Lesestoff: ‚Missile Defense Review‘ der USA – und: Rückkehr zu Star Wars?
Das ist ausführlicher Lesestoff fürs Wochenende: Die US-Regierung hat am (gestrigen) Donnerstag ihren neuen Missile Defense Review vorgelegt, die Planung zur Abwehr von Raketenangriffen. Offensichtlich über das hinaus, was in diesem Review selbst drin steht, hat Präsident Donald Trump bei der Vorstellung im Pentagon deutlich weit reichendere Vorstellungen skizziert:
We are committed to establishing a missile defense program that can shield every city in the United States. And we will never negotiate away our right to do this.
Second, we will focus on developing new technology, not just investing more money into existing systems. The world is changing, and we’re going to change much faster than the rest of the world. (…)The United States cannot simply build more of the same, or make only incremental improvements. What we’ve done to Iran since I’ve become President is rather miraculous. I ended the horrible, weak Iran Nuclear Deal. And I will tell you, Iran is a much different country today than it was two years ago. It’s not the same and it won’t be the same. And I do believe they want to talk.
It is not enough to merely keep pace with our adversaries; we must outpace them at every single turn. We must pursue the advanced technology and research to guarantee that the United States is always several steps ahead of those who would do us harm.
Third, we will protect the American people from all types of missile attacks. In the past, the United States lacked a comprehensive strategy for missile defense that extended beyond ballistic missiles.
Under our plan, that will change. The U.S. will now adjust its posture to also defend against any missile strikes, including cruise and hypersonic missiles. And we are, by the way, very advanced also on hypersonic technology and missiles. We will always be at the forefront of everything.
Fourth, we will recognize that space is a new warfighting domain, with the Space Force leading the way.
My upcoming budget will invest in a space-based missile defense layer. It’s new technology. It’s ultimately going to be a very, very big part of our defense and, obviously, of our offense. The system will be monitored, and we will terminate any missile launches from hostile powers, or even from powers that make a mistake. It won’t happen. Regardless of the missile type or the geographic origins of the attack, we will ensure that enemy missiles find no sanctuary on Earth or in the skies above.
(Der komplette Text hier)
Das klingt nach der Neuauflage der Star Wars-Initiative des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan. Trumps Ankündigungen, so schreibt die New York Times, seien in ihrer Forderung nach grundlegenden neuen Technologien so nicht in dem vorgestellten Plan enthalten, in dem es eher um schrittweise Anpassungen der US-Raketenabwehr gehe.
Bei einem Briefing zu diesem Missile Defense Review haben Beamte des Pentagon die Ausweitung der Raketenabwehr über ballistische Raketen hinaus auf weitere Systeme wie Überschallflugkörper hervorgehoben, aber übrigens auch die gewünschte Zusammenarbeit mit Alliierten auf diesem Feld – die Trump gar nicht erst erwähnte:
The key thing that I would draw to your attention is the expansion of the coverage, and the policy statement that we’re going to defend the United States not only from ballistic missile attacks, but attacks from hypersonic weapons, hypersonic missiles and cruise missiles.
It’s a noteworthy change from the policy that existed before, but it’s a reflection of the threat environment, the security environment in which we are operating. (…)
This will be a robust response by the United States, a robust missile defense system that we go forward with and we’re going to do that not only with advancements in United States capabilities, preserving the capabilities that have been put out in the field or are in the process of being placed in the field, but adding new technologies and new approaches to missile defense, and we’re also going to do that, as mentioned in the Missile Defense Review at some length, with allies and with friends around the world.
We’ve had some very substantial and successful collaborative efforts with countries like Japan. For example, the Japanese minister of defense was here yesterday. That was a part of our discussion, the success that we have had and a willingness of both parties, in Japan and the United States, to explore potential expanded cooperation going forward.
We’ve had very successful efforts at NATO with our allies there, first a decision by the alliance to defend its territory and people against ballistic missile attacks; to defend its deployed forces against missile attacks, and we’re going to continue with that collaboration; and then, of course, we’ve had strong collaborative efforts around the Middle East, as well.
Wer sich selbst ein Bild machen will:
2019 Missile Defense Review – Executive Summary
(Foto: President Donald J. Trump, joined by Vice President Mike Pence, addresses his remarks at the Pentagon Thursday, January 17, 2019, announcing the Pentagon’s Missile Defense Review – Official White House Photo by Joyce N. Boghosian)
@Pete | 28. Januar 2019 – 11:30
Warum trollen Sie hier wider besseren Wissens rum?
Der INF-Vertrag bezieht sich ausschließlich auf landgestützte Mittelstreckenraketen. See- und luftgestützte Systeme waren schon immer außen vor. Das wurde in der INF-Diskussion auch schon mehrfach erläutert.
Man kann bestimmt Kritik an der US-Vorgehensweise üben, aber nicht so.
@Pio-Fritz
„Warum trollen Sie hier wider besseren Wissens rum?“
1. Ich mag Ihre unsachliche und polemische Kritik nicht. Lassen Sie doch diese unsinnigen und lächerlichen „Troll“-Vorwürfe. Das ist doch nur noch albern.
2. Der INF-Vertrag steht schließlich nicht für sich alleine, sondern war damals als er ratifiziert wurde in ein großes ganzheitliches Konzept eingebettet, dass dem Ziel diente, einen Nuklearkrieg zu verhindern. Genauso müßen heute auch alle offensiven und defensiven Systeme in einem Gesamtzusammenhang betrachtet werden wenn man wirklich Abschreckung möchte, einschl. der Systeme, die in dem Beitrag von
@Klaus-Peter Kaikowsky „Trump lässt seinerseits Fakten sprechen“ angesprochen wurde. Auf diesen Beitrag bin ich eingegangen.
Sie mögen meine Beiträge nicht mögen. Das ist ok für mich. Aber mich nerven Ihre polemischen Troll-Vorwürfe.
@Pete | 28. Januar 2019 – 14:28
Natürlich steht der INF-Vertrag für sich alleine, für landgestützte Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 500 km -5.000 km. Und um den geht es hier.
Alles andere in Ihrem Post haben Sie dazu gedichtet und an @KPK nicht ganz passenden Post fest geknüpft. dazu noch der Vorwurf, NATO und USA würden gezielt Desinformationen streuen um die tatsächliche Faktenlage zu ersetzen. Ohne das Sie sagen, wie diese denn, Ihrer Meinung nach, aussieht.
Ihr Hang zu globalgalaktischen Alles-ist-eins-Debatten haben Sie schon hinlänglich bewiesen. Das Ergebnis ist auch immer das selbe. Wir sind alle zu unkritisch und der Russe an sich ist arm dran und völlig unverstanden.
Den Gesamtzusammenhang betrachten Sie auch nicht, andere Nuklearmächte scheint es nicht zu geben.
Es ist einfach ermüdend und langweilig, immer dasselbe neu verpackt zu lesen.
Es wäre nett, wenn die Debatte nun nicht in persönliche Anwürfe ausartet.
@T.Wiegold
„Es wäre nett, wenn die Debatte nun nicht in persönliche Anwürfe ausartet.“
Ich bleibe gerne sachlich.
@Pio-Fritz
„Ihr Hang zu globalgalaktischen Alles-ist-eins-Debatten haben Sie schon hinlänglich bewiesen. “
Das Thema dieses Fadens ist nun einmal „Missile Defense Review der USA“ (MDR) und ist daher auch gem. MDR ein „…comprehensiv approach…“ (in ihren Worten „globalgalaktisch“). Zitat aus dem Papier:
„…This 2019 MDR also emphasizes that the missile threat environment now calls for a comprehensive approach …This approach integrates offensive and defensive capabilities for deterrence, and includes active defense to intercept missiles in all phases of flight after launch, passive defense to mitigate the effects of missile attack, and attack operations during a conflict to neutralize offensive missile threats prior to launch…“
Damit will ich es bewenden lassen weil auch ich keine Lust daran habe wegen emotionaler Aufgeregtheiten aneinander vorbei zu schreiben. Das bringt Keinem was.
@Pete @Pio-Fritz @all
Ohne Schaum vorm Mund, die Betrachtung der Fakten im Zusammenhang mit nuklearer Bewaffnung muss erneut seriös genommen werden. Hier im Blog zwar auch, in erster Linie jedoch im politisch-öffentlichen Bereich.
Von oben nach unten:
1. Interkontinentalraketen (Intercontinental…)
ICBM, nach SALT II-Lesart ballistische Raketen, deren Reichweite 5.500 km überschreitet. Seegestützte Interkontinentalraketen, SLBM, fallen gleichfalls in diese Kategorie. Beide gelten als „strategische Waffen“.
2. Mittelstreckenraketen (Intermediate…)
Sie schließen < 5.500km an und decken Entfernungen zwischen 800 und eben 5.500km ab. Diese Reichweitenangaben sind von Bedeutung, auch im derzeitigen INF Streit, da aufgrund der Geografie des Planeten diese Waffen von vernachlässigbar Bedrohung für RUS/USA sind, NICHT jedoch für Europa. Sie laufen unter "substrategische Waffen".
MRBMs (Medium Range Ballistic Missiles) und IRBMs (Intermediate Range Ballistic Missile) unterschiedlicher Reichweite stellen die entsprechenden Systeme dar.
Der INF- oder Washingtoner Vertrag zielt auf Vernichtung aller dieser Flugkörper, zwischen 500 – 5.500 km, samt zugehöriger Logistik.
3. Kurzstreckenraketen (Short range …)
Solche sind (waren) shorter-range intermediate-range nuclear forces (SRINF) von 500-1000 kilometers und short-range nuclear forces (SNF) unterhalb 500km, auch als Theater Ballistic Missile oder nukleare Gefechtsfeldwaffen geführt.
Diese Systeme sind einschließlich der Transporttechik in RUS/ USA offiziell restlos vernichtet.
Die Crux aus europäischer Sicht, uns gefährden alle Systeme, die USA und RUS sind mit Ausnahme beiderseits Beringsee jedoch allein von ICBM/SLBM bedroht.
Ein ursächliche Konnektivität der aktuellen INF-Diskussion zu Vertragsverletzung ja/nein sowie der Verursacherfrage besitzt hinsichtlich neuer U.S.-Sprengköpfe in den SLBM [(siehe nuclear posture review (NPR)] keine Relevanz denn, es handelt sich um interkontinentale Waffen.
In Klaus-Peter Kaikiowsky’s Kommentaren: Wir Europäer
Darauf kommt es zunehmend an.
@Klaus-Peter Kaikowski
Vielen Dank für die Zusammenfassung der Fakten. Sehr hilfreich!
Zufallsfund, weitgehend vernachlässigt: Non Strategic Nuclear Weapon.
„There is no precise definition of the „tactical“ category, neither considering range nor yield of the nuclear weapon“
Jedenfalls wird die Flugkörperebene in Teilen verlassen, denn es können Artillerie, Minen und auch Torpedos ggf in Verwendung kommen. Grade diese Systeme bergen unterschwelliges Risiko der Eskalation außerhalb politischer Kontrolle. Es sind klassische Gefechtsfeldwaffen, bei RohrArt mit Reichweitenbegrenzung +/- 50 km, wir bewegen uns damit im Korpbereich.
Da die Diskussion richtiger- und seriöserweise vom „Gefechtsfeldfeld Mitteleuropa“ ausgeht, wären wir betroffen
https://news.usni.org/2019/01/29/report-congress-nonstrategic-nuclear-weapons-2
Sicher sehenswert
Steht das Atomabkommen zwischen den USA und Russland vor dem Aus?
@ReportMuenchen
um 21:45 Uhr über die Risiken und mögliche Folgen für Europa: (link: https://report-muenchen.br.de/2019/14390/inf-vertrag-experten-schlagen-alarm-steht-das-atomabkommen-vor-dem-aus.html) report-muenchen.br.de/2019/14390/inf…
W. Ischinger
Security Conference, … sind völlig unvorbereitet auf eine Diskussion über nukleare Bedrohungen… Hoffentlich bleibt sie uns erspart.“ –
@MunSecConf
über den bedrohten #INF-Vertrag im Interview mit
(link: https://bit.ly/2RqnIEg) bit.ly/2RqnIEg
Ignorieren des Themas, wie es sich derzeit darstellt, hilft nicht, sondern hält uns in trügerischer Ruhe, schadet nur.
Das war’s dann?
USA wollen Atompakt / INF mit Russland nach Gesprächs-Flop
(link: https://reut.rs/2DMgOFO)
reut.rs/2DMgOFO
nicht einhalten!
Am 2. Februar endet die Frist, die Mike Pompeo der RUS Regierung gesetzt hat, sich wieder an den Vertrag über die Beseitigung nuklearer Mittelstreckensysteme (INF) zu halten, einen Eckstein der europäischen Sicherheitsarchitektur.
Dann, nach 6-monatiger Interimsphase, zum Nachdenken, kann jeder machen was er will.
Der Countdown läuft noch wenige Stunden.
@Klaus-Peter Kaikowsky
„…Am 2. Februar endet die Frist, die Mike Pompeo der RUS Regierung gesetzt hat, sich wieder an den Vertrag über die Beseitigung nuklearer Mittelstreckensysteme (INF) zu halten,…“
Hier ein Link zu einem SWP-Kommentar zu dem Thema INF-Vertrag:
https://www.swp-berlin.org/kurz-gesagt/2018/us-aufkuendigung-des-inf-vertrags-punktsieg-fuer-putin/
Interessant für mich war bereits die Überschrift:
„US-Aufkündigung des INF-Vertrags: Punktsieg für Putin“.
Lesensenswerte Zitate aus dem Kommentar:
„…Donald Trumps Entscheidung spielt Russland in die Hände, das nun die als lästig wahrgenommenen Begrenzungen bei den Mittelstreckenwaffen los wird und für das Scheitern des INF-Vertrags auch noch den USA die Schuld geben kann…“
„…Trump könnte Stationierungsabkommen an den Verbündeten vorbei und bilateral mit willigen Partnern abschließen…Die Nato verkäme so zur Zuschauerin – eine Entwicklung, die in Russlands Interesse läge, das schon lange versucht, die Europäer sicherheitspolitisch auseinanderzudividieren…“
„…2021 läuft der New-Start-Vertrag über die Begrenzung weitreichender Atomwaffen mit mehr als 5.500 km Reichweite aus. Die USA und Russland können die Laufzeit des Vertrags um fünf Jahre verlängern. Dies ist aber ohne INF-Vertrag unwahrscheinlich, weil beide Verträge einander ergänzen…“