US-Flugzeugträger im Kampfeinsatz gegen ISIS: Ohne deutschen Geleitschutz
Die deutsche Fregatte Hessen, die in den vergangenen Wochen Geleitschutz für den US-Flugzeugträger Harry S. Truman stellte, ist seit dem 3. Mai aus dieser Aufgabe herausgelöst und der NATO-geführten Seeraumüberwachungsmission Sea Guardian im Mittelmeer unterstellt. Gegen Ende des Monats wird geprüft, ob das Schiff der Marine* wieder in den Trägerverband eingegliedert wird. Das teilte die Deutsche Marine auf Anfrage von Augen geradeaus! mit.
Diese nüchterne Nachricht bedarf ein wenig der Erläuterung.
Am 10. April war der Trägerverband mit der Harry S. Truman von seinem Heimathafen Norfolk ausgelaufen, mit dem Ziel Mittelmeer. Zu dem Verband gehörte, wie schon sehr lange geplant und auch öffentlich mitgeteilt, die Fregatte Hessen der Deutschen Marine: Wie schon in den Vorjahren stellte die Marine eine Luftverteidigungsfregatte zur Absicherung des Trägerverbandes.
Da das Auslaufen des Verbandes in einem engen zeitlichen Zusammenhang zu den Luftangriffen der USA, Frankreichs und Großbritanniens auf Ziele in Syrien als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgasangriff des syrischen Regimes stand, gab es sofort die entsprechenden Spekulationen: Die Flugzeuge der Trägergruppe würden an weiteren Aktionen in Syrien beteiligt, und die Hessen wäre damit teil dieser Angriffsplanung.
Das erwies sich schon aus zeitlichen Gründen als unsinnig – denn der ganze Trägerverband kam erst knapp zwei Wochen später in der Region an. Dennoch wurde die deutsche Fregatte aus dem Verband abgemeldet, als die Flugzeuge an Aktionen über Syrien beteiligt wurden: Am 3. Mai begann die Trägergruppe mit der Unterstützung der Operation Inherent Resolve, also der Koalition im Kampf gegen ISIS in Syrien und Irak:
The Harry S. Truman Carrier Strike Group (HSTCSG) commenced air operations May 3, 2018, in support of Operation Inherent Resolve (OIR).
„Our flight operations in support of OIR demonstrate the continued commitment of the U.S. and regional partner nations to eliminating the terrorist group ISIS, and the threat it poses to the international community,“ said Commander, HSTCSG, Rear Adm. Gene Black.
Operating from the Eastern Mediterranean Sea, aircraft from Carrier Air Wing (CVW) 1’s strike fighter squadrons conducted sorties over Syria, demonstrating HSTCSG’s ability to support two different geographic combatant commanders simultaneously.
Nun ist auch Deutschland Teil dieser Anti-ISIS-Koalition, und bislang hatte die Deutsche Marine auch einen französischen Flugzeugträger unterstützt, dessen Maschinen für den Kampf gegen ISIS eingesetzt wurden – also praktisch nichts anderes als das, was jetzt der US-Flugzeugträger macht.
Allerdings hat sich für die Bundeswehr seitdem die Rechtslage geändert. Im März billigte der Bundestag ein neues Mandat für den Kampf gegen ISIS, und darin wurden nicht nur die bislang getrennten Missionen der Ausbildungsunterstützung im Irak und der Luftaufklärung und -betankung für die internationale Koalition zusammengeführt. Sondern zugleich auch der bislang vorgesehene maritime Begleitschutz als Aufgabe für die deutschen Streitkräfte gestrichen.
Das bis zum Frühjahr gültige Mandat legte fest:
Auftrag
Der deutsche Beitrag dient dem Kampf gegen den Terrorismus und zur Unterstützung insbesondere Iraks und der internationalen Anti-IS-Koalition in ihrem Kampf gegen den IS durch Bereitstellung von Luftbetankung, Aufklärung (insbesondere luft-, raum- und seegestützt), seegehendem Schutz und Stabspersonal zur Unterstützung.
Für die beteiligten Kräfte der Bundeswehr ergeben sich hieraus folgende Aufgaben:
(…)
– Begleitschutz und Beitrag zur Sicherung des Marineverbandes,
Im neuen Mandat ist genau diese Aufgabe nicht mehr enthalten. Das war auch so kommuniziert worden, unter anderem als Begründung für die Absenkung der personellen Obergrenze für diesen Einsatz.
Die Hessen wird deshalb jetzt erst mal bis zum 26. April Mai für die NATO den Seeraum überwachen, vermutlich im östlichen Mittelmeer. Ob sie dann wieder zu der Trägergruppe zurückkehrt, wird davon abhängen, wie die weiteren Aufträge für die Harry S. Truman aussehen.
*Ich bekenne ziemlich zerknirscht, dass ich tatsächlich erst Bundesmarine geschrieben hatte. Den Verschreiber kann ich mir nicht wirklich erklären und bitte um Nachsicht.
(Foto: Aviation Ordnanceman Airman Vincina Lonergan works with shipmates to upload ordinance to an F/A-18 Super Hornet on the flight deck aboard the Nimitz-class aircraft USS Harry S. Truman (CVN 75) May 3, 2018. – U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Thomas Gooley)
Bitte, bitte, bitte nicht BUNDESMARINE schreiben!
[Au weia. Ich weiß nicht, wie mir das passiert ist, und habe es umgehend korrigiert. T.W.]
Ach das ist doch der Träger, der die Super Hornet und die Growler für die ILA geschickt hat. Na auf “Feindfahrt” unterwegs noch was für Boings Bewerbung bei der DEU Nachfolge TOR und Erstbeschaffung Escort Jammer tun, ist ja auch sehr hilfsbereit von der U.S. Navy.
Wäre ja eh nur eine symbolische Unterstützung gewesen, denn ich bin sehr sicher, dass ein amerikanischer Flugzeugträger(verband) auf die Unterstüzung eines deutschen Schiffes angewiesen wäre…
„jetzt erst mal bis zum 26. April“ – 2019, so langfristige Planung? Ist wohl Mai 2018 gemeint?
[Ist doch schon korrigiert in 26. Mai. Sorry für die Flüchtigkeitsfehler heute, ich gelobe Besserung. T.W.]
…und aus welchem Grund hat man die Aufgabe „Begleitschutz“ gestrichen?
Eine 124er Luftverteidigungsfregatte kann dem zugeordneten Verband oder Küstenstreifen Schutz vor Angreifenden Luftfahrzeugen und Flugkörpern bieten, indem sie ein Luftlagebild erstellt, bestmöglich identifiziert und im Bedarfsfall eigene Flugkörper feuert oder eigene Jets des Trägerverbandes Taktisch führt und Ziele zuweist.
Wegen letztere Fähigkeit ist eine 124er eingebunden in den Flugbetrieb, taktische Jet Kontrolle, Air Battle Management eines Trägerverbandes und nimmt dem Träger sogenannte Sorties (LFZ Führungen) entlastend ab und vervollständigt das Luftlagebild.
Wenn der Verband nun Air Task Order aus dem Air Operation Center In Katar annimmt Strike Aufträge ausführt wäre mit der 124 im Verband unklar ob deutsche die Taktische Kontrolle dieser Missionen innehatte, insbesondere im Fall einer der Jets des Trägerverband kommt unterwegs zum Luft Luft Kamp mit Syrischen Jets wie bereits beim Abschuss von einer SU-22 durch eine Navy SuperHornet geschehen. Die TacC2 Einheit egal ob AWACS oder 124 muss ja ggf. die Identifizierung und Abschuss freigeben und das innerhalb von wenigen Minuten. Wenn da eine deutsche Fregatte durchzieht ist in Deutschland Achterbahn und wenn sie zögert ist bei der U.S. Navy Achterbahn, darauf planen U.S. Kräfte erst gar nicht.
Es ist daher seit Jahren Gang und Gebe deutsche 124er die einen U.S. Trägerverband begleiten immer mal wieder für einige Wochen zu parken und aus der Kommunikation in beidseitigen Einvernehmen auszuschließen und sie dann in “seichteren Gewässern ihres Mandats” wieder zu integrieren.
so sieht es in den Augen deutscher Verantwortlicher wohl aus wenn Deutschland „mehr Verantwortung übernimmt“.
derart kleingeistiger mandatslegalismus dürfte eigentlich keinem Verbündeten mehr zu vermitteln sein.
gerade contra IS.
Die selbstauferlegte militärische Unmündigkeit geht weiter.
@Bow
Ginge es nur darum, was die US Navy resp. die Träger-Gruppe um die Niemitz auf sich gestellt bräuchte, wäre nie irgendjemand von außerhalb im Begleitschutz nötig.
Hier wurde wieder einmal mit Mehrheit des Bundestages kräftig in die Kniekehle der Bündnis-Solidarität hineingetreten.
Eine weitere Chance zur smarten Annäherung an die 2 Prozent Grenze und POTUS Wind aus den Segeln zu nehmen ist erneut vertan.
@wacaffe
Was bitte soll eine Fregatte gegen ISIS tun? Das Mandat beschreibt den Auftrag der Bw im Rahmen des Kampfes.
Was sollte ihrer Meinung nach der Auftrag der Fregatte sein?
@wacaffe | 07. Mai 2018 – 13:53
„derart kleingeistiger mandatslegalismus dürfte eigentlich keinem Verbündeten mehr zu vermitteln sein. “
Woher die ungerechtfertigte Aufregung?
Der Einsatz der Fregatte ist im BT-Mandat für Syrien und Irak nicht mit abgedeckt, also kann und wird er nicht stattfinden. Ende der Durchsage.
@ Ken Adams
Was Sie schreiben ist richtig und mir auch größtenteils bekannt. Meine Frage läßt sich aber auch mit einem einzigen Satz beantworten: Um keinesfalls in Kampfhandlungen mit einbezogen zu werden.Und sich erst dann wieder in den Verband einzugliedern, wenn keine Gefahr mehr besteht dass das passieren könnte. In „seichteren Gewässern des Mandats“, wie Sie das schön ausgedrückt haben.
@ elahan/pio-fritz
das die f 124 nichts mit der direkten bekämpfung des is zu tun hat dürfte klar sein.
es geht hier aber um ein politisches signal, welches billig zu haben gewesen wäre, das man die kinetische Neutralisierung des IS weiterhin konsequent unterstützt. und sei es durch die symbolische einbinding in den trägerverband.
durch die ausgliederung ist es mal wieder die typisch germanische entsolidarisierung sobald es um originär militärisches handeln (peng/bumm) geht.
und das bei einem kontrahenten mit genozidal motivierter Herrenmenschenideologie.
diese haltung kann man mit (selbstgesetzten) mandatseisnchränkungen verteidigen, muss man aber nicht.
@ T Wiegold: Danke für die Klärung dieser Frage.
@wacaffe | 07. Mai 2018 – 13:53
„gerade contra IS.“
Immerhin ist die Luftwaffe des IS ein gefürchteter Gegner ;-)
Schon erstaunlich, wie der eine oder andere schlicht und einfach die operativen Realitäten in Sachen Syrien und OIR ausblendet.
Halten wir einmal fest:
1.Mit den Tornado in Jordanien, der SAT-Intel und Luftbetankung leistet Deutschland definitiv einen Beitrag ziemlich dicht an der 1. Reihe von OIR.
2. AFAIK verfügt der IS immer noch nicht über eine Luftwaffe, LV oder Marine /SARC
3. Wenn also eine US-STRIKE Mission über Syrien „in harms way“ kommt, dann ganz bestimmt nicht durch den IS.
4. Die operative Gemengelage in und über Syrien ist dermaßen verworren, dass die USA ganz bestimmt nicht die „Full Command“ in Sachen Strike-Missions quasi teilen werden, würden, könnten. Stichwort: accountability.
5. Das Selbstverständnis der USN erlaubt es eh nicht, dass man bei dem Kampfeinsatz einer CSG auf taktische, nicht-US Unterstützung „angewiesen“ ist.
To sum it up: das zeitweise Herauslösen der HESSEN aus der Harry S. Truman-CSG ist aus (völker-/mandats-)rechtlichen, politischen und operativ-taktischen Gründen imho nur als sinnvoll anzusehen.
Syrien ist nun ganz bestimmt kein Konflikt, der irgendwelchen Raum läßt für „billige, politische Signale“ im kinetischen Bereich (siehe: wacaffe | 07. Mai 2018 – 15:07)
Es ist immer wieder erstaunlich wie leichtfertig in Kommentaren hier Völkerrecht, deutsches Grundgesetz und die Entscheidungen des deutschen Souveräns gebasht werden.
Mit überlegter Sicherheitspolitik hat das aufgeregte „Ich will auch mal“ der „Adabei“ nichts zu tun.
Von Entsolidarisierung könnte man nur sprechen, wenn D bei der Entscheidung zum Einsatz hätte mitwirken dürfen.
So ist es nur ein einfaches „friss Vogel oder stirb“ oder vornehmer: Deutschland in der Rolle eines Optionsnehmers.
Werther Herr Wiegold,
wenn das, was Sie da beschreiben, bei uns (dem BMVg) immer noch als normaler modus operandi anzusehen ist, dann ist ja wohl die BV endgültig vorbei?
Oder sehe ich das doch etwas zu pessimistisch?
Gruß, oliver
[Verstehe Ihre Frage leider nicht – was meinen Sie jetzt genau? T.W.]
Vielleicht liege ich daneben, aber ich hatte Herrn Wiegold so verstanden, dass die „Hessen“ aus dem Trägerverband herausgelöst wurde, als es um Schläge gegen SYRIEN ging. Und zwar nicht gegen den IS, sondern gegen syrische Armeestützpunkte und Forschungszentren im Zusammenhang mit C-Waffen.
[Das ist ein Missverständnis: Die „Hessen“ wurde am 3. Mai aus dem Verband herausgelöst, als die Trägergruppe mit der Unterstützung von Operation Inherent Resolve begann. Bei den Luftangriffen auf Ziele in Syrien wg. C-Waffen war die Trägergruppe noch gar nicht in der Region. Aber das steht doch auch so oben im Text? T.W.]
Kann es sein, dass sowohl die militärische Und politische Führung genau wie das Parlament ein wenig den Überblick bei den zahlreichen internationalen Einsätzen verloren haben?
Einer Armee im „Komastatus“ sollte die Reduzierung von Komplexität als eine wesentliche Therapiemaßnahme verordnet werden. Ansonsten passiert gar noch ein Unfall.
@Karl Mohr | 07. Mai 2018 – 16:35
„Es ist immer wieder erstaunlich wie leichtfertig in Kommentaren hier Völkerrecht, deutsches Grundgesetz und die Entscheidungen des deutschen Souveräns gebasht werden.“
Ich denke nicht, dass hier in irgendeinem Kommentar das Völkerrecht oder das Grundgesetz oder eine Entscheidung des deutschen Souveräns „gebasht“ wurde.
Sehr wohl allerdings wird hier eine kurzsichtige POLITISCH-gesellschaftliche Auslegung der o.a. Rahmenbedingungen kritisiert…
„Von Entsolidarisierung könnte man nur sprechen, wenn D bei der Entscheidung zum Einsatz hätte mitwirken dürfen.“
Naja. Da sich DEU ja entschlossen hat nach über einem Jahr Verhandlungen über die genauen Details der Beteiligung an der Trägergruppe auf eigenen Wunsch mitzufahren, kann man diese Aussage durchaus in Zweifel ziehen.
DEU hat die Hessen diesmal halt nicht nur zum reinen „mitfahren“/üben angemeldet, sondern als realen und (eigentlich) umfassenden Teil der Trägertruppe.
Nun ist das temporäre „Rausmelden“ ja nicht ganz überraschend und (wenn ich es richtig vermute) für solche Fälle sogar vorher vertraglich vereinbart, aber man sieht halt doch einerseits SEHR umprofessionell aus und andererseits kann man sich eine Zusage einer umfänglichen und „echten“ Beteiligung an der Trägergruppe halt auch sparen, wenn man genau dann aussteigt, wenn es wichtig wird.
@klabautermann
1+
@wacaffe
„das die f 124 nichts mit der direkten bekämpfung des is zu tun hat dürfte klar sein.“
Na, dann passt das Mandat.
„es geht hier aber um ein politisches signal, welches billig zu haben gewesen wäre, das man die kinetische Neutralisierung des IS weiterhin konsequent unterstützt. und sei es durch die symbolische einbinding in den trägerverband.“
Dann fordern sie über den BT doch ein neues Mandat. Ich bin jedoch der Meinung, dass wir genügend Aufträge haben. Zum mili taktischen hat klabautermann alles geschrieben.
„durch die ausgliederung ist es mal wieder die typisch germanische entsolidarisierung sobald es um originär militärisches handeln (peng/bumm) geht.“
Jaben nicht sie geschrieben, dass es gerade nicht um orginärmmilitärisches Handeln geht, sondern um billiges politisches Signal und symbolische Einbindung.
„und das bei einem kontrahenten mit genozidal motivierter Herrenmenschenideologie.“
Ma, das nefründet natürlich alles.
„diese haltung kann man mit (selbstgesetzten) mandatseisnchränkungen verteidigen, muss man aber nicht.“
Es ist für mich erstaunlich wie viele hier ständig unsere Mandate (Aufträge) für eine Diskussionsgrundlage halten. Natürlich kann man sie kritisieren aber davon habe ich als es veröffentlicht wurde von keinem Verantwortlichen oder Blogteilnehmer etwas zu diesem Punkt gelesen.
Wir haben einen Auftrag und was die USA oder Israel in der Region veranstalten liegt nicht in unserer Maxht und wir werden auch nicht gefragt. Somit sind wir,dort mit Sicherheit kein Partner der USA.
@all
Was kann man sich konkret unter „für die NATO den Seeraum überwachen, vermutlich im östlichen Mittelmeer“ vorstellen?
Da werden doch wahrscheinlich Radardaten in Echtzeit mit NATO-Systemen ausgetauscht, auf die dann auch der US-Trägerverband Zugriff hat, oder?
Klar, für den Kampf gegen ISIS ist das weniger wichtig. Aber wenn es zu erneuten Schlägen gegen Syrien kommt wird das schon relevant. Denn da würde die Hessen auch ohne Mandat als Aufklärer für den kämpfenden Verband tätig sein und somit auch ein legitimes militärisches Ziel für einen Gegenschlag darstellen, den die Russen ja jetzt nochmal angedroht haben.
Oder muss dann das Radar ausgeschaltet/der Datenlink gekappt werden?
Unklar.
[Äh, nein. Einfach mal nachlesen, was Sea Guardian eigentlich für ein Ziel hat:
http://augengeradeaus.net/2016/09/neues-mandat-fuer-die-deutsche-marine-auf-active-endeavour-folgt-sea-guardian/
http://augengeradeaus.net/2016/09/sea-guardian/
T.W.]
Vielen Dank für Informationen. Ja, der Auftrag ist ein anderer – doch die Frage bleibt im Raum, ob die „Hessen“ nicht dennoch als Aufklärer in Kampfhandlungen gegen Syrien hereingezogen werden kann.
Denn für Sea Guardian gilt: „Für die Bundeswehr ergibt sich im Rahmen von MSO SG folgender Auftrag:
[…]
• Lagebilderstellung und -bereitstellung, einschließlich des Lagebildaustausches mit anderen Organisationen und Einrichtungen“
Zur Lagebilderstellung wir die Hessen mit ihrem leistungsfähigen Radar nicht unwesentlich beitragen, insbesondere auch Informationen zu syrischen und russischen Schiffen. Flugzeugen, Flugkörpern, etc.
Daher ist es schon wesentlich, mit welchen „anderen Organisationen und Einrichtungen“ dieses Lagebild ausgetauscht wird.
Kritisch wird es, wenn US, GB und FRA diese Daten bei einem erneuten Schlag gegen Syrien oder der Abwehr eines Gegenschlags der Syrer bzw. Russen verwenden. Dann muss man sich im Klaren sein, dass eine deutsche Fregatte als Aufklärer an Kampfhandlungen mit der Syrischen Arabischen Republik teilnimmt und damit selbst zu einem legitimen Ziel wird – von der völkerrechtlichen Legitimation ganz abgesehen.
Denn es ist klar: jeder Artilleriebeobachter, welcher „nur“ die Koordinaten der Ziele übermittelt, ist selbst ein legitimes militärisches Ziel. Genauso jedes Schiff, welches nicht selber schießt, sondern „nur“ Radardaten oder sonstige Aufklärungsergebnisse teilt.
Und ob die „Hessen“ allein sich gegen einen Angriff durch syrische Jachont-Seezielflugkörper verteidigen kann, möchte wahrscheinlich niemand testen.
Um all diesen Problemen zu entgehen wäre es daher sinnvoll, die „Hessen“ nicht im „östlichen Mittelmeerraum“, sondern vor Libyen oder Tunesien einzusetzen.
@Walter Eucken
Was wissen Sie über die Entwicklung im Orient?
Was glauben Sie was geschieht, wenn die US Regierung sich gegen europäische Interessen engagiert?
Wir haben ein klares Mandat, den US war die Herauslösung bekannt und es gab keine weitere Diskussion. Wer verlässlich bleiben will muss zu seinen Handlungmaximen stehen und nichts anderes ist hier erfolgt.
Wir müssen nichts konstruieren um irgendwo dabei zu sein, denn wir haben uns schon jetzt überdehnt.
@Elahan
„Was wissen Sie über die Entwicklung im Orient?“
Ach, geht schon, danke der Nachfrage ;-))
Und – ich habe auch Einblick in die Meinungen der anderen Seite. Daher auch mein Ratschlag, mit der „Hessen“ von Syrien auf Distanz zu bleiben und sich nicht in die spannenden Abenteuer unserer lieben NATO-Partner hereinziehen zu lassen ;-)
Das ist doch auch in Ihrem Sinne, oder?
Stimmt ;-). Sollte auch nicht als Gegenrede, sondern als Ergänzung rüberkommen, denn ich stimme ihren Ausführungen zu.
Wer meint, dass eine F124 keinen sinnvollen Beitrag in einer US-Trägergruppe leisten kann, sollte sich einmal über die Erfahrungen zum Aufbau des Luftlagebildes informieren. So weit mir bekannt ist, wurde in der Vergangenheit den deutschen Linkdaten Priorität vor dem eigenen Aegis gegeben, da die Tracks schneller aufgebaut wurden und eine weitaus bessere Qualität hatten. Im UNIFIL-Einsatz wurde auch mal die libanesische Flugsicherung unterstützt, als größere ISR Packages mit Jammern im Einsatz waren.
Dafür benötigt man nicht unbedingt Marschflugkörper…
@MFG
„Wer meint, dass eine F124 keinen sinnvollen Beitrag in einer US-Trägergruppe leisten kann, sollte sich einmal über die Erfahrungen zum Aufbau des Luftlagebildes informieren“
Es geht doch nicht um einen sinnvollen Beitrag in einer US-Trägergruppe. Wir könnten viele sinnvolle Dinge innerhalb des US Militärs vollbringen, aber das ist nicht unser Auftrag.
Es gibt ein klares Mandat und es gibt einen klaren Plan für die Fregatte, warum sollte dieser sich, gerade unter der jetzigen Situation ändern?
@ Elahan,
Ihre Erwartungshaltung bezüglich der DEU Teilnahme am
Deployment mit der Truman Carrier Strike Group ist absolut bemerkswert.
Bitte erlauben Sie mir, als jemand der mittelbar betroffen ist, dass es keineswegs einen klaren Plan für den Einsatz der Fregatte Hessen gibt. Ein Blick auf die Zeitlinien der Entscheidungen spricht Bände….