NATO-Nordostflanke: Mehr Blackjacks?

Den Einsatz deutscher Eurofighter zur Identifizierung russischer Langstreckenbomber über der Ostsee bereits am vergangenen Dienstag habe ich hier zunächst nicht aufgegriffen, als er am (gestrigen) Mittwoch bekannt wurde – die Alarmstarts des deutschen Kontigents in der Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten kommen schließlich regelmäßig vor, bereits wenige Tage nach Übernahme des so genannten Baltic Air Policing (BAP) Anfang September war die Luftwaffe zu ihrem ersten Einsatz aufgestiegen.

Allerdings verdient der Alarmstart am Dienstag, der dritte des deutschen Kontigents (am 14. September gab es eine erneute Mission), wohl dennoch genauere Betrachtung: Meist steigen die Eurofighter – wie die Kampfjets anderer NATO-Länder – in dieser Region auf, wenn eine Transportmaschine von Russland zur russischen Exklave Kaliningrad oder umgekehrt unterwegs ist und weder den Transponder einschaltet noch sich bei der (zivilen) Flugsicherung anmeldet. Am Dienstag waren es eben keine Transporter, sondern russische Langstreckenbomber vom Typ Tupolew-160 über der Ostsee:

Am Dienstag, den 25.September 2018 wurden die deutschen Eurofighter vom zuständigen NATO-Luftverteidigungsgefechtsstand (Combined Air Operations Centre Uedem) am Niederrhein mit der Sichtidentifizierung von zwei aus Richtung St.Petersburg kommenden strategischen Langstreckenbombern vom Typ Tupolew TU-160, Codename Black Jack, beauftragt.
Nach erfolgter Sichtidentifizierung im Internationalen Luftraum begleiteten Eurofigther die russischen Maschinen auf ihrem weiteren Flug in westliche Richtung, bevor diese durch Kräfte der dänischen Alarmrotte übernommen wurden.

berichtete die Luftwaffe am (heutigen) Donnerstag.

In den vergangenen Tagen ist es, so weit bekannt, der dritte Fall, in dem russische Kampfflugzege entlang der Grenzen des NATO-Luftraums operierten. Am 14. September identifizierten die deutschen Eurofighter-Piloten einen Jäger vom Typ Su-35. Am 20. September meldete die Royal Air Force  die Beobachtung dieser Flugzeuge in der Nordsee vor der britischen Küste – wenn auch weit außerhalb britischen Hoheitsgebiets.

Die russischen Flugzeuge fliegen dabei immer, das ist eindeutig, im internationalen Luftraum, und der Einsatz der NATO-Kampfjets dient der Identifizierung der Maschinen und ist kein Abfangen (auch wenn meist der englische Begriff intercept verwendet wird).

Für Schlussfolgerungen ist es zwar noch ein bisschen früh – aber Blackjacks sind nicht so häufig in diesen Regionen unterwegs. Ob die Fälle der letzten Tage eine Veränderung der Lage bedeuten und die Abfangjäger aller NATO-Länder künftig eher mit Kampfflugzeugen statt mit Transportmaschinen auf Routineflügen zu tun haben, muss sich erst noch zeigen.

(Foto: Russische Tu-160 und deutscher Eurofighter über der Ostsee am 25. September 2018 – Luftwaffe)