Türkische Operation gegen Kurden in Syrien: Einsatz von Leopard-Kampfpanzern offiziell bestätigt
Fürs Protokoll: Die zurückhaltenden Aussagen der Bundesregierung zu der Frage, ob die Türkei bei ihrer derzeitigen Operation gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien auch von Deutschland gelieferte Kampfpanzer des Typs Leopard 2A4 einsetzt, haben sich erledigt. Die Türkei selbst hat den Einsatz dieser Panzer bestätigt, wie Reuters am (heutigen) Montag berichtet:
“Nach Angaben der türkischen Regierung finden aus Deutschland gelieferte Leopard-2A4-Panzer im Rahmen der am 20. Januar 2018 begonnenen Operation ‘Olivenzweig’ der türkischen Streitkräfte Verwendung”, heißt es in einem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums an den Bundestag, der Reuters am Montag vorlag. “Erkenntnisse zu konkreten Einsätzen liegen der Bundesregierung nicht vor.”
Das ist zwar wenig überraschend, aber immerhin eine offizielle Bestätigung. Für die Frage, ob die von der Türkei gewünschte Nachrüstung dieser Panzer von der (geschäftsführenden) Bundesregierung genehmigt wird, spielt sie inzwischen allerdings aktuell keine Rolle: Diese Entscheidung, so hatte Außenminister Sigmar Gabriel angekündigt, soll erst von einer neuen Bundesregierung getroffen werden.
Ehrlich gesagt finde ich es völlig irrelevant ob die Türkei Leo2 dort einsetzt, schliesslich gehören die Panzer der Türkei, die damit prinzipiell machen kann was sie will. Und damit sind es auch keine „deutschen“ Panzer die in Syrien fahren, wie man hier und da in der Presse lesen konnte. Und wer hätte schon ahnen können, das die Türken Waffen die sie kaufen auch mal einsetzen ohne den Verkäufer zu fragen ob ihm das auch recht ist…
Das einzig interessante ist, aus meiner Sicht, wie sich das Material denn unter Kriegsbedingungen so schlägt, obwohl sie nicht optimal eingesetzt werden.
Sehe ich ähnlich wie Hase. Die meines Wissens nach einzige Bedingung die die deutsche BuReg der Türkei damals gemacht hat, als sie die Leopard 2 abgegeben hat, war dass sie bei einem eventuellen Weiterverkauf der Panzer die Genehmigung der BuReg einholen muss. Bei der Abgabe der Leopard 1 in den 90ern war das übrigens noch anderst. Diese Abgabe war mit der Bedingung verbunden, dass die Panzer nur im Rahmen von NATO-Artikel 5 eingesetzt werden dürfen.
@Hase
Aus kaufmännischer Sicht, ja.
Allerdings sind in MENA derzeit sicherheitspolitische Überlegungen bestimmend. Dass die TUR mit ihren, also türkischen KPz anstellen kann was sie will, trifft in Bezug auf Leo 2 zwar zu, war bei Leo 1 Lieferungen allerdings schon einmal gegenteilig beschieden. Kohl hatte diese in Zusammenhang mit damaligen Operationen gegen Kurden bereits einmal verhindert.
Das Gesamtbild der Lage Türkei-Syrien-Irak-Iran-Kurden ist zu komplex, bei Berücksichtigung ureigenster deutscher Interessen, als dass hier unter Nutzung in DEU produzierter Waffen von „irrelevant“ geurteilt werden darf. Die wechselseitigen Abhängigkeiten, fast Imponderabilien, sind derart diffizil, dass möglich „gegnerische“ Reaktion bei eigener Aktion vorausgedacht werden muss. Letztlich sind alle Berliner Akteure dem Wohl Deutschlands verpflichtet.
Beim Stichwort Iran muss nebenbei bemerkt sofort weiter gefolgert werden zu dessen „Nicht-Beziehungen“ zum KSA und beiderseitiger Konfrontation im Jemen unter Einbindung von Proxy-Gruppierungen auf beiden Seiten.
Die „nicht optimale“ Verwendung der KPz ist durchaus schmeichelhaft., benannt, was hier in anderen Fäden bereits andiskutiert worden war.
Regt sich eigentlich etwas in Italien, weiß das jemand?
Die T-129 Kampfhubschrauber sind keine türkische Entwicklung, da steckt sehr viel Technik und KnowHow aus Italien drin, basiert er doch auf dem Agusta A129 Mangusta.
http://aa.com.tr/en/middle-east/turkeys-t-129-helicopters-hit-pyd-pkk-targets-in-afrin/1040814
Die Empörung über die Folgen eines Waffengeschäftes kann ich auch nicht nachvollziehen, da die Folgen anderer Entscheidungen aus Berlin einfach komplett ausgeblendet werden.
1. Die BRD hat genehmigt, dass Waffen an einen NATO Partner geliefert werden
2. Alle NATO Partner haben sich im NATO Vertrag verpflichtet bestimmte Regeln einzuhalten.
3. Die Türkei bricht mit dem Angriff auf ziv Dörfer diese Regeln.
4. Ja, auch andere Staaten haben dies getan, ist aber kein Rechtfertigungsgrund.
5. Was macht die Bundesregierung/NATO?
6. Die Werte der NATO werden verramscht und dies spielt der Argumentation Putins in die Hände.
7. Sollte die NATO ihre Wertegrundlagen nicht mehr verteidigen muss die Bundesregierung die Schlussfolgerung ziehen.
8. Auch eine EU ohne NATO kann mili abschrecken wenn man es will.
9. Die USA entwickeln sich mit ihrer China/Russland/Iran/N-Korea Politik eher zu einem Partner welcher EU/NATO ggf mili fordern wird, was sind die Szenarien?
10. Was ist die Position der EU zur Kurdenfrage und was folgt daraus?
@ elahan
„3. Die Türkei bricht mit dem Angriff auf ziv Dörfer diese Regeln.“
was sind „zivile dörfer“?
wenn sich ein militärischer gegner in einem „zivilen dorf“ aufhält ist er dort kriegsvölkerrechtlich legales ziel militärischer bekämpfung. Sofern die maßnahmen nicht “ grob unverhältnismäßig zum angestrebten militräschen erfolg sind“ ist auch die inkaufnahme von kollateralschäden durch die Genfer Konventionen gedeckt.
man kann sich gerne über die prinzipielle Einsatzgrundlage streiten, so srestriktiv wie hier einige meinen sind die kriegsrechtlichen regeln aber nicht.
analoges gilt selbstvertändlich auch für den einsatz deutscher Verbände.
@Hase :
Danke, volle Zustimmung.
@Hase: Sicher, aid rein mil. Sicht richtig. Aber dennoch, der Begriff Hybrid War lehrt die psychologischen Aspekte.
Der Kampf um Herzen und Gesinnung der Parteiem macht uns da als Verkäufer zu einem ungewolltem Kollateralschaden durch Querschläger.
Und zwar in doppelter Hinsicht: Durch falsche Verwendung ( keine PanzGren und Stellung in unvorteilhaften Terrain) durch TU. Hinzu durch die Bilder welche einen Angriffskrieg/Agression gegen Afrin belegen sollen.
Keine Erkenntnisse zu Leopard 2 A4 in Afrin, stv RegSpr Michael Henjes
https://youtu.be/fqouAWVJ87w