Maritimer Lesestoff am Sonntag (1): Zielansprache des Marineinspekteurs
Am heutigen Sonntag einfach mal bisschen maritimer Lesestoff: Wer die Zielansprache von Marineinspekteur Andreas Krause bei der Historisch-Taktischen Tagung (HiTaTa) der Deutschen Marine in der vergangenen Woche nachlesen möchte:
20190110_Rede InspM Krause 59_HiTaTa
(Link zur Marine-Webseite hier)
Kleiner Fund am Rande, falls noch nicht bekannt: Zwar ist noch nicht finanziell unterlegt, wann und wie der betagte Sea Lynx-Hubschrauber der Marine von einem Nachfolgemuster abgelöst wird. Der Name des künftigen Hubschraubers steht aber, so sagt der Inspekteur in der Rede, schon fest: Sea Tiger.
(Archivbild: Vizeadmiral Andreas Krause, Inspekteur der Marine, am 20.07.2018 in Berlin – Thomas Imo/ photothek.net)
„Im Juli erschienenen Konzeption der Bundeswehr, sowie dem erstmalig erstellten Fähigkeitsprofil der Bundeswehr, wird die bereits im Weißbuch 2016 festgestellte Gleichrangigkeit der Aufgaben Landes- und Bündnisverteidigung sowie dem
Internationalen Krisenmanagement weiter konkretisiert“
So weit alles stimmig.
„Jahrzehntelange Landoperationen haben zu einer ‚SeaBlindness‘ geführt und eine Tendenz generiert, nunmehr auch die Landes- und Bündnisverteidigung vorrangig aus der Landperspektive zu sehen … VJTF ist mehr als eine Heeresbrigade“.
Deutliche Kritik am bisherigen Kurs in Berlin und Warnung vor unbewusstem „Weiter so“ mit Blick auf „land warfare“.
In Kenntnis DEU Abhängigkeit von freiem Seehandel sowie der trennenden Funktionen des Nord-Atlantik zu den nordamerikanischen Verbündeten liegt der InspM goldrichtig.
Der Ehrgeiz ist jedoch vorab sicherheitspolitisch, also strategisch, durch deutliche Willensbekundung der BR zu unterlegen.
Wie immer eine gute Rede und immer öffentlich. Wäre gut, wenn die anderen TSK dies auch tun würden.
Zum SeaTiger:
Tja, es ist wie letztes Jahr hier nach der Bereinigungssitzung diskutiert: Es ist eben kein Spielraum mehr da.
Die Eckwerte zum HH 2020 werden zeigen ob die nächsten Schritte hin zu 1,5% nun wirklich erreicht werden.
Jetzt bekommen wir nicht nur einen Seelöwen, sondern auch noch eine Riesengarnele als Hubschrauber. Ich bin entsetzt und enttäuscht.
Kein Wort zur Gorch Fock, aber Hauptsache genug Follower auf Twitter. Das verstehe wer will, ich nicht.
@Pio-Fritz
Die operative Neuausrichtung der Marine mit weg von, wie der InspM sagt, „SeaBlindness“ und der Wiederentdeckung der Bedeutung des Buchstabens „A“ für ATLANTIK in NATO hat im gesellschaftlichen Diskurs und in der Orientierung der Marine mit dem bedauerlichen Zickzack um die GF nichts zu tun.
Der BRH „kümmert“ sich jetzt darum, abwarten also was kommt, auch nach der ministeriell geleiteten Krisensitzung. Für die Operationsführung der Deutschen Marine spielt das Thema keinerlei Rolle.
„Kameradinnen und Kameraden,
für die Deutsche Marine steht der Nordatlantik sowie die Nord- und Ostsee im geografischen Fokus der Aufgaben von Landes- und Bündnisverteidigung“
Exakt so ist es.
Das bedeutet nicht allein mehr blue-water-navy Ausrichtung sondern auch die traditionelle DEU Kompetenz der Randmeerkriegführung in Kooperation mit Dänen, Polen und Balten offensiv rüberzubringen.
EIN (!) Mittel dazu ist u.a. auch Twitter. Die Reichweite des Mediums sowie dadurch erreichten Einfluss beweist ein Trump Tag um Tag.
Vielleicht ist die Zeit wieder einmal reif für einen GI im Admiralsrang, der berechtigte Vorwurf der „SeaBlindness“ jedenfalls lässt aufhorchen.
Eine Frage zum Sea Tiger, ist das die maritime Version des NH90?
Oder handelt es sich um ein komplett anderes System?
Ebenfalls hier letztes schon ein Thema war ja die NATO Readiness Initiative (NRI), offenbar gibt es hierzu weiterhin keine deutsche Positionierung. Beginnen soll die Initiative jedoch bereits 2020. Sollte der neue amerikanische Verteidigungsminister das Thema mit der gleichen Entschlossenheit voran treiben wie der Vorgänger, dann erwartet Berlin dort bei den nächsten NATO-Treffen eine spannende Diskussion.
Insgesamt sind auch die Aussagen zum FPBw von erfrischender Klarheit: Der Plan bedarf zur Umsetzung nunmal Kräfte und Mittel. Eine wirkliche Balance ist hier noch bei weitem nicht erkennbar. Die nächste Finanzplanung muss hier deutliche Veränderungen bringen, sonst ist all die Planung Makulatur.
@KPK
Es muß hier nicht vertieft werden, aber interessant fände ich die Einschätzung, in wie weit der Einsatz von Überwassereinheiten in der Ostsee noch sinnvoll ist – deren Überlebensfähigkeit schätze ich aufgrund der land- und luftgestützten Raketensysteme mit den entsprechenden Reichweiten als eher gering ein.
Sollte DEU nicht ebenfalls in solche Systeme investieren? Oder wie sähe es mit der Fähigkeitserweiterung der U-Boote zum Einsatz von Marschflugkörpern – ähnlich der israelischen Marine (natürlich nicht nuklear) aus?
@Flix
Mein Kenntnisstand ist, dass sich Airbus mit dem NH90, Sikorsky mit einem SeaHawk und der AW159 Wildcat zur Auswahl stehen.
Also, man kann es noch nicht sagen, denn die Auswahl muss erst noch getroffen werden.
Meine persönlicher Eindruck: Der AW159 wird wohl von der Truppe favorisiert, der NH90 hat eine gute politische Lobby, Sikorsky ist Außenseiter.
„Tendenz generiert, nunmehr auch die Landes- und Bündnisverteidigung vorrangig aus der Landperspektive zu sehen … VJTF ist mehr als eine Heeresbrigade“.
Naja, da will die Marine natürlich auch ihren Teil am (rüstungspolitischen und personalpolitischen) Kuchen abhaben, absolut verständlich.
Aber inhaltlich kann man diese Aussage durchaus in Frage stellen…
@Flix:
Hier ein ganz guter Überblick zum Thema:
https://dmkn.de/nachfolger-fuer-sea-lynx-gesucht/
Mittlerweile scheint aber die Zeitlinien immer kritischer zu werden, da anders als gedacht die Abbildung im Haushalt fehlt.
Hierfür braucht das BMVg ab nächstes Jahr deutlich mehr Geld und eine entsprechende Priorisierung innerhalb der Bundeswehr. Die obige Rede des InspM zeigt deutlich, daß all das kein Selbstläufer ist. Daher auch die – für mich überraschend deutliche – Schwerpunktsetzung des InspM beim Material. Die Luftwaffe braucht gleichzeitig sehr viel Geld, das Heer hat die VJTF 2023 noch nicht planerisch abbilden können. Dazu noch viele andere Themen.
Die Entscheidung zum Bordhubschrauber steht also bald an – wenn das Geld organisiert ist. Darüber geredet wird seit 15 Jahren.
Sea Tiger…?
Hmm, was kann man sich denn darunter vorstellen?
Wildcat mit neuem Namen?
eine neue Version des Tigers?
eine H160-Variante?
Man zähle die Einträge auf dieser Liste
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Admirale#Aktive_Admirale_der_Deutschen_Marine
35
und die aktiven Schiffe/Boote mit einem Kampfauftrag also ohne die Tender oder Hafenschlepper
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Schiffe_der_Bundeswehr
20, wenn man die Minenjagdboote dazunimmt 30
Klar, nicht alle Admirale haben eine Marineverwendung, aber das Verhältnis ist schon eindrucksvoll.
Nur drei Kommentare, ich hätte noch mehr:
„…Daher habe ich beschlossen Twitter zu nutzen,um auch Sie über Aktuelles aus der Marine zu informieren…“
Ich stelle mir ernsthaft die Frage, was der Inspekteur der Marine seinem unterstellten Bereich über Twitter mitteillen möchte. Oder möchte er es eher der breiten Öffentlichkeit mitteilen? Dann soll er das auch sagen. Denn über Twitter können ja nur völlig belanglose Sachverhalte mitgeteilt werden, Substanzielles müßte ja zumindest VS-NfD eingestuft sein.
„…Denn eine etwaige Verteidigung des Bündnisgebietes beginnt bereits an der amerikanischen Ostküste, von der Verstärkungskräfte nach Europa geführt
werden…“
Glaubt man in Deutschland wirklich an ein solches Szenario? Ja du lieber Gott, haben die denn nicht mitbekommen, dass wir nicht mehr in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts leben? Wirkt für mich geradezu bizarr angesichts der bereits jetzt verfügbaren neuen russischen Waffensysteme, die in einem wirklichen Konflikt mit Russland zum Tragen kämen. Ich hoffe nur, dass irgendwann auf unserer Seite die Hausaufgaben gemacht werden wenn es um die Gegneranalyse geht. Ansonsten rüsten wir wieder einmal für den Krieg der Vergangenheit.
„…Es ist geplant, dass bis 2031die Flotte um durchschnittlich eine Einheit pro Jahr verstärkt wird, so dass wir am Anfang der übernächsten Dekade eine Flotte haben, die 30% größer ist als die heutige…“
Für mich nicht logisch nachvollziehbar. Entweder wir werden heute von Russland bereits bedroht, dann können wir nicht bis 2031 warten bis wir unsere Flotte zusammen haben, oder aber wir bauen einfach nur etwas auf, weil die Marine einfach wieder größer werden will und der Verteidigungshaushalt wachsen soll. Schlüssig ist das jedenfalls nicht.
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung; dennoch der Hinweis: „Denn über Twitter können ja nur völlig belanglose Sachverhalte mitgeteilt werden, Substanzielles müßte ja zumindest VS-NfD eingestuft sein.“ – dann ist natürlich jede Kommunikation außerhalb der dienstlichen Verschlusssachen belanglos; die Bundeswehr kann jegliche Kommunikation nach außen einstellen, Behörden sollten nur untereinander reden. Und Ihre Kommentare hier werden wg. Belanglosigkeit nicht mehr gebraucht. T.W.]
@Thomas Melber: Die Existenz von TAURUS ist Ihnen bekannt – oder ging es bei der Frage um Seezielflugkörper? Ja, aus der Luft gestartet hat die Bundeswehr da in der Tat nach wie vor ein fettes Defizit. Der Wunsch im Zusammenhang mit den P3C Orions ist klar formuliert, aber er steht bislang nocht nicht weit genug oben auf der Liste.
Es geht für uns jeoch weniger um den Schutz der eigenen Küste, sondern stattdessen um das Verhindern von Einschnürung und Blockade des Baltikums, was andere Mittel als die von Ihnen benannten benötigt. Will man einen baltischen Staat von See her versorgen oder die Zufahrt zu Häfen dort freihalten, so braucht man Boote und Schiffe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in D jemand dem Isolationismus von Trump hingeben und das Befahren der Ostsee freiwillig einstellen möchte.
http://www.defense-aerospace.com/articles-view/release/3/198250/airbus-looks-to-new_generation-h160m-military-helicopter.html
Hier ist die geplante Airbus H160M-Variante für die französische Marine zu sehen.
Eigentlich der perfekte Ersatz für den Sea Lynx, aber eventuell etwas zu spät verfügbar.
Die Franzosen beschaffen ihn als Ergänzung zum NH90.
@rhadamanthys Diese Zahl der Admirale pro Schiff ist keine dt Spezialität, bei der Royal Navy sieht es längst ähnlich aus.
@rhadamanthys | 13. Januar 2019 – 22:45
Das ist ja nichts neues, die Anzahl der Generale und Admirale ist mit der von vor 1990 fast identisch. Das liegt auch an der verstärkten deutschen Präsenz in internationalen Stäben.
@PioFritz
Dass Krause nichts zur Gorch Fock sagt, ist auch mir aufgestoßen.
Wahrscheinlich weiß er schon, dass die Entscheidung gegen ein Segelschulschiff längst gefallen ist. Dafür gibt’s dann im Rahmen der Digitalisierung künftig sicher eine App.
@T.W.
„…Denn über Twitter können ja nur völlig belanglose Sachverhalte mitgeteilt werden, Substanzielles müßte ja zumindest VS-NfD eingestuft sein…“
– dann ist natürlich jede Kommunikation außerhalb der dienstlichen Verschlusssachen belanglos; die Bundeswehr kann jegliche Kommunikation nach außen einstellen, Behörden sollten nur untereinander reden. Und Ihre Kommentare hier werden wg. Belanglosigkeit nicht mehr gebraucht. T.W.“
Sehr geehrter Herr Wiegold, bei allem Respekt,
Sie haben mit dem obigen Ausschnitt den Kontext meines Argumentes zu 180 Prozent verdreht und aus dem Zusammenhang gerissen. Daher bitte ich den Text, der vor Ihrem Zitat meiner Aussage steht, erneut zur Kenntnis zu nehmen. Zitat:
„…Ich stelle mir ernsthaft die Frage, was der Inspekteur der Marine seinem unterstellten Bereich über Twitter mitteillen möchte. Oder möchte er es eher der breiten Öffentlichkeit mitteilen? Dann soll er das auch sagen.
Ich habe also dezidiert NICHT über Öffentlichkeitsarbeit und „Kommunikation nach außen“ geschrieben, sondern über darüber „was der Inspekteur der Marine SEINEM UNTERSTELLTEN BEREICH über Twitter mitteilen möchte…“.
Und ich habe dezidiert geschrieben wenn es der Information der „breiten Öffentlichkeit“ dient, dann soll er das sagen.
Nun das Zitat aus der Rede des InspM:
„Daher habe ich beschlossen Twitter zu nutzen, um auch Sie über Aktuelles aus
der Marine zu informieren. “
[Pardon, wollte Ihre Aussage nicht verdrehen, aber halte sie nach wie vor für, nun ja, nicht zutreffend: Innerbetriebliche Kommunikation ausschließlich über Eingestuftes? Na viel Spaß. Dann brauchen Soldaten künftig keine Info mehr über Solderhöhungen etc., weil das ist ja eh alles öffentlich. T.W.]
@T.W.
„…aber halte sie nach wie vor für, nun ja, nicht zutreffend: Innerbetriebliche Kommunikation ausschließlich über Eingestuftes? Na viel Spaß. Dann brauchen Soldaten künftig keine Info mehr über Solderhöhungen etc., weil das ist ja eh alles öffentlich. T.W.]…“
1. Auch dies war nicht das, was ich ausdrücken wollte. Selbstverständlich gibt es auch Kommunikation über „nicht Eingestuftes“. Das findet doch auf der Homepage des MarKdo im Internet bereits statt. Dort werden auch die Inspekteurbriefe abgelegt. Jeder mit Internetzugang hat also bereits jetzt die Möglichkeit sich umfassend zu informieren.
2. In meiner altmodischen Vorstellung ist der Inspekteuer der Marine (ähnlich wie der Präsident der USA :-)) eine ganz wichtige Persönlichkeit und sollte daher nur von Zeit zu Zeit in wohlgesetzten und gut durchdachten Beiträgen sich zum aktuellen Geschen äußern. Für das „Tagesgeschäft“ hat er seinen riesigen Arbeitsstab, der in den jeweiligen Fachbereichen informieren sollte, meinetwegen auch über Twitter.
3. Um es auf den Punkt zu bringen: ich würde es angemessener finden wenn Infos über solche Aspekte wie „Solderhöhungen“ – so wie es bereits jetzt geschieht- durch den Arbeitsstab kommuniziert würden und der Inspekteuer einer TSK nur bei wichtigen und Herzens- Angelegenheiten sich gegenüber seinem unterstellten Bereich „öffentlich“ äußert. Mag aber auch an meinem Alter liegen, dass ich bezüglich „Twitter“ eine etwas reservierte Haltung habe.
Wenn der Inspekteur die Landes- und Bündnisverteidigung in den Vordergrund stellt und geografisch an der Ostküste USA anfängt und in der Ostsee aufhört – ja da stimme ich eigentlich zu. Der Haken an der Sache ist, dass nicht er die Prioritäten setzt. Die setzt die Politik. Das sieht dann so aus, dass die führende europäische Wirtschaftsmacht aktuell für die Standing NATO Maritime Group 1 gerade mal den alterschwachen Tanker „Spessart“ abstellen kann, der schon den letzten Einsatz mit kaputten Maschinen abbrechen mußte. Eine Fregatte, die für einen bestimmten Einsatzbereich für teures Geld beschafft wurde, wird hingegen, sofern überhaupt verfügbar, zur Schleuserjagd (!) eingesetzt. Da relativieren sich die Ansprüche des Herrn Inspekteurs doch recht schnell, wie ich finde.
Es spielt ja wohl nicht nur die Politik eine Rolle (eher bei der Entscheidung) viel wichtiger ist die Analyse der Entscheidungsgrundlage.
Was hat ein potentieller Gegner zur Verfügung und welche eigenen Kräfte in Verbindung mit den zuverlässigen Kräften der Partner wollen wir zum Zeitpunkt x am Ort y.
Nun rächt sich die faktische Abschaffung der Seezielbekämpfung durch deutsche Kräfte aus der Luft.
Gibt es denn überhaupt noch Kormoran und wenn ja, was hat ein pot. Gegner zur Abwehr zur Verfügung.
@Fishman | 14. Januar 2019 – 11:39
Sie dürfen nicht die Ist-Situation mit der zukünftigen Planung vergleichen. Dass das es im Moment suboptimal läuft, weiß Admiral Krause auch, er hat es nur nicht ganz so deutlich gesagt.
Wenn tatsächlich die neuen Korvetten wie geplant zulaufen, dann entspannt sich die Situation auch wieder. Vorausgesetzt, man bekommt die Mannschaften für die Schiffe zusammen.
@Fishman
…..und mehr benötigen wir im Moment auch nicht.
Welche Bedrohung wird die NATO/EU im Moment nicht gerecht?
@ Fishman
Als man die Klasse F125 vor ca. 10 Jahren geschaffen hat, hat man auch die falsche Ausrüstung, die falsche Aufgabe gesetzt. Das sich dies irgendwann rächen würde war klar.
Das Problem war damals aus meiner bescheidenen Sicht, dass man als Begründung für die F125-Klasse eben das in die Aufgabenbeschreibung geschrieben hat, was die Politik hören wollte, aber nicht was militärisch am sinnvollsten geboten gewesen wäre.
@Fishman um 11:39
Volle Zustimmung! Insb. die plumpe Lüge von der Schleuserjagd wird irgendwann der auch der dümmste Parlamentarier bei weiterer Verlängerung dieser Mission enttarnen. Ich glaube, die Öffentlichkeit lässt sich da auch nicht mehr lange für dumm verkaufen. Für Erhalt bzw. Steigerung der Einsatzfähigkeit der Kampfschiffe mit Blick auf dreidimensionale Seekriegführung bringt dieser Einsatz nichts. Mensch und Material werden hier verschlissen.
@Pio-Fritz um 12:24
Wer glaubt denn, dass der Zulauf der weiteren Korvetten wirklich „planmäßig“ laufen wird?
[Ich weiß jetzt nicht so ganz, worauf Sie die „plumpe Lüge“ beziehen; vorsorglich der Hinweis, dass eine Debatte unter dem Motto „Marine macht Taxibetrieb“ hier nicht stattfindet. T.W.]
@Pio-Fritz: Der erste Teil („Wenn tatsächlich die neuen Korvetten wie geplant zulaufen, dann entspannt sich die Situation auch wieder.“) ist eine Antwort bevor ich meine Frage vor die Tür bekommen habe. Dafür Dank.
Der zweite Teil („Vorausgesetzt, man bekommt die Mannschaften für die Schiffe zusammen.“) ist allerdings offen. Kommt da was? Tut sich das was? Es wäre doch schön, mal gute Nachrichten zu hören.
Also nur um es noch einmal klarzustellen: Mit meinem Post wollte ich lediglich ausdrücken, dass es imho nicht sein kann NATO-Verpflichtungen (und übrigens auch Ausbildung, EAV gibt es nicht mehr) zu vernachlässigen und dafür Aufgaben wahrzunehmen, die nicht originär Aufgabe der Marine sind. Man kann das machen wenn man über genügend Personal und Material verfügt, beides ist momentan nicht ansatzweise der Fall. Persönlich hoffe ich natürlich, dass die Marine, wie es der Inspekteur vorgibt, sich mit fortschreitendem Personal- und Materialaufwuchs baldmöglichst auf Landes-/Bündnisverteidigungsaufgaben zu konzentrieren in der Lage ist. Bleibt die Frage, ob die (zukünftige) Politik das zuläßt.
Was mich ehrlich interessiert: welchen Nutzen hat die Marine von der K130? Welche Fähigkeit decken die Boote ab?
@Zivi a.D. | 14. Januar 2019 – 17:39
Naja, wie der Inspekteur in seiner Rede erwähnte, die Personallage insgesamt und insbesondere in den technischen Berufen ist schwierig. Und die Schiffe sind so konzipiert, das sie mit Wechselbesatzungen arbeiten, also brauchen Sie alles mindestens zweimal.
Oder Sie verschleißen gewisse Verwendungen, wie es das Heer und die SKB es bei Auslandseinsätzen machen. Das kann aber nicht die Musterlösung sein.
@ Fishman | 14. Januar 2019 – 11:39 + 19:51
Ihr Urteil über Op. SOPHIA und Ustg ÄGÄIS ist mir etwas zu wohlfeil. Derzeit ist in beiden Einsätzen in der Tat „nicht viel los“. Das war aber mal deutlich anders und könnte auch jederzeit wieder anders sein, wenn die Deutsche Marine Hals über Kopf aus diesen Einsätzen abgezogen würde. Dass allerdings eine Zweck-Mittel-Nutzen-Analyse überfällig ist, vor allem, nachdem offenbar der italienischen Libyen-Politik eine carte blanche der EU und damit vor allem auch Deutschlands erteilt wurde, kann ich allerdings teilen. Besonders im Hinblick auf die von Ihnen zurecht konstatierte angespannte Material- und Personalsituation – was allerdings nicht heißt, dass ich die menschenverachtende Warlord-Paktiererei gutheißen könnte..
@ Thomas Melber | 14. Januar 2019 – 19:53
Mit Ustg ÄGÄIS und UNIFIL sind zwei Einsätze mit starkem Schwerpunkt auf Maritime Interdiction im derzeitigen Einsatzportfolio der Marine, wo die K130 ihre zugegebenermaßen immer noch recht überschaubaren Fähigkeiten (Stichwort Drohne) jedoch hervorragend ausspielen kann. Und seitdem die Getriebeprobleme zu Beginn der K130-Ära bewältigt sind, hört man auch nichts von technischen Schwächen, obwohl die Einsatzbelastung allerhand ist.
Etwas ketzerisch könnte man sagen, dass die K130 nicht viel kann, sie es aber in ihren gegenwärtigen „Standard“-Einsätzen aber auch nicht muss. Damit hat diese Klasse aber den Hochwerteinheiten einen großen Dienst erwiesen (mehr Lob kann ich als Fregattenfahrer nicht über mich bringen^^), auch in personeller Hinsicht, da die Korvetten wesentlich weniger Personal benötigen.
@ all zur Personalsituation: war schon mal schlimmer, ist aber realistisch betrachtet immer noch kein Pull-Faktor für die Nachwuchswerbung. Insbesondere bei Verwendungen, die in direkter Konkurrenz zu zivilen Berufen stehen – also allem, was irgendwie mit Technik zu tun hat – ist das Fehl bisweilen gigantisch. Derzeit werden die Effekte der Personalbindungsmaßnahmen geerntet, aber auch das lässt sich nicht auf Dauer verstetigen. Und im (Einsatz-)Alltag werden die seeklar-relevanten Lücken mit Kommandierungen gestopft. Was das für die Attraktivität des Diensts bedeutet, kann sich jeder vorstellen.
@Yeoman
Sicher, aber die K130 für LV/BV? Und da soll es doch wohl hingehen?
Zu den Schiffen eine Frage an die i.S. Technik kompetenten Foristen:Wieviel Potential für eine „Veredelung“ steckt eigentlich in F 125 und K 130.
Wäre da mit Geld und Gehirnschmalz noch etwas zu holen?
War es nicht Admiral Krause, der sagte, die Marine sei „konzeptionell gut aufgestellt“?
Die Schere zwischen tollen Papiertheorien und Stahl auf dem Wasser ist leider zu eklatant, die Marine zu klein für irgendwas.
Da hilft auch Twitter nix. Und POTUS mit dem InM auf eine Stufe zu stellen, wenn es um die Reichweite des Mediums geht, ist vermessen. Deutsche maritime Kompetenz könnte man nur mit Schiffen erzeugen oder wieder herstellen – nicht mit Twitter und warmen Vorträgen. Das ist eben der Unterschied zu den USA. Und auch der Royal Navy. Und der Marine Nationale……etc.
Hinzu kommt noch, dass alle Schiffe der Marine auf verschleiß gefahren wurden und eigentlich zu wenig in die Weiterentwicklung investiert wurde. Es stellt sich somit die Frage, ob die vorhandenen Schiffe denn wirklich noch einsatzfähig sind. Und die Marine lernt nicht. Es ist eine Tatsache, dass neue Schiffsklassen immer !!! 3-5 Jahre oder mehr brauchen, um überhaupt einsatzfähig zu werden. Das ist seit der Einführung der F122 immer so gewesen. Es ist abzuwarten inwiefern die 5 neuen Korvetten vielleicht eine Ausnahme sind, so sie denn 100% gleich sind (was ich bezweifle). Und der Mangel an Technikern ist ebenfalls hausgemacht. Jeder vernünftige Techniker erkennt schnell, dass er in der Marine auf verlorenen Posten in Bezug auf Kariere steht. Operateure an den Schaltstellen der Macht sorgen dafür, dass selbst Karriereposten für Techniker an die Operateure gehen. Wohin das führt, Entscheidungen ohne technischen Background zutreffen, kann man in der Marine von Gorch Fock über F125 bis hin zu Beschaffungen von Geräten erkennen.
Und es kam wie es kommen musste: „Spessart“ musste einmal mehr die Segel streichen. SNMG 1 vorerst ohne deutschen Anteil.
[Auch ohne Link lässt sich ja die Quelle durchaus nennen: Kieler Nachrichten, 25.1.2019, ‚Tanker unterbricht NATO-Einsatz‘. T.W.]