DroneWatch: Marine-Spezialkräfte bekommen neue Aufklärungsdrohne (Nachtrag)
Die Spezialkräfte der Deutschen Marine erhalten neue Aufklärungsdrohnen, die weniger als ein Jahr nach Vertragsschluss bereits einsetzbar sein sollen. Insgesamt drei Systeme mit je zwei unbemannten Fluggeräten des Typs Puma AE II (Foto oben) werden vom US-Hersteller AeroVironment beschafft. Den entsprechenden Vertrag mit der Herstellerfirma und seinem deutschen Partner ESG schloss das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) im Rahmen einer Sofortinitiative für den Einsatz (SiE) bereits Ende April ab.*
Nach Angaben von AeroVironment sind die Drohnen mit modernen Sensoren und einer leicht tragbaren Fernsteuerung (pocket Remote Video Terminal) ausgestattet:
AeroVironment, Inc., a global leader in unmanned aircraft systems (UAS) for both defense and commercial applications, and ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH, a leading system and software house in Germany for development and service, today announced the German Navy has acquired the AeroVironment Puma™ maritime unmanned aircraft system. The Puma systems will include the Mantis i45 sensor and pocket Remote Video Terminal (p/RVT). AeroVironment partnered with ESG to satisfy the requirement of the Bundesamt fur Ausrustung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) for an urgent operational requirement.
“Our Puma unmanned aircraft system, equipped with our Mantis i45 sensor suite and pocket Remote Video Terminal, packs significant capabilities into a portable platform that can operate on naval vessels without the need for modifications to the host ship,” said Kirk Flittie, vice president and general manager of AeroVironment’s Unmanned Aircraft Systems business segment. “AeroVironment’s small UAS have helped transform the way U.S. and allied forces plan, train, equip and operate. Fielding Puma to the German Navy provides rapid and effective force protection as well as interoperability with NATO forces, supporting coalition mission integration.”
Aus der Mitteilung des deutschen PartnersESG:
Mit 6 kg Gewicht und 20 km Reichweite, der Fähigkeit zu Handstart und Wasserlandung sowie durch den Einsatz von hoch-performanten MANTIS i45 Sensoren bietet das eingesetzte UAS eine hohe Aufklärungsleistung bei Tag und Nacht.
Interessant ist der sehr schnelle Zeitplan für die Einführung dieser Systeme in die Truppe. Die luftrechtliche Zulassung ist bereits für Oktober dieses Jahres geplant, teilte das BAAINBw auf Anfrage von Augen geradeaus! mit. Nach Zulassung und Tests sollen die Drohnen im Dezember an die Marine übergeben werden und die Nutzung beginnen.
Das Auftragsvolumen für die Puma-Drohnen beträgt laut BAAINBW rund 8,9 Millionen Euro. Darin sind nicht nur die Systeme mit den sechs Fluggeräten, Sensoren, Fernsteuerung und Zubehör enthalten, sondern auch die Erstausbildung der Nutzer sowie die anschließende Gesamtsystembetreuung und materielle Versorgung.
Die unbemannten Systeme, die – ähnlich wie die bereits bei der Bundeswehr eingeführte Aufklärungsdrohne Aladin – aus der Hand gestartet werden, werden zwar für die Marine beschafft. Die US-Streitkräfte nutzen sie aber seit Jahren auf See ebenso wie an Land.
*Da Links auf Bundeswehr-Webseiten angesichts geplanter technischer Umstellungen absehbar nicht mehr funktionieren werden, hier die BAAINNw-Meldung als pdf:
Beschaffungsvertrag für ein taktisches UAS im maritimen Umfeld geschlossen
Nachtrag 11. Mai: Angesichts div. Leserhinweise, die Drohnen würden auch zur Nutzung durch das Seebataillon beschafft, habe ich das BAAINBw noch mal um Auskunft gebeten. Nach dessen Angaben wurden die unbemannten Systeme, ohnehin ja nur drei Systeme mit sechs Fluggeräten, ausdrücklich vom Kommando Spezialkräfte Marine (KSM) beantragt und für dieses Kommando beschafft. Ob da intern was abgegeben wird, ist natürlich eine andere Frage.
(Archivbilder September 2013; Foto oben: Electronics Technician 3rd Class Mitch Marema, assigned to Commander, Task Group 56.7.4, Coastal Riverine Squadron 4, launches a Puma AE unmanned aerial vehicle from a Riverine Command Boat (RCB), at-sea – U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 1st Class Peter Lewis; Foto unten: Lance Cpl. Andrew Herring launches the Puma during an operation at Patrol Base Boldak in Afghanistan – U.S. Marine Corps photo by Sgt. Bobby J. Yarbrough)
26.4 bis 8.5 bedeutet dann wohl „weniger als einen Monat“…
[Verstehe ich jetzt nicht – Vertragsschluss bis Veröffentlichung, meinen Sie? ESG hat es am 3.5. veröffentlicht, ist aber nicht so aufgefallen… T.W.]
@T.Wiegold
Ich kann aus dem Dokument nicht rauslesen, dass diese Drone für das KSM beschafft wird, gab es dazu weiterführende Informationen?
@Steffen Siolek
Ja, nennt sich Recherche.
(Ich hab einfach mal das BAAINBw gefragt; die Kosten für die Systeme stehen ja in den Mitteilungen ebensowenig drin wie der Zeitplan für Zulassung und Einführung.)
Mir stach nur der Terminus „Spezialkräfte“ ins Auge, unter welchem ja nur das KSM fällt. Aus ECK war nämlich zu hören, dass die spezialisierten Kräfte ( Aufklärungskompanie)damit ausgestattet werden sollen, aber dann gab es dahingehend wohl eine Verwechselung im Btl.
@T.Wiegold
Achso, sie sind jetzt noch gar nicht ausgeliefert. Ich hatte den Eindruck bekommen in den letzten Wochen auf Twitter.
Im März wurde bereits die Nachfolgeversion AE 3 vorstellt…
@Steffen Siolek
Das BAAINBw teilte mir mit, die Drohnen seien für die Spezialkräfte vorgesehen. Inzwischen höre ich auch von anderen, dass das Seebataillon sie ebenfalls nutzen soll. Ich frage noch mal nach; angesichts von Feier- und Brückentag könnte das aber dauern.
Sofern das BAAINBw die Unterscheidung Spezialkräfte – Spezialisierte Kräfte „drauf“ hat. …
Hier: https://bw2.link/LAzql machte das bezeichnete UAS nämlich absolut Sinn.
Denn:
Die spezialisierten Soldaten der Aufklärungskompanie (Seebataillon) sind für die technische und nichttechnische Aufklärung zuständig. Sie gewinnen ihre Erkenntnisse durch Gespräche, durch offene und verdeckte Beobachtung sowie durch
Nutzung moderner Aufklärungstechnik.
Zur Gewährleistung des Auftrags verfügen sie bereits über Unterwasser- und Flug-UAS.
Eine gute Nachricht für unsere Kräfte. Erstaunlich nur, dass man sich für ein System entschieden hat, das im Wasser landet und dort rausgefischt werden muss – denn inzwischen gibt es bereits VTOL (Vertical Take Off and Landing) Systeme, die von Hand gestarted und von Hand / in die Hand zum jeweiligen Standort des Einsatzfahrzeuges zurück kommen.
Ein Starrflüger ist robuster, weniger wartungsintensiv und hat eine längere Standzeit als ein vergleichbarer Drehflügler in diesem Segment (auf RHIB mitführbar, vergleichsweise kleine payload ohne Radar). Die Lösung sieht nach einer guten Wahl aus, auch wenn der Systempreis gesalzen ist; 1.8 Mio für die 6 Lfz (mit oder ohne Sensor und Datenlink)?, 8 Mio Euro für den Rest. Jetzt warten wir gespannt auf AImEG.
Frage: Ist es gesichert das die Aufklärungskräfte des Seebataillon den Status „spezialiserte Kräfte“ besitzen oder ist es ggf. eine Eigenbezeichnung?
@all
Ich habe das BAAINBw noch mal gefragt: Diese Drohnen sind nur für das KSM vorgesehen (s. Nachtrag oben).. Die Debatte über spezialisierte Kräfte und wer so heißen darf etc. können wir deshalb an dieser Stelle beenden.
Die Marine hat nie – anders als das Heer – spezialisierte Kräfte definiert. Demnach gibt es keine spezialisierten Kräfte der Marine bzw. der Name wurde wegen Eigenwirkung dieses Begriffes übernommen und „gaukelt“ vor etwas zu sein was man in Realität nicht ist.
@ Niebergall v. 10 Mai.
Die Spezialkräfte der Marine besitzen keine Boote mit Platz für einen mil. VTOL System.
Demnach ersetzt die Fähigkeit auf Wasser zu landen den Landeplatz und die Spezialkräfte können den Platz für andere Dinge nutzen.
Ich bin nicht der Klabautermann, der weiss, wie alle wissen ALLES und besser.
Bis zum Stabsoffizier und genau wie KB fast Admiral gedient habe auch ich,
wie so oft wird Nachrichtengewinnung mit Aufklärung verwechselt.
Das „Heer auf See „ist für Sicherungsaufgaben zuständig, im Rahmen des Boarding betreibt es hoffentlich Selbstschutz , aber Aufklärung , NEIN!
Feldnachrichtenkräfte sind in allem gut, Radio Andernach, nein.
Braucht man Spezialkräfte in unterschiedlicher Uniform, NEOPREN, ich meine Nein,
Bündeln würde helfen, ist aber wohl NIEMALS umsetzbar.
Zitat Der Realist: „Die Marine hat nie – anders als das Heer – spezialisierte Kräfte definiert. Demnach gibt es keine spezialisierten Kräfte der Marine bzw. der Name wurde wegen Eigenwirkung dieses Begriffes übernommen und „gaukelt“ vor etwas zu sein was man in Realität nicht ist.“
D.h. die SEK M (= Spezialisierte Einsatzkräfte Marine) haben sich nur so genannt, waren es aber gar nicht? Fällt mir schwer zu glauben, auch für Nachfolgeverband SeeBtl.
@Les Grossmann
„… wie so oft wird Nachrichtengewinnung mit Aufklärung verwechselt“
Bester, richtiger Hinweis zu diesem Komplex seit langem.
Nachrichtengewinnung bleibt in den Augen vieler die böse Spionage etc. Dabei sollte dort die Spitze Verwendung finden, denn:
– zuerst Nachrichtengewinnung, dann, ggf parallel
– Aufklärung und erst anschließend
– Kampf.
Es leuchtet beinahe umgehend ein, dass die sehr wenigen Kampfschwimmer sinnvoll durch die Auklärungskompanie des Seebatalions ergänzt, entlastet und unterstützt werden können.
@ Der Realist am 13. Mai: Der V-22.Copter, eine hybride Hochgeschwindigkeitsdrohne
Der V-22.Copter ist eine hybride Drohne mit Senkrechtstart und -landung (Vertical take-off and landing VTOL). Das Herzstück dieser Technologie setzt sich zusammen aus einem Multicopter für Senkrechtstarts und -landungen sowie einem Starrflügler für schnelle Flüge über lange Distanzen. Durch das geringe Gewicht ist es möglich, das System händig vom sich bewegenden Fahrzeug aus zu starten. Nach Erkennungsmaßnahmen kann das System zu dem dann aktuellen Standort des Einsatzfahrzeuges zurückkehren und dort händig abgenommen werden.
Senkrechtstarts und -landungen sind auch in extremstem Gelände möglich. Der Anwender kann zwischen einer Vielzahl an Komponenten wie High-End-Kamerasystemen, Thermografischen/Multispektralkameras oder Transportgehäusen wählen, welche unter der Plattform angebracht werden können. Je nach Ladegewicht beträgt die Reichweite bis zu 100 km.
Die hybride V-22.Copter Hochgeschwindigkeitsdrohne vereint die Vorteile eines Copters mit denen eines Flugzeugs.
Im Schwebezustand befinden sich die Motoren vor und hinter den Flügeln, während dem sie beim Vorwärtsflug unter und oberhalb der Flügel positioniert sind. Dank des neu erfundenen Neigerotor-Mechanismus gestaltet sich der Übergang zwischen Quadrocopter-Modus und Flugmodus fliessend. Diese einzigartige Konfiguration ermöglicht eine maximale Stabilität für den V-22.Copter in jedem Neigungswinkel und erlaubt das Erreichen von Höchstgeschwindigkeiten sowie das Zurücklegen von langen Distanzen ohne Unterbrechungen.
Durch den modularen Aufbau des Wingcopters ist er in wenigen Minuten zusammengebaut und einsatzbereit. Genau so schnell lässt er sich auch wieder in der robusten Transportbox verstauen.
Fishman | 13. Mai 2018 – 19:02
Das SEK-M war spezialisiert, weil die KS integraler Bestandteil waren. Nach der Transformation zum SeeBtl war man einfach ein maritimer Verband mit infanteristischen Assets. Spezialisiert wie die EGB-Kräfte des Heeres war man nie, wollte man immer sein, konnte sich aber nie einigen. Interne Dispute und Missgunst verhinderten einiges.
Für die KS war dies aber eine problematische Situation, die sich erst mit der Aufstellung des KSM sehr zum positiven verändert hat.
Danke für die Aufklärung @ Steffen Siolek!
Ich finde, dass unbedingt noch ein paar Worte zu den Kosten dieser Beschaffung gesagt werden müssen. Es laufen gerade die Debatten um den Haushalt der Bundeswehr. Und da kann man durchaus mal hinterfragen, warum die Beschaffungen der Bundeswehr immer so teuer sein müssen.
Ein gutes Beispiel ist für mich diese Drohnenbeschaffung. Ich zitiere aus der Einleitung
„Das Auftragsvolumen für die Puma-Drohnen beträgt laut BAAINBW rund 8,9 Millionen Euro. Darin sind nicht nur die Systeme mit den sechs Fluggeräten, Sensoren, Fernsteuerung und Zubehör enthalten, sondern auch die Erstausbildung der Nutzer sowie die anschließende Gesamtsystembetreuung und materielle Versorgung.“
Ich finde es schon bemerkenswert genug, dass ein 6 kg schweres „Modellflugzeug mit sehr guter Sensorik“ einen doppelt so hohen Listenpreis hat wie ein mit ebenfalls sehr guter Sensorik ausgestatteter Porsche 911.
Niemand käme aber auf die Idee, dem Porschehändler bei einem Kauf von 6 Fahrzeugen den 4-fachen Preis zu bezahlen, damit man auch in die Bedienung eingewiesen wird, die Wartungen durchgeführt wird und der Händler dafür sorgt, dass auch Ersatzteile vorhanden sind!
Kann mir das einer erklären?
@Nachhaltig
Kann gut sein, dass diese Preise in den USA quasi normal sind. Irgendwie muss man dieses Budget ja durchbringen und am Ende ohne Ersatzteile da zustehen (F-18, B-1, Arleigh Burkes, usw.).
Fraglich ist dann aber doch, ob man nicht woanders hätte fündig werden können.