Nicht überraschend: Luftwaffengeneral Wolters wird neuer NATO-Oberbefehlshaber
Der Kommandeur der NATO-Luftstreitkräfte in Europa, der US-General Tod D. Wolters, soll neuer NATO-Oberbefehlshaber für Europa werden. Die Vertreter der Mitgliedsländer der Allianz im NATO-Rat hätten die Berufung des erfahrenen Kampfpiloten gebilligt, teilte das Bündnis am (heutigen) Freitag mit. Wolters wird damit zugleich Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, deshalb muss seine Berufung noch in den USA nach Zustimmung des Präsidenten vom Senat gebilligt werden.
Der Luftwaffengeneral soll als neuer Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) mit Sitz in Mons in Belgien auf den Heeresgeneral Curtis M. Scaparrotti folgen. Wolters bringt umfangreiche Erfahrung in Europa mit, derzeit ist er als Befehlshaber des Allied Air Command der NATO in Ramstein zugleich Chef der US-Luftstreitkräfte in Europa und Afrika. In seiner Biographie* hebt die NATO auch seine fliegerische Erfahrung mit mehr als 5.000 Flugstunden hervor.
Wolters Beförderung auf den höchsten militärischen NATO-Posten hatte sich bereits im August vergangenen Jahres abgezeichnet. Mit der Bestätigung durch den NATO-Rat ist sie weitgehend offiziell, auch wenn die formale US-Bestätigung noch aussteht. Der Posten des militärischen Oberbefehlshabers der NATO wird traditionell von einem US-Offizier besetzt, während der Generalsekretär der Allianz aus einem europäischen Mitgliedsland kommt.
*Mit Wolters‘ Wechsel von AIRCOM zu SHAPE dürfte seine Biographie auf der AIRCOM-Seite verschwinden, deshalb hier fürs Archiv:
20190312_Wolters_AIRCOM_Bio
(Foto: Gen. Tod D. Wolters, U.S. Air Forces in Europe and U.S. Air Forces Africa commander, participates in the’Fighting Under Fire‘ panel during the Air Force Association Air, Space and Cyber Conference in National Harbor, Maryland, Sept. 17, 2018. (U.S. Air Force photo/Andy Morataya)
Der Biographie zufolge kommt ein ausgewiesener airforce-Fachmann, ein kampferfahrener Pilot auf verschiedenen Flugzeugmustern:
General Wolters is a command pilot with more than 5,000 flying hours in the F-15C, F-22, OV-10, T-38, and A-10 aircraft.
Hoffentlich verfügt er auch über diplomatische Kompetenz, besonders für Verwicklungen der politischen Berliner Szene.
Nach jüngsten Äußerungen seines Vorgängers und des U.S. Botschafters im Zusammenhang mit 5G wäre ein Deutschlandkenner genau richtig. Mit Stationierungen in Ramstein und Kalkar kann das der Fall sein.
Die heute bekannt gewordene halbherzige Mittelfreigabe für den EP 14, fordert Stellungnahmen der U.S.-Seite geradezu heraus, da es bei 1,37% vom BIP bleibt, trotz nomineller Erhöhung.
Der Dienstposten des SACEUR war und bleibt immer auch ein diplomatischer, schließlich kann er als europäischer mil Statthalter seines Commander-in-Chief angesehen werden.
@T.Wiegold: Dies ist ein normaler Wechsel nach 3 Jahren an der Nato-Spitze oder gibt es Hinweise, daß die Regierung Trump mit dem bisherigen Oberbefehlshaber unzufrieden ist?
@Closius: US 4-Sterner haben in der Regel eine Stehzeit von 2+1Jahren. Ausnahmen bei bestimmten Posten (z.B. Chairman JCS)
@Closius:
Ein ganz normaler Vorgang. Eine NATO-Verwendung dauert regelmäßig drei Jahre, insbesondere auf der Sterne-Ebene. Ausnahmen wie die unsägliche Hängepartie bei der Nachbesetzung des COM JFC Brunssum gibt es allerdings auch.
Sorry, aber DEN muss ich einfach loswerden: Hoffentlich ist sein Vorname nicht Programm.
VG, NG.
Die Vita der USAF Generäle zeigt immer wieder eindrucksvoll die Unterschiede zu unserer Führergenese. Daher sind diese auch im hohen Dienstgrad noch total operational und an praktischen Lösungen anstelle Bürokratie und Prozessen orientiert.
8 Jahre Hptm, natürlich Waffenlehrer und eine riesige Anzahl operationeller bzw Führungsverwendungen, ganz spät erst Verwendung im Ministerium, Politik verdirbt den Jungen Stabsoffizier, es bedarf gefestigter Militärischen hoch ausgebildeter und in Operationen erprobter Führer die das Militär auf Politischer Ebene in Verwendungen Vertreten. Als Generalspotential erkannt war wird sofort befördert, nur 4 Jahre OTL, da wurde gezielt ein militärisches Talent dann auf Track gesetzt.
Deutsches System nur gut 4 Jahre Hptm, davon jedoch sogar einige schon hier so früh in Stabs- anstelle Operationellen Verwendungen. Bei „Angestellten“ Leuten niedrige operationelle Qualifikation, geschweige Waffenlehrer, durch Massiven Verwendungen im Stab auch kaum OPs Erfahrung geschweige operationelle Führungserfahrung.
Dann nach LGAN unzählige Referentenverwendungen, das erziehen zum technokratischen Diener anstelle militärisch erprobten selbstbewussten Berater der Politik, die unsägliche ewig andauernde OTL Zeit von 8 bis 15 Jahren, meist als Bückling und Erstelle von Gesprächsvorlsgen und PowerPoint Slides mit grünen Ampeln.
Ganz früh und oft als GenStoffz Einsatz im Ministerium anstelle da wo ein angehender General hingehört sich in operationeller Führung zu erproben.
Und dann eben als Oberst bzw. General der Bürokrat und politisierend vorauseilender Gehorsamsknecht der Risiko, Verantwortung und OPs scheut wie der Teufel das Weihwasser und anstelle des Interesses an praktisches Lösungen, Probleme lieber über Jahre von der Seite bewundert oder aktiv in Endloschleifen prosessiert.
Der Haushalt könnte uns auch jährlich 100Mrd geben wir machen daraus Pulver anstelle abschreckender, durchsetzungsfähiger Streitkräfte.
Was wird denn aus Scaparotti ?
@KenAdams, Danke! Bin absolut der gleichen Meinung.
@KenAdams | 16. März 2019 – 18:04
Leider eine im Prinzip zutreffende Darstellung negativer Aspekte deutscher Karrierepfade (wenn auch etwas überspitzt).
„Der Haushalt könnte uns auch jährlich 100Mrd geben wir machen daraus Pulver anstelle abschreckender, durchsetzungsfähiger Streitkräfte.“
Aber hier endet die Pointierung und beginnt der Defätismus :(
Das ist doch Quatsch das heutige deutsche Personalführungssystem von Generalstabsoffizieren (mit allen seinen sowohl Vorteile, als auch gravierenden Nachteilen) hat sich schon vor Jahrzehnten eingewürgter. Bestimmte Kernaspekte (sowohl positive wie negative) gehen sogar noch auf den großen Moltke zurück.
Und in der Vergangenheit haben deutsche Streitkräfte sowohl im Frieden wie im Krieg bewiesen, dass sie auch mit diesem System zu den schlagkräftigsten Armee der Welt gehören (können).
So brauchte die Bw in den 70er und 80er glaube ich den Vergleich mit den US SK nicht zu scheuen.
Neu ist allerdings der Finanzmangel seit den 90er. Von daher sollten Sie vielleicht bei den Fakten bleiben und nicht Behauptungen aufstellen für die Sie keine Belege haben.
@KenAdams 1+
@Mitdenker
Scaparotti ist Bj. 1956; US Generäle gehen mit 64 in Ruhestand (Wiki)
Also vmtl. noch eine schöne ruhige Abschiedsrunde für ein Jahr, bzw. im Pentagon representieren und Tschüß…
@Magmakammer | 16. März 2019 – 20:43
„Scaparotti ist Bj. 1956; US Generäle gehen mit 64 in Ruhestand (Wiki)“
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann haben die Amis ein uns ähnliches, bedarfsgetriebenes „Zonenmodell“.
„Also vmtl. noch eine schöne ruhige Abschiedsrunde für ein Jahr, bzw. im Pentagon representieren und Tschüß…“
Da er ja CINC war (aus den JCS das höchste der Gefühle in den US SK) vermute ich eher, dass sie ihn pensionieren (er hat ja seine 20 Jahre schon lange voll ;) ).
Würden wir ja auch nicht machen, nach einer Insp Verwendung wird ja niemand zum AL im BMVg „degradiert“
@ Ken Adams
Da haben Sie den salzigen Finger ganz schoen fest in die eitrige Wunde gelegt. Sie sprechen Grundsaetzliches richtig an.
@KenAdams:
Es ist nicht alles Gold, was auf der anderen Seite des Teiches glänzt:
https://warontherocks.com/2018/05/a-call-for-senior-officer-reform-in-the-air-force-an-insiders-perspective/
Ein USAF-Stabsoffizier schreibt unter Pseudonym, dass das System der Führerauswahl der US-Luftwaffe hochproblematisch ist. Auf Ebene Hauptmann werden die Kandidaten für eine Generalsbeförderung von einem Förderer bzw. einem „Tribe“ herausgesucht und – fast ohne Korrekturmöglichkeit – bis zur Spitze durchbefördert.
Zum einen werden dadurch Soldaten General, die vielleicht gut im Führen auf taktischer Ebene sind, aber nicht unbedingt gute Stabsoffiziere.
Zum anderen schafft das System Anreize für diese high potentials, wenn sie erstmal auf ihrer Karrierebahn sind, Risiken zu vermeiden, um nicht mit Fehlern ihre Karriere zu gefährden. (Und noch diverse andere Punkte mehr.)
Der Artikel hat einige Reaktionen hervorgerufen (Google –> „toxic leadership usaf“)
Die Probleme der USAF ähneln in gewisser Hinsicht denen der Luftwaffe:
Zu viele Piloten verlassen die Streifkräfte, weil Fluggesellschaften besser zahlen und/oder weil sie mit den Arbeitsumfeld nicht mehr zufrieden sind (zu viel Bürokratie, zu wenig Flugstunden, zu lange deployments, zu wenig militärischer Anspruch/militärische Einstellung).
Wer weiterlesen oder -hören möchte:
https://www.npr.org/2018/07/07/626800470/air-force-faces-pilot-shortage?t=1552780236862
https://foreignpolicy.com/2018/05/04/whats-driving-the-u-s-air-force-pilot-shortage/
https://warontherocks.com/2018/03/air-force-in-crisis-part-iii-dear-boss-its-all-about-the-culture/
@ Koffer
Das Problem ist jedoch, dass das, was KenAdams beschreibt, sich keineswegs auf die Riege „i.G.“ beschränkt, sondern mittlerweile grundsätzlich auf die Truppenoffiziere übertragen lässt, weil der Bedarf dort – weshalb auch immer – extrem angeschwollen ist. Truppenverwendung sind die Ausnahme und die Verwendung in irgendwelchen hochwichtigen Ämtern, Kommandos etc. ist die Regel geworden ist. Es gibt immer mehr Häuptlinge mit immer weniger Ahnung von dem, worum es eigentlich geht. Den „Truppenoffizier“ in dem Sinne gibt es nicht mehr, und wenn, dann kommt er über A14 nicht hinaus.
Kein Wunder also, dass eine Vita wie die von Gen Wolters als nahezu galaktisch angesehen werden muss, im Vergleich zu dem, was hierzulande so an der Tagesordnung ist.
Bezug: Beitrag Koffer
Gewiss habe ich sehr überspitzt, gerade in der Wortwahl aber das ist ja auch in der Literatur als rhetorisches Mittel erlaubt um einen Fokus zu setzen.
Defätismus, also den Mut zu verlieren und Zweifel am Erfolg zu haben ist menschlich und daher auch erlaubt, dazu gibt es ja Gemeinschaften oder Foren wie diese um sich auszutauschen und ggf. wieder Mut zu finden.
Hintergrund der überspitzten Aussagen ist eben, dass überall nur über Unterfinanzierung seit 20 Jahren gesprochen wird und es zu verhindern gilt zu glauben mit mehr Geld wird alles gut. Die Probleme sind komplexer und liegen m.E. hauptsächlich in den Planungskategorien Personal und Organisation begründet.
Mit einer Org die stringent dem Auftrag und Befähigung zum Kampf ausgerichtet ist, anstelle der Anzahl von B9 Dienstposten und unter jedem B9 die angebliche alternativlose Folge und Anzahl von B8 usw was in einer Masse von B3 und A-16 ohne eigentlichen effektiven unterstellen Personalkörper resultiert, könnten wir auch mit heutigen Finanzmitteln Stapel von Bürokratie und falscher Arbeitslast abbauen und diese in notwendige Tatkraft überführen.
Mit Werdegangsmodellen und einem Personalwesen was darauf zielt bei Stabsoffizieren einen Experten für Taktik ggf. Operative, für eigene und Gegnerische militärische Systeme und Fähigkeiten zu erziehen, der dann vor diesem Hintergrund führt und führen darf und erst final und vor dem Hintergrund solcher Qualifikationen und Erfahrungen als politischer Beamter eingesetzt wird, könnten die heute alltäglichen hunderten Fehlentscheidungen und nochmal hunderte unterlassene Entscheidungen auf mittlerer Ebene deutlich reduziert werden. Auch hier bräuchte man keine zusätzlichen Finanzmittel.
„Und in der Vergangenheit haben deutsche Streitkräfte sowohl im Frieden wie im Krieg bewiesen, dass sie auch mit diesem System zu den schlagkräftigsten Armee der Welt gehören (können).“
Ich versteh hier mal unter DEU SK nur die Bw, denn wir reden hier nur über die Bw im Vergleich zur US SK. „Krieg“ und damit meine ich Joint zusammenwirken aller Org-Bereiche in allen Dimensionen gegen einen Gegner in allen Dimensionen hat die Bw anders als die USA nie geführt. Daher hingt der vergleich. Die Hauptlast an Kampferfahrungen der Bw ist auf das Heer entfallen und hier, am Bsp AFG, auf den IKM asymmetrischen Konflikt und das im Bündnis und nicht allein. Im einzelnen gebührt den Kameraden des Heeres dafür selbstverständlich höchste Anerkennung aber sich in „Kriegsfähigkeiten“ mit den US SK zu vergleichen ist zu optimistisch. Ob das in den 70er und 80er ging weiss ich nicht aber heute ist das 120% sicher nicht mehr so und nur heute zählt und nicht das Schwelgen in Erinnerungen des Kalten Krieges.
Der arme Moltke würde sich im Grabe umdrehen wenn wir Ihm die heutige Genese von Generalstabsoffizieren und Generalen anlasten. Bei Moltke gab es quasi noch keine Bürokratie, General wurde man im Felde oder gar nicht und er erfand einen zentralen Generalstab und damit quasi die Vorformen der Operativen Ebene. Genau das haben wir heute beides nicht. Moltke anzuführen in Bezug auf das was heute übrig ist, ist nicht gerechtfertigt. Das würde ja mit den Vitae und einem Joint Chiefs Staff eher auf die US SK zutreffen aber eben nicht auf uns.
Wir sollten uns kritischer betrachten als Militär und wir fänden unzählige Möglichkeiten schlagkräftiger und effektiver zu werden auch mit aktuellen Finanzmitteln.
@Koffer | 16. März 2019 – 21:36
„Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann haben die Amis ein uns ähnliches, bedarfsgetriebenes „Zonenmodell“. “
Und ich habe gerade „Zombiemodell“ gelesen. Diese Assoziationen, wenn man in einen deutschen Stab oder Kommandobehörde/Amt kommt, unglaublich.
Aber @ Hans Dampf hat schon recht. was so an jungen Truppenoffizieren schon als Oberleutnant in irgendwelchen Stäben/Ämtern/Kommandobehörden ohne Truppen- und Führungserfahrung Dienst tut ist erschreckend. Da darf man sich über manche Entscheidungen nicht wundern.
Dass ist ja auch dreist. Dort wird die fliegerische Erfahrung geehrt und hier stehen die Piloten schlange, wollen am liebsten jeden Tag Fliegen und es geht aus bekannten Gründen nicht. Und werden letztendlich dafür auch noch ausgelacht und degradiert.
@Hans Dampf
„Truppenverwendung sind die Ausnahme …“ , zumindest fehlt es daran ist meine Bewertung, weil
– zu wenig Einheiten und Verbände dafür parat stehen. Leider kann es durchaus zu Werdegängen bei TrOffz kommen mit letzter Verwendung in der Truppe als Hptm und ZgFhr (1), um Jahre später in nationalen/multinationalen Dienststellen Verantwortung für joint/combined Anforderungen zu tragen.
„der Bedarf dort – weshalb auch immer – extrem angeschwollen ist“. Weil
– mit Zuwachs multinationaler Verantwortung bei UN- (s. MINUSMA), EU- (s. EUTM) NATO- (s. eFP) Einsätzen Bw gefordert ist. Mitreden will die BR auf jeden Fall, also werden gern Dienstposten in Stäben besetzt, die als Voraussetzung per „job discription“ aber Erfahrung in einer BtlFüGrp UND in einer G2/3/5/7 Abteilung eines Großverbandes bedingen.
Bei der Vita von Gen Wolters, wie auch allgemein bei angelsächsischen StOffz selbst unterhalb der absoluten Spitze wird sofort klar, eine Truppenverwendung ist gleichbedeutend mit Kampferfahrung, was einen anderen Stellenwert hat als „Einsatzerfahrung“, die Bw gewohnt ist.
(1) Ich unterstelle, niemand der hier Beitragenden aus der KpfTr, erachtet die Ebene Teileinheitsführer als zufriedenstellende Qualifikation von TrOffz für Höherwertiges. Dass Hauptleute z.B. einen PzZg mit 16 Soldaten führen, stellt ohnehin ein Armutszeugnis des gewollten Verwendungsaufbaus dar.
@Hans Dampf | 17. März 2019 – 9:55
Zu Ihren Aussagen ließe sich im Detail durchaus das eine oder andere Ergänzen oder anders Akzentuieren, aber im Kern widersrpeche ich ja gar nicht.
Ich habe allerdings sehr wohl der unfundierten Aussage von @KenAdams mit Blick auf die Haushaltsmittel widersprochen!
@ KenAdams | 17. März 2019 – 11:03
Ihre Bewertung wird erstaunlicherweise auch aus den höheren Bundeswehr-internen Führungskreisen durchaus geteilt, obgleich meist erst, wenn sie aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind.
Ich empfehle hierzu das leicht googelbare Interview mit General a.D. Vad, das dieser 2017 der Wirtschaftswoche gegeben hat mit dem Titel „Die Bundeswehr hat ein Führungsproblem“.
Dort wörtlich: „General Vad attestiert seinem Berufsstand „eine ausgeprägte Anpassungs- und Absicherungsmentalität, Schönrederei und Duckmäusertum – traurige Konsequenz einer inneren Negativauslese““.
Das mag damals auch eine überspitzte Darstellung gewesen sein, aber er wird das schon nicht völlig aus der Luft gegriffen haben. Falls die Ausleserealität nach den gennannten Kriterien für das mittlere Management der Bundeswehr zwischen A15 und B6 nur zur Hälfte der Wahrheit entspricht, dürfte die Erwartung, dass mehr Geld auch keine Lösung ist, durchaus in Teilen zutreffen.
@ KenAdams | 17. März 2019 – 11:03
„Gewiss habe ich sehr überspitzt, gerade in der Wortwahl aber das ist ja auch in der Literatur als rhetorisches Mittel erlaubt um einen Fokus zu setzen.“
In der Literatur ist das nicht unzulässig. Im Meinungsaustausch aber vielleicht nicht immer zielführend ;)
Zudem habe ich Ihre Pointierung im Bereich der Kritik an den Karrierepfaden DEU (Spitzen-)Offiziere ja auch nicht im Kern kritisiert. Da bin ich bis zu einem gewissen Grade ja durchaus bei Ihnen.
Meine Kritik und der Vorwurf des Defätismus war die sachfremde Verknüpfung mit der Ausstattungs- und Finanzierungsfrage.
Ja, man kann (und sollte) sicherlich an Karrierepfaden optimieren.
Aber nein, deswegen zu behaupten wir würden heute (oder in der Vergangenheit) nichts hinbekommen ist schon reichlich gewagt und das auch noch mit der aberwitzigen Behauptung zu flankieren deswegen müsste man die chronische Unterfinanzierung der Bw nicht angehen, denn es würde ja eh nichts bringen ist nunmal daneben. Verzeihen Sie mir die deutlichen Worte.
„und es zu verhindern gilt zu glauben mit mehr Geld wird alles gut.“
Niemand glaubt das. Niemand behauptet das. Geld ist zweifelsohne keine ausreichende Basis der Reformen, aber dennoch eine notwendige.
Und selbst wenn wir gar nichts an Organisation, Führung und Personal ändern würden, selbst dann würde sich vieles mit mehr Geld verbessern.
Natürlich unterproportional im Vergleich zu „mehr Geld UND Personal-/Organisationsveränderung“, aber eben doch auch signifikant.
„Mit einer Org die stringent dem Auftrag und Befähigung zum Kampf ausgerichtet ist, anstelle der Anzahl von B9 Dienstposten und unter jedem B9 die angebliche alternativlose Folge und Anzahl von B8 usw…“
Da widerspreche ich Ihnen nicht (mit Ausnahme der Tatsache, dass es keine B8 DP in den SK gibt, ich vermute Sie meinen B7)!
„Auch hier bräuchte man keine zusätzlichen Finanzmittel.“
Ja, aber für neue Panzer, für neue Hubschrauber, für neue Flugzeuge, für Bevorratung von Ersatzteilen, für Bevorratung von Munition etc. etc. etc.
„Der arme Moltke würde sich im Grabe umdrehen wenn wir Ihm die heutige Genese von Generalstabsoffizieren und Generalen anlasten. Bei Moltke gab es quasi noch keine Bürokratie, General wurde man im Felde oder gar nicht“
Sorry, aber das ist einfach nicht richtig. Gerade unter dem großen Moltke begannen die Wechselkarrieren von Generalstabsoffizieren zwischen Truppe und Generalstab. Wenn Sie mal sehen welche DP und Stehzeiten einige der besten Zöglinge Moltkes außerhalb der Truppe hatten, dann würden Sie erkennen, dass Ihre Aussage einfach falsch ist.
Allerdings und das ist es vielleicht was Sie meinen, konnte man bis zum 1. WK (und mit Einschränkungen und Ausnahmen noch bis zum 2. WK) in DEU auch Karriere ohne Generalstab machen. Es gab also zwei Möglichkeiten zur „großen Karriere“ (drei, wenn man den richtigen Familiennamen dazurechnet ;) ).
DAS wäre es dann auch worüber sich Moltke vermutlich im Grabe umdrehen würden, nämlich das Faktum, dass man in den heutigen DEU SK nahezu nur noch (geschätzt 95%?!) „große“ Karriere über den Generalstab machen kann. Das also Truppenkarrieren im Regelfall bei A15/A16 im Ausnahmefall bei B3/B6 enden.
Trotz dieser Anmerkung im Detail, sind wir aber glaube ich was die Notwendigkeit zu Anpassung von Personalpfaden und Karrieremöglichkeiten angeht weitgehend einig…
@Pio-Fritz | 17. März 2019 – 11:14
„Und ich habe gerade „Zombiemodell“ gelesen. Diese Assoziationen, wenn man in einen deutschen Stab oder Kommandobehörde/Amt kommt, unglaublich.“
LOL
„Aber @ Hans Dampf hat schon recht. was so an jungen Truppenoffizieren schon als Oberleutnant in irgendwelchen Stäben/Ämtern/Kommandobehörden ohne Truppen- und Führungserfahrung Dienst tut ist erschreckend. “
In der Tat. Erschreckend :(
Noch schlimmer ist es aber mEn bei den Fw. Denn Bei den OLt (im Heer!) ist es ja zumindest so, dass diese nochmals mindestens eine Truppenrunde drehen müssen um eine Chance auf BS zu haben (ja ich weiss, wenig, aber besser als nichts). Aber bei Fw sind ja in der Zwischenzeit ausschließliche Ämterkarrieren möglich :(
@Koffer
„Denn Bei den OLt (im Heer!) ist es ja zumindest so, dass diese nochmals mindestens eine Truppenrunde drehen müssen um eine Chance auf BS zu haben“
Der Meinung war ich bisher auch, aber selbst das geht nun schon anders. OL3 (im Heer) absolviert, ab ins KSA, nach 6 Jahren als BS und LGAN-Teilnehmer wieder raus. Noch Fragen was die Truppenerfahrung angeht?
@JanLPunkt | 18. März 2019 – 8:11
„Der Meinung war ich bisher auch, aber selbst das geht nun schon anders. OL3 (im Heer) absolviert, ab ins KSA, nach 6 Jahren als BS und LGAN-Teilnehmer wieder raus.“
Geht eigentlich grundsätzlich nicht (war bisher Bedarfsträgerforderung) möglicherweise Ausnahmegenehmigung wegen EloKa oder MilNW. Aber wie gesagt, wenn dann absolute Ausnahme.
Damit sage ich nicht (!) das alles gut ist im Karriereaufbau der Heeresoffiziere. Ganz im Gegenteil. Auch durch die zukünftig möglichen Spezialkarrieren im Bereich MilNW und PersMgtm wird da vieles schlechter werden als früher, aber der von Ihnen geschilderte Fall war bisher jedenfalls nicht einschlägig.