausbildung der Marine, da sie u.a. wichtige Aspekte des Berufsverständnisses prägen und vertiefen soll.
„2. Die seemännische Grundausbildung kann man auch anders organisieren“
Ja, KÖNNTE man. Aber die Marine hat sich nun einmal für diese entschieden.
„4. Wir sprechen uns wieder, wenn die Sanierung GF doch noch länger dauert bzw. nochmals teurer wird.“
Möglicherweise haben Sie recht. Aber vermutlich (hoffentlich) bleiben das Unkenrufe ;)
„Wäre es nicht sinnvoller, diese Grundausbildung als NATO- oder EU-Projekt zu gestalten?“
Bitte nicht! Offizier- (und Unteroffizier)-ausbildung ist immer noch nationale Aufgabe. Weiterbildung kann man multinational machen, aber Ausbildung bitte nicht.
Nicht solange wir noch nationale Armeen haben zumindest.
Gedankenspiel der Neubeschaffung:
Im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr lese ich nichts von Segelschiffen. Und es würde mich wundern, wenn ein Ressourcenverbund die GF listet.
Somit müssten wir eine bedarfsbegründende Grundlage schaffen, denn wenn man das alte Schiff nicht mehr reparieren könnte, wird für ne Neubeschaffung ja eine FFF (Fähigkeitslücke und Funktionale Forderungen) fällig. Und dann alles Weitere im CPM(nov).
Ohne Studie und Architektur im Vorfeld scheint das derzeit nicht mehr zu gehen, also beschreiten wir den Weg, das _scheinbar_ Offensichtliche zu erklären. Und stellen am Ende wohl fest: Eigentlich wäre eine Neubeschaffung nicht oder nur sehr schwer begründbar!
Das ‚Ausbildungshilfsmittel‘ Gorch Fock mag zwar tradiert sein, würde aber eine sorgfältige nichttechnische (NT)-Studie „Ausbildung von Offizieren in der Marine“ vermutlich gar nicht überleben. Aus meiner Sicht zeigen die harten Fakten nämlich nicht, dass die Ausbildung auf einem Segelschiff irgendeinen essentiellen Mehrwert hat. (Siehe die ganzen hervorragenden Kameraden, die nie einen Fuß auf die Planken der GF setzten.) Es gibt andere und durchaus günstigere (oder auch teurere und effektivere) Alternativen und nicht alle davon sehen aus wie ein Segelschiff.
Für den Fall, dass die NT-Studie ein Ausbildungsschiff als mögliche Variante präsentiert, kämen wir in den Bereich technische Studie: Was gäbe es denn an Möglichkeiten. Selbst hier sehe ich nicht, dass eine aufwändige Restaurierung eines alten Schiffes jemals als Option gewänne.
Danach gehen wir zur Beschaffung über: Europäische Ausschreibung vermutlich. Den Segler als verteidigungstechnische Schlüsseltechnologie zu verkaufen traut sich vermutlich niemand. Nehme aber Wetten entgegen, wer es argumentativ versucht.
Also: Nach 10 Jahren und erheblichen Mehrkosten haben wir dann eventuell ein Ausbildungsschiff. Aber nur, wenn beim regulären Bewertungs- und Beschaffungsprozess auf jeder Ebene ganz gravierend was schief gegangen (worden) wäre. Meine Meinung.
Jedenfalls erklärt das diese eherne Absicht, an der Reparatur festzuhalten. Die haben schlichtweg erkannt, dass es sowas nicht mehr neu geben wird.
In der nächsten Folge „Das gäbe es heute nicht mehr!“: Die KfZ-Schrauberhalle der Freiherr-von-Uga-Kaserne, der 500 Kubikmeter-Spießkeller und der Tennisplatz der Führungsakademie.
geht es dem guten Koffer bei seinen Antworten nicht etwa auch um seine „Fallschirmjägerausbildung“ im automatischen Fallschirmsprung – und da insbesondere nicht etwa auch um die Fallschirmsprungzulage jeden Monat – nur für „springende“ Einheiten. Wo man doch weiss, dass die Luftwaffe Fallschirmjäger nicht mehr in Tiefflug in Feindgebiet absetzen wird – und vermeindlich eine Gleitfallschirmsprungausbildung (nicht MFF) als zu „schwierig“ „erscheint“ für „alle“ Fallschirmjäger – oder auch weil es nur einfach zu teuer an die 4 x 140 Gleitfallschirmsprungsysteme plus anzuschaffen? – aber ist ja nur so ein Gedanke, der mir kommt bei dem was ich über ……. lese
@Koffer 01.11. um 14:12
Egal, ob wir unterschiedliches VERSTÄNDNIS von „Führerausbildung“ haben. Ich war auf der GF und habe dort lediglich das schwere seemännische Arbeiten gelernt. Sie wollen ja wohl auch eine infanteristische Grundausbildung nicht zur „Führerausbildung“ überhöhen, oder?
Zudem bin ich ja nicht per se gegen den Betrieb und die Instandhaltung eines Segelschulschiffes für eine bedeutende Wirtschaftsnation wie Deutschland. Ich finde nur den Preis dafür unverantwortlich gegenüber dem Steuerzahler und die Unehrlichkeit bei der Argumentation vonwegen „unverzichtbar für eine Prägung des modernen Marineoffiziers“. Die Gründe dafür habe ich eingangs (sowie in früheren Kommentaren) auch klar genannt.
So, und wenn jetzt der ohnehin schon viel zu hohe Kostenrahmen und der Termin der Fertigstellung nicht strikt eingehalten werden, dann muss man sich von diesem „Spielzeug“ der Marine verabschieden. Die Ausbildung künftiger Seeoffiziere wird darunter nicht leiden!
@Stöber +1 +1 +1
Rein kostenmäßig betrachtet, erscheint es eigentlich sinnvoller, sofort die Reissleine zu ziehen und alle Aktivitäten (und damit weitere Ausgaben) zu stoppen.
Zu den vielen Erinnerungen (als Begründung für ein: „Ja! Weiter investieren!“) aus der weit zurückliegenden eigenen Ausbildung einiger Kommentatoren hier möchte ich nichts sagen.
Aber ich frage mal ernsthaft nach: Wie teuer wäre denn ein vernünftiger hochseefähiger Dreimaster im Neu-Kauf? Kann da jemand irgendwelche vernünftigen Aussagen treffen? Denn erst mit diesem Vergleich könnte eine Entscheidung realistisch beurteilt werden.
PS: ich habe doch noch etwas im www gefunden; und zwar in der „Die Welt“ vom 27.10.2009. Dabei geht es um die „Alexander von Humboldt“, jenes berühmte Segelschiff mit der markanten grünen Segelausstattung. Falls der Link zum Welt-Artikel hier nicht veröffentlicht wird (aus bekannten Gründen) – dort geht es um einen 15 Mio Euro-Neubau (Dreimaster).
Mhm.
Das sind doch schon Unterschiede in den finanziellen Dimensionen, oder?
Hier der Link zum Artikel:
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article4997417/Zu-kaufen-Alexander-von-Humboldt.html
@Matthias Hake sagt: 01.11.2019 um 15:44 Uhr
„geht es dem guten Koffer bei seinen Antworten nicht etwa auch um seine „Fallschirmjägerausbildung“ im automatischen Fallschirmsprung“
Nope. Das berufsprägende Äquivalent zur GF im Heer ist eher der Pflicht-Einzelkämpferlehrgang auch für Nicht-Kampftruppen-Offz (der ja jetzt endlich wieder eingeführt wird).
„und da insbesondere nicht etwa auch um die Fallschirmsprungzulage jeden Monat“
Ne is klar, weil wir uns ja unsere Knochen genau für die paar Kröten zerschießen.
LOL
„Wo man doch weiss, dass die Luftwaffe Fallschirmjäger nicht mehr in Tiefflug in Feindgebiet absetzen wird“
So, weiß man das? Ohne ihnen zu nahe treten zu wollen, aber ich bin vom Fach und ich habe da einen etwas anderen Kenntnisstand als Sie.
@Lucky.Sailor sagt: 01.11.2019 um 16:27 Uhr
„Egal, ob wir unterschiedliches VERSTÄNDNIS von „Führerausbildung“ haben. Ich war auf der GF und habe dort lediglich das schwere seemännische Arbeiten gelernt. Sie wollen ja wohl auch eine infanteristische Grundausbildung nicht zur „Führerausbildung“ überhöhen, oder?“
1. es gibt keine infanteristische Grundausbildung.
2. Natürlich ist die Grundausbildung für Offiziere auch Teil der Führerausbildung. Deswegen packen wir ja mehr Reserven hinein, wählen spezielle Ausbilder etc.
Wie gesagt: offensichtlich haben wir ein unterschiedliches Verständnis davon was Führerausbildung ist und warum diese wichtiger ist als nahezu alles andere.
„dann muss man sich von diesem „Spielzeug“ der Marine verabschieden. Die Ausbildung künftiger Seeoffiziere wird darunter nicht leiden!“
Diese Bewertung überlasse ich der Marineführung. Dafür ist sie da.
Ich möchte nicht, dass uns im Heer die Marine erklärt, wie wir unsere Soldaten ausbilden und es kommt mir nicht zu für den Inspekteur Marine solche Entscheidungen zu treffen.
Ich kann emotional und intellektuell das Festhalten der Marine an der GF2 sehr gut verstehen und bin persönlich sogar darüber glücklich, aber ich gebe zu, dass ich nicht den vollen Kenntnisstand darüber habe. Dafür gibt es den InspM
TRENNUNG
Aber ich verstehe jetzt ehrlich gesagt diese Diskussion nicht. Wir haben das hin und her und hin und her hier in anderen Fäden diskutiert.
Die Entscheidung ist getroffen und solange es keine wesentliche Lageänderung gibt (z.B. eine erneute deutliche Erhöhung der Kosten), können wir uns das Wiederäufwärmen alter Argumente doch eigentlich sparen, oder?
@ Koffer sagt:
02.11.2019 um 13:15 Uhr
+1
Zum weiteren Vorgehen bei der Sanierung des Segelschulschiffes, das heute (30. Oktober 2019) zum Lürssen-Standort Berne verholt wird, werden wir in den kommenden Wochen weiterführende intensive Gespräche mit dem Kunden zum Übernahmevertrag führen.
Fünferwette, dass da noch am Paket der zu schuldenden Leistungen, am Preis und am Zeitstrahl, also an allem rumgeschraubt wird.
Sehr geehrte Herren,
Es ist für jede Marine immer wieder eine Herausforderung, ein in die Jahre gekommenes Schiff zu sanieren.
Leider ist das Teilstreitkraftübergreifend, ich möchte hier jetzt nicht alles aufzählen.
Sie haben mit Sicherheit Recht, dass die Kosten zu stark explodierten, aber, wo stehen wir als Marine , schauen Sie auf BER und Stuttgart 21, mehr als 4Mrd. Teurer, dass ist doch beschämend .
Also, lasst unseren Offiziernachwuchs und und der Marine ihr Segelschulschiff.
Im übrigen, Bundesmarine heißen wir schon lange nicht mehr.