Alle Inspekteure zur Lage (Und: USAREUR-Chef für Logistikkommando in Deutschland)

Es kommt nicht so oft vor, dass die Inspekteure aller Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche auf einem Panel sitzen und jeder seine Sicht der aktuellen Lage öffentlich vorstellen kann. Auf der Berliner Sicherheitskonferenz (BSC) war das am (heutigen) Dienstag möglich – weiter unten der O-Ton von allen sechs zum Nachhören. In diesen Statements gab es, das ist nicht überraschend, wenig grundlegend Neues zu hören. Aber ein so geballtes Lagebild, nicht zuletzt unter dem Motto Mehr im Verteidigungshaushalt wäre nicht nur nicht verkehrt, sondern dringend nötig gibt es selten im Zusammenhang.

Dabei, das wurde als Nachrichtensplitter schon vermeldet, sagte Luftwaffeninspekteur Karl Müllner, dass am heutigen Tag kein einziger Transporter vom Typ Airbus A400M einsatzklar war – verwies aber zugleich darauf, dass es eine Momentaufnahme eines Waffensystems in der Einführung sei und es auch Gegenbeispiele mit mehreren dieser Maschinen zeitgleich in einer internationalen Mission gegeben habe. Und Cyber-Inspekteur Ludwig Leinhos mahnte an, dass in der Zukunft von jedem Soldaten grundlegende Kenntnis im Umgang mit Computern erwartet würden – so wie heute jeder Soldat seine Waffe beherrschen müsse.

Die Podiumsdiskussion hier zum Nachhören. Neben den Inspekteuren war der Chef von MBDA Deutschland, Thomas Gottschild beteiligt; moderiert hat der SPD-Abgeordnete und Verteidigungsausschuss-Vorsitzende Wolfgang Hellmich:

BSC_Inspekteure_28nov2017     

 

 

Ergänzung: Erstmals beklagen sich Leser, sie könnten den O-Ton oben (im OggVorbis-Format) nicht hören, deshalb hier zusätzlich auch noch als mp3:

BSC_Inspekteure_28nov2017     

 

 

Zum direkten Anhören der einzelnen Statements:

• Marineinspekteur Andreas Krause (auf englisch) ab Minute 02:09

• Cyber-Inspekteur Ludwig Leinhos ab 10:35

• Luftwaffeninspekteur Karl Müllner ab 18:35

• Inspekteur Streitkräftebasis Martin Schelleis ab 32:33

• Sanitätsinspekteur Michael Tempel (auf englisch) ab 39:40

• Heeresinspekteur Jörg Vollmer ab 45:33

• MBDA-Chef Thomas Gottschild ab 54:45

• Fragen und Antworten ab 1:04:24 (mit meiner Frage an die Computer literacy von Soldaten ab 1:09:09)

• Schlussrunde ab 1:15:53 (mit der Frage des Moderators Wenn Sie einen Wunsch hätten an eine neue Bundesregierung…

Und weil das ebenfalls in Meldungen bereits eine Rolle spielte: Der scheidende Kommandeur der US Army Europe, Generalleutnant Ben Hodges, hat sich auf der Konferenz dafür ausgesprochen, ein geplantes neues Logistikkommando der NATO in  Deutschland einzurichten:

Ich kann mir kein Land vorstellen, dass diese Verantwortung besser übernehmen könnte als Deutschland, auch unter dem Blickpunkt geographische Lage und Fähigkeiten. Aus amerikanischer Sicht ist Deutschland unsere Basis. Die meisten unserer Soldaten, die in Europa stationiert sind, leben in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Es ist unser Heim.

Zugleich verband Hodges damit aber auch eine Aufforderung: Ein solches Rear Area Operations Command brauche die Zuständigkeit (im englischen Original: an authority), Transportleistungen zu priorisieren. Und zwar jetzt, weil die Transportmöglichkeiten der Deutschen Bahn unzureichend seien und Verzögerungen bei Transporten in Deutschland sich sofort auf die osteuropäischen NATO-Staaten auswirke. Wenn es tatsächlich zu einer Steigerung des Verteidigungshaushaltes auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts kommen sollte, habe er vor allem einen Wunsch dafür: Verlässlichen Bahntransport innerhalb von 48 Stunden.

(Foto: auf dem Podium v.l. Hellmich, Gottschild verdeckt, Krause, Leinhos, Müllner, Schelleis, Tempel, Vollmer)