Fürs Protokoll: Zwei Grüne bei der Bundeswehr

Vor zwei Tagen haben die Grünen-Abgeordneten Cem Özdemir und Tobias Lindner in der FAZ einen Gastbeitrag unter der Überschrift veröffentlicht Warum grüne Außenpolitik die Bundeswehr braucht (leider hinter Paywall und deshalb nicht frei zugänglich). Jetzt haben die beiden Parlamentarier auch praktisch nachgelegt: Auf Instagram zeigten sie sich am (gestrigen) Donnerstag im Bundeswehr-Flecktarn als Oberleutnante – offensichtlich vorläufiger Dienstgrad – in Munster.

Özdemir schrieb dazu auf seinem Instagram-Account:

Ein Grüner bei der Bundeswehr – passt das zusammen? Ich finde: Ja. Egal ob Grüner oder nicht, als Abgeordnete des Bundestags entscheiden wir darüber, ob wir Soldat*innen in Einsätze schicken, zum Beispiel im Rahmen von EU- und Nato-Missionen. Damit setzen wir auch das Leben der Soldat*innen aufs Spiel. Diese Verantwortung ist einer der schwersten, die wir als Abgeordnete tragen. Es fällt uns niemals leicht, die Bundeswehr in einen Auslandseinsatz zu schicken. Für @tobias.lindner.mdb und mich gehört es daher dazu, eine Woche am Alltag der Truppe teilzunehmen und uns mit den Soldat*innen intensiv auszutauschen.
Für die Zukunft wünsche ich mir eine Bundeswehr mit funktionierender Ausstattung. Eine Bundeswehr, die so vielfältig ist wie unsere Gesellschaft. Eine Bundeswehr, die die Werte unseres Grundgesetzes hochhält. Eine Bundeswehr, die europäisch denkt und handelt und international für Frieden und Sicherheit eintritt.

Auf die Erfahrungsberichte der beiden von dieser Info-Wehrübung, pardon, das heißt jetzt Info-DVAG, bin ich ja gespannt. Und auf eventuelle Folgerungen für die praktische Politik.

Nachtrag: Aus einigen Kommentaren geht hervor, dass der Sinn (und die Umstände) einer solchen Info-DVAG teilweise völlig unbekannt sind. Deshalb zur Ergänzung aus den entsprechenden Infos, hier mal von der Streitkräftebasis (das gilt sinngemäß natürlich für alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche):

Die „Dienstliche Veranstaltung zur Information“ dient der Gewinnung von Führungskräften aus dem zivilen Bereich sowie von politischen Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern als Multiplikatorinnen / Multiplikatoren für die Unterstützung der sicherheits- und verteidigungspolitischen Aufgaben und Zielsetzungen der Bundeswehr sowie deren Neuausrichtung.
Ziel einer InfoDVag SKB ist es darüber hinaus, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die besonderen Aufgaben und die daraus resultierenden Herausforderungen der Streitkräftebasis als weltweit tätiger Service-Provider für die gesamte Bundeswehr sowie als interessanter Kooperationspartner für Wirtschaft und Behörden, aber auch Regierungsorganisationen und Nicht-Regierungsorganisationen nahe zu bringen. Unmittelbare Eindrücke durch persönliche Teilnahme an ausgewählten Teilen soldatischen Lebens sollen die gewonnenen Erkenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abrunden, um so künftig im eigenen Einflussbereich als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Streitkräftebasis wirken zu können.
An einer DVag können folgende Personen teilnehmen:
• Hochrangige zivile Führungskräfte aus Wirtschaft, Öffentlichem Dienst und Wissenschaft, Vertreter von Arbeitgeber-, Arbeitnehmer- und Fachverbänden sowie Gewerkschaften und Nicht-Regierungsorganisationen; hohe Beamtinnen und Beamte außerhalb des Geschäftsbereiches des BMVg, Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie ausgewählte Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Bildung, Forschung und Medien;
• Mitglieder des Deutschen Bundestages, der Länderparlamente und deutsche Abgeordnete des Europäischen Parlamentes sowie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Abgeordneten und Fraktionen;
• Sonstige herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie andere für die Öffentlichkeitsarbeit in Fragen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik wichtige Meinungsbildnerinnen oder Meinungsbildner.

Nachtrag 2: Die Meldung des Heeres dazu:

Das Ausbildungszentrum Munster begrüßt 46 zivile Führungskräfte
(als pdf-Datei: 20190613_Info-DVAG_Heer_Munster)

(Foto: Screenshot von Özdemirs Instagram-Account)