Folgerungen (nicht nur) aus Pfullendorf-Skandal: ‚Neue Meldekultur‘ für die Bundeswehr
Nach den Vorfällen am Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf und Vorwürfen von Mobbing, sexueller Belästigung und entwürdigender Behandlung auch an anderen Standorten der Bundeswehr hat Generalinspekteur Volker Wieker einen ersten Sachstand einer Analyse zur Inneren Lage der Bundeswehr vorgelegt. Der Bericht zur Tagung des Bundestags-Verteidigungsausschusses am (heutigen) Mittwoch, über den zuerst tagesschau.de berichtete, enthält allerdings nicht die detaillierten Zahlen, mit denen die Süddeutsche Zeitung aufwartet (dazu mehr unten), das dürfte im Ausschuss noch für Unmut sorgen.
Aber der Generalinspekteur nennt in seinem Schreiben an die Abgeordneten schon die Folgerungen aus den verschiedenen Vorwürfen: Vor allem das Ziel einer neuen Meldekultur – und eine zentrale Datenbank zur Erfassung solcher Vorkommnisse.
Wesentliche Teile aus Wiekers Schreiben:
Das BMVg hat in einem ersten Schritt – wie auch durch den Verteidigungsausschuss erbeten – analysiert, ob möglicherweise für weitere mit den Ereignissen am Standort Pfullendorf vergleichbare Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung in der Bundeswehr vorliegen.
(…)
Dazu wurden alle dem BMVg bereits bekannte [sic] Verdachtsfälle zu möglichen Verstößen gegen die Innere Führung im Zeitraum 2015 bis 2017 durch Meldungen aus dem nachgeordneten Bereich vervollständigt und anschließend den nachfolgenden Kategorien zugeordnet:
– herabwürdigende Praktiken in der Ausbildung,
– entwürdigende Aufnahmerituale,
– Diskriminierung,
– systematisches Mobbing und
– sexuelle Übergriffe.
(…)
Im Zuge erster Erkenntnisse zeichnet sich ab:
• Die untersuchten Verdachtsfälle von Verstößen gegen die Innere Führung sind im Schwerpunkt Standorten der Truppe mit infanteristisch geprägten Verbänden und in Teilen Ausbildungseinrichtungen zuzuordnen.
• Im Fokus stehen überwiegend Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere, vorrangig im Altersband zwischen 20 bis 30 Jahren. Dieses lässt ein besonderes Erfordernis an stringenter Führung, Ausbildung und Erziehung für diesen Personenkreis erkennen.
• Das bisherige Meldesystem mit parallelen Informationssträngen weist in der Praxis Defizite auf. Es ist zersplittert, nicht kohärent und wird uneinheitlich gehandhabt. Ebenso erfolgen Meldungen nicht immer zeitgerecht, auch weil offenkundig die Handlungssicherheit – insbesondere bei unerfahrenen Vorgesetzten – über Meldeanlässe und Meldewege verbesserungsbedürftig ist.
• In der Zukunft gilt es, alle relevanten Ergebnisse aus unterschiedlichen Informationsquellen effektiver zusammenzuführen und auszuwerten. Zu diesen Quellen gehören neben den o.a. Meldungen alle Eingaben an den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Disziplinarverfahren, Meldepflichtige Ereignisse, Studien, Briefe sowie anonyme Hinweise an das BMVg. Es fehlt eine gemeinsame Datenbasis.
(…)
• Bei den rund 40 Hinweisen, die bei der „Ansprechstelle Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr“ bisher eingegangen sind, werden von zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorrangig „Mobbing“-Vorwürfe vorgebracht, bei Soldatinnen und Soldaten liegt ein Schwerpunkt im Bereich „sexueller Übergriffe“.
• Bei der Betrachtung unserer internen Abläufe und Verfahren zeichnet die alleinige Nutzung von bundeswehrinterner Kompetenz nur ein unvollständiges Bild. Der unvoreingenommene und kritische „Blick von außen“ kann uns bei der Überprüfung und Optimierung unseres Handelns helfen. Hierdurch können wichtige Handlungsfelder für eine tiefergehende Analyse identifiziert werden.
(…)
Im Ergebnis der Analyse „Innere Lage Bundeswehr“ werden die nachfolgenden Maßnahmen veranlasst:
• Das bisherige Meldewesen zur Inneren und Sozialen Lage der Bundeswehr (ISoLa) wird überprüft. Hierbei sind neben einer Straffung der Meldeverfahren auch die Voraussetzungen für eine neue „Meldekultur“ zu schaffen.
• Eine neue rechnergestützte Datenbank zur „Inneren Lage Bundeswehr“ wird aufgebaut. Sie soll helfen, rascher und leichter als bisher Trends und Fehlentwicklungen zu identifizieren bzw. Querverbindung zwischen einzelnen Meldungen zu erkennen.
• In einem neuen Referat in der Abteilung Führung Streitkräfte im BMVg werden alle truppendienstlichen Angelegenheiten der Inneren Lage und Menschenführung gebündelt. Dieses Referat berücksichtigt die Interessen aller Angehörigen der Bundeswehr und wird sehr eng mit dem Beauftragten des Generalinspekteurs für Erziehung und Ausbildung, der Ansprechstelle „Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr“ und dem nachgeordneten Bereich zusammenarbeiten.
(…)
• Um einen gleichermaßen professionellen wie methodisch erfahrenen Außenblick auf die Innere Lage der Bundeswehr zu gewährleisten, soll zur weitergehenden Analyse der vorhandenen Daten externer wissenschaftlicher Sachverstand hinzugezogen werden. Prof. Dr. Pfeiffer, ehem. Leiter Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, wird im Rahmen einer systematischen und vertiefenden Analyse die identifizierten Handlungsfelder in den Blick nehmen, mögliche Schwachstellen identifizieren sowie Vorschläge zur Schulung und Weiterbildung von Fachpersonal, aber auch zur Verbesserung unserer Methodik entwickeln helfen.
• Die Aus- und Weiterbildung von Disziplinarvorgesetzten und Rechtsberatern wird überprüft und – wo erforderlich – verbessert. In diesem Zusammenhang ist, auch um die Handlungssicherheit zu festigen, die Erläuterung und Veranschaulichung von Rechtsbegriffen/-kategorien und Maßstäben sinnvoll.
• Die Verbesserung der Dienstaufsicht (in und außer Dienst) durch Vorgesetzte, insb. auf Einheitsebene ist erforderlich. In diesem Verständnis sind auch infrastrukturelle Rahmenbedingungen (z.B. räumlicher Zusammenhang von Unterkunfts- und Funktionsgebäuden relevant.
(…)
• Darüber hinaus wird zusammen mit Frau Bundesministerin dieser Thematik ein Workshop zur Inneren Lage der Bundeswehr mit Spitzenkräften auf Abteilungsleiter-, Inspekteurs- und Präsidentenebene gewidment. Dieser wird um weitere Workshops und Seminare u.a. der militärischen Gleichstellungsbeauftragten der Bundeswehr und „Spießtagung“ der Bundeswehr ergänzt.
Den letzten Punkt habe ich hier noch mit zitiert, weil der schon mal in Berichten erwähnt wurde – allerdings ist dieser Workshop mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vermutlich weit weniger ausschlaggebend für die Truppe als die anderen zuvor genannten Veränderungen. Das ist ja durchaus zweigespalten – auf der einen Seite die Forderung nach mehr Dienstaufsicht auf Einheitsebene, ganz im Sinne der Auftragstaktik, auf der anderen die neue Meldekultur und die zentrale Datenbank.
Die Süddeutsche Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) hat zu der Analyse des GI noch einige zusätzliche Zahlen geliefert:
Nach SZ-Informationen wurden aus den Jahren 2015 bis 2017 insgesamt 7800 sogenannte „Meldepflichtige Ereignisse zur Inneren und Sozialen Lage der Bundeswehr“ analysiert, wobei es sich lediglich um 3600 sogenannte Erstmeldungen handelte, also neue Fälle. Davon wiederum wurden 3100 als Meldungen mit „Relevanz Innere Führung“ identifiziert – wobei die Spanne hier nach Angaben aus Ministeriumskreisen „von der eigenmächtigen Abwesenheit bis zur vollzogenen Vergewaltigung“ reichte.
So gab es etwa in den beiden zurückliegenden Jahren mehr als 300 Fälle des Verdachts auf „Diebstahl, Unterschlagung, Raub oder Erpressung“, fast 500 Unfälle mit Personenschäden sowie mehr als 250 Fälle von „Straftaten und Ordnungswidrigkeiten nach dem Betäubungsmittelgesetz“. Und in mehr als 200 Fällen ging es um „sexuelle Belästigung, Benachteiligung, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ – wobei auch hier sowohl Fälle innerhalb der Bundeswehr als auch im privaten Bereich erfasst wurden.
Entscheidend ist dabei der letzte Satz: In den Zahlen – und damit vermutlich auch in der Analyse der Inneren Lage der Bundeswehr – sind auch Vorfälle enthalten, die außerhalb des Dienstbetriebs stattfanden. Also die Fahrerflucht mit dem Privatauto genau so wie die sexuelle Belästigung bei der Grillparty am Wochenende. Das ist angesichts der besonderen Stellung von Soldaten zwar nachvollziehbar, muss aber auch in die Bewertung der Zahlen mit einbezogen werden.
(Archivbild Februar 2017: Übung im Gefechtsübungszentrum – Jane Schmidt/Bundeswehr)
„• Die Verbesserung der Dienstaufsicht (in und außer Dienst) durch Vorgesetzte, insb. auf Einheitsebene ist erforderlich. In diesem Verständnis sind auch infrastrukturelle Rahmenbedingungen (z.B. räumlicher Zusammenhang von Unterkunfts- und Funktionsgebäuden relevant.“
Wie soll das bitte durch die Vorgesetzten auf Einheitsebene umgesetzt werden? Insbesondere nach Einführung der 41h Woche, schlechter Personallage (kein Stellvertreter vorhanden) und der strikten Trennung von Funktions- und Unterkunftsgebäuden.
• Die Verbesserung der Dienstaufsicht (in und außer Dienst) durch Vorgesetzte, insb. auf Einheitsebene ist erforderlich. In diesem Verständnis sind auch infrastrukturelle Rahmenbedingungen (z.B. räumlicher Zusammenhang von Unterkunfts- und Funktionsgebäuden relevant.
Sehr schön freue mich auf die erste Eingabe eines Zugführers/Kp-Chefs der jetzt nicht mehr zu Hause schlafen darf.
Mal im Ernst da wurden erst mühevoll und teilweise sozial-fragwürdig Soldaten Ü25 aus den Kasernen geworfen, haben sich für gutes Geld am Dienstort eine Wohnung gesucht, diese auch für gutes Geld eingerichtet, und nun wo man feststellt das Personal eingestellt wurde welches bei besserer Prüfung vielleicht als charakterlich ungeeignet rausgefallen wäre, nun „darf“ der Ü25er-Vorgesetzte wenigstens einige Nächte in der Woche/Monat diese beaufsichtigen, nach Dienst, OHNE Vergütung da er ja „eh da schläft“.
Ehrlich der Aprilscherz kommt 3 Tage zu früh!
UvD, FvW, OvWa und ein Spies der den „Ehrentitel“ verdient führt. Zapfenstreich, Wecken Stuben- und Spindkontrolle
Aber das wäre ja Kommis und obrigkeitliches Misstrauen!
Also weg damit.
Mündige Staatsbürger, sieht man – und Frau vdL beruft Kommission auf Kommission ein, Workshops wie Sand am Meer.
ES WIRD SICH NICHTS ÄNDERN.
Wir, die Politik, haben die „Berufs“truppe wie sie sich darstellt, selbst produziert.
Immer wieder schön zu sehen, das selbst gestandene Generäle keinen Bezug dazu haben, was Innere Führung ist.
Innere Führung ist schon seit Jahrzehnten eine Worthülse, die gerne genommen wird, von der aber kaum jemand weiß, was sie bedeutet-denn hier handelt es sich nicht um einen „Verstoß gegen die Innere Führung“-sondern um Straftaten.
„Innere Führung“ ist ein Konzept, das die Streitkräfte an das Grundgesetz bindet-der „Staatsbürger in Uniform“, aber auch „Führen mit Auftrag“ sind zwei Beispiele dazu.
Ein Verstoß gegen die Innere Führung wäre es, wenn diese Vorfälle anders als bei jedem „normalen“ Staatsbürger behandelt werden würden.
Die Lösung der Führung soll es also sein, noch mehr „Meldestellen“ einzurichten und noch mehr „Datensammelwut“ an den Tag zu legen?
Solche Vorfälle gehören an die Staatsanwaltschaft abgegeben, und gut…passt aber vermutlich gut in das „Superwahljahr 2017“, mal wieder die „Sau Bundeswehr“ durchs Dorf zu treiben-oder findet es niemand „komisch“, das die Vorfälle teilweise jahrelang zurückliegen, aber erst jetzt in den Medien zu finden sind?
Nein, finde ich nicht, da Sexuelle Übergriffe mkn zum guten Teil erst spät angezeigt werden, spez. wenn Vorgesetzte auf solche „verspäteten“ Meldungen mit Unterstellungen und Verdächtigungen reagieren!
Findet es niemand merkwürdig und verdächtig, das die Reaktion auf solche Meldungen Unterstellungen und Verschwörungstheorien sind?
Führen mit Auftrag ist nebenbei erheblich älter als das Konzept der Inneren Führung und des Staatsbürgers in Uniform zumindest in Deutschland.
Glückwunsch! In Zeiten in denen „Das Fallbeil“ (so wird U. v. d. Leyen mittlerweile in der Truppe genannt) einfach so en passent auf hören sagen Köpfe rollen lässt, ist ein neues Meldewesen sicher hilfreich.
Wo Angst um den eigenen Dienstposten herrscht, wird bekanntlich jeder Dreck gemeldet. Ach ja – Dienstvergehen/Straftaten glaube ich mich erinnern zu können, justiziabel sein.
Neue „Meldekultur“ per „rechnergestützter Datenbank“ – Technokratischer Neusprech pur. Technische Lösung für ein kulturelles Problem ? Und dann natürlich die reflexartige Forderung nach mehr Dienstaufsichtsdichte in und außer Dienst. Houston, we have a problen ! Have we ?….bei 200 Fällen von „sexueller Belästigung, Benachteiligung, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ in und außer Dienst ?…..und dass „infanteristisch geprägte Verbänden “ physisch-hormonal und „kulturell“ etwas anders ticken als z.Bsp. eine Cybercouchpotatoe-Einheit sollte ja nun auch nicht überraschen.
Und „Der unvoreingenommene und kritische „Blick von außen“ soll nun durch „wissenschaftlicher Sachverstand“ in personam Prof. Dr. Pfeiffer, ehem. Leiter Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, herbeigeführt werden. Ist das der :http://kfn.de/kfn/institut/ehemalige-direktoren/prof-dr-christian-pfeiffer/ ?
Na, der kann sich nun für sein neuestes Projekt freuen: „“Punishment is Necessary” A Study of the Developmental Origins of Punitive Attitudes toward Offending and Offenders“
Hoffentlich geht der Herr Prof auch der Frage nach ob “ sexueller Belästigung, Benachteiligung, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ in der Truppe bei den Opfern das Vertrauen der Betroffenen in das rechtsstaatliche und politische System der Bundesrepublik reduziert oder „schlicht und einfach nur“ das Vertrauen in die Innere Führung in personam der konkreten Akteure und ihre Handlungsweisen. Davon kann man eigentlich als Arbeitshypothese ausgehen – denn das ist auch das Ergebnis von Studien im zivilen Kriminalitätsbereich. Fernerhin ist natürlich zu erwarten, dass die kriminelle Viktimisierung von Homosexuellen und/oder Frauen in den Streitkräften eine höheres Strafbedürfnis/-erwartung bei den Opfern erzeugt, denn sie wähnen sich ja unter quasi doppeltem Schutz: straf–und soldatengesetzlich. Und so kann man sich ja die Frage stellen, warum in der „Analyse zur Inneren Lage der Bundeswehr“ nicht auch die einschlägig relevanten Verstöße gegen das Soldatengesetz gelistet sind, also Verstoß gegen Kameradschaftspflicht, Fürsorge-/Achtungspflicht in und außer Dienst etc. Und damit bin ich wieder bei dem von mir in dem anderen Faden beschriebenen grundsätzlichen Dilemma.
Na, denn forschen sie mal schön, Herr Professor ;-)
Inwieweit gibt es denn Unterschiede zwischen den Jahrgängen? Hier Schwerpunkt bevor es FWDL gab und danach bzw. die jungen Generationen, die erst 2014/2015/2016 zur Bundeswehr gegangen sind und nicht diese Sozialisation in die Bw erfahren haben bzw. nicht das Verständnis aufbringen.? Man hat ja auch durch die 41 h Woche einerseits nicht die Möglichkeit, andererseits fehlt anscheinend eine gewisse Bereitschaft der Neuen für die Bundeswehr (Dienst bis nach 16:30 oder Dienst am Wochenende)?
MkG
Wie schön…. dann kann ich ja endlich die ganze GMIF zur Änderung der Infrastruktur innerhalb der Liegenschaft wieder in die Tonne werfen, da uns ja gegen unseren Willen durch BAIUD und die alten InfraStäbe die Trennung der noch(!) vorhandenen Einheitsgebäude (also Funktion und Unterkunft in einem Gebäude, eine Einheit=ein Block) aufgezwungen wurde.
Inhaltlich super, weil passt genau in unsere Argumentation neben vielen anderen Dingen, aber auch schlecht, weil damit der ganze Prozess von neuem beginnt und ich meine anderen Bauvorhaben wieder später bekomme. Oder kann ich die gewonnene/freiwerdende Kohle jetzt in Hallen und technikgebäude ummünzen???? ;-)
Politischer Aktionismus, der GI klagt die Truppe an (war er selbst vorher mal in den 10 Jahren in Pfullendorf?), um der Ministerin den Rücken freizuhalten und die niedersächsin schickt einen (natürlich zivilen von außen, weil die Welt dort so heil ist) Niedersachsen, um die 0,005 Promill-Fälle zu untersuchen. Und es ist natürlich nur die böse Infanterie, die InFü nicht kapiert. Und seltsamerweise tauchen nur Fälle aus Süddeutschland medial auf.
@MarderMüller
Sie sprechen da ein ganz heißes Eisen an, dass imho im Zusammenhang mit der neuen „Meldekultur“ zu sehen ist: Denunziation/Whistleblowing, soziale Kontrolle/Disziplin und durchgängige Rechtstaatliichkeit. Ein sehr weites Feld. Wie sich Rechts- und Unrechtsbewusstsein des Einzelnen auf Grund der Interventionen von Staat und Justiz verändern und verhaltensanleitend wirken ist eine imho wissenschaftlich nicht unbedingt schon wirklich aufgearbeitete Fragestellung. Die Truppe wird sich damit abfinden müssen, dass „Melden macht frei“ in Sachen Mobbing/sexuelle Belästigung/Nötigung nicht unbedingt greift, und dass „Nicht-Melden“ sogar dazu führen kann, dass die soziale Basis der militärischen Disziplin und Ordnung nachhaltigt beschädigt wird: Respekt und Vertrauen. Eine neue „Meldekultur“ wird da nicht helfen, wir brauchen wohl an der Basis eine – nicht neue – sonderen andere Praxis der Führungskultur, die eben auch die neue, soziale „Diversity“ einschließt.
Kann meinen Vorrednern zur zustimmen, die Berufung von Herrn Prof. Pfeiffer hat schon ein ziemliches Geschmäckle. Was ihn zur besonderen Untersuchung befähigen soll, ist mir recht schleierhaft.
Die Sinnhaftigkeit der oben erwähnten „Straffung von Meldewegen“ wird wohl kaum ein Allheil-Mittel sein. Gab es früher nach ähnlichen Vorfällen wie etwa in Coesfeld auch einen derartigen Aktionismus?
Nichts für ungut, aber diese Bw spottet in Teilen, was Disziplin und Auftreten anbelangt, ohnehin jeder Beschreibung. Es ist traurig, dass es erst solch unschöner Vorgänge bedarf, um „ganz oben“ den bösen Begriff „Erziehung“ als Handlungsfeld wiederzuentdecken. Bei Anzug und Gruß fängt es an und hört bei so einer Sch….ande auf. Da hat sich über Jahre eine Gleichgültigkeit eingestellt, der man vermutlich nicht mehr Herr werden wird. Aber man will es ja exakt so. Beispielsweise die Änderungen im ohnehin schon sehr dünnen Kapitel „Gruß und Anrede“ sprechen da für sich. Heute hüh, morgen hott, im Kleinen wie im Großen.
@blücher
Na ja, „wer nur einen Hammer hat,………“ Also nutzt der GI seinen Meldehammer und UvdL benutzt die politische Brechstange wie offener Brief und „Ansprechstelle Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr“. Beide Werkzeuge werden den von mir angesprochenen Führungskulturwandel nicht unbedingt beschleunigen. Und dann noch das Heisenbergeffektrisiko durch „externe Begutachtung“. Man will einfach politisch zu viel und zu schnell.
Was qualifiziert eigentlich einen Kriminologen und Strafrechtler zum Auftritt bei angeblichen oder auch tatsächlichen Problemen in Handhabung von Innerer Führung.
Ausweichlich eines 2. Staatssexamens treibt Herr Prof. Dr. Pfeiffer die Analyse zur Inneren und sozialen Lage der Bundeswehr der Streitkräfte voran? An den juristischen Fakultäten wird offensichtlich also die innere Gefühlslage von Streitkräften abstrakt, und in Truppenpraktika am Beispiel Bw konkret studiert, oder eher nicht?
Falls dies unzutreffend ist, kann der mit der Analyse Beauftragte doch hoffentlich auf militärische Begleitung innerhalb seiner Untersuchungen hoffen. Denn die Frage: „Hat er gedient?“ wird er verneinen müssen. Nicht, dass dies Voraussetzung sein sollte, aber ein Gefühl dafür, wie Soldaten denn so ticken, insbesondere bei den immer gern am Pranger stehenden infanteristisch geprägten Verbänden , kann nicht erlernt, nur erlebt werden.
Technokratische Lösungen zur Eindämmung der Testestoronfalle jugendlicher Heranwachsender in tatsächlichen oder eingebildeten Elitetuppenteilen?
Angedachte neue, zusätzliche (parallele) und nachgebesserte Meldeverfahren, „big brother“!
Bestimmt wird der Bericht passend vor dem 24.09. – Wahltermin – vorliegen: „Seht her, ich schaffe Ordnung“!
Woran liegt es, daß es bisher(aber auch schon in der Vergangenheit) vor allem die Infanterieeinheiten betrifft, wenn es Skandale in der BW gibt? Nur Elitedenken oder warum trifft es nicht auch die Panzertruppe, insbesondere die Panzergrenadiere?
Ist der Zusammenhalt der Truppe besser, wenn man im selben Panzer sitzt oder wird die Panzertruppe besser geführt?
Die BW ist immer noch ein Spiegel der Gesellschaft, trotzdem liegen die sexuell motivierten Fälle unter dem Bundesdurchschnitt. 1/3 passiert privat. Und rund 1/3 der Meldungen, in diesen Bereich, bestätigen sich nicht. Übrig bleibt eine zweistellige Zahl (lt. SZ). So schlecht kann das Meldesystem bisher nicht gewesen sein.
Zeistellige Zahl pro Jahr.
@ Gähnender | 29. März 2017 – 14:28
Wie viel Truppe hat den der GI (ausser bei Besuchen) denn selbst erlebt. Die Vita der unterschiedlichen Herren, ist da i.d.R. sehr aussagekräftig.
Wie hoch ist die Dunkelziffer?
Was ist das für eine -Kultur-?
Da verursachen einige Bürger in Uniform disziplinar zu würdigende Vorgänge und nun muss dafür der Rest der Truppe nach Dienst im Grundbetrieb beaufsichtigt werden.
Was ist das für ein Menschenbild?
Das ist das Gegenteil von Staatsbürger in Uniform.
Nachdienstaufsicht ist außerhalb von Übungen, Wache und Lehrgängen ist Spitzeldienst.
Damit wäre der Bogen dann endgültig überspannt.
Man wird a.B. vom Menschenführer und Staatsbürger in Uniform zum „IM <>“ nach Dienst und dass auch noch, obwohl Spieße seit Jahren (!) davor warnen, Funktions- und Unterkunftsgebäude zu trennen und Ü25-Pendler aus der Kaserne zu verbannen. Mir fehlen echt die Worte, besonders zur „wissenschaftlichen Aufarbeitung“ bis hin zu Handlungsanweisungen für „Fachpersonal“…
Hoffentlich fliegt diese beschämende Hülse den verantwortlichen Köpfen medial um die Ohren – etwas anderes haben sie nicht verdient.
@ closius
Die Infanterie (und dort besonders die springende Zunft) hat einen „elitären Anspruch“ an sich selbst und betrachtet sich daher als Ausnahme. PzTr sind da eher pragmatischer und ticken allein schon aufgrund der Technikaffinität bisweilen anders.
Ergänze in meinem obigen Beitrag bitte bei den „IM ISoLa“ – da hatte sich da System verschluckt.
@Closius
Bitte den Bericht des GI genau lesen.
Da steht nichts von Luftlandetruppe oder Infanterie, sondern infanteristischen Verbänden. Dies schließt PzGren Truppe, SeeBtl und Objektschutz der Lw mit ein.
Die Vorfälle hat auch nichts mit Elitedenken zu tun. Der Anteil der Mannschaftssoldaten ist in den Verbänden einfach um einiges höher als es beim Rest der Bundeswehr ist. Und da die Masse der Vorfälle durch Mannschaften beganngen werden, sind diese bei diesen Truppenteilen von daher (Normalverteilung angenommen) deutlich wahrscheinlicher.
Was bei dieser „Analyse“ deutlich wird ist, dass man mordern, offen, selbstbestimmt und individuell sein möchte hinsichtlich der Interessen und Neigungen der Soldaten. Passiert jedoch etwas, verfällt man in das traditionelle Bild des Soldaten als die Generalität noch Leutnant oder Hauptmann war und will die totale Kontrolle. Konsequent wäre: Im Dienst gilt die WDO, außerhalb gelten die zivilen Gesetze, sprich Anzeige bei der Polizei, etc. Das wäre dann auch der erste Teil von „Staatsbürger in Uniform“.
Es ist in kleinster Weise zu verharmlosen was in Pfullendorf passiert ist.Dennoch gilt es sachlich zu bleiben.
In Anbetracht der Ereignisse gemessen an der Truppenstärke ist meiner Meinung nach kein übertriebener Aktionismus erforderlich.
Wir reden hier von einzelnen Fällen und nicht von einer Regelmäßigkeit die querschnittlich zu beobachten wäre.
So was gab es schon immer in Streitkräften, was nichts legitimiren soll.
Ich denke nicht das es hierzu einen externen Dr.Proffesor X braucht und schon gar nicht eine Flut von Workshops.
Die PR Masche der Ministerin wird langsam unerträglich, wird Zeit das wir erlöst werden und das Tal der Trännen durchschritten ist…..
@huey | 29. März 2017 – 12:41
„Immer wieder schön zu sehen, das selbst gestandene Generäle keinen Bezug dazu haben, was Innere Führung ist.“
Leider haben Sie Recht :(
„Innere Führung ist schon seit Jahrzehnten eine Worthülse, die gerne genommen wird, von der aber kaum jemand weiß, was sie bedeutet-denn hier handelt es sich nicht um einen „Verstoß gegen die Innere Führung“-sondern um Straftaten.“
Absolute Zustimmung. Ich habe keine Ahnung, warum der GI hier einen solchen elementaren, sprachlichen und inhaltliche Fehler macht und A mit B verwechselt…
@Elahan | 29. März 2017 – 17:17
„Da verursachen einige Bürger in Uniform disziplinar zu würdigende Vorgänge und nun muss dafür der Rest der Truppe nach Dienst im Grundbetrieb beaufsichtigt werden.“
Naja, das haben wir doch eigentlich (bis vorletztes Jahr) schon immer so gemacht. UvD, GvD, FvW. Alles Dienste die (auch) dazu gedacht sind/waren Disziplin und Ordnung auch außerdem Dienst aufrecht zu erhalten.
Ich halte das auch für i.O.
Man muss seinen (oft gerade jungen( Kameraden auch nach Dienst mal auf die Finger schauen ;)
„Was ist das für ein Menschenbild?
Das ist das Gegenteil von Staatsbürger in Uniform.“
Das eine hat mit dem anderen NICHTS zu tun. Der Staatsbürger in Uniform ist ein Konzept, der die politische Teilhabe des Soldaten sichert. Aber eine Verpflichtung zur Aufsicht auch nach Dienst unterbindet nicht die politische Teilhabe.
„Nachdienstaufsicht ist außerhalb von Übungen, Wache und Lehrgängen ist Spitzeldienst.“
Nur wenn die Soldaten aufgefordert würde sich gegenseitig zu Bespitzeln. Das wiederum würde ich auch HEFTIG kritisieren. Das ginge gar nicht.
Aber Funktionsdienste (und darum geht es doch glaube ich hier, oder?!) sind keine Spitzeldienste sonder Vorgesetztendienste.
@Voodoo | 29. März 2017 – 18:36
„Die Infanterie (und dort besonders die springende Zunft) hat einen „elitären Anspruch“ an sich selbst und betrachtet sich daher als Ausnahme. PzTr sind da eher pragmatischer und ticken allein schon aufgrund der Technikaffinität bisweilen anders.“
Ich denke hiermit haben Sie Recht. So wie ich PzGren kennen gelernt habe sind diese eher pragmatisch veranlagt und definieren sich anders als Infanteristen.
Allerdings habe ich auch schon von genügend Ritualen bei den PzGren gehört, von daher war es in den letzten Jahren vielleicht eher eine „statistische Abweichung“, dass die Vorgänge in der Infanterie durch die Presse hochgejubelt wurden?!
@all
Ingesamt finde ich es beschämend, dass durch die Bw-Führung hier gegen elegantere Grundsätze der Inneren Führung (Auftragstaktik, Zuständigkeit des DV, Problemlösung auf niedrigster möglicher Ebene) verstoßen wird.
So kann man doch keine DEU Soldaten führen :(
Und das der eine oder andere DV die Meldungen manchmal zu spät absetzt oder „kreative“ Vorschriftenauslegung betreibt um sie ganz verhindern zu können, sollte der Führung doch eher zu denken geben! Jeder Chef weiß doch, dass von der Minute an, wo er das Vorkommnis offiziell ins System gibt er nicht mehr vernünftig arbeiten kann und Zeit und Sachlichkeit häufig keine Rolle mehr spielt…
Das einzig positive wäre wirklich wenn die seit in etwas 10 Jahren propagierte und zunehmen baulich auch wirksame Trennung von Funktionsgebäuden und Unterkünften beerdigt werden würde. Chefs und Spieße haben ja von Anfang an dagegen gewettert und davor gewarnt. Übrigens auch (allerdings nicht nur) mit dem Hinweis auf die mangelnde Aufsicht nach Dienst!
Aber „man“ wusste es ja besser :(
Vielleicht mag ich falsch liegen, aber ich denke es fehlt stellenweise auch einfach an guten alten „Traditionen“:
Das fängt bei einem morgendlichen Antreten mit Vollzähligkeit durch den Spieß! an und geht weiter zu den traditionellen Stubendurchgängen am Freitag vor dem Abschlussantreten.
Einfach mal etwas mehr „führen“ und die Zügel anziehen.
Wenn ich weiß, dass ich morgens mit 2 Promille ruhig verschlafen kann, weil der Gruppenführer sicher auch noch einen sitzen hat und bestimmt niemand was sagen wird, wenn ich um 08:00 Uhr aus der Stube falle und auf der Ausbildungswiese aufschlage, dann lädt das natürlich ein, sich entsprechend zu verhalten.
Wenn ich weiß, dass mein Fehlverhalten nicht sanktioniert wird, warum sollte ich mich dann „umständlich“ korrekt verhalten, wenn es auch „einfach inkorrekt“ geht.
Wenn ich morgens um 7:00 Uhr durch die Kaserne fahre/gehe und weiß, dass eigentlich um 7:00 Uhr Dienstbeginn ist, dann frage ich mich schon ab und zu, wie da Hinz und Kunz noch gemütlich durch die Gegend schlendern können oder gar erst auf den Weg in die Kaserne sind.
Klar, es gibt kein Antreten, keine Vollzähligkeit…da fällt es nicht auf wenn man mal 10 Minuten später kommt…
…und genau da fängt unser Dilemma an!
Ich finde diesbezüglich die Worte des Leiters der Psychologischen Dienstes eines KarrC immer wieder passend, der einmal sagte:
„Wir führen keinen Bestenauswahl durch, sondern wir decken ihren Bedarf gemäß den Vorgaben. Wir liefern bis zum Kasernenzaun, danach sind Sie verantwortlich. Der Erziehungsauftrag der auf die Truppe zukommt, wird die nächsten Jahre immer größer werden!“
@Aus der Truppe 21:21
Nicht Ihr Ernst, oder?
Klingt wie Landsknechtslager 1648.
Wenn das „NORMAL“ sein soll, können wir „den Betrieb“ besser einstellen.
Ich frage mich ob diese Probleme auch ein wenig mit dem antiautoritären Selbständigkeits-Ideal in Deutschland zu tun hat wo man von „Erwachsenen“ Leuten einfach gewisse Ansprüche hat und nicht mehr aktiv erziehen will. Mir fehlt die Erfahrung mit Menschenführung und kann das nur mit der Uni vergleichen und da ist es bei uns im Vergleich zum Ausland ja auch sehr locker geregelt und man hat auch dementsprechend hohe Abbrecherquoten und Studienzeiten. Nach einem Auslandsjahr habe ich mich schon gefragt was wir da teilweise für ein Kasperltheater veranstalten. Ähnlich wie bei der BW. Und ja, als ehemaliger Jäger wundert es mich nicht, dass solche Probleme bei der Inf besonders häufig anzutreffen sind. Viel Rambo-Macho, wenig echte Verantwortung und sehr viel unbeaufsichtigte Langeweile.
@marvin | 29. März 2017 – 21:55
„Und ja, als ehemaliger Jäger wundert es mich nicht, dass solche Probleme bei der Inf besonders häufig anzutreffen sind. Viel Rambo-Macho, wenig echte Verantwortung und sehr viel unbeaufsichtigte Langeweile.“
Da weisen Sie auf einen wichtigen Punkt hin: Wo Gammel-Dienst herrscht kommen Menschen auf komische Ideen!
Ein weiteres Problem der 41h Woche in der KpfTr :(
Wer wirklich glaubt, dass 20jährige Infanteristen glücklich darüber sind jeden Tag um 16:00 Dienstschluss zu haben und das sich ab dann im Dienstschluss alle mit Quantenphysik beschäftigen, der hat wirklich keine Ahnung warum jemand Infanterist wird…
Was hilft das, wenn die Vorgesetzten, Ausbilder und „Erzieher“ selbst Ausbildungs und Erziehungsmängel haben?
Ich habe oft genug nicht am Antreten teilgenommen Dienst und/oder Abschluss aus dienstlichen Gründen, von daher sicher was um 07:00 durch die Kaserne schlendert nicht schon Dienst tut?
Prof. Pfeiffer wird in seinen Forschungen auch keine bessere Lösung finden, als das die Vorgesetzten in und außer Dienst bei der unterstellten Truppe wieder mehr Präsenz zeigen müssen und genauer hinschauen müssen. Dies wird nur mit mehr Einsatz von seiten der Vorgesetzten gehen und mit weniger von 07 – 17 Uhr Diensteinstellung.
Interessant ist auch das die Jägertruppe ein besonderer Schwerpunkt der Fälle ist, was ja hier im Blog gerne angezweifelt wird. Allerdings muss man die absolute Anzahl der Fälle in Relation zu der Gesamtstärke der Truppe setzen, dann relativiert sich die Größe wieder.
Zu guter Letzt, Prof. Pfeiffer war auch bei der Aufarbeitung der
Missbrauchsfälle von katholischen Funktionsträgern an Kindern beteiligt. Wenn ich mich recht errinnere, dann ist er von seinem Auftrag entbunden worden, nachdem der katholischen Kirche seine Aufklärung zu weit ging. Mal sehen wie sein Auftrag bei der Bw endet.
@ Aus der Truppe | 29. März 2017 – 21:21
Ich erlaube mir ihre Ausführungen noch zu ergänzen:
– lange Zottelbärte
– Löcher in der Ohren wie 1-2€ Münzen
– Männer mit Zöpfchen auf dem Kopf (Man-Dutt), geduldet oder unerkannt von den Disziplinarvorgesetzten
– Frauen mit extra Modischer Schädelhalbfrei Rasur-Frisur
– KpFw/Offiziere und die achsoerfahrenen Jungportepees die keine Hosengummis mehr haben, weil der im Dienst wachsende Bart sonst behindert würde
– 4 reihiges Parken vor den Gebäuden, weil es ja keine Parkordnung mehr geben darf
Beobachtungen aus einem nicht-infanteristischen Standort! Und da könnte ich noch weiter machen…aber auch nicht alle über den gleichen Kamm schieben!
Prima 24h Überwachung der achso modernen genderoffenen Schmusearbeitgebereinrichtung Bw. Dienstgrade ab Fw aufwärts bis zum OTL haben wir ja genug. Da wird sich doch wohl eine 24/7 Bestreifung der abends meist verweisten Liegenschaften sicherstellen lassen. Am besten gleich mit Roten Telefon in den B-Block!
Schön ist dabei nicht, das diejenigen, die ordentlichen Soldatendienst verrichten ebenso in den Generalverdacht gezerrt werden.
Im übrigen teile ich ebenfalls die schon vorher geteilte Äusserung in Bezug auf Süddeutschland und die erst jetzt (wohl vermehrt) auftauchenden Skandale im Kanzlerschaftskampfjahr 2017. Ja, manchmal sind offene „Täuschungsangriffe“ zur ablenkung eigenen Versagens zu offensichtlich.
Nette Misstrauensstimmung in der Truppe! Aber dafür gibt es ja bald schon wieder (Gerüchten zufolge) bis zu 24.000 Öre für Weiterverpflichtungen im „Dislike-Button-Bereich“..und noch mehr Hochglanz-Teufelkommraus Nachwuchswerbung.
Irgendwie muss die Meldebehörde nebst neuem Wasserkopf ja mit Futter versorgt werden, damit unten aufgeräumt wird um den Weg in die Spitze zu ebnen!
Ja, bloß nicht über die Arbeitgebermarke… und ihre „Skandale“ stolpern….
Was ist aus der Bundeswehr geworden? Ein Spielball der Politik, zu Kosten unserer Wohlstandssicherheit für die kaum noch einer Wehrhaft freiwillig einstehen möchte?
@ThoDan | 29. März 2017 – 22:36
„Was hilft das, wenn die Vorgesetzten, Ausbilder und „Erzieher“ selbst Ausbildungs und Erziehungsmängel haben?“
Vorgesetzte haben Vorgesetzte und auch diese haben einen Erziehungsauftrag.
Wo ist das Problem?
@Georg | 29. März 2017 – 23:10
„als das die Vorgesetzten in und außer Dienst bei der unterstellten Truppe wieder mehr Präsenz zeigen müssen und genauer hinschauen müssen. Dies wird nur mit mehr Einsatz von seiten der Vorgesetzten gehen und mit weniger von 07 – 17 Uhr Diensteinstellung.“
Einer der seltenen Fälle in denen ich Ihnen zustimme…
„Interessant ist auch das die Jägertruppe ein besonderer Schwerpunkt der Fälle ist, “
Das bleibt abzuwarten. Die Statistiken müssten zunächst zielführend aufbereitet werden.
Das Beispiel mit den PinUp Bildern in Spinden wurde ja bereits genannt. Und in der Tat DAS dürfte in der Infanterie überproportional vorhanden sein ;)
Echte sexuelle Belästigung hingegen dürfte geringer sein, alleine schon da in der Infanterie weniger Frauen sind als in allen anderen TrGttg.
Aufnahmerituale hingegen dürften in der Infanterie deutlicher häufiger „interessant“ werden, als in der Logistik.
Und hinsichtlich Mobbing/Bossing. Naja, das ist eine Frage der Definition. Was in der Infanterie normal und richtig ist, würde bei der Lw vermutlich zu Nervenzusammenbrüchen führen ;)
Alles eine Frage der Perspektive…
Kurz als fachlicher Hinweis: JgTr ist nicht identisch mit Infanterie.
Gibt es Mobbing, Gewalt, Sexuelle Übergriffe nur bei der Bw?
Wie geht man damit bei der Polizei oder im Bundestag um?
Gibt es in anderen Bereichen auch ein Meldewesen und Kontrolle von Zimmern nach Dienst?
Man behandelt die Staatsbürger in Uniform wie Mündel.
Das ist unwürdig. Kriminelle müssen bestraft werden unbescholtene Bürger/Soldaten nicht als Häftlinge behandelt werden. Wir brauchen nach Dienst keine Aufpasser.
Wer kontrolliert Studenten/Pfarrer in ihren Wohnheimen?
Es verschlägt mir doch die Sprache, das Geschilderte von Aus der Truppe | 29. März 2017 – 21:21
@Elahan | 29. März 2017 – 23:48
„Gibt es in anderen Bereichen auch ein Meldewesen und Kontrolle von Zimmern nach Dienst?“
Teilweise ja, teilweise nein. Aber das entscheidende ist, dass die Bw nicht mit anderen Bereichen vergleichbar ist.
In keinem anderen Bereich gibt es strukturelle Kasernierung von Personen die einer außerdienstlichen Wohlverhaltenspflicht unterliegen.
„Man behandelt die Staatsbürger in Uniform wie Mündel.“
Vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber grundsätzlich richtig.
Aber wo ist hier das Problem?
@Koffer
Das diese Vorgesetzte ihre Untergebenen nicht richtig ausgebildet und erzogen haben?
Was mache ich eigentlich einem UoP der Marine Vorwürfe, wenn ein General des Heeres es nicht besser macht?
Mobbing/Bossing kann bei der Infantrie nicht richtig sein, wenn es bei der Luftwaffe falsch ist!
Vielleicht sollte man die Aufnahmerituale dann richtig gestalten, he who sheds blood with me
@0815
Mein Mitgefühl für diese Modeprobleme der Kleingeisterei hält sich ehrlich in engen Grenzen.
@ThoDan | 30. März 2017 – 0:22
„Das diese Vorgesetzte ihre Untergebenen nicht richtig ausgebildet und erzogen haben?“
Erziehung ist ein gradueller Prozess. Diese ist nie abgeschlossen.
„Mobbing/Bossing kann bei der Infantrie nicht richtig sein, wenn es bei der Luftwaffe falsch ist!“
Alles eine Frage der Relation. Natürlich benötigt die Infanterie ein anderes Miteinander als die Luftwaffe. Anderer Auftrag und andere Menschen…
„Vielleicht sollte man die Aufnahmerituale dann richtig gestalten,“
Stimmt.
Ich denke aber, dass Sie sich darunter etwas anderes vorstellen als ich (und andere Infanteristen) ;)
Diese vorfälle ereigneten sich in der Ausbildung Spezialisierte und Spezialkräfte… keiner dieser Menschen hat sich jemals beschwert über diese Ausbildung. Egal wo ich bisher war auf der Welt, war ich mit am besten Ausgebildet als CFR B, obwohl noch ein CFR C oder 18D anwesend war.
Das alles nur weil sich da eine eine Person beschwert hat die nicht mal als Teilnehmerin anwesend war, sondern als neue Ausbilderin ( ohne SOF Erfahrung )
Diese Erfahrung kann ich nur den Leuten danken dessen Namen ich hier nicht nennen will, die dieses Wissen und erarbeitet und weiter gegeben haben…danke dafür, wir sehn uns beider Schlüssel ausgabe :D
@ThoDan | 30. März 2017 – 0:22
„Mobbing/Bossing kann bei der Infantrie nicht richtig sein, wenn es bei der Luftwaffe falsch ist!“
In jeder einzigen Armee der Welt die jemals exestiert hat oder heute noch existiert ist der Umgangston in der Infanterie rauher als in den Rest der Streitkräfte, weil es militärisch notwendig ist.
Mit Bitten ung ausführlichen Argumentationsketten wurde noch kein einziger Mensch dazu gebracht sein Leben bei der Erstürmung einer MG Stellung zu opfern.
Daher ist auch die Ausbildung in der Infanterie von Natur aus lauter und körperbetonter als im Rest der Truppe. Wenn jemand nicht in die Einbruchstelle kommt wird ihm nicht hereingeholfen sondern er wird reinbefördert. Höflichkeit und zivilisierter Ton haben in solchen Fällen Menschenleben gekostet und werden es auch in der Zukunft tun.
Da ein Lw-Gezi Soldat sich selten im Sturmtrupp 1 wiederfindet, ist so ein Ton in seiner Ausbildung auch nicht notwendig und dieser würde sich daher in der Infanterie im ersten Augenblick wahrscheinlich wie in einer anderen Welt fühlen.
Aggressivität ist in der Kampftruppe gewollt und die Förderung dieser sogar gewünscht. Die Einführung des mil. Nahkampfsesens und dessen Ziele sind nur eines der Belege. In der Tat ist es aber so, dass nicht alle Menschen in der Lage sind zwischen Dienst und Freizeit, Gefechtsausbildung und Kasernendienst 100% zu trennen. So dass Verhaltensmuster die in dem einen Dienstabschnitt gewünscht sind auch in dem anderen durchbrechen.
Chris | 30. März 2017 – 1:00
Die Geschehnisse betrafen nicht die Lehrgangsteilnehmer, es betraf Soldaten des Stammpersonals.
ThoDan | 30. März 2017 – 0:22 Vielleicht sollte man die Aufnahmerituale dann richtig gestalten, he who sheds blood with me“
Wer ist man? Hat da jemand die Kontrolle drüber? Offensichtlich dienstältere Mannschaften des Stammpersonals haben das veranstaltet wohl ohne Kenntnis von InChef und InFw. Sowas läuft also verborgen ab.
Ihr Gedanke der Gestaltung einer Aufnahme ist grundsätzlich richtig: Bei uns wurden frische Unteroffiziere aufgenommen in die Uffzgemeinschaft im Rahmen einer dienstlichen Veranstaltung (UffzAbend, Kameradschaftsabend), der UffzTrunk für den Neuen wurde von Spieß und Pers kontrolliert gebraut.
Bei unserer Partnereinheit der Flußpioniere war es einmal Tradition, die neuen Uffze mit Paddelschlag auf den Arsch aufzunehmen. Nach dem es dabei einmal zu einer Organverletzung kam, wurde das verboten von ganz oben. Zukünftig wurde einmal mit der flachen Hand draufgeklatscht.
Bei den Mannschaften unserer Einheiten waren Aufnahmen nicht üblich, jedenfalls nicht bekannt. Aber ob da sich etwas im Verborgenen abspielte? Ich war auch mal Mannschaftsdienstgrad und wohnte auf Stube in der Gemeinschaftsunterkunft.
Ob es einen Erlass geben wird, Aufnahmen, Rituale, Veranstaltungen anzumelden, verantwortlich kontrolliert durchzuführen? Ich kann es mir jedenfalls vorstellen.
Aus der Truppe | 29. März 2017 – 21:21
Edgar Lefgrün | 29. März 2017 – 23:51
Naja um einen Teil ein wenig zu relativieren, dank SAZV gibt es etliche Stützpunkte welche mit Gleitzeitmodellen arbeiten, Kernzeit zwischen 0900-1500. Da „schlendern“ dann halt mal Soldaten um 0830 durch die Kaserne. Damit wäre das Antreten erst um 0900 möglich, und was ist da traditionell? Richtig NATO-Pause ;)
Ich versuche nicht auf den politischen Aktionismus einzusteigen welcher durch die IBuK forciert wird und hoffe inständig das sie ihre „Drohung“ nicht wahr macht und nochmal 4 Jahre „führt“.
Moin an alle Echokammerfilterblasenbewohner und Schreibtischstrategen,
ich möchte einmal im OT auf die blinden Flecken in Ihrer Wahrnehmung hinweisen.
Schulbildung in Deutschland?
ERZIEHUNG in der Familie??
Ausbildungsplätze in Deutschland?
Na erkennt oder erahnt nur jemand einen Zusammenhang?
Wildpferde 18-20 Jahre auf der Weide und dann erziehen innerhalb der Streitkräfte, muhhahhah!
Wie soll das laufen? Ich hau dem Köter einen mit der Zeitung wenn er auf den Teppich sch…t.
Wir wollen junge, körperlich fitte Typen, die ohne viel Federlesen und NACHDENKEN dem z. B. Talib die Hütte eintreten unter Einsatz des eigenen Lebens, ach ja günstig müssen sie sein, nach ein paar Jahren erledige ich mich der Verantwortung/Erziehung (SaZ) denn dann haben sie ja das Rüstzeug um nochmal im ersten Arbeitsmarkt voll durch starten zu können, oder sollte ich sagen in der Verwertungskette?
Schön wäre es auch wenn sie das Testosteron einfach beim UvD abgeben, sich klar machen zur Intensivnutzung (Einsatzdauer & Frequenz) und mal locker auf soziale Bindung in der Heimat verzichten, aber mit Knigge in der Seitentasche.
Na klingelt da was, meine Herren?
0815 | 29. März 2017 – 23:13
BZ
Die immer wieder kritisierten „Rituale“ waren „früher“ die REGEL!
Stichwort „Uffz-Aufnahme“.
Das war eine „offizielle“ Veranstaltung, Ltg Spieß, die wenigen Offz der Einheit wurden für diesen Teil des Abends eingeladen, auch der Chef (vorher, dh zwischen „Auftragserteilung“ an die aufzunehmenden Uffz/UAmbL und der „Vereinssitzung“ des UffzKorps, waren diese nicht zugegen).
Und was da an Aufgaben zu erledigen war, war teils wirklich herausfordernd und nach heutigen „Maßstäben“ teils sicher auch „entwürdigend“, jedoch – ich war nicht „bordeaux“, nur „grün“ – unter tatsächlicher Fhrg eines erfahrenen Spieß auch begrenzt. Aber klar, je nach persönlichem Empfinden, machte sich der eine oder andere da schon mehr oder weniger zum Kasper. U d das SOLLTE auch so sein, Lesen, Schreiben, Rechnen UND die Fähigkeiten, die es zur Erfüllung der DP-Aufgaben bräuchte, lernte man ja in der Ausbildung UND auf dem Lg. Es gab „damals“ ja auch „Durchfaller“, auch das scheint heute eher die Ausnahme zu sein. Angefangen bei der „Eignungsfeststellung“…
Ziel, Sinn und Zweck dieser „Vorführung“ war es, eine gerade idR NICHT dienstbezogene Aufgabe, die teils recht viel Improvisation, Flexibilität und manchmal auch ein wenig persönliche Überwindung kostete (die Aufträge würden, bei „guten“ UffzKorps auch auf den Kandidaten „zugeschnitten“) zu bewältigen und anschließend den versammelten und ja, auch nicht mehr ganz genau nüchterne, nun Offz/UffzKorps vorzuführen.
Heute nennt man sowas „Comedy“, und ein MB füllt mit der deutlich untersten Kategorie Stadien und verlangt auch noch Eintritt…
So ändern sich die Zeiten!
In einer Bw die einerseits „richtigen“ Krieg erlebt (gerade die „bordeaux“ und „grün“ behüteten inkl der früher überhaupt nicht ernst genommenen „Sanis“ und anderen Unterstützer), aber andererseits aus einer, und da verweise ich einfach auf andere Kommentare, nahezu „erziehungsfreien“, „willenlosen“ Spaßgesellschaft FREIWILLIG rekrutiert wird, kann das mEn nur daneben gehen!
Ich will hier KEINESFALLS Straftaten billigen, Quälereien oder beliebigen Schikanen beispringen, ABER: Soldat (und auch Polizei und noch ein paar ähnlich gelagerte Berufe) ist nun einmal KEIN Beruf, wie jeder andere, und da wäre es eigentlich bereits die PFLICHT des Dienstherren,
Bei der Ursachenforschung sollte man auf den Schulhöfen dieser Republik anfangen.
Pfullendorf ist die, wenn auch extreme Spitze, eines Eisberges. Und Frau Minister, dass mit dem „Es geht auch ohne Schulabschlus bei der Truppe“ würde ich mir auch nochmals überlegen.
@ 0815:
Deckt sich mit meinen Erfahrungen, die in Anzug und Gruß sichtbar münden/beginnen. Es wird aber auch nichts dagegen unternommen. Früher wäre das auf der Ebene Gruppenführer abgestellt worden – heute juckt es keinen mehr. Und den es juckt, der muss sich dumme Fragen von unten und oben stellen lassen – oder arbeitet gegen Windmühlen. Letztens kam mir schon der erste sog. Spieß in einer OHG/UHG entgegen, Zottelbart, keine Hosengummis, da wäre mir fast das Essen aus dem Gesicht gefallen. Mit meinem Bild des „deutschen Soldaten“ ist das jedenfalls nicht kompatibel. Und dann fangen dieselben an, die in Vorschriften den Passus „im Dienst“ fett drucken und die Trennung von Funktions- und Unterkunftsgebäuden ersonnen oder zumindest abgesegnet haben, darüber zu fabulieren, dass doch „nach Dienst“ besser hingesehen werden soll.
@ Koffer:
Ich gäbe Ihnen dann vollkommen recht bezüglich der Funktionsdienste als Mittel zur Aufrechterhaltung von Disziplin und Ordnung, wenn sie auch dienstgradgerecht besetzt würden. Zumindest die Dienste mit „Truppennähe“ (in erster Linie UvD) werden ja kaum mehr mit Unteroffizieren besetzt – früher war das dem Vernehmen nach, weit vor meiner Zeit – klassische Aufgabe eines Gruppenführers.
@ STO:
Sie haben sicherlich recht, die Streitkräfte sind nicht die einzigen, die in puncto „Erziehung“ teilweise bescheidene Erfolge erzielen. Militärische Erziehung hat jedoch einen besonderen bzw. einzigartigen Zweck, sie kommt in letzter, grausamer Konsequenz dann zum Tragen, wenn der normale Instinkt „verkriechen“ oder „abhauen“ wäre. Unter Verweis auf das Versagen anderer die eigenen Bemühungen einzustellen, halte ich für absurd. Dann sollte man das ganze „Abenteuer“ Streitkräfte besser sein lassen. Für mich ist das ganze Problem hausgemacht. „Nachwuchsgewinnung“ und „Attraktivität“ schwebt über allem, hier wird runter gedreht, da wird geschraubt und am Schluss wundert man sich, dass sich solche Dinge doch tatsächlich in deutschen Kasernen abspielen. Diese Sorglosigkeit und Weltfremde sind bedenklich.
Im Zusammenhang mit Pfullendorf bitte nicht die zeitlich deutlich unterschiedlich gelegenen drei Vorgänge von 2014-2017 verquicken.
Trennung
Erziehung von „erwachsenen“ Soldaten ist kein einfaches Unterfangen, soweit die Binse. Der Kern des Problems ist aber vielerorts der Anspruch der Erzieher an die Soldaten, der oft von dem Maßstab abweicht den sie an sich selbst legen. Aus eigener aktueller Erfahrung im Rahmen der Führernachwuchsausbildung kann ich nur sagen, dass wirkungsvolle Prägung vom Vorleben lebt. Da scheitert es schon oft, auch wegen einer „alle Neuen sind unwillig und unfähig“-Einstellung vieler Ausbilder. Damit wird oft versucht persönliche Ausbildungsmängel zu überdecken. Und hier finden wir auch die Brücke zur Problematik der mangelnden Kontrolle vor allem nach Dienst. In den besonders prägenden Abschnitten der Ausbildung (GA, allgemeinmilitärische Lehrgänge) fehlt es zwar durch die strikte Regulierung der Arbeitszeit und dem Wegfall der Ordnungs- und Funktionsdienste an Instrumenten dafür, aber morgendliche Vollzähligkeiten zu Dienstbeginn, Kontrolle der Unterkünfte (Achtung: nur unentgeltlich zur Verfügung gestellte!) und Abstellen von Mängeln beim Thema Anzugsordnung sind Führungsaufgaben. Das ist alles möglich, muss nur durchgesetzt werden.
Und zum gesamten Umgang mit allen Vorfällen im Rahmen der inneren sozialen Lage bitte ich den öffentlichkeitswirksamen Aktionismus des BMVg nüchtern zu betrachten. Die Pressemitteilungen zu Pfullendorf vom Ministerium lancierten erstaunlich passend die entsprechenden (zunächst unpopulären) Maßnahmen zu den Themen „Diversity“, „sexuelle Vielfalt“ etc. Nach wie vor gibt es per Gesetz (WDO) nur einen wirksamen Sanktionierungsweg innerhalb der Streitkräfte bei Dienstvergehen (und auch jegliche Straftaten sind genau das). Und der führt über den nächsten Diziplinarvorgesetzten und gegebenenfalls die Wehrdisziplinaranwaltschaft.
Leider, und das gebe ich aus persönlicher Erfahrung weiter, muss der jeweilige Vorgesetzte hier auch mal Druck aushalten. Das ist zum Teil verständlich, aber ebenfalls nicht im Sinne der vielzitierten inneren Führung.
Zum Schluss noch eine Frage: Das zitierte Schreiben des GI kann ich derzeit online nicht finden, kann mir dazu jemand helfen? Mich würde der gesamte Text sehr interessieren.