Neue Fregatten kommen später (wann, ist „vertraulich“)

Entgegen ihren Erwartungen wird die Deutsche Marine in diesem Jahr voraussichtlich nur eine statt zwei der neuen Fregatten des Typs F125, der Baden-Württemberg-Klasse,  übernehmen können. Das Verteidigungsministerium bestätigte auf Nachfrage, dass es in diesem Jahr bislang nicht wie zunächst geplant zwei der Schiffe für die Marine übergeben werden sollen, sondern nur eines. Die übrigen drei sollen bis ins Jahr 2020 folgen – wann genau, ist nach Darstellung des Ministeriums vertraulich und darf nicht offen kommuniziert werden.Nun ist es nicht wirklich überraschend, dass sich die Übernahme und Indienststellung dieses Fregattentyps immer weiter nach hinten verschieben. Schon 2013 hatte es die Ankündigung gegeben, dass es vor dem Jahr 2017 wohl nichts werden dürfte.

In diesem Fall ist die Halbwertzeit der Ankündigungen allerdings noch deutlich geringer. Am 10. Januar hatte Marineinspekteur Andreas Krause bei der Historisch-Taktischen Tagung (HiTaTa) der Marine hoffnungsvoll erklärt:

Wesentliche Eckpunkte in 2019 werden durch Baustart, Zulauf oder Vertragsschluss neuer Einheiten der Flotte bestimmt. Nachdem wir die erste Fregatte der BADEN-WÜRTTEMBERG-Klasse bedauerlicherweise aufgrund von Baumängeln und Verzögerungen noch nicht in Dienst stellen konnten, haben wir im Schulterschluss mit der Abteilung Ausrüstung vor einigen Wochen gemeinsam mit der Industrie das weitere Vorgehen vertraglich fixiert.
Ich bin nunmehr zuversichtlich, dass wir mit einer Indienststellung des Typschiffs im ersten Halbjahr 2019 (ich hoffe immer noch auf den Mai) rechnen können, zeitnah gefolgt von der NRW. Die anderen beiden Schiffe erwarte ich für 2020.

Dem machte das Ministerium in der Woche vor Ostern ein Ende. Unter der Überschrift Agenda Rüstung: Die Trendwende wirkt wird knapp  erklärt:

Die Marine erhält in 2019 auch eine Fregatte des Typs F125.

Aufgrund des, nun ja, Deltas zwischen den beiden Aussagen habe ich das Ministerium um Erläuterung gebeten, warum vergleichsweise kurzfristig von zwei auf eine Fregatte reduziert wurde. Die Antwort einer Ministeriumssprecherin verdient ein Komplettzitat:

Die Abnahme von Schiff 1 von der Industrie ist im 2. Quartal 2019 geplant. Hierbei übernimmt das BAAINBw das Schiff, um mit der Marine gemeinsam weitere Prüfungen durchzuführen. Die Abnahmen der Schiffe 2 bis 4 folgen bis in das Jahr 2020. Dafür sind Termine vorgeplant. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir diese Termine jedoch aufgrund ihrer Vertraulichkeitseinstufung nicht weiter eingrenzen können.

Ich hätte da eigentlich gleich zwei Fragen: Wenn der Inspekteur im Januar davon spricht, dass wir im Schulterschluss mit der Abteilung Ausrüstung vor einigen Wochen gemeinsam mit der Industrie das weitere Vorgehen vertraglich fixiert (haben) und auf zwei Schiffe hofft – waren die eben nicht vertraglich fixiert?

Und: der neue Trend, jetzt alles, was für das Ministerium peinlich werden könnte (wie die tatsächlichen Gesamtkosten für Waffensysteme), einzustufen oder als vertraulich zu erklären, greift weiter um sich? Immerhin kann sich das Ministerium mit dieser Formulierung darauf hinausreden, dass sie ja nie gesagt haben, ob denn ein Schiff noch 2019 kommt oder nicht. Weil, ist ja vertraulich.

Nun ist es natürlich ein offenes Geheimnis, dass die F125-Fregatten langsam zu den Sorgenkindern werden, weil sie nicht so abgeliefert werden, wie die Marine sich das vorgestellt hat, während die Industrie das etwas anders sieht. Ebenso auch, dass die Marine dringend auf neue Schiffe wartet, weil sie eine Aufstockung der Flotte braucht. Der Inspekteur brachte das auf die Formel:

Ich kann die Frustration der 600 Soldaten und Soldatinnen, die in WHV auf der Pier stehen und auf ihr erstes Schiff warten, gut verstehen. Ich weiß aber auch, dass eine kurzfristige Freude über die Übernahme der Einheit schnell langfristigen Schmerzen über Mängel und Defizite Platz gemacht hätte. Wir haben mit der Entscheidung zur Indienststellung in 2019 langfristig die bessere Entscheidung getroffen. Und hier fordere ich bereits jetzt eine positive Grundhaltung: Wenngleich diese Schiffe noch nicht sofort in jeden Einsatz geschickt werden können – reden Sie die anfänglichen Fähigkeiten dieses Schiffes und das Erreichte nicht schlecht, sondern freuen Sie sich darüber, dass unsere Flotte endlich wieder wächst!

(Archivbild: Die Fregatte Baden-Württemberg im Januar 2017 in Cuxhaven)