Neueste Fregatte der Marine muss vor Übergabe erneut in die Werft (Neufassung)

Das neueste Schiff der Deutschen Marine, die Fregatte Baden-Württemberg, muss vor der Übergabe an die Bundeswehr zu Nachbesserungen Anfang kommenden Jahres erneut in die Werft. Das Typschiff der Fregatten der F125-Klasse wird damit mehr als drei Jahre später als ursprünglich geplant an die Streitkräfte ausgeliefert. Verteidigungsministerium und Marinekommando bestätigten am (heutigen) Freitag im Kern einen entsprechenden Bericht der Kieler Nachrichten. Die Industrie erklärte dazu, bei einem solchen Großprojekt ließen sich Verzögerungen nie grundsätzlich ausschließen.

Die Marine hatte in diesem Jahr mit der Erprobung der Baden-Württemberg begonnen. Dabei wurden Probleme sowohl auf der schiffbaulichen Seite als auch mit dem gesamten elektronischen Einsatzsystem, vor allem dem Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWES), festgestellt. Die technischen Fehler sollen ab dem 19. Januar bei der Werft Blohm+Voss in Hamburg behoben werden; eine Dauer der veranschlagten Werftliegezeit wollte die Marine nicht nennen.

Die Stellungnahme des Verteidigungsministeriums dazu:

Die neue Fregatte F125 „Baden-Württemberg“ befindet sich seit Juli 2017 in der Erprobung, sie ist noch nicht an die Bundeswehr übergeben. Während dieser Erprobung testest eine Besatzung der Marine das Schiff auf See. In dieser wichtigen Phase zeigt sich, ob das Schiff von der Industrie abgenommen werden kann. Einige Tests verliefen nicht erfolgreich. Ab dem 19. Januar ist deshalb zur Fehlerbehebung eine längere Liegezeit des Schiffs bei der Industrie geplant. Da für diese Zeit die Besatzung der Marine, die das Schiff derzeit fährt, nicht mehr benötigt wird, geht sie daher von Bord und das Schiff wird auf Werftflagge zurückgeflaggt. Das ist eine gängige Praxis.

Bereits im Rüstungsbericht im Herbst 2016 hatte das Verteidigungsministerium eine Verzögerung von 30 Monaten bei diesem Projekt beklagt – und war damals noch von einer Ablieferung der ersten von vier F125-Fregatten im Mai 2017 ausgegangen. Zuvor hatten Bauprobleme wie eine fehlerhafte Brandschutzbeschichtung und falsch gezogene Kabel bereits für eine erhebliche Verzögerung gesorgt. Nunmehr ist die Auslieferung, also die Übergabe der Baden-Württemberg an die Marine, für das Jahr 2018 geplant, und es dürfte wohl eher zur Jahresmitte der Fall sein.

Das Unternehmen ThyssenKrupp, Generalunternehmer für die Fregatten, nahm zu der Verzögerung ebenfalls Stellung:

Bei der Fregattenklasse 125 handelt es sich um ein neukonzipiertes, technisch anspruchsvolles Schiff mit höchst komplexen Neuentwicklungen – inklusive neuer Technologien. Bei einem solchen Großprojekt lassen sich Verzögerungen nie gänzlich ausschließen.
Bei der Fregatte 125 „Baden-Württemberg“ haben notwendige Überarbeitungen zu Verzögerungen der Leistungsnachweise geführt. Diese Leistungsnachweise sind vornehmlich in See durchzuführen und erfordern eine umfangreiche Unterstützung und Ressourcenbereitstellung aller Projektbeteiligten. Aufbauend auf der erforderlichen Um- und Neuplanung des Nachweisprogrammes, sowie der damit einhergehenden Koordination aller notwendigen Ressourcen, plant die ARGE F125 die „Baden-Württemberg“ im Jahr 2018 an das BAAINBw zu übergeben.
Darüber hinaus strebt die ARGE F125 an, die Ablieferungen der folgenden drei Schiffe weitestgehend unberührt der vorgenannten Verzögerungen durchzuführen. Die „Nordrhein-Westfalen“ hat die schiffstechnischen Erprobungen erfolgreich durchlaufen. Aktuell wird das Einsatzsystem erprobt. Die Ablieferung der „Nordrhein-Westfalen“ an das BAAINBw ist ebenfalls für 2018 geplant. Die Fregatte „Sachsen-Anhalt“ soll im Jahr 2019 und die Rheinland-Pfalz im Jahr 2020 übergeben werden.

Allerdings zeichnet sich ab, dass auch bei Übergabe im kommenden Jahr die Fregatten nicht alle geforderten Funktionen erfüllen können werden. Unter anderem gab (gibt?) es Probleme mit der Bereitstellung der 127mm-Munition, die erst später im kommenden Jahr kommenden soll. Die Möglichkeit der neuen Kriegsschiffe, von See auch Landziele zu beschießen, wird mit einer Anpassung des Führungs- und Waffeneinsatzsystems und der Integration des Artillerie-Zielsystems Adler III des Heeres frühestens ab 2019 realisiert.

(Archivbild: Erprobungsfahrt der Fregatte F 222 Baden-Württemberg, Typschiff der Fregatten-Klasse F 125, im Skagerrak, am 01.07.2016 – Bundeswehr/Carsten Vennemann)