AKKs erste Haushaltsrede: Warnung vor Stopp von Großprojekten (Update)
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat in ihrer ersten Haushaltsrede vor dem Bundestag für eine langfristige Verstetigung des Wehretats geworben. Mit der Steigerung auf fast 45 Milliarden Euro im kommenden Jahr könnten einige der geplanten Großprojekte für die Bundeswehr begonnen werden – ohne eine weitere verläßliche Steigerung in den Folgejahren seien allerdings weitere Projekte gefährdet.
Konkret nannte die Ministerin in der Haushaltsdebatte des Parlaments am (heutigen) Mittwoch den geplanten neuen schweren Transporthubschrauber, das Mehrzweckkampfschiff 180 der Marine und die geplante vierte Tranche des Kampfflugzeugs Eurofighter, deren Programmstart mit der aktuellen Haushaltsplanung ermöglicht werde. Wenn aber wie bislang in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen ab 2021 der Verteidigungshaushalt wieder sinke, seien bestimmte Projekte gefährdet: Die Nachfolge des betagten Kampfjets Tornado, die geplante Zusammenarbeit mit Norwegen bei Entwicklung und Bau neuer U-Boote, aber auch die Beschaffung von Nachtsichtbrillen für die Soldaten.
Die Rede Kramp-Karrenbauers zum Nachhören:
Interessant ist übrigens, dass die Ministerin die U-Boot-Kooperation mit Norwegen als langfristig gefährdetes Projekt nennt – denn schon in der Haushaltsplanung für das kommende Jahr sind dafür keine Mittel vorgesehen: Nach den Erläuterungen und Vergleichen zum Regierungsentwurf des Verteidigungshaushalts 2020 (wohlgemerkt: nicht den Geheimen Erläuterungen!) aus dem Ministerium sinkt aufgrund der Anpassung an den voraussichtlichen Projektverlauf der Finanzbedarf für das Projekt U-Boot Klasse 212 Common Design von den zunächst vorgesehenen 63 Millionen Euro im kommenden Jahr auf Null .
Update: Auf meine Frage, was der Grund dafür sei, bekam ich diese Antwort:
Aufgrund des voraussichtlichen Verlaufs des Projekts „Beschaffung U-Boot Klasse 212 Common Design“ wurde der Haushaltsmittelansatz im Regierungsentwurf zum Haushalt 2020/53.Finanzplan angepasst.
Damit ist das Projekt auch weiterhin im Haushalt 2020 berücksichtigt, jedoch gefährdet die gegenwärtige mittelfristige Finanzplanung das Projekt.
Und noch etwas war auffällig: Das milliardenschwere Großprojekt Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS), eines der größten, wenn nicht das größte langfristige Projekt, erwähnte Kramp-Karrenbauer mit keinem Wort.
Insgesamt soll der Verteidigungsetat im kommenden Jahr mit 44,92 Milliarden Euro knapp 1,7 Milliarden höher als in diesem Jahr ausfallen und damit so hoch wie noch nie sein. Fast 20 Milliarden davon entfallen auf Personalausgaben. Für die Miete ihrer Liegenschaften von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gibt die Bundeswehr gut 2,6 Milliarden Euro aus. Für Beschaffungen sollen im kommenden Jahr 6,85 Milliarden Euro ausgegeben werden, damit erneut weniger als die angepeilten 20 Prozent des Etats.
(Foto: Screenshot der TV-Übertragung des Bundestages)
Mehr Geld schützt die Bundeswehr und unseren Staat nicht vor der Notwendigkeit Prozesse z.B. durch Digitalisierung zu modernisieren. Aus weniger, mehr zu machen, hat die Reichswehr vorgeführt. Also nicht nur jammern, über zu wenig Geld, sondern mit dem, was man hat, intelligent umgehen. Bewahrung des Status Quo bedeutet Rückschritt. Die Chinesen haben das verstanden und kolonialisieren Europa, wenn das in Afrika erfolgreich abgeschlossen ist. Es bedarf gewaltiger Anstrengung der Europäer am besten im Verbund mit den USA, das zu verhindern. Wir sind Handeln in dieser Richtung uns und unseren Kindern schuldig.
Wow! Die 2,6 Mrd € für Miete sind beeindruckend… insbesondere, wenn man bedenkt, dass sich die Bundesrepublik Deutschland dieses Geld von der linken (Verteidigungshaushalt) in die rechte (BIMA/Bundesministerium der Finanzen) Hosentasche steckt.
Hatte denn noch niemand den Gedanken, die Mieten einfach mal zu verzehnfachen? Zack: 26 Mrd € Ausgaben, gedeckt durch 26 Mrd € Mehreinnahmen beim BMF und gleichzeitig noch das 2%-Ziel erfüllt :D
Aber mal ehrlich: Dass man alle bundeseigenen Immobilien in eine Hand zusammengefasst hat – Ok, das mag sinnvoll sein. Aber warum verlangt der Staat von sich selbst Miete? Das erscheint mir teuer und widersinnig.
Im Westen nichts neues…
Immer nur mehr Geld wollen sie haben – die Resortchefs.
Ich als Steuerzahler will aber eher sehen, dass das viele Geld auch sinnvoll eingesetzt wird und da kann man schon mal bei einigen Projekten den Kopf schütteln.
Auch will ich als Steuerzahler nicht, dass sich mit meinem Geld Rüstungsfirmen eine goldene Nase verdienen.
Naja, die Zeit vergeht schnell. Und die Mühlen mahlen wie bisher auch, und zwar langsam!
Grundsätzlich finde ich es amüsant, zu sehen wie gewisse Basisprojekte jetzt scheinbar realisierbar sind, trotzdem schein auch Mittelfristig jeder Euro 3 mal umgedreht werden müssen. Da wundert es dann doch, dass das See Bataillon jetzt nach ein oder zwei Landing / Dockships schielt. Ich denke für sowas ist auf absehbare Zeit nichts an Finanzen übrig, genauso wie für irgendwelche Voll-Digitalisierungs Utopien im Heer. Da wird noch ordentlich abschmelzen angesagt sein.
Hoffentlich, geht man die aktuellen Projekte HTH und TLVS und MKS180 ökonomisch sinnvoll an, denn Kooperationen mit Frankreich werden keine Schnäppchen. Da brauch es sicher finanzielle Puffer.
@T.W. Es kann sich bei der Gefährdung des U-Boot Projektes auch um ein politisches Kalkül handeln, um Druck aufzubauen. Als Konsequenz einer Streichung gäbe es Widerstand der Norweger, und so einiger Politiker aus den Wahlkreisen mit Werftindustrie.
Ähnlich wie bei der Gefährdung der persönlichen Schutzausrüstung dürfte dies die Notwendigkeit der Erhöhung der Verteidigungsbudgets am besten legitimieren.
In dem Zusammenhang sehe ich auch die Nicht-Erwähnung von TLVS.
Ein teures Grossprojekt, das doch leider auch viel Angriffsfläche bietet.
Frei nach dem Motto : Für solche Projekte geben wir kein Geld, es geht auch günstiger (Patriot?).
Hinzu kommt, dass TLVS doch sehr komplex zu verstehen ist, gerade wenn man Alternativen prüfen möchte.
Frau Kramp-Karrenbauer als neue BMVg benötigt dafür viel Zeit, eine jetzige Einschätzung ist zu früh. Das finde ich auch sehr gut so.
Auch hier bei AG gibt es ja zurecht kritische Worte bezüglich der Grossprojekte.
Interessant finde ich auch die Diskussion bezüglich effizientere Beschaffung und Ausstattung.
Da wird mehr Personal gefordert, Handgeld für Kommandeure (25.000€/Jahr).
Ich hoffe, es war nicht zu sehr o. T.
Gefährdung des U-Boot-Projekts?
Wie kann man so etwas öffentlich sagen?
Deutschland hat ganz klare Verträge mit Norwegen abgeschlossen UND man versucht momentan die Niederlande, Italien und Polen mit ins Boot zu holen.
AKK schießt mal wieder ins eigene Knie…
Was ich bei der ganzen Diskussion um den Etat vermisse, ist der Blickwinkel „Euro pro Kopf“:
45 Mrd verteilt auf 180.000 Soldaten sind 250.000 Euro pro Soldat!
Zum Vergleich:
Die Bundespolizei bekommt 75.000 Euro pro Kopf. 75.000 Euro reichen für Personalkosten, Hubschrauber, Schiffe, Handfeuerwaffen, Schutzwesten usw.
Der Etat pro Kopf der Bundeswehr ist dreimal so groß wie der Bundespolizei! Warum reicht das nicht? Was macht die Bundeswehr mit unseren Steuergeldern? Es muss endlich Schluss damit sein, dass immer mehr Geld in ein System gepumpt wird, das nicht funktioniert! Es kann doch nicht sein, dass rechnerisch 250.000 Euro pro Soldat zur Verfügung stehen, die Soldaten aber für den Kampfeinsatz privat Schutzwesten kaufen!
Ändert erst das System, dann reden wir über den Etat.
[Ich verstehe, dass der Vergleich verlockend ist – allerdings ist die Zahl der Kampfjets, Transportflugzeuge, Kampfpanzer und Fregatten bei der Bundespolizei überschaubar… und die Umrechnung pro Kopf ist angesichts der sehr unterschiedlichen Aufgaben von Polizei und Bundeswehr doch recht sinnlos. Dessen ungeachtet stellt sich, da haben Sie Recht, die Frage: wo ist der „bang for the buck“? T.W.]
Die Tornado-Nachfolge wird durch ihre Andeutung langsam zur Farce.
-Erst wird der Ersatzprozess jahrelang verschlafen.
-Dann konzentriert man sich auf 4, statt 6 potentielle Muster.
-Als nächstes fliegen die 2 Muster raus, die dem EF in der Ausschreibung gefährlich werden können.
-Dann legt man sich auf F-18 und/oder EF fest.
-Nun liegt es also am Budget.
Das klingt langsam wie ein Tod auf Raten.
Es wird so enden, dass vom EF einfach einige mehr mit der geplanten Tranche 4 Bestellung eingeflottet werden und der Tornado danach ganz still und leise ausgeflottet wird…
Wenn wir uns langsam mal darauf einigen, dass das PLENUM des Bundestages eher als verlängerte Pressekonferenz für die Medien und das Volk zu sehen ist, denn als Ort demokratischer Aueinandersetzung (die findet – hoffentlich – im Ausschuß statt), dann ist es nachvollziehbar, dass gewisse Großprojekte von AKK nicht angesprochen werden.
Ihr ist schon klar, dass es nicht ihre Aufgabe sein kann, dicke Bretter zu bohren, denn ihre Amtszeit ist so oder so auf 18 Monate begrenzt. Hier sind dann stimmige Bilder und zitierfähige Sätze wichtiger, als jede substanzielle Aussage.
AKK wird nur dann Entscheidungen treffen, wenn diese entweder unabwendbar oder medial positiv wirksam sind – das sollte uns allen klar sein.
Fazit: Viele wohlfeile Worte – wenig Substanz – alles sehr absehbar
Tja so ist es, wenn der Wunschzettel nicht zum Geldbeutel paßt. Wobei die Wünsche ja nicht irgendwie gewachsen sind, sondern sich deutlich stringenter als früher aus den Zusagen an die NATO ableiten. Mal abwarten wie die Bitte der Ministerin noch Änderungen in den Haushaltsberatungen vorzunehmen im parlamentarischen Raum aufgenommen wird.
So sehr ich unsere Streitkräfte materiell stärker und finanziell angemessener ausgestattet sehen würde, sehe ich die Bundeswehr auch mit einigen Milliarden mehr im Beutel noch lange nicht über den Berg. Die Fixierung auf die realitätsferne, weil politisch korrekt rundgeschliffene Grundlagendokumente, eine Planungsmechanik, die zur Vermeidung panisch gefürchteter Nachteile exzessiv komplex und selbst ressourcenverschwenderisch ist, und ein längst berüchtigtes Beschaffungswesen, dass alle Möglichkeiten der Rechtswahrnehmung zur Selbstverhinderung auszuschöpfen sucht, sind auch durch die größte Volkswirtschaft Europas nicht finanzierbar.
Selber bekomme ich vornehmlich zu IT-Projekten ab und zu ein bisschen mit. Allein was da an Moloch mit deutscher Gründlichkeit hochgezogen wird, kommt wahrscheinlich wieder zu spät für längst eingegangene internationale Verpflichtungen, kann weniger und wird um vieles teurer als das, was internationale Partner bis dahin realisiert haben. Entwicklungen dort laufen den deutschen Streitkräften einfach weg. Beispiele genauer anzusprechen, gehört sicher nicht hierher.
So bitter es ist, erst wären die todkranken Methoden von Konzeption, Planung und Beschaffung zu überkommen, bevor Geld wieder etwas nützen kann. Das funktioniert nur abseits der bestehenden Aufbau- und Ablauforganisation, die vergleichbar einer „bad bank“ abzuwickeln ist, in klein beginnenden Schritten und setzt natürlich mutige Loslösung von Selbstbindungen und als unumstößlich wahrgenommenen Hindernissen voraus. Solange es da keinen fulminanten Umschwung gibt, gibt es leider keine bessere Zukunft für unsere Streitkräfte.
[„Beispiele genauer anzusprechen, gehört sicher nicht hierher.“ – Warum eigentlich nicht? T.W.]
@Andreasi:
Mal wieder wurden ~80.000 zivile Angestellte vergessen…
Die Truppe hinter der Truppe wird aber gerne vergessen
@Der Realist sagt: 12.09.2019 um 9:22 Uhr
„Gefährdung des U-Boot-Projekts?
Wie kann man so etwas öffentlich sagen?“
Weil es wahr ist.
„Deutschland hat ganz klare Verträge mit Norwegen abgeschlossen UND man versucht momentan die Niederlande, Italien und Polen mit ins Boot zu holen.
AKK schießt mal wieder ins eigene Knie…“
Nope. Das BMF und das Parlament schießen DEU mal wieder „ins eigene Knie“.
So es denn bei der aktuellen mittelfristigen Finanzplanung bleiben würde.
@Bow sagt: 12.09.2019 um 13:42 Uhr
„Wenn wir uns langsam mal darauf einigen, dass das PLENUM des Bundestages eher als verlängerte Pressekonferenz für die Medien und das Volk zu sehen ist, denn als Ort demokratischer Aueinandersetzung (die findet – hoffentlich – im Ausschuß statt), dann ist es nachvollziehbar, dass gewisse Großprojekte von AKK nicht angesprochen werden.“
Da der BT ja bekanntermaßen ein Arbeitsparlament ist, in dem im Regelfall die Masse der Arbeit parallel in den Ausschüssen statt finden, haben Sie recht.
@ Koffer
Das Projekt ist in keinster Weise gefährdet. Das U-Boot ist enorm wichtig für die Zukunft des deutschen U-Bootbaus. Und damit meine ich ich nicht die momentan geplanten 2 Boote für Deutschland… Es scheint mehr um den Preis vor der finalen Vetragsunterzeichnung 2020 zu gehen.
Jammern und Klagen in der Öffentlichkeit, um am Ende einen besseren Vertrag zu unterzeichnen … ;-)
https://navaltoday.com/2019/06/14/german-norwegian-type-212-cd-submarine-contract-to-be-signed-early-2020/
Was ich gelesen habe, so wurden als Verpflichtungsermächtigung 1,56 Mrd € in den Haushalt 2019 eingestellt. Also doch schon recht konkret.
Da man die insgesamt 6 Boote gemeinsam mit Norwegen betreibt, sind die Unterhaltungskosten geringer. Zur Not können Sie auch mit gemischten Besatzungen betrieben werden.
Eine Absage wäre kurzfristig billiger, aber mittelfristig teuer.
@ Paul
Etwas OT: Das Modell mit der Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Miete finden Sie mittlerweile überall, auch auf Länderebene. Gedanke dabei war mal bessere Kosteneffizienz durch Nachbildung von Prozessen der Privatwirtschaft und Flexibilität für den Nutzer am Immobilienmarkt zu erreichen. Funktioniert mal mehr und oft weniger. Für die BW halte ich das Modell für völlig daneben, allein schon weil es bei den Spezialimmobilien „Kaserne“, „Fliegerhorst“ etc. einfach keinen wirklichen Mietmarkt gibt. Wie bei vielen anderen recht sinnbefreiten Outsourcing-Projekten wäre schnelle eine Rolle rückwärts da besser.
Es gibt ja Deutschland auch Kasernen der Bereitschaftspolizei, die die Polizei als Untermieter des Landesimmobilienbetriebs nutzt, die dieser wieder von einer ausländischen Briefkastenfirma mietet, der die Kaserne im Auftrag eines Fonds als Anlage gekauft hat, nach einer Reihe von anderen Vorbesitzern, nachdem vor Jahren das Land die Immobilie um die Finanzen zu sanieren auf den Markt geschmissen hat. Da dauert es schon mal ein bisschen, wenn der Polizist auf Stube feststellt, dass sein Fenster undicht ist oder wenn die Polizei mal den Schiesstand erweitern möchte…Sowas ginge im Weiterschrauben der BW-BIMA-Konstellation natürlich auch.
@Uwe:
„Das funktioniert nur abseits der bestehenden Aufbau- und Ablauforganisation, die vergleichbar einer „bad bank“ abzuwickeln ist, in klein beginnenden Schritten und setzt natürlich mutige Loslösung von Selbstbindungen und als unumstößlich wahrgenommenen Hindernissen voraus.“
Ich finde den Gedanken interessant und insbesondere inihrem Bereich IT zeigt sich ja besonders deutlich wie schwerfällig die Prozesse sind.
Die neue Ministerin möchte ja nach Presseberichten sehr bald Entscheidungen zur künftigen Beschaffungsorganisation verkünden. Es bleibt abzuwarten, ob damit auch die bisherigen Verfahren optimiert werden. Es gibt dazu ja genügend Vorschläge – auch aus Koblenz.
Ich bin mir gleichzeitig aber nicht sicher, ob es eine gute Idee ist in anderen Bereichen nicht mehr zu investieren, obwohl es funktionierende Verfahren und Personal gibt (z.B. MatErh).
Denn die optimale Struktur und die perfekten Prozesse wird es nie geben, soll bis dahin gewartet werden? Diese Dauerausrede zum Verzicht auf höhere Verteidigungsausgaben gibt es ja auch aktuell wieder – auch in der obigen Debatte.
Positiv ist aus meiner Sicht schonmal, dass AKK diese langen Diskussionen sehr bald mit Entscheidungen abschließen will.
Bei den einzelnen Projekten sind erneut politisch prominente Themen auf der Kippe. Das BMVg hofft darüber jedes Jahr zusätzliche Mittel zu bekommen und scheitert meistens (siehe letztes Jahr), da der Haushaltsausschuss dann diese Vorhaben priorisiert – zu Lasten weniger prominenter Themen.
Aber auch bei TLVS ist bald die Entscheidungsreife erreicht.
Insgesamt fällt auf, dass die prominenten Themen sich auf Luftwaffe und Marine begrenzen.
@Memoria : Eine kleine Anmerkung : Der GI Zorn ist für einen Umbau der Strukturen.
Dazu sollen Sanität und Streitkräftebasis wegfallen. Dazu flache Hierarchien, klare Verantwortlichkeiten.
Da auch der Vors. des Bundeswehr Verbandes dafür ist, hoffe ich auf Umsetzung.
Am Dienstag wissen wir mehr.
In der heutigen Bild am Sonntag fordert MP Söder eine stärkere Annäherung an das 2%-Ziel und mehr Investitionen in Munition, Ersatzteile und in einen Hubschrauberträger.
Naja.
Immer neue Ankündigungen und Versprechen verändern aber nicht die Lage.
@BG:
Danke für den Hinweis, der GI kann jedoch nur die militärischen Strukturen verändern.
Ich bezog mich weiter oben vorallem auf die Überlegungen zur neuen Beschaffungsorganisation.
Bin mal gespannt wie genau die jeweiligen Vorschläge aussehen und ob diese bald umgesetzt werden sollen.
@BG
Was gibt es denn dazu für Quellen?
@Chris: Ein Bericht in der Welt vom letzten Freitag. Wenn Sie nach Generalinspekteur Zorn Strukturreform suchen, kommt die auch ohne Paywall bei Finanznachrichten, Augsburger Zeitung etc
BG sagt:
14.09.2019 um 12:03 Uhr
@Memoria : Eine kleine Anmerkung : Der GI Zorn ist für einen Umbau der Strukturen.
Dazu sollen Sanität und Streitkräftebasis wegfallen. Dazu flache Hierarchien, klare Verantwortlichkeiten.
Da auch der Vors. des Bundeswehr Verbandes dafür ist, hoffe ich auf Umsetzung.
Am Dienstag wissen wir mehr.
Was passiert Dienstag?
@Memoria
Oh, super! /s
Der Hubschrauberträger ist echt klasse. Die Hubschrauber fliegen nicht, der Tiger ist nicht 100% seefest, zum NH90 mag man auch schon nichts mehr sagen aber einen Träger dafür anschaffen…
Mit genau einem Träger kommt man auch immer sehr weit. Nur wenn der von einer zivilen Fähre abgeleitet wäre, hätte man ordentliche Einsatzzeiten auf See.
Das wäre bitter nötig wenn man vom „Nordmeer bis zum Südchinesischen Meer“ irgendwelche „Bündnisverpflichtungen“ wahrnehmen möchte. Das dies wieder einen Rattenschwanz an Folgeausgaben nach sich zieht, scheint, wie beim Flugzeugträger, einige gar nicht zu stören. Begleiteinheiten?!
TKMS wollte mit zivilen Teilen für rund 200 Millionen Euro ein Joint Support Ship bauen. Das war damals noch zu teuer!
Man könnte die Tender der Elbe Klasse gegen LPDs, Landing Plattform Docks ersetzen. Das sind die amphibischen Einheiten ohne durchgehendes Flugdeck.
Die Tender sind eh schon fällig.
Mit einem kleinen LPD kann man die Versorgungsaufgaben mühelos übernehmen. Hubschrauberversorgung wird auch möglich.
Durch das Welldeck und den Fahrzeughangar hat man Seelogistikfähigkeiten die es bisher nicht gibt. Wie z.B. Einsatz als größeres Lazarettschiff, Evakuierung zur See und Anlandung von Hilfsgüter, beides auch flussaufwärts mit den richtigen Landungsbooten. Das Welldeck kann auch Minenverbänden helfen Drohnenboote ins Einsatzgebiet zu bringen, also die Seehunde und was darauf bei einigen Marinen jetzt so folgt.
In Minenverbänden kann das Schiff, genau wie in Stabilisierungseinsätzen, als Kommandoeinheit dienen und die Hubschrauberkomponente mitschleppen.
Dazu muss man bei Material und Besatzung dynamisch arbeiten und nur einschiffen was gebraucht wird.
Bei den Landungsbooten kann man die Auswahl so treffen, das die Kooperation mit den Niederlanden ordentlich ergänzt wird.
Da bieten sich die L-CAT aus Frankreich und die Hovercrafts aus GB an.
https://www.mauric.ecagroup.com/eda-r
https://www.griffonhoverwork.com/products-services/product-range/8100td.aspx
Das macht mehr Sinn als jeder Hubschrauber- oder Flugzeugträger.
@BG
Was Zorn da sagt stimmt. Erst hat man alles in Teilstreitkräfte zerschlagen und dann standen „Jointoperations“ hoch im Kurs…
Die Dienstposten wurden von der Arbeitsfront in den Elfenbeinturm verlegt und dort noch in diverse Schubladen gesteckt.
Guten Tag zusammen,
bezüglich der Kosten für die Personalausgaben in Höhe von 20 Mrd. Euro, so könnte das schon hinkommen.
Es müssen schließlich nicht nur die aktiven Soldaten (180.000) der Bundeswehr berücksichtigt werden, sondern auch die Angehörigen der Wehrverwaltung (65.000) sowie die tausenden von Pensionierten Berufssoldaten sowie die Kosten für berufene Reservisten.
Mit der Steigerung des Etats auf knapp 45 Mrd. Euro für das Jahr 2020, kann man nur hoffen das die Politik diese stetige Erhöhung des Verteidigungshaushalts auch konsequent Jahr für Jahr so weiter führt.
Schöne Grüße
MM
[Verstehe nicht ganz, wie Sie das „so könnte das schon hinkommen“ meinen. Faktendarstellungen hier sind keine Meinungsäußerung, die Ihrer Bewertung unterliegt, sondern, na ja, Faktendarstellungen. Falls Sie mir nicht glauben, wie Sie ja andeuten: Der Bundestag sieht das ziemlich genauso:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw37-de-verteidigung-652692
T.W.]
Der Hubschrauberträger klingt ungewöhnlich, passt aber zu den geplanten Stückzahlen von Sea Lion und Sea Tiger.
Alleine? Niemals. Aber vielleicht ein weiter Mistral-Träger mit Frankreich zusammen?
@SvD:
Volle Zustimmung, wie sie ja sicher wissen, ist das Thema „Hubschrauberträger bzw. Docklandungsschiff“ ein Evergreen der letzten 25 Jahre (https://meerverstehen.net/2019/02/25/25-jahre-nach-mogadischu-was-bleibt/).
3 Anläufe mit dem immer gleichen Ergebnis.
Zeigt eigentlich nur die Konzeptlosigkeit und Inkonsequenz unserer Sicherheitspolitik.
Zumindest zeigt die Spitze der CSU mal Interesse an maritimen Themen.
All die Schaufensterdebatten über europäische Flugzeugträger, deutsche Hubschrauberträger oder auch eine europäische Armee helfen eben nicht wirklich weiter.
Die anderen Punkte von MP Söder (Munition und Ersatzteile) waren hingegen äußerst realitätsnah.
Daher: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
@mil-101-rom:
Morgen soll die Ministerin die Neustrukturierung des BAAINBw bei einer Mitarbeiterversammlung verkünden.
Mehr bei Malz-online.de unter „Reform des Bundeswehr-Beschaffungsamts könnte „Reformlüftchen“ werden“.
Wichtiger als Strukturen erscheint mir die erwähnte Anpassung des neuen Personalentwicklungskonzeptes.
Rotation von Experten produziert Generalisten – damit schlechtere Ergebnisse in den Projekten.
[Da hier i.d.R. keine deutschen Verlagswebseiten verlinkt werden, empfehle ich die Suche nach dem Titel… T.W.]
Kein Geld für künftige Kampfflugzeugentwicklung? Europa muss beim neuen Kampfflugzeug zusammenarbeiten. Es kann nicht wieder 2 Entwicklungen geben.
Frankreich/Spanien/Deutschland und England/Schweden. Das spart Steuergeld in allen Staaten.
Kein Geld für Tornado Nachfolger? Eine Staffel F35 in einem gemeinsamen Geschwader mit den Niederlanden. Geht auch bei der Hercules mit Frankreich.
Kein Geld für MKS 180? Meko 200 kein Entwicklungsrisiko, Kosten mit 500 Millionen überschaubar. Im Export bewährt für Ägypten,
Algerien usw.
England bestellt auch günstige Fregatte Type 31e für ca 300 Millionen.
MKS180 kosten pro Schiff ca . 1 Mrd.
@ Hoffnungslos
Es ist leider so, wie Ihr Name…
England, Schweden und seit ein paar Tagen Italien entwickeln parallel zu Deutschland, Frankreich und Spanien ziemlich ähnliche Kampfflugzeuge…
Und der Rest Europas hängt sich an die USA und bestellt den Flieger, der außer Stealth nichts kann…Aber das ist ja auch bald Geschichte…
Bitte keine F-35 als Tornado Nachfolger…Der Flieger kann deutlich weniger, als viele glauben.
Deutschland hat gerade offiziell in den USA angefragt, ob der EF für die atomare Rolle zertifiziert werden darf. Es wird geprüft, aber wird wohl 8 Jahre dauern, falls es abgenickt wird…Denn vorher werden F-35 und F-18 zugelassen…
Dummerweise sind 8 Jahre 2 Jahre zu spät…
Also werden wir wohl doch in den USA kaufen müssen…
@mil-101-rom: Suchen Sie nach „Kramp-Karrenbauer bekommt Ärger im Verteidigungsministerium“.
Da geht es um die geplante Reform des Beschaffungsamtes.
@SvD: Nehmen Sie es mit Humor. Herr Söder träumt von der MSS Franz-Josef, gebaut von BMW, in Diensten der Königlich Bayrischen Marine, die auf dem Chiemsee patrolliert. (MSS bedeutet Markus Söders Schiff).
Erfreulich ist immerhin, dass die Marine zwei neue Tanker bekommen soll.
@ Der Realist
Die F-35 ist doch als Tornado-Nachfolger schon ‚raus – insofern müssen Sie nicht mehr bangen.
@ Hans Dampf
Ich bange auch nicht, das war eine Antwort auf ‚Hoffnungslos‘.
Für mich ist klar, wohin die Reise geht.
:-)
Laut Handelsblatt Online („Kramp-Karrenbauer baut das Beschaffungswesen der Bundeswehr um“) waren die heutigen Aussagen zur künftigen Beschaffungsorganisation eher allgemein. Eine Privatisierung ist endgültig vom Tisch, ebenso die Rückübertragung der Nutzung an die milOrgBer. Handelsübliche IT soll offenbar künftig über die BWI beschafft werden. Andere Vorschläge, wie Expertenpools von Soldaten, sind noch vage. Oder vielleicht auch ein Mißverständnis.
[Inzwischen ist mir, offensichtlich aus technischen Gründen arg verspätet, der Redetext der Ministerin zugegangen. Stelle ich gleich zur Dokumentation im Wortlaut online. T.W.]