Untersuchungsausschuss Berater: Regierungsbeauftragter als Zeuge

Der Bundestags-Untersuchungsausschuss zu den umstrittenen Beraterverträgen im Verteidigungsministerium hört bei seiner dritten öffentlichen Vernehmung einen engen Mitarbeiter von Ministerin Ursula von der Leyen als Zeugen. Andreas Conradi, inzwischen Leiter der Rechtsabteilung, dürfte von den insgesamt drei Zeugen am (heutigen) Donnerstag im Mittelpunkt der Fragen stehen.

Conradi hatte die Leitung der Ministeriumsabteilung Recht erst im Oktober vergangenen Jahres übernommen. Zuvor war er Leiter des Leitungsstabes, und für  seine Kenntnisse aus dieser Zeit rund um die Beraterverträge dürfte sich vor allem die Opposition interessieren. Im Unterschied zu anderen Ministeriumsmitarbeitern, die vor dem Ausschuss aussagen, hat Conradi auch eine Doppelrolle: Er ist der Beauftragte der Bundesregierung für das Untersuchungsgremium und war in dieser Funktion auch bei den beiden bisherigen Zeugenvernehmungen dabei.

Vor Conradi will der Ausschuss zwei Mitarbeiter aus dem nachgeordneten Bereich des Verteidigungsministeriums anhören.

Die neun Mitglieder des Gremiums – etwas verwirrend: im Unterschied zur veröffentlichten Liste ist als ordentliches Mitglied neu der CDU-Abgeordnete Eckhard Gnodtke dabei – haben sich unterdessen darauf verständigt, bis zur Sommerpause vorrangig die Vorgänge um das Projekt Product Lifecycle Management (PLM) zu untersuchen. Dabei geht es um die Aufbereitung von Daten des Transportflugzeugs Airbus A400M der Luftwaffe und das Management der anfallenden Kosten über den ganzen Lebenszyklus der Maschinen. Die Verträge dafür waren, nach Ansicht des Bundesrechungshofes eindeutig rechtswidrig, über einen Rahmenvertrag abgeschlossen worden, der jedoch nur Softwarepflege erlaubt hätte.

In den kommenden Wochen sollen deshalb unter anderem Mitarbeiter aus dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Beschaffung der Bundeswehr (BAAINBw) zum Zustandekommen und der Abwicklung dieser Verträge aussagen. Im Mittelpunkt stehen allerdings zwei Personen: Timo Nötzel von der Beratungsfirma Accenture, die den PLM-Vertrag erhielt, und der damalige Abteilungsleiter Planung, Generalleutnant Erhard Bühler.

Da sich beide aus früherer Zusammenarbeit in der Bundeswehr und auch privat kennen, war der Vorwurf laut geworden, die Auftragsvergabe sei aufgrund dieses Kenn-Verhältnisses erfolgt – was Bühler zurückweist und auch vom BRH so nicht dargelegt wurde. Die Vernehmung sowohl von Nötzel als auch von Bühler ist für den 27. Juni vorgesehen, die voraussichtlich letzte Sitzung des Ausschusses vor der Sommerpause.

Da stehen dann weitere Verträge und Projekte noch aus, die sich der Ausschuss anschließend vornehmen will – und die Termine für die Anhörung weiterer prominenter Zeugen wie der früheren Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder oder der Verteidigungsministerin selbst sind noch gar nicht festgelegt. Der Verteidigungsausschuss hatte im Einsetzungsbeschluss des Gremiums festgehalten: Politisches Ziel ist es, dass der Untersuchungsausschuss seine Arbeit möglichst bis zum 31. August 2019 abschließt, um dem BMVg zu ermöglichen, noch in dieser Legislaturperiode die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses aufzugreifen. Das ist nach dem Zeitplan schon jetzt nicht mehr haltbar.

(Vorsorglicher Hinweis: Aus privaten Gründen werde ich heute der Zeugenvernehmung im Ausschuss nicht folgen können)

(Foto: Der Bundestags-Untersuchungsausschusses zu Beraterverträgen im Verteidigungsministerium vor seiner ersten öffentlichen Anhörung am 21.3.2019 – Felix Zahn/photothek.net )