Sicherheitshalber, der Podcast Folge 16: Militarisierung des Weltraums und Marinemissionen in der Straße von Hormuz
Sicherheitshalber ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 16 sprechen Ulrike Franke, Frank Sauer, Carlo Masala und ich zunächst über die zunehmende Militarisierung des Weltraums, also die jüngsten Entwicklungen in Sachen Anti-Satelliten-Waffen, Weltraumlaser und Präsident Trumps “Space Force”, aber auch über den Weltraumvertrag von 1967 und die Gefahren für die Raumfahrt durch Weltraumschrott.
Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit der verfahrenen Situation in der Straße von Hormuz: Soll Deutschlands Marine dort Geleitschutz für zivile Schiffe leisten? Sind überhaupt die militärischen Kapazitäten und die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür gegeben – und in welchem Rahmen (VN, EU, NATO, “Koalition der Willigen”..?) könnte und müsste solch eine Mission stattfinden?
Am Ende steht wie immer der “Sicherheitshinweis”, der kurze Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen – diesmal zur neuen Reserve der Bundeswehr, dem offenkundig fehlgeschlagenen Test eines nuklear angetriebenen russischen Marschflugkörpers, der Übung der russischen Marine in der Ostsee und Hinweisen auf telefonische Drohungen gegen die Angehörigen niederländischer Piloten, die beim Baltic Air Policing Dienst tun.
Thema #1: Militarisierung des Weltraums: 00:04:26
Thema #2: Straße von Hormus: 00:31:52
Sicherheitshinweise: 01:03:51
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Erwähnte und weiterführende Interviews, Literatur und Dokumente:
Hinweis: Ausschreibung John McCain Dissertation Award, Münchner Sicherheitskonferenz https://www.securityconference.de/fileadmin/MSC_/2019/Ausschreibungen_2020/190807_MSC2020_McCainAward_CallForNominations.pdf
Thema 1 – Militarisierung des Weltraums
Claudia Grisales: “With Congressional Blessing, Space Force Is Closer To Launch”, NPR, 11 August 2019, https://text.npr.org/s.php?sId=743612373
Rede der französischen Verteidigungsministerin Florence Parly: https://www.defense.gouv.fr/english/salle-de-presse/discours/discours-de-florence-parly/discours-de-florence-parly_presentation-de-la-strategie-spatiale-de-defense
Brian G. Chow: Two Ways to Ward off Killer Spacecraft, DefenseOne, 30 July, 2019,
Attacking satellites is increasingly attractive—and dangerous, Economist, 18 Juli 2019, https://www.economist.com/briefing/2019/07/18/attacking-satellites-is-increasingly-attractive-and-dangerous
Frank LoBiondo: “The space race is now, and America can’t afford delays” Defense news, 8 August 2019, https://www.defensenews.com/opinion/commentary/2019/08/08/the-space-race-is-now-and-america-cant-afford-delays/
Video von Jean-Dominique Merchet, L’Opinion, “A quoi servira le commandement de l’espace ?,
https://www.lopinion.fr/blog/secret-defense/a-quoi-servira-commandement-l-espace-192842
Augengeradeaus: „Merkposten: Frankreich will „aktive Verteidigung“ im Weltraum”, 25 Juli 2019, https://augengeradeaus.net/2019/07/merkposten-frankreich-will-aktive-verteidigung-im-weltraum/
politico.eu: Germany wary of Macron’s space force, 24. Juli 2019
https://www.politico.eu/article/germany-wary-emmanuel-macron-space-force/
Thema 2 – Europäische, amerikanische oder deutsche Mission in der Straße von Hormus?
Carlo Masala, Christian Mölling, Torben Schütz: “Ein Schiff wird kommen? Deutsche maritime Optionen in der Straße von Hormus”
https://drive.google.com/file/d/1EFTxt-xxooA92lE4QE5mx2IaqIrWmLkQ/view
Constanze Stelzenmüller: Germany should pull together a European naval mission in the Gulf, FT, 7 August 2019,
https://www.ft.com/content/360238bc-b870-11e9-8a88-aa6628ac896c
Ayda Altunay und Marc Zeccola: Die USA rufen, das Grundgesetz antwortet, Verfassungsblog, 5. August 2019,
https://verfassungsblog.de/die-usa-rufen-das-grundgesetz-antwortet/
Carl-Philipp Sassenrath: Deutsche Kriegsschiffe am Persischen Golf?, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. August 2019,
https://www.faz.net/einspruch/waere-ein-einsatz-in-der-strasse-von-hormus-rechtlich-zulaessig-16314691.html
Carlo Masala, Christian Mölling, Torben Schütz: “Leinen los für eine EU-Mission am Persischen Golf!”, FAZ, 12.8.2019, https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/deutsche-beteiligung-initiative-fuer-eu-mission-am-persischen-golf-16329078.html
Augengeradeaus: 11.8.2019, “Straße von Hormuz: Deutsche (militärische) Optionen?”https://augengeradeaus.net/2019/08/strasse-von-hormuz-deutsche-militaerische-optionen/
Sophia Besch: Straße von Hormus, Eine EU-Mission ist illusorisch, TAZ, 6.8.2019
https://taz.de/Strasse-von-Hormus/!5611001/
David Larter: “In a naval confrontation with Iran, Great Britain can find neither ships nor friends”, Defense News 25 July 2019,
https://www.defensenews.com/naval/2019/07/25/in-a-naval-confrontation-with-iran-great-britain-can-find-neither-ships-nor-friends/
Norbert Röttgen: The Strait of Hormuz: A matter of European policy and European solidarity, ECFR Commentary, 12. August 2019
https://www.ecfr.eu/article/commentary_the_strait_of_hormuz_a_matter_of_european_policy
Sebastian Bruns und Joachim Krause: “Deutschland muss sich im Persischen Golf den realen Problemen stellen”, NZZ, 10.8.2019 https://www.nzz.ch/meinung/deutschland-muss-sich-im-persischen-golf-den-realen-problemen-stellen-ld.1500725
Sicherheitshinweise
Thomas: Die Bundeswehr schafft sich wieder eine Reserve
Augen geradeaus: Rückkehr zur Reserve: ‚Grundbeorderung‘ für alle ausscheidenden Soldaten, 9. August 2019
https://augengeradeaus.net/2019/08/rueckkehr-zur-reserve-grundbeorderung-fuer-alle-ausscheidenden-soldaten/
Frank: Gescheiterter russischer Test eines nuklear angetriebenen Marschflugkörpers?
Cheryl Rofer: Speculations on the Nenoksa Explosion, Nuclear Diner, 11. August 2019,
https://nucleardiner.wordpress.com/2019/08/11/speculations-on-the-nenoksa-explosion/
Jeffrey Lewis: A Mysterious Explosion Took Place in Russia. What Really Happened?, 12. August 2019,
https://foreignpolicy.com/2019/08/12/russia-mysterious-explosion-arctic-putin-chernobyl/
Joseph Trevithick: The Drive/The War Zone: Evidence Grows That Russia’s Nuclear-Powered Doomsday Missile Was What Blew Up Last Week, 12. August 2019
https://www.thedrive.com/the-war-zone/29380/evidence-grows-that-russians-nuclear-powered-doomsday-missile-was-what-blew-up-last-week
The Moscow Times: What We Know About Russia’s Mysterious Rocket Explosion So Far, 12. August 2019
https://www.themoscowtimes.com/2019/08/12/what-we-know-about-russias-mysterious-rocket-explosion-so-far-a66817
Rike: Russische Marine in der Ostsee
Augengeradeaus: ExerciseWatch: Russische Marine vor der Kieler Bucht, 8.8.2019 https://augengeradeaus.net/2019/08/exercisewatch-russische-marine-vor-der-kieler-bucht/
Kieler Nachrichten: 10.000 russische Soldaten auf der Ostsee, 8. August 2019
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Manoever-vor-Fehmarn-10.000-russische-Soldaten-in-der-Ostsee
Carlo: Russische Drohungen gegen Partner niederländischer Piloten?
“Fighter pilots’ partners trolled by Russians back in the Netherlands”, Dutch News.nkl, 9 August 2019
https://www.dutchnews.nl/news/2019/08/fighter-pilots-partners-trolled-by-russians-back-in-the-netherlands/
Ein bisschen mehr Information bezgl. der rechtlichen Zulässigkeit und Rahmenbedingungen einer „Militarisierung“ des Alls hätte den Teilnehmern hier vorab gutgetan.
Es ist quasi universell anerkannt und in der Praxis auch so umgesetzt, dass der Weltraumvertrag, bis auf Massenvernichtungswaffen, die Stationierung von Waffen mit Zielrichtung Erde bzw. anderer extraterrestrischer Ziele gerade nicht verbietet!
Eine solche Auslegung ist weder vom Vertragstext noch vom ursprünglichen Willen der vertragsschließenden Parteien gedeckt.
Sie ist juristisch gesehen schlicht falsch.
Für solche Diskussionen wäre es gut wenn sich die Teilnehmer auf ihr originäres Kompetenzfeld beschränken, bzw. entsprechendes Knowhow einladen.
Das subjektiv wünschenswerte (Waffen im All = doof) mit dem objektiv Richtigen (hier der tatsächlichen Völkerrechtslage) zu vermischen ist so ziemlich der Kardinalfehler juristischer Auslegungstechnik.
Im Kontext dieses Podcasts wirkt es leider etwas unprofessionell.
[Hm. Noch mal bei 0:12:10 reinhören? Weiß gerade nicht, worauf Sie sich beziehen. T.W.]
@ T.W.
Sauer oder Masala (kann ich akustisch nicht differenzieren) rekurriert permanent auf den angeblichen „Geist des Weltraumvertrages“ der eine Bewaffnung angeblich ausschlösse bzw. eine völkerrechtsmeinung die entsprechendes behauptete.
Diese exisitiert jedoch nicht, zumindest nicht in für die völkerrechtspraxis relevantem Ausmaß.
Der Subtext der Weltraum Debatte ist: irgendwie bewege man sich mit den Gedanken einer Bewaffnung von Weltraumplattformen am Rande der Illegalität. Dem ist aber nicht so.
(Der Exkurs zum Weltraumbergbau zeigt ebenfalls das der entprechende Teilnehmer nicht so richtig firm ist; Die Tendenz geht gerade Richtung modell „Hohe See“ die WeltraumBergbau grundsätzlich zulässt und nicht Richtung „Meeresbodenregime“ das es unter Genehmigungsvorbehalt stellen würde)
Es geht mir hier nicht um digitales „anpampen“ sondern darum aufzuzeigen, dass die deutsche Debatte oft deswegen international nicht wahrgenommen wird, weil sie von national determinierten Prämissen ausgeht, die international bei den relevanten Akteuren keine Rolle spielt.
So eben auch nicht existente rechtliche Hürden für die Stationierung von Weltraumgestützen Waffen
[Moment. Sauer verweist darauf, dass der Weltraumvertrag die Stationierung von Nuklearwaffen verbietet – das würde ich mal als pars pro toto nehmen, da das Verbot von Massenvernichtungswaffen im Weltraum zuvörderst die im Auge haben dürfte. Über den „Geist des Weltraumvertrages“ können wir jetzt unterschiedlicher Meinung sein, aber so zu tun, als wäre die von Ihnen unterstellte falsche Aussage gefallen, kann ich nach wie vor nicht nachvollziehen. Sie können natürlich der Meinung sein, dass der „Geist des Weltraumvertrages“ ein kriegerischer ist, aber da differieren wir dann. T.W.]
@ T.W.
ok einigen wir uns darauf, dass ich den „GEist der Aussage“ des Sauer zu diesem Thema für irreführend, weil von Lehre und Praxis des Weltraumrechtes nicht gedeckt halte.
Wenn ein völkerrechtlicher Vertrag bestimmte Nutzungen explizit verbietet (massenvernichtungswaffen im All) Andere aber unerwähnt lässt (alle anderen Waffen) dann sind diese bis zur Ergänzung des Vertrages (die politisch höchst unwahrscheinlich ist) zulässig.
Das hat nicht mit persönlciher Präferenz zu tun sondern ist schlicht ein völkerrechtliches Grundprinzip.
Nur darum ging es mir.
Ich möchte das bewusst als konstruktive Kritik verstanden wissen.
Zu „Thema 2 – Europäische, amerikanische oder deutsche Mission in der Straße von Hormus?“
Angesichts der Untersuchung „Ein Schiff wird kommen? – Deutsche maritime Optionen in der Straße von Hormus“, Marsala/Mölling/Schütz, die an sich hinsichtlich weiteren Anschiebens der innerdeutschen Diskussion schon sehr gelungen war, bildet die vorliegende Diskussion eine wertvolle Ergänzung.
Mit der heutigen Freigabe der Grace1 ist nunmehr eine wesentliche Änderung der Lage dergestalt eingetreten, dass der Iran die Festsetzung seines Tankers als ursächlich für die Lage um Hormus ausgelegt hat, er wird nun also neu urteilen/entscheiden/handeln.
Gleiches gilt zwar nicht unbedingt für die USA, die grundlegend andere Absichten hinsichtlich des Irans vertreten, sicherlich aber für Europa, eher aber ohne GBR.
Die meisten Gedanken der erfreulich diskursiven, lebendigen Diskussion bleiben gültig. Wesentlich m. E. folgende:
– Europa hat erforderliche maritime Kapazitäten, auch ohne die Royal Navy
– Abstimmung mit den USA ist verpflichtend erforderlich
– das Eskalationsrisiko, besonders bei Eingreifen der Navy, bleibt vorab kaum kalkulierbar, glasklare Regelungen gehören daher in die ROE
– Europa muss präsent sein, zur EIGENEN Absicherung europäischer Interessen und Aufzeigen politischer Alternativen, auch beim JCPOA
– Europa muss dringend aus seiner maritimen Begrenzheit Konsequenzen ziehen
– von Übel: der kaum noch versteckte Antiamerikanismus quer durch die deutsche Medienlandschaft. – Das wird uns nachhängen, bis lange nach Trump und der gegenwärtigen Krise! Ich neige fast zur Feststellung, dies entspricht einer kurzfristig irreparablen Beschädigung im DEU – U.S. Verhältnis.
Sehr gewinnbringender Beitrag.
zum Sicherheitshinweis am Ende: die russische SSC-X-9 „Skyfall“ ist eben kein fliegender Atomreaktor, so zumindest relativ übereinstimmend die deutsche Presse. „Nuklear“ ja, aber nur die Abwärme eines „normalen“ Zerfalls nutzend, also ohne nukleare Kettenreaktion. Die Technik läuft deutschsprachig unter Radionuklidbatterie.
Wenn ich der Argumentation von Herrn Masala folge, der die Begründung einer EU-Mission in der „möglichen Gefährdung der freien Schifffahrt“ sieht. dann bräuchten wir doch folgerichtig auch eine Mission im südchinesischen Meer und gegen die Piraten in der Straße von Malakka usw.. Wo soll man da anfangen und wo aufhören.
Das geht schon in Richtung „Weltpolizei“, diesen Willen und vor allem die Fähigkeiten dazu sehe ich nicht.