Alarm vom Heer: Langsame Beschaffungsverfahren gefährden Deutschlands Sicherheit
Das Deutsche Heer hat im vergangenen Jahr zwei Konzeptionspapiere für die Zukunft der Landstreitkräfte veröffentlicht, die auch – überwiegend von einer Fachöffentlichkeit – zur Kenntnis genommen wurden: Dabei geht es vor allem um die Frage, auf welche Anforderungen die (deutschen) Landstreitkräfte sich künftig einstellen müssen und was sie dafür an Ausrüstung benötigen.
In diesem Jahr ist ein weiteres Konzeptionspapier hinzugekommen, dessen Titel Rüstung digitalisierter Landstreitkräfte zunächst nach weiteren theoretischen Überlegungen für die Zukunft des Heeres klingt. Am Gründonnerstag wurde es auch auf der Webseite des Heeres* veröffentlicht und bislang ebenfalls öffentlich kaum zur Kenntnis genommen. Dabei ist dieses Papier nichts weniger als eine – vernichtende – Abrechnung mit dem gegenwärtigen Planungs- und Beschaffungssystem der Bundeswehr – verbunden mit der Warnung, dass das derzeitige Vorgehen, wie die Truppe ausgerüstet wird, eine Gefährdung der deutschen Sicherheit bedeutet:
Die bisher beschrittenen Wege zur Beschaffung von Ausrüstung für die Bundeswehr führen schon heute zu nicht voll einsatzbereiten Landstreitkräften, für moderne digitalisierte Landstreitkräfte der Zukunft erscheinen sie weitgehend ungeeignet. (…)
Die Verfahren für Planung, Beschaffung und den Haushalts- vollzug sind regelmäßig zu langsam und gefährden so die äußere Sicherheit Deutschlands.(…)
Das Projektmanagement der Bundeswehr unterliegt der Komplexitätsfalle zwischen Vorgaben der Bundeshaushaltsordnung, der Trennung von Planung und Beschaffung und einem nicht zielgerichteten Controlling, welches häufig an den Geschäftsprozessen vorbei agiert. Entscheidungsbefugnisse Einzelner sind auf den eigenen, oft eingeschränkten Zuständigkeitsbereich begrenzt, ohne in die Gesamtverantwortung eines Programms eingebunden zu sein. (…)
Die derzeitige Beschaffungspraxis ist darauf ausgerichtet, Risiken möglichst auszuschließen und strebt maximale (rechtliche) Sicherheit und Regelkonformität an. Immer komplexere, sich gegenseitig teils sogar widersprechende Regelungen erzeugen immer höheren sequentiellen Abstimmungsbedarf und vielfältige Schnittstellen. Die in diesem Rahmen agierenden Akteure sind oft überfordert und werden zudem an Zielen gemessen, die von denen „der Truppe“, dem eigentlichen Leistungserbringer des Gesamtunternehmens Bundeswehr, entkoppelt sind. Die zu fordernde Agilität innerhalb der Prozesse wird dadurch strukturell unmöglich gemacht. Darüber hinaus werden in dem Ringen um unanfechtbare Ausschreibungen und die Vergabe von Hauptaufträgen weitere zeitliche Verzögerungen, Folgeprobleme während der Nutzungsphase erzeugt sowie der Verzicht auf innovative Lösungsansätze billigend in Kauf genommen.
Das sind deutliche Worte, die sich zwar in der Sprache, aber im Inhalt mit dem Blick auf das Material nicht so sehr von der Brandrede eines scheidenden Kommandeurs eines Marineverbandes vor wenigen Wochen unterscheiden. Die öffentliche Kernaussage So geht es nicht weiter kommt aber diesmal nicht von einem einzelnen Kapitän zur See, sondern ganz offiziell von der größten Teilstreitkraft der Bundeswehr.
Verantwortlich für dieses Thesenpapier, wie auch für die beiden vorangegangenen, ist Generalleutnant Frank Leidenberger, im Kommando Heer unter anderem für die militärische Grundorganisation und damit auch für das Amt für Heeresentwicklung zuständig. Möglicherweise wird man auf seine weitere Karriere ebenso ein Auge haben müssen wie auf die des Kapitäns.
(Danke für den Leserhinweis – die Veröffentlichung am Gründonnerstag war mir glatt entgangen.)
*Da die Webseiten der Bundeswehr in absehbarer Zeit technisch überarbeitet werden und Links dann nicht mehr funktionieren, hier die Heeres-Meldung und die drei Thesenpapiere als pdf-Datei:
Meldung des Heeres: Thesenpapiere zur Zukunft deutscher Landstreitkräfte
Thesenpapier I – Wie kämpfen Landstreitkräfte künftig?
Thesenpapier II: Digitalisierung Landoperationen
Thesenpapier III: Rüstung digitalisierter Landstreitkräfte
(Archivbild: Soldaten mit Ausstattung ‚Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ-ES) bei der Informationslehrübung Landstreitkraefte in Munster am 13.10.2017 – Florian Gaertner/ photothek.net)
Das Kommando Heer haut drei Phrasenpapiere in Denglisch raus und der General wird dafür teilweise abgefeiert wie ein Popstar.
Ich stelle mal ganz ketzerisch die Frage: Wer auf der Arbeitsebene liest so etwas? Wofür brauchen wir als Armee, solche Papiere? Und können die, die solche Papiere lesen, diese Informationen auch vernünftig umsetzen oder dient das nur zur intellektuellen Befriedigung der A16+ Ebene?
Wenn so etwas als Offz/Uffz Weiterbildung vorgetragen wird, schalten 75% des Plenums geistig nach 5min ab.
Zumindest weiß ich jetzt das der Inhalt vieler verschiedener PowerPoint Vorträge, die in der Ämterebene umlaufen, inhaltlich aus diesen und ähnlichen Papieren einfach kopiert wurden.
Ich habe mittlerweile das Gefühl, das hier aus Rüstung Geisteswissenschaften gemacht werden.
Ich würde mir lieber ein Papier vom KdoH wünschen in dem steht:
Sehr geehrte Damen und Herren im Verteidigungsausschuss. Dem Heer fehlen Stand 01.04 2018 aktuell:
xxxx Sturmgewehre
xxxx IDZ Austattungen
xxxx Schuß 7,62mmx51
xxxx Dingo
xxxx Leopard 2
xxxx Funkgeräte Typ…
u.s.w.
Aufgrund der derzeitigen Fehlbestände ist LV/BV nach spätestens 2 Tagen vorbei.
Bitte stellen Sie die erforderlichen HHM zur Verfügung bzw. leiten sie unverzüglich die Beschaffung ein.
Unterschrift
Das Papier stammt nicht aus einer Denke. Das zeigt sich an vielen Stellen.
Innovation im Bereich Elektronik und Automatisierungstechnik ist schon immer durch das Militär getrieben worden.
C4ISTAR Fahr-/Flugzeug zu Fahr-/Flugzeug EU- und NATO-weit ohne spezielle Knotenpunkte? Irrsinn!
Fahrzeuge sollten modular aufgebaut sein, die Kommunikation/Führungssystem, Waffenstation, Sensoren sollte Platform-unabhängig sein.
Military as a Service? Interessant, aber ein Gegensatz zur angestrebten größeren Eigenverantwortung.
@TW:
Erstens ist renitent keine Pobelei sondern die sachlich richtige Feststellung, dass einige der Haushaltspolitiker sich hartnäckig jedweder Diskussion um eine vernünftigen Anpassung der 25 Mio. Vorlage als auch der Überkipperproblematik verweigern. Genau das ist die wertende Bedeutung des Wortes. Der Beitrag scheint in Ihren Augen vielleicht pöbelnd, leider ist das Beschriebene die Realität.
Zweitens bin ich einer der faulen, unfähigen Beamten der gerne auf rhetorische Fragen antwortet. ;-)
@Georg:
Leider ist mit solchen „Wir kaufen einfach mal ein paar Korvetten“-Aktionen niemandem (in der Bw) geholfen. Die Bundeswehr braucht in erster Linie Planungssicherheit.
Langsam frage ich mich, ob zu viele Feiertage hintereinander einfach nicht gut tun… Abgeordnete, die sich ‚hartnäckig jedweder Diskussion um eine vernünftigen Anpassung der 25 Mio. Vorlage‘ etc. ‚verweigern‘, sind renitent. Das Heer muss dringend mal melden, das 7,62mm-Munition fehle (wofür eigentlich?). Und wenn es intellektuell zu anspruchsvoll wird, schaltet der Herr Offizier gedanklich gerne mal ab.
Lest ihr eigentlich auch mal, was ihr hier schreibt?
Ist das Dokument inhaltlich tatsächlich in der Zuständikeit ein Heeres Dokument?
Mir scheint, dass dieses Dokument eine Zusammenfassung von Erkenntnissen aller TSK/Org-Bereiche (im Besonderen CIR) ist und somit aus dem falschen Haus.
Evtl kann mir ja jemand helfen: Wie ist das BMVg gegenüber dem Planungsamt und den TSK/Org-Bereichen in der Planung abgegrenzt? Evtl am Bsp querschnittlicher mobiler Kommunikation.
An wen stellt das Dokument nun die Forderungen? An den neuen GI?
Was sind dann dessen Schritte gemäß Verfahren?
Ich würde es bevorzugen, wenn man sich hier im Blog mit den Inhalten dieser Papiere auseinandersetzen würde, anstatt den allgemeinen Existensschmerz zu beklagen !
Es ist ja nun nicht so, dass sich jeder Kämpfer mit Digitalisierung auseinandersetzen muss, aber ab einer gewissen Ebene in der Führung der Kampftruppe muss man es tun.
Vor allen Dingen, wenn man die Prämisse aus dem ersten Papier ernst nimmt, die da lautet:
Für das Nehmen von Raum ist es notwendig kräftemäßig Schwerpunkte zu bilden. Jeder Schwerpunkt, jede Konzentration von Kräften wird aber sofort von der gegnerischen Artillerie bekämpft (sah man sehr gut in den letzten Jahren in der Ostukraine).
Laut dem Papier gibt es für diese Problematik zwei Lösungmöglichkeiten:
1. Sehr weitreichende Waffen um wirkungsmäßig einen Schwerpunkt bilden zu können und dabei räumlich mit den Waffensystemen disloziert zu bleiben
oder
2. eine Informationsüberlegenheit bezüglich Schnelligkeit und Qualität der erfassten und verarbeiteten Informationen um mit einer überlegenen Führungsfähigkeit räumlich schnell Schwerpunkte bilden zu können, einen Raum zu nehmen und sich dann mit seinen Systemen wieder disloziert aufzustellen.
Wenn man so will, einen „Blitzkrieg 2.0“ aufgrund Informations- und Führungsüberlegenheit gegenüber dem Gegner.
So, nun können die Kämpfer hier im Blog darüber nachdenken, ob dies nur ein Thema für „Nerds“ ist, oder ob es auch sie in ihren praktischen Einsatzgrundsätzen betrifft !
@Georg
Wenn ich einen Raum nehme muß ich ihn doch auch halten? Wie geht dies bei gegnerischer Wirkungsüberlegenheit bzw. zumindest -gleichheit?
A2/AD geht auch an Land.
@Georg
„Informationsüberlegenheit bezüglich Schnelligkeit und Qualität der erfassten und verarbeiteten Informationen um mit einer überlegenen Führungsfähigkeit räumlich schnell Schwerpunkte bilden zu können, einen Raum zu nehmen und sich dann mit seinen Systemen wieder disloziert aufzustellen.“
All das ist nicht nur typisch für das Heer zu dem ist die Digitalisierung in erster Line eine Möglichkeit viele Daten zu Verarbeiten, Speichern und zu übertragen (Mittel zum Zweck)
Was der Entscheider und Ausführer jedoch benötigen ist zum richtigen Zeitpunkt das notwendige bewertete Wissen und gerade daran hapert es durch die Informationsflut und fehlende robuste, zuverlässige, versorgbare und verfügbare Technik zunehmend.
Wir haben im Moment noch nicht mal das Personal um die Unterstützung in der Führungsunterstützung für unseren Auftrag zu gewährleisten und jeden Tag wird es schlechter.
Wir benötigen Verfügbares Mat zur Not ein Ackerschnacker.
@Insider und Elahan:
Die 3 Thesenpapiere haben – nach meinem Verständnis – verschiedene Zielgruppen.
Das erste Papier zeigt auf welche Zielvorstellung das Deutsche Heer vom künftigen Krieg hat.
Somit dient es als Grundlage für Konzeption, Planung, Struktur, Personal, Ausbildung und Ausstattung. Somit richtet es sich implizit auch an die Truppe. Aber auch an die anderen OrgBer und die Industrie.
Nach meinen Informationen gab es jedoch bisher keine Vorgabe des Kommando Heer zur Durchführung entsprechender OWB/ UWB auf Verbandsebene.
Es soll sogar Kommandeure der Kampfttruppe geben, die hiervon durch die öffentliche Berichterstattung erfahren haben.
Ob dies in den letzten Wochen verändert wurde, wäre interessant zu wissen.
Wenn bei dem Thema „Wie kämpfen Landstreitkräfte künftig?“ (anders als bei dem von Insider angesprochenen dritten Papier mit anderer Zielgruppe , s.u.) ebenfalls 75% nach 5 min die meisten abschalten würden, würde dies zeigen wie ungeeignet das an einer OWB/ UWB teilnehmende Personal ist. Es geht schlichtweg um die Grundlagen des Dienstes. Also ein grundlegendes Problem mit dem soldatischen Selbstverständnis (mind-set). Dies klingt ja ebenfalls in den Papieren mehrfach an. Richtet sich aber wohl weniger an die Truppe, sondern an die zivilen und militärische Ämterebene.
Das zweite Papier lehnt sich an das erste Papier an und soll offenbar die zentrale Bedeutung des Themas Digitalisierung herausstellen.
Das dritte – hier diskutierte – Thesenpapier richtet sich insbesondere an die Legislative, die politische Leitung des BMVg und an die Bereiche Planung, Ausrüstung und Haushalt.
Somit also an den Verantwortungsbereich beider beamteten Staatssekretäre und in der Folge an den GI, den AL A und den AL HC.
In der Form ein öffentlicher „Frontalangriff“ auf die unter TdM eingeleitete Neuausrichtung der Bw mit dem IPP und CPM (nov.) und der damit verbundenen Schaffung eines Bedarfsträgers (Planung) und der Herabstufung der TSK/ milOrgBer zu Nutzern.
Entscheidend ist also nun wie diese Ideen von der teilweise neuen Leitung und den neuen AL im BMVg und dem Verteidigungs- und insbesondere dem Haushaltsauschuss aufgenommen werden.
Dort gibt es sicherlich jeweils Interessen, die den Ideen des Heeres nicht entsprechen oder sogar diesen entgegen stehen.
Im Kern fordert das Heer eine konsequente Ausrichtung der Verteidigungspolitik auf den verfassungsmässigen Auftrag gem. Art. 87a GG – mit entsprechender Stringenz bis in die Rüstungspolitik. Dem gegenüber stehen erhebliche andere Machtinteressen.
Mich erinnert das Papier etwas an den „Ampel-Bericht“ von GenLt Gudera vor etwas mehr als 15 Jahren. Darin wurde noch nicht so systemisch das Grundproblem beleuchtet, sondern eher das Ergebnis dargestellt (fehlende Einsatzbereitschaft).
Es war aber ebenfalls ein „Manöver des letzten Augenblicke“ oder ganz nach dem Reformator Luther: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“.
Offenbar sieht die Heeresführung keine andere Möglichkeit mehr als die „Flucht nach vorne“.
GenLt Leidenberger verbindet die Arbeit der sehr guten Planer des Heeres mit seinem Namen und dient somit als Rammbock nach außen und Schutzschild nach „oben“ und „unten“.
Man könnte sehr überspitzt von einem „Aufstand des Gewissens“ sprechen. Auch deswegen wird es interessant zu beobachten wie die Leitung des BMVg und der Bundestag das Thema aufgreifen.
Dort liegt nun der Ball – und die Zeit läuft.
Truppen- Trageversuch Schwangerschaftsbekleidung.
2% Betroffene in Uniform sollen es sein.
läuft offenbar noch rasch ab und, beweist Handlungsfähigkeit?
Die mittlerweile in Teilen, sofern überhaupt interessiert, aufgewachte Öffentlichkeit, z.B. durch Vorbehalte beim TORNADO, lässt sich noch ruhig stellen?
Oder ist Presse, auch FAZ, auf Suche nach Erfolgen, mit augenzwinkerndem Unterton?
https://mobile.twitter.com/DerSPIEGEL/status/980738601494372352
Wichtig wäre es zu begreifen, dass hier grundsätzliche Probleme angesprochen werden. Mit der Forderung nach mehr Munition und Funkgeräten ist es nicht getan. Da hat der Herr Generalleutnant schon ganz recht.
Rüstung ist zwar keine Geisteswissenschaft, aber extrem komplex. Diese Komplexität ist ein Fakt und nicht wegzudiskutieren. Beschaffungsvorgänge sind schließlich auch in anderen Länder, in denen jene besser funktionieren kompliziert werden aber konsequent an den Bedürfnissen der Truppe ausgerichtet. Nicht mehr und nicht weniger wird in dem Papier gefordert.
Aber bei den Umstandsuniformen ging doch wohl die Einführung/Beschaffung recht schnell
Es sind mutige Papiere, die das Kommando Heer veröffentlicht hat. Mutig, weil man sich auf eine klare Vorstellung der Zukunft festgelegt hat. Dabei stimme ich dem Papier zu, dass eine notwendige Massierung für den Angriff oder die Verteidigung stets in einer potentiellen Zerschlagung der eigenen Kräfte resultieren kann. Russland hat in Syrien bereits gezeigt, dass es nicht davor zurück schreckt thermobarische Waffen in der Fläche und selbst gegen urbane Räume einzusetzen. Leider wurde damit eine weitere Eskalationsstufe erreicht. Da wir nicht die Masse besitzen (trotz feuchter Träume mancher Denkschulen) und auch nie besitzen werden, bleibt die Frage wie man auf einen solchen Gegner reagiert?
Der im Papier propagierte Ansatz der verteilten Operation erscheint dabei als geeignet, weil er fail safe ist – d.h. der Verlust der Informationsüberlegenheit oder der eigenen Waffenwirkung resultiert nicht in einer .ggf kriegsentscheidenden Zerschlagung der eigenen Kräfte. Auf der anderen Seite erfordert die verteilte Operation eine komplizierte (somit auch anfällige) und möglichst direkte (weil zeitkritische) Orchestrierung des gesamten Ensembles (auch über TSK Grenzen hinweg). Ob die Logistik der Streitkräftebasis in einer solch dynamischen Umgebung noch zukunftsfähig ist, müsste Gegenstand einer ergebnisoffenen Untersuchung sein. Klar ist jedoch auch, dass die bisher gelebten Insellösungen und Waffengattungsdenke vollkommen ungeeignet ist um in diesem Szenario zu bestehen. Die Forderung nach der funktionellen Einheit Brigade, welche iterativ in Bezug auf Digitalisierung, Ausrüstung und Taktik weiterentwickelt wird, ist daher folgerichtig. Bei der Digitalisierung wird es darüber hinaus darauf ankommen, dass die Bundeswehr selbst das Know How für die (Weiter)entwicklung der Systeme besitzt. Dadurch lassen sich die Feedback Schleifen möglichst minimieren und eine dynamische Reaktion auf geänderte Umgebungsvariablen erzielen.
Unter der Prämisse, dass die eben diskutierten Maßnahmen geeignet sind um eine vorzeitige Zerschlagung der eigenen Kräfte zu verhindern, stellt sich weiter die Frage, wie die bedrohliche Massierung der gegnerischen Kräfte rechtzeitig unterbunden werden kann? In diesem Fall gilt es Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Flächendeckende Bombardements mit thermobarischen Waffen sind durch den notwendigen Schutz der Zivilbevölkerung jedoch ausgeschlossen. Wie kann die Wirkungsüberlegenheit also erzielt werden? Wahrscheinlich bleibt dem Westen hier nichts anderes übrig, als in ein breites Portfolio an präziser und weitreichende Suchzündermunition zu investieren (was in den notwendigen Stückzahlen sehr teuer sein wird) und diese Systeme mit einer Flotte überlebensfähiger UAEs zu kombinieren. In den schweren Kompanien eingegliederte NLOS (non line of sight) Batterien auf Basis Boxer oder Wiesel ermöglichen die frühzeitige Zerschlagung bzw. Abnutzung bereits aufgeklärter Feindkräfte. Nochmals reichweitengesteigerte Raketenartillerie mit Viper Strike und GLSDB (Ground-Launched Small Diameter Bomb) ermöglicht die Zerschlagung von gepanzerten Verbänden oder der Kommandoinfrastruktur in die Tiefe des Raums. Gleichzeitig muss die Bewegung des Feindes gehemmt werden. Dadurch wird wiederrum der Einsatz von Sperrmitteln erforderlich. Die baltischen Staaten sind daher wieder in die Produktion und Entwicklung von Panzerminen eigestiegen. Weiterhin liegt eine Forderung über die Entwicklung einer neuen NATO Anti-Invasions-Mine vor (geeignet gegen Fahrzeuge und Personen). Die Diskussion über den Einsatz dieser Mittel dürfte für weit mehr Kontroversen sorgen, als der Einsatz von Drohnen – auch wenn diese neu entwickelten Systeme durch eine Person ausgelöst werden und somit in Übereinstimmung mit der Ottawa-Konvention stehen.
Insgesamt bedeutet das Thesenpapier somit nichts anderes als einen vollkommenen Paradigmenwechsel und einen tiefgreifenden Umbau der Bundeswehr (mal wieder).
@0815 | 01. April 2018 – 22:27
Das mit den Tornados betrifft nicht nur die Bw und ist derzeit (noch) kein Problem. Man muss sich nur mal entscheiden, ob man die alten Jets nachrüsten will oder gleich neue kauft. Das Problem ist, diese Entscheidung müsste dann zügig fallen. Es wird nur von einigen Zeitungen aufgeblasen.
Und die wenige Technik, die Sie in Ihrer Truppengattung brauchen, in allen Ehren. Was hilft Ihnen das, wenn Sie aus allen möglichen Richtungen Feuer bekommen und es nicht bekämpfen können? Weil es von außerhalb der Reichweite Ihrer Simplex-Waffen kommt?
@Georg | 02. April 2018 – 10:18
Zustimmung.
„Unbemannt“ ist noch ein Schlagwort, das mir fehlt. Es führt kein Weg an bewaffneten Drohnen und anderen ferngelenkten Waffensystemen vorbei, die Menge des zur Verfügung stehenden Personals wird weiter schrumpfen.
Ein wenig vorausschauend Planen kann nicht schaden, keiner braucht heute Konzepte von vor 20 Jahren. Das muss deutlich schneller gehen.
„Digitalisierte Landstreitkraäfte“, die mit den zivilen, technologischen Innovationszyklen (Gleichschr)Schritt anstreben um damit die „Wirkungüberlegenheit deutscher Landstreitkräfte“ sicher zu stellen.
Was für ein Bullshit-Bingo !
Rüstungsblitzkrieg 4.0 ?
Vor allem der Begriff „Digitalisierte Landstreitkräfte“ hat bei mir einen spontanen Lachanfall ausgelöst, denn wenn etwas in Sachen „Wirkung“ durch und durch analog ist, dann sind das Landstreitkräfte, insbesondere falls sie quasi „universelle Überlegenheit“ auf dem Gefechtsfeld anstreben – und das ist ja wohl in diesem Thesenpapier die Forderung, denn ich vermag hier keinerlei konkrete militärische, strategische, konkrete Bedrohung, Feindbild etc. pp. zu entdecken.
Wirkungsüberlegenheit als Selbstzweck ? Typische Denkfalle eines Fähigkeitsfundamentalisten, der völlig losgelöst von Strategie, Politik, Auftrag, „Bedrohung“….einfach mal die (m.A..n etwas sehr steile) These aufstellt, dass ohne „Wirkungsüberlegenheit deutscher Landstreitkräfe“ die Sicherheit Deutschlands gefährdet ist.
Der uralte – mittlereile eigentlich längst falsifizierte – Zirkelschluß, dass glaubwürdige Abschreckung nur durch „Wirkungsüberlegenheit“ aka Kriegsführungsfähigkeit der Streitkräfte – möglichst national – erlangt werden kann.
Sehr geehrter Herr General, sie benutzen zwar „moderne“ Terminologie, diese terminologische Verpackung (Sprachschlauch) vermag mich aber nicht dahingehend zu überzeugen dass ich den uralten – mittlerweile höchtwahrscheinlich nicht mehr genießbaren Wein – ihnen „abkaufe“.
Ihre strukturelle Defizitanalyse in Sachen Rüstung teile ich weitestgehend, das ist aber ein „alter Hut“ (oder Helm ?) und als „marinierte“ Zeitzeuge kann ich Ihnen versichern, dass insbesondere das deutsche Heer sich sehr viel Mühe igegeben hat (insbesonder in der Ära Schneiderhan, dass diese defizitären Strukturen sich in der BW quasi verfestigt haben.
Nun also „Vorwärts, zurück marsch, marsch“ ? Ritterliches Denken ? ;-)
Sorry, das war nicht ganz fair, aber ihrer Defizitanalyse fehlt imho ein wesentlicher – heutzutage eigentlich DER strategische Aspekt hinsichtlich der nationalen deutschen „Wirkungsüberlegenheit“ aka Wettbewerbsfähigkeit und das ist eben der demographische Aspekt mit Blick auf Fachkräfte im Bereich Planung/Entwicklung und die deutschlandweite Nachfrage/Angebots-Entwicklung auf der Zeitachse.
Noch ein kleiner Einwurf: Wie bitte wollen sie die kontinuierliche Einsatzfähigkeit und disrutive Innovation von Streitkräften unter einen Hut bekommen ? Klingt für mich nach der Quadratur des Kreises ;-)
Frohe Ostern, und immer daran denken, dass manche Ostereiher – zwar nicht faul – aber etwas „überlagert“ und nicht sehr bekömmlich sein könnten.
Georg schreibt:
> So, nun können die Kämpfer hier im Blog darüber nachdenken, ob dies nur ein
> Thema für „Nerds“ ist, oder ob es auch sie in ihren praktischen
> Einsatzgrundsätzen betrifft!
Oder noch fundamentaler: Schwerpunkte.
Wer alles ein bischen macht macht nichts richtig komplett.
Der Kern der landgestützten Territorialverteidigung sollte aus regionalen Kräften und Fähigkeiten erfolgen und in der Bevölkerung verankert sein. Die Mittel müssen einfach, günstig und zuverlässig sein. Oder in anderen Worten, es braucht keine zehn Leopard 3 Schwebepanzer mit Laserkanone und Goldrand sondern 500 runderneuerte Leopard 2A8.
Alles andere, Marine, Luftraum-Kontrolle, Out-of-Area, Weltraum, DSO, nukleare Teilhabe, Lufttransportkapazitäten – da sollte man ohne Berührungsängste fertige Lösungen auf dem Weltmarkt einkaufen und auch mit fernen Alliierten zusammenarbeiten. Schlicht weil die Personal- und Stückzahlen alles andere nicht rechtfertigen. Sollte dabei in einem Luftwaffenhanger eine kleine einstellige Zahl V-22 oder ähnliche Goldrandlösungen mit Wartungsvertrag und Funktionsgarantie zum stehen kommen dann hat da niemand was dagegen.
@Georg | 02. April 2018 – 10:18
„So, nun können die Kämpfer hier im Blog darüber nachdenken, ob dies nur ein Thema für „Nerds“ ist, “
Welcher Kämpfer hier im Blog hat denn dies in Frage gestellt?
Zunächst möchte ich mich den mahnenden Worten von TW und Georg anschließen. (Ich habe es so verstanden: erst lesen, dann denken und dann schreiben und dabei noch beim Thema bleiben; Korrektur lesen schadet nicht.)
Ich bin dem gefolgt (ich habe ca. zwei Stunden gedacht und schreibe jetzt).
1. Ich nehme Phantomschmerz wahr. Das Heer ist, wie die anderen TSK/milOrgBer auch, seit 2012 kein Bedarfsträger mehr. Das Heer wendet sich mit Initiativen an das Planungsamt oder an die Abt. Planung im BMVg und stellt sein Problem dar. Die Planung macht daraus ein bedarfsbegründendes Dokument.
2. Ich frage mich, ob der übergreifende Ansatz des dritten Thesenpapiers (den ich, obwohl nicht vom Fach, gut und richtig und nachvollziehbar finde), bereits in eine Initiative Eingang gefunden hat. Vielleicht lohnt es sich, diese Initiative mit einer hochrangingen Besprechung zu begleiten und diese „oben“ in die Planung einzuspleißen.
3. Falls es noch keine Initiative gibt, dann kann ich nur empfehlen: Erst arbeiten, später klagen.
4. Das Heer, zumindest ist das mein bisheriger Eindruck, geht mit der Situation, keine Bedarfsträger mehr zu sein, professioneller und geschickter um als Lw und M. Dort klagt man zwar auch, versucht aber das Initiativen-Schreiben mit halbseidenen Telefonaten auf der Bearbeiter-Ebene (z.B. vom jeweiligen Kdo zum BAAINBw) zu umgehen.
5. Aus Initiativen werden bedarfsbegründende Dokumente, daraus werden Lösungsvorschläge, daraus werden Auswahlentscheidungen. Das dauert meist zu lange, meist dauert es so lange, dass ein vernünftiger Projektaufsatz nicht mehr funktionieren kann. Kurz: Bedarfsfeststellung, Bedarfsbegründung etc. sind umständlich und für schnelle Reaktionen auf technische Entwicklungen im richtigen Leben ungeeignet und zu unflexibel. Aber: Steuern ausgeben soll und will gut begründet und ordentlich abgewogen sein.
6. Und jetzt kommt der Punkt, an dem ich dem Papier wieder zustimme. Mit Prozessen, Verfahren, Regelungen etc. (richtig: Haushaltsrecht, Vergaberecht) wird die Bedarfsdeckung so verkompliziert, dass die Fehler, die gemacht wurden, bevor das BAAINBw mit der Arbeit beginnen kann, nicht mehr ausgebügelt und zeitlich nicht mehr ausgeglichen werden können (s.o.: zu wenig Zeit für einen ordentlichen Projektaufsatz). In IPTs tauchen die Bearbeiter aus dem Planungsamt nicht auf, die Kameraden aus der TSK, die den künftigen Nutzer stellt, kommen zwar meist, da sie aber nicht Herren der Forderungen sind, ist ihr Einfluss begrenzt, ebenso wie ihr Mandat und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
7. Ich wiederhole mich: Personalmangel und zu eng bemessene Strukturen im OrgBer A, SASPF u.a.m. führen dazu, dass Verträge nicht in ausreichender Zahl und in angemessener Zeit geschlossen werden (können).
8. Vielleicht ist die Klage des Heeres eine Begleitung des „Projekt[es] Pfeil“ ??(Tagesschau.de vom 23.3.2018) @TW: Vielleicht lohnt sich ein separater Thread, ggf. kann und will der eine oder die andere hier etwas beitragen.
Örgs. War schon klar, dass einige sofort auf die Meldung anspringen, dass es nunmehr Schangerschafts/Umstandsuniformen gibt. Na denn, dann auch mal die begründete Erläuterung, warum die Einführung von Schutzwesten bei der U.S. Army, die auf weibliche Frisuren ausgelegt sind, auch unsinnig ist. usw.
/edit: Damit eine offensichtlich entstandene Unklarheit beseitigt wird: Oben steht was von Schutzwesten der U.S. Army, und hier drunter ein Link zu einem ähnlichen Thema bei der U.S. Air Force:
vgl. https://www.military.com/daily-news/2017/12/06/air-force-unveils-new-maternity-airman-battle-uniform.html
Mit anderen Worten: Die unsinnige Debatte nach dem Muster „die kaufen schnell Schwangerschaftsuniformen, aber keine Waffensysteme“ lassen wir hier bitte.
@TW
ich lese sehr wohl was ich schreibe. Ich durfte schon mehreren Veranstaltungen zu Themen wie Fähigkeitsprofil, MoTiV/MoTaKo, ganzheitlicher Heeresentwicklung usw. beiwohnen.
Den Vortragenden gelingt es in den seltensten Fällen, diese Themen verständlich für die breite Masse darzustellen und es strotzt nur so vor komischen Begriffen und Abkürzungen die keiner versteht. Wenn Sie nach 15min ins Plenum schauen, da sehen Sie ebenenübergreifend alles. Von der Beschäftigung mit dem Handy, über den starren Blick zum Boden bis zum Nickerchen. Und ich kenne genug Soldaten, die ganz offen sagen das sie bei dieser Art von Vorträgen gar nicht mehr zuhören. Und das gilt auch für das Lesen solcher Papiere.
M.M.n. ist das Hauptproblem, das viele Leute auf DP in Ämtern sitzen, weil sie es entweder im Rahmen der Verwendungsbreite mussten oder weil sie es sich bequem eingerichtet haben. Nach zwei Jahren sind die meisten auch wieder weg.
Für meine Person kann ich sagen, das ich zuerst Soldat in meiner TrGattung bin und nicht Rüster / Planer oder sonstwas. Auch habe ich kein Studium, daher muss man so etwas für meine Ebene verständlich machen wenn man mich mitnehmen will. Auf den DP im Amt wurde ich versetzt, weil es keine andere vernünftige Alternative gab.
Wer von mir Wissen zu solch abstrakten Themen erwartet, der soll mich bitte dazu vernünftig ausbilden. Die Frage ist, wer so was machen soll. Es reicht nicht, mir so ein Thesenpapier vorzulegen und den Rest dazu soll ich mir bitte selber erarbeiten. Zumal die höher besoldete Einsicht fehlt ;-)
Und jetzt mal ehrlich. Brauche ich wirklich solche Papiere um Entscheidungen in der Politik herbeizuführen? Wer von den Abgeordneten kann denn damit wirklich etwas anfangen?
Fragen Sie mal, wie viele Soldaten z.B. das Weißbuch gelesen haben. Ich behaupte da bekommen wir keine 25% zusammen. Wäre das nicht wichtig?
Ich habe eine SollOrg und darin steht was ich für meinen Auftrag haben muss. Da brauche ich nur einen Soll/Ist Vergleich machen und dann weiß ich was fehlt. Munition 7,62 war da nur ein exemplarisches Beispiel. (brauche ich übrigens für das MG3 solange ich keine Nachfolgewaffe habe)
@klabautermann:
„Typische Denkfalle eines Fähigkeitsfundamentalisten, der völlig losgelöst von Strategie, Politik, Auftrag, „Bedrohung“….einfach mal die (m.A..n etwas sehr steile) These aufstellt, dass ohne „Wirkungsüberlegenheit deutscher Landstreitkräfe“ die Sicherheit Deutschlands gefährdet ist.“
Wenn sie sich das erste Thesenpapier anschauen und mit der internationalen Diskussion vergleichen, dann kann ich ihre These nicht ganz nachvollziehen.
Die NATO steht vor neuen Herausforderungen in einem sich schnell wandelnden Umfeld (Kriegstheorie, Doktrin, Technologie, etc).
Wenn man die Aufgabe Landes- und Bündnisverteidigung ernst nimmt, dann sind die Überlegungen durchaus in sich schlüssig.
Man muss ja nicht jede Ableitung richtig finden, aber Grundlage der Papiere war unter anderem eine umfassende Auswertung der russischen Pläne und Einsätze.
Oder stört sie eher die Fokussierung auf die Landstreitkräfte? Dann haben sie sicherlich Recht, aber das Heer spricht betrachtet ja bereits die Landstreitkräfte, die mittlerweile 4 OrgBer umfassen (Heer, SKB, ZSan, CIR).
Aus der Deutschen Marine kenne ich keine vergleichbaren Überlegungen bezüglich einer umfassenden Soll/Ist-Analyse.
Der Inspekteur der Marine scheint da eher auf dem Kurs des BMVg zu segeln (siehe Rede letzte HiTaTa).
Es wäre nun am (neuen?) GI alldas in der neuen KdB zu bündeln.
Mal sehen was daraus wird.
Die WELT berichtet – mit Nennung von augengeradeaus.net als Quelle – unter Überschrift „Alarmruf aus der Kommandozentrale des Heeres“ über das obige Thesenpapier.
Dann findet es sich spätestens jetzt in der Presseschau des BMVg und erreicht eventuell auch noch mehr Medienaufmerksamkeit.
Das BMVg wird es aber vermutlich erneut als ein Papier aus dem „nachgeordneten Bereich“ abqualifizieren, dessen Ideen man selbstverständlich umfassend prüft. Löst das Problem zwar nicht, aber bringt die notwendige Zeit von wenigen Tagen bis die Medien ein neues Thema intensiver bearbeiten.
@ch, Memoria
Geht es auch ein büschen weniger subtil-polemisch ? Nur weil die Marine keinen (erz)konservativen Soll/Ist-Vergleich produzier/propagiert heißt das noch lange nicht, dass die Marine den grundgesetzlichen Verteidigungsauftrag nicht „ernst“ nimmt.
Bin mal gespannt ob der neue GI diese drei Thesenpapiere des Heeres dann als neue Konzeption der BW unterschreibt und herausgibt.
Ich hab da meine Zweifel. dass er das tun wird, denn in-sich-schlüssige TSK-Konzeptionen (auch wenn sie als Thesenpapiere verkleidet daher kommen) sind wohl kaum geeignet den Steuerzahler und die Abgeordneten davon zu überzeugen die Streitkräfte schon wieder umzukrempeln.
;-)
Die Lw denkt schon lange darauf herum und Papiere gibt es wohl genügend. Digitalisierung ist dort aber Mittel zum Zweck und in großen Bereichen nur EIN Ergebnis der technischen Entwicklung. Der Zweck ist die Wirkung und die basiert in gegenwärtige und zukünftigen Konflikten auf der vernetzten Operationsführung. Verloren werden die Konflikte aber nicht weil digital oder analog kommuniziert wird, sondern weil man in der Beurteilung der Lage falsche Entscheidungen trifft.
Besser dumme analoge Mun und Kom als gar keine, wir haben in vielen Bereichen für LV/BV KEINE.
http://www.luftwaffe.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmY2NTc5NjQzMjZlNzQyMDIwMjAyMDIw/2007_04_10
@Pio-Fritz | 02. April 2018 – 14:57
Tornado hin oder her. Mir war bei weitem nicht bewusst das es alle Betreibernationen betrifft. Jedoch in der Wahrnehmung ist es immer der DEU Tornado der benannt wird. Falsche Infrarotbeleuchtung im Cockpit etc…
Es würde ja schon genüge getan wenn meine Kommunikation sich nicht nur auf das Spektrum Truppenfunk , (überspitzt) 0.5Watt VHF-FM beschränken würde. Im dümmsten Falle schleppen wir 3 Systeme nebst Batterien mit. Das es anders geht ist ja wohl bekannt. Immerhin, die Generation SEM funktioniert meist zuverlässig, aber nicht State of the Art und wenn es auf die Zusammenarbeit mit RW/FW geht ist Sabat.
Und nebenbei, wenn ich nicht melden kann was ich „sehe“ oder „höre“ ist alles ohnehin Sinnlos ;-)
Ich bin kein Technikfeind, aber die muss funktionieren und vor allem „Anwesend“ sein.
Darum halte ich die gesammten Jubelmeldungen über die geplante Einrüstung von 50 Systemen als Augenwischerei. Der Rest schaut in die analoge TTL-Röhre die auch noch quer durch die Republik gegondelt werden muss um jemanden nach „Sonstwohin“ zu schicken.
Stichwort: Disruptive Innovation von Streitkräften
Angeraten werden sollte die Wahl der Begrifflichkeit „revolutionäre vs. evolutionäre Innovation“. Selbst wenn im Ursprung bei „Disruptive Technologies: Catching the Wave“ die zuvor genannten Bezeichnungen führend geworden sind.
In Bezug auf, nicht nur deutsche Streitkräfte, ist mir aktuell keine Innvovation gegenwärtig, die das Revolutionäre (das Disruptive) zurecht als kennzeichnende Bezeichnung tragen könnte.
Streitkräfte unter Führung von Protegierten oder auch im Bewährungsaufstieg Reüssierten bzw. der Anciennität folgend, neigen zur Vorsicht in ihren Entscheidungen. Symptomatisch wird sich dies Verhalten immer bei Sreitkräften im Friedensbetrieb darstellen. Als Friedensbetrieb der gegenwärtigen Bw möchte ich dabei gern den Grundbetrieb UND den Einsatz verstanden wissen wollen.
Der Revolutionäre, der unkonventionelle Kopf eckt an, fällt unangenehm auf: „Wer keine Fehler macht, wird befördert“.
Ganz anders im Krieg im Verständnis von „Der Krieg ist der Vater aller Dinge (und der König aller …; Heraklit)“
Wirklich Revolutionäres Denken bricht sich ausschließlich im Krieg Bahn und setzt sich dabei – nicht immer – durch.
Beispiele:
– Die (britische) Innvation der Panzerwaffe zur Überwindung der starren Fronten im Westen
– Die (britische) Radartechnologie gegen die deutsche Luftwaffe
– Die (deutschen) V-Waffen zur Verlustminimierung der Bomber gegen England.
Alles dies wäre sicherlich irgendwann entwickelt worden, aber eben wesentlich später: Dann bliebe noch die Frage, würde dies Neue auch eingeführt werden? Hätte ein Wernher v. Braun die erhaltenen Mittel auch dann in bekanntem Umfang verfügbar gehabt, wenn die Luftwaffe nicht nur in Coventry erfolgreich gewesen wäre? Ich verneine dies.
So diese These zutrifft, kann von den Verfassern im KdoH Revolutionäres nicht erwartet werden. Deutsche Generalität denkt und handelt EVOLUTIONÄR, zumal im Frieden und unter vorherrschenden gesamtpolitischen Rahmenbedingungen.
Die Bundeswehr hatte 1995 zu meiner aktiven Zeit das SEM52 SL, die Truppe hat es noch immer. Es arbeitet im VHF-Band und ist nicht geschlüsselt.
Die amerikanische Firma „Harris Communication“(harris.com) bietet Multiband-Handfunkgeräte(Harris Falcon III AN/PRC-152A) an, die arbeiten im VHF, UHF, SATCOM-TX, SATCOM-RX, mit GPS, GLONASS, Satverbindung und Satdatenübertragung(870 MHz) ohne Dockingstation. Desweiteren ist jedes Gerät mehrfach verschlüsselt, einfach nur einmal das DATASHEET ansehen.
Die aktive Truppe hat mit dem SEM52 SL leider den LETZTEN DRECK!!!
Hmm, ich schau mal schnell nochmal in den Einigungsvertrag. Was steht da zum Thema Beschaffung / Rüstung. Aha…. Da war was (könnt ihr ja nochmal nachlesen) Das am Gründonnerstag erschienene Papier ist „zufällig“ am Gründonnerstag erschienen. Was ein Zufall!
Es zeigt die Kluft zwischen Rüstung und dem Nutzer. Es war ja auch kein Geheimnis.
Was das Papier aber nicht ausführt sind die Probleme die sich im Bereich Rüstung / Beschaffung auftun, wenn man tatsächlich nach (dem tollen) CPM beschaffen will!
Da schließt sich der Kreis: CPM ist politisch gewollt und vom Ministerium abgesegnet und genau die beschweren sich, dass es nicht läuft bzw. lassen andere bellen….
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Fehlerteufel: streiche Einigungsvertrag setze Koalitionsvertrag
@klabautermann | 02. April 2018 – 17:09:
Es geht ja nicht darum, dass der GI diese Papiere unterschreibt, sondern darum, dass es eine ehrliche Bestandsaufnahme gibt.
Streikräftegemeinsam oder gar bundeswehrgemeinsam kann ich hier aktuell nicht erkennen, dass die Probleme bisher wirklich adressiert werden.
Aber nun kommt ja eine neue Führungsmannschaft und zumindest ich habe die Hoffnung nicht verloren, dass die Dinge in nächster Zeit anders angepackt werden.
Memoria 11:36 und Rüstungsfritze 16:10 Zustimmung in allen Punkten! Woody, TW: Ja, renitent ist vielleicht zu hart. Aber es hat schon irgendwie alles einen faden Beigeschmack. N.m.K hat Sts Suder und BM von der Leyen in viel fachlicher Überzeugungsarbeit versucht, in Sachen HH-Recht und Vergaberecht schnell Vereinfachungen für den Rüstungsbereich umzusetzen. Leider sehe ich aber aktuell wieder nur den Prüfauftrag im Koalitionsvertrag. Ich lass mich aber gerne positiv überraschen. Daher finde ich dieses Thesenpapier sehr positiv, damit hoffentlich im politischen Raum der notwendige Handlungsdruck entsteht
@RKiesewetter
„Das ist kein „Alarmruf aus der Kommandozentrale des Heeres“, sondern eine kluge, nüchterne Analyse so, wie man sie von loyalen Offizieren erwartet. Ich hoffe, die IBuK weiß das zu schätzen und bessert weiter nach“!
Die Heeresführung rechnet demnach mit der Rüstungsbeschaffung ab, nach sicherheitspolitischen Herausforderungen zuvor. Kiesewetter muss wissen, was dabei zu hoffen steht.
@ KPK
Zitat: „In Bezug auf, nicht nur deutsche Streitkräfte, ist mir aktuell keine Innvovation gegenwärtig, die das Revolutionäre (das Disruptive) zurecht als kennzeichnende Bezeichnung tragen könnte.“
Eine ganz klare disruptive Technologie war die Einführung des Smartphone von Apple vor 11 Jahren. Zusammen mit dem Handy-Netz, dass selbst in Tibet flächendeckend vorhanden ist, hat man weltweiten Informationszugang, kann von einer Überwachungsstation den groben Standort der Funkzelle (Smartphone) feststellen und mit Hilfe des eingebauten GPS-Empfängers im Smartphone die exakte Position ermitteln und automatisiert dem Gefechtsstand übermitteln.
So nun kann man überlegen, was diese disruptive Technologie für die Armee und für die Kriegsführung bedeutet.
Was bedeutet es also wenn der Führungsgefechtsstand die exakte Position der eigenen Kräfte jederzeit auf einem Lagebild am Bildschirm sieht und der Führer im Gefecht jederzeit per schriftlicher SMS-Mitteilung oder per Whats-App Technologie schriftliche Anweisungen erteilen und schriftliche Meldungen von jeder einzelnen Kraft abfordern kann?
Die Vorstellung, die man vor 13 Jahren im Jahre 2005 von „Netric Centric Warfare“ entwickelt hat und als hochmoderne Steuerungsfunktion der verbundenen Kräfte im Gefecht propagierte haben im Prinzip heute die Taliban mittels Smartphone und Netzabdeckung zur Verfügung.
Was ändert sich durch diesen Umstand für die eigenen Operationsführung ?
Wie müssen die Strukturen der eigenen aufgestellten Verbände durch diese technische Neuerung verändert werden ?
Was bedeutet dies für die Geschwindigkeit der Aufklärungsergebnisse, deren Zusammenführung (sensor fusing) und der Entscheidung?
Wie verändert sich dadurch der Faktor Zeit für einen Überraschungsangriff und wie stark verkürzt sich die Zeit bis eigenen Operationen vom Gegner entdeckt und wirkungsvoll bekämpft werden können ?
@ Klabautermann… wie bitte sollen wir diesen Gedanken denn verstehen : „Wirkungsüberlegenheit als Selbstzweck ? Typische Denkfalle eines Fähigkeitsfundamentalisten, der völlig losgelöst von Strategie, Politik, Auftrag, „Bedrohung“….einfach mal die (m.A..n etwas sehr steile) These aufstellt, dass ohne „Wirkungsüberlegenheit deutscher Landstreitkräfe“ die Sicherheit Deutschlands gefährdet ist.“
Hmmmm … also auch wenn ich schon eine Weile nicht mehr aktiv bin, so erscheint mir dennoch „Wirkungsüberlegenheit“ nicht als Selbstzweck, sondern als das A + O dessen, was eine Armee auf dem Gefechtsfeld besitzen möchte. Ansonsten wird es nämlich unschön – vor allem für die Soldaten. „Strategie, Politik, Auftrag“ etc etc sind ohne überlegene Kampfkraft nur noch nette Worthülsen, und ggf. kann man sie auf den Grabsteinen derer einmeisseln, die keine „Wirkungsüberlegenheit“ auf ihrer Seite hatten.
IMHO sind die Überlegungen des Thesenpapiers folgerichtig. Nicht die wortwörtliche Befolgung (durchaus wandelbarer) Beschaffungsrichtlinien aller Art ist der Zweck einer Armee, sondern deren Durchsetzungsfähigkeit und Überlegenheit im Gefecht.
Georg | 02. April 2018 – 20:03
bzgl. NetOpFü – Wenn man sich selbst nicht auf das Niveau des Gegners heben kann muss man dafür sorgen, dass er genau so schlecht ist. Blöd nur wenn die zivile Infrastruktur humanitäre Einrichtungen davon abhängig sind.
Grashüpfer | 02. April 2018 – 19:29
Ein Teil davon wurde bereits früher versucht. Bisher erfolglos. Die stets süffisanten Nachfragen warum die Bw denn mehr Haushaltsmittel benötige, obwohl sie oft nicht alles verausgabe lässt tief blicken. Entweder nutzt man diesen Umstand um der Regierung politisch eins auszuwischen oder man hat das Thema nicht verstanden. Beides ist nicht sehr schmeichelhaft.
@Memoria/klabautermann
Was das Konzeptpapier (nicht das aktuelle) zum Bodengefecht wert ist wird man bei den Arbeiten zu MGCS und CIFS (Main Ground Combat System / Common Indirect Fire Systen) sehen. Bzgl. der Demographie – für Landesverteidigung in der jetzigen Situation nicht so kritisch für Bündnisverteidigung aber definitiv. Wir brauchen ja keine Masse um ein anderes Territorium zu halten. Wenn man als Abschreckungsmaßnahme aber Gegenbedrohung aufbauen will oder aber im Rahmen einer bereits laufenden Kampange Land nehmen will um Verhandlungsmasse für einen „Rückzug auf alte Grenzen“ zu erreichen wird es kritisch. Hängt aber auch stark davon ab wie wohlgesonnen einem die Bevölkerung ist. Bzgl. der möglichen Konfliktplätze sehe ich uns da etwas im Nachteil.
@Woody
„Die stets süffisanten Nachfragen warum die Bw denn mehr Haushaltsmittel benötige, obwohl sie oft nicht alles verausgabe …“
Das läßt sich doch recht einfach haushalterisch begründen. Keine Lieferung, kein Mittelabfluß.
@Woody
„Bzgl. der Demographie – …“
Die nächsten symmetrischen Konflikte werden tatsächlich 24/7 ohne Ruhepause geführt werden, mit einer 3D Bedrohung (small UAS, u.a.).
Da ergibt sich die Durchhaltefähigkeit schon aus der Zahl der PAX. Oder stellen wir nach einer Woche schon ein? Ohne Verluste?
@Georg
„….hat man weltweiten Informationszugang, kann von einer Überwachungsstation den groben Standort der Funkzelle (Smartphone) feststellen und mit Hilfe des eingebauten GPS-Empfängers im Smartphone die exakte Position ermitteln und automatisiert dem Gefechtsstand übermitteln.“
Das funktioniert prima wenn es sich im kriminellen Umfeld (AFG/Mali) nicht zwingend bei LV/BV, denn was die eigenen Kräfte können, kann der Gegner ggf auch.
@ Insider | 01. April 2018 – 23:08
„Ich würde mir lieber ein Papier vom KdoH wünschen in dem steht:
Sehr geehrte Damen und Herren im Verteidigungsausschuss. Dem Heer fehlen Stand 01.04 2018 aktuell:
xxxx Sturmgewehre
xxxx IDZ Austattungen
xxxx Schuß 7,62mmx51
xxxx Dingo
xxxx Leopard 2
xxxx Funkgeräte Typ…
u.s.w.“
Sorry, aber mit derselben Logik können Sie auch Pferde für die Kavallerie als „fehlend“ bewerten. Nur nach aktuellem „Soll-Ist“ zu rüsten führt dann zum selben Ergebnis wie die polnischen Kavallerie-Attacken von 1939…
@Woody:
Sehe ich genauso. Insbesondere MGCS ist für mich ein Vorhaben, dass genau den richtigen Katalysator-Effekt haben kann. Dafür bedarf es aber planerischen Mut und teilweise auch Pragmatismus, eine klare Schwerpunktsetzung bei FEE und insbesondere eine starke Einbindung von innovativen Komponentenherstellern – auch außerhalb der Rüstungsindustrie.
Aber auch hier bin ich sehr optimistisch, da man aktuell wohl auch hier neue Wege gehen will.
Es muss dann „nur“ noch mit den militärischen und industriepolitischen Vorstellungen in Frankreich zusammenpassen.
@ Elahan
Zitat: „Das funktioniert prima wenn es sich im kriminellen Umfeld (AFG/Mali) nicht zwingend bei LV/BV, denn was die eigenen Kräfte können, kann der Gegner ggf auch.“
Ja gerade weil sowohl ein technisch unterlegener Gegner (wie die Taliban oder die Auständischen in Mali) als auch ein gleichwertiger Gegner in Landes- und Bündnisverteidigung diese Technologie zur Verfügung haben, muss man fragen wie diese Technologie die Einsatzgrundsätze verändert. Das Handynetz z.B. in AFG abschalten funktioniert ja wohl nicht (außer nachts wenn die Taliban auf die kommerziellen Betreiber Druck machen).
Siehe dazu die Prämisse im ersten Thesenpapier „Wie kämpfen Landstreitkräfte zukünftig ?“
Also die schnelle Schwerpunktbildung der Kräfte und anschließende Disloszierung a la „Hit and Run“ um dem Gegenschlag der gegnerischen Artillerie zuvorzukommen ist ein Mittel der Wahl. Dazu kommt es auf die Geschwindigkeit in der Verlegung, der Geschwindigkeit bis zum Feuerkampf und auf die Geschwindigkeit der darauffolgenden Dislozierung an.
Überall wo „Geschwindigkeit“ darauf steht, ist neben der Mobilität der Systeme und der Truppenteile vor allen Dingen die zeitliche Verkürzung des Zyklus von Aufklärung zu Wirkung mit der Befehlsgebung von oben nach unten verbunden, mithin kann man von der Digitalisierung im Gefecht, bzw des Gefechtsfeldes sprechen.
@Fussgaenger
Die aktuelle Soll/Org bildet doch das ab, was wir bis ca. 2025 brauchen und was auch mit derzeit laufenden Initiativen und Beschaffungsvorhaben abgedeckt werden soll. Es wäre schön wenn wir erst einmal die Gegenwart in den Griff bekommen und damit einen brauchbaren Ist Zustand erreichen würden.
Ich habe das in meinem Beispiel bewusst überspitzt und plakativ dargestellt.
Mir ging es darum darzustellen, das diese ganzen Thesenpapiere, Impulse, Konzepte, Leitlinien, Portfolioanalysen etc. mittlerweile ein esoterisches Ausmaß erreicht haben und auf vielen Ebenen nur noch einfach zur Kenntnis genommen, aber nicht gelesen und im Sinne des ganzen umgesetzt werden.
Mimimiiii, nun beklagen sich laut Artikel der WELT die Beamten der Bundeswehr bezüglch der fortschreitenden Militarisierung der Verwaltung. Gerade der Rüstungsbereich sei Kernkompetenz der Kollegen. Es scheint bei einigen Beamten immer noch ein sehr ausgeprägtes „Kastendenken“ zu geben. Aber vermutlich geht es dem VBB mehr um Posten für Spitzenbeamte als um die Organisation Bundeswehr. Gut, dass dieses Thema nur einige lebensältere ‚zivile Verkrustungsfetischisten’ umtreibt, sonst würde es sich im Sinne des o.g. Papiers sicher nicht positiv weiterentwickeln.
Nebenbei, heute hörte ich im BMVg, dass Gen Leidenberger noch dieses Jahr in den Ruhestand versetzt werden soll. Man muss wohl nur noch die Folgekette fixieren. Schade, wieder ein GUTER weniger.
@Memoria
grundsätzlich Zustimmung bzgl. MGCS
Was mich entmutigt ist die Tatsache, dass wir was sie geschrieben uns auch alle schon mal bei IDZ zugerufen haben.
Mut. Pragmatismus. Planung. Zukunft. naja…
Das Problem ist aber (wie schon vor 16 Jahren) dass wir jetzt(!) Lösungen brauchen. Das letzte mal, als wir pragmatische „schnelle“ Lösungen auch in Masse bekamen, war als die ersten Särge aus Afghanistan ankamen.
Ich möchte mal erleben, dass wir es diesmal früher hinbekommen.
Die Bundeswehr behindert sich in ihren Beschaffungsvorhaben durch überzogene Forderungen oft selbst. Das kostet Zeit und Geld. So wird in vielen Projekten z.B. die IEC 61508 „Funktionale Sicherheit“ gefordert und angewendet, obwohl diese in ihren Ausführungsbestimmungen nicht für militärische Güter gilt. Die Anwendung dieser Norm erfordert einen sehr hohen Dokumentationsaufwand, der in größeren Projekten Jahre und Millionen kosten kann. Da fragt man sich, was soll das? Wahrscheinlich ist es dem „Hintern-an-die-Wand-Bringen“ geschuldet.
@Georg
Das sind Allgemeinplätze und galt schon für die alten Germanen.
Am Ende zählt die Wirkung und da haben wir viele Beispiele der Gegenwart, dass es um Kämpfer und Mun geht. Bzgl Führung ist der Kontakt wichtiger als die theoretisch vorhandenen High-Tech Lösungen.
Evtl verstehen sie mich auch falsch, es geht mir nicht um das Schlechtreden der Digitalisierung, es geht um den Umgang mit Ihr und den Plan B.
Man muss gedanklich auch unterscheiden zwischen Datenverarbeitung und Datenkommunikation. Bei der Komm ist grundsätzlich die Hardware (SollAuss und Störsicherheit) der Engpass bei der Verarbeitung die Software (Aktualität und ausreichend Personal). Ja es gibt Grauzonen und Schnittstellen.
Richtige gesicherte Information, zu Wissen generiert, zum richtigen Zeitpunkt ist meist wichtige als möglichst schnell viel Information zu bekommen.
Am Ende muss Sie Analog in den Kopf über Auge oder Ohr und da liegt der beschränkende Faktor. Aber wichtig ist, dass überhaupt was ankommt.
Holzi | 03. April 2018 – 11:22
„Nebenbei, heute hörte ich im BMVg, dass Gen Leidenberger noch dieses Jahr in den Ruhestand versetzt werden soll. Man muss wohl nur noch die Folgekette fixieren. Schade, wieder ein GUTER weniger.“
Hörte ich auch schon. Er ist Jahrgang ´58. Ohne Worte.
Wer nervt, der fliegt – mit dieser Handlungsmaxime wird die Ministerin nicht erfolgreich sein. Zu groß ist die Unzufriedenheit in der Truppe.
Wie viel Ablehnung und Widerstand verträgt ein IBuK?
Ich prognostiziere: das werden harte Jahre für das BMVg.
«Progress» und «process» – im Englischen klingen die beiden zum Verwechseln ähnlich, und viele Leute machen keinen Unterschied zwischen diesen Wörtern. Das ist falsch: Prozesse müssen nirgends hinführen, und sie können schrecklich schiefgehen. Leider fehlt den heutigen Westlern das Bewusstsein dafür. (NZZ)
Leider leben heute im Irrtum, dass der digitale Fortschritt in allen Bereichen eine Verbesserung bringt, doch das ist nicht immer so und selbst die fortschrittlichsten Journalisten machen sich ihre Notizen von Hand auf Papier.
Viele sind im Glauben, dass High-Tech auf geradlinigem Weg zu mehr Schlagkraft führt und blenden dabei aus, dass Verfügbarkeit, Einsatztauglichkeit, Ressourcen, Erfahrungen, Kooperationen, Interessen, pol Entwicklungen, die Menschen den «Prozess» begleiteten.
Oft genügt bei militärischen Fragen genau zu beobachten was die potentiellen Gegner machen und dabei muss man nur besser sein und besser bedeutet nicht moderner, sondern schlagkräftiger, flexibler und raffinierter zu sein. Dabei ist gute Führung mit klugen und zielführenden Entscheidern ausschlaggebender als viel modernes Mat (evtl nicht verfügbar).
Gebt den mili Führenden wieder die Gesamtverantwortung über ihre unterstellte Bereiche und die erforderliche Ressourcen um ihren Auftrag erfüllen zu können.
@ Elahan 13:01 Uhr
Am Ende eines „Prozesses“ steht immer die Wirkung. Dies sehe ich auch so !
Die Frage ist aber wie schnell und wie sicher und wie präzise wird die Wirkung erzielt. Da gibt es erhebliche Unterschiede zwischen „analog“ und „digital“.
Das wir, d.h. die Bw mit ihrer alten analogen Funkgerätefamilie SEM_xxx nicht mehr mithalten kann ist wohl klar.
Dass man digitale, verschlüsselte Kommunikationsfähigkeiten benötigt, steht wohl ausser Frage. Das die Datenverarbeitung zur Lageerstellung schneller werden muss ist wohl auch klar. Unsere alten Nassfilm Aufklärungstornados waren ja auch einfach zu langsam für die heutige Zeit. Ein umfassendes Lagebild in kurzer Zeit zu haben ist ein ziemlich großer Vorteil. Wenn dann die Wirkung, d.h. die Waffen noch punktgenau eingestetzt werden können, dann ist alles klar.
Ab die Waffen analog von Menschen am Boden oder digital von Menschen über bewaffnete Drohnen ausgelöst werden ist mir egal, schneller und präziser sind ist jedoch der Drohnenschlag.
Also all die Fähigkeiten, die Sie genannt haben sind gut und richtig. Sie können jedoch z.B. einen Zeitverlust von Aufklärung zu Wirkung von z.B. einer halben Stunde nicht ausgleichen. Deshalb führt an einer Digitalisierung des Schlachtfeldes in der Zukunft kein Weg vorbei ! Dies kann man mögen oder auch ablehnen, kommen wird es auf jeden Fall in der Zukunft.
PS: Als kleine Analogie, wer bestimmt heute noch sein Position im Gelände mit einer Kreuzpeilung mit Karte und Kompass, nachdem es GPS flächendeckend gibt ?
Zu langsam und in die falsche Richtung. FAZ springt sowohl Bartels auch Leidenberger bei. Ausdrücklich mit Bezug zu AG.
Die im Papier des Heeres vertretene Auffassung wird in FAZ besonders geteilt.
Aufmacher:
„Die Kritik am Zustand der deutschen Streitkräfte reißt nicht ab. Ein Thesenpapier warnt: Der Kurs des Verteidigungsministeriums, um die Bundeswehr besser auszurüsten, sei falsch“.