Verteidigungsministerium soll ein Viertel größer werden – 500 Stellen mehr
Das Verteidigungsministerium soll um ein Viertel größer werden: Nach einer Organisationsanalyse der Ressortarbeit kam die Ministeriumspitze zu dem Schluss, dass für die verschiedenen Aufgaben künftig rund 2.500 statt wie bislang festgeschrieben 2.000 Dienstposten im Berliner Bendlerblock und auf der Bonner Hardthöhe erforderlich sind. Die Voraussetzungen für die Aufstockung sollen noch in diesem Jahr geschaffen werden.
Über die geplante Vergrößerung hatte der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel am (gestrigen) Dienstag schriftlich den Verteidigungsausschuss des Bundestages unterrichtet. Aus dem Schreiben:
Ein erster Schritt umfasst die Gestaltung eines Personalumfangs im BMVg, der die ermittelten Personalbedarfe für die defizitär wahrgenommenen und neuen dauerhaften Aufgaben organisatorisch abbildet und Mehrarbeitsstunden reduziert. Dabei wurden auch bereits erste konkrete Entscheidungen getroffen. So beabsichtigt das BMVg, in den Abteiligungen Dienstposten für ständige Stellvertreter/-innen der Abteilungsleiter/-innen (Planung, Führung Streitkräfte, Cyber/Informationstechnik) zu schaffen und ein zusätzliches Referat Arbeitgebermarke Bundeswehr, Social Media einzurichten.
Aktuell sind dauerhaft 2.043 Dienstposten im BMVg eingerichtet. Diese Zahl setzt sich aus dem Zielumfang der Zielstruktur von 2.000 Dienstposten und der Aufstellung der Abteilung Cyber- und Informationstechnik zusammen.Im Umfang von zusätzlich 345 Dienstposten werden bereits jetzt dauerhaft bestehende Aufgaben von Personen auf künftig wegfallenden Dienstposten wahrgenommen bzw. sind Personalverstärkungen im BMVg zur Sicherstellung der Aufgabenwahrnehmung eingesetzt. Hierfür sind nunmehr dauerhaft Dienstposten einzurichten.
Für defizitär wahrgenommene und neue Aufgaben besteht darüber hinaus ein zusätzlicher Bedarf von 116 Dienstposten. In Summe sind daher zu den 2.043 dauerhaften Dienstposten weitere 461 Dienstposten dauerhaft einzurichten. Dies bedeutet für eine Umsetzung der auskömmlichen Personalausstattung, dass zur ausgewogenen Gestaltung der aufgaben- und bedarfsorientierten Stuktur zum jetzigen Zeitpunkt der tatsächliche Personalbedarf 2.504 Dienstposten umfasst.
Das ist jedoch kein finaler Wert, denn die Erhebungen haben gezeigt, dass für ein optimiertes Organisationsmanagement des BMNVg eine aktive Steuerung eines Zielkorridores von 2.400 bis 2.600 DP notwendig ist, da u.a. temporär wahrgenommene Aufgaben oder auch Personalverstärkungen bei Spitzenbelastungen eingerechnet werden müssen.
Immerhin: für den personellen Aufwuchs werden alle Kräfte und Beschleunigungsmöglichkeiten genutzt.
(Archivbild: Luftbild des Bendlerblocks im Juli 2006 – Andrea Bienert/Bundeswehr)
Sofern am Horizont das Ziel mit EFFIZIENZ umschrieben werden kann, ok.
Die Kopflastigkeit von Führung schwebt bei allem aber über diesen Köpfen.
Und, je mehr Köpfe der Truppe entzogen werden, desto größer die Zahl derer ohne regelmäßigen, unmittelbaren Kontakt mit Führungserfahrung zu eben dieser.
Selbst wer in den Bereichen Cyber/Informationstechnik und Social Media seine Verwendung findet, muss eine Ahnung davon haben, wozu er/sie eigentlich dient.
Aber die Antwort, wann die Truppe in der Schlammzone eine „auskömmliche Personalausstattung“ erhält, bleibt man schuldig. … „Köpfe“ haben wir nun wahrlich schon genug. Statt dessen werden „Körper, Arme und Beine“ gebraucht. … Und das in nicht geringer Zahl und vor allem zügig!!!
Sollte durch die BW-Reform 2011 nicht gerade das Ministerium abgespeckt werden, wurden nicht deshalb die Inspekteurer der Teilstreitkräfte ausgegeliedert?
Und jetzt, wo das Ministerium die Streitkräftebasis ausschlachtet, das CIR geschaffen hat, sorgt gerade die Bürokratie im Ministerium dafür, daß es ihr noch besser geht, statt durch die Aufstellung neuer Kampfbataillone die Abschreckung der BW zu erhöhen oder die bestehenden Truppen für Auslandseinsätze zu entlasten, indem die Einsätze auf mehr Bataillone verteilt werden könnten. 500 neue Stellen reichen für ein weiteres Panzerbataillon aus, nur um die Zahlen in einen Vergleich zu stellen.
Wenn ich lesen muss, neue Stellen für Arbeitgebermarke BW, dann wird mir schlecht! Dies geht mal wieder in die völlig falsche Richtung, die BW wird nie ein normaler Arbeitgeber sein!
In anderen NATO-Staaten und darüber hinaus spricht man von einem ChoD („Chief of Defense“) oder einem Chef des Generalstabes. Ich weiß um die deutsche Geschichte; trotzdem kann ich mir unverändert beim GI(ChoD) einen (General-)stab vorstellen.
Wenn ich mir die volle Leitungsspanne unseres GI anschaue, dann sagt die über Jahrhunderte erprobte Führungslehre: zu viele unterstellte OrdEinheiten ! Also braucht’s einen Stab, ob im Ministerium oder außerhalb bleibt (optische) Geschmacksache. IBuK ist/bleibt für alles verantwortlich, der GI der erste Berater – früher ‚mal Berater der Bundesregierung.
„sorgt gerade die Bürokratie im Ministerium dafür, daß es ihr noch besser geht, statt durch die Aufstellung neuer Kampfbataillone die Abschreckung der BW zu erhöhen oder die bestehenden Truppen für Auslandseinsätze zu entlasten“
Naja, klingt zwar gut, aber passt irgendwie nicht. Beim Aufwuchs des BMVg geht es wohl weniger um ‚einfache‘ Soldaten, die in einem Kampfbattallion dienen könnten. Und Nachwuchsprobleme dürfte es bei B9-Vertretern und deren Unterbau auch weniger geben …
Welch ein Zufall! Gerade geht über die Agenturen, dass 450 Devotionalien gefunden wurden. Dann kann sich jeder neue Dienstposten intensiv mit einem Problem beschäftigen.
Mich wundert nur, dass das sonst so gründliche Minisisterium nicht endlich einmnal etwas genen die überall verbreitete Wortwahl der Devotionalie unternimmt. Für mich unsäglich, fernab von einem seriösen Journalismus mit dem eigentlich immer noch vorhandenen Selbstverständnis eines Qualitätsanspruches. Missbrauch der Sprache.
Einige Verantwortliche Mitarbeiter und Redakteure der Presse sollten sich einmal die Rede des Bundespräsidenten vom 17. Mai 2017 zu 50 Jahren Verlegerverband ansehen.
[Danke, Sie haben Ihren Punkt gemacht, Ihre Meinung ist angekommen, und damit können wir diesen OT beenden. T.W.]
Da kann sich das Ministerium dann weiter mit sich selbst beschäftigen, Truppe stört nur, macht Fehler und muss erzogen werden. Hat die Analyse auch erfasst, wieviel unnötige Arbeit produziert wird? Wieviel Personal, nach Förderung, meist in der sogenannten zweiten und dritten Reihe nicht mehr mitzieht oder nicht ausgelastet ist und seinen Schwerpunkt in der Nutzung der vielen „Angebote“ für das Haus sieht. Die große Koalition der Willigen des eigenen Wohlbefindens.
In einem Verband ist es schwer möglich abzutauchen. Jedoch muss ein Ministerium nicht nur groß genug sein, um neben leistungsstarken Beamten und Soldaten auch noch einen ganzen Schwanz an nicht leistungsgerechten und – bereiten Mitarbeitern zu dulden? Oder gar zu ertragen, denn diese Menschen müssen ja auch untergebracht werden. Ist aber das Ministerium der richtige Platz für Unterbringung? Sollte da nicht die Spitze versammelt sein? Ich bin gespannt, wann der Ansturm beginnt, die die alles, was nun entschieden wird, für eine wunderbare und endlich fällige Idee halten. Möglicherweise gibt es ja auch Dinge, die wir gemeinsam lernen können. Ich irre mich vielleicht, denn ich kenne natürlich nicht alle Hintergründe. Insofern freue ich mich auf Beiträge von Fachleuten.
Jawoll !
Wir schaffen damit auch die Grundlage für eine neue Abteilung/ Dezernat „Umstandskleidung“. Das muss natürlich ausgestattet werden mit den entsprechenden Häuptlingen.
Vorneweg ein B3 oder gar B9 mit entsprechendem Stab. Strampelanzüge und Windeln in „Flecktarn“ müssen ja entsprechend verwaltet werden. Mann,oh Mann, ….
Sieht denn echt niemand, dass es in der Truppe kaum mehr „Indianer“ gibt? Noch mehr Wasserkopf?
@ closius hat es bereits angesprochen: Noch 2011 war beschlossen worden, die Anzahl der Dienstposten im BMVg von 3000 auf 2000 zu reduzieren:
„Der Laden soll vor allem deutlich kleiner werden: zwölf statt bislang 16 Abteilungen und Stäbe – neun Abteilungen, daneben der Leitungsstab, der Presse- und Informationsstab und der Stab Organisation und Revision. 26 statt 40 Unterabteilungen, 161 statt 267 Referate – und am Ende: rund 2.000 statt bislang gut 3.000 Dienstposten. Eine Reduzierung, rechnet das Ministerium vor, um 35 Prozent.“
Siehe: http://augengeradeaus.net/2011/10/die-nachsten-puzzle-steinchen-das-neue-bmvg/ (an den Artikel konnte ich mich sogar noch erinnern, während mir gleichzeitig vor Augen geführt wurde, wie lange ich eigentlich schon Leser dieser Seite bin ;-) )
@ Luftwebel: keine Sorge, auch ZInFü etc. werden personell verstärkt. Alles mit Personal aus der Truppe und dort mangelt es dann wieder an Dienstaufsicht etc. um „gute Führung“ zu leben.
@Stephan L.
Donnerwetter, ich hatte das nicht mehr im Kopf… Danke für den Hinweis und den Link ;-)
Wichtig ist das Kleingedruckte an dem Schreiben: Fast 350 der „neuen“ Dienstposten sind schon heute im BMVg tätig, allerdings „ausgeliehen“ von anderen Einheiten.
Real also ist die Vergrößerung eher bei 150 denn bei 500 anzusiedeln.
Aber die Trendwende ist natürlich nun auch im Ministerium angekommen weil es so befohlen worden ist.
Toll ist aber, dass das Ministerium endlich ein Social Media Ressort bekommt – im Internet gilt es noch so manche Schlacht zu schlagen.
Der Beschluß von 2011 wurde nur unter dem Gesichtspunkt des Stelleabbau getroffen. Je weniger desto besser. Die Ernüchterung kam erst in den Monaten nach 01.04.2012 als man feststellte das einige notwenige Dienstposten nicht mehr vorhanden waren. Diese wurden dann mit Personalverstärkungen und Reservedienstleistende zum Teil aufgefüllt. Weiterhin wurden auch massive Überstunden in einigen Bereichen geleistet. Seit Einführung SAZV ist das nun nicht mehr so einfach machbar wie es die letzten Jahre möglich war.
Die jetzt erfolgte Korrektur ist das Ergebniss einer relativ lange laufenden Org Analyse und längst überfällig!
@gebauerspon
Wenn ich das richtig lese, gibt’s das social media Ressort für die Arbeitgebermarke, also für die Nachwuchswerbung. Nicht etwa für die Kommunikation des Ministeriums mit der Öffentlichkeit. Da muss doch sauber getrennt werden.
„… Personalbedarfe für die defizitär wahrgenommenen und neuen dauerhaften Aufgaben organisatorisch abbildet und Mehrarbeitsstunden reduziert.“
Gute Begründung, die merke ich mir.
Man darf bei der Diskussion über BMVg-Struktur und auch über die FührungsOrgVeränderungen nicht den Bonn-Berlin Aspekt außer acht lassen. Der hat bei der Analyse der neuen FührungsOrd BMVg/BW sicherlich keine unerhebliche Rolle gespielt. Insgesamt scheint mir das BMVg aus der politisch-srategischen Ressortverwaltungsrolle in den Ressortführungsmodus zu wechseln – das kann man nur begrüßen, insbesondere auch weil nun der GI mehr operative Führungskompetenz für die Streitkräfte im Grundbetrieb bekommt. Die zentrale Planungskompetenz des BMVg wird gestärkt und die Durchführungskompetenz des nachgeordneten Bereiches wird verschlankt mit Blick auf administrative Leitungsspannen und operativ gestärkt durch Verkürzung von Befehls-und Meldesträngen und ebenengerechter(er) Verortung von Grundbetriebs-Führungskommandos/behörden im Schnittmengenbereich Innere/Äüßere Sicherheit. Manchmal kann man „Skandale“ schon ganz gut gebrauchen als Politiker, um etwas in die Jahre gekommene Supertanker wieder flott zu machen ;-)
Na da hoffe ich mal, dass der BFM die Spendierhosen an hat und man sich nicht wieder mit den DP per Majestätsbefehl in den TSK und OrgBer bedient (siehe CIR) ? Schön das es ein paar neue B Dienstposten geben wird, wenn nur die Truppe nicht wäre, irgendwie hinderlich und bestimmt der Grund für die viele Mehrarbeit ;-)
In der Stärke von April (bei Augen geradeaus! dargestellt) wird das BMVg mit 983 Angehörigen beziffert. Wie ist hier der deutliche Unterschied zu den beschriebenen 2.000 Dienstposten zu erklären?
Das wäre ein Fehl von 50%…
Und zu all den Kritikern: Abbau von Mehrarbeit steht auch den Kameraden dort zu. Sicher mag das Argument eines Wasserkopfs nicht aus der Luft gegriffen, aber die Fülle und der zeitliche Druck hinter den Aufgaben ebenfalls.
[Die Angaben zur Personalstärke beziehen sich auf militärisches Personal, also Soldaten. In Ministerien arbeiten aber auch, sogar überwiegend, Zivilisten… T.W.]
Der militärische Personalkörper wurde in der jüngeren Vergangenheit bereits erfolgreich ausgequetscht, um den kontinuierlich wachsenden Personalbedarf des BMVg zu decken.
Jetzt also nochmal 116 zusätzliche Dienstposten, ein guter Anteil davon militärisch …
Und der weitere Aufwuchs von 2.504 auf 2.600 wurde argumentativ auch schon vorbereitet …
Irgendwann ist der Unterbau (auch Truppe genannt) ausgeblutet.
Wenn die Wirklichkeit schwierig ist, vergrößere die PR-Abteilung.
Da wird wohl versucht das ganze in ein Wirtschafts-Unternehmen umzuwandeln. Die „besten“ Aktien-Unternehmen haben ja auch ein riesen Wasserkopf.
Da sag ich nur teu teu teu.
@closius
@Stephan L.
Die Auslagerung der Inspekteure zur Reduzierung des Personalumfangs im BMVg war doch auch nur eine weitere Mogelpackung. In der Erwartung, dass ministerielle Aufgaben in Bonn und Berlin erledigt würden, wurden ministerielle Dienstpostenbeschreibungen so zusammengerührt, dass unterm Strich eine geringere Anzahl von Dienstposten in den Kdos H, Lw, M, SKB, San zusammenkamen. Merkwürdig nur, dass ich etliche Kameraden kenne, die nach der Ausgliederung der Inspekteure in ihrem jeweiligen Kdo genau die gleichen Aufgaben in genau der gleichen Wertigkeit ausführten wie zuvor. Allerdings ohne Ministerialzulage. Vielen Dank nochmals für den damaligen Motivationsschub und die Gelegenheit, meinen Teil zur Konsolidierung beitragen zu dürfen.
@Sascha Stoltenow
Top, U made my day ;-)
@ Stangenhannes:
Das war doch von vornherein die Idee! Die PR-wirksame Verkleinerung BMVg hatte zur Logik, dass der ngBer (KdoH, KdoSKB usw.) nun ministerielle Aufgaben erledigt.
Wenn man sich allerdings zwischen den OrgBer nicht einigen kann, braucht man einen oben drüber, der’s regelt. Damit ist man im BMVg seit Jahren überfordert. Also mehr Personal.
Und ja, viele in den FüKdo erledigen nun Ministerielles ohne entsprechende Vergütung.
Fairerweise muss man aber auch Folgendes sagen:
Da das Ministerium Dienststellen nun direkt führt (MAD, ZInFü, FüAk) ebenso wie zusätzlich das KdoCIR, ist eine Aufstockung nicht nur vor dem HiGru SAZV folgerichtig.
Und: Die SollOrg der Bw in der Reform 2012 sah ja „nur“ zwei Einsätze (plus „kleinere“ Aufgaben wie z.B. MilEvakOp) vor. Das Aufgabenportfolio hat sich nun wieder deutlich erweitert, vorsichtig formuliert. Also brauche ich mehr Personal (Binse, ist ja auch erkannt, sonst gäbe es ja die „Trendwende Pers“ nicht). Diese Notwendigkeit von mehr Personal trifft dann auf alle zu, also auch aufs Ministerium. Und die FüKdo wachsen ja auch „geräuschlos“ auf…….
Frage in der Truppe ist dann irgendwann nur: Wo sind all‘ die Indianer hin?
(Vorsicht Ironie: Irgendwann ist dann der OTL OvWa, der Hptm Wachhabender, der Olt Streifenführer und der Fw Streifensoldat…… )
Wenn das Ministerium Aufgaben übernimmt, welche bisher die Streitkräftebasis selbst geführt hat, wie den MAD usw., dann müsste man doch nur das Personal aus der Streitkräftebasis, welches diese Aufgaben bisher geleitet oder überwacht hat, ins Ministerium versetzen und bräuchte keine neuen Stellen/Dienstposten schaffen.
Na ja, vielleicht sollte man das mit der Indianer-Rekrutierung nicht zu „hastig“ sehen. Wenn schon bei der Truppe im Grundbetrieb große Löcher in Sachen Ausstattung, Ausrüstung und indianernahes Führungspersonal bestehen, wie groß sind dann die Löcher an den Ausbildungszentren in diesen 3 Bereichen ? Also erst einmal den ganzen Laden top-down „aufräumen und entrümpeln“ bevor man Indianer rekrutiert mit „Versprechungen“, die sich schon in der Grund-und Fachausbildung als „zweifelhaft“ erweisen.
Da hat natürlich die Jägertruppe nun das größte Problem, aber das hatten die „Einzelkämpfer aller Truppen“ schon 1969:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45520477.html
;-)
Der weitere Stellenaufwuchs in Bonn und Berlin ärgert mich – ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier irgendetwas effizienter oder strukturierter gestaltet wird. Ein noch größerer Haufen im BMVg muss noch mehr Bürokratie und Prozesse schaffen.
Nach kurzem Suchen stelle ich fest, dass 2010 in allen Bundesministerien zusammen knapp 10.000 Mitarbeiter gearbeitet haben. Eine neuere Zahl würde mich interessieren – vielleicht findet die jemand. Damit fällt auf das Ressort Verteidigung mit 10% Haushaltsanteil 20% der gesamten Mitarbeiter. Halte das für völlig überproportioniert.
Vor allem im Hinblick auf bekanntgewordene Probleme der strukturellen Verantwortungslosigkeit und dem immernoch hierarchischen Gesamtaufbau, kann dieser Wasserkopf nicht funktionieren. Wenn schon flachere Hierarchien und StartUp-Chaos, dann bitte auch im Rest der Truppe um die hohlen Strukturen im Gesamtsystem endlich loszuwerden.
@ closius:
Dieser Grundgedanke stimmt, aber natürlich nicht 1:1. Denn diejenigen, die im KdoSKB bisher Vorgänge hinsichtlich MAD, ZInFü usw. bearbeitet haben, haben es ja nicht nur für diese Dienststellen getan.
Also könnte man da rein theoretisch reduzieren, aber eben nicht alle und damit keinen. Denn jeder kann immer begründen, warum er noch einen mehr braucht.
Und ein „operatives Minimum“ brauche ich immer. Deswegen „frißt“ KdoCIR ja mehr Personal als „gedacht“, weil querschnittliche Aufgaben wie InFü (die, die derzeit Sonderschichten schieben) im Erstentwurf nicht abgebildet waren.
Nur eine komplett andere GrundOrg (z.B. BwFüKdo, um das böse Wort nicht zu nennen) wäre effektiver und effizienter, aber auch nur dann, wenn diese GrundOrg entsprechend aufgebaut ist.
@Mike
Wirklich böse. BwFüKdo, riecht ja wie GENERALSTAB.
@Mannerheim | 31. Mai 2017 – 10:39
„In anderen NATO-Staaten und darüber hinaus spricht man von einem ChoD („Chief of Defense“) oder einem Chef des Generalstabes. Ich weiß um die deutsche Geschichte; trotzdem kann ich mir unverändert beim GI(ChoD) einen (General-)stab vorstellen.“
So etwas ähnliches haben wir ja bereits. Dem GI sind die drei Abteilungen FüSK, Planung und Strategie und Einsatz unterstellt. Und abhängig vom Thema ist er hierbei dem StS auch nicht mehr untergeordnet. Zudem sind ihm auch (abhängig vom Thema) die anderen Abteilung des BMVg zur unmittelbaren Zuarbeit verpflichtet.
D.h. rein organisatorisch ist das so etwas wie ein Generalstab im BMVg (mit dem ausgelagerten EinsFüKdo für die Auslandseinsätze, welches aber wiederum dem GI untersteht.
Das Problem ist hier nicht die Struktur (auch wenn die zugegebenermaßen optimierungsbedürftig wäre, ich habe es weiter oben stark simplifiziert), sondern der „mind-set“ von BK, BMin, StS, BMin, den sechs nicht unterstellten Abteilungsleitern und den Offizieren und vor allem Beamten im Ministerium.
Und auch ein bißchen beim GI selbst.
Wenn „man“ wollte, könnte man auch schon in der jetzigen Struktur einen starken GI mit einem arbeitsfähigen Generalstab haben…
@Florian Kling | 31. Mai 2017 – 16:33
„Nach kurzem Suchen stelle ich fest, dass 2010 in allen Bundesministerien zusammen knapp 10.000 Mitarbeiter gearbeitet haben. Eine neuere Zahl würde mich interessieren – vielleicht findet die jemand. Damit fällt auf das Ressort Verteidigung mit 10% Haushaltsanteil 20% der gesamten Mitarbeiter. Halte das für völlig überproportioniert.“
Auch wenn ich von dieser Vergrößerung auch nicht halte, so muss ich doch ihrer Begründung deutlich widersprechen.
1. Die meisten anderen Ministerien haben nur einen sehr (!) kleinen nachgeordneten Bereich.
2. Die besonderen Aufgaben des BMVg mit Hinblick auf die Sicherheit/Verteidigung DEU ist mit keinem anderen Ministerialauftrag.
@Mike | 31. Mai 2017 – 16:40
„Nur eine komplett andere GrundOrg (z.B. BwFüKdo, um das böse Wort nicht zu nennen) wäre effektiver und effizienter, aber auch nur dann, wenn diese GrundOrg entsprechend aufgebaut ist.“
Oder die Rückgliederung von 75%-85% der Aufgaben in die TSK. Denn dann würden dort die querschnittlichen Aufgaben wie PersFü, InFü und Logistik mitbearbeitet und man bräuchte nur noch einen kleinen Arbeitsmuskel des GI für die verbliebenen zentralen militärischen Dienststellen und verbleibende zentralen Dienststellen Sanität.
uuuups, so etwas ähnliches hatten wir ja schon mal, bevor die ersten Unternehmensberater über die Bundeswehr hergefallen sind :(
@Schnellmerker | 31. Mai 2017 – 10:22
@FK70 | 31. Mai 2017 – 11:37
@Luftwebel | 31. Mai 2017 – 11:15
„Voll bei ihnen!“ Treffer Figur….es fehlt jetzt nur noch die Ebene „Kommando Führungskommando“ und derer die diese Kontrollieren…
Zahlen in Bonn / Berlin hin und her…alles Augen wischerei.
$
Aufgaben gibt es genug.
Auch, nachdem sich der WB zur Tradition geäußert hat:
Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels
(SPD), hat zu einer maßvollen Traditionspflege in der Bundeswehr
aufgerufen. «Militärische Identität ist ganz ohne Geschichte und
Geschichtsbewusstsein nicht zu haben», sagte er in einem Interview
der Zeitschrift «Kompass» des katholischen Militärbischofs (Juni).
Die Debatten der vergangenen Wochen seien ein Anlass, manches «zu
renovieren».
In einem Gastbeitrag für das Blatt erklärt Bartels weiter: «Das Hin
und Her im Meinungskampf um die Herausbildung der besten
Staatsbürger-Armee, die Deutschland je hatte, wäre ein gutes Thema
für die politische Bildung in der Truppe.» Dafür müsse Geschichte
«nicht entsorgt, sondern erklärt, eingeordnet, zum Lernen genutzt
werden». Als Beispiel nannte der Wehrbeauftragte einen Unterricht,
«der nicht nur thematisiert, was ist, sondern auch Vorverständnisse
anspricht, die sich bei manchen jungen Soldaten aus einseitiger
Mediennutzung und problematischen Milieus ergeben».
Quelle: KNA
[Und warum nicht als Quelle das Original angeben? S. 7 hier:
http://www.katholische-militaerseelsorge.de/index.php?id=1650
T.W.]
@Hubi | 31. Mai 2017 – 18:17
„Aufgaben gibt es genug.
Auch, nachdem sich der WB zur Tradition geäußert hat:“
Da muss ich widersprechen. Der Bereich „konzeptionelle Weiterentwicklung InFü“ (und dazu gehört Tradition) wurde „abgeschichtet“ an das ZInFü und dort wurden auch Dienstposten geschaffen bzw. aufgewertet.
D.h. solche Aufgaben gehören jetzt nicht mehr ins Ministerium, sondern werden eine ebene tiefer bearbeitet und dann durch das BMVg nur noch „genehmigt“.
Wer jetzt mit dieser (und ähnlichen) Begründungen das BMVg wieder vergrößern möchte, der müsste auch im gleichen Maße den nachgeordneten Bereich ausdünnen…
An der Basis, dort wo tatsächlich Produkte erarbeitet werden, wird trotz Aufgabenaufwuchs und zweifelsfrei nachgewiesener Defizite, der daraufhin gut begründete Bedarf zusammengestrichen (u.a. weil die Begründungen es gar nicht bis auf die näcshte Ebene schaffen). In den Ämtern und der Leitungsebene genehmigt man sich pauschal „Schlucke aus der Pulle“, dass einem schwindlig wird. Super Nebeneffekt, die Basis blutet noch mehr aus, da alles in die neu geschaffenen gut dotierten Führungsdienstposten drängt, die Nachbesetzung von oben nach unten priorisiert wird und die Nachwuchsplanung Jahre hinterherhinkt, zusätzlich soviel fähiges Personal gar nicht verfügbar ist und die Ausbildung (i.d.R. am Arbeitsplatz) zunächst weitere Ressourcen bindet, statt erweitert.
Aufwuchs ist grundsätzlich gut und positiv, doch bitte mit Struktur und Konzept.
Also ca. 150 neue DP, mit Masse StOffz oder entsprechend dotierte Beamte. In der Heereslage wurde gerade das Fehl von StOffz durch den InspH thematisiert. 13-15 Jahre Ausbildung bis zum StOffz !!
Ablenkungsmanöver: UvdL will ihren Job behalten (denn ein anderes Ressort kriegt sie voraussichtlch nicht), und hat so schon mal einen Erzählstrang entwickelt. „Prozess des Übergangs begleiten…Kontinuität…Führungskultur…Fortsetzen des erfolgreich begonnenen Prozessses…“ etc.
Die Krise der UvdL liegt vor allem darin begründet, dass sie die Bw zentralistisch führen möchte. Mehr BMVg entspricht hier ihrer Logik – nur wäre das genaue Gegenteil richtig. Siehe auch diverse Kommisisionsberichte.
Ach ja, hat UvdL nicht regelmäßig ntern die viel zu zahlreichen Mitzeichnungen/ Mitzeichnungskämme angemahnt („Warum xy Referate?“)?
Klingt ein wenig wie Hohn, wenn DP im InstBereich trotz Überlast abgebaut bleiben, während das Ministerium sich mal eben ein paar DP gönnt. Dann aber bitte nicht schimpfen, wenn für Wunscheinsätze kein Material mehr verfügbar ist…
@BR | 31. Mai 2017 – 21:17
„Also ca. 150 neue DP, mit Masse StOffz oder entsprechend dotierte Beamte. In der Heereslage wurde gerade das Fehl von StOffz durch den InspH thematisiert. 13-15 Jahre Ausbildung bis zum StOffz !!“
Vor allem, weil die DP ja auch noch mit einem großen Anteil A15 GenSt sind und da gibt es ja auch jetzt schon ein erhebliches Defizit…
@aufmerksam | 31. Mai 2017 – 21:17
„Die Krise der UvdL liegt vor allem darin begründet, dass sie die Bw zentralistisch führen möchte. Mehr BMVg entspricht hier ihrer Logik – nur wäre das genaue Gegenteil richtig.“
In der Tat hat die aktuelle IBuK niemals verstanden, warum es in der Bundeswehr nicht nur zielführend, sondern sogar notwendig ist dezentral zu führen.
MAD-Amt, ZInFü u. FüAk Unterstellung sei hier als Beispiel genannt. Oder die Aushebung des Dienstweges durch Bearbeitung von privaten Email an den MdB Email Account auch von „Nicht-Wahlkreisangehörigen“. Oder durch diverse Sondermeldewege, Stabselemente und Ansprechstellen…
„Ach ja, hat UvdL nicht regelmäßig ntern die viel zu zahlreichen Mitzeichnungen/ Mitzeichnungskämme angemahnt („Warum xy Referate?“)?“
Hihi, nein wirklich. Wie bezeichnend…
@nur 2 Cent | 31. Mai 2017 – 21:20
„Klingt ein wenig wie Hohn, wenn DP im InstBereich trotz Überlast abgebaut bleiben,“
Naja, das ist ja jetzt schon freilich vereinfachend. Die DP über die wir hier gerade sprechen sind überwiegend StOffz A15 (mit einem hohen Anteil i.G.) und Volljuristen. Davon stellt sich niemand ersatzweise als Schrauber an die Werkbank ;)
@nur 2 Cent
Material, welches gar nicht auf dem Hof steht, brauch auch nicht geinstet zu werden … ^^
Ist die Realität nicht bereits ein Stück weiter?
Aus unbestätigten quälen habe ich vernommen, dass neben den 2.000 offiziellen Stellen ohnehin schon fast 3.000 wurden. DPäks, KWs etc.
Respekt
@Nick von Stra | 31. Mai 2017 – 21:48
„Ist die Realität nicht bereits ein Stück weiter? Aus unbestätigten quälen habe ich vernommen, dass neben den 2.000 offiziellen Stellen ohnehin schon fast 3.000 wurden. DPäks, KWs etc.“
Das würde aber o.a. Schreiben des BMVg an den VtdgA widersprechen, welches ja ausdrücklich von 2.388 Stellen (2043+345 KW etc.) spricht. Nun kann ich mir durchaus einige zusätzliche DP für Projektarbeit vorstellen, aber zwischen Ihren Gerüchten und den Angaben des BMVg liegen ja über 500 DP, dass erscheint mir dann doch etwas viel für temporäre DP…
Der Elefantenfriedhof muss unweigerlich wachsen, weil zu viel Personal aus Zeiten vorhanden ist und bleiben wird, wo die Armee deutlich größer war. Besser wird dadurch nichts – die relevante Arbeit erledigen weiterhin das Einsatzführungskommando und die NATO-Stäbe.
@Daniel Lücking | 31. Mai 2017 – 22:10
„Der Elefantenfriedhof muss unweigerlich wachsen, weil zu viel Personal aus Zeiten vorhanden ist und bleiben wird, wo die Armee deutlich größer war.“
Sorry, aber das ist fachlich vollkommener Unfug. Dem BMVg mit seinen A15+,i.G., Brenner DP kann man ja vieles Nachsagen, aber ein Elefantenfriedhof ist das sicherlich nicht.
Wenn sie solche suchen, dann müssen Sie eher nach ULM oder KÖLN schauen.
„Besser wird dadurch nichts – die relevante Arbeit erledigen weiterhin das Einsatzführungskommando und die NATO-Stäbe.“
Aha. Das ist ja eine interessante Ansicht…
Zitat: „Im Umfang von zusätzlich 345 Dienstposten werden bereits jetzt dauerhaft bestehende Aufgaben von Personen auf künftig wegfallenden Dienstposten wahrgenommen bzw. sind Personalverstärkungen im BMVg zur Sicherstellung der Aufgabenwahrnehmung eingesetzt. Hierfür sind nunmehr dauerhaft Dienstposten einzurichten.“
Sind diese 345 zukünftig wegfallende Dienstposten bereits heute in der Soll-Org, STAN oder wie auch immer die Org-Grundlage für das Ministerium heißt, enthalten ?
Als KW-Stellen für zeitlich befristete, vorübergehende Aufgaben ?
Oder sind dies Dienstposten, die sich das BMVg von der SKB und anderen Org-Bereichen „ausgeliehen“ hat, in Wirklichkeit zum Org-Umfang der SKB und anderen Org-Bereichen gehören, die DP-Inhaber aber ins BMVg abkommandiert wurden ?
Also das BMVg arbeitet momentan mit knapp 2400 Stellen und soll auf 2500 – 2600 Stellen bzw. Dienstposten vergrößert werden – richtig ?
Vielleicht war die letzte Org-Reform im BMVg doch nicht so gut ausgedacht. Mit der Ausquartierung der Inspekteure der Org-Bereiche fehlt natürlich auch der direkte Zugriff auf bestimmte Dienststellen – siehe MAD, ZInFü, FüAK usw.
Und der Hintergedanke der letzten Reform, mit der personellen Reduzierung des Ministeriums bekommt man das Ministerium komplett nach Berlin umgezogen ist anscheind auch nicht aufgegangen, oder ?
Also die Luftwaffe hat noch StOffze über ;-)
@Koffer +1, wenn es um die Auftragslast im BMVg geht
Nicht ganz mit Ihnen einer Meinung bin ich aber, wenn es um den „starken“ Generalstab geht. Wenn es hier ein Mindset-Problem gibt, dann aber doch mindestens ebenso ausgeprägt in den dem GI unmittelbar unterstellten Abteilungen. Die FüSK weist doch auch je nach Einzelfall mehr oder weniger entrüstet von sich, dass sie die Streitkräfte führen- was die Insp auf der anderen Seite auch sofort bestätigen würden.
Der Grundgedanke der Neuausrichtung war ja eigentlich, die Zuständigkeiten zu bündeln und damit Verantwortung klar (!) zuzuweisen und damit diese ganzen „Sonderbeauftragten“ oder Meta-Strukturen wie den Planungsstab, den IT-Stab, die Abteilung M überflüssig zu machen. Denn zu jedem Thema gäbe es ja immer 2+n, die auch irgendwie zuständig waren und leitungsnäher etc. und dann nicht mitgemacht haben.
Soviel zur Theorie- funktioniert hat das in den letzten Jahren trotzdem nicht.
Daher haben wir jetzt wieder x Sonderelemente und Beauftragte und eigentlich eindeutig Zuständige, die trotzdem nicht mitmachen, weil ja der eine oder der andere, der ebenfalls mitwirken müsste, das auch nicht tut….
Der einzige Weg wirklich etwas zu bewegen, ist alle Beteiligten in Anwesenheit eines Leitungsmitglieds an einen Besprechungstisch zu zwingen….
Könnte ein generelles Haltungsproblem sein- vermutlich natürlich aber nicht!
„Nie zuvor in der Geschichte menschlicher Konflikte hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken.“ Sir Winston Churchill über die Piloten der Royal Air Force
„Nie zuvor in der Geschichte des Militärs haben so wenige unter so vielen, mangelhaft in Haltung und Führung, gedient.“ H.D. über die Bundeswehr…
Insgesamt ein genialer Schachzug! Das Ministerium wurde u.a. durch die Auslagerung der Inspekteure personell heruntergefahren („Abbau Wasserkopf“) und nun holt man sich „zusätzliches“ Personal, was als entschiedene Antwort auf die derzeitigen Herausforderungen gepriesen wird. Das wird nur durch das Model „Abbau Wasserkopf durch Ersatz eines Strukturelements durch zwei“ (HA zu AHEntw und AusbKdo) übertroffen…
Was man dann als Arbeitsergebnis erwarten darf, hat man ja dieser Tage gesehen. Da wird eine Liste angefertigt, in der unterschiedslos 400 Punkte aufgeführt sind, die irgendwie etwas mit Waffen, Gerät oder Geschichte zu tun haben, von der Fettpresse bis zum Wehrmachtsdolch. Das hätte auch ein Zehnjähriger zusammenfassen können, und daraus werden in der Presse 400 Wehrmachtsfunde. „Bundeswehrhelm, alter Art“ ist heute schon ein verdächtiger Gegenstand, soso. In einem Bergmannsheim wird man vermutlich altes Werkzeug finden, und wenn in einer Jägerkompanie ein (ausländisches) Gewehr von 18xy zu finden ist, dann ist das untersuchungsbedürftig, vermutlich durch eine Historiker-Kommission.
Organisationstheoretisch prallen in der BW „zwei Verantwortungs-Welten“ aufeinander:
– hierarchisch (zentral) organisierte truppendienstliche Führung (top-down), und
– heterarchisch (dezentral) organisierte Steuerung von fachlichen Prozessen (bottom-up)
Und diese beiden Welten müssen nun nach den Kriterien der Geschäftsordnung der Bundesregierung durch den/die Ressortminister_in organisatorisch „unter einen Hut“ gebracht werden – und zwar nach den Grundsätzen des Haushaltsrechtes.
Eine so komplexe Unternehmens-Struktur, in der eben nicht nur vielfältige Routine-Geschäftsprozesse (Grundbetrieb), sondern auch vielfältige (auftrags)lastabhängige „Fertigungsprozesse“ (Einsatzbetrieb) permanent 24/365 laufen, kann man nicht am CAD-Reißbrett optimal konstruieren und auch nicht die Betriebsführung „automatisieren“. Dadurch ergibt sich ein permanenter organisatorischer Nachsteuerungsbedarf in Sachen Schnittstellen – sowohl zwischen den Führungsebenen, als auch zwischen den Führungssträngen, truppendienstlich und fachlich sowie zwischen Streitkräften und Wehrverwaltung. Und diese Schnittstellen sind eben nicht „automatisierbar“, sondern müssen durch fachlich qualifiziertes und „zertifiziertes“ Personal nach haushaltsrechtlichen Grundsätzen „bedient“ werden. „Der Sack“ ist also NIE zu, und den Organisationsverantwortungshut trägt eben der/die Ressortchef_in.
Das ist wie beim Fußball: nach der Analyse/Reform ist vor der Analyse/Reform.
Und allein die Tatsache, dass UvdL offenbar dieses organisationstheoretische Nowendigkeit den Sack immer offen zu halten erkannt hat, zeichnet sie in meinen Augen als kompetenten Ressortminister aus – ganz bestimmt im Vergleich zu ihrem „Der Sack ist zu“-Vorgänger.
Und da im Zeitalter der personalen Militarisierung der US-Sicherheitspolitik UvdL wohl zZt von allen Ministern der BuReg den besten Draht nach Washington hat, würde es mich doch sehr wundern, wenn sie im Merkel-Kabinett 4.0 den Ministerhut wechseln würde.
Die 2011 pauschale und ohne Aufgabenkritik durchgeführte Deckelung auf 2000 Posten ist sachlich/fachlich einfach nicht mehr zu halten. Es ist ehrlich, es ist klar. Es verdient einfach mal Respekt und Anerkennung, dass im Sinne einer Fehlerkultur auch mal gesagt wird, dass getroffene Entscheidungen nach eingehender Betrachtung unter Berücksichtigung neuer Aspekte revidiert werden!