Abgestürzte Piloten „aufgrund hervorragender Kompetenz“ als Fluglehrer vorgesehen
Die am Montag mit einem Schulungshubschrauber der Bundeswehr abgestürzten Piloten waren direkt nach ihrer fliegerischen Ausbildung als künftige Fluglehrer vorgesehen. Beide seien aufgrund ihrer hervorragenden fliegerischen und menschlichen Kompetenz dafür ausgewählt worden, sagte der Kommandeur des Internationalen Hubschrauber-Ausbildungszentrums in Bückeburg, Brigadegeneral Ulrich Ott.
Bei dem Absturz des EC135-Helikopters in der Nähe von Hameln war eine 25-jährige Pilotin ums Leben gekommen, der zweite, 26 Jahre alte Pilot überlebte schwer verletzt. In einem Statement vor Journalisten in Bückeburg vermied Ott am (heutigen) Dienstag Aussagen zu einer möglichen Unfallursache und verwies auf die laufenden Untersuchungen des Generals Flugsicherheit, der Flugunfallstelle der Bundeswehr.
Die Schulungsmaschine befand sich nach Otts Angaben auf einer Tiefflugübung. Dafür gebe es eine festgelegte Strecke, die auch regelmäßig auf Hindernisse überprüft werde, sagte der Kommandeur des Ausbildungszentrums. Die Piloten gingen dabei auf Flughöhen von zehn Fuß (etwa drei Meter) über Grund herunter.
Die Ausbildung zum Fluglehrer direkt nach der fliegerischen Ausbildung sei ein normales Programm des Ausbildungszentrums, sagte Ott. Die Piloten würden dafür etwa zwei Jahre weitere Ausbildungsflüge absolvieren. Entscheidend sei dabei ihre Kompetenz, das erworbene Wissen auch weitergeben zu können: Es ist nicht so, dass wir Luftfahrzeugführer in einen Hubschrauber setzen, ohne dass wir vorher sehr genau abwägen, wen wir da reinsetzen.
Aus dem Statement des Brigadegenerals zum Nachhören (technische Unzulänglichkeiten bitte ich zu entschuldigen):
Nach Informationen von Augen geradeaus! umfassen die Angaben zu den Flugstunden, die die beiden verunglückten Piloten absolviert hatten, sowohl die realen Flugstunden im Hubschrauber als auch Stunden im Simulator. Von den rund 450 Flugstunden insgesamt, die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Vortag beim Besuch der Unfallstelle genannt hatte, entfielen bei beiden Piloten gut 280 Flugstunden auf reales Fliegen in einem Helikopter und weitere knapp 170 Flugstunden auf den Simulator.
Die Bundeswehr hatte Ende Mai im social-Media-Netzwerk Instagram Fotos und ausführliche Informationen zu dem Ausbildungsprogramm veröffentlicht, das als First Assignment Instructor Pilot (FAIP) bezeichnet wird. Dabei wurde auch auf die Tiefflugübungen in drei Metern Höhe verwiesen (s. Foto oben).
(Foto: Screenshot aus dem Instagram-Account der Bundeswehr; Audio: PIZ Heer)
Es kann doch nicht gut gehen, wenn Piloten, die kaum Flugerfahrung im täglichen militärischen Betrieb haben, schon als Fluglehrer ausgebildet werden. Niemand käme auf die Idee, einen Fahranfänger kurz nach der Führerscheinprüfung schon zum Fahrlehrer auszubilden. Bevor man anderen etwas beibringen kann, muss man doch selbst erst mal viel „erfahren“ bzw. „erfliegen“, nicht zuletzt um von den eigenen Auszubildenden auch voll akzeptiert zu werden.
Tragisch, dass immer erst Schlimmes passieren muss, damit die Öffentlichkeit auch hier erkennt, dass es bei der Bundeswehr nicht nur im Bereich Personal und Material sondern auch im Bereich der Ausbildung noch schlechter steht, als man sich das vorstellen will.
Von echter Einsatzbereitschaft entfernen sich diese Streitkräfte unter ihrer politischen Leitung immer weiter und die militärische Führungsebene schweigt pflichtschuldigst dazu, selbst wenn solche verlustreichen Unfälle passieren.
Ich bitte dringend darum, jetzt nicht nach dem Motto „Hauptsache ne starke Meinung“ und mit Beißreflexen hier zu agieren. First-assignment instructor pilots sind auch in anderen Streitkräften, zum Beispiel bei der U.S. Air Force, nicht ungewöhnlich. Jetzt so zu tun, als sei das ein „Danke Merkel“-Ereignis, ohne sich in dem Umfeld auszukennen, ist für die Debatte hier wenig hilfreich.
Ich gebe zu bedenken, dass dieser jene Flugunfall nichts über die Qualität der „Ausbildung der Ausbilder“ aussagt. Wären hier ein Ausbilder und ein Schüler gesessen vielleicht – aber das war ein militärischer Trainingsflug mit zwei luftfahrzeugführern – wie er in jedem Regiment tagtäglich durchgeführt wird. Das FAIP hier als Grund oder Sündenbock zu identifizieren ist schlichtweg falsch.
Ob das FAIP sinnvoll oder nicht ist und ob die Bundeswehr an erfahrenen Fluglehrern Bedarf hat und diesen jetzt so deckt – anderes Thema.
Aber ein kausaler Zusammenhang fällt hier mangels Ausbildungsflug weg.
Man muss selbstverständlich die Unfalluntersuchung abwarten, bevor man Schlüsse ziehen kann-es könnte auch einen Zusammenstoß mit einem Vogel oder einer Drohne gegeben haben, es könnte ein Ausweichmanöver gewesen sein, oder oder oder…..
Nichtsdestotrotz gibt es gravierende Unterschiede zwischen der Deutschen Ausbildung in Bückeburg, und der anderer Streitkräfte (und ich kann das beurteilen, da ich beides intensiv kennengelernt habe).
Der „Knackpunkt“ ist hier nicht unbedingt die „geringe“ Flugerfahrung.
Sondern der Einsatz auf einem komplexen System, für das man schon mal ein paar hundert Stunden Erfahrung benötigt, bis man es selbst beherrscht….
Andere Nationen trainieren z.B. auf wesentlich einfacheren Mustern……warum wurden die angehenden FLB nicht auf dem Jet Ranger geschult, statt auf der EC135?
Wieso braucht die Bundeswehr überhaupt in (scheinbar?) so großem Ausmass Fluglehrer, wenn doch vor gar nicht allzu langer Zeit viele Erfahrene Fluglehrer „herausgeekelt“ wurden?
Wieso erzählt die Bundeswehr seit mindestens 3-4 Jahren, das es keiner Wiedereinsteller in den fliegerischen Dienst (als Fluglehrer) bedarf, wenn doch offensichtlich ein so großer Bedarf vorhanden ist, das sogar „Jung-Piloten“ zum Lehrer ausgebildet werden?
(Wie immer spricht hier natürlich auch mein Frust am Gesamt-System Bundeswehr heraus….)
Interessant wird für
Sorry Herr Wiegold, aber ich lasse meine sachlich geäußerten Zweifel an der Lehrer-Qualifikation derart unerfahrener Piloten nicht als „Beißreflex“ abqualifizieren. Derartige „Moderation“ empfinde ich als respektlos!
Mag ja sein, dass sowas bei der US-Airforce funktioniert, aber das sind eben auch STREITKRÄFTE, die ihre Einsatzbereitschaft auf der Basis ausreichend verfügbaren Materials und Flugstunden weltweit in Kampfeinsätzen unter Beweis stellen!
In der selbst vom Inspekteur sinngemäß als heruntergewirtschaftet bezeichneten Luftwaffe, muss bzw. kann nicht funktionieren, was bei anderen in der Ausbildung noch gelingt.
Die Frage ist, was die Überschrift des Artikels suggerieren soll. „War wohl doch nichts mit hervorragender Kompetenz“? „Bundeswehr hat Probleme mit der Bewertung von Eignung, Befähigung und Leistung“?
[Nein, die Überschrift soll das nicht suggerieren. Es gibt den Sachstand wieder. Wenn das missverständlich sein sollte, tut es mir leid. T.W.]
Die FAIP’s werden seit Jahrzehnten im der US Air Force genutzt. Auch Deutschland stellt seit mehreren Jahren in der Jet-Ausbildung in den USA FAIP’S. Dieses Programm läuft hervorragend, und aus diesem Unfall, im Rahmen wilder Vorwürfe, um sich zu schlagen geziehmt sich nicht.
nur weil auch andere Streitkräfte so verfahren, heißt doch nicht, dass „ unerfahrene“ Piloten in der Lage sind Flugschüler umfassend auszubilden, von der oben schon erwähnten Akzeptanz ganz zu schweigen ..
Es ist muss allerdings die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll ist einen gerade frisch ausgebildeten Hubschrauberpiloten ohne praktische Erfahrung im regulären Flugbetrieb gleich zum Fluglehrer auszubilden.
Es gibt eine allgemeine Tendenz in unserer Gesellschaft, das „Erfahrungswissen“ unterzubewerten und das Schulwissen überzubewerten.
So war früher für eine Handwerksmeisterausbildung eine 5 jährige Erfahrung im erlernten Beruf notwendig, heute geht es mit Ausnahmegenehmigung bereits mit einem Jahr Praxiserfahrung. Früher setzte eine Ausbildung zum Busführerschein immer eine vorangegangene Ausbildung zum LKW-Führerschein voraus und das sammeln von mindestens ca. 2000 km Praxiserfahrung mit einem LKW bevor man mit der Omnibusausbildung anfangen konnte. Heute kann man direkt den Omnibusführerschein ohne vorangegangenen LKW-Führerschein erwerben.
Bei der Bundeswehr wurde wurde vor ca. 15 Jahren die Stufenausbildung Uffz /Fw abgeschafft. Heute kann ein Berufsanfänger eine militärfachliche Feldwebelausbildung absolvieren ( 6er ATN) ohne vorher eine entsprechend militärfachliche Ausbildung als Unteroffizier (ATN 7 Ausbildung) erworben zu haben und idealerweise 2 Jahre praktisch am Flugzeug gearbeitet zu haben.
In der Lfz-Technik ist die praktische Auswirkung dieser Ausbildungänderung, dass durch die Abschaffung der o.g. Stufenausbildung mit verschiedenen Praxisanteilen in den Geschwadern die Jung-Fw nur noch eine „verschulte“ technische Ausbildung bekommen, mit der (logischen) Konsequenz, dass sie anschließend in der Praxis im Geschwader praktisch nicht einsetzbar sind.
Um diesen Missstand abzuhelfen hat man das Instrument der „Professionalisierung“ erfunden (das Kind muss einen Namen haben, früher war das einfach eine praktische Ausbildung am Arbeitsplatz (AAP) ). Das bedeutet der Kandidat muss jetzt im Geschwader viele praktische Abläufe in der täglichen Instandsetzungsorganisation lernen und dies auch per Test nachweisen und das Luftfahrtamt der Bw ist für die Führung dieses Qualifikationsnachweises verantwortlich.
Niemand würde jedoch auf die Idee kommen, diesen frisch ausgebildeten technischen Feldwebel jetzt auch sofort als Ausbildungsfeldwebel an einem Technischen Ausbildungszentrum einzusetzen. Warum dies ausgerechneten bei Piloten funktionieren sollte, was in allen anderen Bereichen (Handwerk, Busfahrer usw.) noch immer verpönt ist, erschließt sich mir nicht.
Die praktische Erfahrung ist für einen Ausbilder durch nichts anderes zu ersetzen als durch praktische Erfahrung ! Schon im Wortstamm von „Erfahrung“ ist angelegt, dass man dieses Wissen nicht theoretisch erwerben kann, sondern „erfahren“, erleiden, erleben, durchleben muss. Da können die ausgewählten Kandidaten für die Erstverwendung als Fluglehrer (First Assignment Instructor Pilot) noch so viel pädagogisches Geschick bei der Vermitttlung von Inhalten und noch so viel soziale Kompetenz beim Umgang mit Flugschülern haben, als Lehrer kann ich nur das weitergeben was ich selbst an Wissen und an Erfahrung erlebt habe und ohne praktische Erfahrung im Geschwader kann man eben nur theoretischen Wissen und die geringe praktische Erfahrung aus einem verschulten 450 Stunden Kurs weitergeben.
Es wurde hier doch bereits mehrfach von anderen Usern erwähnt:
Bundeswehr-Piloten fliegen derzeit-was genau?
70 Stunden im Jahr?
90 Stunden im Jahr?
Als Lehrer in einer ausländischen, militärischen Schule bin ich über 1000 Stunden im Jahr geflogen-DAS ist der Unterschied…(und da war kein Simulator dabei)..
(Das soll hier kein „Eigenlob“ sein-sondern nur einmal die massive Diskrepanz zwischen „Bundeswehr“ und „anderen Staaten“ verdeutlichen)…
Es muss natürlich abgewartet werden, in welchem Zeitraum die beiden Piloten ihre 400-450 Stunden erflogen haben….Sollte es sich so darstellen, das dies über einen langen Zeitraum erfolgte, dann dürfte darin einer der Gründe für diesen Unfall zu suchen sein…….
@huey: Mich würde noch interessieren mit wieviel Flugstunden ein Hubschrauberpilot im Schnitt aus dem militärischen Betrieb (DE/ US) „nach Hause geht“ bzw. im Vergleich zu den Kampfflugzeugen? Bei der Air Force/ Kampfflugzeuge sind es z.B. scheinbar so um die 3000 Flugstunden als häufiger Durchschnitt bei z.B. Flugzeugtypen wie der F-16. Der Vergleich hinkt natürlich ein Wenig, aber mir geht es nur um eine grobe Größenordnung im Vergleich.
@Kamerad K
Kurzer Blick zum Nachbarn.
NLD F-16 Piloten kommen – in der Spitze – auf 4.000 Flugstunden. Im Beispiel gem. Link https://magazines.defensie.nl/vliegendehollander/2018/07/11_slider_dvh-4000-uur nach 29 Jahren als Pilot.
Das kann ich im Allgemeinen natürlich nicht (verlässlich) sagen…..aber als ich von der Bundeswehr weg bin (2010), wurde in einem Einsatz-Regiment noch so um die 100 Stunden pro Jahr geflogen….
Als Lehrer an der Schule-und das war der Punkt, an dem ich gekündigt habe-sagte man mir, ich würde in Zukunft noch 60-70 Stunden im Jahr fliegen…..
Der Vergleich zwischen gerade ausgebildetem LFF–> FAIP und gerade ausgebildetem Autofahrer –> Fahrlehrer ist angesichts der intensiven Ausbildung und einer akkumulierten Flugstundenzahl von 450fh der LFF doch ein wenig lächerlich und darf hier gerne weg gelassen werden.
Dann noch der allgemeine Hinweis, dass das System EC135 jetzt nicht gerade übermäßig komplex und im Übrigen sehr zuverlässig und sicher ist (kein Wunder, es ist ja auch ein ziviles Modell; die zivile Wirtschaft legt Wert auf funktionierende Systeme, bei der BW bzw. dem BMVg ist man da oft nachsichtiger ggü. den Herstellern, wenn es sich um Waffensysteme handelt #Wirtschaftsförderung #Arbeitsplätze). Und ja: Zur Eignung der EC135 für eine fliegerischen Grundausbildung militärischer LFF ist hier schon genug geschrieben worden. Das will ich nicht erneut diskutieren, es steht auch hier nicht im Zusammenhang mit dem Unfall.
Um mal eine andere Perspektive einzubringen: Aus didaktischer Sicht macht es großen Sinn, auch junge Fluglehrer einzusetzen, da diese einen „unverbrauchten“ Blick auf die Materie haben und näher dran sind an der Zielgruppe und deren (Vor-)Erfahrungen.
Die von der BW so nett „menschliche Kompetenz“ genannte Befähigung könnte man auch gut mit „Lehrerpersönlichkeit“ beschreiben. Und, allen Unkenrufen zum Trotz, ist die auch in der Erwachsenenbildung maßgeblich.
Fliegen lernt man durch nichts anderes als fliegen.
Nach den Leitlinien des Deutschen Aero Club gilt man mit 60 Stunden und 60 Starts im Jahr als „in guter Übung“.
Als Hobbypilot. Für ein Segelflugzeug.
Wer hochkomplexe, militärische Luftfahrzeuge unter Einsatzbedingungen beherschen soll wird ein zigfaches davon fliegen müssen.
Auch auf die Gefahr hin, dass auch dieser Kommentar die Zensur nicht übersteht…
Es ist so kurz nach einem tragischen Unglück schlicht pietätlos in welcher Manier und das überhaupt von den vermeintlichen Experten hier kommentiert wird. Ich empfehle hier einfach der Empfehlung des Insp Lw der letzten Woche zu folgen, sich sämtlichen Mutmaßungen zu enthalten bis das Ergebnis der Untersuchung da ist.
Zum Thema FAIP aus eigener Erfahrung aber so viel:
Ich habe auch in mehreren Nationen das Fliegen gelernt und gelehrt. FAIPs sind nicht nur in der USAF gängig. Die altbackenen Platituden einzelner zu dem Thema sind schlichtweg erschreckend. Diese dumme und eindimensionale Angewohnheit, Erfahrung an der Anzahl der Flugstunden zu messen ist am Thema vorbei. Stunden sind halt messbar, sagen aber über die Qualität eines Piloten absolut nichts aus, über die Qualität der Flugstunden auch nicht. 1000 Stunden pro Jahr als Lehrer? Hut ab, beeindruckende Leistung des Gesässes. Aber qualitativ hochwertige taktische Ausbildung im Szenario mit adäquatem Briefing und debriefing kann das rein rechnerisch gar nicht gewesen sein.
Ich danke Ihnen, Herrn Wiegold für Ihren Kommentar. Auch Jekub trifft den Nagel auf den Kopf. Ein junger Pilot, der gerade in kurzer Zeit eine steile Lernkurve bei Hubschraubergrundmanövern erfahren hat, dann ausgewählt wird aufgrund seiner herausragenden Anlagen und Leistungen, dann weiteres Training erhält in diesem Bereich. Ratet mal was der besonders gut in seiner Peer Gruppe ausbilden kann? Genau das natürlich, was er die letzten Jahre drillmässig immer wieder geübt hat! Das klappt genau so bei anderen und in anderen Bereichen. Der bildet doch keine komplexe Taktik aus, informiert euch doch erstmal… Die Mär, dass die Lfz der anderen aber weniger komplex sind und es nur deshalb da klappt ist totaler Quatsch. Und wir reden gerade ja von einer EC135, einem der meistverkauften Muster der Welt. Da ist nichts supermultiomnikomplex. Typische deutsche Tendenz es so darzustellen. Unsere Lfz sind nicht komplexer als andere, wir erzählen nur allen, es wäre so. Und ja, ich habe mehrere verschiedene aus verschiedenen Generationen geflogen.
Es sind Fliegerkameraden verunglückt. Und keiner weiss, warum. Hört auf drüber zu spekulieren und euch wichtig zu machen.
Die letzten emotionalen Reihen können sie ja ggf. weglassen, verehrter Herr Wiegold, aber die Kommentare zu diesem Hubschrauberthema sind leider so weltfremd, dass ich nicht stillhalten konnte. Und das schlimme ist, dass die Kommentare wieder von irgendeinem Entscheidungsträger A16+ gelesen werden, dieser dann den ein oder anderen Kommentator hier persönlich kennt, und das geschriebene hier für bare Münze nimmt, was wir im Dienst dann wieder ausbaden müssen… Mühselig.
[Ich bin langsam müde, mir dauernd anzuhören, dass hier der Reihe nach Kommentare „der Zensur zum Opfer fallen“. Ich schmeiße diejenigen raus, die sich nicht benehmen können und in die Ecke pinkeln. Wenn das als Zensur angeprangert wird, dann bewerte ich den Rest des entsprechenden Kommentars auch danach… T.W.]
Der FAIp lehrt aber keine Einsatzbedingungen, ist ja gar kein Einsatzluftfahrzeug. Ist auch kein „hochkomplexes militärisches LFZ“, ist ein oft verkaufter ziviler Hubschrauber, der grün angemalt wurde. Experten…
Akademisch, technisch…
Von Didaktik keine Spur.
Bringt hier nichts. Würde auch den Rahmen sprengen.
@ Jehova
Nachdem es ja na ihrer Aussage bei den FAIP, bei Fluglehrern als Erstverwendung für einen Piloten nur um das rein handwerkliche vermitteln vom Fliegen geht, müssten auch in zivilen Flugschulen die idealen Fluglehrer 25 Jahre alt sein mit einer Gesamterfahrung von 450 Flugstunden. Wie absurd dieser Gedanke ist, kann man bei einer Recherche an zivilen Flugschulen nachprüfen.
Pietätlos ist es meiner Meinung nach nicht sich nach dem grausamen Tod der jungen Frau, der Pilotin Gedanken über das Ausbildungskonzept der Hubschrauberpiloten der Bw zu machen, sondern mit einem Achselzucken nach einer Schweigewoche zur Tagesordnung überzugehen.
@ all
Für all die Ausbildungsexperten hier im Forum sei nochmals der Unterschied zwischen Didaktik und Methodik der Ausbildung erwähnt. Die Didaktik ist die Auswahl des Lehr- und Lernstoffes für das angestrebte Ausbildungsziel. Die Methodik ist die Frage wie der Ausbilder den Lehrstoff an den Schüler möglichst effektiv und effizient rüber bringt. Bei der Methodik kann ein junger Lehrer tatsächlich Vorteile gegenüber einem alten Hasen haben, weil er sich mitunter besser in die Lage des jungen Schülers rein versetzen kann. Die Didaktik der Ausbildung hingegen betrachtet der Fluglehrer meines Erachtens gar nicht. Der Ausbildungsplan, die Flugstunden, die Lehrziele, die Lehr- und Lerninhalte sind dem Fluglehrer ziemlich straff als Curiculum vorgegeben.
Meiner Ansicht nach können sich die Experten über die Sinnhaftigkeit der jungen Fluglehrer mit der geringen Flugerfahrung weiter streiten. Ich hingegen bin sehr froh, dass mein Sohn vor ca. 15 Jahren, den Autoführerschein nicht bei einem Fahrlehrer gemacht hat, der gerade ein paar Jahre älter war als er und eine Fahrpraxis von nur 450 Stunden gehabt hat, was umgerechnet bei einem Arbeitsjahr von 220 Tagen einer Fahrpraxis von einem Jahr mit ca. 2 Std Fahrzeit pro Arbeitstag entsprochen hätte !
Was entweder ich oder alle Kommentatoren vor mir falsch gelesen haben, ist, dass die beiden abgestürzten bereits Fluglehrer gewesen wären. Nach Abschluss der eigenen Ausbildung hängen da doch noch einmal 2 Jahre dran, wo diese Qualifikation aufgebaut wird. Und so wie ich das verstanden habe, standen die beiden da am Anfang.
Es ist tragisch. Aber das jetzt mit viel Meinung zu mischen, um dann Forderungen auf dem rücken einer Kameradin zu stellen, die noch nicht mal beerdigt ist, ist nicht sehr fein.
Jan Hartmann sagt: 02.07.2019 um 21:52 Uhr
„Nach den Leitlinien des Deutschen Aero Club gilt man mit 60 Stunden und 60 Starts im Jahr als „in guter Übung“.
Als Hobbypilot. Für ein Segelflugzeug.
Wer hochkomplexe, militärische Luftfahrzeuge unter Einsatzbedingungen beherschen soll wird ein zigfaches davon fliegen müssen.“
Es war vor ca. 5 Jahren, da war ich auf einer Tagung in Celle-Wietzenbruch und bekam eine Vorführung der Heeresflieger. Dabei waren auch noch Kameraden, die BO 105 flogen. Auf meine Frage hin an einen der Piloten, wie viel er denn fliegt pro Jahr, bekam ich ca. 50 Stunden (ohne Simulatorstunden) zur Antwort. Mehr würde der Klarstand der Maschinen gar nicht hergeben.
Und da waren sie wieder, die Probleme „dynamisches Verfügbarkeitsmanagement“ und „fehlende Wartungs- und Instandhaltungskapazitäten“.
Nun wurde die BO 105 ausgesteuert, aber die Antworten der NH-90 Piloten waren auch nicht viel anders.
Wartet doch einfach erstmal ab, bis der Fall geklärt ist.
Defakto waren es zwei fertig ausgebildete Piloten (vermutlich Jahrgangsbeste) welche aus irgend einem Grund abgestürzt sind.
Es spielt doch dabei überhaupt keine Rolle, in welchem Ausbildungsabschnitt sie sich zu diesem Zeitpunkt befinden haben.
Zu erwähnen auch noch ist, dass sie erst mit der Ausbildung zum Fluglehrer begonnen hatten.
In sehr vielen IHK betrieben ist es ein Standart, das Jahgangsbeste nach ihren Ausbildubgsabschluss eine weiterbilden Maßnahme absolvieren, wie zb. Technikerschule.
Danach sind sie ebenfalls ausbildungsberechtigt.
Von einer Mangelnden aktzeptanz junger Piloten und Ausbilder kann überhaupt keine Rede sein.
Hinterfragen sie sich lieber, wie gut Ihr Pilot von Rainair, welcher 70.000€ Schulden hat und nur 2000 im Monat verdient ausgebildet ist.
Geldmangel hat im übrigen ebenfalls einen sehr schlechten Einfluss auf die Ausblildungsqualitat.
Worauf ich hinaus will, im Zivielen ist du Ausbildung von Piloten deutlich schlechter als im militärische. (auf die Spitze getrieben wird dies bei pay to fly Systemen, bei welchen der pilot welcher die Maschine von Deutschland nach Mallorca fliegt selbst an die airline zahlt, dass er Flugstunden absolvieren darf.
Man kann das Konzept der FAIP gerne hinterfragen, sehe aber noch nicht so ganz den Zusammenhang zum Flugunfall. Hier waren zwei junge Piloten mit rund 450 Flugstunden unterwegs und sind verunfallt, nicht mehr und nicht weniger. Diese Konstellation gibt es so bereits in den ersten Soloflügen mit unter 100 Flugstunden je Pilot oder zu Hauf in den Verbänden, wenn 2 junge LCRs losgeschickt werden.
Außerdem sollte noch unterschieden werden, ob wie hier, ein Fluglehrer herangezogen wird, welcher später die Grundzüge der (zivilen) Hubschrauberfliegerei lehrt, oder einer im Einsatzverband. Ernsthafte militärische Fliegerei gibt’s ohnehin erst dort…
Der Vergleich mit zivilen Lehrern kann ich nicht ganz nachvollziehen. Unerfahrenere Hubschrauberlehrer als an zivilen Flugschulen sind doch kaum zu finden. Der Weg über den Fluglehrer ist für junge Piloten oft die einzige Möglichkeit über Wasser zu bleiben, um an ernsthafte Pilotenjobs zu kommen.
1. Es ist ein absolutes Unding, im Vorfeld der Ursachenforschung bereits menschliches Versagen zu diskutieren. Gleiches ist schändlicherweise im Falle des Absturzes Tiger passiert. Habt ihr alle nix daraus gelernt..?
2. Sollte es kein technischer Fehler gewesenn sein, kann man, aber erst dann, ohne Spekulation, die Kompetenz und Verantwortung wie eine Ausbildung diskutieren.
Gebt doch dem Anlass Zeit, Licht in das Dunkel zu bringen. Eine erste Aussage des Überlebenden wirds sicher schon geben.
Erstens hatten die als „FAIP“ ausgewählten Piloten im echten Luftfahrzeug keine 450 Stunden, sondern etwa 280. Das heisst, dass 170 Stunden im Simulator geflogen wurden (Quelle: InspH in den Tagen nach dem Unfall).
Dieser mag hilfreich sein, ersetzt aber keine echten Flugstunden.
Zweitens hinkt der Vergleich zum Linienpiloten gewaltig. Beides (militärischen Flugbetrieb in Hubschraubern und Linienbetrieb im Flugzeug) kann man nicht vergleichen.
Es bleibt also festzuhalten, dass beide Piloten sehr wenig Flugstunden hatten. Ob sich das auf den Unfallhergang ausgewirkt hat, wird die Flugunfalluntersuchung zeigen.
Das Programm FAIP an der Heeresfliegerwaffenschule wird man dennoch hinterfragen und das ist auch gut so.
Drittens war der Bo-105-Pilot, von dem gesprochen wurde, sicherlich in der Warteschlange auf seine Einsatzschulung und somit ist diese Aussage auch wackelig. Denn auf den Einsatzmustern wird inzwischen etwas mehr geflogen, auch wenn der NH90 dahingehend ein Sorgenkind bleiben wird.
An der eigentlichen Spekulation will ich mich hier nicht weiter beteiligen, aber die Flugstunden auf den Einsatzmustern haben in letzter Zeit deutlich zulegt und liegen wieder über 100h im Jahr (bei vielen Piloten) und auch die Art wie sie erlangt werden ist als eher hochwertig einzustufen ohne viel durch die Gegend Fliegerei. (auch wenn natürlich jede Minute im Cockpit was bringt und wenn es „nur“ 5h von A nach B ist)