Streit um die Gorch Fock: Inspekteur nimmt seine Mitarbeiter in Schutz (Update)

Als Merkposten, weil es doch auffällig ist: Im öffentlichen Streit um die Gorch Fock hat sich Marineinspekteur Vizeadmiral Andreas Krause zu Wort gemeldet:

Pressefreiheit und eine kritische Presse sind ein hohes Gut in unserem Staat. Aber – die heutige Berichterstattung über die „Gorch Fock“ lässt aus meiner Sicht die dabei erforderliche Sachlichkeit und Fairness vermissen. (…) Das haben Sie nicht verdient!

schrieb Krause in einem öffentlichen Tagesbefehl an die Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, insbesondere die Besatzung der GORCH FOCK.

Der Marineinspekteur ließ offen, welche Berichterstattung er konkret meint.

Update: Ich hatte das zunächst auf die aktuelle Ausgabe des Wochenmagazins Der Spiegel bezogen, das dem maroden Großsegler die Titelgeschichte Das Narrenschiff widmete und die Dreimastbark mit ihren explodierten Instandsetzungskosten als Sinnbild der Probleme in der Bundeswehr nahm.

Allerdings, so viel weiß ich nunmehr, war ausschlaggebend für Krauses Aktion wohl eher die Berichterstattung der Bild-Zeitung. Die hatte am Montag die zerlegte Gorch Fock im Dock geschildert und dann zum Alltag der Besatzung unter anderem vermeldet:

Laut Augenzeugen treten die Soldaten teilweise im Schlafanzug an.
Dann haben die 30 bis 40 Soldaten nur eine einzige Aufgabe: das leere Wrack bewachen.
Ein Marinesoldat zu BILD: „Wir machen den ganzen Tag nichts außer Playstation zocken, schlafen, essen und trinken. Hier liegt alles still, nichts passiert mehr.“

Diese Aussagen zur Besatzung selbst (und nicht zum Zustand des Segelschulschiffes) dürften den Unmut des Inspekteurs ausgelöst haben.

Krauses Vorstoß dürfte die Debatte über die Zukunft des Segelschulschiffs der Deutschen Marine weiter anheizen. Den Tagesbefehl zum Nachlesen gibt es hier auf der Seite der Marine.

(Und vorsorglich hier noch mal als gespeicherte pdf-Datei:
Tagesbefehl Inspekteur Marine 001-2019 )

(Archivbild: Gorch Fock auf der Kieler Woche 2004 – RThiele via Wikimedia Commons unter CC-BY-SA-Lizenz)