Britischer ‚quick fix‘ für die A400M: Kein Modell für die Luftwaffe

Für die Probleme mit dem Propellergetriebe des Transportflugzeugs Airbus A400M hat die britische Royal Air Force eine schnelle Zwischenlösung entwickelt. Mit einer Modifikation des auch bei der deutschen Luftwaffe genutzten Pinion Plugs könnten die Maschinen recht zügig wieder flugklar gemacht werden, berichtete das Fachmagazin Armada International Anfang der Woche:

It initially took three to four weeks to replace the problem but we’ve got that down to four days now and by February we should have 13 aircraft with modified TPPGBs [Truncated Pinion Propulsion Gearbox].

Ich habe auf der Grundlage dieses Berichts mal bei der Luftwaffe nachgefragt, ob dieser quick fix auch von der Bundeswehr genutzt werden könnte. Kurze Antwort: Das ist nicht sinnvoll. Für die ausführliche Antwort zitiere ich lieber mal – da ich weder Maschinenbauer noch Techniker bin – in wesentlichen Teilen die Aussagen des Presse- und Informationszentrums Luftwaffe:

Die aufgeführte „Lösung“ der Briten bezieht sich auf den Wechsel des Problemmoduls PGB (propeller gear box), welches das Schadteil Input Pinion Plug beinhaltet, direkt an der Tragfläche des Lfz. Die temporäre Lösung von EPI (Europrop International – Triebwerkshersteller) für dieses Problem sieht den Einbau eines Truncated Pinion Plugs (Verkürzung des Rissanfälligen Bauteils, to truncate = kürzen, abschneiden) vor. Dieser ist nur durch einen PGB Wechsel (Propeller Gear Box Wechsel) durchzuführen.
In der Luftwaffe wird diesem Problem wie folgt begegnet:
– Abbau des schadhaften Triebwerks,
– Abrüsten der Anbauteile, anschließendes Versenden an MTU,
– dortiger Abbau des PGB und
– anschließende Reparatur des PGBs durch Einbau des Truncated Pinion Plugs bei AVIO (zuständig für das A400M PGB)
Dann geht das reparierte PGB zum Einbau zurück an MTU, anschließend das Triebwerk zurück zur Luftwaffe.
Die PGB mit „truncated pinion plug“ ist lediglich eine Zwischenlösung bis zur Qualifizierung und Einführung des umkonstruierten Bauteils. Dieses ist noch nicht verfügbar. Auch die PGB mit „truncated pinion plug“ werden erneut ausgebaut werden müssen, um die endgültige Konstruktion einzubauen.
Zudem sind alle PGB betroffen, aber die clockwise (Uhrzeigerrichtung) drehenden PGB deutlich stärker. Diese haben daher ein sehr kurzes Inspektionsintervall. Die counterclockwise PGB müssen aber ebenfalls inspiziert werden, nur nicht so oft.
Falls nach Einbau der umgerüsteten PGB Fehler oder Schäden auftreten, muss das ganze Triebwerk trotzdem ausgebaut und als Ganzes (mit PGB) zur Instandsetzung zum Hersteller geschickt werden. Wird eine gewechselte PGB beim Hersteller ins Triebwerk eingebaut, kann das Triebwerk direkt vor Ort im Teststand geprüft werden.
Der Wechsel der PGB „on wing“, also bei eingebautem Triebwerk, ist weder eine Lösung des Problems, noch verkürzt er die Störbehebung wesentlich, da die größte Verzögerung in der Umrüstung der PGB selbst beim Hersteller AVIO entsteht. Es stehen zuwenige PGB mit „truncated pinion plug“ zur Verfügung, die Umrüstung der PGB dauert zu lang, nicht der Wechsel der PGB, oder es würden erhöhte Kosten durch eine größere Umlaufreserve an PGB entstehen.

Das ist jetzt sehr technisch. Aber die Fachleute werden damit schon was anfangen können. Interessant ist, wie bei zwei verschiedenen Nutzernationen die technischen Gegebenheiten so unterschiedlich bewertet werden.

(Archivbild: The Royal Air Force’s first A400M transport plane is unveiled at RAF Brize Norton in November 2014 – Andrew Linnett/©Crown Copyright 2014/Open Government License)