Sanierung der ‚Gorch Fock‘ dauert knappes Jahr länger
An schlechten Nachrichten von der Gorch Fock, dem Segelschulschiff der Deutschen Marine, gibt es in diesem Jahr keinen Mangel: Die Grundsanierung der Dreimastbark wird nicht nur teurer als zunächst geplant, sie dauert nun auch noch länger. Das Schiff wird nicht wie vorgesehen im ersten Halbjahr 2019 wieder der Marine zur Verfügung stehen – sondern erst ein knappes Jahr später. Einen entsprechenden Bericht der ARD bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am (heutigen) Dienstag.
Im März war bekannt geworden, dass die Sanierung des Segelschulschiffes 135 Millionen Euro kosten wird und nicht, wie im Jahr zuvor veranschlagt, bis zu 75 Millionen Euro. Dafür sollte die Gorch Fock ab 2019 wieder in der Ausbildung des Offiziernachwuchses fahren und dafür auch über das Jahr 2040 hinaus genutzt werden können.
Nach Angaben aus dem Ministerium ist die nun feststehende längere Instandsetzungszeit nicht auf einzelne Probleme wie den Mast oder den Einbau der Maschine zurückzuführen. Vielmehr hätten sich bei dem hochkomplexen Instandsetzungsvorhaben, das alle Bereiche betrifft, weitere Probleme in der Sanierung des gesamten Schiffes ergeben. Schon im Sommer hatte eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen offengelegt, das während der Arbeiten ständig neue Probleme entdeckt wurden.
Das Problem für die Marine ist nun, länger als geplant einen Ausbildungsbetrieb auch ohne die Gorch Fock sicherzustellen. In den vergangenen Jahren waren nach Beginn der Werftarbeiten dafür unter anderem Ausbildungsplätze auf dem rumänischen Segelschulschiff Mircea genutzt worden. Außerdem hatte die Marine zusätzliche Segeltörns auf kleineren Booten angesetzt, um den Nachwuchs mit seemännischen Grundlagen vertraut zu machen.
(Archivbild 2006: Gorch Fock in der Nordsee – Kerstin Niebuhr/Bundeswehr)
leider muss man ja sagen dass das genauso zu erwarten war…
man hätte für deutlich weniger Geld wohl schneller ein neues Schiff mit weniger Risiken bekommen… die gesparten 50 Mio hätte man in Ausrüstung anderer Schiffe gut investieren können.
Sunk cost fallacy bei der Arbeit. Die Arbeiten werden schließlich fünf Jahre gedauert und 150 Millionen gekostet haben, obwohl man innerhalb von drei Jahren und für max. 50 Millionen ein neues Schiff hätte bekommen können.
Und wozu? Jetzt werden dann Leute wieder mit dem Traditionsargument kommen, so ein Schiff stelle man nicht einfach außer Dienst. Doch, tut man. Wenn nicht jetzt, dann später irgendwann. Jedes Schiff, das soviel zur See fährt, ist irgendwann verbraucht.
In dem Artikel fehlt leider die Angabe der bisherigen Reparaturdauer. Die Gorch Fock ist sein Anfang 2016 in der Werft und damit bereits seit 2 1/2 Jahren in Reparatur. Wenn das Schiff nicht nächstes Jahr, sondern erst 2020 fertig wird, dann wird sich das Schiffe mehr als 4 Jahre in Reparatur befunden haben.
In dieser Zeit hätte man ein neues Schiff bauen lassen können.
Die Charter bei den Rumänen kostet ja auch Geld. Fährt da eigentlich die deutsche Stammbesatzung mit? Die Kameraden müssen ja in Übung bleiben.
Ein Neubau hätte aber mit Ausschreibung etc. 3-7 Jahre gedauert. Hätte man die jetzigen Schäden von 5 Jahren gewusdt, wäre es ggf Sinnvoller gewesen neu zu bauen. Allerdings war damals noch weniger Geld da.
Faktisch ist das doch jetzt ein quasi Neubau nur eben Stück für Stück. Neubau muss durch 25 mio vorlage durch. 150mio reperatur nicht….
Das wird wahrscheinlich nicht die letzte Verzögerung gewesen sein und auch der Kostenrahmen wird sicherlich weiter steigen. In der Zwischenzeit wird man weiter (halbherzig) die Segelausbildung an Deck der Mircea durchführen, damit auch ja keiner aus den Wanten fallen kann. Eigentlich zeigt diese lange Ausfallzeit doch, dass ein Segelschulschiff zu solchen Kosten vor dem Steuerzahler gar nicht mehr vertretbar ist. Deshalb jetzt lieber ein Ende mit Schrecken, als ein alternativloses „weiter so“.
Schade, dass niemand den Mut hat, die Reißleine zu ziehen, wenn ein Projekt so dramatisch aus dem Ruder läuft wie dieses.
Tja. So ist es leider.
Aber: Neubau = Invest, Reparatur = Materialerhalt.
Und: Bei Neubau neue Sicherheitsvorschriften …
Neben der Gorch Fock I ist noch ein Liegeplatz frei. Der Stralsunder Hafen wurde gerade erweitert…
Positiv gedacht: Die Russen brauchen doch noch viel länger für ihre Schiffsreparaturen. Und die Gorch Fock ist zumindest nicht abgesoffen wie vor zwei Wochen die Kusnetzow.
Hey, es geht doch voran mit der deutschen Marine!
Thomas Melber | 13. November 2018 – 16:55
Ob die MIRCEA mit deutscher oder rumänischer Stammbesatzung fährt, wenn die dt. OAs ausgebildet werden, weiß ich nicht – vermute aber letzteres. Desweiteren gibt’s borddienstverwendungsfähige Marinesoldaten mit Seefahrterfahrung nicht gerade in der Überzahl. Daher wird viel und ausgiebig wegkommandiert auf andere Einheiten, die nen Einsatz vor der Brust haben und noch Fehl haben.
Brauchen wir so etwas? Reiner Luxus in Zeiten in denen jeder Euro für Neubeschaffungen zählt! Ich kann den Sinn in dieser Steuergeldverschwendung nicht erkennen! Als gäbe es nicht wichtigere Projekte! Reperatur einstellen und ein Museum daraus machen! Ich bin doch sehr verägert wenn ich die unnützen Kosten dieses unnützen Luxusartikels lese!
Die Mircea wird von der deutschen Stammbesatzung gefahren (laut mehreren Presseartikeln von heute zur GF), zu mindestens beim letzten Törn. Davor waren es meines Wissens nach primär die Rumänen. Ob teilweise noch Rumänen als Ergänzung an Bord sind weiß ich nicht. Die Stammbesatzung trainierte zusätzlich vor ein paar Wochen auf der im Museum liegenden ‚Deutschland‘.
Nachdem, was ich gehört, bzw. gelesen habe, dürfen ( durften? bitte ggf. um Info ) die deutschen Azubis auf dem rumänischen Schiff nicht in die Masten klettern.
Damals, Mitte der siebziger Jahre, war das für mich als Betroffener auf der Gorch Fock aber durchaus ein wesentliches, wichtiges und prägendes, nicht vergessenes, Erlebnis.
Auch seinerzeit noch ohne Übungsmast an der MSM in Flensburg.
Na gut, ich muß ja auch nicht alles verstehen … .
Vermutlich hätte die Gorch Fock nichteinmal an ihrem ersten Tag fahren dürfen…
Ehemaliger | 13. November 2018 – 22:59
war das für mich als Betroffener auf der Gorch Fock aber durchaus ein wesentliches, wichtiges und prägendes, nicht vergessenes, Erlebnis.
Auch seinerzeit noch ohne Übungsmast an der MSM in Flensburg.
Na gut, ich muß ja auch nicht alles verstehen … .“
Inzwischen ist aber eine Kadettin vom Mast gefallen. Es wurde eine neue Sicherheitsanlage eingebaut, die das verhindern soll. Das rumänische Schiff hat diese nicht. Ich denke mal, es möchte niemand unter seiner/ihrer Kommando soetwas verantworten mögen, weder Kommandant, Inspekteur oder IBUK.
Warum ertüchtigt man dann nicht gleich auch die GF I (die in Stralsund liegt) und hat dann für die Zukunft eine Reserve geschaffen? Ich bin kein Seemann, man sagte mir mal das Segelschiffe die 3-4 fache Werftzeit haben als maschienengetriebene Schiffe. Da wäre eine Redundanz sinnvoll (und auch die Frage ob ein Schiff ähnlich dem Schulschiff „Deutschland“ nicht doch sinnvoll wäre).
Was für ein Groschengrab…
Ja, es ist ein besonderes Schiff, was Deutschland lange Jahre repräsentiert hat.
Aber ist es wert, deswegen mehrere Jahre auf ein eigenes Schulschiff zu verzichten, nur um dieses wieder einmal für einige Jahre fit zu machen?
Vielleicht sollte man nach Lieferung der F-125 Fregatten wirklich die letzte F-122 Fregatte zum Schulschiff umbauen und die Gorch Fock in die zweite Reihe treten lassen.
Auch mir erschließt sich leider nicht, warum wir ein Segelschulschiff brauchen.
Der Führerscheinausbildung ist ja auch nicht der Umgang mit Pferd und Wagen vorgeschaltet, weil man da die Elemente spürt und als Vorbereitung auf den TD lernt sich um sein Fortbewegungsmittel zu kümmern.
Für Erdarbeitsmaschinenbediener wären dann Hacke und Schaufel wichtig, um ein Gefühl für Boden und Aushub zu gewinnen.
Wenn jetzt einer sagt, beim Heer reichen Außendienst und Marschieren, dann muss bei der marine Schwimmen reichen.
@ Ungedienter
Die Gorch Fock I ist als Museumsschiff hergerichtet und außerdem in Privatbesitz. Die wieder für die Ausbildung nutzbar zu machen, ist keine vernünftige Option.
Notbremse ziehen. Neubau. Das wäre das einzig Vernünftige.
@ FNU SNU
Bau, Ausrüstung und Erprobung der Shabab Oman II haben von der Kiellegung bis zur Indiensstellung ~18 Monate gedauert. Selbst wenn man einbezieht, dass eine Gorch Fock III größer sein müßte (wofür die selbe Werft auch Entwürfe im Portfolio hat), könnte das Schiff längst fertig sein.
Ich denke, es hat seinen Grund, dass nicht nur im Ausland Segelschulschiffe verwendet werden, sondern sogar im zivilen Bereich viele Schulen ein Segelschulschiff fahren.
Teamfähigkeit, Kommunikation, sehr beengter Raum und „ständige Bereitschaft“ lernt man eben aufm einem normalen Dampfer nicht.
Für ein Segelmanöver braucht man eben all-hands on Deck.
Und eine Kursänderung muss man auf so einem Segler schonmal eine halbe bis eine Stunde im Voraus planen und vorher auch genau abwägen ob man dafür jetzt alle wecken muss/will.
Das sind alles Softskills, die später weiterhin wichtig sind, die man aber nur auf Seglern in so kurzer Zeit so gut lernt.
Es ist eben was anderes auf einer 122er kurz dem Rudergänger ne neue Gradzahl zuzurufen, als sich erstmal Gedanken ums Manöver zu machen(wie weit kann und muss ich drehen um gut im Wind und gut auf Kurs zu sein), dann die entsprechenden Bootsmänner für die entsprechenden Masten zusammenzutrommeln, das Manöver durchzusprechen und es dann hoffentlich mit der gesamten Mannschaft glatt durchzufahren (hier auch noch backupplände notwendig, falls es iwo klemmt)
@ Nautiker
Der Ansatz ist klar. Man möchte das Basiswissen vermitteln.
Die Frage ist aber:
Brauche ich das heute wirklich noch? Und falls ja, könnte man diese Fähigkeiten nicht auch auf 2 bis 3 kleineren Segelbooten von der Stange lernen?
was bin ich froh, dass dies nicht mehr mit meinen steuern gezahlt wird …
alles richtig gemacht… (o;
Escrimador | 14. November 2018 – 13:44
Danke, dass Sie mir die Gelegenheit bieten, noch mal ganz weit zurück in der Evolutionsgeschichte der Spezies homo sapiens zurückzugehen. Der Mensch ist ein Landlebewesen: sämtliche (Lebens-)räume, in denen sich ein Wasserfahrzeug zwischen Ab- und Anlegen bewegt, sind für Material wie Personal gefährlich bis lebensfeindlich. Bei der Marine kommt dabei die Feindwirkung noch on top! (Analog ist auch die Fliegerei ein Aufenthalt in lebensfeindlichem Gebiet.)
Ob es Alcatraz ist, von wo kein geglückter Fluchtversuch belegt ist, der Totalverlust der PALLAS, die EXXON VALDEZ-Ölpest oder die jüngst kollidierte norwegische HELGE INGSTAD – es gibt unzählige Beispiele, die die ureigenen Gefahren der See und ihrer Küsten bis heute eindrucksvoll illustrieren.
Für diese Gefahren sensibilisiert man am nachhaltigsten und eindrücklichsten auf einer Einheit, die als Segler den Launen der See ausgeliefert ist wie keine andere. Dabei geht es gar nicht mal so sehr um den Thrill, wie es sich anfühlt bei 30° Krängung mit Kubikmetern kalten Salzwassers überspült zu werden, sondern um das viel nachhaltigere Gefühl des Ausgeliefertseins und daraus folgend die Erziehung zu weitsichtigem Handeln.
Könnten wir also diese kindischen „Führerschein macht ma ja auch nicht auf dem Pferd“-Vergleiche lassen?
Völlig unstrittig ist doch, dass hier in einer Weise Geld verbrannt wird mit einer ökonomisch unsinnigen Generalüberholung.
@Yeoman
Dann kommen Sie vermutlich aus der Marine und verstehen das Problem des Technischen Dienstes im Heer nicht. So unsinnig wäre das mit dem Pferd gar nicht.
Wasser und Luft sind nicht lebensfeindlicher als das Land, Sie vergessen offensichtlich Fische und Vögel ebenso wie die die Gefahren an Land, auch da Feindwirkung „on top!“
Alcatraz: letztens ist eine junge Familie in der Australischen Wüste verdurstet.
Schiffskollisionen: Kollisionen kommen jeden Tag im Straßenverkehr vor, manchmal sogar bei der Bahn.
Ölinselhavarie: hatten grade einen Chemieunfall am Rhein.
Wenn Sie richtig gelesen hätten: Es ging nicht darum, den Führerschein auf dem Pferd zu machen. Verteidigen Sie ruhig weiter das Spielzeug der Marine.
Dieses Beispiel verfestigt meine jahrelange Einstellung / Meinung, dass wir nicht zu wenig, sondern zuviel Geld im EP14 haben. Hier wird, wie in anderen Bereichen auch, aus fadenscheinigsten Gründen Geld verbrannt. Ich will als Heeressoldat bitte am Knüppel, Hellebarde und Säbel ausgebildet werden, nur damit wird mir klar, wie weh es tut, wenn mich was trifft. Geht ja mit den modernen Schutzausstattungen nicht mehr, die fangen ja alles ab.
Mit der Marinebegründung, muss auch jeder Pilot, wenn schon nicht am Hanggleiter Otto Lilienthal, dann doch zumindest im Segelflugzeug seine erste Flugerfahrung machen. Die Beispiele (sinnvolle und blöde) liessen sich beliebig fortsetzen.
@ Yeoman | 14. November 2018 – 22:18:
„Könnten wir also diese kindischen ‚Führerschein macht ma ja auch nicht auf dem Pferd‘-Vergleiche lassen?“
Ich lasse mich mal auf Ihre Argumentation der menschenfeindlichen Umgebungen ein und stelle folgende Frage: Warum bildet die Luftwaffe angehende Piloten dann nicht auf Maschinen aus Richthofens Zeiten aus? Mit den damaligen Klapperkisten müsste man das von Ihnen angesprochene Gefühl des Ausgeliefertseins doch sehr nachhaltig vermitteln können.
Ökonomisch ist die Reparatur der GF absoluter Unsinn. Wahrscheinlich hätte eine Fock II „nur“ 50 Mio. gekostet (man könnte zwar auch die AvH II mit ihren 15 Mio zur Grundlage nehmen, aber aufgrund des unterschiedlichen Anforderungsprofils,wäre das m.E.unredlich).
Auch sollte jedem klar sein, dass die restaurierte GF vielleicht noch 5% Altteile hat. Sie wird halt ihre eigene Replik, quasi eine maritime Reliquie.
Denn im Grunde ist es das, um das es immer ging.
Was es mit moderner Seefahrt zu tun hat, in die Wanten zu steigen, kann mir niemand erzählen, denn auch um eine „maritime Grundausbildung“ geht es nicht.
Es geht einzig und allein um das Prestige im elitären Club der Nationen mit eigenen SEGELschulschiff zu sein und einen Korpsgeist, der sich durch die generationsübergreifende „Gorch Fock Erfahrung“ bildet und bilden soll.
Ob das 100 Mio Wert ist, mag man selbst entscheiden, aber mit dem Schiff hat das nix zu tun.
Ich denke, dass eine vertiefte praktische Ausbildung mit modernem Gerät sinnvoller wäre. Also eher zwei Schnellboote (gerne auch zivil) zur seemännischen Ausbildung auf dem Meer, denn diese Mischung aus „maritimer Burschenschaftlichkeit“ und und pseudopräsidialer Repräsentationstouren mit einem veralteten Kahn.
Wir lernen ja uch nicht mehr das Autofahren auf einem Ford Modell T, sondern auf zeitgemäßem Gerät.
@diba
Soweit ich weiß ist Segelfliegen Teil der Ausbildung der angehenden LwOffz.
In FRA gehört – zumindest im Heer – die Reitausbildung dazu, in Donaueschingen gab es beim 110 RI sogar einen Reitstall.
Ich glaube, es ist manchmal an der Zeit, Altbewährtes abzulösen, weil es einfach sinnlos ist, daran festzuhalten.
Kein angehender Seemann braucht heutzutage eine lange Ausbildung auf einem Segelschiff, genauso wie ein Panzerfahrer nicht vorher reiten lernen oder ein Eurofighter Pilot erst Segelfliegen muss.
Die Zeiten sind vorbei.
Heute geht es primär darum, die immer komplexer werdenden Systeme zu beherrschen und sekundär natürlich immer noch die Elemente. Aber für die gibt es zum Glück eine Menge Hilfsmittel…
Zurück zur GF:
Mittelfristig gebührt ihr ein Ehrenplatz in Wilhelmshaven.
Und die Marine bekommt dann hoffentlich ein zeitgemäßes Schulungsschiff.
Vielleicht ja auch in Kooperation mit anderen Partnern?
Die Luftwaffe bildet alle ihre Piloten zuerst auf Segelflugzeugen aus. Übrigens auch alle anderen angehenden Offiziere TrD.
„es dauert länger und kostet mehr“ Wo habe ich dass schonmal gehört?
Aber die Frage ist tatsächlich ob die leute nicht auf ner Fregatte ausgebildet werden sollten. Die f122 werden ja grade frei.
@ Schorsch/ Thomas Melber
Ich habe zu der Segelflugausbildung der LwOffz/Piloten keine Quelle gefunden. Haben Sie eine?
Oder habe ich mal wieder Sarkasmus nicht erkannt?
@Escrimador
Hier z.B.
http://segelflug.segelflugschule-oerlinghausen.de/index.php?id=10&idp=378
https://www.bundeswehrentdecken.de/aktuelle-reportagen/auf-dem-weg-nach-oben
(der Content kann sich aber ändern)
Für mich bleibt offen, ob diese Ausbildung für alle OA gilt oder nur für die des fliegerischen Dienstes.
@ Schorsch
Haben Sie dazu eine Quelle?
Oder war es Ironie…?
@all, m.K.n. machen die maximal ein paar Starts mit dem Segelflugzeug als Schüler, der Scheinerwerb ist sicher nicht abgedeckt, den Aufwand kann sich die Lw nicht leisten. Schon zum Alleinflug sind ca 50 Schulstarts mit Fluglehrer erforderlich.
Danke an alle für die interessanten Meinungen!
Sicher haben beide Seiten begründete Argumente. Hinzufügen möchte ich vielleicht noch die repräsentative Aufgabe solcher altmodischer Technik. Man findet bei nahezu jedem Staatsempfang Militär in altmodischen Uniformen, die mit Vorderladern oder Säbel hantieren. Gelegentlich auch beritten. Salutschüsse werden aus demonstrativ altem Gerät, oder diesem nachempfunden, gefeuert. Interessante Frage warum – Tradition, Protokoll oder vielleicht auch Reduzierung der potentiellen Gefahr dadurch? So ein Segelschulschiff kann doch ganz ungeniert Freundschaftsbesuche machen, bei bewaffneten Schiffen mag der eine oder andere Bauchschmerzen in Erinnerung an die Schleswig-Holstein haben. Und das Geld kann man auf die 2% anrechnen, ohne dass sich dadurch irgendwer bedroht fühlen braucht.
Eine Frage an die @GF-Veteranen: hat das Segelschiff evtl. Einfluss auf Berufswahl, Wahl der Truppengattung gehabt?
Aus aktuellem Anlass, die Helge Instad hatte offensichtlich keinen Ausguck und sich blind auf ihre Technik verlassen. Ergebnis bekannt.
Der Umgang mit Pferd und Wagen ist ganz einfach, sofern das Pferd schon ausgebildet ist. Und das ist das eigentlich Problem: das junge Pferd abzurichten – da wäre man dann aber schnell bei einem Jahr Zeitbedarf für die Fahrschule. Bezogen auf’s Heer: man kann davon ausgehen, dass die adlige Kavallerie das auch früher nicht selbst gemacht hat, sondern dazu Stallmeister und Burschen hatte.
Danke.
Verstehe ich als Teil des OffzLg für alle OA der Lw, aber auch nur als „das Erleben der 3. Dimension“ (in einem einwöchigen Segelflugtraining)
justanick 15. November 2018 – 12:47
Am Pferd interessiert mich im Beispiel nicht das Führen, Fahren und Reiten. Aber wenn das Pferd nach getaner Arbeit ohne TD abgestellt wird, wie das Kfz häufig, hat man nicht lange Freude dran. Bei der Nachbereitung „Erst das Pferd und dann der Reiter“ ist der Punkt.
Das Pendant zur Segelflugausbildung bei der Lw ist bei der Marine die Jollenausbildung / der Segelschein (?), ggf. Bootsführerschein.
Jetzt ist dieser Faden also aufs Pferd gekommen und als nächstes kommt der Hund ? /IRONIC
Vielleicht einmal den schlichten Gedanken reflektieren, dass es kaum ein besseres „Instrument“ gibt, angehenden Marineoffiziern einen hautnahen, unmittelbaren Respekt vor der Naturgewalt See zu vermitteln und einen darauf ausgerichteten beruflichen Corps-Geist (Metaebene vonTeam-Geist) zu vermitteln, als ein Großsegler. Diese analoge Prägung und Ausbildung wird um so wichtiger, je mehr sich die „Organisation“ dem Digitalisierungs-Wahn hingibt.
Wer weiß denn noch, dass man wegen Drecksdiesel verkokte Einspritzdüsen wiedr flott bekommt, wenn man sie mit Tabak-Asche sauber schmirgelt. Also: alle Mann rauchen und schmirgeln…und dann läuft der Diesel auch wieder, damit man den „rettenden“ Hafen erreichen kann. Seemannsgarn ? Nö, selbst erfahren dank eines ollen STO mit Spitznamen Dommel-Otto
.
Ja, ich bin Gorch Fock gefahren. Und ja, ich fand es großartig. Und wiederum ja, es war einer der Gründe, warum ich Offizier bei der Marine geworden bin.
Ich bin vollkommen bei einigen der Kommentatoren, dass mittlerweile ein Neubau die schlauere Entscheidung gewesen wäre (oder vielleicht gerade jetzt ist).
Gleichzeitig stehe ich aber vollkommen hinter dem grundsätzlichen Konzept eines Segelschulschiffes! Für das Erfahren von See, Wind und Wetter. Für das Erleben von Kameradschaft auf engstem Raum. Für die handfeste (!) Erkenntnis, dass man auf See allein nie bestehen kann, sondern immer nur im Team. Und für moderne Ausbildung an elektronischen Seekarten, in Menschenführung und dem Unterschied zwischen Auftrags- und Befehlstaktik.
Das sind alles Dinge, die ich auf der Gorch Fock zusammen mit vielen Kameraden der Marine erfahren und lernen durfte. Die uns hervorragend auf Aufgaben auf „grauen“ Schiffen vorbereiten. Die die weitere Ausbildung von Marineoffizieren um wichtige Punkte ergänzen. Und die natürlich auch zusammenschweißen und eine über Generationen geteilte Erlebniswelt schaffen.
Wenn das bei Heer und Luftwaffe (leider) keine Rolle spielt, dann sollte es nicht bei der Marine abgeschafft werden, es sollte in den anderen TSKs eingeführt werden! Es führt zu mehr Identifizierung mit der eigenen TSK, trägt zur Sinnstiftung der eigenen Aufgabe bei und lässt sich auch hervorragend in der Personalgewinnung erklären.
Ich wünsche jedem, dass er einmal in seinem Leben eine so wertvolle Zeit mit ausgezeichneten Kameraden und einer erfüllenden Aufgabe erlebt, wie ich sie auf der Gorch Fock hatte!
Aber wie die Soziologie lehrt: Schließe nie vom eigenen Erfahren auf die Gesamtheit. Deswegen freue ich mich über diese rege Diskussion, hoffe aber, dass die Befürworter eines Segelschulschiffes immer am längeren Hebel sitzen :-)
Und auch wenn der Hausherr es wahrscheinlich schon erwartet hat, bitte ich trotzdem um Entschuldigung, dass ich dazu beitrage, dass dieser Thread schon wieder ins OffTopic „Sinn und Zweck eines Segelschulschiffes“ abgleitet und nicht hauptsächlich die Kosten als Thema hat.
Norden | 13. November 2018 – 21:15 ……Reperatur einstellen und ein Museum daraus machen! …..
Wir sind hier nicht bei Wünsch Dir was.
Als Offizier der Panzertruppe gönne ich den Kameraden der Marine ihr Segelschulschiff von Herzen und würde mir höchstens wünschen, dass wir im Heer auch noch Reiten gelernt hätten.
Ich finde es toll, wenn solche Dinge zur Schaffung von gemeinsamen Erlebnissen und Stärkung des Korpsgeistes genutzt werden. Der Zweck ist meiner Meinung nach klar erkennbar und zu bejahen.
Das man die Idee des Segelschulschiffes nun mit so einer furchtbar schlechten und teuren Projektarbeit in Form von exorbitanten Kosten angreifbar macht, ist eine Dummheit.
Edgar Lefgrün | 14. November 2018 – 8:22″Inzwischen ist aber eine Kadettin vom Mast gefallen. Es wurde eine neue Sicherheitsanlage eingebaut, die das verhindern soll. Das rumänische Schiff hat diese nicht. Ich denke mal, es möchte niemand unter seiner/ihrer Kommando so etwas verantworten mögen, weder Kommandant, Inspekteur oder IBUK.“
Richitg. Ist dabei völlig egal, daß die verstorbene Kadettin gar nicht tauglich war für die Gorch Fock. Zu kurz gewachsen. Aber das kann nicht sein, weil es nicht sein darf. Also sagt niemand, daß der Kaiser keine Kleider hat und der Mummenschanz geht weiter. Genauso will niemand zugeben, daß die verrostete Gorch Fock ins Museum gehört oder verschrottet. Zahlt ja der Steuerzahler. Das ist alternativlos.
Wie nötig eine gute seemännische Ausbildung ist hat man ja gerade die Tage in Norwegen mit der KNM Helge Ingstad bewundern was passiert, wenn man nicht Seefahren kann. Vertäuen können die Norweger auch nicht mehr, und die neue Fregatte säuft ab, weil die Seile rutschen.
Die Ausbildung der Jetpiloten erfolgt ohne Segelflugausbildung. Selbst ein Absprung mit dem Fallschirm wird während der Ausbildung nicht durchgeführt.
Familienmitglied war Tornadopilot und ist jetzt Fluglehrer bei der BW.
Wer nach dem Pendant des Heeres für die Gorch Fock sucht: Es war der EKL/EK1 als Pflichtausbildung für die Offz TrDst aller TrGttg…
Dabei ging es doch niemals wirklich darum, das Führen einer auf sich gestellten Gruppe zu erlernen (das kann man auch anders erlernen).
Es ging darum eine gemeinsame Klammer, mit vergleichbaren Erfahrungen aller Offiziere im Heer zu haben. Die Bedeutung der Gruppe auch denjenigen zu vermitteln, die nicht in truppenfokussierten TrGttg waren. Das Führen unter psychisch und physisch erschwerten Bedingungen etc. etc.
Mit Ausnahme des „Spaß-Faktors“ der Auslandshäfen für die OA und dem „Botschafter in Weiß“-Zeug, war der EKL/EK1 als Pflicht für alle deswegen das Pendant des Heeres zur Gorch Fock…
Und natürlich wurden darüber hinaus dabei auch ein paar heeresspezifische Dinge abgebildet ;)
In anderen Armeen übrigens wird dieses Prinzip auch heute noch viel stärker praktiziert. Der Dschungelkampf für alle FRA OA z.B. oder ein Minimal-Springerlehrgang für alle BEL OA etc.
Nur wir in DEU sparen natürlich wieder mal am falschen Ende.
Und auch hier in der Diskussion wird (wieder einmal) die Seemännische Ausbildung an sich in Zweifel gezogen und das mit reinen Effizienz-Argumenten.
Aber Soldatsein ist nun einmal nicht von der Effizienz, sondern von der Effektivität bestimmt.
Von daher sollte mEn das Nörgeln an bewährten, wenn auch manchmal archaisch anmutenden Dingen aufhören!
Damit sage ich allerdings nicht, dass es wirklich diese Komplettrenovierung der GF hätte sein müssen. Vermutlich ja (Bestandsschutz, Tradition, Haushaltsrecht/Vergaberecht). Aber vielleicht hätte man auch einen Kauf/Neubau ernsthaft in Erwägung ziehen können.
Egal. Jetzt ist man auf der Zielgerade und jetzt aufzuhören wäre reichlich dumm. Von daher: Im Ergebnis alles gut gelaufen. Der Weg dorthin? Schwamm drüber ;)
@Sommerbiwak | 15. November 2018 – 21:59
Ihr Kommentar ist in mehrfacher Hinsicht völlig neben der Spur. Den Tod von Sarah S. als Begründung zu nehmen das Konzept GF grundsätzlich in Frage zu stellen ist imho ziemlich erbärmlich.
Also, die ganze Debatte um die Frage „Segelschulschiff an sich zeitgemäß?“ ist vollkommen daneben und hat mit der konkreten Feststellung, dass hier unnötig Geld verbrannt wird, das man besser in einen Neubau investiert hätte, nichts zu tun.
Auch wenn ich froh bin, dass in meiner eigenen Ausbildung Dienst auf der Gorch Fock nicht enthalten war (<- Höhenangst), bleibt es eine Tatsache, dass die Romantik des großen Segelschiffs ein wichtiger Prestige- und somit Rekrutierungsfaktor ist. (Einer der wenigen, die noch einigermaßen politisch unverdächtigt bleiben, wenn mir diese kleine Gehässigkeit gestattet sein soll.)
Dass ein eigenes dezidiertes (Kampf-)Schulschiff als Ergänzung bzw. Weiterführung eine gute Idee wäre (die JMSDF machen es vor), bleibt davon völlig unberührt, genau so wie die Erwägung, dass die "Fock"-Ausbildung je nach Eignung und Verwendung ausdifferenziert werden kann. Dann geht's für die körperlich zu kleine Kadettin eben nicht in die Wanten.
Einige Kommentatoren trennen ja zum Glück die verschiedenen Fragen:
1. Ist die Segelschiffsausbildung sinnvoll? und
2. Sind die in diesem Fall auflaufenden Instandsetzungkosten ok?
Zur ersten Frage ist meine Antwort: Ja. Natürlich kann man entgegnen, dass viele – nicht alle – andere Marinen ohne Großsegler auskommen. Wenn man allerdings alles aufgäbe, wo wir in DEU noch einen besseren Stand haben, wären wir zum Schluß nur unterdurchschnittlich.
Exkurs: Der meines Wissens noch unaufgeklärte aktuelle Unfall der norwegischen Fregatte „Helge Ingstad“ könnte (!) auf unzureichenden seemännischen Grundfertigkeiten beruhen. Oder genauer auf Fixierung auf den „augmented“ Anteil von übungshalber computersimulierter „augmented reality“ statt auf die „pure reality“ (simulierte Navigationshindernisse stärker wahrgenommen als reales Hindernis des kollidierten Tankers). Ob eine durch Segelschiffsausbildung besser wahrgenommene Reality dem abgeholfen hätte, kann wohl vorerst niemand objektiv feststellen.
Exkurs2: Auch die norwegische Marine nutzt den Großsegler „Staadsrad Lehmkuhl“ zur Ausbildung. Allerdings wohl nicht immer, und der gehört einem Verein. Gechartert hat ihn auch schon mal die deutsche Marine.
Zur zweiten Frage: Bei allem Mist, den die beauftragten Werft(en) abgeliefert haben, ist das Grundproblem, dass das materialverantwortliche BAAINBw zum Zustand und Instandsetzungsbedarf der „Gorch Fock“ nach Vernichtung von Fachkapazität keine Ahnung mehr hat. Wie zu allen, auch den „echten“ Waffensystemen.
Ich bleibe glühender Anhänger rudimentärer Seefahrtsausbildung auf Segelschiffen .Aber dem inkompetenten Materialmanagent der Bw muss ein Ende gesetzt werden.
@Sommerbiwak | 15. November 2018 – 21:59
Gerade die Bilder gesehen…
…und quasi direkt neben der Strandungsstelle ist auch noch der Vindenes Yard von Sotra Anchor and Chains, Hersteller von schweren Ketten und Ankern, die u. a. die Ketten für die Hebung der Costa Concordia geliefert haben. Die haben da Ketten passender Größe für eine sichere Verankerung der Fregatte direkt auf Halde liegen. http://www.sotra.net/
Da kann man nur noch facialpalmieren.