Nachwuchswerbung: Die Bundeswehr und die „Echtzeit“

Die in dieser Woche gestartete neue Videoserie der Bundeswehr-Nachwuchswerbung unter dem Label Bundeswehr exclusive aus dem Mali-Einsatz ist zwar Reality TV, aber natürlich keine Liveübertragung. Das scheint aber nicht allen Zuschauern klar zu sein – deshalb veröffentlichte die Nachwuchswerbung über ihren Mali-Bot, einen Chatbot auf Facebook, diesen Hinweis:

+++ ACHTUNG WICHTIG +++ Wo wir beim Thema „Nachtalarm“ sind: Mich erreichen viele Fragen, ob das alles gerade wirklich live passiert. Deine Einheit wurde von Anfang bis Ende ihres Einsatzes in Mali begleitet, das Material ist abgedreht und inzwischen sind alle wieder zuhause.
Damit du den Auslandseinsatz trotzdem hautnah miterleben kannst, poste ich in Echtzeit. Echtzeit bedeutet, dass du die Ereignisse zu der Uhrzeit und in der Reihenfolge, in der sie wirklich passiert sind, erlebst, nur zeitlich ein paar Wochen versetzt. Zur Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten – denn die hat oberste Priorität. Der Nachtalarm heute früh hat vor ein paar Wochen genau so um 00:36 Uhr stattgefunden. Und du konntest ihn in Echtzeit – nicht live – erleben.

Das ist so richtig wie merkwürdig. Denn den Begriff Echtzeit hat die Bundeswehr sonst immer ein bisschen anders verwendet, zum Beispiel in dieser Meldung zum Einsatz der Heron-Drohnen in Mali:

Die Luftwaffe ist in Mali mit ihrem unbemannten Aufklärungsluftfahrzeug Heron 1 im Einsatz, mit der sie die UN-Mission MINUSMAMultidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali unterstützt. Um dabei auch das Leben von Kameraden anderer MINUSMAMultidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali-Kräfte zu schützen, können die Aufklärungsergebnisse der Drohne in Echtzeit an die Blauhelm-Soldaten weitergegeben werden. (…)
Heron 1 überträgt mit seiner präzisen Sensorik aus großer Höhe und über mehrere Tausend Meter gestochen scharfe Bilder und Videos in Echtzeit an die Crew in der Bodenkontrollstation. So können die deutschen Soldaten Auffälligkeiten am Boden erkennen und per Funk weitermelden.

Ich glaube kaum, dass die Soldaten im Einsatz das Material ein paar Wochen später bekommen. Da scheint es in der Bundeswehr zwei Definitionen von Echtzeit zu geben. Eine für die Truppe und eine für die Werbung?

(Foto: Screenshot aus dem YouTube-Video Alarm im Camp | MALI | Folge 5)