Die Lage in Kunduz: Da gibt’s ein Delta

Verglichen mit anderen Regionen Afghanistans ist die Lage im Norden des Landes vergleichsweise ruhig, auch wenn es dort ebenso wie in anderen Landesteilen immer wieder Anschläge gibt und vor allem rund um die Provinzstadt Kundus anhaltende Auseinandersetzungen mit den Taliban.

Allerdings verblüfft mich derzeit ein wenig die doch sehr unterschiedliche Lagebeurteilung für Kundus von Seiten der Bundeswehr (und vermutlich auch der NATO-geführten Resolute Support Mission) und der zivilen Seite aus Bewohnern und Medien in dieser Region.

Wie die afghanische Nachrichtenagentur Khaama am (heutigen) Sonntag berichtet:

Security forces in the Imam Sahib district of northern Kunduz province say they are not allowed to launch an operation against the Taliban for unknown reason.
Imam Sahib, one of the insecure districts of Kunduz, where an offensive was conducted by security forces 20 days back. Several areas of the district were cleared of Taliban. (…)
A resident of the locality, Haji Gul Mohammad, confirmed several areas that had been under Taliban control for three years had been retaken by the security forces.

Dabei gibt’s doch in dieser Gegend nichts zu sehen, bitte gehen Sie weiter, berichtete das Verteidigungsministerium vergangene Woche den Bundestagsabgeordneten:

In der Provinz Kunduz erfolgt die Operationsführung der ANDSF aktuell auf niedrigem Niveau. Hier hat das seit November 2016 gültige Sicherheitskonzept der ANDSF für das Stadtgebiet Kunduz und Umgebung gegriffen und für weitgehende Sicherheit und Stabilität in diesem Raum gesorgt.

Irgendwo ist da doch ein Delta (umgangssprachlich: eine gewisse Differenz) in diesen beiden Beurteilungen. Wobei ich einem Anwohner schon zugute halte, dass er vermutlich weiß, wie lange sich die Taliban in seinem Dorf gehalten haben.